Ich mache einen qualifizierten Entzug und würde mich gern vorstellen

  • [font=arial]Hallo, hallo zusammen,

    seit Stunden lese ich hier im Forum und finde mich in vielen Posts wieder. Da ich vor ein paar Wochen eine große Entscheidung getroffen habe, nämlich die, eine qualifizierte Entgiftung in einer Klinik zu machen, könnte ich ein paar Anregungen, Tipps etc. gebrauchen.

    Ich bin Angela, 50 Jahre jung, und bin alkoholsüchtig. Manchmal denke ich, dass ich aus Langeweile trinke, manchmal bei Stress und manchmal zur Entspannung.

    Seit Sommer 2018 bin ich Hausfrau – zum einen, weil es hier im „Ländlichen“ keine Anstellung gibt, die mich ausfüllen würde, zum anderen, weil ich meinen an Parkinson erkrankten Vater betreue. Finanziell kann ich es mir Gott sei Dank leisten, nicht zu arbeiten.

    Nun habe ich also den Entschluss gefasst, abstinent zu leben. Natürlich habe ich vorher auch nach „wie trinke ich weniger“ und solchen Sachen gegoogelt, habe dann aber, wenn ich Lust auf ein Bier hatte, noch nicht einmal mit mir gehadert, sondern einfach ein Bier aufgemacht.

    Das seltsame (vielleicht hatte hier ja auch jemand mal das Phänomen) ist: Wenn ich mit meinem Lebensgefährten unterwegs bin und Auto fahre – also beschäftigt bin – absolut NULL Verlangen nach einem Bier habe. Ich denke noch nicht einmal daran. Wir waren neulich bei meinem Vater und ich hatte den ganzen Tag alle Hände voll zu tun. Abends sind wir dann Essen gegangen und ich habe „mein verdientes“ Bier getrunken, was natürlich extra lecker geschmeckt hat – hat mein Suchtteufelchen gesagt. Es wurde den Abend auch nur ein weiteres Bier mehr, was für die 4 Tage, wo wir weg waren auch so blieb (also täglich max. 2 Bier).

    Wenn ich hier zu Hause bin, geht es gegen 12 Uhr los … da gehe ich bei schönem Wetter mit dem Hund in den Garten, rolle die Markise aus und trinke ein kühles Helles – wie im Urlaub – juchuu). Dann trinke ich noch ca. 2-3 weitere Bier, esse etwas, und mach dann „Nickerchen“. Das Nickerchen mache ich aber eigentlich nur, damit ich nicht so viel trinke. Das Bier vor dem Nickerchen trinke ich, damit ich Nickerchen machen kann – Trick 17 mit Selbstverarschung hoch 10 – ich weiss.

    Nach dem Nickerchen geht es dann langsam weiter und bis ich im Bett bin (wo ich sehr schön, sehr schnell, dank dem Bier, einschlafen kann, sind 7 – 10 0,5-l-Flaschen diesen Tag geleert.

    Man könnte jetzt sagen: Such Dir einen Job, ja klar. Aber wie schon erwähnt, ist das hier nicht so einfach; auch hat ein Chef bestimmt keine Lust darauf, dass ich alle 4 – 6 Wochen 4 – 5 Tage frei brauche, um zu meinem Vater zu fahren (und ja, der hat Pflegedienst vor Ort, es funktioniert aber nicht so toll und er muss oft in die Klinik).

    Auch war es, als ich hier noch einen Job hatte, auch nicht wirklich besser. Ich hatte zwar „auf Arbeit“ nie das Verlangen nach einem Bier, aber wenn ich dann zu Hause war, waren es auch 4 – 5 Flaschen ab Nachmittag.

    Da meine Leberwerte seit 2 Jahren zu wünschen lassen und ich – denke ich – eine Neuropathie in den Füssen habe – also ständig kribbelige, teilweise eingeschlafene Füße – habe ich mich nun entschlossen, Nägel mit Köpfen zu machen.

    Ich werde am 14.09.2020 in die Klinik St. Lukas in Bad Griesbach gehen (war da schon einmal jemand von Euch?). Ich freue mich teilweise sogar darauf. Dass mein Lebensgefährte das natürlich toll findet ist klar. Er hat mich vor 10 ½ Jahren schon als „Biertrinker“ kennengelernt und war die ganze Zeit „schlau genug“, mir meinen Willen zu lassen. Ich glaube, es bringt nicht viel, wenn ein Alkoholiker immer und immer wieder hört – musst Du denn schon wieder trinken? Jedenfalls ist er euphorisch und ich glaube ich auch. Dabei mache ich mir aber natürlich trotzdem Gedanken. Wie hart wird der Entzug? Die machen das dort mit medikamentöser Unterstützung. Ich hatte erst eine andere Klinik im Sinne, wo mit kleinen elektrischen Dingern „unterstützt“ wird - Neuro-Elektrischen Stimulation – mich dann aber doch dagegen entschieden, aus verschiedenen Gründen.

    Was wird nach dem Entzug? Selbsthilfegruppen sind hier wie Jobs – Mangelware. Ich war schon bei einer Psychotherapeutin, die aber erst im Frühjahr nächsten Jahres Termine hat.

    Irgendwo habe ich gelesen, dass der „Kampf“ erst los geht, wenn man wieder zu Hause ist.

    Ich würde mich freuen, viel von Euch zu hören – und sorry, dass ich ein Buch geschrieben habe – „Tippsenkrankheit“

  • Hallo, Angela!

    HERZLICH WILLKOMMEN hier bei uns im Forum :welcome: und vor allem: Glückwunsch zu dem Entschluß, Nägel mit Köpfen zu machen 44.

    Kurz zu mir: Ich bin m, 57, Alkoholiker und nach mehrere Anläufen nun schon seit mehreren Jahren trocken und auch in der Suchtselbsthilfe aktiv.
    Achja: Ich bin zufrieden trrocken und es fehlt mir absolut NICHTS!

    Wie ich Dich interpretiere, hast Du Dich schon ein wenig informiert, ob und welche SHG es in Deiner Nähe gibt. Und ja, auf dem Land ist es leider etwas schlechter mit dem Gruppenangebot bestellt als in der Stadt, z.Bsp. in Berlin, wo wir einige Hundert verschiedene SHG zur Auswahl haben.
    Von daher empfehle ich Dir unsere Linksammlung und unsere Bücherecke - hier findest Du noch jede Menge weiterführende Informationen.

    Übrigens würde ich das mit der Polyneuropathie tatsächlich mal abklären lassen, denn die Sympthome lassen wirklich auf PNP schließen. Und damit sollte man nicht spaßen,

    Und das, was Du über den "Kampf", der erst zu Hause beginnt, gelesen hast - dem kann ich aus eigenem Erleben nur zustimmen. Und von demher wäre eine SHG nach der Therapie äußerst hilfreich. Aber auch eine Online-SHG (wie z.Bsp. wir hier) kann unterstützen. Aber es wird nicht einfach werden.

    Hast Du mit Deinem Mann/Lebensgefährten über das Thema und Dein Vorhaben, Dein Problem gesprochen? Wie steht er dazu?

    Ich wünsche Dir jedenfalls viel Erfolg und einen guten Austausch!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Greenfox und vielen Dank für die nette Begrüßung!

    Wegen der Neuropathie hatte ich Mitte September schon einen termin beim Neurologen - den werde ich jetzt verlegen auf nach dem Entzug. Vielleicht könnne die Ärzte ja in der Klinik auch schon ein wenig machen.

    Mein Freund ist total begeistert. Er kennt mich zwar von Anfang an als Biertrinker, hat aber natürlich auch gemerkt, dass alles aus dem Ruder gelaufen ist. Ich bin froh, dass ich mit ihm auch offen darüber reden kann. Sein Vater war Alkoholiker und ist kurz vor seinem 60. Geburtstag gestorben - Leberversagen.

    Zwei Bücher liegen schon bei Amazon in meinem Einkaufswagen :)

    Eine Frage: Ich hab 2016 mit dem Zigarettenrauchen ad hoc aufgehört und dampfe nun (allerdings mit ein wenig Nikotin). Ich habe immer noch eine Schachtel Kippen in der Schublade - keine Ahnung warum. Aber irgendwie hatte ich anfangs immer Torschusspanik: Was, wenn ich jetzt eine will und keine habe,,,

    Wie ist das mit dem Bier bzw. Alkohol? Mein Freund will das gesamte Haus leerräumen wenn ich wieder komme, einschließlich Kochwein. Seine Mutter wohnt mit uns ihm Haus und ihr Freund, der alle 2 Wochen hier bei ihr bernachtet, trinkt Bier. Er möchte seiner Mutter bitten, auch das wegzuräumen ... ist das zu viel verlangt? Er trinkt Jever Bier, was ich im Leebtaach (spricht der Hesse) nicht trinken würde, weil es mir nicht schmeckt - aber wer weiss, wie ich dann nach dem Entzug drauf bin?

    Liebe Grüße

    Angela

  • Das mit dem "alkoholfreien Haushalt" finde ich eine sehr gute Idee 44.

    Das habe ich damals bei meinem Ausstieg auf Empfehlung der "alten Hasen" bei mir auch so gemacht und empfehle es heute Jedem aus Überzeugung:
    Sollte Dich der Jieper, der Suchtdruck überkommen, dann schaltet sich quasi das Gehirn/der Verstand aus und Du greifst nach allem Alkoholischem im Haushalt, auch wenn Du Dir vorher eigentlich vorgenommen hattest, es NICHT zu tun. Wenn allerdings nichts im Haushalt ist, dann muss man erst irgendwohin, um sich etwas zu organisieren - und dann hat man zumindest die Zeit gewonnen, sich eine Alternative zu überlegen. Und hoffentlich gewinnt die Vernunft.
    Zumindest mir hat dies schon geholfen.

    Mit dem Rauchen habe ich vor 5 Jahren aufgehört und bin auch auf's Dampfen umgestiegen - mit dem Ziel, endgültig aufzuhören. Nach einem Jahr Dampfen habe ich auch den elektrischen Lutscher weggeworfen.
    ICH kann Dir nur raten, das Hintertürchen (Schachtel Kippen in der Schublade) zu schließen und auch hier "Nägel mit Köpfen" zu machen. Wozu hast Du die eigentlich noch, wenn Du sowieso schon auf's Dampfen umgestiegen bist?

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  • Hallo Angela,

    meine Gratulation zu Deinem Entschluss Dir Hilfe zu suchen! Bis Mitte September ist es ja
    nicht mehr gar so weit.

    Und wahrscheinlich wird alles anders, als Du es Dir vorstellen kannst. Es ist u.a. eine enorme
    Erleichterung nicht mehr trinken "zu müssen".

    Du wirst viel neue Eindrücke bekommen und bestimmt auch viele Tipps für die erste Zeit.

    Und Du hast den Vorteil, dass Dein Partner zu Dir steht! Das ist sehr wichtig, auch dass keine
    Alkoholika mehr im Haushalt sind!

    Ich wünsche Dir Zuversicht und Vertrauen in Dich selbst! Denn das Du es schaffst, liegt dann
    ganz allein in Deiner Hand!

    LG Elly

    Das Leben ist nicht immer einfach, aber eindeutig einfacher ohne Alkohol zu bewältigen!

  • Guten Morgen Elly,

    danke für die lieben Wünsche. Ich hoffe wirklich, dass man da für mich auch einen guten "Plan" entwickeln kann. Ich verbinde so viel, bzw mache so viel mit Alkohol .... Gartenarbeit, abends schön in die Badewanne, natürlich mit einem Bier.... Termine nehme ich nur noch vormittags wahr, da ich ja nachmittags "Nickerchen" mache und vor 18 Uhr meist nicht vom Sofa wieder runterkomme. Es ist schon erschreckend, wie Alkohol das Leben beeinflusst. Ich hoffe, dass ich auch nach dem Entzug wieder gern in die Badewanne gehen werde, ohne denken zu müssen, dass da was fehlt.

    Liebe Grüße

    Angela

  • Hallo Angela,
    Ich bin Britt, Mitte 50 und trockene Alkoholikerin.
    toll, dass du diesen Entschluss gefasst hast.
    Zu der Klinik kann ich dir leider nichts sagen, aber Google doch einfach mal "Klinikbewertungen".
    Ich habe vor der qualifizierten einen körperlichen Entzug gemacht, musste also nüchtern sein, um diesen 2. Schritt überhaupt zu gehen. Bist du denn z. Zt. nüchtern oder trinkst du noch? Warum freust du dich "teilweise" ? Wovor hast du Angst?
    Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Selbstvertrauen für die kommende Zeit.
    Wenn du Fragen hast, immer raus damit.
    LG Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~


  • Ich verbinde so viel, bzw mache so viel mit Alkohol .... Gartenarbeit, abends schön in die Badewanne, natürlich mit einem Bier....

    Hallo Angela,

    ohja, der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Aber man kann sich auch selbst "umprogrammieren". Man kann sich auch
    mit anderen Aktionen etwas Gutes tun. Wieso nicht einen schönen Kaffee, Cappuchino oder gar mal ein paar Gummibärchen,
    Schokolade, etc. oder mal laut Musik hören, spazieren gehen in der Natur. Es gibt soviel Schönes!


    Es ist schon erschreckend, wie Alkohol das Leben beeinflusst.

    Und genau das musst Du Dir immer wieder vor Augen führen! Der Alkohol ist ein kleiner Teufel, der Dir einflüstern
    will, dass es nur mit ihm schön ist. Und genau das ist ein Irrglaube! Ohne Alkohol ist alles viel einfacher. Auch Du
    wirst das bestimmt bald feststellen, und dann hoffentlich alles dafür tun, dass es dabei bleibt!

    LG Elly

    Das Leben ist nicht immer einfach, aber eindeutig einfacher ohne Alkohol zu bewältigen!

  • Hallo Britt,

    ich kann in der Klinik die körperliche Entgiftung machen und danach den Entzug oder die Entwöhnung. Nagelt mich da bitte nicht auf die Begriffe fest. Ich bin 4 Wochen da und hoffe, das reicht. Die körperliche Entgiftung wird dort mit Hilfe von Medikamenten gemacht - davor gruselt es mir ein wenig, aber ich denke, die wissen was sie tun.

    Die Bewertungen der Klinik sind super, aber genau wie bei Amazon traue ich halt all den Bewertungen nicht wirklich. Trotzdem sehe ich dem Ganzen positiv entgegen. Dass mir ein wenig mulmig ist, sollte verständlich sein.

    Ich trinke momentan noch - aber was meinst Du mit nüchtern ... blöde Frage? Ich werde am 14.9. dorthin fahren (selber, er fährt nicht gern), zusammen mit meinem Freund. Wir fahren den Freitag davor schon und machen ein paar Tage "Uraub" in Bayern, wo wir auch einmal gewohnt haben. Ich habe mir schon oft überlegt, ob ich jetzt schon versuchen soll weniger zu trinken, es dann aber wieder verworfen. Wahrscheinlich werde ich dann dem Teufelchen am Sonntag Abend davor bei einem schönen Schweinebraten mit Kloß dann adieu sagen.

    Elly - ich denke, es wird schon irgenwelche andere "Belohnungen" für mein Hirn geben - die Psychologen werden mir da sicherlich helfen.
    Den kleinen Teufel habe ich erkannt, nur ist er momentan noch stärker als ich.
    Ich werde bestimmt auf Eure "Tipps und Tricks" in zukunft mit angewiesen sein und hoffe, dass sie zahlreich sind :)

    Für heute Abend gute Nacht!

    LG

    Angela

  • Hallo Angela,
    als ich damals aus verschiedenen Gründen Trinkpausen eingelegt habe, war ich lediglich nüchtern.
    Nüchtern war ich auch beim Autofahren oder bei der Arbeit.
    Im Kopf freute ich mich aber immer auf das nächste Glas. Nasses Denken eines Alkoholikers...
    Nach ca. 1 Jahr Nüchternheit war ich dann trocken/abstinent/enthaltsam. Aber eigentlich egal, es sind die gebräuchlichsten Worte für den Nichtgebrauch von Alkohol.
    Ich hab mal nachgelesen. Die (Privat?) Klinik, die du dir ausgesucht hast, ist ja eine Rehabilitationsklinik für Orthopädie und Psychosomatik. Ist das denn eine "klassische" stationäre Langzeittherapie? Für eine stationäre Entwöhnungsbehandlung als Standard- bzw. Langzeittherapie nennt der Kostenträger eine Dauer von 12 – 15 Wochen, so meine Erfahrung. Ich wünsche dir natürlich, dass du es in 4 Wochen hinbekommst, aber zur weiteren Stabilisierung empfehle ich dir unbedingt eine Nachsorge in einer suchtspezifisch ausgerichteten ambulanten Einrichtung, in einer SHG oder bei einem Psychotherapeuten .
    LG von Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Eine "qualifizierte Entgiftung" dauert im Gegensatz zur normalen Entgiftung (bzw zur Entwöhnungstherapie) ca. 4 Wochen - so lange hat früher eine "normale" Entgiftung mal gedauert, heute nennt sich das schon "Qualifiziert".
    Meine letzte Entgiftung war eine solche "Qualifizierte" Entgiftung. Und da wurde gleich vom ersten Tag an mit psychologischer Betreuung und Therapie gearbeitet.

    Ich empfand es als sehr positiv - zumal mir die Krankenkasse und auch die Beihilfe trotz vorheriger Zusage die Kostenübernahme für eine Therapie verweigerten. Und bei MIR hat es ja auch gewirkt - nicht gewürgt ;) Es hat bei mir einfach "Klick" gemacht!

    Allerdings habe ich auch im Anschluß intensiv weitergemacht - mir Gruppen gesucht, Einzeltherapeut etc.
    Ergebnis: bin bis heute trocken :D

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  • Guten Morgen!

    Brit : Ich lese auch immer wieder überall 12 Wochen und mehr. Ich denke, da es dort in einer Gruppe max. 10 Leute gibt, können die Therapeuten sich mehr Zeit für den Einzelnen nehmen.
    Dort steht z.B.

    "Bei einer Alkoholsucht oder Alkoholismus ist es wichtig, sich zunächst das existierende Problem einzugestehen und dann umgehend und konsequent zu handeln. Mit einer intensiven Unterstützung durch Ihr Umfeld und den Beistand unseres geschulten Fachpersonals können Sie in nur vier Wochen Ihr Leben positiv und nachhaltig verändern. Dabei werden Sie mit Ihren Ängsten, Sorgen und Nöten nie alleine gelassen, sondern erhalten eine Rundum-Betreuung, die Ihnen dabei hilft Ihr Problem anzupacken und hinter sich zu lassen. Mit konsequenter Arbeit an sich selbst, auch nach einem Aufenthalt in unserer Klinik, wird der Alkoholentzug nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig Ihre Lebensqualität verbessern und Ihnen bei einer gesunden Lebensweise helfen."

    Es geht dort auch gleich am ersten Tag schon richtig zur Sache. Und ja, es ist eine Privatklinik. Vielleicht werden mich hier einige nicht verstehen, aber ich wollte nicht zusammen mit Drogenabhängigen etc. eine Therapie machen, in Gruppen von 20, 30 oder 40 Leuten.

    Greenfox : Ich bin intensiv auf der Suche nach Selbsthilfegruppen und einem Therapeuten für "danach" und könnte kotzen, dass die Therapeuten frühestens erst Anfang nächsten Jahres Termine haben. Davor hab ich am meisten Angst... dass ich "frisch, fromm, fröhlich, frei..." aus der Klinik komme und dann in ein Loch falle.

    Das einzige, was es hier in dem Städtchen gibt ist eine Suchtberatungsstelle - auf der Webseite steht, dass es momentan keine Gruppen wegen Covid-19 gibt, aber ich werde da trotzdem mal anrufen. Corona hin oder her, man muss doch irgendwie betreut werden ....grummel.

    Schön, dass hier so viele Leute sind, die es geschafft haben und trocken sind :) Ich finde, keiner versteht mich mehr als Ihr - wie denn auch?

    Eine Frage noch: Ich habe mir überlegt, während der Zeit in der Klinik alle Kontakte in meinem Handy zu blockieren, ausser meinen Lebensgefährten. Was haltet Ihr davon? Oder ist es kontraproduktiv, alle zu blockieren, dann wieder ins Leben zu spazieren und dann die geballte Ladung von Mutter, Vater und wer weiss wem abzubekommen?

    LG

    Angela

  • Moin Angela,
    ja, das liest sich auf den Webseiten immer sehr gut. Aber glaub mir, so einfach ist es dann doch nicht...
    Die Idee, dein Handy auszustellen, finde ich übrigens sehr gut. Dann kannst du dich ganz auf dich selbst konzentrieren.
    Du hast eine Suchtberatungsstelle vor Ort? Besser geht es doch gar nicht. Du könntest schon JETZT als Vorbereitung für deinen Klinikaufenthalt die s.g. Informations-/Motivationsgruppe besuchen. Sie dient der eigenen Orientierung und ggf. der Vorbereitung für die Nachsorge. Diese Gruppe kannst du ohne Anmeldung besuchen. Und wer weiß, vielleicht bist du ja mit der Motivation bis zum 14.9. schon 3 Wochen "trocken"? Wäre doch toll, oder?
    LG Britt

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  • Zitat

    Ich habe mir überlegt, während der Zeit in der Klinik alle Kontakte in meinem Handy zu blockieren, ausser meinen Lebensgefährten. Was haltet Ihr davon?

    Ich sag mal so: Meine Langzeittherapie habe ich damals bewusst am AdW gemacht und dort waren Handys auch nicht erlaubt (abgesehen davon, dass die damals noch nicht so "lebensnotwendig" waren wie heute ;) ) - eben damit ich mich auf MICH konzentrieren kann und nicht ständig von den Problemen draußen eingeholt und dadurch abgelenkt werde. Einerseits ist es mir natürlich schwergefallen - Frau und meine kleine Tochter alleine zu Hause. Aber andererseits: Was ist besser: Ich bin zu Hause und saufe - und somit zu nix nütze? Oder kurzfristig nicht erreichbar - und anschließend wieder für die Familie mit voller Kraft da?!
    Nur zur Verdeutlichung: Ich bin Berliner, die Klinik war in Hennef. Also MICH konnte keiner meiner "Kumpels" mal so eben besuchen …
    In meiner Gruppe war jemand aus Köln, dessen Frau ebenfalls Alkoholikerin war - und die fast jedes Wochenende zu Besuch kam und ihm die Ohren volljammerte. Du kannst Dir ja vorstellen, wie "gut" er sich da auf sich und seine Therapie einlassen konnte …

    Ich denke, es wäre eine gute Idee, zumindest die ersten 3 Wochen das Handy auszuschalten. Und die letzte Woche nur mit Deinem Lebensgefährten zu kommunizieren …
    Zumal Du ja sagst, dass Dein Lebensgefährte hinter Dir steht. Und wenn Ihr das vorher besprecht, dürfte das kein Problem sein.
    Ist aber nur so eine Idee ...

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  • Hallo Angela,

    wenn Du hier im Forum schon stundenweise gelesen hast, waren wahrscheinlich auch Beiträge von mir dabei, ich verzichte also einfach mal drauf, mich da zu wiederholen.

    Zu der quaifizerten Entgiftung kann ich nichts sagen, da ich erst mal alleine aufgehört habe und dann "nur" ein paar Sitzungen in der Suchtberatung hatte, Motivationsgruppe und Einzelgespräche zusammengerechnet Alles in Allem vielleicht 25 Stunden. Ich war noch nie selbst Patient in einer Entgiftung, habe nur schon ein paar Leute in Therapien besucht.

    Ich habe jedenfalls auch auf dem Land gelebt und musste schon zur Suchtberatung 25 km hin und das selbe wieder zurück fahren. Als ich mir dann Jahre später einen Therapeuten gesucht habe, bin ich sogar über 100 km gefahren.
    Gruppen haben mich erst mal überhaupt nicht interessiert, aber als ich mich dann mal umgeguckt habe, musste ich dann auch erst mal mindestens 20 km fahren, und dann passten die ersten Gruppen nicht mal. Ich hab ein paar Versuche gemacht, bin aber meistens nicht lange hingegangen, weil da für meine Gefühl wenig interessantes stattfand. Was möglicherweise mit dem "Land" zusammenhing, denn viel später bin ich dann in der nächsten Großstadt doch noch mit ein paar Leuten warm geworden. Also zu meiner Trockenheit haben Gruppen eher wenig beigetragen. Anfangs war mir das aber auch ganz recht, ich war an sich eher einzelgängerisch, als ich noch getrunken habe und auch die ersten Jahre danach.

    Es ist aber auch gar nicht mal so selten, das Alkoholiker mit verhältnismäßig wenig Unterstützung aufhören. Das wichtigste ist eh, das man es selbst will. Das kann einem niemand "beibringen".
    Ich habe gelesen, mir viel aufgeschrieben, was mich umgetrieben hat, bin viel spazieren gegangen. Ich musste mir im Gegesatz zu Dir zwar einen Job suchen, habe es aber auch genossen, dass ich erst mal einige Monate nur für mich hatte. Später habe ich öfter mal in Online-Foren gelesen. Vor 15, 20 Jahren gabs da mal welche in denen wirklich einiges los war. Entweder hat sich das geändert oder ich müsste mal suchen, aber heute wäre mir das auch eher zu viel.

    Mir kommt es beim lesen Deiner Beiträge jedenfalls so vor, dass Du viel Leerlauf mit dem Alkohol füllst. Auch als Du noch gearbeitet hast...wenn Du dann machen konntest, was Du wolltest, hast Du getrunken. Ich denke das wird das Hauptproblem werden und das werden/würden Gruppen und Psychotherapeuten auch nur teilweise füllen können, denn das sind nur wenige Stunden in der Woche und den großen Rest der Zeit wirst Du trotz allem ja selbst füllen müssen.
    Und da, denke ich, wirds eben drum gehen, dass Du lernst, auch mal im Garten zu liegen, ohne zu trinken. Oder Du suchst Dir sonst eine sinnvolle Beschäftigung, die Du dann ohne Alkohol ausübst. Ich bin z.B. selbstständig, muss aber auch nicht mehr sehr viel arbeiten, liege auch gerne im Garten und bezeichne als meine größte Begabung "Urlaub machen"...das kann ich besser als jede Arbeit, aber wenn ich dazu noch trinken würde, wäre der Spaß dann gleich vorbei. Ausserdem habe ich noch eine ehrenamtliche Tätigkeit, bei der ich auch ein bisschen denken muss und unter die Leute komme, ich neige nämlich nach wie vor dazu, das meiste alleine zu machen, also ich muss da auch gegensteuern. Denn mir tut es nicht gut, wenn ich nur im eigenen Saft schmore.

    Zur Not musst Du Deinen Radius für Gruppen oder Therapeuten halt erweitern. Wie Du schreibst, hast Du doch Zeit in der Gegend rumzufahren.

    Übrigens, ganz nebenbei, Du BIST drogenabhängig, denn Alkohol ist eine Droge und dazu sagar noch eine der schlimmsten überhaupt. Ich komme an sich aus der Ecke der illegalen Drogen und früher haben "wir" auf die Säufer immer runtergeguckt, weil Alkohol das Betäubungsmittel der braven Bürger war und ist, Alkoholiker waren ja die Feiglinge die sich nichts anderes trauten. Aber Alkohol bringt Dich mindestens so zuverlässsig um wie jedes andere Gift, um kaum eine Droge schädigt so viele Organe gleichzeitig. Und nicht wenige Junkies sterben dann an der Suchtverlagerung auf diese Alltagsdroge.
    Frag mal Suchtforscher, Alkohol wäre heute gar nicht mehr genehmigungsfähig, wenn er nicht so tief in unserer Kultur verankert wäre.
    Jetzt mach ich den Klugscheissmodus aber auch wieder aus.

    Jedenfalls, das muss man ernst nehmen wie jede Drogensucht, sonst würden nicht so viele scheitern oder dran sterben.
    In 4 Wochen können sie Dir in der Kliník da möglicherweise ein ganz gutes Handwerkszeug geben, aber die Änderung an sich wird im Normalfall viel länger dauern. Mit dem Handwerkszeug muss man dann natürlich "selbstständig weiterarbeiten".´Aber in Ländern mit weniger ausgebautem Gesundheitssystem geht es ja auch irgendwie. Also würde ich mich da vielleicht gar nicht so sehr drauf versteifen, dass es da unbedingt eine Betreuung geben muss. Trinken kann doch auch jeder selbst...will sagen, die Verantwortung fürs eigene Leben kann man sowieso schlecht abgeben.

    Gruß Susanne

  • Zitat

    ..dort waren Handys auch nicht erlaubt...


    Oh ja Greenfox, da sagst du was. Meine "Käseglocke" hatte so gar nichts von einer schönen Rehaklinik mit Hotelcharakter.
    Spartanisches Zimmer nur mit Waschbecken...Sammeldusche und Toilette...(am Ende des Ganges), nicht abschließbare Zimmertür ...TV von 18.00-23.00 uhr im Fernsehraum...keine sozialen Kontakte in der ersten Woche außerhalb des Hauses...zugeteilter Tisch-und Reinigungsplan...Pflichttermine bei SHG...vollgepackter Therapieplan mit Anwesenheitspflicht...
    Dokumentation beim Verlassen des Hauses...u.v.m.
    "big brother" war allgegenwärtlich..und wenn die Spielregeln nicht befolgt wurden, dann wurde man entlassen.
    LG Britt

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  • Sammeldusche und Toilette...(am Ende des Ganges)

    Ach watt - Du warst in Indien?? ;) ;D

    Naja, ganz so schlimm war es bei uns nicht - wir hatten wenigstens ein kleines Bad mit Toilette pro Zimmer (so wie heutzutage in den Krankenhäusern), die zweckmäßig eingerichtet waren (eben kein Luxus-Hotel).
    Und das mit der Kontaktsperre und den ganzen Regeln empfand ICH als nicht so schlimm. Ich wusste, was ich wollte (das man mir hilft, vom Alkohol wegzukommen), wusste, das dafür neben dem Willen auch Disziplin und Regeln notwendig sind UND ich habe mich darauf eingelassen. Bin also nicht (wie Einige) sofort auf Kontra gegangen.

    Viele Patienten kannten das doch gar nicht mehr: gemeinsame Einnahme von Mahlzeiten bzw. überhaupt die geregelte Einnahme von etwas, das man Mahlzeit nennen konnte. Regeln einhalten, Gemeinschaft (Fernsehen), etc - Vieles Dinge, die sie erst wieder lernen mussten.
    Bei mir war es dann, auch mal NEIN zu sagen, nicht immer alles zu übernehmen, was mir angetragen wurde. Oder auch andere Dinge.

    Den Sinn einiger Regeln/Maßnahmen habe ich erst im Nachhinein verstanden bzw. meine ihn verstanden zu haben ...

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  • Guten Morgen,

    ich wollte mal wieder was von mir hören lassen :) nächste Woche Freitag fahren mein Lebensgefährte und ich Richtung Bayern und machen dort noch 2 Tage "Urlaub" - wir haben dort einmal gelebt.
    Am 14.09. bis 11 Uhr muss ich dann in der Klinik einchecken. Ich freue mich immer noch, habe die Anzahlung bereits überwiesen und warte darauf, dass es los geht. Mulmig ist es mir immer noch, und das wird auch bestimmt noch schlimmer werden, aber Augen zu und durch!

    Mit der Suchtberatung wollte ich vorher noch einen Termin machen, aber aufgrund der Urlaubszeit ging das leider nicht mehr. Ich werde dann aber gleich nach dem Klinikaufenthalt den Kontakt zu denen suchen. Ich dem Klinik"blättchen" steht, dass das teilweise auch von dort mit organisiert wird.

    Was mir immer noch Sorgen macht, dass nach wie vor kein Psychotherapeut Zeit für die Nachsorge hat. Ich werde nachher mal meine Krankenkasse anrufen und fragen, was man da machen kann. Es kann doch nicht sein, dass jemand, der akut Unterstützung eines Therapeuten braucht diese nicht bekommt...grummel.

    Liebe Grüße

    Angela

  • Ich dem Klinik"blättchen" steht, dass das teilweise auch von dort mit organisiert wird.

    Was mir immer noch Sorgen macht, dass nach wie vor kein Psychotherapeut Zeit für die Nachsorge hat. Ich werde nachher mal meine Krankenkasse anrufen und fragen, was man da machen kann. Es kann doch nicht sein, dass jemand, der akut Unterstützung eines Therapeuten braucht diese nicht bekommt...grummel.

    MEINE Erfahrung mit den Kliniken ist, dass diese auch bei der Suche/dem Kontakt mit Therapeuten unterstützen - also dem gesamten Thema Nachsorge.
    Also sprich auch das ruhig in der Klinik an.
    Wobei ein Anruf bei der KK natürlich nicht schaden kann.

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    können wir nur selber tun!

  • Hallo Angela,

    ich drücke auch die Daumen bei der Suche. Allerdings ist es tatsächlich sehr schwer, einen Termin bei einem Psychotherapeuten zu bekommen. Ich selbst habe aufgegeben, nachdem mir bei der einzigen Praxis, in der ich jemanden ans Telefon bekommen habe, gesagt wurde man könne mich zwar auf die Warteliste setzen. Ich müsste mich dann aber selber jährlich einmal melden, um zu fragen, ob ich weiter nach oben gerutscht bin. :D

    Aber ich habe statt dessen Einzelgespräche bei der Suchtberatung. Das ging (recht) schnell und (sehr) unbürokratisch. Das kann ich also empfehlen. Oder über die Klinik, wie Greenfox sagt.

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