Rückfälle, Rückfälle, Rückfälle

  • Ich trinke 3-4 Dosen Bier in unregelmäßigen Abständen.
    Manchmal trinke ich auch Wein aber nie bis zur besinnungslosigkeit.
    Ich trinke ungefähr an 2-4 von 7 Tagen in der woche. Meistens zusammen mit Freunden zum Feierabend. Selten alleine

    Das !mache ich seit ca. 2 Jahren.
    Ich kann nicht sagen, dass sich die Mengen bei mir stetig steigern.

    Mittags trinke ich nie. Nur am abend.

    Mein Problem ist wohl nicht sp massiv aber dennoch vorhanden.

  • Das stimmt. Aber das Ziel war den Alkohol wegzulassen.
    Klar habe ich was mitgenommen, aber das hätte ich jetzt auch nicht zwangsläufig gebraucht.

    Mir war wichtig zu akzeptieren was ist und zu akzeptieren dass das Leben danach ein anderes sein wird. Meine Sicht auf die Dinge (verzicht, soziale ausgrenzung, kein Feierabend bier, etc.) Hat sich aber nicht verändert und es ist ein kampf. Ich fühle mich einfach extrem eingeschrankt

  • Ah OK, jetzt versteh ich das ganze auch etwas besser, glaube ich.
    Also wenn ich auf die Zeit zurück Blicke, in der ich ähnlich konsumiert hatte, war mir zu dieser Zeit wohl auch klar, dass mein Trinkverhalten nicht ganz normal ist, aber wirklich ernst genommen hatte ich das damals nicht.
    Ich sag jetzt mal, ohne das zu verharmlosen, das sind ja noch humane und gesellschaftlich anerkannte Mengen und Gelegenheiten zu denen du da trinkst.
    Zwischendrin paar Tage ohne. Glaub da is es echt schwierig sich das einzugestehen bzw. eine Notwendigkeit zu sehen das zu ändern.
    So würde es mir aufjeden Fall gehen.

  • Bei mir fing das mit nem ähnlichen Konsum wie bei dir an.
    Erst Bier, dann Sekt, Wein, irgendwann Spirituosen... Hat sich dann immer weiter gesteigert bis ich irgendwann bei 5 Flaschen Wein am Tag war in Verbindung mit Drogen. Oder auch mal ne Flasche Wodka. Im Prinzip hab ich zu Schluss alles in mich reingeschüttet. Hauptsache Umdrehungen. Das war vor 9 Jahren.

    Mitllerweile trinke ich immer noch alles. Kommt drauf an worauf ich Lust hab. Aber meistens bewegen sich die Mengen so zwischen 2-3 Flaschen Sekt täglich, nur am Abend.

    Also wie gesagt, bei mir fing es auch eher harmlos an. Wie bei jedem hier wahrscheinlich. Irgendwann schwappte es halt über.

  • Ja, ich denke dass ist schon etwas dramatischer als bei mir...

    Ich werde ein kritisches Auge behalten und vielleicht wie du sagst ne Selbsthilfegruppe aufsuchen...wenn ich so den Vergleich ziehe, habe ich den Eindruck noch nicht ganz da angekommen zu sein dass man sagen dass ich kein "normales" Verhältnis zum Alkohol haben kann.

    Klasse dass du das so hinbekommst und immer wieder abstinent bist. Und Hut an vor deinem Mut und deiner Zuversicht. Alles gute für dich!

  • Hallo Hadi,

    die Ängste, die Du vor dem Aufhören hast, hatte ich auch alle. Und es ist sicher sehr löblich, das Du dir Gedanken darüber machst. Ich glaube aber, jeder, der noch nicht wirklich spürt, wie schlecht es ihm geht, hat Schwierigkeiten, das durchzuhalten.

    Wenn es bei mir bei so einer, sorry für meine Ausdrucksweise, Hobby-Sauferei gebieben wäre, wie Du das hast, hätte ich keinerlei Anstrengung unternommen, damit aufzühören. Das, was du trinkst, galt für mich als "praktisch noch nüchtern".

    Aber falls Du mal dahin kommen solltest, so wie ich ja auch: ich hatte dann schon sehr gute Gründe, damit aufzuhören.
    Und: ich habe mir, wie viele trockene Alkoholiker, das nüchterne Leben dann schon so eingerichtet, dass ich heute sicherlich eher mehr Spaß am Leben habe als damals. Mir geht es heute besser als den meisten "Normalos". Natürlich ist es nicht immer Zuckerschlecken, aber das ist es bei Dir ja wohl auch nicht, obwohl Du trinkst.

    Also die Angst, das ewig als Verzicht zu erleben, das habe ich schon sehr lange nicht mehr. Ich habe mit nüchtern so viel Neues gechaffen, was mir Spaß macht, dass ich froh bin, das ich nicht mehr saufen muss. Geht alles, wenn man das will. Aber alles zu seiner Zeit.

    Ich konnte mir das früher auch nicht vorstellen. Und so lange du so viel Spaß am Trinken hast, kann ichs Dir auch nicht erklären. Ich meine, nur falls Du jemals von Dir aus aufhören willst, so schlimm wie Du glaubst muss das nicht sein.

    Gruß Susanne

  • Für mich ist es denke ich gut zu wissen, dass es bei euch ähnlich angefangen hat.
    Eure Geschichten haben mich sozusagen abgeschreckt und ich werde in jedem Fall ein Auge auf meinen Konsum haben um schlimmeres zu vermeiden.

    Seit meinem letzten Text habe ich nichts mehr angerührt und werde das jetzt 4 Wochen durchziehen.

    Danke für die Antworten. Das hat mir in jedem Fall Klarheit verschaffen mich einzuordnen

  • Ich denke es muss ja nicht zwangsläufig bei jedem immer zum Äußersten kommen, bevor es Klick macht.
    Ich hab im Zuge meiner Therapien, bei Rückfälligen oder Abbrechern, oft gehört: Der hat seinen Tiefpunkt noch nicht erreicht... Oder: Der muss noch Tiefer fallen, noch mehr verlieren...
    Ich denke das ist Bullshit. Sicher trifft das auf einen Teil der Süchtigen zu. Aber das geht sicherlich auch anders.

    Du bist ja zumindest mal soweit, dass du deinen Konsum kritisch hinterfragst. Du hast dich schon auf eine Therapie eingelassen und suchst hier im Forum nach Hilfe und Rat.
    Ich denke das ist schon mal ein guter Ansatz.

    Und wer weiß was nach dem Monat Abstinenz passiert. Vielleicht hängst du ja noch nen Monat dran ;)

  • [quote='Schnisskettchen','https://alkoholforum.de/forum/index.ph…37582#post37582']
    Ich denke es muss ja nicht zwangsläufig bei jedem immer zum Äußersten kommen, bevor es Klick macht.
    Ich hab im Zuge meiner Therapien, bei Rückfälligen oder Abbrechern, oft gehört: Der hat seinen Tiefpunkt noch nicht erreicht... Oder: Der muss noch Tiefer fallen, noch mehr verlieren...
    Ich denke das ist Bullshit. Sicher trifft das auf einen Teil der Süchtigen zu. Aber das geht sicherlich auch anders.
    /quote]

    Das sehe ich ganz genau so. Ein Teil der Leute wird halt erst aktiv, wenn sie in der Gosse liegen, der Job gekündigt , der Führerschein weg ist, sie mehr tot als lebendig in einer Klinik aufschlagen oder die Familie die Flucht ergriffen hat.

    Zum Glück ist jedoch nicht jeder so gestrickt, sondern erkennt wesentlich früher die persönliche Misere, die ein zeitnahes Gegensteuern unabdingbar macht. Und von dieser Sorte habe ich in meiner ambulanten Therapie und später in einer "analogen" SHG einige Herrschaften kennen gelernt. Ich behaupte, es war klar die Mehrheit.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Ja,das denke ich auch.

    Ich danke euch für die Texte und wünsche euch alles gute weiterhin und drücke die daumen dass jeder den Kampf gegen den Alkohol gewinnt.

    einmal Alkoholiker immer Alkoholiker....Das muss ja nicht so sein!


  • Ich hab im Zuge meiner Therapien, bei Rückfälligen oder Abbrechern, oft gehört: Der hat seinen Tiefpunkt noch nicht erreicht... Oder: Der muss noch Tiefer fallen, noch mehr verlieren...
    Ich denke das ist Bullshit. Sicher trifft das auf einen Teil der Süchtigen zu. Aber das geht sicherlich auch anders.

    Guten Morgen,
    wie könnte es denn deiner Meinung nach anders gehen?
    In meiner Gruppe hatte JEDER seinen ganz persönlichen Tiefpunkt.
    Als ich an meinem angekommen bin, ging es mir so schlecht, dass es nur zwei Möglichkeiten gab:
    Wollte ich so weiter leben oder wollte ich sterben?
    Ich lag in meiner ganz persönlichen Gosse und dieses Leben wollte ich nicht mehr.
    Der Weg zum Tiefpunkt ist m.E. von Kranken zu Kranken sehr unterschiedlich. Dem einen reicht der Jobverlust oder ein Schicksalsschlag.Der andere trinkt bis zur Obdachlosigkeit oder es ist einfach nur der schale Geschmack im Mund oder das Herzrasen, wenn man morgens aufwacht.
    Und warum sollte ein „Trinker“ überhaupt aufhören, wenn man mit sich im Reinen ist?
    Ich frage mich gerade, ob es was nützt, das jetzt hier abzuschicken, wenn jemand anscheinend noch nicht an seinemTiefpunkt angekommen ist,
    aber auf dem besten Weg dorthin ist.
    LG Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Guten Morgen,

    Zitat

    einmal Alkoholiker immer Alkoholiker....Das muss ja nicht so sein!

    Doch, es ist so. Einmal Alkoholiker immer Alkoholiker. Das ist so. Was aber nicht bedeutet, dass man immer ein aktiver, also ein trinkender, Alkoholiker sein muss.Oder, um es mal ganz banal zu formulieren: Man muss nicht immer ein nasser Alkoholiker sein, man kann es auch schaffen ein dauerhaft trockener Alkoholiker zu werden.

    Ich schreibe das aus meiner Erfahrung heraus. Seit einigen Jahren habe ich relativ viel Kontakt, auf unterschiedliche Art und Weise, mit Alkoholikern. Darunter ganzu viele, die schon lange nicht mehr trinken aber eben auch jene, die gerade am Anfang stehen und das Trinken aufgeben möchten. Bei all den lange trockenen Alkoholikern die ich kenne gibt es keinen, der von sich sagen würde "ich war Alkoholiker und bin es jetzt nicht mehr". Alle sagen von sich, dass sie Alkoholiker sind, jedoch keinen Alkohol mehr trinken.

    Ich glaube darin liegt auch ein Schlüssel für ein dauherhaftes Leben ohne Alkohol. Also nicht darin das zu sagen sondern es auch so zu empfinden. Ich habe auch mit einigen gesprochen (und von einigen gelesen), die nach vielen Jahren, teils mehr als 20 Jahren, rückfällig geworden sind. Und dann tatsächliche teilweise wieder jahrelang tranken.

    Die meisten berichteten davon, dass sie es quasi "wissen wollten". Das sie zweifelten "richtige" Alkoholiker zu sein, dass sie ja vielleicht nur Missbrauch betrieben haben könnten. Einige davon erzählten mir auch, dass sie es tatsächlch geschafft haben eine nicht mal so kurze Zeit "normal" zu trinken. Wobei sie sich im nachhinein dann doch eingestehen mussten, dass sie sich etwas vorgemacht haben und es mit zunehmender Dauer immer schwieriger wurde die Menge "klein" zu halten. Früher oder später sind sie dann aber alle abgestürzt.

    Weil: Einmal Alkoholiker immer Alkoholiker

    Und was den persönlichen Tiefpunkt betrifft: Hier kann ich Britt nur zustimmen. Mag sein das Menschen vom Alkohol weg kommen bevor sie diesen erreicht haben. Da stelle ich jetzt aber mal die These auf, dass diese dann noch keine Alkoholiker waren sondern "einfach nur" Missbrauch betrieben und die Kurve noch rechtzeitig erwischt haben.

    Ich selbst hatte viele Tiefpunkte aus denen heraus ich dann versuchte aufzuhören. Es wurden immer nur Trinkpausen daraus. Erst ganz am Ende, als ich meinen persönlichen erreicht hatte, konnte ich aufhören. Und meiner war kein akutes Ereignis (wie z. B. Führerschein weg, von der Familie verlassen, etc.). Bei mir war es einfach ein langer Weg nach unten. Und ganz am Ende fehlte mir einfach die Kraft und der Wille mich erneut aus einer heiklen Situation heraus zu lügen. Ich wollte einfach nicht mehr. Ich wusste, jetzt bist Du an den Punkt wo Du Schluss machen musst. Mit allen Konsequenzen die sich daraus ergeben.

    Man kann das einerseits als das berühmte "Klick"-Erlebnis bezeichnen aber andererseit bin ich auch davon überzeugt das dieser Klick ausgeblieben wäre, wenn ich meinen Tiefpunkt nicht erreicht hätte.

    Wie gesagt, eine sehr individuelle Angelegenheit. Aber ich denke das ein "echter" Alkoholiker (also süchtig und nicht "nur" Missbrauch betreibend) einen solchen Punkt erreichen muss. Denn warum sollte er denn aufhören, wenn es mit Alkohol noch ganz gut geht? Das verhindert die Sucht. Und auch wenn es eigentlich schon nicht mehr so gut geht, wenn es eigentlich schon ziemlich schlecht geht, verhindert die Sucht immernoch den Ausstieg. So lange bis der Alkoholiker quasi nicht mehr anders kann und erkennt, dass ein Leben ohne Alkohol wohl besser ist als eines das weiter mit statt findet.

    Und, das will ich auch noch sagen: Die meisten erreichen diesen Punkt nie und leben (und sterben) mit (an) Alkohol und ihrer Sucht.

    LG
    gerchla

  • Hallo Schmisskettchen,

    nachdem ich hier mitgelesen habe, habe ich mal so einiges zusammengetragen...

    Du hast ja im Grunde mehrere "Baustellen"... Ehemals Bulimie, Drogen und dann noch Alkohol dazu.

    Somit ist Deine Behandlung sicherlich nicht so einfach.

    Im Grunde solltest Du Dir klar machen, dass da mehreres in Dir schlummert und nur Du etwas
    ändern kannst!


    Dauerhaft wird das bei mir auch nur mit einer Therapie funktionieren.

    Dauerhaft kannst Du nur selbst trocken bleiben! Du hast ja schon Therapien hinter Dir,
    ich z.B. nicht eine einzige. Ich habe allerdings "nur" Alkohol zu mir genommen. Es ist
    notwendig, dass man sich klar macht, dass es einem ohne Alkohol besser geht! Da können
    Dich noch so viele Menschen an die Hand nehmen. Helfen kannst Du nur Dir selbst!!!


    Mitllerweile trinke ich immer noch alles. Kommt drauf an worauf ich Lust hab. Aber meistens bewegen sich die Mengen so zwischen 2-3 Flaschen Sekt täglich, nur am Abend.

    Das ist eine ganz schön grosse Menge an Alkohol, die Du da in Dich reingekippst...


    Mir geht es soweit gut. Bewilligung für stationäre Reha ist durch. Ich habe am 20.07. den Aufnahmetermin. Ich gehe im Moment noch zur Suchtberatung. Versuche mich vor dem 20.07. selbst irgendwie trocken zu legen. Sollte es nicht funktionieren, werde ich es stationär machen. Ich habe mich von meinem Freund getrennt und versuche mich so gut es geht den Tag über zu beschäftigen. Die Arbeitslosigkeit hängt mir langsam ein bisschen zum Hals raus. Aber da muss ich mich eben noch ein bisschen gedulden.

    Alles in allem freue ich mich auf die Reha. Endlich aus dem Alltagstrott raus.
    Für mich wird es ein kompletter Neubeginn.

    Ich finde es gut, dass Du diesen Weg nun gehst, aber mache Dir klar, dass Du nur Anregungen
    und Anreize bekommst, Du selbst musst es ernsthaft wollen.

    Danach bist Du wieder auf Dich allein gestellt. Niemand setzt Dir das Glas an den Mund, nur Du selbst!

    Doch so reflektiert, wie Du hier rüber kommst, ist Dir schon bewusst, dass dies Deine Chance ist
    Nimm sie wahr! Auch Du kannst ein Leben ohne Alkohol schaffen! Es lohnt sich!!!

    LG Elly

    Das Leben ist nicht immer einfach, aber eindeutig einfacher ohne Alkohol zu bewältigen!

  • wie könnte es denn deiner Meinung nach anders gehen?

    In meinen Therapien sind regelmäßig Leute aufgeschlagen, die aufgrund ihrer erhöhten Leberwerte, eine Therapie vom Hausarzt empfohlen bekommen haben. Ganz ohne ihr komplettes Leben mit Alkohol verwüstet zu haben. Die waren Anfangs oft skeptisch, haben ihr Problem dann aber irgendwann eingesehen. Manche auch nicht.

    Oder: Ich wohne an einem großen Stahlstandort mit viel Automobilindustrie und einer hohen Suchtproblematik in den Fabriken. Viele meiner Mitpatienten arbeiteten in den Stahlwerken oder bei Automobilzulieferern und sind irgendwann mal durch irgendwas aufgefallen und dann von den Unternehmen auf Therapie geschickt worden. Manch einer hats eingesehen, andere eben nicht.

    Also, ich denke schon, dass es auch funktioniert ohne einen persönlichen Tiefpunkt.
    Es ist vielleicht nicht immer jedem klar, dass sein Trinkverhalten krankhaft ist, aber ich glaube, dass viele, wenn man sie damit konfrontiert, ihren Konsum kritisch hinterfragen und bereit sind was zu ändern.

  • Du hast ja im Grunde mehrere "Baustellen"... Ehemals Bulimie, Drogen und dann noch Alkohol dazu.

    Somit ist Deine Behandlung sicherlich nicht so einfach.

    Im Grunde solltest Du Dir klar machen, dass da mehreres in Dir schlummert und nur Du etwas
    ändern kannst!

    Ja, ich habe viele Baustellen, aber wie heißt es so schön, man wächst mit seinen Aufgaben. Ehemals Bulimie ist auch nicht ganz richtig. Ist ähnlich wie mit dem Alk, einmal Bulimiker immer Bulimiker. Ich muss mit dem Essen immer aufpassen, mit meiner Kaloriezufuhr (dabei is der Alkohol net sonderlich hilfreich), Ernährungstagebuch, muss mich oft zum essen zwingen, weil ich tendenziell zu wenig esse, gleichzeitig aber aufpassen, dass ich net zu viel esse und möglicherweise auf die Idee komm zu erbrechen. Die Körperbildstörung ist zwar weg, was bedeutet, dass ich mich nicht mehr unsäglich Fett fühle aber trotzdem kann das alles wieder zurück kommen.

    Zusätzlich habe ich eine diagnostizierte Borderlinestörung, was das ganze nicht unbedingt einfacher macht. Aber die Symptome werden von Jahr zu Jahr weniger und ich kann mittlerweile sehr gut damit umgehen.

    Ich weiß, dass ich allein in der Hand habe, was zu ändern.
    Aber im Moment, in der aktuellen Situation in der ich jetzt bin, gibt es quasi keine andere Alternative als eine Therapie. Auch wenn ich schon mehrere Therapien durchlaufen habe. Und ich bewundere Menschen, wie dich, die es ohne schaffen.

    Mein erster Rückfall in der letzten Therapie war ganz furchtbar für mich. Ich hatte nen mittelschweren Nervenzusammenbruch, weil ich komplett an mir selbst gezweifelt hatte. Wie kann das sein, dass die meisten nur eine Therapie benötigen, und ich schon wieder im Begriff war meine dritte zu versemmeln?

    Ich konnte mich über Stunden nicht beruhigen. Hab dann irgendwann meinen besten Freund angerufen, der mich noch aus meiner Drogenzeit kennt, der aber selbst auch abstinent lebt. Der hat mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt.
    Der meinte, ja schnisskettchen, ich kenn dich noch von früher, und wenn ich überlege wie hart wir uns verballert haben, bist du ein besonders schwerer Fall. Ich solle mich nicht mit normalen Alkoholikern vergleichen, und überhaupt schaffen es wenige von unserem Kaliber überhaupt mal in ne Therapie. Und da hat er recht. Ich komme von ganz unten. Hatte nie sowas wie ein normales Leben.

    Hab mit 12 angefangen Alkohol zu trinken (immer mit total abschüssen), mit 13 Drogen und dann nahm das Drama seinen Lauf. Auf was will ich auch aufbauen? Ich hab ab diesem Moment nicht mehr in der normalen Gesellschaft existiert. Ich war ein Kind, zu bis unters Dach mit allem was ich in die Finger bekommen habe. Hab mit schwer Kriminellen verkehrt und startete selbst eine Karriere als Kleinkriminelle. Und diese kriminellen drogenabhängigen Leute waren meine Familie. Und in gewisser Weise sind sie das heute noch.

    Ich glaube eine stationäre Reha ist genau das was ich brauche. Insgesamt habe ich das Gefühl, dass ich mich mittlerweile mehr spüre. Meine Bedürfnisse wahr nehme und sie auch ernst nehme. Ich glaube Gespräche bringen mich nicht mehr weiter. Meine Psyche und meine Lebensgeschichte wurde tausendmal analysiert und durchgekaut. In dem Punkt werde ich nix neues mehr lernen. Ich kenn mich ziemlich genau, weiß warum ich bin wie ich bin, warum ich tue was ich tue.

    Ich setzte große Hoffnungen auf Körperbezogene Therapien, Entspannungstherapie (bin ein absolut unentspannter, getriebener Mensch), Ruhe und zu mir selbst finden. Abseits vom Alltag. Habe mir eine Klinik 500 Km von hier entfernt ausgesucht, die reine Alkoholproblematik behandelt. Ich habe keine Lust mehr mich mit Drogenabhängigen auseinander zu setzten oder überhaupt nur damit konfrontiert zu werden.

    Und weiß der Geier, vielleicht bleibe ich ja im schönen Bremen ;)

  • Hallo Schnisskettchen,

    Echt krass deine Story. Meine Ex-Freundin hätte auch Bulimie und hat endlos viele Therapien durchlaufen müssen bis sie es einigermaßen im Griff hatte. Nach der Trennung ging das dann auch wieder los.
    Durch die Persönlickeitsstörung hatte sie auch einen extremen Hang zu Alkohol und Drogen. Noch dazu kam, dass sie ständig beruflich neue Ideen hatte, und nie zufrieden war mit dem was sie hatte. Immer getrieben und nervös was ich echt anstrengend fand. Sie hat leider nie eine konstante gehabt die ihr halt gegeben hat und war noch dazu (was ich im Nachhinein herausgefunden habe) sehr intrigant und falsch.
    Ich denke wenn so was noch eine Rolle spielt, dann ist es noch viel schwerer von der sucht loszukommen weil die ja auch durch die personlichkeitsstörung gefördert wird.

    Wie hast du es geschafft deine Bulimie zu überwinden?

    Meine ex-Freundin ist in meinem Kopf und ich liebe sie immer noch sehr. Ich glaube nur manchmal dass diese Borderline Störung es unmöglich macht eine Beziehung mit ihr zu führen und bisher dachte ich auch dass das nicht heilbar ist...was du geschrieben hast gibt mir einen Funken Hoffnung dass man das loswerden kann.

  • Hallo Schnisskettchen,

    ich bin weiblich, 54 Jahre alt und jetzt seit fast 3 Monaten nüchtern.

    @ Einmal Bulimiker, immer Bulimiker

    Ich glaube, das muß nicht stimmen. Ich hatte Bulimie, die dann, als ich Anfang zwanzig war, allmählich von der Alkoholsucht abgelöst wurde und seitdem nicht wiedergekommen ist. D.h., ich habe mich seit fast 30 Jahren nicht mehr übergeben und muß dennoch nicht aufpassen, was ich esse.
    Damals habe ich erfahren, daß man, wenn man sich übergibt, längst nicht alle Kalorien wieder los wird, sondern hauptsächlich Mineralien und Spurenelemente. Inwieweit das stimmt, kann ich nicht sagen, aber Tatsache ist, daß sich alles, einschließlich meines Körpergefühls und -gewichts, normalisiert hat, nachdem ich diese Baustelle los war. Ich denke schon sehr lange nicht mehr darüber nach, was ich esse.

    Ich hoffe, das hilft Dir...

    LG Rieke

  • Hey Hadi,

    Ich hatte, glaube ich, verdammt viel Glück mit meiner Bulimie. Silvester vor 2 1/2 Jahren hatte das ganze sein Ende. Davor sind alle Therapien kläglich gescheitert, was die Bulimie betraf. Ich war abstinent von allem, nur nicht vom kotzen. Essstörungen sind die am schlechtesten zu behandelnden Suchterkrankungen überhaupt. Du kannst das Suchtmittel ja nicht einfach weglassen. Das ist, als würdest du von bem alki verlangen, kontrolliert zu trinken. Man kann nicht einfach aufhören zu essen und da ein gesundes Maß zu finden ist extrem schwierig.

    Ich hatte, Silvester vor mehr als 2 Jahren, einen Rückfall mit Kokain. Und seit diesem Tag ist meine Essstörung weg. Bevor ich zur Party bin, hatte ich noch erbrochen. Und den nächsten Tag, der begleitet von Depressionen und Vorwürfen war, war das Verlagen zu kotzen und auch die körperbildstörung weg. Ich glaube, dass ich mir mit meinem Kokarausch, genau die hirnareale zerstört habe die für den Fress-Brech-Mechanismus zuständig waren. Eine andere Erklärung gibt's dafür nicht.

    Ja, und Borderline ist so vielfältig wie die Personen die es haben. Die einen hassen sie, die anderen lieben sie. Die Störung ist nicht heilbar, jedoch flachen die Symptome mit den Jahren ab, sofern eine Behandlung erfolgt. Ich habe mich viel über meine Krankheit informiert, Bücher gewälzt, Therapeuten befragt, mich selbst analysiert...
    Wenn ich heute Borderlinespeziefische "special effects" an mir bemerke, kann ich sie ganz genau einordnen. Gebe nicht mehr jedem Impuls nach. Kann Zustände auch mal aussitzen und Gefühle ertragen.

    Ich dachte auch, dass meine BPS eine Beziehung unmöglich macht. Habe eine lange Odyssee von verkorksten Beziehungen hinter mir. Bin deswegen Liebesbeziehungen immer ausgewichen. Aber heute kann ich sagen, dass ich trotz dieser Störung, beziehungsfähig bin. Und dabei auch sehr glücklich. Ich hab ein anderes Bedürfnis von Nähe und Distanz als meine Partner, bin ebenfalls sehr getrieben, ob beruflich oder privat, aber da kann man Kompromisse finden. Es ist wichtig, Dinge die mich belasten anzusprechen und nicht auszuhalten (wozu bordis gerne neigen).
    Man muss halt lernen damit umzugehen.

  • Das ist krass. Aber wohl kein guter Rat es auch so zu versuchen. So hat sich das vielleicht auch verlagert und du trinkst vielleicht deswegen wieder alkohol wie bei rieke66?

    Meine ex ist so weit davon entfernt sich ansatzweise im Griff zu haben...am Anfang der Beziehung war das nicht so schlimm. Vielleicht hat sie sich da zusammengerissen??
    Ihre stimmungsschwankungen mir gegenüber würden immer extremer und waren für mich nicht mehr auszuhalten. Die Beziehung war so nicht tragbar. Alles was Ich zu Borderline gelesen habe, trifft auf die zu. Das ist ne bittere pille. Ich habe zwar extreme schuldgefühle weil sie jetzt wieder voll in ihrer Bulimie steckt, Aber Ich kann mich damit auch nicht belasten. Am Ende ist Das halt auch ihre Sache und nicht meine schuld. Da hat mir Das Forum auch sehr geholfen die Verantwortung bei ihr zu sehen und nicht bei mir.
    Das war auch ein grund,dass ich gerne mal einen getrunken habe um zu entspannen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!