Hallo Gerchla, Hallo Britt,
also tatsächlich hat mir die ganze Beschäftigung vor gar nicht all zu langer Zeit noch sehr geholfen. Ich bin ja eigentlich erst seit Mai wieder so regelmäßig am trinken. Davor war ich ja mehr oder weniger Abstinent. In der Zeit hatte ich in diesen ganzen Beschäftigungen die ultimative Entspannung gefunden. Beim Malen konnte ich so richtig abschalten und habe total die Zeit vergessen. Mich beim Sport ordentlich auszupowern hat mich so schön sediert wie eine Flasche Wein.
Und spazieren gehen und all die anderen Aktivitäten haben mich einfach zufrieden gemacht. Da kamen keine Gedanken an Alkohol. Suchtdruck hatte ich seit der Kündigung nur noch selten. Das war tatsächlich eine Zeit, von der ich behaupten würde, dass es die beste abstinente Zeit ever war.
Das hätte ich gerne zurück. Und was vor ein paar Monaten noch richtig war, kann doch jetzt nicht so verkehrt sein. Sicher, seit dem ist viel passiert, aber ich denke, dass das alles wieder kommt. Ich mache die ganzen Sachen einfach weiter, ich hab ja auch die Zeit dazu. Leider verschwindet der Suchtdruck nicht. Die Trennung von meinem Freund macht mir jetzt nach 2 Monaten doch irgendwie zu schaffen. Konnte das ganze anfangs gut bei Seite schieben, aber ich merke, dass mich das jetzt langsam einholt. Ich vermisse Ihn und mich macht das ganze traurig. Aber was soll ich tun? Wieder zu ihm zurück?! Auf keinen Fall.
Ja und der Rückfall am Montag war nach der SHG. Ich hatte während der SHG schon extremen Suchtdruck. Ich sitz dann in der Gruppe und während jemand anderes von seiner Kokainsucht erzählt, Schweife ich gedanklich ab und denke über Kokain nach "ja, so ein bisschen Koka wäre jetzt nett". Das gleiche während jemand über Gras berichtet. Nach der Gruppe hatte ich dann kurzerhand entschieden ins Nachbarland zu fahren und mir CBD Gras kaufen zu gehen. Ist ne legale Variante von normalen Marijuana, was quasi keine Wirkung hat. Aber ich hab gedacht, vielleicht hilft es mir gegen den Suchtdruck. War nicht so, und im Anschluss habe ich dann doch getrunken.
Ich hatte mir während der Selbsthilfegruppe auch viel Raum verschafft und viel über mich erzählt. Dennoch hatte ich Suchtdruck. Ich finde es einfach extrem mühselig diesem enormen Verlangen ständig zu widerstehen. Jeden Tag. Und es wird einfach nicht besser. Und in einem schwachen Moment geb ich dem Verlangen einfach nach.
Tatsächlich wollte ich euch hier auch nicht mein Leid klagen, sondern einfach nur Elisabet auf ihre Frage antworten. Nett, dass ihr euch die Zeit nimmt und mir Feedback gebt. Aber ich weiß was ich tun muss. Es geht nicht von heute auf morgen aber ich bleib am Ball. Auch wenn dem ein oder anderen das hier so vorkommt, möchte ich meine Rückfälle auf keinen Fall schön reden, aber soll ich deswegen jetzt komplett in Panik verfallen? Das hilft mir auch nicht weiter.
Ich habe mir zwei SHG raus gesucht. Fühle mich in beiden sehr wohl und in beiden Gruppen sind ehemalige Mitpatienten aus früheren Therapien. Das schafft direkt etwas Vertrauen. Was mir wirklich sehr aus der stationären Therapie fehlt sind meine Mitpatienten. Da konnte ich immer ich selbst sein und musste nie aufpassen was ich sage. Jeder wusste von was ich rede und ich musste mich nicht lange erklären. Das ist hier daheim etwas anderes. Ich habe zwar auch sehr gute Freunde mit denen ich über alles reden kann, trotzdem finde ich es oft mühselig über mache Dinge zu reden, weil ich zu viel erklären muss. Das ist mit Leidensgenossen was anderes. Deshalb bin ich froh die SHG gefunden zu haben.
Ich weiß, dass ich das alles schaffen werde!
Liebe Grüße
Schnisskettchen