Beiträge von Schnisskettchen

    Hallo Gerchla, Hallo Britt,

    also tatsächlich hat mir die ganze Beschäftigung vor gar nicht all zu langer Zeit noch sehr geholfen. Ich bin ja eigentlich erst seit Mai wieder so regelmäßig am trinken. Davor war ich ja mehr oder weniger Abstinent. In der Zeit hatte ich in diesen ganzen Beschäftigungen die ultimative Entspannung gefunden. Beim Malen konnte ich so richtig abschalten und habe total die Zeit vergessen. Mich beim Sport ordentlich auszupowern hat mich so schön sediert wie eine Flasche Wein.
    Und spazieren gehen und all die anderen Aktivitäten haben mich einfach zufrieden gemacht. Da kamen keine Gedanken an Alkohol. Suchtdruck hatte ich seit der Kündigung nur noch selten. Das war tatsächlich eine Zeit, von der ich behaupten würde, dass es die beste abstinente Zeit ever war.

    Das hätte ich gerne zurück. Und was vor ein paar Monaten noch richtig war, kann doch jetzt nicht so verkehrt sein. Sicher, seit dem ist viel passiert, aber ich denke, dass das alles wieder kommt. Ich mache die ganzen Sachen einfach weiter, ich hab ja auch die Zeit dazu. Leider verschwindet der Suchtdruck nicht. Die Trennung von meinem Freund macht mir jetzt nach 2 Monaten doch irgendwie zu schaffen. Konnte das ganze anfangs gut bei Seite schieben, aber ich merke, dass mich das jetzt langsam einholt. Ich vermisse Ihn und mich macht das ganze traurig. Aber was soll ich tun? Wieder zu ihm zurück?! Auf keinen Fall.

    Ja und der Rückfall am Montag war nach der SHG. Ich hatte während der SHG schon extremen Suchtdruck. Ich sitz dann in der Gruppe und während jemand anderes von seiner Kokainsucht erzählt, Schweife ich gedanklich ab und denke über Kokain nach "ja, so ein bisschen Koka wäre jetzt nett". Das gleiche während jemand über Gras berichtet. Nach der Gruppe hatte ich dann kurzerhand entschieden ins Nachbarland zu fahren und mir CBD Gras kaufen zu gehen. Ist ne legale Variante von normalen Marijuana, was quasi keine Wirkung hat. Aber ich hab gedacht, vielleicht hilft es mir gegen den Suchtdruck. War nicht so, und im Anschluss habe ich dann doch getrunken.
    Ich hatte mir während der Selbsthilfegruppe auch viel Raum verschafft und viel über mich erzählt. Dennoch hatte ich Suchtdruck. Ich finde es einfach extrem mühselig diesem enormen Verlangen ständig zu widerstehen. Jeden Tag. Und es wird einfach nicht besser. Und in einem schwachen Moment geb ich dem Verlangen einfach nach.

    Tatsächlich wollte ich euch hier auch nicht mein Leid klagen, sondern einfach nur Elisabet auf ihre Frage antworten. Nett, dass ihr euch die Zeit nimmt und mir Feedback gebt. Aber ich weiß was ich tun muss. Es geht nicht von heute auf morgen aber ich bleib am Ball. Auch wenn dem ein oder anderen das hier so vorkommt, möchte ich meine Rückfälle auf keinen Fall schön reden, aber soll ich deswegen jetzt komplett in Panik verfallen? Das hilft mir auch nicht weiter.

    Ich habe mir zwei SHG raus gesucht. Fühle mich in beiden sehr wohl und in beiden Gruppen sind ehemalige Mitpatienten aus früheren Therapien. Das schafft direkt etwas Vertrauen. Was mir wirklich sehr aus der stationären Therapie fehlt sind meine Mitpatienten. Da konnte ich immer ich selbst sein und musste nie aufpassen was ich sage. Jeder wusste von was ich rede und ich musste mich nicht lange erklären. Das ist hier daheim etwas anderes. Ich habe zwar auch sehr gute Freunde mit denen ich über alles reden kann, trotzdem finde ich es oft mühselig über mache Dinge zu reden, weil ich zu viel erklären muss. Das ist mit Leidensgenossen was anderes. Deshalb bin ich froh die SHG gefunden zu haben.

    Ich weiß, dass ich das alles schaffen werde!

    Liebe Grüße
    Schnisskettchen

    Hallo Elisabet,

    was du da beschreibst kenn ich nur zu gut. So sah das bei mir früher auch aus wenn ich versucht habe die Bulimie in den Griff zu bekommen. Alles drehte sich um Ernährung, einkaufen, Kalorien. Ich hatte nichts anderes im Kopf. Ich habe verschiedene Ernährungsformen ausprobiert. War Veganer, Vegetarier und was es sonst noch so alles gibt. Exzessiv Sport habe ich auch getrieben.
    Wirklich lange abstinent vom kotzen war ich dadurch aber nicht. Immer nur ein paar Tage und dann gings wieder los.
    Mittlerweile ess ich eigentlich alles. Auch Lebensmittel die früher "verboten" waren, wie Sahne, Zucker, Butter, Brot... Ich denke auch nicht mehr großartig über kcal nach. Ich ess einfach was mir schmeckt. Natürlich habe ich dadurch auch zugenommen, aber ich mag mich trotzdem. Mein Selbstwert hängt nicht mehr an meinem Gewicht. Dadurch habe ich ein riesen großes Stück Lebensqualität gewonnen.
    Bei dem einem Mal kotzen ist es geblieben.

    Schön dass du dich für eine Therapie entschieden hast und seit dem auch nichts mehr getrunken hast. Weißt du schon was es für eine Therapie sein soll?
    Ich hatte zuletzt vor ein paar Tagen ca 1 1/2 Flaschen Wein getrunken.

    Du magst wohl recht haben, dass mich ein anderer Job nicht gesund macht aber Fakt ist, dass mich mein alter Job krank macht. 60 Stunden die Woche zu buckeln, phasenweise waren das auch schon 80 Stunden, aber nur 37,5 bezahlt zu bekommen. Keine Pausen, unrealistische Zeitvorgaben, Personalmangel und und und.
    Da muss man nicht mal sonderlich labil um das nicht auszuhalten. Ich hatte das ganze 1,5 Jahre abstinent durchgehalten, dann aber angefangen zu trinken weil ich mir morgens am Bahnhof ernsthaft überlegt hatte: Steig ich in den Zug ein oder stürzt ich mich davor. Der Alkohol hatte die Arbeit für mich wieder erträglich gemacht. Die naheliegendste Lösung wäre gewesen zu kündigen aber das habe ich mich zu dem Zeitpunkt nicht getraut. Mitarbeiter werden in dieser Branche Systematisch verheizt und dafür ist sie auch bekannt.

    Mir ist klar dass ich in anderen Berufen auch mit Problemen konfrontiert aber nicht in einem solchen Maße.

    Eine Therapie kommt für mich nicht mehr in Frage. Zumindest im Moment.

    Hallo Zusammen,

    den Beitrag von Susanne möchte ich gar nicht kommentieren, da ich ihn rotzfrech finde. Auch wenn Susanne es für nötig hält, mein "nasses Geschwätz" zu kommentieren. Soweit ich weiß, ist dieses Forum nicht nur für trockene Alkoholiker, sondern ein Ort, an dem sich vor allem nasse Alkoholiker Hilfe suchen. Da finde ich so eine herablassend Art von langjährig Trockenen total daneben und wenig hilfreich.

    Elisabet hat sich für meine Geschichte interessiert und ich habe ihr versucht ehrlich von meinen Erfahrungen zu berichten. Ich find es tatsächlich super, dass viele hier im Forum schon so lange trocken sind und das auch teilweise auf Anhieb geschafft haben. Nur ist das eben nicht die Regel und umso schwieriger, wenn man mehrfach abhängig ist und/oder noch andere Diagnosen mit sich rumschleppt. Was ja auch ein Problem von Elisabet ist.

    Und Gerchla, warum ich das alles tue? Ganz einfach, damit ich was zu tun habe und bekanntlich soll sowas ja auch gegen Suchtdruck helfen. Wäre es besser wenn ich den ganzen Tag auf der Couch liegen würde? Wie gesagt, ich bin arbeitslos und bevor mir Zuhause die Decke auf den Kopf fällt, mach ich was. Natürlich ist das manchmal auch Ablenkung. Aber was spricht gegen Ablenkung? Ich bin seit Anfang des Jahres arbeitslos. Am Anfang war das auch echt nice nicht arbeiten zu müssen aber auf Dauer macht das nicht glücklich. Im Gegenteil.
    Deswegen kuck ich, dass ich meinen Tag mit anderen Dingen Fülle. Mit Verdrängung hat das nichts zu tun. Ich mach mir mehr als genug Gedanken um mich und meine Probleme, und rede auch mit meinen Freunden darüber.

    Und Elly, ja das versuch ich und ich werde das auch schaffen, unabhängig davon was irgendjemand hier denkt.

    Liebe Grüße

    Hallo Elisabeth,

    du hattest geschrieben, dass die Bulimie mal weg war. Wie hast du das denn geschafft?
    Eine Esstörung weg zu bekommen ist normalerweise super schwer. Dass du das schon einmal geschafft hast, beweist ja, dass es möglich ist.
    In welchen Situationen hast du erbrochen? Gibt es bestimmte Lebensmittel die du besonders gerne erbrichst? Hast du richtige Fressanfälle?
    Ich hatte vor einer Woche auch einen Rückfall mit dem Kotzen.
    Ich arbeite nebenbei in einem Restaurant. Nach Feierabend hatte ich mir ein Stück Sachertorte mit nach Hause genommen und zuhause gegessen. Ich hatte das Stück noch nicht ganz aufgegessen, schon hatte ich eine Stimme im Kopf die gesagt hat: Das sind zu viele Kcal, das muss wieder raus! Und so geschah es dann auch.
    Das war seit langer Zeit wieder das erste Mal dass ich gekotzt habe aber auch seit dem das letzte mal.
    Ich glaube, das hing damit zusammen, weil ich früher bei meinen Fressanfällen überwiegen Süßes und Dinge die leicht zu erbrechen sind gegessen hab.
    Mittlerweile ess ich kaum noch süß und versuche auch nur so viel zu essen dass ich kein Völlegefühl im Bauch hab. Ansonsten ernähre ich mich gesund und versuch den ganzen Schrott, den ich früher erbrechen hab, weg zu lassen.

    Was meinen Job angeht, den habe ich Anfang des Jahres gekündigt. Ich bin arbeitslos, jobbe nebenbei aber ein wenig. Ich werde in diesen Beruf auch nicht zurück gehen. Der Job war nach der ersten Therapie der Grund dafür, dass ich nach ca. 2 Jahren rückfällig wurde. Damals noch bei einem anderen Unternehmen. Den hatte ich dann auf anraten von meinem behandelnden Psychiater gekündigt, ne neue Therapie gemacht und war ca. 2 Jahre abstinent. Ich wollte auch nie mehr in die Branche zurück. Lief dann aber doch alles nicht so wie ich wollte. Habe aus der Not heraus eine andere Stelle in der gleichen Branche angenommen und war nach kurzer Zeit dann doch wieder in meiner früheren Position nur eben bei einem anderen Unternehmen. Der Abfuck war der gleiche, habe aber recht viel Geld verdient, was mich daran gehindert hat zu kündigen. So hat sich der Alkohol wieder eingeschlichen und ist wieder 5 Jahre geblieben.

    Ich seh eine neue berufliche Perspektive als ganz zentrales Thema für mich und meine Abstinenz. Deswegen möchte ich gerne eine Umschulung machen. Was leider auch nicht so einfach ist.

    Mit der Abstinenz klappt es so semi. Keine 10 Minuten nachdem ich von der Klinik weg gefahren war, hatte ich einen kleinen Nervenzusammenbruch. Es war einfach ein scheiß Gefühl wieder "versagt" zu haben. Konnte mich auf der 6 sündigen Fahrt zwar etwas beruhigen, habe in meinem Kopf aber schon klar gemacht, dass ich trinken werde wenn ich zuhause ankommen bin. Der Rückfall ging vier Tage. War dann wieder 10 Tage abstinent. Die letzten zwei Abende hatte ich wieder getrunken. Heute aber nicht mehr.
    Ich habe jeden Tag Suchtdruck obwohl ich viel mache den Tag über. Ich mache Sport um mich auszupowern. Ich gehe jeden Tag in den Tierpark, geh spazieren, wandern, treff mich mit Freunden und mach Dinge die mir Spaß machen. Trotzdem habe ich jeden Abend Suchtdruck. Ist halt alles nicht so einfach. Die Arbeitslosigkeit tut mir einfach nicht gut aber es dauert wohl noch ein bisschen bis ich wieder regulär arbeiten gehen kann. Bis dahin muss ich irgendwie durchhalten.

    Was waren das denn für Therapien die du da gemacht hast? Was rät dir denn deine Therapeutin?

    Hallo Elisabet,

    schön, dass du den Weg zurück gefunden hast.
    Zu deinen Fragen: Ja, die Therapie wurde mir bewilligt, habe sie aber vor zwei Wochen nach der dritten Woche abgebrochen. Ich fand das Konzept, für mich, nicht zielführend.
    Auch wenn ich nach so kurzer Zeit abgebrochen habe, wurde mir durch die Therapie trotzdem einiges klar.

    Warum ich abgebrochen habe?! Mal abgesehen davon, dass ich das ganze Suchtthema inhaltlich schon kannte, fand ich die Therapien an sich sehr oberflächlich. Mir bringt es nichts, wenn meine Lebensgeschichte zum 10ten mal durch gekaut und meine Psyche zum Xten mal analysiert wird. Neue Erkenntnisse werde ich dadurch nicht mehr bekommen. Und in die Tiefe gingen die Sitzungen sowieso nicht. Wenn ein Patient über ein, für ihn unangenehmes, Thema nicht reden wollte, war das für die Therapeuten in ordnung. Das kenn ich ein wenig anders...
    Die anderen Therapien wie: Vorbereitung auf das Erwebsleben (Bewerbungen scheiben 18 Stunden lang), Schulung Ernährung (Ernsthaft?), Schulung Bewegung (Echt? Sport ist gesund?), Ergotherapie (Basteln), Haushaltsführung (Zimmerkontrolle) und Schulung Rauchen (Rauchen ist tödlich!) fand ich lächerlich. Mag für den ein oder anderen wichtig und richtig sein, für mich war das allerdings alles nichts neues und wirklich intensiv sind die Themen auch nicht behandelt worden. Das fand alles eher so auf Grundschulniveau statt.
    Meine Bewerbungsunterlagen sind auf dem neusten Stand, ich ernähre mich gesund, treibe Sport, geh spazieren, unternehme viel, bemale Steine und mit meinem Haushalt hatte ich auch noch nie Probleme.
    Besonders ulkig war, dass ca. 70% der Patienten auf teilweise süchtig machenden Medikamenten waren, die in der Klinik verordnet wurden. Tilidin, Tramadol, Haldol, Diazepam, Antidepressiva in allen Formen und Farben. Und das ohne, dass dort Diagnostik statt fand.
    Niemanden interessierte es ob ich dort esse, was ich esse und ob ich es möglicherweise erbrech.

    Das alles hat mir gezeigt, dass ich doch schon ziemlich weit bin. Mir Dinge geschaffen hab die mir Freude machen. Ich kenne meine Schwächen und kenne meine Stärken. Und vor allem weiß ich, was gut für mich ist. Und die Klinik und auch die Therapie davor waren es nicht.
    Genauso war mein Ex Gift für mich, auch wenn ich für diese Erkenntnis etwas länger gebraucht hab. Ich habe die letzten beiden Therapien angefangen, weil man das halt so macht wenn man rückfällig ist. Das war zumindest der Standpunkt der Therapieeinrichtung der 3 ersten Therapien. Aber kann man einen Rückfall nicht einfach mal nen Rückfall sein lassen?
    Die Fehlerquelle ausloten, Fehler beheben und weiter machen. Warum wieder eine komplette Therapie?! Ich hab mir zu viel von anderen rein quatschen lassen. Dabei wusste ich doch die ganze Zeit, dass mein Job das Problem war.

    Jetzt bin ich seit zwei Wochen wieder hier. Besuche zur unterstützung eine SHG und kümmere mich um die für mich wichtigen Themen. Unabhängig davon was irgendein anderer für richtig hält. Ich weiß doch am aller besten was gut für mich ist!

    Ich denke auch, dass trotz sämtlicher Störungen ein "normales" Leben möglich ist. Man muss nur seinen eigenen Weg finden. Was für den einen richtig ist, ist nicht gleich auch für einen anderen richtig.

    Ich habe an Therapien und Hilfsangeboten alles durch. Suchtberatung AWO, Suchtberatung Caritas, ambulante Therapie, sämtliche SHG im Umkreis von 70 Km, Psychotherapie, stationäre Therapie und jetzt wieder SHG und Caritas. Und irgendwann muss es ja auch mal gut sein. Ich will die SHG jetzt wirklich mal durchziehen und ansonsten mal die Dinge angehen die ich für mich wichtig finde. Unabhängig davon was jemand anderes darüber denkt. Wenn jemand sagt, das ist unmöglich, sind das doch nur die Grenzen des anderen, es bedeutet nicht, das es für mich unmöglich ist.

    Was machst du im Moment an Therapie? Was würdest du sagen sind deine Baustellen?
    Wie geht es dir und wie läuft es mit dem Alkohol und der Bulimie?

    Muss mich leider etwas kurz fassen, die SHG startet gleich.

    Liebe Grüße

    Schnisskettchen

    @ Einmal Bulimiker, immer Bulimiker

    Ich glaube, das muß nicht stimmen. Ich hatte Bulimie, die dann, als ich Anfang zwanzig war, allmählich von der Alkoholsucht abgelöst wurde und seitdem nicht wiedergekommen ist. D.h., ich habe mich seit fast 30 Jahren nicht mehr übergeben und muß dennoch nicht aufpassen, was ich esse.
    Damals habe ich erfahren, daß man, wenn man sich übergibt, längst nicht alle Kalorien wieder los wird, sondern hauptsächlich Mineralien und Spurenelemente. Inwieweit das stimmt, kann ich nicht sagen, aber Tatsache ist, daß sich alles, einschließlich meines Körpergefühls und -gewichts, normalisiert hat, nachdem ich diese Baustelle los war. Ich denke schon sehr lange nicht mehr darüber nach, was ich esse.

    Ich hoffe, das hilft Dir...

    LG Rieke

    Hallo Rieke,

    mir wurde das so von meiner Therapeutin (trockene Alkoholiker und ehemals Anorexie) erklärt, dass man trotzdem immer Aufpassen muss. Das machte für mich auch Sinn und zumindest im Moment merke ich selbst, dass es noch nicht so ganz klappt, weil ich einfach zu wenig esse. Nicht weil ich abnehmen will, ich hab einfach weniger Hunger und kann keine so großen Mengen zu mir nehmen. Vielleicht ist das bei mir auch noch alles zu frisch.

    Würde mir wünschen, dass es bei mir auch irgendwann, so wie bei dir, wieder normal ist.

    Liebe Grüße

    Ja klar, also das verschwinden meiner Bulimie hat aufjeden Fall mit meinem vermehrten Alkoholkonsum zu tun. Ich habe das eine Suchtmittel auf das andere verlagert. Aber was dabei bemerkenswert ist, ist dass die Körperbildstörung verschwunden ist. Das passiert bei einer normalen Verlagerung eigentlich nicht.

    Also im Bezug auf deine Ex, sicher kann man sich mit BPS eine zeitlang zusammenreißen. Bzw. möchte ich das jetzt auch nicht als zusammenreißen bezeichnen. Menschen mit BPS lieben nicht, sie vergöttern! Und ich denke dass deine Ex, die dir entgegen gebrachten Gefühle ernst gemeint hat. Leider ist es tatsächlich so, dass man als Bordie extremen Stimmungsschwankunen unterliegt. Denen kann man nachgeben, oder eben auch nicht. Aber das gegen Steuern muss man auch erst mal lernen.

    Und du solltest dir keinerlei Vorwürfe machen. Deine Ex ist chronisch, unheilbar krank. Und oftmals macht es auch die Partner krank. Was du ja auch beschreibst, indem du deinen Frust "ertränkt" hast.
    Für nen Otto-normal-Bürger wie dich, übersteigt so eine Diagnose sicher deine Kompetenzen.
    Auch wenns schmerzt und ihr schöne Zeiten hattet, tust du weder dir, noch ihr nen gefallen.

    Hey Hadi,

    Ich hatte, glaube ich, verdammt viel Glück mit meiner Bulimie. Silvester vor 2 1/2 Jahren hatte das ganze sein Ende. Davor sind alle Therapien kläglich gescheitert, was die Bulimie betraf. Ich war abstinent von allem, nur nicht vom kotzen. Essstörungen sind die am schlechtesten zu behandelnden Suchterkrankungen überhaupt. Du kannst das Suchtmittel ja nicht einfach weglassen. Das ist, als würdest du von bem alki verlangen, kontrolliert zu trinken. Man kann nicht einfach aufhören zu essen und da ein gesundes Maß zu finden ist extrem schwierig.

    Ich hatte, Silvester vor mehr als 2 Jahren, einen Rückfall mit Kokain. Und seit diesem Tag ist meine Essstörung weg. Bevor ich zur Party bin, hatte ich noch erbrochen. Und den nächsten Tag, der begleitet von Depressionen und Vorwürfen war, war das Verlagen zu kotzen und auch die körperbildstörung weg. Ich glaube, dass ich mir mit meinem Kokarausch, genau die hirnareale zerstört habe die für den Fress-Brech-Mechanismus zuständig waren. Eine andere Erklärung gibt's dafür nicht.

    Ja, und Borderline ist so vielfältig wie die Personen die es haben. Die einen hassen sie, die anderen lieben sie. Die Störung ist nicht heilbar, jedoch flachen die Symptome mit den Jahren ab, sofern eine Behandlung erfolgt. Ich habe mich viel über meine Krankheit informiert, Bücher gewälzt, Therapeuten befragt, mich selbst analysiert...
    Wenn ich heute Borderlinespeziefische "special effects" an mir bemerke, kann ich sie ganz genau einordnen. Gebe nicht mehr jedem Impuls nach. Kann Zustände auch mal aussitzen und Gefühle ertragen.

    Ich dachte auch, dass meine BPS eine Beziehung unmöglich macht. Habe eine lange Odyssee von verkorksten Beziehungen hinter mir. Bin deswegen Liebesbeziehungen immer ausgewichen. Aber heute kann ich sagen, dass ich trotz dieser Störung, beziehungsfähig bin. Und dabei auch sehr glücklich. Ich hab ein anderes Bedürfnis von Nähe und Distanz als meine Partner, bin ebenfalls sehr getrieben, ob beruflich oder privat, aber da kann man Kompromisse finden. Es ist wichtig, Dinge die mich belasten anzusprechen und nicht auszuhalten (wozu bordis gerne neigen).
    Man muss halt lernen damit umzugehen.

    Du hast ja im Grunde mehrere "Baustellen"... Ehemals Bulimie, Drogen und dann noch Alkohol dazu.

    Somit ist Deine Behandlung sicherlich nicht so einfach.

    Im Grunde solltest Du Dir klar machen, dass da mehreres in Dir schlummert und nur Du etwas
    ändern kannst!

    Ja, ich habe viele Baustellen, aber wie heißt es so schön, man wächst mit seinen Aufgaben. Ehemals Bulimie ist auch nicht ganz richtig. Ist ähnlich wie mit dem Alk, einmal Bulimiker immer Bulimiker. Ich muss mit dem Essen immer aufpassen, mit meiner Kaloriezufuhr (dabei is der Alkohol net sonderlich hilfreich), Ernährungstagebuch, muss mich oft zum essen zwingen, weil ich tendenziell zu wenig esse, gleichzeitig aber aufpassen, dass ich net zu viel esse und möglicherweise auf die Idee komm zu erbrechen. Die Körperbildstörung ist zwar weg, was bedeutet, dass ich mich nicht mehr unsäglich Fett fühle aber trotzdem kann das alles wieder zurück kommen.

    Zusätzlich habe ich eine diagnostizierte Borderlinestörung, was das ganze nicht unbedingt einfacher macht. Aber die Symptome werden von Jahr zu Jahr weniger und ich kann mittlerweile sehr gut damit umgehen.

    Ich weiß, dass ich allein in der Hand habe, was zu ändern.
    Aber im Moment, in der aktuellen Situation in der ich jetzt bin, gibt es quasi keine andere Alternative als eine Therapie. Auch wenn ich schon mehrere Therapien durchlaufen habe. Und ich bewundere Menschen, wie dich, die es ohne schaffen.

    Mein erster Rückfall in der letzten Therapie war ganz furchtbar für mich. Ich hatte nen mittelschweren Nervenzusammenbruch, weil ich komplett an mir selbst gezweifelt hatte. Wie kann das sein, dass die meisten nur eine Therapie benötigen, und ich schon wieder im Begriff war meine dritte zu versemmeln?

    Ich konnte mich über Stunden nicht beruhigen. Hab dann irgendwann meinen besten Freund angerufen, der mich noch aus meiner Drogenzeit kennt, der aber selbst auch abstinent lebt. Der hat mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt.
    Der meinte, ja schnisskettchen, ich kenn dich noch von früher, und wenn ich überlege wie hart wir uns verballert haben, bist du ein besonders schwerer Fall. Ich solle mich nicht mit normalen Alkoholikern vergleichen, und überhaupt schaffen es wenige von unserem Kaliber überhaupt mal in ne Therapie. Und da hat er recht. Ich komme von ganz unten. Hatte nie sowas wie ein normales Leben.

    Hab mit 12 angefangen Alkohol zu trinken (immer mit total abschüssen), mit 13 Drogen und dann nahm das Drama seinen Lauf. Auf was will ich auch aufbauen? Ich hab ab diesem Moment nicht mehr in der normalen Gesellschaft existiert. Ich war ein Kind, zu bis unters Dach mit allem was ich in die Finger bekommen habe. Hab mit schwer Kriminellen verkehrt und startete selbst eine Karriere als Kleinkriminelle. Und diese kriminellen drogenabhängigen Leute waren meine Familie. Und in gewisser Weise sind sie das heute noch.

    Ich glaube eine stationäre Reha ist genau das was ich brauche. Insgesamt habe ich das Gefühl, dass ich mich mittlerweile mehr spüre. Meine Bedürfnisse wahr nehme und sie auch ernst nehme. Ich glaube Gespräche bringen mich nicht mehr weiter. Meine Psyche und meine Lebensgeschichte wurde tausendmal analysiert und durchgekaut. In dem Punkt werde ich nix neues mehr lernen. Ich kenn mich ziemlich genau, weiß warum ich bin wie ich bin, warum ich tue was ich tue.

    Ich setzte große Hoffnungen auf Körperbezogene Therapien, Entspannungstherapie (bin ein absolut unentspannter, getriebener Mensch), Ruhe und zu mir selbst finden. Abseits vom Alltag. Habe mir eine Klinik 500 Km von hier entfernt ausgesucht, die reine Alkoholproblematik behandelt. Ich habe keine Lust mehr mich mit Drogenabhängigen auseinander zu setzten oder überhaupt nur damit konfrontiert zu werden.

    Und weiß der Geier, vielleicht bleibe ich ja im schönen Bremen ;)

    wie könnte es denn deiner Meinung nach anders gehen?

    In meinen Therapien sind regelmäßig Leute aufgeschlagen, die aufgrund ihrer erhöhten Leberwerte, eine Therapie vom Hausarzt empfohlen bekommen haben. Ganz ohne ihr komplettes Leben mit Alkohol verwüstet zu haben. Die waren Anfangs oft skeptisch, haben ihr Problem dann aber irgendwann eingesehen. Manche auch nicht.

    Oder: Ich wohne an einem großen Stahlstandort mit viel Automobilindustrie und einer hohen Suchtproblematik in den Fabriken. Viele meiner Mitpatienten arbeiteten in den Stahlwerken oder bei Automobilzulieferern und sind irgendwann mal durch irgendwas aufgefallen und dann von den Unternehmen auf Therapie geschickt worden. Manch einer hats eingesehen, andere eben nicht.

    Also, ich denke schon, dass es auch funktioniert ohne einen persönlichen Tiefpunkt.
    Es ist vielleicht nicht immer jedem klar, dass sein Trinkverhalten krankhaft ist, aber ich glaube, dass viele, wenn man sie damit konfrontiert, ihren Konsum kritisch hinterfragen und bereit sind was zu ändern.

    Ich denke es muss ja nicht zwangsläufig bei jedem immer zum Äußersten kommen, bevor es Klick macht.
    Ich hab im Zuge meiner Therapien, bei Rückfälligen oder Abbrechern, oft gehört: Der hat seinen Tiefpunkt noch nicht erreicht... Oder: Der muss noch Tiefer fallen, noch mehr verlieren...
    Ich denke das ist Bullshit. Sicher trifft das auf einen Teil der Süchtigen zu. Aber das geht sicherlich auch anders.

    Du bist ja zumindest mal soweit, dass du deinen Konsum kritisch hinterfragst. Du hast dich schon auf eine Therapie eingelassen und suchst hier im Forum nach Hilfe und Rat.
    Ich denke das ist schon mal ein guter Ansatz.

    Und wer weiß was nach dem Monat Abstinenz passiert. Vielleicht hängst du ja noch nen Monat dran ;)

    Bei mir fing das mit nem ähnlichen Konsum wie bei dir an.
    Erst Bier, dann Sekt, Wein, irgendwann Spirituosen... Hat sich dann immer weiter gesteigert bis ich irgendwann bei 5 Flaschen Wein am Tag war in Verbindung mit Drogen. Oder auch mal ne Flasche Wodka. Im Prinzip hab ich zu Schluss alles in mich reingeschüttet. Hauptsache Umdrehungen. Das war vor 9 Jahren.

    Mitllerweile trinke ich immer noch alles. Kommt drauf an worauf ich Lust hab. Aber meistens bewegen sich die Mengen so zwischen 2-3 Flaschen Sekt täglich, nur am Abend.

    Also wie gesagt, bei mir fing es auch eher harmlos an. Wie bei jedem hier wahrscheinlich. Irgendwann schwappte es halt über.

    Ah OK, jetzt versteh ich das ganze auch etwas besser, glaube ich.
    Also wenn ich auf die Zeit zurück Blicke, in der ich ähnlich konsumiert hatte, war mir zu dieser Zeit wohl auch klar, dass mein Trinkverhalten nicht ganz normal ist, aber wirklich ernst genommen hatte ich das damals nicht.
    Ich sag jetzt mal, ohne das zu verharmlosen, das sind ja noch humane und gesellschaftlich anerkannte Mengen und Gelegenheiten zu denen du da trinkst.
    Zwischendrin paar Tage ohne. Glaub da is es echt schwierig sich das einzugestehen bzw. eine Notwendigkeit zu sehen das zu ändern.
    So würde es mir aufjeden Fall gehen.


    Was meinst du damit dass es nichtnso so bleiben wird?
    Bei mir ist es bis jetzt noch nie so ausgeartet, dass ich meinen Job vernachlässigt habe oder sonst meine Verpflichtungen nicht wahrgenommen habe. Ich weiß bloß,das mein trinkverhakten krankhaft ist.

    Damit meine ich, dass wenn ich weiter trinke, es tendenziell ja nicht besser wird. Die Mengen werden ja stetig mehr. Im Moment in meiner Arbeitslosigkeit ist es noch gefährlicher als sonst. Vor paar Wochen hatte ich ne kurze Phase wo ich Mittags um 12 schon angefangen hab zu trinken. Das mach ich normalerweise nicht wenn ich arbeiten gehe.
    Ich habe meine Verpflichtungen auch nie vernachlässigt (außer in meiner Drogenzeit) aber wenn ich ganz ehrlich bin, lass ich wenn ich trinke das ein oder andere was nicht so wichtig ist mal liegen.

    Ich fahre manchmal morgens mit Restalkohol Auto. Ich hatte den Lappen schon mal weg deswegen. Das bedeutet 0,0 Promillegrenze. Wenn ich so mal angehalten werde ist das Ding gerade nochmal weg. Und den bekomme ich sicher net mehr so schnell zurück.

    Was bedeutet dein trinkverhalten ist krankhaft? Wieviel trinkst du so? Und wie oft?

    Hab auch eher den Eindruck, dass du noch nicht so recht los lassen kannst. Aus welchen Gründen auch immer. Aber du siehst ja zumindest schon mal ein, dass du ein Problem hast.
    Es gibt Stellen wie die Suchtberatung der Caritas oder Selbsthilfegruppen wie die AA (glaube ich) bei denen keine Abstinenz vorausgesetzt wird um daran teilzunehmen. Natürlich solltest du nicht alkoholisiert zum Meeting kommen. Aber vielleicht wären das ganz gute Anlaufstellen für dich. Vielleicht macht es dann ja mal irgendwann klick.

    Gut dass du zumindest nicht spielst. Aber da spielst du auch mit dem Feuer wenn du weiter trinkst...

    Und ja, ich bin sehr zuversichtlich für meine Therapie. Ich freu mich total darauf und bin hochmotiviert. Ich hab das Gefühl, dass die Therapie, jetzt in diesem Moment genau das richtige für mich ist.

    Du willst nicht Alkoholkrank sein? Aber das bist du nunmal.
    Ich denk auch oft: Boah, ich bin 33 und dann nie mehr was trinken?
    Und bei den Gedanken geht es nicht einmal darum, dass ich es vermissen werde mich täglich weg zu hauen. Ich denk dann eher an, wie eben erwähnt, Konzerte, abends aufm Balkon mal ein Weinchen (ich weiß, man soll es nicht verniedlichen), Silvester etc.
    Aber das sind, wenn ich ehrlich bin nur romantische Vorstellungen, denn bei einem Weinchen wird es nicht bleiben. Und nach dem Konzert wird es nicht aufhören.
    Ich würde mir auch wünschen normal trinken zu können. Aber das geht eben nicht. Und warum etwas nachtrauern was eh nicht ist.

    Hab mich nach dem Rausschmiss aus der letzten Therapie mal über kontrolliertes trinken informiert. Dabei wären genau solche Dinge möglich. Mal aufm Konzert was trinken. Oder Silvester. Oder wann auch immer. Habe lange mit einem Psychologen telefoniert der Workshops für kontrolliertes trinken anbietet und mich genau informiert.
    Nach kurzem Überlegen hab ich für mich rausgefunden, dass dieses Konzept für mich nichts ist. Es erfordert viel Arbeit, Planung und, wie ich finde, ein hohes Maß an Disziplin.
    Dann finde ich es tausendmal einfacher einfach garnichts zu trinken.

    Bist du im Moment vom spielen abstinent?