Gerade erfahren, dass mein Mann Alkoholiker ist

  • Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll... mein Leben ist in den letzten Minuten einfach zerbrochen. Alles war so heil und ich möchte auch so gerne, dass alles heil bleibt. Ich will ein unkompliziertes Leben und jetzt ist alles so kompliziert. Mein Mann und ich kennen uns 7 Jahre. Seit einem halben Jahr sind wir verheiratet, wir haben einen gemeinsamen Sohn. In den ersten zwei Wochen als wir uns kennengelernt haben, hatte mein Mann Urlaub und trank jeden Tag Bier. Schon in den ersten Tagen als wir uns kennenlernten, hoffte ich, dass es wirklich nur daran lag, dass er Urlaub hat. Das Thema Alkohol hat uns immer begleitet, die ganzen 7 Jahre. Es gab Zeiten, dass er wirklich „richtig“ betrunken war. Ich drohte und kontrollierte. Sagte wenn er das nicht lässt, werde ich mich trennen. Damit trieb ich ihn scheinbar in das heimliche Trinken. Ich hab es oft gemerkt, dass er getrunken hat und hab ihn Vorwürfe gemacht. Er sagte immer, er habe nicht getrunken und war Sauer, dass ich ihm das unterstelle. Dann dachte ich mir, was ist wenn er doch nicht trinkt und ich ihn grundlos beschuldige... ich konnte es nie nie beweisen! Dann war ich immer im Zwiespalt „Spinn ich jetzt langsam und bild mir das ein und er trinkt wirklich nicht?“ Ich wusste einfach nicht was machen. In den letzten Monaten/Jahren hat es sich „scheinbar“ gebessert. Ich hatte das Gefühl, dass er höchstens noch am Samstag mal trinkt. Aber es war einfach so, dass man ihm seinen generellen Pegel einfach nicht mehr anmerkt, sondern erst wenn er über diesen Pegel hinaus trinkt. Ich dachte, es spielt sich langsam ein... und heute kam der Schlag. Ich wollte es eigentlich immer beweisen können, konnte es aber nie und jetzt wo ich weiß, will ich es doch eigentlich gar nicht wissen. Es reist mich so aus meinem Leben... Wie ich davon erfahren habe? Er ist in einer Facebook Papa Gruppe angemeldet und dort fragte ein anderer, ob noch jemand Probleme mit Alkohol hat. Mein Mann antwortete unter diesen Post „kenn ich zu gut... ich trinke auch. Zwar nur Bier, aber das jeden Tag. Meine Frau weiß davon nichts. Je nachdem 4-10 Flaschen. Unter der Woche teilweise auch 2-3 in der Mittagspause. Das ist eigentlich sooooo armselig. Ich muss echt auch die Kurve bekommen“ ... ein Mitleid dieser Gruppe hat mir ein Screenshot davon geschickt. das ist für mich wirklich ein Schlag ins Gesicht. Mein erster Gedanke ist, dass ich ihn verlassen will, der zweite, dass ich unseren Sohn schützen möchte. Ich weiß nicht was ich machen soll... er saß neben mir, als ich das gelesen, hat es aber nicht mitbekommen. Normal bin ich impulsiv und hätte ihm die Hölle heiß gemacht. Aber ich will überlegt vorgehen... aber ich hab keine Ahnung was ich tun soll. Ich hab definitiv keine Angst davor das anzusprechen, aber eben sehr vorwurfsvoll. Und eigentlich will ich das nicht oder weiß ich nicht... ich weiß nicht was ich tun soll... Hilfe

  • Mir geht es so,das ich mich verrückt mache,weil ich mich nicht draue,das Alkoholproblem meines Vaters anzusprechen.

  • Hallo Schwänchen,

    Ich habe gerade Deinen Beitrag gelesen. Ich war auch lange Zeit mit einem heimlichen Alkoholiker zusammen, ohne es wirklich zu merken. Habe Anzeichen gesehen, benannt, und dann schien alles gut zu sein. Bis dann alles ganz klar wurde. Wir sind inzwischen getrennt, aber das stand schon fest, bevor mir sein Alkoholproblem klar wurde. Die Trennung erfolgte vordergründig wegen seinen Aggressionen und seinem veränderten Verhalten.

    Was ich bei Deiner Geschichte bemerkenswert finde, ist, dass er in dieser Gruppe zugegeben hat, dass er ein Alkoholproblem hat. Das hätte er ja nicht tun müssen. Vielleicht wollte er auch, dass Du es mitbekommst. Was ich damit sagen will ist, dass er immerhin ein Bewusstsein für sein Problem hat. Vielleicht kann man hieran ansetzen. Denn wie Du hier überall lesen kannst: Nur der Alkoholiker selber kann sich retten. Ich verstehe, dass Du verletzt und am Boden zerstört bist. Und vielleicht kommen Dir jetzt als Erstes nur Vorwürfe in den Sinn. Das kann ich gut nachvollziehen. Als Außenstehender denkt man natürlich zuerst: Wie kann er nur so lügen, betrügen, und das mit einer Familie, mit einem Kind usw.

    Auch wenn es schwer fällt, muss man sich klar machen, dass Sucht eine Krankheit ist. Aber wenn er es schon zugeben kann ist vielleicht noch nicht alles verloren. Aber vielleicht musst Du Dich erst selbst etwas sortieren, bevor Du das Gespräch suchst. Vielleicht hier, vielleicht auch bei einer Beratungsstelle. Wenn der erste Schock verdaut ist, kann man vielleicht mit etwas mehr Ruhe die Möglichkeiten betrachten. Ich will Dir auch gar nicht raten Dich zu trennen, oder auch zu bleiben. Das kannst nur Du entscheiden. Gib Dir etwas Zeit um alles sacken zu lassen.

    Viel Kraft
    Ailin

  • Hallo, Schwänchen, und HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Kurz zu mir: Ich bin m, 56, Alkoholiker und nun, nach mehreren Anläufen, schon seit fast 12 Jahren trocken und seit etlichen Jahren auch in der Suchtselbsthilfe "unterwegs".

    Mein Mann antwortete unter diesen Post „kenn ich zu gut... ich trinke auch. Zwar nur Bier, aber das jeden Tag. Meine Frau weiß davon nichts. Je nachdem 4-10 Flaschen. Unter der Woche teilweise auch 2-3 in der Mittagspause. Das ist eigentlich sooooo armselig. Ich muss echt auch die Kurve bekommen“

    Diese Situation, die Dein Mann da schildert, kenne ich aus eigenem Erleben und aus vielen, vielen Erzählungen/Gesprächen - er ist sich seiner Situation bewusst und versucht, selbst irgendwie da rauszukommen. Das gelingt aber nur in den seltensten Fällen. Ich habe damals versucht, "kontrolliert" zu trinken und meinen Konsum zu reduzieren. Das ist aber dermaßen anstrengend (Ich weiß nicht, ob DU Dir überhaupt vorstellen kannst, WIE anstrengend das ist), dass es natürlich irgendwann/schnell wieder aufgegeben wurde. Dann wird versucht, möglichst unauffällig, "heimlich" zu trinken … Naja, hier wirst Du etliche Geschichten finden, wie es laufen KANN (nicht MUSS!).

    Vielleicht ist es das Beste, wenn Du ihm den Screenshot (natürlich ohne Hinweis auf die Herkunft/den Absender!) zeigst und ohne Vorwurf dazu sagst "Ich glaube, Du brauchst Hilfe und wir müssen reden!".
    Und seine Reaktion wird Dir dann zeigen, in welche Richtung Du weitergehen kannst/willst …

    Gruß
    Greenfox

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    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

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    können wir nur selber tun!

  • Hallo Schwänchen,

    Willkommen auch von mir!

    Ich möchte dir nur den Tipp geben,das Gespräch möglichst emotionals-neutral und Vorwurfslos anzugehen. Dein Mann hat eingesehen,dass er ein Problem hat,das ist schon mal sehr gut und kann eine Basis für eine konstruktive,lösungsorientierte Diskussion sein.
    Ich verstehe,dass deinerseits Enttäuschung und Wut dominieren,nur bringt das weder ihn noch dich weiter. Dein Mann trinkt nicht,weil er absichtlich versucht dich zu hintergehen oder dich verar***en will,sondern weil er alkoholkrank ist und nicht anders kann. Vorwürfe brachten mich früher nur dazu,noch mehr zu trinken,war eh schon alles dahin...

    Hoffe ihr findet einen Weg,der euch weiter bringt!!

    Rina

  • Ich danke euch für eure Antworten. Das hat mir wirklich schon geholfen, weil ich nicht weiß, mit wem ich sonst reden will. Ich denke, die meisten werden ihn/uns/mich verurteilen und das ist das letzte was ich will. Normal red ich mit jedem über alles, bin unheimlich ehrlich auch... ich sprech direkt alles an, aber das bringt mich echt zum schweigen. Ich hab es gestern nicht mehr angesprochen und auch heute bisher nicht. Heute mit etwas Abstand ist es schon „einfacher“.. also ich bin nicht mehr so emotionsgeladen, weiß dass Vorwürfe nichts bringen. Mein Problem ist, ich hab eine abnormale Ablehnung gegenüber ihm
    Momentan. Ich bin wütend oder traurig, irgendwie bin ich von ihm angeekelt, ich will ihn nicht in meiner Nähe haben und erst recht nicht, dass er mich anfasst. Er hat so so krasse Lügengeschichten erzählt, dass ich grade nicht weiß was für mich schlimmer ist, der Alkohol oder dass ich ihm nie wieder vertrauen kann... Ich wollte es heut Abend ansprechen. Ihm den Screenshot zeigen und ihm sagen, dass ich es nun weiß. Ich will ihm aber auch sagen, dass ich eine „Auszeit“ will. Ich werde schon dort wohnen bleiben, aber ich will einfach nicht angefasst werden und so tun als wäre nichts... ich sage ihm, dass wenn er Hilfe braucht, ich ihn unterstütze, aber das er es von sich aus wollen muss und ich ihn nicht zwingen und bedrängen kann. Ich denke, wenn sich da relativ schnell nichts ändert, werde ich ausziehen... ich hab dafür keine Kraft. Habe mir auch schon Beratungsstellen hier in der Nähe für mich als Angehörige raus gesucht und dort eine Mail hin geschickt, ob ich da einfach mal mit jemand sprechen kann... weil ich einfach mehr wissen will und richtig handeln will.

  • Ich verstehe dich nur zu gut und kann wirklich nachvollziehen wie du dich fühlst! Obwohl ich ja auf der Abhängigenseite stehe...ich glaub es ginge mir so wie dir,mit der Nähe,der Abneigung, dem Anfassen...Ich kann dich nur in deinem Vorhaben bestärken,pass auf dich auf und hole dir Hilfe. Du musst mit diesem Balast nicht alleine sein. Reden hilft...

    Viel Kraft und Ruhe,geh es langsam an,du bist die wichtigste Person in deinem Leben,sorge zu dir!!

    Rina

  • Hallo!

    Ich komme aus der anderen Ecke.

    Es ist doch schon mal ein gutes Zeichen, dass er sich in seiner Gruppe als Alkoholiker outet. Er weiß also genau, dass er abhängig ist.

    Ich war erst in der Lage, dem Klammergriff des Alkohols zu entkommen, als ich dies eingesehen hatte und zu diesem Zeitpunkt, im Gegensatz zu früher, schon nicht mehr in der Lage war, Saufpausen zu machen.

    Genau zu dieser Zeit setzte mir meine Familie die Pistole auf die Brust, nachdem sie ohne mein Wissen bei der Suchtberatung war: Entweder Therapie oder Trennung. Das saß.

    Ein paar Tage später ging ich zur Suchtberatung, den Termin hatte meine Frau bei ihrem Besuch ausgemacht, und anschließend hörte ich auf. Das ist jetzt 4 Jahre und 9 Monate her. Seitdem lebe ich unfallfrei abstinent.

    In meiner Therapie und dem Besuch einer an SHG lernte ich: Der Anstoß für den Abhängigen, etwas gegen seine Krankheit zu tun, wird häufig von außen gegeben. Dem Arbeitgeber, der Führerscheinstelle oder der Familie wie bei mir.

    Mein Rat: Rede mit ihm. Dann liegt es an ihm, eine Entscheidung zu treffen. Lass dich nur nicht lange hinhalten. Gib ihm ein notfalls paar 3-4 Tage Tage Bedenkzeit, aber dann sollten konkrete Taten folgen.

    Die paar Tage Bedenkzeit solltest Du dir allerdings auch geben, ob Du an dieser Beziehung fest halten und ihn, sofern er möchte, bei seinem anstrengenden Weg aus der Sucht begleiten willst/kannst.

    Meine Familie hat mir diese Chance gegeben und ich habe sie genutzt.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Ich habe es ihm gesagt. Ich habe ihm den Screenshot gezeigt. Er lächelte... und ich hab nur zu ihm gesagt „entweder du machst eine Therapie oder ich werde gehen“ und dann wollte er anfangen mit aber, aber.... und das irgendwie runter zu spielen und ich sagte ihm, dass ich das alles nicht hören will und dass er entweder eine Therapie macht oder ich gehe und ich mich auch auf nichts anderes einlassen werden. Er sagt ok... und meinte dann, dass der Post/Kommentar in Facebook nur ein Test war, wie die anderen darauf reagieren, dass er an diesem Stand mit 4-10 Bier vielleicht vor 2 Jahren war, aber es nicht mehr so ist... ich sagte ihm, dass ich das nicht glaube und ich ihm generell in der Hinsicht nicht mehr glauben kann, dass ich weiß, dass Alkoholiker Meister sind im Runterspielen und Lügen. Und ich sagte ihm, dass ich nicht weiß was für mich schlimmer ist, dass mit dem Alkohol oder dass ich ihm nicht mehr vertrauen kann... er gab zu, dass er ein Problem hat und sich damit auch schon beschäftige. Ich meinte zu ihm, er muss es wollen, ich mach ihm da auch keine Vorwürfe. Aber ich meinte auch, dass ich denke, dass er es runter spielt und glaubt er kommt da alleine raus... er bejate das, er dachte oder denkt er kommt da alleine raus. Ich machte ihm klar, dass er meiner Meinung nach, das nicht alleine schaffen wird. Ich bin froh, dass er es einsieht, dass er ein Problem hat, nur sieht er (noch nicht) ein, wie schwerwiegend sein Problem sei... und dann sagt er so Sachen, wie „du glaubst doch nicht wirklich, dass ich 2-3 Bier in der Mittagspause trinke“... so als fände er es selbst so krankhaft, quasi in dem stil „also bitte, das ist doch wohl krank“... und ich sagte ihm, dass ich schon denke dass er das macht. Ich sagte ihm, dass ich denke er ist ein funktionierender alkoholikrr (spiegeltrinker).. er meint, der denkt nicht dass er das ist, weil er scheinbar nicht schon morgens bzw. Teilweise ja auch nachts auf sein Pegel kommen muss... ich meinte darauf, dass er doch 10 Bier trinkt am Tag, das ist doch dazu da den Pegel aufrecht zu erhalten... der sagte nur ja....er möchte jetzt mit mir gemeinsam zur suchtberatung und sagte von sich aus, dass er mir ein alkoholtester kaufen wird... dennoch ist es so, dass ich den Abstand von ihm suche und ich ihm auch nicht in die Augen sehen kann. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Aber er dankte mir, dass ich so sachlich mit ihm darüber sprechen kann. Normal bin ich sehr impulsiv und vorwurfsvoll.. aber es geht hier nun mal nicht um die nicht ausgeräumte Spülmaschine.

  • Hallo, Schwänchen!

    Zunächst einmal: Versuch doch mal, Deinen Text selbst zu lesen - ohne jeglichen Absatz ist das ziemlich mühselig :sorry:

    ... dass er an diesem Stand mit 4-10 Bier vielleicht vor 2 Jahren war, aber es nicht mehr so ist... und dann sagt er so Sachen, wie „du glaubst doch nicht wirklich, dass ich 2-3 Bier in der Mittagspause trinke“...

    Wahrscheinlich hatte er sogar recht: Heute ist er weiter als vor 2 Jahren und bei den "2-3 Bieren" hätte ich damals das Wörtchen "nur" weggelassen ...

    Egal, ich finde es sehr gut, dass Du sachlich mit ihm hast sprechen können 44.
    Ebenso den Vorschlag, gemeinsam zur Suchtberatung zu gehen.

    Das mit dem Alco-Tester sehe ich momentan eher als Beschwichtigung, aber man soll ja nicht von sich auf andere schließen, gelle.

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    können wir nur selber tun!

  • Achso und noch eine Frage:
    „Muss“ ich es dem Umfeld mitteilen? Oder muss er diesen Schritt machen? Oder ist es auch eine Option es niemanden zu sagen? Zu seinem Umfeld: Sein Vater ist trockener Alkoholiker, in seinem Freundes und Bekanntenkreises und auch in der sonstigen Familie ist das Alkohol trinken schon stärker vorhanden... es wird eben gerne mal ein Bierchen getrunken...

  • Hallo!

    Das hast Du hervorragend gemacht. Bleib bloß konsequent und lass dich nicht einlullen z.B durch den Versuch, dass er mal 2 Wochen clean bleibt, um sich und allen anderen zu zeigen, dass er doch kein Problem habe. So habe ich meiner Familie und mir auch jahrelang einen vorgemacht.

    Setz ihn unter Druck, dass er einen Tewrmin bei der Suchtberatung ausmacht oder bielte ihm an, selbst einen solchen zu vereinbaren.

    In seiner Familie ist Alkoholismus bekannt. Das zeigt eine gewisse erbliche Disposition zu dem Stoff. Sein Vater ist "trocken". Den kann er sich als Vorbild nehmen, um zu erkennen, dass es auch ohne den Alk geht.

    Daheim würde ich den Stoff, den er mag (Bier), verbannen und ja kein alkoholarmes Bier als Ersatz ranschaffen. Du darfst selbstverständlich moderat weiter trinken, damit muss er lernen klar zu kommen. Das war und ist bei mir und meiner Frau auch so.

    Es ist nicht deine Aufgabe, ihn vor seiner Familie, Bekannten und Freunden zu "outen". Das ist allein seine Entscheidung.

    Du möchtest bestimmt auch nicht, dass dein Mann loszieht und "Hinz und Kunz" von deinen Krankheiten informiert, oder?

    Wen man alles einweiht, wird unterschiedlich gehandhabt.

    Ich habe in Abstimmung mit meinem Therapeuten ausschließlich diejenigen informiert, sie wussten eh von meinem Problem ;), die es wirklich was angeht. Dazu gehören die Nachbarn und Arbeitskollegen defintiv nicht. Ich habe den Kreis sehr eng gezogen und überschaubar gehalten. Das bleibt jedem selbst überlassen. Wer meint, seine Krankheit in die Welt hinaus posaunen zu müssen, mag es gerne tun.

  • Danke für die Absätze 44.

    Das mit dem Alloholtester ... Ich selbst sehen mich ...

    ;D
    Ja, das Thema kann einen schon ganz schön durcheinander bringen ;)

    Aber im Ernst: MEINE Meinung ist, dass es nicht an Dir ist, damit von Dir aus hausieren zu gehen. Wenn die Sprache darauf kommt und/oder Dich jemand darauf anspricht, dann kannst Du natürlich auch Klartext reden. Aber nicht (übertrieben gesagt) mit einem Plakat durch die Gegend laufen ...

    Und ich kenne keinen Alkoholiker (mich eingeschlossen), der nicht um sein Problem wusste und - zumindest anfänglich - meinte, es irgendwie selbst/alleine in den Griff zu kriegen, kriegen zu können. Bei mir, bei denen, die ich kenne, hat es natürlich nicht funktioniert.

    Natürlich darfst Du als Angehörige - als Mensch, der KEIN Problem mit bzw. ohne Alkohol hat - auch Alkohol trinken. Nur, wenn Du Deinen Mann beim Ausstieg unterstützen möchtest, dann solltest Du es möglichst nicht zu Hause, oft/dauernd und in seiner Gegenwart tun.
    Aber am Besten ist es sowieso, das Ganze zusammen zu besprechen, damit sich niemand bevormundet und/oder gezwungen fühlt. Vielleicht macht Ihr erst einmal einen Termin bei der Suchtberatung und bequatscht danach alles in Ruhe, zusammen ...

    Ich weiß, dass das Überwindung kostet - von beiden Seiten. Aber es lohnt sich.
    Und für ihn KANN es eine ganze Menge an Motivation bringen.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

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    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!


  • Wenn die Sprache darauf kommt und/oder Dich jemand darauf anspricht, dann kannst Du natürlich auch Klartext reden. Aber nicht (übertrieben gesagt) mit einem Plakat durch die Gegend laufen ...


    Vielleicht macht Ihr erst einmal einen Termin bei der Suchtberatung und bequatscht danach alles in Ruhe, zusammen ...

    Ich weiß, dass das Überwindung kostet - von beiden Seiten. Aber es lohnt sich.
    Und für ihn KANN es eine ganze Menge an Motivation bringen.

    Ich persönlich bespreche solch persönliche Dinge wie schwere Erkrankungen meines Parnters nicht ohne deren Zustimmung mit Dritten. Das ist für mich eine Frage des Stils und des Respekts meinem Partner gegenüber.

    Fremde und dazu gehören auch sog. Freunde können sich doch selbst an deinen Mann halten. Meine Frau hat mal einem Neugierigen geantwortet: "Das fragst Du ihn am besten selbst." Der Neugierige kam jedoch nicht ;D

    Ansonsten stimme ich Greenfox voll zu. Mir hat es viel zusätzliche Motivation gebracht, dass meine Familie, damit meine ich den Nachwuchs und meine Frau, voll hinter mir standen.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Hallo Schwänchen,

    ich weiß nicht, ob Du hier jetzt noch rein schaust, Dein letzter Post kllingt so, als würdest Du Dich hier jetzt erst mal zurück ziehen und abwarten, wie es dann weitergeht, nachdem der Termin bei der Suchtberatung war.

    Leider konnte ich aus diversen Gründen nicht früher in Deinen Thread schreiben und Du hast ja auch schon ganz viele sehr wertvolle Informationen von den anderen Schreibern hier erhalten. Trotzdem möchte ich Dir jetzt, auch wenn es spät ist, noch meine Geschichte und meine Gedanken schreiben. Ich mache das auch deshalb, weil ich glaube, dass mein "Fall", also meine Alkoholikerkarriere der Deines Mannes recht ähnlich ist. Und vielleicht ist in meiner Geschichte was für Dich dabei, dass Dir hilft Dein weiteres Vorgehen sozusagen zu "koordinieren" oder zu strukturieren.

    Ich stelle mich erst mal kurz vor: Ich bin 50 Jahre alt, Alkoholiker und lebe jetzt schon recht lange ohne Alkohol. Vorher trank ich weit über 10 Jahre (die genauen Jahre kann ich nicht sagen, weil ich nicht genau weiß, wann es letztlich gekippt ist) abhängig und die meiste Zeit davon auch komplett heimlich. Ich hatte zu dieser Zeit Familie, also eine Frau und zwei Kinder. Meinem Großen hat meine Trinkerei quasi über seine komplette Schulzeit begleitet, meine Tochter "durfte" diese Zeit sozusagen von Geburt an bis ins Grundschulalter miterleben. Sie war 9 Jahre als, als ich mich outete. Ihre Geburt war der Grund für meine allererste und auch längste Trinkpause. Damals schaffte ich es, fast ein Jahr lang keinen Alkohol zu trinken.

    Zu meiner Geschichte: Erst mal will ich Dir sagen, dass ich objektiv gesehen keinen Grund zum Trinken hatte. Alles prima. Ich war gesund, hatte keine schlechte Kindheit oder Jugend, hatte keine Schicksalsschläge zu verkraften, hatte eine tolle Frau, tolle Kinder, super Job, keine größeren finanziellen Probleme, ein funktionierendes soziales Umfeld etc. Ich könnte noch einiges Positives aufzählen. Es begann auch alles ganz harmlos mit dem obligatorischen Feierabendbierchen.

    Irgendwann sprach mich meine Frau mal darauf an, ob ich wirklich jeden Abend ein Bier trinken muss. Natürlich nicht, sagte ich und stellte das erst mal ein. Mit den Wochen schlich sich dieses Bier aber dann wieder ein bis sie mich irgendwann wieder darauf ansprach. Wieder stellte ich es ein und wieder schlich es sich ein. So vergingen bestimmt 2 Jahre, wo sich dieses "Spielchen" immer wieder mal wiederholte. War es Anfangs noch recht einfach auf dieses Bier zu verzichten, so wurde es im Laufe der Zeit immer anstrengender, man könnte auch sagen: es nervte ein wenig immer so aufpassen "zu müssen". Dazu kam, dass ich ab und an auch die Gelegenheit hatte, in der Arbeit mit Kollegen mal ein Bier zu trinken, nach der Arbeit vor dem Nachhausegehen.

    Und so, man glaubt es kaum, war das Feierabendbierchen immer häufiger schon das 2. Bier des Tages. Irgendwann, relativ früh in meiner Karriere, kam dann schon der Punkt, wo ich nach einer neuerlichen Ansprache meiner Frau (wobei sie immer fair und sachlich war, nie irgendwie unter der Gürtellinie) dachte: Ich lass es jetzt einfach zuhause, aber ich kann ja ab und an einfach "so", also ohne dass sie es mitbekommt, ein Bier trinken.

    Damit begann das heimliche Trinken und das war dann auch die Zeit, also in diesen Anfangsjahren, wo ich wohl am häufigsten die Lüge "ich hab nur alkoholfreies Bier getrunken" verwendet habe. Denn am Anfang war ich noch kein Profi, was das Lügen, Betrügen, Tarnen und Täuschen betraf. Und so roch sie schon das ein oder andere mal das Bier und hat mich natürlich angesprochen. Aber, oh Wunder, sie schien mir immer zu glauben was ich ihr erzählt habe.

    Wenn Du jetzt denkst, wie mies ist das denn?, dann sage ich Dir: ja, das ist ziemlich mies, jedoch Universen von dem entfernt, was ich später noch alles getrieben habe. Das war mein noch ganz harmloser Einstieg in eine Welt von Lügen, von Betrügen, vom Abgleiten in eine Parallelwelt.

    Es kam dann wie es kommen musste: Die Menge steigerte sich, wobei ich die längste Zeit meiner Alkoholikerkarriere wohl auf dem Niveau 4 - 6 Bier pro Tag verbracht habe. Das waren einige Jahre. Da war für mich auch "noch alles in Ordnung", will sagen: Ich log und betrog bereits vor mich hin, es war aber alles noch nicht so unverzeihlich schlimm (wobei das natürlich definitiv eine Definitionssache ist und ich das jetzt nur so sage, weil ich es im Vergleich zu dem sehe, was später noch folgte). Also, ich lebte und trank so vor mich hin, komplett heimlich und funktionierte. Ich versuchte natürlich mehrmal weg zu kommen. Immer heimlich denn ich trank ja heimlich und da wäre das ja schon recht praktisch gewesen. Denn: was niemand weiß macht niemand heiß. Einfach aufhören und alles wäre gut geworden.

    Tja, nur hatte ich halt keine Ahnung, was Sucht eigentlich ist und was das bedeutet. Ich scheiterte also immer, wie gesagt, die längste Phase war nach der Geburt meiner Tochter. Spätere Trinkpausen waren mal ein paar Wochen lang, meist dann aber nur noch ein paar Tage, am Ende ging gar nichts mehr.

    Aber ich hatte noch alles im Griff zu dieser Zeit. Körperlich noch ok, psychisch naja - schon eher schlecht aber noch nicht total mies, und meinen Job etc. hatte ich noch voll im Griff. Soziales Umfeld funktionierte dank meiner Frau auch noch ganz gut.

    Dann begannen aber die letzten Jahre, die Mengen steigerten sich nochmal enorm, es ging hoch auf 10 Bier, auch 12. Plus Wein, wenn das nicht reichte. Alles heimlich wohlgemerkt. Du bist da also nicht allein und selbst ich frage mich heute, wie ich das überhaupt schaffen habe können. Also das Verheimlichen. Alleine die Be- und Entsorgungslogistkik war sozusagen eine "Meisterleistung", aber natürlich auch ein Megastress.

    In diesen Jahren änderte sich alles nochmal radikal zum Schlechteren. Ich bekam massive körperliche Probleme, ich nahm zu, wurde übergewichtig, viel schlimmer noch: ich wurde zum psychischen Wrack. Und ich begann in eine Parallelwelt abzugleiten, ich begann ein richtiges Doppelleben zu führen. Ich machte Dienstreisen die es nie gab. Dort konnte ich dann in Ruhe trinken. Ich hatte ein "Zimmer" das nur ich kannte (man kann auch sagen: ein Loch) und in dem ich Trinken konnte soviel und solange ich wollte. Ich will gar nicht schreiben was ich alles getan und getrieben habe, denn das würde den Rahmen sprengen. Ich kann Dir nur sagen: Als nicht süchtiger Mensch kann man sich das alles gar nicht vorstellen. Es sprengt sozusagen jeden Horizont, nur Menschen die das selbst erlebt haben können das nachvollziehen.

    Trotz alledem war ich immer bemüht ein guter Vater zu sein und ich versuchte auch, mein schlechtes Gewissen gegenüber meiner Frau durch stark gesteigertes Engagement im Haushalt und co. zu verbessen. Ich putze, waschte, kochte, bügelte, ging Einkaufen etc. wie ein verrückter und wenn ich heute zurück blicke, mit sehr wenig Effizienz. Denn einerseits brauchte ich für alles locker die doppelte oder dreifache Zeit (daran war der Alkohol schuld) und andererseits war das eigentlich gar nicht das, was meine Frau wollte oder brauchte. Sie wollte einfach eine funktionierende Beziehung, einen Mann auf Augenhöhe, kein unzuverlässiges 3. Kind. Jemanden auf den sie sich verlassen konnte und nicht jemanden, der ständig weg war (siehe besagte Dienstreisen und noch andere Lügen), der auch geistig ständig weg war (weil er ja so einen verantwortungsvollen Job hatte, haha waren natürlich auch nur die Gedanken an Alkohol). Da sie ja aber nicht wusste, warum alles so anders war, als zum Anfang unserer Ehe, versuchte sie mehr oder weniger hilflos irgendwie diese Beziehung zu retten. Dabei war sie komplett chancenlos, denn niemand kann die Alkoholsucht besiegen. Nur der Süchtige selbst. Davon war ich aber Meilenweit entfernt.

    Am Tag X, wie ich ihn nenne, war es dann soweit. Wieder mal hat sie eine meiner ganz schlimmen Lügen aufgedeckt und stellte mich am Abend, nach der Arbeit, zur Rede. Ich weiß noch, dass ich zu dieser Zeit ausnahmsweise mal noch recht nüchtern war. Ich hatte, glaube ich, nur 3 oder 4 Bier getrunken. Auch dieses Mal wäre es mir sicher wieder gelungen, mich durch noch bessere und noch ausgefeiltere Lügen aus dieser Situation heraus zumanövrieren. Aber mit einem Mal wusste ich: Und jetzt ist schluss.

    Ich wusste es mit all der Konsequenzen. Ich wusste, wenn ich es ihr jetzt sage, dann werde ich ihr anschließend auch alle meine Lügen (dazu brauchte ich dann aber Wochen, es waren viele und es war enorm emotional und belastend) beichten. Ihre Welt wird pulverisiert, ihre Zukunftsplänte werden pulverisiert und auch für meine Kinder wird eine schöne heile Welt in sich zusammen brechen. Und natürlich auch meine Welt wird sich in ein Trümmerfeld verwanden. Nichts wird jemals wieder so sein wie es war. All der Schein, alle Pläne, einfach komplett alles wird kaputt sein. Es wird nichts übrig bleiben als der Trümmerhaufen einer damals fast 20-jährigen Beziehung.

    Trotzdem wusste ich: Es ist jetzt vorbei und ich will nie mehr wieder trinken. Und es kam, wie ich mir dachte. Es zerbrach alles. Erst mal musste ich meiner Frau noch all meine Alkoholverstecke zeigen, damit sie mir überhaupt glaubte was ich ihr erzählte. Dann kamen nach und nach all die Lebenslügen dran. Heimlich aufgelöste Altervorsorgen etc. waren da noch die harmlosen Dinge.

    Tja, und dann zog ich recht schnell aus und begann vom ersten Tag an, mich um Überwindung meiner Sucht zu kümmern. Und darüber wurde MIR dann klar, dass ich mit meiner Frau nicht zuletzt aufgrund dieses Vertrauensbruches den ICH ihr angetan hatte, nicht mehr zusammen leben konnte. Und ich trennte mich von ihr. Sie hätte unserer Beziehung (unter Umständen über die Du jetzt auch nachdenkst) durchaus noch eine Chance gegeben. Ich merkte relativ schnell, dass mich eine Weiterführung dieser Beziehung daran hindern würde, mein Leben ohne Alkohol zu führen.

    Ich versuche zu verkürzen, weil ich ja ohnehin schon eine Roman geschrieben habe und ich ja auch nicht weiß, ob Du überhaupt noch liest und ob Dich das interessiert. Im Detail war das keinesfalls eine Schnellschussentscheidung. Ich verlor damit ja auch erst mal meine Kinder, meine über alles geliebten Kinder. Doch ich war mir gan klar: Wenn ich trocken werden und bleiben will, dann muss ich mich trennen. Zu viel war passiert, zu sehr hatten wir uns auch in den Jahren der Sucht auseinander gelebt. Man kann auch sagen: Sie hat sich weiter entwickelt, ich mich gleichzeitig zurück oder einfach gar nicht.

    Meine Geschichte im Schnellformat, wobei ich Dir auch sagen möchte, dass ich heute wieder verheiratet bin, noch mal Papa wurde, eine Beziehung lebe, in der Lügen absolut tabu sind (Mininotlügen oder Höflichkeitslügen mal ausgenommen ;) ) und mittlerweile eine recht gute Beziehung zu meiner ersten Frau habe. So gut, dass wir über alles miteinander reden können, dass wir gemeinsam Entscheidungen (unsere Kinder betreffend) treffen können und so gut, dass ich sie immer Unterstütze, wenn sie mal Hilfe braucht. Ich bin heute ein sehr glücklicher Mensch, aber auch ein ganz anderer als ich damals war. Und auch ein ganz anderer als ich vor meiner Sucht war.

    Auf Deine Situation übertragen:

    Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich Dir nachempfinden kann. Wie sehr ich mir Deine Gefühlswelt vorstellen kann. Vertrauen ist meiner Meinung nach der wichtigste Baustein, der wirklich elementare Baustein einer guten Beziehung. Ist das nicht mehr vorhanden, dann ist die Beziehung nichts mehr wert.
    ABER: Wenn Dein Mann wirklich kapiert was Sache ist, wenn er wirklich etwas gegen sein Sucht unternehmen möchte und es dann auch ganz konsequent tut, dann hat Eure Beziehung auch noch eine Chance. Es kann sein, dass nicht mehr so wird wie vorher. Ich möchte sogar sagen: Es wird nie mehr so werden wie vorher. Aber es kann trotzdem gut werden.

    Doch es braucht viel Zeit. Du brauchst Zeit um das zu verabeiten, um klar zu kommen, um Deine Gefühle und Emotionen zu ordnen. Aber auch er braucht Zeit um sich mit seiner neuen Situation auseinader zu setzen. Wenn er es richtig angeht, dann wird er erst mal massiv (über Wochen und Monate) mit sich selbst beschäftigt sein. Er wird erst mal mühsam lernen müssen, wie ein Leben ohne Alkohol funktioniert und er wird wahrscheinlich gleichzeitig lernen müssen, mit seiner Schuld und seinen Schuldgefühlen umzugehen. Für mich waren meine Schuldgefühle z.B. das Allerschlimmste und ich wäre fast an ihnen zerbrochen. Aber egal, jetzt geht es nicht um mich.

    Wenn Du Dir vorstellen kannst den Weg weiter mit ihm zu gehen, dann hol Dir bitte unbedingt auch für Dich Hilfe. Lass Dich begleiten während Du ihn begleitest. Nicht nur er muss lernen mit der neuen Situation umzugehen, auch Du musst es (wenn Du an der Beziehung festhalten willst). Stelle Dich auch darauf ein, dass er ein anderer sein wird, wenn er da durch ist.

    Nicht wenige Beziehungen sind zerbrochen nachdem der trinkenden Part die Sucht überwunden hatte. Denn da gibt es dann neue Herausforderungen, da steht man oft auch vor einem "neuen" Menschen, muss als komplett "unschuldiger" und nicht süchtiger Mensch plötzlich trotzdem sein eigenes Handeln in dieser "neuen" Beziehung hintgerfragen. Aber zum Glück gibt es auch viele Beispiele, wo Paare wieder richtig zueinander gefunden haben, wo nach Überwindung der Sucht wieder ein gutes und harmonisches Miteinander möglich war. Wo wieder eine glückliche Beziehung entstand. Alle die ich gespochen habe haben mir aber erzählt, dass das kein Selbstläufer war. Es ist "Arbeit", aber die lohnt sich.

    Grundvoraussetzung aber ist: Dein Mann muss es wollen! Jetzt ist er in der Pflicht, jetzt muss er ran. Nur wenn er es wirklich angeht, mit allem drum und dran (da gehört dann übrigens das Outen z. B. bei seiner Familie oder bei guten Freunden auch dazu). Wenn er hier jetzt wieder einen Rückzieher macht, Dich hin hält, Termine verstreichen lässte, das ganze bagatellsiert und halt einfach nur redet aber nicht tut, dann kannst Du das alles als eine never ending story sehen. Und das wäre sicher weder für Dich noch für Euer Kind sonderlich zielführend.

    Was Du aber jetzt so über ihn schreibst klingt zumindest für mich nicht hoffnungslos. Es könnte sein, dass er den Gong gehört hat. In wieweit Du aber trotz seines Einsehens weiter mit ihm zusammen bleiben möchtest, dass ist allein Deine Entscheidung. Er hat's ja vergeigt, nicht Du. Vielleicht braucht es ja auch einfach erst mal Zeit, wo Du Abstand nimmst und er sich "beweist". Vielleicht ist es ihm dann möglich, wieder Vertrauen bei Dir aufzubauen. Das, so finde ich, ist eigentlich seine "Hauptaufgabe", die er aber erst richtig angehen kann, wenn seine Sucht zumindest mal grob überwunden hat. Und das braucht Zeit.

    Ich brauchte sehr lange, bis mir meine (jetzt Ex) Frau wieder vertrauen konnte. Zumindest in den Belangen, die wir dann noch miteinander zu klären, besprechen, etc hatten. Ich durfte z. B. auch sehr lange nicht mit meiner Tocher Auto fahren. Denn sie konnte ja nicht sicher sein, dass ich nüchtern war. Obwohl ich ja wusste, dass ich nichts mehr trank. Und so Geschichten wie Alkotester etc..... Naja, davon halte ich nicht so viel. Vielleicht ne gute Sache, wenn es darum geht den aktuellen Ist-Zustand (nüchtern oder nicht) zu ermitteln (also z. B. ob jemand beim Losfahren Null Promille hat). Wenn er jedoch dann um die Ecke ist und sich ein Bier öffnet, dann nützt der beste Tester nix. Und irgendwie ist das auf die Länge gesehen ja auch keine Basis für ein vertrauensvolles Zusammenleben, oder?

    Ohje, viel geschrieben.... Aber ich wollte einfach. Alles Gute Dir /Euch. Ich hoffe und wünsche Euch, dass Eure Beziehung eine Chance hat und dass er jetzt die richtigen Entscheidungen trifft. Und natürlich auch, dass Du die für Dich und Dein Kind richtigen Entscheidungen triffst. Alles alles Gute!

    LG
    gerchla

  • Hallo Gerchla,

    ich hab es noch gelesen und danke dir! Deine Geschichte passt (glaube ich stand jetzt) ganz gut. Nur weiß ich ja noch nicht, was Lüge ist/war und was nicht. Daher kann ich die Situation tatsächlich eigentlich noch gar nicht richtig einschätzen. Wenn ich deine Geschichte lese, habe ich das Bedürfnis, dies meinem Mann zu zeigen, um zu schauen ob er sich darin wieder findet und das zusätzlich als Weckstoß empfindet. Bin mir aber in jedem Handeln und Tun unsicher, ob es richtig ist. Ich habe immer Angst, dass ich was falsch mache, was ihn quasi noch mehr in die Sucht treibt. Er hat es bereits seinen Eltern (hat er mir zumindest gesagt) gesagt. Ich hab ihm gesagt, dass das mit dem verloren gegangenen Vertrauen für mich gleichermaßen schlimm ist wie der Alkohol an sich. Alkohol trinken kann er „leichter aufhören“, als mein Vertrauen wieder aufzubauen, hoffe man versteht was mein meint. Momentan muss ich ehrlich sagen, dass es für mich eine Erleichterung dar stellt es endlich zu wissen, als mich noch jahrelang damit verrückt zu machen, ob er ein Problem hat oder nicht.

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