Liebes Forum, ich bin weiblich, 37 Jahre alt und bin dabei, der Alkoholsucht zu entkommen.
Bzw hoffe ich das, denn jetzt beginne ich gerade wieder erst.
In den letzten 2-3 Jahren habe ich schon mehrere Trinkpausen gehabt, immer wieder versucht, richtig konkret versuche ich es seit letztem April. Bei jedem Rückfall dann wieder dieser Selbsthass.
Allerdings war das beim Rauchen auch so. Die Entwöhnung hat sich über ca 2 Jahre hingezogen, mit vielen Rückfällen, aber seit Mitte 2017 rauche ich nicht mehr (ohne Schwierigkeiten oder überhaupt den Wunsch danach).
Und mit der veganen Ernährung war es genauso. Jahrelang quälte ich mich mit dem Gefühl, es nicht zu schaffen. Permanent mit den Gedanken an die armen Kühe, die jedes Jahr ein Kälbchen zur Welt bringen müssen, was ihnen sofort weg genommen wird und sie weinen und schreien nach ihrem Baby, nur damit ich Milch trinken kann... ich fühlte mich so pervers, aber bin trotzdem immer wieder nach spätestens 2 Wochen 'eingebrochen' und und habe Käse und Milch gekauft. Auch mit Selbsthass. Aber jetzt bin ich seit 2018 komplett vegan.
Ich hoffe sehr, dass es beim Alkohol genauso ist, also dass zu meinem Weg aus der Sucht diese vielen Aufhörversuche in der letzten Zeit dazu gehören.
Die letzte Trinkpause war 34 Tage lang. Ohne richtig konkreten Auslöser riss es leider Mitte Dezember ein (am 14.12. ein Glas Glühwein bei einer Feier, auf der alle Glühwein tranken)
und zwei Tage danach war es wieder die komplette Flasche Wein.
So ging es dann die nächsten 2 Wochen weiter, immer mal 2-3 Tage ohne Alkohol und dann wieder ne Flasche Wein.
Silvester sagte ich mir dann, "ist doch Silvester, da darf ich doch trinken" und fing spät nachmittags an.
Bei der Feier abends ging es weiter. Schließlich war ich von dem vielen Alkohol so dermaßen angenervt und angewidert, dass es mir echt reichte.
Besonders, weil ich die alkoholfreie Zeit davor (also diese 43 Tage) als so unfassbar schön empfand. Ich fühlte mich so frei, hatte Energie, gute Laune. Aber am allerbesten war diese Klarheit, die geistige Klarheit, mit der ich durch den Tag ging. Ich konnte das Leben endlich genießen. Es fiel mir ehrlich gesagt auch nicht schwer. Im Gegenteil, ich habe es komplett genossen, Ich fühlte, wie der Körper entgiftete. Wie schön erholsam der tiefe Schlaf war.
Im Alltag funktioniert hatte ich sonst auch immer, aber um welchen Preis...es war immer mehr oder weniger ein freudloser Kampf...sich zwingen, aufzustehen, sich zwingen, zur Arbeit zu gehen, sich zwingen den Tag "rum zu kriegen" um dann endlich erschöpft Zuhause nichts zu tun, auszuruhen.
Sich zu allem "aufraffen" zu müssen.
Diese Anstrengung, die Fassade aufrecht zu erhalten.
Daher hatte ich mir bei dem Glas Glühwein am 14.12. auch keine Sorgen gemacht.
Ich dachte, das könne ich ja trinken, weil es mir die 43 Tage davor ja überhaupt nicht schwer fiel, alkoholfrei zu leben, im Gegenteil ich total euphorisch war, wie schön das Leben jetzt sei. Das ändert ein Glas Glühwein ja nicht...ach ehrlich gesagt, ich weiß es nicht, richtig viel Gedanken habe ich mir glaub ich nicht gemacht, habe es halt irgendwie gar nicht als Gefahr angesehen.
Naja, leider kann ich nun mal nicht reduzieren /wenig trinken, nein bei mir geht anscheinend nur 'ganz oder gar nicht'.
Ich beschäftige mich viel mit dem Thema, lese Bücher, höre Podcasts und lese/schaue im Internet.
Ich habe angefangen zu meditieren und möchte bald wieder Sport machen.
Vor einer Selbsthilfegruppe oder ähnlichem habe ich zuviel Scheu. Aber habe mich länger überwunden, mich hier zu registrieren und zu schreiben.
So, nun habe ich erstmal das wichtigste über mein Alkoholproblem geschrieben und ihr könnt euch in etwa ein Bild von mir machen.
Viele liebe Grüße, Minza