Hallo alle zusammen,
Eine kleine Vorgeschichte es geht hier um meine Frau und meine Angst gerade live mitzubekommen wie sie in die Alkoholsucht rutscht. Wir sind beide mittleren Alters und seit vielen Jahren verheiratet. Alkohol war nie ein Thema für uns, auch nicht in jungen Jahren. Natürlich haben wir es beide früher "krachen" lassen aber das waren immer Ausnahmen, wir haben es am nächsten Morgen bereut, sex im trunkenen Zustand war nie geil und eigentlich war Alkohol nur auf Feiern und aus gegebenen Anlass angesagt.
Ding 35 und auf einmal entwickelt meine Frau eine Vorliebe für Weisswein. Ob Geschmack, soziale Akzeptanz oder einfach nur leichte Enthemmung....auf alle Fälle wurde das "Glas Wein am Abend" schnell zur Routine. Und dann auch erstmal das erste Jahr nicht wirklich ein Problem....zumindest hätte ich keins bemerkt. Mir selbst schmeckt Wein überhaupt nicht und mein eigener Bierkonsum liegt bei 1-2 Flaschen übers Wochenende...oft auch wochenlang gar kein Tropfen.
Das es Ernst wird wurde mir erst bewusst als meine Frau anfing, auf der Couch vorm Fernseher einzuschlafen. Ich bin durch meine Arbeit eigentlich gewzungen recht früh ins Bett zu gehen also war allein ins Bett gehen nicht wirklich ungwöhnlich. Und wenn ich morgens aus den Federn bin finde ich sie immer noch auf der Couch vor. Als ich sie dazu gefragt habe war die Antwort immer nur "ist halt momentan stressig, bin einfach eingeknackt" oder Ähnliches. Fast forward ein paar Wochen, inzwischen hat sich das auf-der-couch-schlafen etabliert (hab mich zwischendurch schon gefragt obs an mir liegt) und ich werd mitten in der Nacht wach, natürlich wieder allein im Bett also hoch und finde meine Frau auf der Couch, der TV hat sich inwischen allein abgeschaltet. Normalerweise lasse ich sie liegen aber da sie ständig Rückenschmerzen hat (couch halt...) wollte ich sie wachrütteln und ins Bett schleifen.
Wach wurde sie, allerdings war sie vollkommen neber sich, konnte nicht mehr deutlich sprechen, da kam einfach nur noch Kauderwelsch und als sie aufstehen wollte ist sie erstmal gestürzt weil sie Null Koordination hatte. Am nächsten Morgen konnte sie sich nicht an das Ereignis erinnern (aber hatte natürlich fett blaue Flecken). Von da an fielen mir die Sachen immer häufiger auf. Dieser Vorfall liegt fast 3 Jahre zurück.
Sie ist gelinde gesagt einfach oft sturzbesoffen. Aus dem einen Glas Wein wurden im Laufe der zeit 2-3 Gläser, natürlich immer randvoll eingeschenkt mir fiel erst viel später auf das eine Flasche Wein die "norm" ist...jeden Abend....am Wochenende oft auch mehr. Die Leidensgeschichte zieht sich jetzt über Jahre. Ich weiß nicht mehr wie oft ich mit ihr darüber gesprochen habe aber sie will entweder nichts ändern, sieht kein Problem oder beschuldigt mich nur auf ihr rumzuhacken. Ich muß zugeben das ich oft genug durchs zuschauen so frustriert wurde das ich entweder lauter werde oder versuche sie zur Aufgabe zu zwingen (vorhandenen Alk-Vorrat wegschütten, ihr den Abend nicht von der Seite weichen um sie zur Einsicht zu bewegen das es deutlich mehr als "nur" 2 Gläser sind, leere Flaschen zählen, Taschen kontrollieren wenn sie nach Hause kommt) aber natürlich wurde sie bisher nur bockig und ehrlich gesagt ist unsere Beziehung inwischen alles andere als harmonisch.
Ich selbst leide darunter. Ich finde sie im halbtrunkenen Zustand nicht gerade "sexy" mach mir ständig Sorgen und versuche das Thema ständig anzusprechen aber sie schaltet halt auf stur und läßt nicht mit sich reden. Nach wochenlangen Streitereien habe ich entschieden mich vollständig zurückzuziehen und sie "machen zu lassen"...ist ja schließlich ihr Leben. Leere Flaschen stapeln sich, neue Flaschen tauchen im Kühlschrank auf und sind einen Tag später verschwunden. Miteinander reden konnten wir nicht mehr, vom miteinander schlafen mal ganz zu schweigen. Sie ist jeden Abend betrunken....gläsener Blick, Konzentration total am Boden, vollkommen enthemmt und oft riecht man den Alkohol noch am nächsten Morgen (glaube allerdings nicht das sie tagsüber trinkt)
Mir kommt es so vor als ob sie Streit sucht, nicht mal nur bei den "Gesprächen" sondern bei allem was wir noch so machen. Keinerlei Geduld und wenn sie abends sauer wird schlägt sie auch sehr schnell mal zu oder wird "handgreiflich"....wird natürlich runtergespielt, ich bin ja ein Kerl also sind so kleine "Klapse" kein Ding (sagt sie) aber sowas war bei uns noch nie ein Thema....ich bin also ziemlich schockiert und weiß nicht was ich tun soll wenn sowas passiert. Als Reaktion habe ich mich mehr und mehr zurückgezogen und sie ist sicher nicht glücklich darüber aber sie weigert sich den Alkohol als Ursache zu sehen und beschuldigt mich eine Affäre zu haben.
Im letzten Jahr hat es öfter "gekracht" also Aussprachen bevor sie dazu kommt mit dem Trinken anzufangen und ich habe angefangen Andeutungen zu machen das ich in der Beziehung nicht mehr viel Sinn sehe einfach weil sie sich derart drastisch verändert hat. Sie war früher eine 55Kilo Frau, heut würde ich sie auf 90+ schätzen aber der körperliche Verfall ist nicht das Problem, ihre ganze Art verändert sich, die ständige Gewaltbereitschaft und das enthemmte Trinken sind so schlimm geworden das ich bezweifle das sie überhaupt noch in der Lage ist aufzuhören selbst wenn sie wollte.
Ich habe nicht vor meine Frau zu verlassen, vor allem nicht falls sie wirklich in der Suchtspirale sitzt, sie alleinzulassen wäre absolut Arschlochmäßig. Das ich so mit ihr rede hat den Sinn sie "wachzurütteln" und ihr deutlich zu machen das es höchste Zeit wird, etwas zu ändern. Ich habe eine Wahnsinnsangst das sie sich an den Gedanken der Trennung gewöhnt und mich verlässt. Aber so kann es nicht weitergehen weil das einfach nicht mehr die Frau ist die ich vor 20 Jahren geheiratet habe und ja, Veränderungen und all das sicher aber das ist einfach nur abnorm. Was soll sie machen wenn sie mal wirklich Probleme bekommt (Job oder in der Beziehung? NOCH MEHR trinken?
Nochmal zur Erinnerung....
- eine Flasche Wein am Abend sind die Norm, sie schafft auch oft ein einhalb Flaschen
- uneinsichtig was ihren Konsum angeht, sie sieht kein Problem und gibt die tatsächliche Menge nicht zu
- nimmt inzwischen Umwege und Zeit in Kauf damit sie abends "noch was" hat
- versteckt gekauften Alkohol vor mir, habe schon mehrere Verstecke gefunden
- gewaltbereit und aggressiv wenn im betrunkenen Zustand (also eigentlich jeden Abend)
- ich selbst trinke Alkohol nur ab und zu und vermeide Trunkenheit (weils einfach ungeil ist)
Für mich ist ihr Konsum extrem und ich würde sie als "abhängig" einstufen einfach weil sie nicht in der Lage zu sein scheint, aufzuhören aber vielleicht blase ich den Luftballon einfach nur zu sehr auf und ICH bin das Problem? Die Geschichte ist natürlich einseitig erzählt, aber ich habe versucht so ehrlich wie möglich zu sein. Ich hatte bisher Niemanden mit dem ich darüber reden konnte, meine eigene Familie ist keine Option und gemeinsame Freunde oder ihre Eltern kann ich nicht reinziehen. Ich habe erst vor kurzem entschieden "Abhängigkeit" in Betracht zu ziehen und habe das Thema im Netz recherchiert. Trotzdem weiß ich deswegen nicht ob ich richtig liege, wie ich das Problem anpacke und was ich machen kann? Kann sie ja nicht einweisen und auch zu nichts zwingen was sie nicht will.
Das neue Wissen und die Aussicht auf Verschlechterung (mögliche Gesundheitsfolgen......Tod) machen mich total fertig und ich habe Angst das ich einfach nur tatenlos zuschaue wir meine Frau langsam vor die Hunde geht. Letzte Woche bin ich morgens bevor ich aus dem Haus kam zusammengebrochen und habe wie ein Kind geweint, war einfach total verzweifelt. Sie hat das mitbekommen und glaube das hat sie dermaßen "schockiert" das sie bereit ist sich zu ändern....sagt sie. Ihr Vorschlag ist unter der Woche nichts mehr zu trinken und am Wochenende nur noch 1 oder 2 Gläser. Das ist besser als bisher aber ich bin nicht beruhigt.
Wenn sie das Problem erkennen würde, würde ich erwarten das sie von heut auf morgen aufhört zu trinken. Dieser "softe" Ansatz sagt mir das sie es eigentlich nur mir zuliebe macht, ich kann also nicht erwarten das es dauerhaft besser wird. Wochenende fängt laut ihrer Definition am Freitag an also ist es "nur" ein 4:3 Beginn und ich glaube das die Tage ohne Alkohol recht hart für sie sind. Ständig schlapp, reizbar, motivationslos. Sie will nicht zum Arzt oder Hilfe von außerhalb annehmen und sagt "wir schaffen das auch allein" aber ich bin mir da nicht so sicher.
Übertreibe ich einfach nur? Wie kann ich das Problem angehen? Geduldig zuschauen und darauf warten das sie es von alleine "kapiert" mach ich jetzt schon seit 2016...das bringt nichts. Ein Arbeitskollege hat mir erzählt das Alkoholsucht eine Krankheit ist die man nicht einfach alleine kuriert, da wird Hilfe benötigt oder eine Beziehung (oder Leben...) gehen da schnell mal flöten. Dieses Gespräch hat mich überhaupt dazu animiert mich in das Thema einzulesen. Wie gesagt ist meine Frau nicht bereit zuzugeben ein "Problem" zu haben.
Was kann ich tun? Wie gehe ich vor? Vielleicht können mir Leute mit Erfahrung Tipps oder Hilfestellung geben?
Bin für alles dankbar.