Ehemann...und ich habe Angst

  • Hallo alle zusammen,

    Eine kleine Vorgeschichte es geht hier um meine Frau und meine Angst gerade live mitzubekommen wie sie in die Alkoholsucht rutscht. Wir sind beide mittleren Alters und seit vielen Jahren verheiratet. Alkohol war nie ein Thema für uns, auch nicht in jungen Jahren. Natürlich haben wir es beide früher "krachen" lassen aber das waren immer Ausnahmen, wir haben es am nächsten Morgen bereut, sex im trunkenen Zustand war nie geil und eigentlich war Alkohol nur auf Feiern und aus gegebenen Anlass angesagt.

    Ding 35 und auf einmal entwickelt meine Frau eine Vorliebe für Weisswein. Ob Geschmack, soziale Akzeptanz oder einfach nur leichte Enthemmung....auf alle Fälle wurde das "Glas Wein am Abend" schnell zur Routine. Und dann auch erstmal das erste Jahr nicht wirklich ein Problem....zumindest hätte ich keins bemerkt. Mir selbst schmeckt Wein überhaupt nicht und mein eigener Bierkonsum liegt bei 1-2 Flaschen übers Wochenende...oft auch wochenlang gar kein Tropfen.

    Das es Ernst wird wurde mir erst bewusst als meine Frau anfing, auf der Couch vorm Fernseher einzuschlafen. Ich bin durch meine Arbeit eigentlich gewzungen recht früh ins Bett zu gehen also war allein ins Bett gehen nicht wirklich ungwöhnlich. Und wenn ich morgens aus den Federn bin finde ich sie immer noch auf der Couch vor. Als ich sie dazu gefragt habe war die Antwort immer nur "ist halt momentan stressig, bin einfach eingeknackt" oder Ähnliches. Fast forward ein paar Wochen, inzwischen hat sich das auf-der-couch-schlafen etabliert (hab mich zwischendurch schon gefragt obs an mir liegt) und ich werd mitten in der Nacht wach, natürlich wieder allein im Bett also hoch und finde meine Frau auf der Couch, der TV hat sich inwischen allein abgeschaltet. Normalerweise lasse ich sie liegen aber da sie ständig Rückenschmerzen hat (couch halt...) wollte ich sie wachrütteln und ins Bett schleifen.

    Wach wurde sie, allerdings war sie vollkommen neber sich, konnte nicht mehr deutlich sprechen, da kam einfach nur noch Kauderwelsch und als sie aufstehen wollte ist sie erstmal gestürzt weil sie Null Koordination hatte. Am nächsten Morgen konnte sie sich nicht an das Ereignis erinnern (aber hatte natürlich fett blaue Flecken). Von da an fielen mir die Sachen immer häufiger auf. Dieser Vorfall liegt fast 3 Jahre zurück.

    Sie ist gelinde gesagt einfach oft sturzbesoffen. Aus dem einen Glas Wein wurden im Laufe der zeit 2-3 Gläser, natürlich immer randvoll eingeschenkt mir fiel erst viel später auf das eine Flasche Wein die "norm" ist...jeden Abend....am Wochenende oft auch mehr. Die Leidensgeschichte zieht sich jetzt über Jahre. Ich weiß nicht mehr wie oft ich mit ihr darüber gesprochen habe aber sie will entweder nichts ändern, sieht kein Problem oder beschuldigt mich nur auf ihr rumzuhacken. Ich muß zugeben das ich oft genug durchs zuschauen so frustriert wurde das ich entweder lauter werde oder versuche sie zur Aufgabe zu zwingen (vorhandenen Alk-Vorrat wegschütten, ihr den Abend nicht von der Seite weichen um sie zur Einsicht zu bewegen das es deutlich mehr als "nur" 2 Gläser sind, leere Flaschen zählen, Taschen kontrollieren wenn sie nach Hause kommt) aber natürlich wurde sie bisher nur bockig und ehrlich gesagt ist unsere Beziehung inwischen alles andere als harmonisch.

    Ich selbst leide darunter. Ich finde sie im halbtrunkenen Zustand nicht gerade "sexy" mach mir ständig Sorgen und versuche das Thema ständig anzusprechen aber sie schaltet halt auf stur und läßt nicht mit sich reden. Nach wochenlangen Streitereien habe ich entschieden mich vollständig zurückzuziehen und sie "machen zu lassen"...ist ja schließlich ihr Leben. Leere Flaschen stapeln sich, neue Flaschen tauchen im Kühlschrank auf und sind einen Tag später verschwunden. Miteinander reden konnten wir nicht mehr, vom miteinander schlafen mal ganz zu schweigen. Sie ist jeden Abend betrunken....gläsener Blick, Konzentration total am Boden, vollkommen enthemmt und oft riecht man den Alkohol noch am nächsten Morgen (glaube allerdings nicht das sie tagsüber trinkt)

    Mir kommt es so vor als ob sie Streit sucht, nicht mal nur bei den "Gesprächen" sondern bei allem was wir noch so machen. Keinerlei Geduld und wenn sie abends sauer wird schlägt sie auch sehr schnell mal zu oder wird "handgreiflich"....wird natürlich runtergespielt, ich bin ja ein Kerl also sind so kleine "Klapse" kein Ding (sagt sie) aber sowas war bei uns noch nie ein Thema....ich bin also ziemlich schockiert und weiß nicht was ich tun soll wenn sowas passiert. Als Reaktion habe ich mich mehr und mehr zurückgezogen und sie ist sicher nicht glücklich darüber aber sie weigert sich den Alkohol als Ursache zu sehen und beschuldigt mich eine Affäre zu haben.

    Im letzten Jahr hat es öfter "gekracht" also Aussprachen bevor sie dazu kommt mit dem Trinken anzufangen und ich habe angefangen Andeutungen zu machen das ich in der Beziehung nicht mehr viel Sinn sehe einfach weil sie sich derart drastisch verändert hat. Sie war früher eine 55Kilo Frau, heut würde ich sie auf 90+ schätzen aber der körperliche Verfall ist nicht das Problem, ihre ganze Art verändert sich, die ständige Gewaltbereitschaft und das enthemmte Trinken sind so schlimm geworden das ich bezweifle das sie überhaupt noch in der Lage ist aufzuhören selbst wenn sie wollte.

    Ich habe nicht vor meine Frau zu verlassen, vor allem nicht falls sie wirklich in der Suchtspirale sitzt, sie alleinzulassen wäre absolut Arschlochmäßig. Das ich so mit ihr rede hat den Sinn sie "wachzurütteln" und ihr deutlich zu machen das es höchste Zeit wird, etwas zu ändern. Ich habe eine Wahnsinnsangst das sie sich an den Gedanken der Trennung gewöhnt und mich verlässt. Aber so kann es nicht weitergehen weil das einfach nicht mehr die Frau ist die ich vor 20 Jahren geheiratet habe und ja, Veränderungen und all das sicher aber das ist einfach nur abnorm. Was soll sie machen wenn sie mal wirklich Probleme bekommt (Job oder in der Beziehung? NOCH MEHR trinken?


    Nochmal zur Erinnerung....
    - eine Flasche Wein am Abend sind die Norm, sie schafft auch oft ein einhalb Flaschen
    - uneinsichtig was ihren Konsum angeht, sie sieht kein Problem und gibt die tatsächliche Menge nicht zu
    - nimmt inzwischen Umwege und Zeit in Kauf damit sie abends "noch was" hat
    - versteckt gekauften Alkohol vor mir, habe schon mehrere Verstecke gefunden
    - gewaltbereit und aggressiv wenn im betrunkenen Zustand (also eigentlich jeden Abend)
    - ich selbst trinke Alkohol nur ab und zu und vermeide Trunkenheit (weils einfach ungeil ist)

    Für mich ist ihr Konsum extrem und ich würde sie als "abhängig" einstufen einfach weil sie nicht in der Lage zu sein scheint, aufzuhören aber vielleicht blase ich den Luftballon einfach nur zu sehr auf und ICH bin das Problem? Die Geschichte ist natürlich einseitig erzählt, aber ich habe versucht so ehrlich wie möglich zu sein. Ich hatte bisher Niemanden mit dem ich darüber reden konnte, meine eigene Familie ist keine Option und gemeinsame Freunde oder ihre Eltern kann ich nicht reinziehen. Ich habe erst vor kurzem entschieden "Abhängigkeit" in Betracht zu ziehen und habe das Thema im Netz recherchiert. Trotzdem weiß ich deswegen nicht ob ich richtig liege, wie ich das Problem anpacke und was ich machen kann? Kann sie ja nicht einweisen und auch zu nichts zwingen was sie nicht will.

    Das neue Wissen und die Aussicht auf Verschlechterung (mögliche Gesundheitsfolgen......Tod) machen mich total fertig und ich habe Angst das ich einfach nur tatenlos zuschaue wir meine Frau langsam vor die Hunde geht. Letzte Woche bin ich morgens bevor ich aus dem Haus kam zusammengebrochen und habe wie ein Kind geweint, war einfach total verzweifelt. Sie hat das mitbekommen und glaube das hat sie dermaßen "schockiert" das sie bereit ist sich zu ändern....sagt sie. Ihr Vorschlag ist unter der Woche nichts mehr zu trinken und am Wochenende nur noch 1 oder 2 Gläser. Das ist besser als bisher aber ich bin nicht beruhigt.

    Wenn sie das Problem erkennen würde, würde ich erwarten das sie von heut auf morgen aufhört zu trinken. Dieser "softe" Ansatz sagt mir das sie es eigentlich nur mir zuliebe macht, ich kann also nicht erwarten das es dauerhaft besser wird. Wochenende fängt laut ihrer Definition am Freitag an also ist es "nur" ein 4:3 Beginn und ich glaube das die Tage ohne Alkohol recht hart für sie sind. Ständig schlapp, reizbar, motivationslos. Sie will nicht zum Arzt oder Hilfe von außerhalb annehmen und sagt "wir schaffen das auch allein" aber ich bin mir da nicht so sicher.

    Übertreibe ich einfach nur? Wie kann ich das Problem angehen? Geduldig zuschauen und darauf warten das sie es von alleine "kapiert" mach ich jetzt schon seit 2016...das bringt nichts. Ein Arbeitskollege hat mir erzählt das Alkoholsucht eine Krankheit ist die man nicht einfach alleine kuriert, da wird Hilfe benötigt oder eine Beziehung (oder Leben...) gehen da schnell mal flöten. Dieses Gespräch hat mich überhaupt dazu animiert mich in das Thema einzulesen. Wie gesagt ist meine Frau nicht bereit zuzugeben ein "Problem" zu haben.

    Was kann ich tun? Wie gehe ich vor? Vielleicht können mir Leute mit Erfahrung Tipps oder Hilfestellung geben?

    Bin für alles dankbar.

  • Hallo Hubby,

    herzlich Willkommen hier im Forum.

    Ich habe länger überlegt ob ich dir hier als Erster antworten soll, da ich auch erst seit kurzem hier dabei bin. Quasi noch ein Frischling. Da ich mich mit dem Themenkreis Alkohol und Alkoholsucht aber schon ziemlich lange intensiv beschäftige, möchte ich dir meine Gedanken zu deinem Post zukommen lassen:

    Deine Schilderungen zum Alkoholkonsum deiner Frau legen für mich den Schluss nahe, dass eine Alkoholabhängigkeit bereits gegeben ist. Vielleicht nicht körperlich. Aber meines Erachtens nach auf jeden Fall psychisch. Der Versuch nun kontrolliert zu trinken ist der geradezu klassische Versuch die Kontrolle über das eigene Konsumverhalten zurück zu gewinnen, nachdem erkannt wurde, dass das Trinkverhalten außer Kontrolle geraten ist. Dabei ist deine Frau wohl noch der Meinung, ihren Konsum im Griff zu haben, falls sie es wirklich möchte. Dir zuliebe möchte sie nun nur noch am Wochenende trinken.

    Selbstverständlich wünsche ich euch beiden, dass es deiner Frau gelingt ihren Konsum künftig kontrollieren zu können. Falls das nicht der Fall sein sollte, wäre es gut wenn deine Frau selbst erkennen würde, dass sie die Kontrolle über ihr Trinkverhalten verloren hat und daher nur die völlige Abstinenz letztlich zielführend sein wird, um wieder ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Das hört sich jetzt so einfach an, ist aber aus meiner Sicht die wichtigste Voraussetzung um die Abhängigkeit zu beenden.

    In der Regel dauert es mehr oder weniger lange, bis diese Einsicht schließlich eintritt. Dass deine Frau vermutlich in die Abhängigkeit gerutscht ist, hat dabei nichts mit Charakterschwäche zu tun, oder mit deinen Qualitäten als Ehemann. Nein. Alkohol ist schlicht und einfach ein Nervengift das süchtig macht. Bei dem einen früher. Bei dem anderen später. Bei jedem der Alkohol konsumiert besteht jedenfalls die Gefahr zur Sucht! Es liegt am Alkohol, nicht am Menschen. Nicht der Mensch ist schlecht... nein, es ist dieses Scheißzeug, das dem Menschen und seiner Umgebung schadet.

    Ich finde es klasse, dass du zu deiner Frau hälst. Falls ihr das kontrollierte Trinken nicht gelingen sollte, wünsche ihr eine frühe Einsicht in die Tatsache, dass ein Leben ohne Alkohol viel selbstbestimmter, freudlvoller und schöner ist, als sich ständig mit diesem falschen Freund im Genick durchs Leben zu quälen. Vielleicht ein Tipp am Rande... lass doch einfach deine 1-2 Bier am Wochenende weg. Sei Vorbild... nicht nur für sie... vor allem für dich selbst. In diesem Sinne

    das Leben ist schön!
    Toni

  • Danke für die Antwort,

    Zitat

    lass doch einfach deine 1-2 Bier am Wochenende weg. Sei Vorbild

    Schon versucht, ich trinke schon seit einiger Zeit überhaupt nichts mehr, gerade weil ich mir dachte "geh mit gutem Beispiel voran dann sieht sie schon das etwas nicht stimmt". Ich bin auch schon durch die Phase durch wo meine Frau versucht mir etwas zu trinken zu kaufen, so quasi als Bestechung damit sie dann auch darf und ich hab mir dann auch schon Zeug geholt das sie nicht trinkt (Rum oder Tequila) aber meine Flasche hält 2 bis 3 Wochen, ihre halt nur 1 oder 2 Tage. Nachdem das nicht geholfen hat sind wir beide langsam schleichend auseinander gedriftet weil sie versucht allein zu sein (damit sie sich meine Kommentare nicht anhören oder meine Blicke erdulden muß wenn sie sich ein Glas holt) und ich lieber den Abend vorm PC verbring als mir "Tülle & Tränen" und anderen Schmarrn anzuschauen. Irgendwann hab ich dann realisiert das wir uns eigentlich nur noch morgens sehen wenn ich aus dem Haus gehe. Dann noch ein kurzes "Hallo, wie war Dein Tag?" nachmittags und das wars dann auch schon.

    Ist es denn generell eine gute Idee sie auf ihre Abmachung "festzunageln"? Ich habe Angst das zuviel Kontrolle wieder in Frust und Ärger ausartet. Wie beschrieben besteht das Wochenende ja aus 3 Tagen aber wenn man sich unter der Woche abends mit den Kollegen trifft sieht sie das als Erlaubnis an, zumindest EIN "Gläschen" zu trinken (was in ihren Augen praktisch "nichts" ist. Nur dann sind wir eigentlich fast schon wieder beim alten Muster. In der Vergangenheit hat sie meine Ermahnungen als "bevormundung" gesehen und sich dann erst recht was geholt.

    Ich habe in meinem Leben selbst schon Erfahrung mit Sucht gemacht, wenn auch ungewollt (Nierenstein wurde aufgrund einer Fehldiagnose über 3 Tage mit Opiaten behandelt weil normale Schmerzmittel nicht halfen, das waren echte Entzugserscheinungen die Woche darauf) und stand dem schon immer brachial gegenüber (von heut auf morgen gar nichts mehr). Wäre das bei einer Alkoholabhängikkeit nicht auch die beste Methode? Und wie erfolgversprechend wäre das wenn der Patient nur "weniger" trinken will aber nicht vollständig verzichten will? Soweit ich verstehe gibt es bei Alkoholikern nie wieder ein "normales Trinkverhalten"? Ein drink stellt sofort wieder Suchtgefahr dar?

    Das alles ist für mich wirklich schwer nachzuvollziehen weil ich dem Thema Alkohol auf der Ebene nicht folgen kann. Vom Kopf her ist die Sache klar aber ich war noch nie in der Lage das ich n drink "gebraucht" hätte. Insofern bin ich mir sicher das mir das "Fingerspitzengefühl" vollständig abgeht. Ich fühle mit ihr mit weil ich die Auswirkungen sehe aber meine Einstellung ist "dann lass es halt". Ich würde mir wünschen das sie selbst nach Hilfe sucht, entweder über Forum oder Kontaktstelle aber wie gesagt....sie sieht das alles nicht so schlimm /seufz

  • Hallo Hubby,

    ich habe gerade leider sehr wenig Zeit, sonst würde ich Dir vielleicht mehr schreiben.
    So empfehle ich Dir, hier erst mal im Angehörigenbereich zu lesen, es sind viele vergleichbare Geschichten, da bist Du dann vielleicht schon schlauer.

    Ich selbst bin Angehörige (mein Vater hat sich praktisch zu Tode getrunken), habe aber auch 25 Jahre selbst getrunken und ich habe mir da nur wenig rein reden lassen. Mit meinem Partner einige Jahre Machtkämpfe darum geführt, auch den einen oder anderen Kompromiss eingegangen, aber ich habe es mir nicht nehmen lassen bis ich selbst die Schnauze voll hatte. Wir waren zwischenzeitlich mal getrennt und kamen wieder zusammen, nachdem ich aufgehört hatte.

    In der Mehrzahl der Fälle stehen Angehörige wohl nur vor der Alternative, machtlos daneben zu stehen oder sich zu trennen, manchmal hilft es, dem Trinkenden die Pistole auf die Brust zu setzen, manchmal hilft auch die Trennung, um die/denjenigen zu "wecken", aber oft hilft halt auch gar nichts.
    Für Angehörige die sich nicht trennen wollen gibt es inzwischen das CRAFT-Programm, ich weiss allerdings nicht, wo das momentan überall angeboten wird und ich habe auch noch keine Zahlen über die Erfolgsquoten gelesen, vielleicht liest Du das selbst mal durch z.B. hier hinter den Links
    http://www.kreuzbund-dv-mainz.de/Aktuelles%20un…hstechniken.pdf
    https://www.suchtmagazin.ch/tl_files/templ…ld/text1-12.pdf
    http://www.cra-kongress.de/uploads/media/…en_Training.pdf
    .. es geht da auch drum, den trinkenden Angehörigen zu einer Behandlung zu motivieren und sich in den Fällen, wo das eben nicht gellngt, selbst vor Schaden zu schützen.

    Gruß Susanne

  • Hallo Susanne,

    erstmal super vielen Dank für Deine Worte. Genau davor hab ich Angst weil ich erkenne das ich praktisch nichts unternehmen kann außer ihr die Pistole auf die Brust zu setzen und wenn das erstmal anfängt.....aber ich kann mir auch nicht anschauen wie das langsam immer schlimmer wird. Mit dem Wort "Machtkämpfe" triffst Du genau ins Schwarze. genau das empfinde ich wenn ich an die letzten 3 Jahre zurück denke und ich glaube nicht das ich zu irgendeinem Zeitpunkt irgendwann mal "vorne" lag oder am "gewinnen" war. Danke für die links und den Tipp über den Angehörigenbereich, muß ich übersehen haben, sorry.

  • Hallo Hubby,

    ich bin teils nur stiller aktiver Mitleser hier im Forum, deine Geschichte hat mich sehr betroffen gemacht.

    Ich kann deine Angst sehr gut verstehen, ich selber bin mit einem alkoholkranken Mann verheiratet, nur war er bereits sehr tief in der
    Sucht drin als ich ihn kennengelernt und geheiratet habe. Ich habe diese Krankheit sehr unterschätzt und dachte "Liebe" alleine reicht und
    ich muss mich nur genug anstrengen. Ich stehe mittlerweile vor einem Scherbenhaufen.

    Ich möchte dir nur sehr den Rat geben hier auf die wertvollen Vorschläge einzugehen, zu deinem Schutz.
    Ich lese hier viel und es hilft mir meine Sichtweise zu verändern, auch bin ich aktiv in einer Angehörigengruppe und in psychologische Betreuung.
    Ich kann dir das alles nur empfehlen und bleib hier aktiv dabei beim lesen, es ist absolut wertvoll was hier geschrieben wird.

    Hier mein Faden, indem ich die nächsten Tage mal berichte wie es mir (uns) weiter ergangen ist.
    https://alkoholforum.de//index.php?top…g33198#msg33198

    Ich wünsch dir erstmal alles Gute, du bist nicht allein!
    Tina

  • Hallo Tina,

    Danke für Deine Anteilnahme und auch für das sharen Deiner eigenen Geschichte.

    Anscheindend hab ich ja wirklich im falschen subforum gepostet (bereits an die mods gewandt zum "verschieben") und habe mich auf Susannes Rat bei den Angehörigen eingelesen. Obwohl ich auf der einen Seite "Trost" in der Tatsache finde das ich nur einer von vielen bin der das durchmacht ist das Ausmaß und die Extreme dieses Themas etwas das mich vollkommen fertig macht. Nachdem ich einige threads durch hab bin ich sogar NOCH verzweifelter als vorher weil mir erst jetzt das gesamte Ausmaß des Problems bewußt wird und ich nicht mehr weiß ob meine Beziehung überhaupt noch eine chance hat, sogar jetzt schon (unausweichlich?).

    Weil es anscheinend nicht sowas wie einen "Anfang" gibt in dem man was "machen" könnte. Letztlich "Abhilfe" oder "Besserung" erfolgt von dem was ich gelesen hab immer nur dann, wenn der Betroffene selbst erkennt das ein Problem vorliegt und selbst das ist nicht genug. Zusätzlich muß dann auch noch der Wille dabei sein etwas zu ändern. Das ist wirklich harter Tobak weil meine Frau denkt das ich "übertreibe" und sie den Alkohol vollkommen im Griff hat. Was bedeuten würde das ich erst am ANFANG des ganzen Leidenswegs stehe. Ich kann erwarten das meine Frau Versuche unternimmt trocken zu werden aber sie wird höchst wahrscheinlich rückfällig. Ich kann erwarten das sie ab einem gewissen Punkt anfängt Gegenwehr zu zeigen und mich mehr als Gegner wahrnimmt, nicht als Helfer. Das ist der Punkt an dem ich erwarte das die Dinge "häßlich" werden. momentan hört sie mir zumindest noch zu und gibt zu das sich etwas ändern muß. Aber ihr Vorschlag ist den Konsum zu "reduzieren" und von dem was ich gelesen habe KANN das überhaupt nicht funktionieren. Eine "normal" Beziehung zu Alkohol ist für einen Alkoholiker nie wieder möglich (?). Jeder einzelne Drink birgt Suchtpotential und erster Konsum trennt nur das Spreu vom Weizen, manche haben kein Problem damit (ich...denke ich zumindest), für andere ist der erste Drink der Einstieg in diese Hölle...langsam aber unausweichlich. Das einzige das wirklich hilft is NICHTS MEHR trinken....nie wieder und an dem Punkt ist sie nicht.

    Alles deutet darauf hin, das es mir nicht möglich ist, meine Beziehung zu "rettet". Alles was ich tun kann....ist mich selbst schützen. Aber das ist kein Trost und mir auch keine Hilfe. Das ist die Frau die ich über alles liebe, bei dem Gedanken das es "aus" ist und ich sie verliere könnte ich mich auch gleich von der Brücke stürzen :(

    Ich habe die letzten Tage mit endlosen Gesprächen mit meiner Frau verbracht. Zumindest reden können wir noch und ich glaube auch sie kann sehen wie fertig mich das macht. Zumindest versucht sie nicht alles abzuweisen aber das könnte auch an der Qual liegen die sie in mir sieht. Sie ist jetzt schon frustriert das ihre Beteuerungen bei mir auf Misstrauen stoßen aber ich habe ihr schon gesagt das das auf der Tatsache beruht das sich die letzten 3 Jahre ja auch nichts geändert hat. Ich habe jetzt jahrelang darauf gewartet das die Dinge "besser" werden. Stattdessen ist alles langsam aber sicher eskaliert. Und das scheint genau das Schema zu sein mit der diese Krankheit verläuft....jedes Mal. Der einzige unbestimmte Faktor ist die Willenskraft des Betroffenen und der Zeitpunkt zu dem er selbst erkennt das ein Problem vorliegt. Ich selbst kann rein überhaupt nichts machen um sie dabei zu unterstützen.

    Halte ich den Mund und ihr den Rücken frei unterstütze ich den Krankheitsverlauf sogar. Fange ich an zu kontrollieren und immer was zu sagen schwingt das Stimmungsbarometer schlußendlich um und es wird häßlich. Es gibt so viele Momente an die ich mich erinnern kann in denen ich unfähig war ihr meinen Standpunkt zu erklären oder ihr meine Sicht der Dinge vor Augen zu halten. Wir hatten Streit deswegen aber am Ende waren das immer ziemlich unwichtige Dinge und unser Leben und unsere Beziehung ging weiter. Alkoholismus ist damit nicht zu vergleichen. Du kannst es nicht ignorieren und Du kannst auch nicht aktiv dagegen vorgehen. Zumindest ich kann das nicht.

    Ich will mich nicht "schützen". Ich will meine Frau zurück......aber ich weiß schon das das einer dieser Dinge ist in denen ich "der Realität ins Auge blicken muß" und mich wie ein Erwachsener verhalten.....

    Bisher weiß meine Frau nichts davon das ich auf diesem Forum schreibe, würde sie bestimmt auch nicht "gut" finden ihre Geschichte so herumzuposaunen. Ich habe mich nicht an unseren Arzt gewandt weil ich mir nicht vorstellen kann das der in irgendeiner Weise helfen könnte. Ihre Eltern, nein, das kann ich denen nicht antun plus das wären dann nur "wild cards" ganz davon abgesehen das mir meine Frau sowas nicht verzeihen würde. Unsere gemeinsamen Freunde genau das Selbe. Ich würde sie damit bloßstellen und wir würden uns fetzen. Meine eigenen Freunde....ich schäme mich und wieder....was sollen die schon machen?

    Die einzige der ich mich bisher anvertraut habe ist meine Schwester. Meine Familie ist mit meiner Frau verkracht, die werden also garantiert nie miteinander reden. Meine Eltern habe ich seit über 10 Jahren weder gesehen noch gesprochen (anderes Thema....). Aber das hat ja alles erstmal losgetreten, davor war ich einfach nur irritiert und auch gefrustet weil meine Frau mehr trinkt als ihr gut tut.

    An die Leute die das probiert haben. Wie waren Eure Ergebnisse als ihr Eurem Partner das Forum und Eure posts und die Antworten darauf GEZEIGT habt? Ich bin mir sicher Anschuldigungen für Verrat sind genauso dabei wie heftiger Streit. Aber wurden Eure Partner daraufhin einsichtiger? Sollte ich das auf alle Fälle so früh wie möglich tun bevor sie mich als Gegner wahrnimmt? Ich bin wirklich zu allem bereit und "harte" Zeiten hatten wir in unserer Beziehung genug, sind aber immer daran gewachsen.

  • Ich finde das gut das Du das gelesen hast, wenn auch aus egoistischen Gründen, denn es erspart mir, eine Menge, die ich bereits woanders geschrieben habe, nochmal zu schreiben, ausserdem siehst Du da auch, das es um generelle Abläufe und nicht um individuelle Bösartigkeiten oder Unfähigkeiten geht.
    Mein Partner hat sich Hilfe geholt und es mir gesagt. Wenn auch woanders als hier, denn als ich aufgehört habe, gab es die meisten Internetforen zu dem Thema noch nicht oder nur in Anfängen, schon ein bisschen länger her.

    Das war einerseits erleichternd. Es bekam so was akzeptierendes, als mein Partner mir gesagt hat, das er begriffen hat, das er mir nicht helfen kann - ich hatte übrigens nie um Hilfe gebeten, er hat sich ja über meine Sauferei aufgeregt, nicht ich. Ausserdem entliess es mich ein bisschen aus der Arschlochrolle, denn nachdem er ja immer vom mir verlangt hatte, das ich mich ändern soll und so weiter, konnte ich plötzlich sagen, da siehst Du mal wie das ist, gucken wir mal, wie leicht es Dir fällt, Dich und Deine Situation zu ändern. Es kam halt ziemlich schnell raus, dass das Problem, das mein Partner mit der Situation hatte, auch nicht kleiner war als meins. Ist halt immer einfach, wenn der Andere scheinbar der Schuldige ist und sich ändern müsste, so war dann halt im Raum, dass er das akzeptieren muss.

    Anderseits war es aber auch mein Freifahrtschein zu noch unkontrollierterem Trinken, als das mal raus war, hast Du möglicheweise gelesen und ich brauchte das. Bis dahin hatte ich immerhin noch versucht, mich am Riemen zu reissen, weil ich ihn ja eigentlich mit meiner Sauferei nicht ärgern wollte, sondern das auch für mich eine volkommen bescheuerte Situation war. Nur im Streit hab ich dan aus Trotz noch extra einen draufgekippt, aber im Prinzip war es halt mein Lebenselixier, was ich mir nicht nehmen lassen wollte und ohne das ich nicht lebensfähig war.

    Bei uns war das allerdings möglicherweise anders als bei Euch, denn mein Partner und ich lernten uns als Studenten kennen, und schon bevor wir zusammenkamen, waren wir öfter mal auf Kneipentour und da war ich ja auch oft genug betrunken. Und als er sich dann später beschwerte, hatte ich das berechtigte Argument, das er schliesslich wusste, worauf er sich einlässt, ich war schon vorher so und habe nicht eingesehen, warum ich mich da plötzlich ändern soll, weil ihm das nicht mehr passt. Ich wusste im Prinzip schon lange vorher, das ich nicht ohne Alkohol und gewisse Drogen will und möglicherweise auch nicht kann, mich persönlich hat das aber auch überhaupt nicht interessiert, ob ich das brauche, weil ich ja gar nicht aufhören wollte. Und eigentlich wollte ich Beziehungen vermeiden, wo diese Diskussion aufkommt, deswegen hab ich mich überhaupt nur auf jemanden eingelassen, bei dem ich daon ausgegangen bin, dass ich mich da nicht ändern müsste. Von mir hatten ja auch schon frühere Partner verlangt, das ich weniger trinke, hab ich dankend abgelehnt.
    Bei uns war es aber auch so, dass wir dann halt doch schon länger beisammen waren, als es kritisch wurde, und da hörst Du halt nicht bei der ersten Schwierigkeit auf. Aber bevor das für beide absolut unerträglich wird....

    Gruß Susanne

  • Hallo, Hubby45, und auch von mir ein herzliches WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Kurz zu mir: Ich bin m, 56, Alkoholiker und nun schon seit etwas über 11 Jahren trocken.

    Es ist gut, dass Du Dir Hilfe und Unterstützung suchst. Nicht nur für uns Betroffene ist es schwer, sich alleine aus dem Sumpf zu wühlen - auch für die Angehörigen ist es eine scheinbar unlösbare Aufgabe.
    Da hilft es schon, sich bei anderen Betroffenen bzw. Angehörigen Rat und Unterstützung zu holen.

    Hast Du schon mal daran gedacht, nach einer Angehörigen-SHG in Deiner Nähe zu schauen?

    Ansonsten empfehle ich Dir auch einen Blick in unsere Linksammlung und/oder unsere Bücher-Ecke.

    Ich hoffe, Du bekommst hier schon die Hilfe und Unterstützung, die Du benötigst. Sonst könntest Du Dich auch an eine Suchtberatungsstelle wenden - die sind nicht nur für "uns" Betroffene da, sondern eben auch für die betroffenen Familienangehörigen.

    Hier findest Du auf jeden Fall immer ein offenes Ohr und Austausch.

    Gruß

    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • So wie ich das verstehe, sollte ja auch Deine Frau in erster Linie wegen Dir aufhören, denn wenn man sie fragen würde, dann wäre das ja wahrscheinlich nicht ihr dringenster Wunsch. Ich habe nach Deiner Schilderung den Eindruck, das sie sich ja bestenfalls notgedrungen drauf einlassen würde, um dem Ärger mit Dir aus dem Weg zu gehen, aber wenn sie sich frei entscheiden könnte, würde das ja wahrscheinlich anders aussehen und sie weiter trinken. Ich schreib das ohne den Anspruch, dass ich recht behalte, ist nur mein Eindruck.

    Das Problem auf dass ich dabei anspreche ist, dass man auch als Betroffener, also als Trinker, sehr genaue Antennen dafür hat, dass hinter dem, was einem als Hilfe angeboten bzw. ehrlicherweise untergeschoben wird, oft die Interessen des Helfenden stecken, vor allem wenn man um diese Hilfe gar nicht gebeten hat.
    Wie Du selbst schon geschrieben hast, kannst Du es ihr ja nicht vorschreiben und es ist ihr Leben. Dass sie es wegen Dir macht, kannst Du auch kaum verlangen, wenn Deine eigenen Interessen dabei auch so offensichtlich sind, da ist die Hilfestellung ja nicht viel mehr als Dein erweiterter Egoismus, Du willst eben die Frau zurückhaben, die Du kanntest. Ob sie die auch wieder werden will, scheint dabei erst mal zweitrangig und steht aber sowieso auf einem anderen Blatt, denn da ist sie nun mal vorne.

    Die ziemlich einzige Möglichkeit ist, dass Du eine Möglichkeit findest, es ihr schmackhaft zu machen, warum sie wegen sich selbst aufhören sollte. Ob sie es dann deswegen macht, bleibt damit aber immer noch ihre Entscheidung und ob sie Deine Gründe so gut findet wie Du selbst, und ob sie es auch könnte, wenn sie denn mal wirklich wollte, bleibt abzuwarten. Die andere Möglickkeit ist die, dass Du ihr sagst, dass Du mit einer Trinkerin nicht zusammenleben wirst, aber sobald Du das dreimal gesagt hast, ohne das deswegen wirklich was passiert, weiss sie , was sie davon zu halten hat: lass ihn reden, der beruhigt sich auch wieder. Schafft er doch eh nicht, zu gehen. Kein Grund, sich deswegen zu ändern, kann man aussitzen. Da hilft dann wirklich nur Konsequenz und keine Drohungen, denn auch das merkt jeder Trinker.

  • Hallo Hubby45,

    ich schreibe Dir als Angehörige (erwachsene Tochter), weil ich diesen Prozess, den Du
    beschreibst, selbst durchlaufen habe. Vom ungläubigen Staunen (was? meine Mutter
    doch nicht!) über Angst (was tun? mich allein mit allem fühlen) und Scham (will doch
    niemanden bloßstellen) bis hin zur Erschöpfung/Wut/Schmerz (ist mir alles zuviel).


    Sie ist jetzt schon frustriert das ihre Beteuerungen bei mir auf Misstrauen stoßen aber ich
    habe ihr schon gesagt das das auf der Tatsache beruht das sich die letzten 3 Jahre ja auch
    nichts geändert hat.

    Vermutlich erlebt sie ihre Machtlosigkeit (über den Konsum) noch nicht so deutlich, wie Du
    Deine eigene (über ihre Sucht) bereits erkennst:


    Du kannst es nicht ignorieren und Du kannst auch nicht aktiv dagegen vorgehen. Zumindest
    ich kann das nicht.


    Auch wenn es Dir trostlos erscheint, finde ich dieses Anerkennen der Wahrheit sehr wichtig.
    Du bist bereits dabei, Dich zu schützen, INDEM Du zulassen kannst, dass ihr beide es mit
    Sucht zu tun habt (ihrer). Für Dich geht jetzt die innere und äußere Auseinandersetzung damit
    los, Du bist nicht mehr am "Schachern", sondern kannst Deine eigenen Kräfte jetzt klarer auf
    das ausrichten, was für Dich machbar ist: DIR selbst Hilfe holen, Dein Denken zu entwirren,
    aber auch Deine Fragen zu stellen. (An anonymer Stelle ist vielleicht der entlastendste Weg?)

    Kein Suchtberater der Welt käme auf die Idee, Dir Lieblosigkeit oder fehlende Loyalität Deiner
    Frau gegenüber zu unterstellen, nur weil Du aussprichst, was sich gerade in Deinem/Euren Leben
    ereignet. Ganz im Gegenteil. Dass es Dich betroffen macht und Deine Kräfte übersteigt, ist nicht
    Zeichen Deines Versagens, sondern schlicht dem Muster "Sucht" (Zwang statt Freiwilligkeit beim
    Konsum) geschuldet.



    Ich will mich nicht "schützen". Ich will meine Frau zurück......aber ich weiß schon das das einer
    dieser Dinge ist in denen ich "der Realität ins Auge blicken muß" und mich wie ein Erwachsener
    verhalten.....

    Ich kann das gut nachfühlen. Aus meiner Sicht ist es nicht egoistisch, etwas zu wollen. Es ist ein
    fühlbares Bedürfnis, und Du weißt ja, dass ihr andere Zeiten hattet, ehe das alles (ihr Trinken)
    begann.

    Bei mir war es zwar meine Mutter, die lange Zeit regelmäßig und sehr viel trank, aber mein Wunsch,
    endlich mal wieder mit ihr reden zu können wie "früher", statt diesem glasigen Blick gegenüber zu
    sitzen, der war ebenso bohrend. Als ich einige Zeit später in Therapie ging (für mich selbst), erfuhr
    ich dort, dass es ein Ur-Bedürfnis ist, in einem Kontakt auch ein "greifbares" Gegenüber zu haben.
    Jemanden, der Gefühle zeigt, sich auf meine Wahrnehmung und seine eigene noch klar beziehen
    kann, kurz: Der mir durch seine echte Zugewandtheit hilft, auch mich als Teil der gemeinsamen
    Situation in Beziehung wahrzunehmen. Nichts Abgekapseltes, Abgefertigtes, "draußen" gelassenes.

    Ich finde, diese Vorstellung trifft generell für ein Miteinander auf Augenhöhe zu. Egal, ob ich jetzt
    meine Mutter vermisst habe (sie trinkt nicht mehr) oder ob Du Deine Partnerin "vermisst", wie Du
    sie kennen lernen durftest.

    Diese Klarheit in Deinem Wunsch schützt Dich aktuell zumindest davor, Dir erneut vormachen zu
    müssen, "das wird vielleicht (von selbst)". Und es gibt Dir zum gegebenen Moment ganz bestimmt
    die nötige Kraft, Deiner Frau als DU gegenüber zu treten. Mit allem, was Dich beschäftigt und was
    Du selbst zu dem Thema (ihrem Trinkverhalten) denkst. Du als eigenständig fühlende Person.

    Was mir mein Therapeut damals noch mit auf den Weg gegeben hat, war eine feine Unterscheidung.
    Auch ich wollte meine Mutter "retten" (damit ich sie wieder habe). Am liebsten hätte ICH sie geheilt,
    indem ich das "richtige" (auf sie ausgerichtet) tue, damit sie auf die "richtigen" Einsichten stößt, usw.

    "Sie können nicht selbst Heil-ung für Ihre Mutter sein.
    Aber Sie können in Ihrer Ehrlichkeit sich selbst und Ihrer Mutter gegenüber heil-end sein."

    Ich habe das so begriffen, dass ich ihr ihren eigenen Weg und die Zeit, die sie benötig(e), nicht
    abnehmen kann. Dass aber meine Unverstricktheit mit falscher Rücksichtnahme, eigenem Kalkül
    ("es nicht noch schlimmer machen wollen") allein unterstützend für ein gesünderes Verhältnis zur
    Realität ist. Und das für uns beide, sie und mich. Indem ich benenne, was ich sehe. Indem ich
    benenne, wie das heißt (Abhängigkeit). Und indem ich meine Ängste um sie ebenso offen lege.

    Es hat mich Mut gekostet, ihr einen Brief zu schreiben (und damals leider noch nichts genützt),
    aber dieser innere Ausstieg aus dem Stillhalten und stummen Mittragen einer mich überfordernden
    Situation war lebensnotwendig für den Erhalt bzw. die innere Wiederherstellung MEINER Gesundheit.
    Es war ein Dienst an mir. Und in Deiner Situation sehe ich es auch als Dienst an Eurer Beziehung,
    dass Du Dich wieder stärkst, indem Du klar hervor trittst, raus aus dem Schatten des gemeinsamen
    "Umschiffens" (Leugnens) der Sucht.

    Einer muss die Wahrheit benennen (können). Solange Deine Frau sie nicht sieht oder zulassen kann,
    nützt es zwar äußerlich noch nichts, wenn Du sie - verbunden mit Deinen Sorgen um Deine Frau -
    sagst, aber es stellt Weichen. Es ordnet Eure inneren Verantwortlichkeiten und befreit Dich aus der
    Rolle, etwas Unkontrollierbares mitzutragen, Dich durch Deine eigene Anstrengung darin gefangen
    zu halten.

    Du kannst tragendes "Geländer" sein, indem Du unabhängig von ihrem eigenen Prozess auf ganzer
    Linie klar mit Dir selbst, Deinen Gefühlen und Deiner Wahrnehmung (ihre Sucht betreffend) bleibst.
    Für mich ist das wie ein inneres Bild von zwei Geleisen, die parallel verlaufen. Du bleibst sichtbar,
    auch ansprechbar (für sie), aber Deine eigene Sicherheit beziehst Du nicht mehr aus Ihrer Haltung
    (Einsicht) gegenüber der Sucht, auf Die Du ständig mit Volldampf hinarbeiten müsstest.

    "Es" sein zu lassen, fühlt sich erstmal wie ein Tiefschlag an, und in gewisser Weise ist es das ja auch.
    Man schlägt auf dem Boden auf, aber man hat auch wieder welchen unter den eigenen Füßen, statt
    aus eigener Angst unklar und ausharrend zu bleiben. Sich zu schützen, meint nicht, gleichgültig zu
    werden, sondern immer wieder klar zu haben: Das (meine Arbeit mit mir) kann ich ändern, alles
    andere (wie meine Frau es macht) nicht, jedenfalls nicht auf direktem Weg. Aber für sie entstehen
    vielleicht Impulse, indem Du klar anzeigst, was für Dich erträglich ist, und was nicht.

    So ein Gespräch ist in der Suchtberatung vielleicht einfacher vorzubereiten, als ganz allein mit sich. :)
    Das weiß ich aber nicht für Dich. Ich möchte damit nur sagen, dass es kein Zeichen mangelnder
    Loyalität gegenüber Deiner Frau ist, wenn Du dort etwas zur Sprache bringst, das DICH überlastet.
    Ich schreibe das dazu, weil ich jahrelang Mühe hatte, dieses Tabu ("bei uns ist nichts") zu brechen.
    Das Mitschweigen und allein-mit-sich-ausmachen ist das, was mich sonst auf längere Sicht richtig
    krank gemacht hätte.

    Es ist jetzt ganz schön viel geworden ... ;)

    Ich wünsche Dir ganz viel Glück und einen hilfreichen Austausch hier und möglichst auch in Deinem
    realen Umfeld, in Gruppen oder bei der Suchtberatung ...

    Alles Gute für jeden kleinen Schritt, es anzusprechen!

    Wolfsfrau


  • Zitat von: Hubby45 am 17. Dezember 2019, 11:04:56

    Sie ist jetzt schon frustriert das ihre Beteuerungen bei mir auf Misstrauen stoßen aber ich
    habe ihr schon gesagt das das auf der Tatsache beruht das sich die letzten 3 Jahre ja auch
    nichts geändert hat.


    Vermutlich erlebt sie ihre Machtlosigkeit (über den Konsum) noch nicht so deutlich, wie Du
    Deine eigene (über ihre Sucht) bereits erkennst:

    das halte ich für Spekulation. Es gibt eine Menge Leute, die ihren Alkolkonsum überhaupt nicht schlimm finden. Das Bedürfnis, Macht darüber zu haben, entwickelt sich ja erst, wenn ein Problem daraus entsteht, das man gerne loswerden oder unter Kontrolle bringen möchte. So lange Du es sowieso laufen lässt, brauchst Du keine Macht.

    Vielleicht glaubt sie in dem Moment ihre Beteuerungen selbst. Oder sie versucht einfach, Dich damit abzuwimmeln, damit sie ihre Ruhe hat und weitermachen kann, ohne dass Du Konsequenzen draus ziehst.
    Wenn man schon bei der Wahrheit sind, dann bringt es auch nicht viel, hinter dem Verhalten des Trinkers reine Machtlosigkeit oder Hilflosigkeit zu vermuten, es ist auch Wurschtigkeit, Berechnung und volle Absicht hinter dem, was Trinker tun. Bei mir war das mit Sicherheit nicht die reine Harmlosigkeit, bei der ein im Grunde harmloser Mensch nicht anders handeln kann, ich hatte schon auch massive Interessen, zu deren Durchsetzung ich auch gezielt manipuliert und gelogen habe und das liest Du ja auch überall, das das typisches Alkoholikerverhalten ist. Aber nicht nur Alkoholikerverhalten, das ist Beziehungspolitik, das findet überall statt, wo man jemanden dazu bingen will, etwas zu tun, was der nicht will, wenn Überzeugungsarbeit nicht hilft, probiert man es mit Druck oder hintenrum...so wie das hier halt beiderseits stattfindet. Womit wir bei der Verstrickung wären.

    Das Problem in solchen Beziehungen ist halt, Du möchtest Dein Bedürfnis bei ihr anmelden, und sie möchte ihr Bedüfnis bei Dir anmelden. Du akzeptierst ihres nicht, sie akzeptiert Deines nicht.
    Dein Wunsch nach einer nüchternen Partnerin steht ihrem Wunsch, zu trinken, gleichberechtigt gegenüber.

  • Hallo Hubby,

    bitte, bitte gib Deiner Beziehung noch eine Chance!
    Ich, 63, war viele Jahre in einer ähnlichen Situation wie Deine Frau.
    Stress im Beruf und Abends zu "runterkommen" ein Glas Wein. Das hat sich dann über die Jahre hinweg zu einem Liter Wein gesteigert. Den habe ich jeden Abend getrunken, bin dann aber Schlafen gegangen.
    Abstürze hatte ich nie, aber ich habe auch nicht gesehen wie sehr mein Mann darunter leidet, dass ich Abends nicht mehr sachlich diskutieren konnte. Unsere Kinder waren etwas genervt, mir alles was nach 20.00 Uhr besprochen wurde am nächsten Tag nochmals zu erzählen.
    Ständig hörte ich von meinem Mann, dass ich zuviel und zu regelmäßig Wein trinke, es hat mich überhaupt gar nicht interessiert, im Gegenteil, es hat mich trotzig gemacht. Es wurde nie laut bei den Gesprächen, aber sie versiegten weil sie mich nicht interessierten und ich nur weiter trinken wollte.
    Dann kam der Knackpunkt zur Wende.
    Ausschlaggebend war ein Gespräch mit unserer Tochter (wir sind sehr eng mit unseren 3 Kindern), die mir sagte dass sie und ihre Brüder sich große Sorgen um meine Gesundheit machten. Sie hatte sich bereits informiert und bot mir an mal mit ihr zusammen eine Suchtberatung zu besuchen.
    Um sie nicht zu enttäuschen ging ich mit.
    Eine für mich völlig fremde Frau, eine Suchtberaterin, ich fand sie anfangs sehr unsympatisch, hat mich im Gespräch gleich so "gepackt" weil sie mich total durchschaut hat, dass ich erstmalig den Ernst meines Trinkens erkannt habe.
    Zwar benötigte ich noch einen weiteren Tag um diese Erkenntnis zu "verdauen", bin dann aber zu unserem Hausarzt gegangen der mich seit 30 Jahren kennt. Auf meine Bitte nach einer Einweisung zum qualifizierten Entzug antwortete er, das sei eine super Idee, hätte er sie mir vorgeschlagen, hätte ich sie bestimmt sofort verworfen.
    Nachdem dieser Entschluss gefasst war und auch mit meinem Mann besprochen, habe ich es als enorm hilfreich empfunden wie er mich unterstützt hat.
    Allerdings fing auch für ihn eine Zeit des Lernens und Verstehens an. Obwohl er div. Therapietermine auch wargenommen hat, sind manche meiner Gedanken und GEFÜHLE für ihn schwer nachvollziehbar.
    Mitlerweile gelingt es mir mich entsprechend zu artikulieren, aber es kommt immer noch vor, dass ich mich total missverstanden fühle.
    Unsere Beziehung wäre bestimmt über kurz oder lang am Alkohol zerbrochen aber jetzt bin ich sehr froh, den Schritt in die Abstinenz gegangen zu sein, denn es ist schon toll einen Partner an seiner Seite zu haben der hilft.
    Vielleicht findet sich jemand für den Deine Frau ein offenes Ohr hat, bei mir war es auch nicht mein Mann, und sie entscheidet sich selbst für entsprechende Maßnahmen.
    Ich wünsche Dir, und auch Deiner Frau,
    KRAFT für die nächste Zeit.
    Liebe Grüße
    Ina

  • Vielleicht ist das inzwischen ja ein bisschen gesackt.

    Wenn man das jetzt mal so akzeptiert wie es ist:

    Deine Frau trinkt.
    Du kannst es nicht ändern, dass sie trinkt.
    Du willst Dich auf gar keinen Fall trennen.
    Schützen wilst Du Dich eigentlich auch nicht.

    Was bleibt Dir dann wenn Du dabei nicht draufgehen willst? Da musst Du ja irgendeine Möglicheit finden, neben einer trinkenden Frau zu leben und dabei nicht stockunglücklich zu werden. Immer in der Hoffnung, dass sie es irgendwann schnallt, aber das kann ja dauern. Ina, die Dich bittet, zu bleiben, schreibt ja auch dass es Jahre dauerte. Da wird Dir natürlich auch ganz schön was abverlangt. Das ist aber natürlich Deine Entscheidung, wie weit Du das mitmachst und niemand hier ist in der Lage, für Dich zu entscheiden, was Du aushalten kannst und willst.

    Wenn Du dagegen ankämpfst, wirst Du ja immer wieder verlieren, das kennst Du ja schon.
    Eigentlich bleibt Dir ja nur, Dir daneben Möglichkeiten zu suchen, wo Du trotz der Belastung Kraft und Lebensfreude tanken kannst.

    Selbstmitleid, was Du nun für eine arme Sa.. bist, die sich am liebsten von der Brücke stürzen will, wird Dir dabei wohl nicht wirklich helfen, glaube ich. Klar, darfst Du realistisch sehen, dass das eine sehr bescheidene und verfahrene Situation ist, aber wenn Du selbst in das verfällst, was man Opferhaltung nennt, bringt Dich das ja vermutlich auch nicht weiter, denke ich zumindest. Also wenn Du bei dem einen Punkt nichts erreichen kannst, wo kannst Du dann was erreichen? Es gibt da jetzt halt nicht die einfache Ideallösung, irgendwie musst Du aus der Situaiton ja dann auch das Bestmöglche machen.

    Ich wünsch Dir was, aber mehr als Denkanstösse kann nicht Dir leider auch nicht geben. Wäre ja ganz nett, wenn man eine Lösung anbieten könnte, mit der sich alle auf Anhieb wohl fühlen, aber das geht leider nicht. Es kann auch sicher keiner Entscheidungen für Dich und Dein Leben treffen, das kann Dir niemand abnehmen. So wie man niemandem das Trinken verbieten kann, kann Dir ausserdem natürlich auch keiner Vorschriften machen, Du musst jetzt dies oder das tun. Also bitte nicht missverstehen.

    Alles Gute.

    Gruß Susanne

  • Und dann ist natürlch noch die Frage, liebst Du Deine Frau eigentlich noch? Damit meine ich jetzt nicht Deine Wunschvorstllung, wie Du sie gerne hättest, sondern so wie sie jetzt ist, mitsamt dem Alkohol? Kannst Du Dir vorstellen, dass Du die Person innerlich von ihrer Krankheit, wenn sie süchtig ist, dann ist sie ja krank, trennen kannst oder das irgendwie akzeptieren, dass sie das dann auch nicht auf Knopfdruck ändern kann?

  • Hallo alle zusammen,

    kann nicht gerade sagen das ich "gerne" hier poste aber ein ganz liebes Danke an alle die geantwortet haben. Inzwischen sind ein paar Wochen vergangen und die Dinge haben sich "gesetzt". Auch fühle ich mich endlich in der Lage etwas zu posten ohne sofort dramatisch zu werden oder Dinge zu übertreiben.

    Also ein kleines update....

    Die letzten paar Wochen seit wir ausgemacht haben das sie nur noch am Wochenende trinkt war wie auf Eierschalen laufen. Denn natürlich hab ich geguckt wenn sie sich was zu trinken aus der Küche geholt hat (Saft oder Wasser) und natürlich hat sie meine Blicke mitgekriegt was zu Anspannung von beiden Seiten führte. Zum einen beginnt das Wochenende ja wie gesagt bereits am Freitag aber gerade jetzt vor Weihnachten war das einfach nicht umsetzbar.

    Weihnachtsfeiern, Treffen mit Freunden...zusammen oder alleine. Die letzten Wochen vor dem Jahreswechsel sind normalweise vollgepackt mit Anlässen und natürlich gehört Alkohol zu diesen Dingen "einfach mit dazu". Also wurde aus dem 4:3 Ansatz sofort ein 2:5 oder 1:6 (nicht trinken : trinken) und es ist so einfach das als "das ist jetzt nur ne Ausnahme" abzutun aber ich empfinde die Zeit jetzt als allerhöchste Eisenbahn den Absprung noch zu meistern bevor es wirklich schlimm wird.

    Wieviel davon "schluck" ich und wann ist der beste Moment aufzustehen und klar zu sagen was auf dem Spiel steht?

    Ich will nicht ständig die Laune runterziehen aber ich will auch am Ende nicht eingestehen müssen das ich tatenlos danebenstand als wir vielleicht nochwas hätten tun können. Ich bin mit der ganzen Situation unzufrieden und ja Susanne68 , das passiert bestimmt weil ich "egoistisch" bin aber deswegen werd ich trotzdem nicht aufhören unglücklich damit zu sein. Wenn also die Thematik dazu führt das meine Ehe scheitert dann ist nicht "mein Egoismus" das Problem sondern eine Suchtsubstanz die meiner Frau rationales Bewußtsein raubt. Wahrscheinlich hast Du Deine Posts nicht in der Art gemeint aber die posts kommen irgendwie so rüber als wolltest Du Alkoholismus und das selbstzerstörerische Verhalten "verteidigen" und mich und meinen Egoismus als Problem hinstellen. Ich gebe offen zu das ich zuerst nicht wußte wie ich das zu verstehen habe, bin aber echt froh das ich nicht poste was mir zuerst durch den Kopf ging.

    Back to the problem.

    Natürlich habe ich meine Frau auch auf diese "Ausrutscher" in Bezug auf unsere Abmachung angesprochen. Ausflüchte und schlußendlich Aggression mir gegenüber (es gibt gar kein Problem, ICH mach ein Problem draus, ich muß immer so übertreiben etc) haben mir zumindest gezeigt wo ich stehe. Einfach nur durch die Erfahrungsberichte anderer hier. Sie hat also mir zuliebe versucht weniger zu trinken. Vielleicht hat sie das sogar ein paar Abende wirklich gemacht (mehr warens realistisch gesehen nicht) aber mein offensichtliches Mißtrauen gehen ihr gegen den Strich. An dem Punkt konnte ich nur noch den Mund halten und aufgeben.....wenn wir erstmal da sind das sie sich angegriffen fühlt hört sie sowieso nicht mehr was ich sage. Im besten Fall braucht das Zeit damit sie gesagtes verarbeiten kann.

    Ich war nicht sauer oder verärgert. Ich war einfach nur unendlich traurig. Und verstecken kann ich das auch nicht. Einfach nur nichts sagen oder sie meiden sind bereits total untypisch für mich aber es war mir unmöglich so zu tun "als ob nichts wär". An dem Abend hab ich bereits einen Vorgeschmack darauf bekommen was aus der ganzen Situation werden kann. Das war nicht nur einfach ein Streit oder eine Sache in der wir anderer Meinung sind. Hier geht es um etwas wirklich wichtiges und wir beide sehen das Problem, nur ist einer affektiert und der andere nicht. In diesem Thema werde ich wirklich zum "Feind" und das Gefühl das in ihren Augen zu sehen ist schrecklich.

    Das ist an Silvester passiert....also frohes neues Jahr?

    Ich kann also rein gar nichts tun. Kann nur daneben stehen und zuschauen. Ich kann es natürlich jederzeit schlimmer machen aber helfen kann ich nicht. Was tun? Jeder redet immer von Selbstschutz aber das ist mir kein Trost. Könnte natürlich auch passieren das meine Frau einfach aufhört mich zu lieben und dann stände ich vor den gleichen Problem aber da wäre ich machtlos. Ich sage mir immer (und ihr auch) das ich alles tun würde für sie und für uns. Was für Ansprüche hab ich denn schon groß? Keine materiellen zumindest. Und wenn ich alleine mit mir selbst bin dann glaube ich das wirklich.....ich würde ALLES tun. Aber in diesem Fall ist das einfach nicht genug. Weil sie mir nicht erlaubt etwas zu tun.

    Mit gutem Beispiel vorangehen?

    Hab ich bereits, macht keinen Unterschied. Ist genau wie Sport. Früher haben wir alles zusammen gemacht. Ab nem gewissen Punkt war sie lieber zuhause als ne 2 Stunden Fahrt aufm Rad zu machen. Ich bin trotzdem raus in der Hoffnung "das wird schon wieder". Jahre später bin ich immer noch allein unterwegs...Signalwirkung oder gutes Vorbild geht da einfach über die Zeit flöten. Alkoholkonsum ist genauso. Wenn ich sie einfach "machen lasse" und auf Besserung warte ist das praktisch genauso als ob ich es erlauben oder fördern würde.

    Wie einige hier berichtet haben ist es als Betroffener leicht, aus "Scham" die Problematik zu überspielen und es dem Süchtigen sogar einfacher zu machen. Wenn wir das Verhalten missbilligend ignorieren gewöhnt sich der Süchtige nur an den Zustand ohne das sich was ändert.

    Selbstschutz.

    Der hat bereits angefangen als ich das erste Mal ansprach was mich stört, lange bevor ich meine erste Post auf diesem Forum gesetzt hab. Als ich noch "egoistisch" gehandelt habe und das Problem nicht realisierte sondern einfach nur aussprach was mich gestört hat. Die Situation hat sich verändert. Jetzt über "Egoismus" zu sprechen.....dafür ist es echt zu spät und auch einfach nur falsch, sorry. Was ich zum Zeitpunkt meines ersten posts allerdings noch nicht verstanden habe ist das was ich bis dato getan habe auch das Ausmaß meiner Möglichkeiten sind. Offen ansprechen, auch einen Streit vom Zaun brechen, nicht locker lassen.

    Was kann ich denn mehr tun? Und ich war naiv genug zu denken "andere haben das vor Dir durchgemacht, da muß es doch ne Lösung zu geben". DAS war mein Fehler.

    Aber all das recherchieren hat mir auch geholfen die ganze Sache etwas sachlicher zu sehen. Bis dato war das immer nur ein unterschwelliges Problem und ich habe mich damit befasst wenn es mir zu sehr gegen den Strich ging. Nicht gerade die beste Basis für einen Lösungsansatz oder eine Analyse. Jetzt denk ich eigentlich die ganze Zeit darüber nach, auch wenn ich mal ruhig oder nicht krank vor Sorge bin. Und das beinhaltet auch "was muß ich tun wenn das nicht besser wird?" weil wie gesagt....die Einzige Person die etwas ändern kann ist meine Frau. Das Forum und der Kontakt mit anderen Betroffenen hat zumindest dazu geführt das ich ich nicht in Panikmache verfalle sondern das ich zurücktreten und "wirklich" darüber nachdenken kann. Wir kennen das alle, da denken wir ständig über eine Sache nach die uns stört und die Tatsache das sie uns stört und nach ner gewissen Zeit ist dann selbst eine kleine Sache ein Riesenproblem.

    Ich bin nicht glücklich über meine Optionen aber ich will auch nicht aufgeben, selbst wenn das jetzt schon alles keinen Sinn mehr hat. Vielleicht wird das alles noch? Vielleicht hat meine Frau ein "Aha" Erlebnis und kommt von selbst drauf? Die Hoffnung stirbt zuletzt sagt man gerne.

    Meine Frau hat ein ernstes Problem und sie erlaubt mir nicht zu helfen. Soll ich jetzt einfach die Flinte ins Korn werfen und sie aufgeben? Das ist immer noch die Frau die ich liebe. "Durch gute und durch schlechte Zeiten" heißt es doch immer. Glücklicherweise bin ich nicht religiös, wenn mir jetzt einer mit "Test Gottes" kommen würde......uff. Ich werde kämpfen und warten. Kämpfen bedeutet in diesem fall hilflos danabenzustehen und zuzuschauen wie die Liebe meines Lebens und auch meine Beziehung langsam in die Brüche geht (wenn sich nichts ändert). Der Unterschied ist das das dann zumindest keine Überraschung wird und eventuell geht das auch so langsam das ich mich allmählich an den Zustand gewöhne und eine Trennung (aufgeben) dann nicht mehr so weh tut. Möglich das meine Liebe "langsam" stirbt aber das bin ich ihr zumindest schuldig. Aufgeben kann jeder.


    Und es gibt auch positives zu berichten.

    Es sieht ganz so aus als ob meine Frau wirklich versucht etwas zu ändern. Seit Silvester wurde nichts alkoholisches mehr gekauft. Wir hatten ein Frühstück mit Familie und sie hatte ein Glas Sekt. Letztes Wochenende hat sie mich gefragt ob wir uns was holen wollen und ich habe zugestimmt (Bier...trinkt sie normalerweise überhaupt nicht aber mir ging es darum das sie es nicht versteckt) also man könnte sagen sie "bemüht sich alles im Rahmen zu halten" und nach eigener Aussage (aus dem Vorjahr) will sie je genau da wieder hin. In der Lage sein, Alkohol zu trinken ohne das daraus ein Problem wird. Mein Fokus hat sich also gewandelt und ich denke darüber nach wie ich ihr bei dem Vorhaben helfen kann. Das alles muß passiv und intuitiv passieren denn sobald ich das Thema anspreche oder versuche Pläne zu machen nimmt sie das sofort als Bevormundung wahr und lehnt ab.

    Natürlich habe ich die Berichte anderer vor Augen. Bei denen es zu einem Riesenstreit kam, der Partner dann über JAHRE Besserung zeigte nur um dann wieder abzustürzen.

    Hat das alles überhaupt von vornerein einen Sinn oder sollte man sofort aufgeben sobald sich Zeichen zeigen um das ganze Leid zu ersparen?

    Das ist eigentlich die Frage die im Raum steht nicht wahr? Ich habe wirklich viel über Alkohol, nachgedacht. Wie genau wird man süchtig? Was ist das für ein Gefühl das mich dazu bringt selbstzerstörerisch zu wirken? Alkohol ist eine Giftsubstanz die selbst in kleinen Mengen berauschende Wirkung hat.

    Das ist die Belohnung, die "Karrotte" von Alkohol. Der Rausch. Weil es angenehm ist "lustig" zu werden oder lustig ist "komisch" zu sprechen, die enthemmende Wirkung befreiend sein kann oder der Alkohol einfach nur dabei hilft zu vergessen oder nicht an Dinge zu denken. Das hab ich alles selber erlebt. "Kampfsaufen" bis zur Besinnungslosigkeit? Yep! Ständig trinken weil man nicht die ganze zeit unglücklich sein will? Yep! Einfach nur "so" ein Bierchen oder 2 oder 3? Yep!

    Aber ich konnte nie NICHT aufhören. Der Kater am nächsten Tag oder einfach nur das Gefühl kotzen zu können vor Übelkeit....das ist das alles nicht wert. Und umsteigen auf "harte" Sachen bei denen das dann nicht so stark auftritt....liegt vielleicht daran das ich nur trinke was mir auch schmeckt. Wirkung ist ne Sache von Medizin, die kann dann meinetwegen scheiße schmecken solange sie hilft. Alkohol ist keine Medizin! Alkohol war in meinem Leben immer Bestandteil aber eben nie dominierend. Ich hatte immer das Gefühl ICH entscheide, bin nicht der Sklave. Ich habe Alkohol nie "ernst" genommen. man lacht dann gerne über andere bei denen es zu einem Problem wird aber da sieht man auch immer nur das Resultat...nie den Weg dahin. "Lachen" ist da auch das falsche Wort. es einfach nicht ernst genug nehmen trifft es schon eher. Alkohol ist nicht "nur" Alkohol. Es kann zu einem furchtbaren Monstrum werden wenn man es nicht ernst nimmt.

    Kurz.....es ist mir einfach unverständlich wie daraus eine Sucht werden kann aber genau das ist ja auch der Punkt denke ich. Wichtig ist das ich jetzt nicht mit Irritation oder Unverständnis reagiere sondern das Problem akzeptiere und versuche damit umzugehen. Dabei hat mit dieses Forum geholfen. Und dafür auch ein großes Dankeschön an alle die geantwortet haben oder so mutig waren....ihre eigenen Erlebnisse offen auszusprechen. ich kann ja noch froh sein das in meinem Fall keine Kinder involviert sind. Eine "Investition" steht in jedem Fall auf dem Spiel. Wenn auch keine Firma, 20 Jahre Ehe und der Mensch den man den Großteil des eigenen Lebens als "Teil seiner selbst" gesehen hat....glaube das ist Einsatz genug.

    Entschuldigt wenn ich hier so rumlaber. Viele von Euch haben sich viel Mühe gegeben und Zeit geopfert sich zu der Sache zu äußern. Ich wollte nicht nur 3 Zeilen schreiben :)


    Öfter hatte ich in letzter Zeit dieses Bild vor Augen.

    Ich und meine Frau stehen zusammen in einem Raum. Wir schauen uns an und wir halten Hände. Aber da ist noch jemand mit im Raum, ein Fremder den ich nur aus den Augenwinkeln erkennen kann. Und wenn bisher alles einfach nur "super" war kommt da dieses Unbehagen hoch, "etwas" stört, jemand beobachtet uns. Wir sind nicht allein Aber wenn ich mich umschaue kann ich nichts sehen. Die Irritation bleibt. Und sobald wir uns wieder anschauen ist da wieder diese Person aus den Augenwinkeln. Langsam wird die Bedrohung für mich zu groß und endlich kann ich die Person in der Ecke des Raumes erspähen Sie ist undefinierbar...durch und durch schwarz und hat keine Konturen. Wie ein Schatten steht sie da aber es ist keiner unserer Schatten. Ich mache meine Frau darauf aufmerksam...zeige sogar darauf aber sie sieht nichts. Schaut mich nur fragend an und wundert sich was mit mir los ist. Ich versuche die Person zu ignorieren aber es ist schwer. Auf einmal merke ich wie die Person langsam näher kommt, wann immer ich direkt hinschaue bleibt sie stehen und rührt sich nicht mehr aber sobald ich wegschaue rückt sie wieder etwas näher. Meine Frau kann sie immer noch nicht sehen und wundert sich über mein Verhalten. Kurz überlege ich ob ich mir das alles nur einbilde aber nein.....die Gestalt ist bereits fast bei uns.

    Was soll ich tun? Flüchten? Die Person konfrontieren? Direktes Anreden zeigt keine Wirkung und ich bin nicht in der Lage die Gestalt zu berühren oder nach ihr zu greifen. Ich versuche mich zwischen die Gestalt und meine Frau zu stellen aber jedesmal wenn ich das tue dreht sich meine Frau mit mir und jetzt bin ich mir nicht mehr sicher ob sie mich oder die Gestalt anlächelt die hinter mir steht. Auf einmal sehe ich wie sich schwarze Arme an mir vorbei strecken und die Gestalt beginnt die Hände meiner Frau zu nehmen. Ich rufe ihr eine Warnung zu aber sie scheint mich nicht zu hören. Ich bin wie paralysiert und kann nicht agieren. Ich und die Gestalt halten beide die Hände meiner Frau und jetzt kann ich sehen wie sich ihr Blick wendet...immer noch lächelnd schaut sie die Gestalt an die nun langsam an mir vorbei an sie herantritt und sie sieht mich überhaupt nicht mehr, ihre Augen bleiben auf die Gestalt gerichtet mit einem Lächeln als ob sie immer noch mich an den Händen hält. Die Gestalt ist riesig und furchterregend. Sie überragt mich und beginnt sich zwischen mich und meine Frau zu drängen. ich versuche ihre Hände fester zu halten aber der Griff der Gestalt ist unzerbrechlich und ich spüre wie meine Frau versucht sich von mir zu lösen als ob meine Berührung unbehaglich wäre.

    Auf einmal bin ich wie unsichtbar. Sie kann mich nicht hören aber jetzt steht sie der Gestalt gegenüber, hält Hände mit ihr und auf einmal sieht sie sich um, als ob sie ein Geräusch gehört hätte, erspäht mich aber scheint mich nicht zu erkennen. Zuerst wandern ihre Augen nur über mich aber dann kann sie mich wirklich sehen. Aber sie hat Angst vor mir. Oder ist verärgert mich zu sehen. Ich bin mir nicht sicher. Auf alle Fälle schmiegt sich sich näher an die Gestalt als ob sie Schutz suchen würde. VOR MIR.

    Langsam entfernen sie sich von mir. Ein Schritt nach dem anderen, rückwärts. Mich immer im Blick. Ich kann sehen das sie den Raum verlassen wollen aber egal wie laut ich rufe oder was ich sage.....nichts hilft ihr begreiflich zu das sie ein Monster an der Hand hat das sie in seine Höhle lockt und ihr Leben vorbei ist wenn sie das tut. Ich bin außer mir und tobe, aber ich kann mich nicht bewegen und wie laut ich auch versuche zu schreien....ich gebe keine Ton von mir.

    Sie erreichen die Tür und endlich scheint meine Frau zu verstehen was da vor sich geht. Ihr Blick heftet sich an mich und ich sehe Ihre Verwirrung als sie erkennt das ICH dort stehe. Ich Blick schnellt zurück zu der Gestalt die sie weit überragt und sie bekommt Angst, wehrt sich und will sich lösen aber die Gestalt versucht sie jetzt mit Gewalt durch die Tür zu zerren. Endlich kann ich mich bewegen und renne auf sie zu aber es ist zu spät. bevor ich sie erreichen kann schlägt die Tür vor mir zu und ich kann sie nicht mehr öffnen. Ich bin allein. Und ich weiß das meine Frau endgültig weg ist.

    Das ist die Horror Vorstellung die ich habe. Es gibt Variationen in denen meine Frau bis zuletzt lächelt und nicht versteht was vor sich geht aber sie geht durch diese Tür...so oder so. Das ist die gefahr die ich sehe. Manchmal erlaube ich mir ein "happy end" in dem ich sie rechtzeitig erreiche oder sie sich alleine losreißen kann aber an dem Punkt bin ich ja noch nicht und es fühlt sich auch immer nur wie ein "Wunschdenken" an denn das Leben kann grausam sein und es gibt keinen Gott der über uns wacht.

    Und dann kommt da die Frage hoch inwieweit das alles wirklich eine "Vorstellung" ist oder ob das gerade wirklich passiert? Manchmal fühlt es sich so an als ob es Realität wäre. Es gibt Dinge im Leben die man nicht ändern kann. Ein plötzlicher Unfall mit Todesfolge ist schrecklich und ebenso endgültig. In diesem Fall ist da die ständige Frage ob ich schuld bin? Ob ich das verursacht habe oder untätig daneben stand und es erlaubte? Was hätte ich anderes tun können um Unheil abzuwenden? Ich würde mein eigenes Leben riskieren um meine Frau zu schützen aber irgendwie ist das nicht genug. Weil ich nicht früh genug reagiert habe. Weil ich nicht genug getan habe. Die Selbstzweifel plagen mich jetzt schon und realistisch gesehen stehe ich an dem Punkt an dem die Gestalt langsam näher kommt.

    Panikmache? Überreaktion? Ist es etwa schon zu spät?

    Selbst darauf hab ich keine Antwort.

  • Hallo Hubby45,

    ich möchte Dir mal sagen, dass ich Deinen Text sehr aufmerksam und emotional teilweise auch sehr bewegt gelesen habe. Ich wei8 natürlich, dass Dir sowas wie Mitleid nichts hilft in Deiner Situation. Und es ist auch kein Mitleid das ich beim Lesen Deines Textes emfpunden habe, sondern mehr so etwas wie ein echtes Mitgefühl. Ich kann Dir nachfühlen, wenngleich ich die ganze Sache aus der andere Perspektive, also aus der des Alkoholikers kenne.

    Da ich aber nach meinem Ausstieg glücklicherweise wieder ein gutes Verhältnis zu meiner jetzt Ex-Frau aufbauen konnte, habe ich sehr viel davon mitbekommen, was ich auf der anderen Seite eigentlich angerichtet hatte. Es ist jetzt nicht so, dass wir sehr häufig über diese schlimme Zeit sprechen, denn wir sind ja getrennt und jeder von uns hat sich mittlerweile ein neues Leben aufgebaut. Aber ab und an kommt man doch ins Reden so wurde und wird mir immer wieder mal bewusst, was man als Alkoholiker seiner Familie, seinem Partner eigentlich zumutet oder antut. Sicher gibt es auch hier unterschiedliche schwere Grade oder Ausprägungen, ich hab' leider richtig hingelangt.

    Und deshalb bewegen mich die Geschichten von Angehörigen hier im Forum meist immer sehr stark.

    Da Du ja geschrieben hast, dass Du sie nicht "aufgeben" willst, dass Du kämpfen möchtest um Eure Beziehung, möchte ich Dich jetzt erst mal noch auf das CRAFT-Programm hinweisen. Vielleicht googelst Du das einfach mal, dann wirst Du einiges an Informationen finden. Es geht dabei im weitesten Sinne um ein Kommunikationstraining für Anghörige von nicht krankheitseinsichtigen und nicht behandlungsbereiten Suchtkranken. Vielleicht hilft Dir das ja weiter. Ich meine, es loht sich so lange zu kämpfen, so lange man selbst nicht in Gefahr gerät, mit der Sucht des Partner unter zu gehen. Und so lange man sich vortellen kann, mit diesem Partner nach Beendigung dessen Sucht sein weiteres Leben gemeinsam zu verbringen. Ich habe in mehreren Gesprächen aber auch die Erfahrung gemacht oder mitgeteilt bekommen, dass oft ein Punkt erreicht wurde, wo derart viel Porzelan zerschlagen wurde, dass ein gemeinsames Leben auch nach Überwindung der Sucht nicht mehr möglich schien oder möglich war. Wenn eine Beziehung einmal zu kaputt ist, wenn es nicht mehr möglich ist wieder Vertrauen aufzubauen, dann muss man sich gut überlegen, ob man an dieser Beziehung fest halten will.

    Bei Dir scheint mir hier aber noch alles möglich zu sein, wobei nur Du selbst das Beurteilen kannst und Deine Frau muss das dann natürlich auch wollen. Bei mir war es so, dass ich derjenige war, der sich getrennt hat nachdem er trocken wurde.

    Lass mich mal noch ein paar Gedanken los werden:

    Zitat

    In diesem Thema werde ich wirklich zum "Feind" und das Gefühl das in ihren Augen zu sehen ist schrecklich.


    Dafür verantwortlich ist ihre Sucht und die damit einhergehende Veränderung ihrer Denkweise, ihres Wesens. Du willst ihr das wegnehmen was sie ganz dringend braucht bzw. haben möchte. Du willst ihr, bitte entschuldige wenn ich das jetzt so deutlich sage, das Liebste nehmen, das sie im Moment besitzt. Ein Leben ohne dieses "Liebste" kann sie sich gerade nicht vorstellen.

    Zitat

    Ich kann also rein gar nichts tun. Kann nur daneben stehen und zuschauen.


    Hm ja, das stimmt schon. Aber nur wenn Du es auf die Hilfe für Deine Frau beziehst. Denn da bist Du tatsächlich ziemlich machtlos (schau mal ob das CRAFT-Programm Dir ein paar Hebel bietet, ich weiß es nicht). Aber trotzdem kannst Du natürlich etwas tun. Aber eben "nur" für Dich. Ich weiß, dass hast Du hier schon 100x gelesen und wahrscheinlich auch gesagt bekommen. Aber das ist eben das, was Du wirklich selbst in der Hand hast. Dich und Deinen Umgang mit dieser Situation. Du entscheidest, wie weit Du diesen Weg (noch) gehen willst oder wann Du dann einen anderen Weg einschlägst. Und bitte nicht falsch verstehen: das dieses "anderen Weg einschlagen (also z. B. Trennung)" alles andere als einfach und locker ist, dessen bin ich mir schon bewusst. Leider ist aber nicht selten so, dass Angehörige am Ende nur dadurch etwas für sich positiv verändern können.

    Zitat

    Und wenn ich alleine mit mir selbst bin dann glaube ich das wirklich.....ich würde ALLES tun. Aber in diesem Fall ist das einfach nicht genug. Weil sie mir nicht erlaubt etwas zu tun.


    Siehst Du, das ist genau der Punkt. Es geht nicht darum, dass Du irgendwas für sie tust. Du würdest sie auf Händen tragen und wie Du ja selbst schreibst, alles für sie tun. Es geht darum, dass sie trinken WILL oder muss. Das sie da nicht heraus kommt und Du von außen nicht hinein. Ein Merkmal dieser schrecklichen Sucht. Leider.

    Zitat

    Was kann ich denn mehr tun? Und ich war naiv genug zu denken "andere haben das vor Dir durchgemacht, da muß es doch ne Lösung zu geben". DAS war mein Fehler.


    Naja, das haben andere vor Dir natürlich auch durchgemacht. Und wenn Du Dir all die Geschichten hier im Forum durchliest, dann weißt Du auch, wie sie aus dieser Situation heraus gekommen sind. Du weißt wie lange manche darin gefangen waren, immer wieder gehofft haben und sich am Ende dann doch getrennt haben. Du kannst auch die Geschichten jener finden, bei denen es nicht zur Trennung kam, die wieder zueinander gefunden haben. All das gibt es hier in teils sehr alten Beiträgen zu finden und zu lesen. Und dabei wirst Du aber feststellen, des jede Geschichte eine ganz individuelle ist. Und das man eben nicht automatisch sagen kann: Trenn Dich, trenn Dich nicht, mach dieses, tue jenes, etc. Bspl.: Du könntest Dich trennen, weil Du gelesen hast, dass bei jemand anderen der Partner dann ganz plötzlich wach gerüttelt wurde und sie heute glücklich und zufrieden ohne Alkohol leben. Es könnte aber gut sein, dass bei Dir genau das nicht passiert, sondern dass sich Deine Frau freut und denkt: endlich kann ich in Ruhe weiter trinken oder jetzt trinke ich erst recht, weil jetzt hat es eh keinen Sinn mehr.

    Verstehst Du was ich sagen möchte. Darum auch immer der Hinweis, dass es letztllich um Dich und Dein Leben geht. NUR das hast Du in der Hand. Alles was Du entscheidest, wie Du Dich entscheidest, solltest Du m.E. DEINEN Bedürfnissen unter ordnen. Damit eben Du nicht auch durch die Sucht, die eigentlich die Deiner Frau ist, zugrunde gehst.

    Zitat

    Es sieht ganz so aus als ob meine Frau wirklich versucht etwas zu ändern.


    Das ist ja grundsätzlich schön. Aber sei mir bitte nicht böse, wenn ich Dir aus meiner eigenen Erfahrung heraus sagen, dass das was Du im Anschluss geschrieben hast, nicht gut klingt. Es klingt nicht danach, dass Deine Frau ihrer Sucht wirklich einhalt gebieten möchte. Es klingt danach, dass sie versucht, es Dir irgendwie Recht zu machen und weniger zu trinken. Es mag sicher Ausnahmen geben, aber i. d. R. wird sie das dauerhaft nicht schaffen, wenn sie bereits Alkoholikerin ist. Und darauf deutet alles hin was ich bisher so gelesen habe. Somit passiert da jetzt wohl nichts anderes, als der weitere Versuch, das ganze irgendwie hinaus zu schieben, in den Griff zu bekommen, Dir zu zeigen, dass da gar kein so großes Problem vorhanden ist. Und bestimmt will sie sich das auch selbst zeigen.

    Was angesagt wäre, wäre eigentlich ein Gang zum Arzt mit anschließender Entgiftung, ein Gang zur Suchtberatung um dann gemeinsam zu überlegen, wie es ohne Alkohol weiter gehen könnte. Das ganze noch kombiniert mit z. B. dem Besuch einer SHG und dann würden die Chancen das sich was tut sicher deutlich steigen.

    Tut mir leid, ich will Dir nicht zu nahe treten. Ich denke nur an all meine Versuche, weniger zu trinken etc. Es ging halt einfach nicht auf Dauer. Wie gesagt, es mag einige wenige Ausnahmen geben.... aber darauf würde ich niemals hoffen.

    Zitat

    Hat das alles überhaupt von vornerein einen Sinn oder sollte man sofort aufgeben sobald sich Zeichen zeigen um das ganze Leid zu ersparen?


    Tja, genau das ist die Frage. Und nur Du kannst Dir eine Antwort geben. Deine Zeilen anschließend zeigen mir, dass Du ganz weit davon weg bist zu verstehen, wie man eigentlich in so eine Sucht rutschen kann. Ehrlich gesagt war das für mich dann, als ich trocken war, auch die große Frage: Wie um Himmels Willen konnte ich da überhaupt so tief hinein rutschen.

    Nun, mir wurde bei der Aufarbeitung meiner Sucht erst mal deutlich, dass ich eine psychische Erkrankung hatte bzw. habe. Ich bin alkoholsüchtig. Und mir wurde auch klar, dass es zumindest bei mir, psychische Auslöser waren, die dazu führten, dass ich begann Alkohol zu missbrauchen. Es waren teils auch angelernte Verhaltmuster oder besser nicht erlernte Verhaltenweisen aus meiner Kindheit, die dazu mit beigetragen haben. Es ist leider oft nicht so banal, wie man das vielleicht von außen auf den ersten Blick sehen mag. Es wird auch bei Deiner Frau etwas geben, dass sie in diese Sucht getrieben hat, auch wenn Du oder sogar sie, zunächst keine Aulöser sehen kann. Ich sah auch keine, denn ich hatte wirklich alles was man gemeinhin für ein glückliches Leben braucht. Trotzdem.....

    Insofern kann ich sagen, dass es für nichtsüchtige und nicht suchtanfällige Menschen sicher schwer oder teilweise auch gar nicht nachvollziehbar ist, wie man da hinein rutschen kann. Andererseits würde Dir dieses Wissen aber auch nicht viel bringen, denn es würde Deine Frau ja nicht heraus helfen.

    Zitat

    Öfter hatte ich in letzter Zeit dieses Bild vor Augen.


    Der Text, den Du dieser Überschrift hast folgen lassen, ist mit das beste, was ich in letzter Zeit gelesen habe. Auch wenn er sehr traurig ist. Du beschreibst die Situation in der Du steckst unglaublich treffend und emotional. Ich weiß, auch das hilft Dir nicht wenn ich Dir das schreibe. Aber das wollte ich Dir noch sagen. Der Text hat mich sehr bewegt.

    Viel Kraft und ich wünsche Dir, dass Du die richtigen Entscheidungen für Dich treffen kannst.

    LG
    gerchla

  • Hallo,

    ich kann jetzt an Deiner Situation nichts ändern, zu Craft hab ich Dir auch schon Links geschickt (hast Du sie mal gelesen?), also habe ich gesagt, was mir dazu eingefallen ist.


    Wahrscheinlich hast Du Deine Posts nicht in der Art gemeint aber die posts kommen irgendwie so rüber als wolltest Du Alkoholismus und das selbstzerstörerische Verhalten "verteidigen" und mich und meinen Egoismus als Problem hinstellen.

    Ich kenne die Situation halt extrem gut. Und mein Partner hat es bei mir mit allen Mitteln probiert. Nicht nur mit Liebe, sondern auch mit massiven Streitereien. Das ist die nächste Illusion, zu glauben, sie ändert sich, weil Du das ansprichst. Damit kannst Du nur bei Dir selbst den Druck verringern.

    Anderseits hab ich auch schon geschrieben, dass ich mit meinem Vater im Prinzip das selbe erlebt habe, der liess auch niemanden an sich ran.
    Und man kann sich nun mal dafür entscheiden, so zu leben. Keiner verbietets einem.

    Wenn ich das verteidigen wollte, hätte ich nicht vor fast 19 Jahren damit aufgehört. Ich bin nur im Laufe der Zeit und nicht nur wegen meinen eigenen, sondern auch wegen meinen Erfahrungen in der Suchtberatung sehr pragmatisch geworden - für manche vielleicht zu pragmatisch - und nehme Sucht halt wie sie ist. Sie existiert für mich, und ich nehme das so hin. Wenn mich das jedesmal stark mitnehmen würde, wenn ich nichts machen kann, dann würde das ja nur mir schaden, aber an der Situation nichts ändern.

    Ja, und ich kann mir vorstellen, dass Dir das nichts bringt. Mehr hab ich leider nicht. Und Mitleid würde es vielleicht auch nicht ändern, ich kann mir aber vorstellen, wie es Dir geht.

    Gruß Susanne

  • Danke an Euch beide. Wie gesagt Susanne68, dachte mir schon das das nicht "bösartig" war. Die posts gingen mir nur nicht gut rein aber ist ja egal....kommt drauf an wie man miteinander redet, das können auch Dinge sein die man eigentlich gar nicht hören will. Wir haben kein Problem Du und ich :)

    @gerlcha

    Nein auf Mitleid bin ich echt nichts aus, einfach weil Mitleid effektiv nichts bringt. Aber ich muß zugeben das sich alles von der Seele reden echt ein paar Kilo runternimmt von der Last die auf mir ruht. Weil ihr alle Fremde seid, weil ihr nicht wisst wer ich wirklich bin und Eure Antworten als "so isses" genommen werden können. Nicht Anteilnahme oder bestürztes Mitleid wie ich das von Freunden oder der Familie hören würde.

    Einfach über das reden, was mich wirklich bewegt. Was ich wirklich denk.....das hilft schon.

    Vielen Dank an Dich und Susanne für die Links. Das Problem ist das meine Frau ihre Sucht weder eingesteht noch "irgendwohin mit mir mitgehen" will wo offen über sowas gesprochen wird. Das würde ja heißen sie hätte wirklich ein Problem und das bilde ich mir schließlich nur ein. Ihr ist es aber auch nicht "egal" wie sie in der Öffentlichkeit rüberkommt. Wie bei so vielen Themen hat der Ehemann ja keine Ahnung aber wenn die Freundin oder ein Dritter exakt das Gleiche sagt ist es auf einmal eine Offenbarung und die Wahrheit usw. Insofern weiß nur ich davon und bin auch der Einzige der ein Problem sieht. Wenn das so bleibt wie es ist....auch nicht super aber zumindest passiert dann nicht was ich mir so alles ausmale. Allerdings.....wann ist eine Sucht jemals von alleine weggegangen? Das passiert vielleicht mal ja aber das wäre in etwa so wie einen Lotto-Gewinn fest für den nächsten Urlaub einplanen.

    Sie streitet ja nicht ab das sie trinkt oder auch zuviel trinkt....das nicht. Es ist nur kein Problem....da reagier ich ihrer Meinung nach über. Sie hat das alles fest im Griff, sie muß sich nur vornehmen weniger zu trinken etc. Sie kann auch eine Woche oder 2 ohne. Mein Problem ist das wenn sie Zugang hat das sie dann oft masslos wird, sich richtig betrinkt das sie kaum noch was mitbekommt oder selber stehen kann und das dieser Zustand schnell zur Routine wird wenn ich nicht massiv gegensteuere. Also "kracht" es in regelmäßgen Abständen und nur das ich auch keine Angst davor habe meine Gefühle offen zu zeigen bringt sie glaube ich derzeit noch dazu es mir "recht machen zu wollen".

    Ich mach mir da nichts vor. Etwaige Phasen werden wohl nicht ruhig ablaufen weil sie es wirklich so sieht sondern weil sie es mir "recht" machen will, da hast Du bestimmt recht. Aber damit kann ich "arbeiten". Auch wenn sie es mir zuliebe tut trinkt sie erstmal weniger. Das bedeutet wir haben mehr Zeit für Gespräche, wir können auch mal wieder ausgehen oder was unternehmen und wenn sich das über längeren Zeitraum aufrechthalten läßt "gewöhnt" sie sich vielleicht auch wieder ans weniger Trinken. Ich meine ich lasse mir Alkohol auch nicht verbieten....weil ich der Meinung bin das ich es im Griff habe und weiß wo meine Grenze liegt. Also kann ich ihren Standpunkt durchaus nachvollziehen.

    Im Grunde ist mein Plan zu "warten" bis sie von alleine draufkommt aber das wird halt ne schwere Zeit, mit viel Kampf und Manipulation. Zumindest ist es bei mir noch nicht zu spät.....hoffe ich.

    Ich hab schon daran gedacht ihr diesen Thread zu zeigen. Damit sie mal sieht was ich wirklich denke und fühle und was vor allem unbeteiligte zu dem Thema zu sagen haben aber inzwischen glaube ich das wäre ne schlechte Idee. Sie würde sich nur darauf konzentrieren das ich ihr in den Rücken gefallen bin (so sieht sie das) und die eigentliche Problematik würde sofort in den Hintergrund rutschen. Also muß das warten bis sie mal irgendwann von alleine auf den Trichter kommt. Bis dahin ist der Thread und unser hin-und-her eben für "mich".

    Ich würde mich gerne als strahlenden Ritter sehen der seine Prinzessin "rettet" nur leider ist das hier nicht so eine Geschichte. Der Spruch das hinter jedem mächtigem Mann eine Frau steht die ihn trägt ist da vielleicht passender nur bin ich die Frau in dem Spruch :) Meine Frau hat vielleicht ein Problem das man nicht "heilen" kann und sie mag bockig sein aber wenn ich ihr das Gefühl gebe das alles aus eigener Entscheidung passiert nimmt sie meine Hilfe vielleicht an. So wie Ehefrauen versuchen dem Mann das Gefühl zu geben ER hat die Krawatte ausgesucht. Es ist Manipulation ja aber moralisch vertretbar denke ich.

    Lösung über Nacht halte ich für utopisch. Möglich ja aber ohne eigenen Wunsch nicht realisierbar.


    Das zurückdrängen oder leugnen eines Problems das kenn ich nur zu gut. Aber ich reflektiere auch viel. Wenn mir andere Dinge sagen die ich zuerst ablehne dann schwelt das gesagte oft in mir und verlangt eine Untersuchung. "Ich bin nicht zu fett, bin ich zu fett? OMG ich werd zu fett, ich muß was tun". Und am Ende wäre ich demjenigen im Grunde dankbar das er mir gesagt hat was ich selber nicht sehen konnte. Sowas macht man nicht, ist ja peinlich. Stimmt alles schon aber wenn mir mein Partner diese Dinge nicht sagen kann....wer dann oder? Ich werde das Thema also immer wieder ansprechen wenn ich Bedarf dazu sehe und wenn ihre Reaktion dazu ist den Konsum zu drosseln um es mir "recht" zu machen, dann ist das das Beste was ich rausholen kann. Der Moment in dem sie sich hinstellt und offen sagt "mir doch egal was Du denkst, ich mach was ich will" ohne Rücksicht auf Ehefrieden.....DANN hab ich ein Problem.

    Wohin das alles am Ende führen kann....ja dazu gibt es hier im Forum reichlich Beispiele und die meisten hören sich alles andere als "gut" an. Aber soll ich deswegen jetzt alles hinschmeißen? Schon klar das Du das nicht gemeint hast. Ich mach mir keine Illusionen, das kann immer noch alles ganz fürchterlich in die Hose gehen. Aber 100% ist das auch nicht der Fall.

    Es geht am Ende um egoistische Gründe. Bin ICH zufrieden? Habe ICH ein gutes Leben? Schön wenn man jemanden findet mit dem man das alles teilen kann aber ob eine Ehe funktioniert oder nicht hängt zuerst einmal von MIR ab und wie viel ich bereit bin zu geben, nehmen tu ich was ich kriegen kann. "Egoismus" ist ein Wort das einen schlechten Eindruck hinterläßt aber ich versteh schon das er auch sehr wichtig ist in Maßen wenn wir nicht in Selbstaufgabe rutschen wollen

    Zitat

    Tja, genau das ist die Frage. Und nur Du kannst Dir eine Antwort geben. Deine Zeilen anschließend zeigen mir, dass Du ganz weit davon weg bist zu verstehen, wie man eigentlich in so eine Sucht rutschen kann.

    Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen, ich bin nicht nur weit entfernt....ich kann die Thematik nicht mal ansatzweise SEHEN. Aber ich versuch es. Ich bin nur alt genug um zu wissen das man manche Dinge einfach nicht verstehen "kann" wenn man es nicht selber tut. "Alt" zu sein und wie das Deine gesamte Ansichtsweise ändert verglichen mit Deinem 20jährem Selbst zum Beispiel. Oder wie sich ein Orgasmus anfühlt (wir sind hier doch alle volljährig oder verstoße ich jetzt gegen Forumregeln?). Sucht kenn ich auch nur in anderer Form. Ich war eine zeitlang "süchtig" nach sport. Nur ist das so eine Sache die sozial gesehen als positiv bewertet wird. Das auch dadurch Probleme für Angehörige entstehen wollen viele nicht wahrhaben. Von der Selbstausmerglung und ständigen Verletzungen ganz zu schweigen. Aber das war auch so eine Sucht die von alleine wieder weggeht wenn man nicht echt hintendran bleibt also "aktiv" daran arbeitet sie aufrechtzuerhalten. Bei Alkohl mußt Du aktiv daran arbeiten von ihr WEG zu kommen und wenn du faul wirst dann wirds schlimmer.

    Alkoholsucht ist also genauso. Bis ich das selbst nicht erlebe (und nein, Ehemann einer Alkoholsüchtigen Frau ist nicht das Selbe) kann ich das überhaupt nicht verstehen. Aber das ist einer der Dinge die man vielleicht nicht selbst erleben muß. Ich verstehe das es Ernst ist und das meine Frau vielleicht nicht anders kann...ich sehe sie als Opfer.....das ist vielleicht schon gut genug. Über so Sachen wie "Dann hör doch einfach auf" bin ich schon lange weg...sowas kommt von jemandem der die Tragweite des Problems nicht begreift.

    Der eigentliche Grund warum ich am Ende hier gepostet habe war das Leute darauf antworten die selber durch die Hölle gegangen sind, die eine ebenso intime Erfahrung mit Alkohol gemacht haben wie ich das jetzt habe. Das ihr am Ende dann alle einseht das es nicht gut war bringt mir zuerst mal nichts. Aber Eurer Input zu der ganzen Sache...DAS ist mir wichtig. Ihr wart und seid betroffen. Ihr wisst von was ihr redet. Und auch wenn ihr mir nicht direkt helfen könnt, Bestätigung oder sachliches Ausführen an Zuständen hilft sehr.

  • Hallo Hubby,

    Ich lese hier als Angehörige mit, die sich vor ca. 2 Jahren von ihrem Partner aufgrund seiner Verhaltensänderung durch den Alkohol getrennt hat (dass Alkohol der Grund war wurde mir aber erst kurz vor der Trennung richtig bewusst).

    Ich kann vieles sehr gut nachvollziehen, was Du schreibst. Ist man egoistisch, wenn man sich den Partner so zurückwünscht, wie er mal war? Mag sein, aber letztendlich ist alles, was man im Leben tut dann "egoistisch". Auch wenn ich mein Kind tröste, ist es letztendlich so, weil ich es nicht mit ansehen kann, wenn es traurig ist. Man wünscht sich Gutes für seine Lieben, weil es einem selbst weh tut. Trotzdem ist es ein Wort, mit dem ich mich in diesem Zusammenhang schwer tue. Aber ist auch nicht so wichtig.

    Ich hatte anfangs vielleicht auch hier die Hoffnung zu lernen, was man noch tun kann. Und mir ist bewusst geworden, dass es im Bezug auf den Partner so gut wie nichts ist, sondern vor allem für sich selbst. Aber dennoch haben mir die vielen Erfahrungen hier im Forum sehr weitergeholfen. Die Entscheidung musste ich letztendlich selber treffen.

    Ob es nun sinnlos sein mag, an Deiner Beziehung festzuhalten oder nicht: ich kann nachvollziehen dass Du es tust und finde es bewundernswert. Vielleicht kommt irgendwann der Punkt, an dem Du sagen musst: es geht nicht mehr. Aber dann kannst Du sagen, dass Du alles versucht hast. Wenn Du die Kraft dazu hast, ihr in den ruhigen Momenten immer wieder das Gespräch anzubieten und die Rückschläge auszuhalten ist das ein großer Liebesbeweis. So weit bin ich nie gekommen, da die Trennung wie gesagt feststand, als ich den wahren Grund dahinter entdeckte. Bis dahin war schon so viel kaputt gegangen und ich am Ende meiner Kraft. Wenn er dann ein wenig Einsicht nach der Entdeckung und unserem Gespräch gezeigt hätte, hätte ich vielleicht sogar noch einen Versuch gestartet. Aber er hatte sich schon zu weit entfernt. Ich glaube auch, dass er die Trennung irgendwann wollte, um in Ruhe weitermachen zu können. Er wollte einfach nichts verändern. Außerdem hatte er sich zu dem Zeitpunkt auch schon jemand anders gesucht, der für ihn die Co-Rolle übernahm.

    Wie dem auch sei: Nur Du wirst wissen, wenn und ob der Zeitpunkt gekommen ist einen Schlussstrich zu ziehen. Ich denke, dass Du inzwischen dabei bist, Dir viel zu dem Thema anzueignen und damit auch für Dich selbst gut zu sorgen, so gut es eben geht.

    Ich habe übrigens auch oft darüber nachgedacht, ob ich meinem Partner zeigen soll, was ich hier geschrieben habe (und auch Erfahrungsberichte anderer). Ich denke nach wie vor darüber nach, habe es aber bislang nicht getan. Warum nicht? Dazu später. Ich habe aber als mir das Problem klar wurde, ganz klar und ehrlich in meinem gesamten Umfeld darüber gesprochen. Meine Familie, seine Familie (auch wenn die nach der Trennung nicht mehr mit mir reden wollte), Freunde, Bekannte. Es ging mir nicht darum ihn schlecht zu machen. Ich wollte nur keine Lügen mehr, ich wollte auch keine Co sein, die ihn mit meinem Schweigen schützt. Ich nannte das "die Mauern einreißen". Was mich dabei überrascht hat, das viele Leute mir dann sagten, dass sie sowas schon geahnt oder gewusst haben. Es waren fast ausschließlich gute und hilfreiche Reaktionen (bis auf seine Eltern). Natürlich fragt man sich "warum habt ihr mir früher nichts gesagt", aber letztendlich war es verständlich. Man sieht ja bei anderen immer nur einen Momentaufnahme und hofft, dass es etwas einmaliges ist.

    Natürlich war es für mich einfacher, offen zu sein, da wir schon getrennt waren. Er war natürlich teilweise sehr wütend und sagte mir, dass ich ihn jetzt hinterrücks schlecht machen würde. Komischerweise hat er sich aber schnell abreagiert, als ich ihm ruhig klar machte, dass ich einfach keine Lust zu lügen hätte und das die meisten Menschen sowieso Bescheid wussten. Er umgibt sich jetzt sowieso nur mit Menschen, die ihn nicht von früher kennen und die sein Trinkverhalten als "normal" ansehen. Alle anderen blockt er ab. Insofern war das in Ordnung.

    In einer Beziehung stelle ich mir so einen Schritt viel schwieriger vor. Aber wahrscheinlich trotzdem sinnvoll und befreiend. Du musst ja nicht auf einen Schlag alle proaktiv informieren. Aber eventuell ihr sagen, dass Du ihr Verhalten akzeptieren musst, aber dass Du nicht bereit bist, deswegen zu lügen. Ihr sagen, dass Du Deine Sorgen deswegen durchaus gerne mit guten Freunden teilen möchtest. Du wirst ja sehen, wie sie darauf reagiert und kannst es Dir immer noch anders überlegen. Nur so eine Idee.

    Soweit ein paar Gedanken (bitte nicht als Empfehlung verstehen) von einer Leidensgenossin.

    Alles Gute für Euch beide
    Ailin

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