Hallo liebe Rainbow,
mir kam eben ein Gedanke zur Dringlichkeit, mit der einige Erfahrene
Dich auf nötige Schritte, konkret für Deine Abstinenz zu handeln, hinweisen.
Vorweg gesagt:
Ehe ich mich einer Veränderung nicht gewachsen fühle, erschlägt mich
jeder Appell. Vor allem, weil mein eigener Anspruch, "es hinkriegen zu
müssen", ohnehin alle Kräfte unter sich begräbt. Viel zu groß ist das
Unbekannte (Neue) und mir als schädlich Bekannte (Drin-hängen-bleiben).
Mein Umgang mit an mich gerichteten Aufforderungen / Pläne vorzeigen ...
hat sich erneuert, seit mir klar ist: Niemand verlangt von mir das Ergebnis!
Ich muss jetzt nicht schon können und wissen, wie "es" morgen anders ist.
Nicht ich muss die Änderung können.
Es genügt, bereit zu sein, mich erstmal von der Notwendigkeit meiner alten
Selbstgenügsamkeit (nur so behalte ich die Kontrolle über mich und alle
Gefühle) loszusagen, in meinem Tempo. Oder aus der Überzeugung, dass ich
so nirgendwo anders ankommen kann als wieder und wieder in der alten Enge.
Ich bin vielleicht ohnmächtig über die Gesetze und Nebelgedanken der Sucht.
Ich bin aber nicht mehr machtlos in meinem Umgang mit belastenden Gefühlen.
Ich bin nicht mehr das kleine Wesen, dem keine Hilfe zuteil wurde (als ich sie brauchte).
Ich darf jetzt meine volle Berechtigung nutzen, Menschen um Hilfe zu bitten.
Unter Gleichbetroffenen verurteilt mich niemand für meine Einschränkungen.
Es gibt keinen Grund, mich vor Ablehnung zu fürchten.
(Außer vielleicht, ein "Helfer" ist durch meine Beeinträchtigung in seinen Grenzen
herausgefordert und verliert die Fassung. Ich muss nicht nach jemandes Vorstellungen
"gesund werden". Aber in jedem Hinweis mag etwas stecken, das für mich passen kann.
Deshalb bin ich mehr aufs Prüfen aus, was in einem Hinweis an Machbarem für mich
steckt, nicht am Prüfen meiner selbst, ob ich "stark genug", "richtig genug" usw. bin,
das auch schaffen zu können.)
Ausprobieren, mit der Erlaubnis zu scheitern, ... einfach frei, auch frei genug für alle
Wahrheit, die mir über mich selbst bei diesem Versuch entgegenschlägt (von innen!),
das genügt.
Kein Ergebnis- oder Erfolgszwang. Deshalb heißt es mancherorts auch "nur für heute".
Auf ein selbst-schädigendes Verhalten verzichten, z.B. Selbstvorwürfe, ... und möglichst
wach bleiben für das Gefühl, das sich tatsächlich hinter Verletzung, Wut, Trotz verbergen
kann.
Bei mir bin ich auf viel Neid, Trauer (bestimmte Dinge vermutlich nie wie andere zu können)
und unverarbeitete Verluste, vielfach auch Konflikte zu meinem Selbstbild gestoßen. Und
noch dahinter: Scham, dass ich teilweise so enge Grenzen habe. In nahem Kontakt auch
für andere sichtbar. (Und nicht jeder kann/mag damit umgehen.)
Für mich war wichtig, zu allererst einen gütigeren Umgang mit mir und eben diesen engen
Grenzen zu erlernen. Dafür brauchte ich Vorbilder, die innerlich schon genesener waren/sind.
Erst seit diese innere Güte und Bereitschaft, mich anzunehmen, langsam wachsen konnte,
verlor auch die uralte Scham ihren Zugriff auf mich, wenn ich neuen Schwierigkeiten zu
begegnen schien, oder einem alten Muster in neuem Gewand (z.B. Überanpassung).
Es gibt so vieles, was hinter Leugnen/Flucht/Sucht (stofflich oder nichtstofflich) vor sich
hin lagert, unbesehen, fern von jeder Chance, angenommen und gewürdigt zu werden.
Da steckt dann die Schwierigkeit, womit zu beginnen?
1. Selbstannahme stärken und Helfer dafür finden
2. Mit geschütztem Rahmen die eigenen Anteile furchtlos sehen/benennen lernen.
(Und wissen: Ich BIN nicht fehlerhaft, deshalb, ich habe diese Fehler lernen müssen.)
3. Dann auf weitere Betäubung, Flucht, Vernebelung der Selbstabwertung verzichten können.
(Also die Funktion der Sucht ans Licht zu bringen und als nicht-mehr-tragend zu enttarnen.)
oder
1. Das Gift absetzen, das Gedanken, Wahrnehmung und Gefühlswelt beeinträchtigt.
2. Hilfen suchen, um diesen Zustand stabil halten zu können, abstinent zu bleiben.
3. Dann erst an die innere Arbeit zu gehen, weil dann erst der Blick klar dafür ist ...
Ich versuche, Dir zu sagen, dass Selbstabwertung aus meiner Sicht das störendste Material
ist, das sich in die Beziehung zu mir selbst setzt, von da aus auch in Beziehung zu anderen.
Und SO nehme ich dann in eigener Lieblosigkeit automatisch jeden Hinweis als Anklage.
(Abgesehen von überfordernden Formulierungen, denen meine Erkenntnisfähigkeit weit
hinterher hinkt. Dann kann jemand Recht haben, ohne dass ich das für mich nutzen kann.)
Noch knapper:
Nicht aufgeben! Dich nicht und Dein Tempo nicht, und Deinen ganz eigenen Weg auch nicht.
... das war es, was ich aus meiner eigenen inneren Arbeit im Rückblick hier teilen kann ...
Liebe Grüße
Wolfsfrau