Hallo Hubby,
bitte, bitte gib Deiner Beziehung noch eine Chance!
Ich, 63, war viele Jahre in einer ähnlichen Situation wie Deine Frau.
Stress im Beruf und Abends zu "runterkommen" ein Glas Wein. Das hat sich dann über die Jahre hinweg zu einem Liter Wein gesteigert. Den habe ich jeden Abend getrunken, bin dann aber Schlafen gegangen.
Abstürze hatte ich nie, aber ich habe auch nicht gesehen wie sehr mein Mann darunter leidet, dass ich Abends nicht mehr sachlich diskutieren konnte. Unsere Kinder waren etwas genervt, mir alles was nach 20.00 Uhr besprochen wurde am nächsten Tag nochmals zu erzählen.
Ständig hörte ich von meinem Mann, dass ich zuviel und zu regelmäßig Wein trinke, es hat mich überhaupt gar nicht interessiert, im Gegenteil, es hat mich trotzig gemacht. Es wurde nie laut bei den Gesprächen, aber sie versiegten weil sie mich nicht interessierten und ich nur weiter trinken wollte.
Dann kam der Knackpunkt zur Wende.
Ausschlaggebend war ein Gespräch mit unserer Tochter (wir sind sehr eng mit unseren 3 Kindern), die mir sagte dass sie und ihre Brüder sich große Sorgen um meine Gesundheit machten. Sie hatte sich bereits informiert und bot mir an mal mit ihr zusammen eine Suchtberatung zu besuchen.
Um sie nicht zu enttäuschen ging ich mit.
Eine für mich völlig fremde Frau, eine Suchtberaterin, ich fand sie anfangs sehr unsympatisch, hat mich im Gespräch gleich so "gepackt" weil sie mich total durchschaut hat, dass ich erstmalig den Ernst meines Trinkens erkannt habe.
Zwar benötigte ich noch einen weiteren Tag um diese Erkenntnis zu "verdauen", bin dann aber zu unserem Hausarzt gegangen der mich seit 30 Jahren kennt. Auf meine Bitte nach einer Einweisung zum qualifizierten Entzug antwortete er, das sei eine super Idee, hätte er sie mir vorgeschlagen, hätte ich sie bestimmt sofort verworfen.
Nachdem dieser Entschluss gefasst war und auch mit meinem Mann besprochen, habe ich es als enorm hilfreich empfunden wie er mich unterstützt hat.
Allerdings fing auch für ihn eine Zeit des Lernens und Verstehens an. Obwohl er div. Therapietermine auch wargenommen hat, sind manche meiner Gedanken und GEFÜHLE für ihn schwer nachvollziehbar.
Mitlerweile gelingt es mir mich entsprechend zu artikulieren, aber es kommt immer noch vor, dass ich mich total missverstanden fühle.
Unsere Beziehung wäre bestimmt über kurz oder lang am Alkohol zerbrochen aber jetzt bin ich sehr froh, den Schritt in die Abstinenz gegangen zu sein, denn es ist schon toll einen Partner an seiner Seite zu haben der hilft.
Vielleicht findet sich jemand für den Deine Frau ein offenes Ohr hat, bei mir war es auch nicht mein Mann, und sie entscheidet sich selbst für entsprechende Maßnahmen.
Ich wünsche Dir, und auch Deiner Frau,
KRAFT für die nächste Zeit.
Liebe Grüße
Ina