Wenn Gäste zu Besuch kommen...

  • Hallo,

    erstmal vorab ein kleiner Einblick meines gestrigen Abends, der mich dazu gebracht hat dieses Thema zu eröffnen:
    Mein Verlobter und ich wohnen zusammen. Seit 51 Tagen trinke ich nichts mehr, er trinkt ab und zu. Selten in meiner Gegenwart, mal ein Bier, wenn ich es ok finde. Und es hat mich bisher garnicht gestört, weil es mir psychisch in den letzten Wochen sehr gut ging und mich stark genug fühlte.
    Gestern Mittag gab es eine für mich schwierige Situation innerhalb meiner Familie. Würde ich noch trinken, hätte ich diese Situation genutzt um mir die Probleme wegzutrinken. Ich meine es war ja Wochenende...
    So naiv wie ich war stimmte ich dann gestern Nachmittag dem Vorschlag zu, ganz spontan mit einem weiteren Paar ein Spieleabend zu machen.
    Mein Verlobter stellte mir die Wahl, ob wir Alkohol anbieten sollen oder nicht. Er passt sehr gut auf mich auf und unterstützt mich da sehr doll.
    Aber meine Meinung war es, Alkohol anzubieten. "Ich möchte doch niemandem verbieten zu trinken, jeder soll machen was er für Richtig hält.
    Ich bin doch stark genug um der Versuchung zu widerstehen, sowie in den letzten 51 Tagen doch auch..." wie gesagt, naiv war ich.
    Tja und so saß ich gestern mit einer deprimierten Grundstimmung mit denen am Tisch und war einfach nur neidisch. Ich wollte auch trinken.
    Es war ein grausamer innerer Kampf mit meinen Stimmen die mir versucht haben, Kontrolliertes Trinken würde doch funktionieren...
    Ich konnte mich auf nichts mehr konzentrieren, beobachtete meinen Gast wie sie ihren Sekt trank. Das Bier von meinem Verboten roch ich soo intensiv. Ich wollte nichts lieber als zu tauschen.
    Weil es mir so schlecht ging und ich mich selber vor diesen Stimmen gruselten, verabschiedete ich mich recht früh weil es mir "schlecht ging" (das Komische war, dass mir wirklich sehr übel war.... so, als ob mein Körper mich von der Runde wegbringen wollte) und ich ging ins Bett.
    Von da an ging es RICHTIG los. Ich konnt nicht schlafen, weil sich so viele Szenen in meinem Kopf abspielten.
    Ich war einfach nur traurig, obwohl ich stolz sein sollte dass ich stark genug gewesen bin. Einen "Plan" habe ich noch nicht für mich in solchen Situationen, es ist noch alles recht frisch mit der Abstinenz. Oder pure Doofheit.. :D

    Als mein Verlobter ins Bett kam, gestand ich ihm dass ich es nicht aushielt beim trinken zuzuschauen und es SO noch nicht kannte.
    Wir sind am überlegen wie wir es das nächste mal hinkriegen und wollen ein Kompromiss finden.
    Wir möchten natürlich noch Gäste empfangen. Die meisten trinken Alkohol.
    Ich habe vorgeschlagen mich erstmals in der Anfangszeit zu distanzieren, wenn ich merke dass es mir psychisch nicht gut geht. Dann werde ich aus der Wohnung gehen, wenn wir Besuch haben.
    Kann ich meinen Gästen verbieten Alkohol zu trinken wenn ICH dabei bin? Niemand weiß von meiner Alkoholsucht außer meine engsten Freunde. Soll ich es dem Arbeitskollegen und Freund meines Verlobten sagen, wenn er das nächste Mal zu Besuch ist... ich weiß es nicht.

    Habt ihr Tipps für mich?
    Wie geht ihr damit um wenn Gäste kommen die Alkohol trinken??
    Habt ihr auch einen Partner/ eine Partnerin, die ab und zu trinkt? Wie geht ihr damit um?

    Ich bin noch recht durcheinander von der schlaflosen Nacht.
    Vielen Dank schonmal. Das tat auf jeden Fall gut es hier aufzuschreiben.

    Wüsche euch einen schönen Sonntag :)

  • Dieses Dilemma kenne ich sehr gut - zum Einen aus eigener Erfahrung und zum Anderen aus unzähligen Erzählungen von Gruppenfreunden und anderen Betroffenen.

    Ich habe Öfteren die Erfahrung gemacht, dass ich nicht unbedingt bei einer Feier, auf der ich war, "Saufdruck", Trinkgelüste verspürte - sondern erst hinterher, wenn ich wieder zu Hause war. Wahrscheinlich auch deshalb, weil ich mich bei solchen Gelegenheiten auch früher zurückhielt, um nicht (negativ) aufzufallen und dann zu Hause "nachgefüllt" habe.

    Von daher habe ich von Anfang an auf den Ratschlag von den damals erfahrenen Gruppenfreunden (heute bin ich ein solcher :) ) gehört und habe meine Wohnung in Absprache mit meiner Frau alkoholfrei eingerichtet. Das heisst, bei mir gab es in der Wohnung keinen Alkohol. Auch nicht, um ihn Gästen anzubieten. Und das habe ich allen meinen Freunden und Bekannten auch so verklickert. Wenn sie unbedingt etwas trinken wollen: Bitte schön, dann müssen sie es sich mitbringen! Bier, Wein, Sekt - aber keinen Schnaps! Meine Wohnung, meine Regeln!

    Ich möchte doch niemandem verbieten zu trinken, jeder soll machen was er für Richtig hält.

    Richtig. Mache ICH auch nicht. Aber ich habe Regeln, die meine Wohnung, meinen Rückzugsort betreffen.
    Und die Wohnung ist aus dem Grund alkoholfrei, falls ich doch mal einen "Anfall" von Suchtdruck kriegen sollte - und dann kann ich nicht einfach nur so zugreifen, sondern muss meinen Hintern bewegen und mir irgendwie den Alk besorgen. Und das verschafft mir dann die Zeit, hoffentlich wieder zur Besinnung zu kommen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

    Meine Gesundheit ist mir wesentlich wichtiger als dieser vermeintliche Bestandteil von Gastfreundschaft - das Anbieten von Nervengift namens "Alkohol".

    Übrigens: Meine damalige Frau und heutige Ex trank auch nur ab und zu mal ein Gläschen und tut dies auch heute noch. Aber das hat sie dann nie zu Hause getan. Und merkwürdiger Weise hat nie jemand eine Flasche mitgebracht nixweiss0 Bevor Du fragst: Wir hatten des Öfteren Freunde zu Besuch.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hi Greenfox,

    Danke für die schnelle Antwort. Ich sehe es so, dass ich mich in unserer Wohnung sicher fühlen möchte. Und eine alkoholfreie Wohnung wäre das Sicherste für mich. Am liebsten wäre ich in ganz alkoholfreien Runden erstmals... meine Freunde wissen bescheid und akzeptieren es, keinen Alkohol zu trinken wenn man sich trifft. Seine Freunde wissen es noch nicht. Da habe ich so viel Angst und Scham es anzusprechen. Wenn sie dies wüssten, wären sie so rücksichtsvoll und würden nichts mitbringen (denke ich). Aber ich traue mich noch nicht...

    Aber deinen Vorschlag, die Gäste sollen sich etwas eigenes mitbringen (und dann bestenfalls auch wieder mitnehmen wenn sie gehen), find ich sehr gut.
    So haben wir hier nicht die Reste rumliegen und ich komme in böse Gelegenheiten, mal am Glas zu riechen. Es klingt so witzig, ist aber eigentlich ganz schön traurig. Das wäre n kleiner Schritt in die Richtung. um es nicht so radikal zu machen.
    Erst so, dann vielleicht beim nächsten Treffen den Vorschlag zu machen es bei einer alkoholfreien Runde zu belassen.
    Und vielleicht lässt sich mein Verlobter auf den Vorschlag ein: er kann trinken. Aber nur außerhalb der Wohnung. Ich versuch es mal.

    Ich muss mehr Mut haben um wie du zu sagen HEY, das ist meine Wohnung, meine Regeln! Mir egal was ihr davon haltet. Wenn es euch nicht passt, dann seid ihr es auch nicht Wert, Zeit mit euch zu verbringen :p

    Danke, das hat mir irgendwie schon echt ne Menge gebracht.


  • Das wäre n kleiner Schritt in die Richtung. um es nicht so radikal zu machen.
    Erst so, dann vielleicht beim nächsten Treffen den Vorschlag zu machen es bei einer alkoholfreien Runde zu belassen.

    Ich möchte nur nochmal explizit auf etwas hinweisen:

    Und merkwürdiger Weise hat nie jemand eine Flasche mitgebracht nixweiss0 Bevor Du fragst: Wir hatten des Öfteren Freunde zu Besuch.

    Und ich habe nur gesagt: "Wenn Ihr unbedingt etwas Alkoholisches trinken wollt, müsst Ihr es Euch schon selbst mitbringen und Reste danach auch wieder mitnehmen - bei mir bzw. uns gibt es keinen Alkohol."
    Vielleicht lag es ja auch an dem BEILÄUFIGEN "Wenn Ihr unbedingt etwas Alkoholisches trinken wollt... ;)

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

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    können wir nur selber tun!

  • Hallo Himbeere,

    ich bin fünfzig, weiblich und seit Ende 2013 ohne Alkohol. Und seither auch in einem alkoholfreien Zuhause.
    Vor ein paar Monaten habe ich zum ersten Mal Gästen ausdrücklich gestattet, sich Wein zu einem Essen mitzubringen, wenn sie es möchten. (Das war dann ganz lustig, weil ich natürlich keine Weingläser habe, und wir einen Korkenzieher beim Nachbarn leihen mussten, weil ich vergessen hatte zu erwähnen, dass ich einen solchen natürlich auch nicht habe. :)

    Bis auf dieses Mal mit diesen Freunden bewirte ich meine Gäste sonst immer ohne Alkohol. Inzwischen ist das für mich ganz selbstverständlich geworden, aber das war natürlich auch eine Entwicklung.

    Inzwischen denke ich, warum sollte ich mich gefährden, nur damit andere sich einen Stoff zuführen können, den sie (im Unterschied zu mir) vielleicht kontrolliert konsumieren können, der aber ja in jedem Fall gesundheitsschädlich ist. Für mich bedeutet mein alkoholfreies Zuhause Selbstfürsorge. Aber auch ich musste (seit meinem Trockenwerden) erst lernen, mich selbst wichtig genug zu nehmen, um gut für mich selber zu sorgen.

    Das ist ja einer der (vielen) tollen Aspekte am Trockensein: wieder Verantwortung für sich selbst übernehmen zu können.

    Ich möchte dich daher ermutigen, für dich und dein klar wahrgenommenes Bedürfnis nach mehr Abstand von deinem Suchtmittel einzustehen. Das darfst du, das ist deine Verantwortung Dir selbst gegenüber.

    Da bin ich vielleicht ein bisschen kategorisch, aber es ist ja auch eine ernstzunehmende Sache, unsere (nicht selten tödliche) Krankheit.

    Viele Grüße und weiterhin einen guten, stärkenden Austausch hier im Forum!

    Camina

  • Hallo Himbeere,

    2 Fragen:

    1. weswegen kommen deine Besucher, wegen Dir oder weil sie von dir Alkohol bekommen?
    2. wenn jemand von deinen Besuchern drogensüchtig wäre, würdest du dem auch Drogen besorgen?

    Nach meiner Therapie habe ich anfangs auch Bier für meine Gäste besorgt, mit dem Erfolg, dass das meiste verdorben ist. Danach habe ich nichts mehr eingekauft und siehe da, es hat auch niemand danach gefragt. Und - eines habe ich damals festgestellt - es gibt viel mehr Leute, die keinen Alkohol trinken, als ich bis dahin gedacht hatte.

    Viele Grüße
    Henri

  • Hallo Zusammen,

    die Diskussion – alkoholfreies Zuhause ja/nein – kommt ja immer wieder auf.
    Es ist schon immer wieder faszinierend, wie sich Betroffenen, so wie auch ich einst, einerseits abstrampeln und mühen, die Sucht zum Stillstand bringen zu können, aufgrund eigener Erfahrung wissen, wie fragil und zerbrechlich die gerade erst erworbene Abstinenz ist, und sich dann

    den Feind ins eigene Zuhause holen.

    Was steckt wirklich dahinter?
    Bei mir war es rückblickend die mir selbst vorgegaukelte Illusion, doch noch „irgendwie“ kontrolliert – weil, nichts anderes war es meiner Meinung nach – mit meiner Sucht umgehen zu können. Dazu wollte ich nach außen, gegenüber meinen Freunden und Gästen zeigen, wie stark ich war, wie lässig ich mit meinem Suchtproblem umgehen konnte, und dass ich „alles im Griff hatte“.
    Obwohl es mir leicht über die Lippen kam, wie mächtig die Sucht ist, und kein betroffener Mensch allein mit Willensstärke und besten Vorsätzen gegen sie ankommen könnte, wenn er Kontakt zu seinem Suchtmittel hatte, ging ich mit meiner Sucht so um, als handle es sich bestenfalls um eine leichte Erkältung.

    Mir drängt sich dabei auch der Vergleich auf, was gewesen wäre, wenn ich … zum Beispiel durch irgendeine Straftat vorbelastet und auf Bewährung gewesen wäre. Hätte ich mir dann auch illegale Dinge, „nur wegen meiner Gäste“ ins Haus geholt oder bringen lassen. Um Gefahr zu laufen, dass meine Bewährung widerrufen würde, und ich für Jahre in den Knast wanderte?
    Weil ich „dazu gehören wollte“? Zu was? Zu wem?

    Hier im Forum schreiben wir Betroffene uns die Finger wund, dass Freiheit, Selbstbestimmung, ein eigenverantwortliches Leben erst beginnen konnte, als wir unsere Sucht zum Stillstand brachten. Das geht i.d.R. nur, wenn gleichzeitig die volle Verantwortung für das eigene Tun und Handeln übernommen wird. Und, wenn Achtsamkeit eingekehrt ist.
    Ich frage mich, was für eine Freiheit es ist, wenn ich, wem auch immer zuliebe, mich einer Situation freiwillig und bewusst aussetze, die ich nötigenfalls aus Not verlassen muss, weil sie für mich nicht aushaltbar ist …

  • Guten Morgen Himbeere,

    Du hast ja schon mal geschrieben, dass Du ganz schön egoistisch warst, wenn Du trinken wolltest (kenne ich, ich bin früher keinem Streit aus dem Weg gegangen, wenn ich Durst hatte).

    Warum glaubst Du, das Du es nun allen recht machen musst, wo Du versuchst, trocken zu werden? Bist Du nun so verunsichert?

    edit: oder ist auch Dein Versuch, trocken zu werden, von dem Wunsch getrieben, es Anderen recht zu machen - nicht Dein ureigenster Wunsch sozusagen?

    Gruß Susanne

  • Guten Morgen und schön, dass sich so viele zu diesem Thema gemeldet haben.


    Inzwischen denke ich, warum sollte ich mich gefährden, nur damit andere sich einen Stoff zuführen können, den sie (im Unterschied zu mir) vielleicht kontrolliert konsumieren können, der aber ja in jedem Fall gesundheitsschädlich ist. Für mich bedeutet mein alkoholfreies Zuhause Selbstfürsorge. Aber auch ich musste (seit meinem Trockenwerden) erst lernen, mich selbst wichtig genug zu nehmen, um gut für mich selber zu sorgen.

    Das ist ja einer der (vielen) tollen Aspekte am Trockensein: wieder Verantwortung für sich selbst übernehmen zu können.

    Ich möchte dich daher ermutigen, für dich und dein klar wahrgenommenes Bedürfnis nach mehr Abstand von deinem Suchtmittel einzustehen. Das darfst du, das ist deine Verantwortung Dir selbst gegenüber.

    Danke Camina, du bringst es gut auf den Punkt. Ich muss noch lernen mich und meine Bedürfnisse wichtig genug zu finden. Es ist noch alles so "neu" und "frisch", es ich auch wichtig dass ich diese blöde Erfahrung machen musste. Dieses Erlebnis brauchte ich denk ich, um für den nächsten Besuch andere Regeln aufzustellen, um mich selber in meiner eigenen Wohnung zu schützen.



    Hallo Himbeere,

    2 Fragen:

    1. weswegen kommen deine Besucher, wegen Dir oder weil sie von dir Alkohol bekommen?
    2. wenn jemand von deinen Besuchern drogensüchtig wäre, würdest du dem auch Drogen besorgen?

    Hey Henri, so wirklich kann ich keine Antwort auf Frage 1 geben. Hoffen tue ich es, dass sie Zeit mit uns verbringen möchten, egal ob es Alkohol gibt oder nicht. Natürlich würde ich keinem Drogensüchtigen Drogen besorgen. Ich muss ehrlich sagen deine Fragen bringen mich echt zum Nachdenken. Weil es im Prinzip ja so ist, auch wenn es krass klingt.


    Mir drängt sich dabei auch der Vergleich auf, was gewesen wäre, wenn ich … zum Beispiel durch irgendeine Straftat vorbelastet und auf Bewährung gewesen wäre. Hätte ich mir dann auch illegale Dinge, „nur wegen meiner Gäste“ ins Haus geholt oder bringen lassen. Um Gefahr zu laufen, dass meine Bewährung widerrufen würde, und ich für Jahre in den Knast wanderte?
    Weil ich „dazu gehören wollte“? Zu was? Zu wem?

    Hier im Forum schreiben wir Betroffene uns die Finger wund, dass Freiheit, Selbstbestimmung, ein eigenverantwortliches Leben erst beginnen konnte, als wir unsere Sucht zum Stillstand brachten. Das geht i.d.R. nur, wenn gleichzeitig die volle Verantwortung für das eigene Tun und Handeln übernommen wird. Und, wenn Achtsamkeit eingekehrt ist.
    Ich frage mich, was für eine Freiheit es ist, wenn ich, wem auch immer zuliebe, mich einer Situation freiwillig und bewusst aussetze, die ich nötigenfalls aus Not verlassen muss, weil sie für mich nicht aushaltbar ist …

    Hey Dietmar, auch dir Danke für deine Antwort.
    Wie ich bei euch allen herauslese ist es das, worauf ich hinarbeiten möchte.
    Stark zu sein, zu mir selber zu stehen, mir meine eigenen Bedürfnisse bewusst zu werden, achtsam zu sein, klar und deutlich äußern zu können, was ich wirklich möchte. Mich selber als wichtig GENUG zu empfinden. Egal wem es passt oder nicht.
    Dieses Selbstbewusstsein fehlt mir noch.
    Und wie du sagst, ja irgendwie wollte ich es mir selber auch beweisen dass ich stark genug bin gegen diese Versuchungen anzukämpfen in der Hoffnung dass wir unsere Abenden "wie immer" verbringen, nur dass ICH als einzige nichts trinke.
    Es ist alles noch so schwer...



    Du hast ja schon mal geschrieben, dass Du ganz schön egoistisch warst, wenn Du trinken wolltest (kenne ich, ich bin früher keinem Streit aus dem Weg gegangen, wenn ich Durst hatte).

    Warum glaubst Du, das Du es nun allen recht machen musst, wo Du versuchst, trocken zu werden? Bist Du nun so verunsichert?
    Gruß Susanne

    Hey Susanne, Danke auch deine Fragen bringen mich dazu mich mit mir auseinanderzusetzen. Warum ist das so..? Warum kann ich nicht jetzt egoistisch sein und muss es irgendwelchen Menschen recht machen, die noch nichtmal richtig mit mir (sondern mit meinem Verlobten) befreundet sind? Puh ich weiß nicht.

  • Hey Henri, so wirklich kann ich keine Antwort auf Frage 1 geben. Hoffen tue ich es, dass sie Zeit mit uns verbringen möchten, egal ob es Alkohol gibt oder nicht.

    Nach meinem "Outing" und der Ansage, dass es bei mir keinen Alkohol mehr gibt, gab es natürlich auch ein paar "Freunde", die dann nicht mehr kamen. aber ehrlich gesagt: Auf solche Sauffreunde konnte und kann ich gut verzichten - da sind mir die anderen, die wahren Freunde, viiiiiiiel lieber :D

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Ich trinke meistens allein oder in kneipen. In den kneipen sind dann auch die saufkumpanen :o
    Meine freunde wissen dass ich keinen alkohol trinken darf oder soll. Bei mir hat es mit der gesundheit (bin epileptiker!) zu tun. Meine freunde verlangen auch nie dass ich alkohol besorge wenn sie zu mir kommen. Auch haben sie mich noch nie gebeten dass ich für sie alkohol besorgen

  • ...biete ich ihnen auch Wein oder Sekt an. Meine Frau trinkt gelegentlich mal ein Glas Sekt oder Wein und genau das wird auch den Gästen angeboten. Ich bleibe beim Wasser. Das handhaben wir schon mehr als 4 Jahre so und ich habe kein Problem damit. Sollte sich wider Erwarten doch mal Suchtdruck einstellen, weiß ich, was zu tun ist.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Mittlerweile ist es ja so das viele leute gar keinen alkohol mehr trinken weil sie autofahren müssen, früh aufstehen ihnen der alkohol nicht schmeckt usw. ;D
    Da trinken auch die Gäste gerne spezi, limo eistee wasser und anderes.
    Lg


  • ...biete ich ihnen auch Wein oder Sekt an. Meine Frau trinkt gelegentlich mal ein Glas Sekt oder Wein und genau das wird auch den Gästen angeboten. Ich bleibe beim Wasser. Das handhaben wir schon mehr als 4 Jahre so und ich habe kein Problem damit. Sollte sich wider Erwarten doch mal Suchtdruck einstellen, weiß ich, was zu tun ist.

    Hey Rekonvaleszent, genau diesen Plan hatte ich noch nicht, was zu tun ist wenn sich wieder so ein Suchtdruck entwickelt. Jetzt habe ich am Montag einen mit meiner Suchtberaterin erarbeitet und ich fühle mich gut gestärkt. Dennoch möchten mein Verlobter und ich erstmals sowas meiden, Gäste einzuladen und Alkohol anzubieten. Es war einfach nur dumm und naiv von mir zu denken ich wäre stark genug. Vielleicht wenn ich ein bisschen länger Abstinent bin. Ich muss geduldig mit mir sein und darf sowas auch nicht unterschätzen. Mehr in mich hineinhorchen.


  • Nach meinem "Outing" und der Ansage, dass es bei mir keinen Alkohol mehr gibt, gab es natürlich auch ein paar "Freunde", die dann nicht mehr kamen. aber ehrlich gesagt: Auf solche Sauffreunde konnte und kann ich gut verzichten - da sind mir die anderen, die wahren Freunde, viiiiiiiel lieber :D

    Hey greenfox, bist du von Anfang an offen damit umgegangen oder brauchtest du ein wenig Zeit um dich zu "outen"?
    Falls es irgendwo schon stehen sollte, kannst du mich auch gerne darauf hinweisen. :)


    Mittlerweile ist es ja so das viele leute gar keinen alkohol mehr trinken weil sie autofahren müssen, früh aufstehen ihnen der alkohol nicht schmeckt usw. ;D
    Da trinken auch die Gäste gerne spezi, limo eistee wasser und anderes.
    Lg


    Puh, schön wärs. Ich bin 27 Jahre alt, viele meiner Freunde studieren und haben sehr wenige Verpflichtungen (keine Kinder, usw.) und wir wohnen in der Stadt. Kaum jemand von unseren Freunden hat ein Auto. Bei fast jedem Treffen war Alkohol dabei, das macht die Sache etwas komplizierter. Wir sind aber dabei alles nach und nach alkoholfeier zu gestalten, so z.B. sportliche Aktivitäten gemeinsam zumachen oder irgendwo hinzugehen, wo nicht getrunken wird.

    Ich schätze, mein Freundeskreis wird sich langsam ändern. Und das ist auch gut so.
    Zwei Freundinnen habe ich schon die Freundschaft gekündigt, weil ich (ähnlich wie bei deinem Freund der in Langzeittherapie war) es nicht aushalten konnte, nüchtern mit denen Zeit zu verbringen. Es waren zu viele gemeinsame, betrunkene Erinnerungen zwischen uns und die nüchternen Gesprächen waren einfach mir persönlich nicht befriedigend genug. Es fehlte der Alkohol. Und da wurde mir klar, dass es eher Partyfreundinnen waren.
    Bist du eigentlich deinem Freund "sauer" deswegen oder kannst du seine Entscheidung jetzt, da auch auch versuchst keinen Alkohol zu trinken, irgendwie nachvollziehen?? Vermisst du ihn als Freund?


    Mittlerweile ist es ja so das viele leute gar keinen alkohol mehr trinken weil sie autofahren müssen, früh aufstehen ihnen der alkohol nicht schmeckt usw. ;D
    Da trinken auch die Gäste gerne spezi, limo eistee wasser und anderes.
    Lg

  • Hallo Himbeere,

    bei mir hat es sich irgendwie automatisch ergeben, dass sich mit dem Verzicht auf Alkohol auch die Menschen und der Umgang änderte. Ich hatte keinen Spaß mehr an manchen Menschen und sie auch nicht an mir. Die Gespräche sind dann doch sehr viel anders. Überdenke deine Situation, schau in dein neues Leben und ändere manche Dinge und auch den Umgang. Mit der Zeit wurde es bei mir zu einem Selbstläufer. Heute habe ich fast nur noch Nichttrinkende Menschen um sich. Eventuell mal Jemand, der in der Lage ist, ein Glas zu trinken und das zweite Glas stehen zu lassen. Ich fühle mich mit diesen Menschen sehr wohl.

    Weiterhin also...

    LG Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Ich habe es mir abgewöhnt, Alkohol zu besorgen, wenn Gäste kommen. Wie hier schon geschrieben wurde, würde ja auch keiner auf die Idee kommen, Heroin zu besorgen, um die Gäste glücklich zu machen, nur weil sie es gewöhnt sind. Wenn ich einlade, lege ich auch die Regeln dafür fest. Das ist etwas, was glaube ich jeder Gastgeber für sich in Anspruch nimmt. Und das finde ich gut so...


  • Hey greenfox, bist du von Anfang an offen damit umgegangen oder brauchtest du ein wenig Zeit um dich zu "outen"?
    Falls es irgendwo schon stehen sollte, kannst du mich auch gerne darauf hinweisen. :)

    Dann tu ich das mal - guckst Du HIER :)

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    können wir nur selber tun!

  • Dennoch möchten mein Verlobter und ich erstmals sowas meiden, Gäste einzuladen und Alkohol anzubieten. Es war einfach nur dumm und naiv von mir zu denken ich wäre stark genug. Vielleicht wenn ich ein bisschen länger Abstinent bin. Ich muss geduldig mit mir sein und darf sowas auch nicht unterschätzen. Mehr in mich hineinhorchen.

    Hallo!

    Gut so.

    Auch die Abstinenz muss sich setzen. Der Körper ist zügig entgiftet und alkoholfrei. Das Problem ist das Suchtgedächtnis. Ich rate grundsätzlich in den ersten Monaten auf Feiern zu verzichten, bis eine gewisse Festigung eingetreten ist. Anschließend ist es eine Frage des Austestens, was geht und was nicht. Das sollte jedoch begleitet werden durch therapeutische Unterstützung. So war es bei mir. Zu meinem Kurs riet mir auch mein Suchttherapeut.

    Zu mir kommen keine "Schluckspechte" oder Personen, mit denen ich früher gesoffen habe. Nur noch Leute, die gelegentlich und normal trinken, was ich nicht kann. Und genau die bekommen auch was angeboten. Jedoch nur von dem Zeug, das ich früher nicht so gerne getrunken habe. Wein und Sekt waren nie mein Ding, da bin ich schnell zu Bier und später Schnaps gewechselt. Das habe ich nicht mehr im Ausschank.


    Kommt bei mir Suchtdruck auf, verlasse ich sofort den Ort. Dann heißt es raus aus der Gefahrenzone und das sofortige Befassen mit Dingen, die mir Freude bereiten. Das habe ich mir "antrainiert". Gleichzeitig mache ich mir regelmäßig bewusst, dass für mich die Abstinenz alternativlos ist und es keinen Weg zurück in einen moderaten Konsum gibt.

    Ich respektiere selbstverständlich auch einen radikaleren Weg. Es gibt keinen Königsweg, den wir alle gleichermaßen entlang spazieren.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Hallo himbeere,
    Danke für deine antwort. Ja dass mit den freundeskreis spielt auch immer eine rolle. :-\
    Ich habe ein paar saufkumpane mit denen ich früher nur getrunken habe. Mit 2 habe ich die nummern ausgetauscht dass wir mal billiard spielen gehen. Ich habe ihnen mal geschrieben und sie mal getroffen und nachgefragt. Sie hatten darauf keine lust nixweiss0 ja was soll man da machen? Ich habe einen älteren kumpan bei dem merke ich dass er besoffen nur schmarrn erzählt und angibt was er alles gemacht hat. Von denen drei werde ich mich auch fernhalten.
    Vor jahren war ich bei einen bekannten der getrunken und gekifft hat. ::) wollten eigentlich eine wlanparty machen. Der hat meine wasserflasche auf dem boden geworfen dass sie platzte (war plastik!)) dann hat er mich rausgeworfen. Bin dann zu dem nicht mehr hingegangen. Der war auch etwas heavy drauf. Jetzt sitzt er in der psychatrie..
    Natürlich habe ich auch andere freunde, die nicht oder kaum was trinken. Habe einen kleinen freundeskreis den ich etwas ausbauen möchte.. ;D ;D
    Der freund bzw der bekannte, der eine lzt gemacht hat bin ich nicht böse weil er mit mir nicht mehr ausgegangen ist. Wie geschrieben, die wirklichen gründe weiss ich nicht wirklich. Ich wünsche ihn viel glück dass er nicht rückfällig wird. Er ist umgezogen nach hessen und arbeitet nun dort in einem gartencentwer. Er ist ein stehaufmännchen und hat schon viel erlebt. Er hat 2-3 kinder und kann sehr gut mit kindern..
    Mein onkel zb. bewundere ich auch das er jahrelang schon trocken ist..
    Himbeere ich finde es toll dass du 55 tage trocken bist 44. Weiter so 44.
    Lg

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