Wie verhalten sich Angehörige richtig ?

  • Hallo Pyrophoric,

    das hier sprach mich sehr an:


    Ich fühl mich einfach von allen hier in der Realität unverstanden. Außer meinen Eltern denkt
    niemand er sei Alkoholiker. Und sogar sie sagen jetzt zu ihm, du hast es doch schon bewiesen,
    du hast ja schon vier Monate gar nichts getrunken. Deine Frau übertreibt.

    Nein, Du übertreibst nicht. Und es steht niemandem zu, seine Wünsche (z.B. nach einer "heilen
    Welt" innerhalb der Familie) über Deine zu stellen. Oder Deine Wahrnehmung zu untergraben,
    indem sie relativiert und herunter gespielt wird ("übertreiben"). Das ist genau genommen ein
    Übergriff in Deine Beziehung zu Dir selbst, und in Deine Selbstachtung. - An der Stelle hat außer
    Dir selbst niemand Zutritt oder Ahnung genug, sie für Dich auszufüllen. (Für Dich zu urteilen.)

    Ich lese hier schon länger mit, und ich finde, Du bist innerlich sehr klar und damit auf dem besten
    Weg, gut für Dich zu handeln.

    Möglicherweise leugnen Deine Eltern, um ihrerseits nicht an (welche auch immer) Themen heran
    zu müssen. Das ist aber ihr Problem, um das sie sich kümmern müssten. Auch um "die Leute" ... ;)
    falls das der Punkt sein sollte.

    Ich finde, Du machst alles richtig. (Meiner bescheidenen Meinung nach. Ich bin Tochter aus alkohol-
    krankem Elternhaus und hatte mit den Themen "Leugnen" und "Verzicht auf meine Wahrnehmung"
    ausgiebig zu tun, so wie eigentlich jeder hier im Forum.)

    Liebe Grüße
    Wolfsfrau

  • Hallo Pyrophoric

    Ich bin auch Angehörige mein Mann trinkt auch mehr als mir lieb ist.
    Das Problem das einen die anderen nicht verstehen kenn ich nach außen sind wir ein gutes Paar wenn man woanders ist weiß er sich zu benehmen und trinkt im Regelfall nicht so viel.
    Das ist ein ziemlich blödes Gefühl wenn das Thema so runter gespielt wird mit ach so schlimm wird es schon nicht sein, lass ihn doch, so viel ist es doch gar nicht, er ist ja nicht täglich blau,.. .

    Die Meinung anderer sollte uns eigentlich am Ar... Vorbeigehen schließlich müssen die ja nicht mit ihm zusammen leben.

    Deine Wahrnehmung ist schon ganz richtig lass dir da nicht reinreden. Ich weiß leichter gesagt als getan.

    LG massara


  • Außer meinen Eltern denkt niemand er sei Alkoholiker.

    das ist aber auch wirklich ein schwieriges Thema. Von aussen kann das nämlich gar niemand so genau sagen, ob er das wirklich braucht und ob er Alkoholiker im Krankheitsinn ist. Bevor er nicht sagt, ich will aufhören, aber ich kann nicht, oder eindeutige Entzugserscheinungen hat, ist das nicht eindeutig feststellbar. Dazu müsste er aber erst mal wollen und seine Machtlosigeit aussprechen. Nur weil Du das nicht nachvollziehen kannst und etwas Anderes willst, hat das ja alleine noch nichts zu sagen. Ich kann jemandem, der den ganzen Urlaub lang am Strand liegen will, auch nicht erklären warum ich gerne in den Bergen rumrenne. Könnten ja auch einfach Geschmacksunterschiede sein, und Risiken geht man für andere Interessen auch ein (denke an diverse Sportarten z.B. oder die nicht ganz ungefährliche Fahrt mit dem Auto in den Urlaub), ist also auch kein eindeutiges Kriterium.
    Die Bezeichnung "Alkoholiker" ist in vielen Kreisen immer noch eine Beleidigung, das lässt fast niemand gerne auf sich sitzen. Und auch Krankheit ist eigentlich kein Kompliment, frag mal Firmen wie scharf sie auf Kranke sind. Eigentlich kein Wunder, dass man sich dagegen wehrt.

    Für Dich dürfte es doch aber eigentlich gar keinen Unterschied machen, ob er so viel trinkt, weil er muss, weil er Alkoholiker ist, oder ob er das "nur" macht, weil er im Grunde einfach Bock darauf hat. Oder sehe ich das falsch? Ob er das jetzt macht, weil er das normal findet, und sich wegen Dir nur nicht ändern will, oder ob er das macht weil es für ihn nicht anders geht, kommt doch für Dich aufs selbe raus. Für Dich trinkt er zu viel, mehr als Du bei Deinem Partner haben willst, und das reicht doch, oder nicht? Warum er das macht ist doch dabei relativ egal. Es kommt auf das an, was hinten für Dich rauskommt, und das gefällt Dir nicht.

    In die Auseinandersetzungen mit Anderen, und wenns die engste Verwandschaft ist, würde ich mich dabei gar nicht so sehr verstricken, wen geht das denn etwas an? Du bist doch auch erwachsen, das braucht Dir doch niemand zu erlauben. Deine Ehe ist ja immerhin ein Punkt, der erst mal nur Dich und Deinen Mann was angeht. Du musst Dich Da auch nicht rechtfertigen, es gibt ja keine Pflicht, verheiratet zu bleiben, wenn das nicht mehr geht. Oder ist das wegen Deinem schlechten Gewissen, das Du von Anderen praktisch die Erlaubnis dazu haben möchtest? Und wenn sie dann halt Anderer Meinung sind, dann sind sie das halt, oder hast Du Schwierigketen, da bei Deinem Standpunkt zu bleiben?

    Gruß Susanne

  • Außer meinen Eltern denkt niemand er sei Alkoholiker.

    Als ich mich damals geoutet habe, meinten auch Einige ganz erstaunt "Wie jetzt - so viel hast Du doch gar nicht getrunken!?!" Und ich konnte/musste dann immer wieder sagen "Ja, aber Ihr habt auch nur die Spitze des Eisbergs gesehen - und nicht, wie ich zu Hause war, wie mich meine Frau jeden Tag erlebt hat!"

    Und von daher gebe ich Massara völlig recht:

    Die Meinung anderer sollte uns eigentlich am Ar... Vorbeigehen schließlich müssen die ja nicht mit ihm zusammen leben.

    DAS ist doch das Ausschlaggebende!

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Und was glaubst Du, wie lange Du als Alkoholiker trocken bleibst, wenn Du so viel auf die Meinung anderer gibst?
    Meine Eltern fanden es beide nicht gut, das ich nichts mehr getrunken habe. Meine Mutter, die sich jahrelang drüber aufgeregt hatte, wie oft ich total betrunken war, meinte dann plötzlich, das ich deswegen doch nicht gleich ganz hätte aufhören müssen und hat mir noch jahrelang was angeboten, bis sie das dann irgendwann verstanden hat. Noch heute nehme ich den Uso beim Griechen für sie an, weil wenigstens sie ihn dann trinken will, und mich juckts nicht. Und mein Vater war ja sowieso der Meinung, dass das ein trostloses Leben ist, was ich da ohne Akohol führe.
    Da muss man durch und ab und an einfach hart bleiben.

  • Hallo Pyrophoric,

    zunächst möchte ich dich hier begrüßen und hoffe sehr, dass du vom Austausch mit den „Profis“ hier im Forum profitieren kannst, bzw. dir die Dinge vielleicht klarer werden.

    Ich selbst bin seit knapp über einem Jahr hier und trinke seit August 2018 Jahr keinen Alkohol mehr.

    Meinen Werdegang kannst du hier im Forum nachlesen.

    Kurz zusammengefasst bin ich 57 Jahre und habe über 30 Jahre mehr oder weniger heftig getrunken.

    Als ich deinen Beitrag gelesen sind mir einige Dinge durch den Kopf gegangen und deshalb möchte ich dir ein paar Gedanken und auch eigene Erfahrungen schildern.

    Du befindest dich in einer ähnlichen Situation wie meine Freundin sich damals befunden hat.

    Wir waren zu diesem Zeitpunkt bereits seit 12 Jahren ein Paar. I
    ch hatte auch immer wieder Phasen in denen ich manchmal auch monatelang nichts getrunken hatte.

    So wie dein Mann habe ich geglaubt, ich hätte das im Griff. Tief in mir drin war es mir allerdings damals schon klar, dass ich ein gewaltiges Problem hatte.
    Ich dachte damals, dass meine Trinkerei für meine Freundin kein Problem sei, denn ich habe mich auch nie so richtig abgeschossen und wenn ich getrunken hatte war ich kein Typ, der dann besonders auffiel.

    Ich wurde nicht aggressiv oder laut und hatte auch keine offensichtlichen Ausfallerscheinungen.

    Was ich aber nicht gesehen habe war, dass meine Freundin sehr wohl darunter gelitten hatte :'(.

    Sie hat mir das nie direkt gesagt aber jetzt im Nachhinein kann ich mich an viele Situationen erinnern in denen sie es mir doch in irgendeiner Form gezeigt hat.

    Das ist auch so eine Sache, die ich erst jetzt so richtig realisiere.

    Wenn man selbst trinkt wird man blind für solche Andeutungen und will sie auch nicht wahrhaben.

    Du hast ja hier schon jede Menge Information und Einschätzungen von Betroffenen bekommen.

    Weshalb ich dir schreibe ist, dass du weißt, dass es manchmal auch gut laufen kann :-X.

    Du hast ja geschrieben:

    "Heute ist Tag X, an dem meine Welt zusammengebrochen ist, und ich weiß, dass ich nicht mehr mit ihm zusammensein kann, dabei liebe ich den Menschen über alles. Aber ich kann es einfach nicht."

    Genau an diesem Punkt war meine Freundin damals auch und sie hat die Konsequenzen gezogen.

    Sie hat ihr Zeug gepackt und mir den Schlüssel hingelegt.
    Zunächst war ich perplex und konnte es gar nicht glauben.

    Im ersten Moment habe ich mir gesagt: Nun gut, dann geh doch.

    Ich war sogar ein bisschen erleichtert, denn ich konnte jetzt unbeschwert trinken.

    Allerdings habe ich sehr schnell erkannt, dass ich durch meine Sauferei den liebsten Menschen verloren hatte und vor allem dass ich meine Freundin in eine Situation gebracht hatte die für sie einfach nur furchtbar war :'(.

    Deshalb wollte ich etwas ändern.

    Ich bin in eine Motivationsgruppe, so eine Art Selbsthilfegruppe gegangen.

    Mein Ziel war es zunächst, meinen Alkoholkonsum zunächst einzustellen aber dann vielleicht doch wieder ab und zu trinken.

    Durch meine vielen Auszeiten in der Vergangenheit war ich der Meinung, ich könnte das problemlos schaffen.

    Wir hatten dann per Email wieder Kontakt und ich habe ihr geschrieben, dass ich mich ändern werde usw.

    Sie hat dann eine Sache geschrieben die mich erstmals ernsthaft zum Nachdenken gebracht hat.

    Sinngemäß schrieb sie, dass ich ihr das schon oft bewiesen hätte, dass ich für eine gewisse Zeit ohne Alkohol leben könnte.
    Aber was soll das bringen wenn ich mal für eine Zeit nur alkoholfrei lebe, wenn ich dann immer wieder in meine alten Verhaltensmuster zurückfalle.

    Dieser Satz hat mich richtig beschäftigt :-[.

    Ich bin in mich gegangen und habe festgestellt, dass sie in jedem Punkt Recht hat

    .Erst da habe ich ernsthaft darüber nachgedacht, mich komplett vom Alkohol loszusagen.

    Ich habe dann ganz schnell erkannt, dass es nur funktioniert wenn man sich bewusst macht, dass man es für sich selbst tut.

    Ich war dann cirka drei Monate mit mir selbst beschäftigt, habe alle möglichen Dinge hinterfragt und nach Ursachen geforscht.

    Es war auch nicht so, dass ich nur darauf hingearbeitet hätte meine Freundin wieder zu gewinnen.

    Es ging erstmal nur noch um mich.

    Ich habe es für mich selbst getan und festgestellt, wie es mir von Tag zu Tag besser ging (ich meine seelisch).

    Das Weitere kam von allein.

    Auch wenn niemand in meinem Umfeld (außer meiner Freundin) bei mir ein problematisches Trinkverhalten bemerkt hatte stelle ich fest, dass sich meine Wirkung auf meine Umwelt zum Positiven hin entwickelt hat.

    Wenn du mit dir selbst im Reinen bist, dann strahlt das auch nach außen hin ab.

    Ich hatte vorher immer geglaubt, dass ich es jetzt im Griff habe und auf normalem Niveau mal was trinken kann. Das hat bei mir oft über längere Zeiträume (teilweise jahrelang) auch funktioniert.

    Ich bin auch nach solchen Intervallen nie gleich abgestürzt sondern habe mich allmählich wieder an mein Trinkverhalten rangearbeitet.

    Aber im Nachhinein war dieses „kontrollierte Trinken“ auch ein großer Kampf.

    Jetzt da ich beschlossen habe nichts mehr zu trinken ist dieser Kampf endlich vorbei.

    Ich überlege jetzt nicht mehr ob ich vielleicht doch ein Bier trinken könnte. Ich will einfach kein Bier mehr trinken.

    Das ist fast so wie bei einer Allergie. Wenn ich weiß, dass ich z.B.keine Auberginen vertrage und sie mir schaden dann esse ich sie auch nicht.

    Ich wünschte mir wäre das früher klar geworden aber es ist nun mal so wie es ist.

    Jedenfalls hat meine Freundin bemerkt, dass sich bei mir etwas grundlegend verändert hat.

    Ich musste ihr (und auch mir) nichts mehr vormachen.

    Wir sind dann auch wieder zusammen gekommen und im Nachhinein hat sie mir gesagt, dass das Schlimmste für sie war zu sehen, wie sich ein geliebter Mensch selbst kaputt macht.

    Dem konnte und wollte sie nicht mehr zuschauen.

    Ich habe nie bemerkt, dass es für sie immer eine Stresssituation war wenn sie mit mir etwas mit Freunden unternommen hat.

    Sie hatte immer Angst, dass ich es wiedermal übertreibe und dann eben auch für die nächsten Tag e nicht zu gebrauchen war.

    Jetzt kann sie diese Dinge unbeschwert genießen weil sie sich sicher sein kann, dass ich nicht mehr trinke.

    Ich weiß natürlich, dass meine eigene Geschichte in dieser Form nicht oft vorkommt aber es gibt eben auch solche Entwicklungen.

    Ich würde mir wünschen, dass es für dich auch ein Happy End gibt.

    Aber wie du vielleicht bereits bemerkt hast, liegt es in erster Linie an dem trinkenden Partner und da muss er eben alleine durch.

    Bei mir sind verschiedene Faktoren zusammengekommen.

    Aber den Schlüsselreiz hat meine Freundin gesetzt indem sie konsequent gehandelt hat

    Hätte sie mich einfach nur zur Rede gestellt, dann hätte ich ihr wieder das Blaue vom Himmel versprochen.

    Ich habe meine eigenen Versprechen natürlich auch erstmal selbst geglaubt aber funktioniert hat das nie.

    Vielleicht habe ich dir ein wenig (aber bitte keine falsche)Hoffnung machen können.

    Ich kenne natürlich weder deinen Mann noch eure bisherige Beziehung aber vieles von dem was du geschrieben hast hat mich an unsere damalige Situation erinnert.

    Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute für die Zukunft.

    Natürlich auch schöne Weihnachten und ein gutes neues Jahr.

    tschau changemaker

  • Hallo Pyrophoric,

    auch wenn ich nicht weiß, ob Du noch mit liest, und wie es Dir zwischenzeitlich ergangen ist - ich hoffe gut - möchte ich hier kurz einsteigen und etwas aus meiner Sicht ergänzen. Ich befinde mich selbst in einer zumindest grundsätzlich ähnlichen Lage, mit getauschten Geschlechterrollen, und Kindern im Schlepptau. Ich kann nachempfinden, wie es in Dir aussieht. In der Hoffnung, dass Dir das helfen möge...

    Zitat


    Außer meinen Eltern denkt niemand er sei Alkoholiker. Und sogar sie sagen jetzt zu ihm, du hast es doch schon bewiesen, du hast ja schon vier Monate gar nichts getrunken. Deine Frau übertreibt.
    Ich finde überhaupt nicht, dass ich übertreibe.

    Selbstverständlich übertreibst Du nicht - überhaupt nicht!
    Es wird zwar nichts ändern, aber vielleicht hilft Dir das Verständnis für das Unverständnis der anderen etwas dabei, dass es Dich zumindest weniger belastet. Abstellen wird schwierig, schaffe ich bis heute nicht. Bei mir liegt zwar ein anderer Kontext zugrunde, das Prinzip ist aber das selbe:

    Andere Menschen nehmen Deinen Partner ganz anders wahr als Du. Du kennst seine guten Seiten, genau wie seine schlechten Seiten, und das in einer Intensität, der Dritte nicht mal nahe kommen, denn er ist Dein Partner, mit dem Du zusammenlebst.
    Der feucht-fröhliche Abend ist für die Kumpels genau das: feucht-fröhlich. Sie fahren anschließend wieder heim - ob nüchtern oder nicht. Sie wischen auch nicht die Kotze auf; und die ist beim nächsten feucht-fröhlichen Abend schon längst weg. Er pennt nicht auf deren Couch, sondern auf Deiner. Es ist keine Kunst, bei anderen als toller Typ zu wirken, die allein diese Seite zu sehen bekommen.

    Deine Eltern kennen Dich, sie vertrauen Deiner Einschätzung viel mehr als ein Dritter. Aber (!) für Deine Eltern ist der Alkoholismus ein sehr abstraktes Ding, das sich auf die simplifizierten Bausteine [trinkt zu viel] und [muss das "nur" lassen] reduzieren. Sie haben nicht die geringste Ahnung, was eigentlich dahintersteckt, und liegen mit ihrer Vereinfachung völlig daneben, sie sitzen einem völligen Fehlschluss auf, daher fassen sie eine Zeit der Abstinenz als Beweis dafür auf, dass das Problem nun gelöst ist. Ist es aber nicht, es ist nicht lös- oder abstellbar.

    Sie haben aber das Problem nicht mal ansatzweise durchdrungen, sie sehen nur oberflächlich drauf, so wie ein Außerirdischer in seinem UFO aus der Vogelperspektive, der sich zum ersten mal die Spezies Mensch ansieht, z.B. ein Haus als rotes Rechteck wahrnehmen würde. Es wäre aber sinnlos, einem Haus deshalb die Eigenschaften eines Rechtecks zuzuordnen. Wer aber jemals mit einem Haus zu tun hatte, weiß, dass es nicht durch das rote, von oben flach wirkende Dach definiert wird, durch völlig andere Dinge. Für Deine Eltern ist Dein Partner so ein rotes Rechteck, bei dem doch alles in Ordnung ist, weil das Moos eine zeit lang vom Dach geschrubbt wird. Das wesentliche können sie aber nicht wahrnehmen - sie waren noch nie drin, sie wissen gar nicht, was ein Haus ist. Sie werden sich höchstwahrscheinlich auch nicht in die Thematik einarbeiten, dazu ist das - sofern sie das überhaupt könnten - viel zu weit weg von deren eigene Realität. Und deshalb reflektieren sie Dir, die das Ding von innen kennt, es sei doch alles gut (das trifft aber nur aufs Dach zu).

    Ich hoffe, ich habe das nicht zu umständlich ausgedrückt.

    Zitat

    Gefühlt dreht sich beim Weggehen oder Festen bei den meisten alles nur ums Saufen. Oder kommt mir das nur so vor?

    Nein, da bin ich ganz bei Dir. Ich kann so etwas selbst nicht ertragen, und das nicht erst, seit meine Frau ein Problem hat.
    Es wirkt auf mich so unglaublich primitiv, gerade wenn es dann auch noch irgendwelche "Trinkspiele" laufen - und irgendwie scheinen all das als etwas völlig normales zu empfinden. Sie verwechseln in meinen Augen Konsum mit Geselligkeit.

    Man muss sich nur mal überlegen, wie es wohl wirken würde, wenn irgendwo eine ähnliche Veranstaltungen stattfinden würde, auf der man z.B. das Eimersaufen durch einen Kokainschnupfwettbewerb ersetzt hätte. Soll sich auch gut anfühlen - aber fast jeder würde sagen: habt ihr eigentlich noch alle Tassen im Schrank?!
    Nein, da ist objektiv kein Stück Geschirr mehr heil. Es ist nur so, dass dieser Schrank voller Fetzen einer ist, der üblich ist. Man hält ihn im Allgemeinen nur für normal, weil man nicht genauer darüber nachdenkt.

    Wenn Dich Schränke voller kaputter Tassen stören - dann meide sie. Es gibt manchmal einen Unterschied zwischen Normalität und Mehrheit. Selbst wenn plötzlich alle beschließen, aus dem Fenster zu springen, dann ist das die Mehrheit, normal ist es aber noch lange nicht ;) Du bist die Normale. Bewahre Dir das, und sei Stolz darauf!

  • Möglich das sich Deine Situation inzwischen gewandelt hat. Aber ich möchte kurz auf den Satz oder die Frage "wie verhalte ich mich richtig" eingehen.

    Ausgangspunkt ist in diesem Fall die Art Deiner Beziehung und ich nehme meine eigene als Grundlage. Ich kenne nur mich selbst ganz genau. Soll heißen ICH "weiß" was ich wirklich denke und will...meine Frau ist obwohl mir der nächste Mensch total fremd und was sie wirklich denkt kann ich nur erahnen. Ich habe bestimmte Ansprüche an meinem Partner, was für welche das sind...vollkommen egal. Aber diese sind dafür verantwortlich das ich meiner Frau den Stellenwert zuweise den sie in meinem Leben hat.

    Das bin ich. Meine Frau ist ein eigener Mensch mit eigenen Gedanken, Meinungen und Bedürfnissen. Ich realisiere das ich kein "Vorrecht" auf Glück oder Zufriedenheit auf Kosten anderer habe. Ich möchte das meine Frau glücklich ist. Und wenn sie das wegen mir nicht ist dann würde ich wollen das sie mir das sagt. Mir genug vertraut das sie offen aussprechen kann was sie will oder was sie nicht will. Praktisch der Grundbaustein für eine gute Beziehung IMO. Offene Kommunikation.

    Gut möglich das ich nicht mag was mein Partner mir zu sagen hat und vielleicht bricht man auch mal einen Streit vom Zaun aber zuviele Leute haben Angst vor Streit und sind lieber ruhig mit der Konsequenz das die wichtigen Dinge dann nie zur Sprache kommen = es wird sich auch nie etwas ändern. In vielen Dingen kommt man ja auch zu einem Kompromiss. Sexpraktiken etwa....oder Urlaubsziele (drastisch...ich weiß).

    In diesem Fall affektiert etwas außerhalb Deines Aktionsradius Dein Leben. Das könnte zum Beispiel auch sein das Dein Partner massig Gewicht zunimmt und Du damit nicht glücklich bist. Gleicher Ausgangspunkt. Sagst Du es offen heraus? (Schatz, Du wirst fett) Oder sind vielleicht subtile Hinweise besser? Oder gar nichts sagen? Abwarten bis sie selber unzufrieden wird? Die Schwere der Auswirkung ist entscheidend. Gewicht ist vielleicht nicht sexy aber das sollte nichts am eigenen Leben ändern.

    Wenn Du einen festen Lebenspartner hast. Zeit investiert, verheiratet, eine gemeinsame Firma oder sogar Kinder hast.

    MUSST Du die Dinge offen ansprechen können. Verschwende keine Zeit mit warten. Auch wenn es vollkommen unbegründet ist wird man in einer Beziehung trotzdem darüber reden können. Das ist kein wildfremder der einfach auf Dich zukommt und Dich frech frägt ob Du <insert peinliche Sache> tust. gerade bei Alkoholismus ist es wahrscheinlich sogar besser die Gefahr anszuprechen bevor es offensichtlich wird. Denn ab einem gewissen Punkt KANN der Betroffene das gar nicht mehr nicht sehen aber kann alleine nicht mehr weg. Nur dann ist es oftmals zu spät.

    Ich dachte immer ich bin so aufmerksam und einfühlsam aber die Erkenntnis das meine Frau süchtig ist hat echt lange gedauert. Weil ich die Zeichen nicht richtig interpretiert habe. Es war ärgerlich, es war nervig und schlußendlich hab ich meiner Frau ja auch nichts zu sagen. Aber richtig kapiert das sie süchtig ist und wie Ernst das alles ist.....da war ich echt auf der Leitung gestanden. Das kann wohl jedem passieren denke ich, einfach blind sein für Zeichen die offensichtlicher nicht sein könnten im Rückblick.

    Ich war mir auch eine zeitlang unsicher ob ich mir das alles nur einbilde oder nicht, ob es also notwendig ist ein offensichtlich schwieriges Thema anzusprechen. Aber DAS ich es anspreche....kein Zweifel darüber.

    Das andere Menschen außerhalb der Beziehung den Partner anders wahrnemen ist ja gerade das teuflische das oft zu Streit führt. Du stehst ganz alleine da weil sich der Partner überall sonst normal verhält und keine Anzeichen einer Sucht erkennen läßt. Nicht die eigenen Eltern oder Geschwister, Freunde oder Kollegen. Du bist immer der erste oder einzige der das ganze Ausmaß wahrnimmt.

    Party und einer der Gäste ist betrunken. Lustig für alle umstehenden aber jetzt auch kein Beinbruch oder? Die Frau steht daneben und schämt sich in Grund und Boden. Das ist ja fast schon doppelt lustig. "Mein Gott...stell Dich doch nicht so an, Dein Mann hatte etwas zuviel....ist doch halb so schlimm". Das sie ihn fast jeden Abend so sieht und das eines der ersten Male ist wo er sich auch öffentlich gehen lässt weißt Du ja nicht. Ansonsten wärst Du mehr betroffen als erheitert.

    Niemand sonst sieht also den Ernst der Lage und wenn auch "petzen" vielleicht der beste Weg wäre...den Partner nicht vor peinlichen Szenen schützen sondern sogar noch draufzeigen....ich selbst würde das wie einen Verrat wahrnehmen. Also schwierig.

    Das alles zu "übertreibe ich wenn ich meinen Mann darauf anspreche?".

    Nein, auf gar keinen Fall. Ihr solltet Euch ALLES sagen können ohne das es zum Drama kommt. Aber selbst wenn ein Drama draus wird, erfolgreiche Beziehungen wissen wie sie damit umzugehen haben. Wenn meine eigene Ehe zerbricht dann nicht weil ich nicht offen darüber gesprochen habe oder gar nichts sagte.

  • Vielen Dank an alle, die mir geantwortet haben. Viele Antworten haben mir wirklich weitergeholfen!

    Ich denke, es ist wichtig, dass ich diese Zeilen niederschreibe, um sie in schwachen Momenten zu lesen.
    Ich liebe meinen Mann noch immer - dennoch halte ich es für das Beste, dass wir nicht mehr zusammen wohnen (er lebt in der Firma)

    Letztendlich hat sich mein Leben noch zwei, drei Runden im Kreis drehen müssen, bis ich soweit war ihn zu bitten auszuziehen. Ich denke, das war der schwierigste Part bisher in meinem Leben. Ich liebe ihn, aber ich ertrage das alles nicht mehr. Ich bin fest davon überzeugt, dass es mich verändert und krank gemacht hat. Die ganze Situation war für mich sehr erdrückend. Manchmal dachte ich, ich bin depressiv.

    Ich denke, dass auch wenn ich Liebe für ihn empfinde ich trotzdem kurz davor war ihn zu hassen.
    Ich hatte in meinem Kalender eine tägliche Erinnerung, in der stand „ein Kranker, kann mich nicht kränken“ aber er hat es doch hin und wieder geschafft.

    Am meisten unter Druck gesetzt hat mich seine Aussage, dass je mehr ich das Thema Alkohol thematisiere, umso genervter und trotziger wird er. Ich solle ihm doch einfach mal machen lassen (seine 3 Monate Abstinenz, hat er auch selbst gewollt) ich habe ihm oft gesagt, ob er weiß was er da von mir erwartet. Ich rede nicht über das Problem, um ihn zu ärgern, sondern weil es mein Leben zerstört.
    Aber genau zu diesem Punkt kam er immer wieder... ICH WÜRDE NICHT AN IHN GLAUBEN, ICH SEHE NUR DAS SCHLECHTE IN IHM, ICH MACH IHM NUR VORWÜRFE...
    Letztendlich war ich an allem schuld. Ich war die Partnerin, die nach all den Abstürzen nicht mehr glauben wollte, dass er KEIN ERNSTHAFTES PROBLEM hat. ICH WÜRDE IHM SOGAR EINREDEN ER SEI ALKOHOLIKER anstatt zu sagen, hey du schaffst das.
    Ich sei die schlechteste Partnerin, die man sich vorstellen kann, weil ich ihn nur fertig machen würde.

    Ich habe gesagt, wir brauchen Profis - und somit war ich wieder die Böse, die nicht an ihn glaubte.
    Die ganzen Vorwürfe, dass ich so ein Pessimist sei und die ganze Beziehung schlecht reden würde.. ich sei so undankbar und würde nicht sehen, wie sehr er mich liebt und was er alles tut.

    Ich habe mich so oft gefragt ob er recht hatte.. war ich undankbar, wenn ich sagte, der Urlaub war für mich zerstört... weil du dich an der Bar wieder betrunken musstest ?
    Warum konnte ich denn nicht an den schönen Tag denken, den wir bis dato hatten ?!
    Ja er war schön, aber letztendlich war er für mich durch diesen Abend dahin.
    Bin ich deswegen undankbar? Weil ich die Erwartung habe Unternehmungen mal gänzlich ohne Alkohol zu haben ? Ich habe mich immer wieder gefragt, habe ich übertrieben ? Mal was zu trinken, ist ja nicht schlimm.. und dann kam die Erinnerung zurück - er hat eben nicht mal was getrunken - er hat sich bei all den Unternehmungen betrunken.

    Gegen Ende der Beziehung hatten wir VIP Karten mit all you can eat und drink im Stadion.
    Ratet mal wer sich nicht gefreut hat ?!
    Weil ich die Angst schon in mir trug... und schwups bestellte er das erste Radler... ich habe versucht nichts zu sagen und er hat es mir angesehen.. er sagte selbst: Was ist jetzt eigentlich dein Scheiss Problem ? Das ist 1 Radler. Und ja das stimmt. Hätte mein Vater ein Radler bestellt, hätte ich keine Fresse gezogen. Bin ich also doch mit schuld ? Habe ich ihn mit dazu getrieben ? Überreagiert ? Die Fragen hören nicht auf. Und dann bestellte er weiter und weiter bis ich sagte „ich fahre nicht nach Hause“
    Ich denke er hatte drei Stück getrunken.. aber ich bin mir sicher, er hätte sie auch ohne meine Fresse getrunken - was meint ihr ?

    Ich habe mich oft viele Dinge gefragt und damit mein eigenes Leben komplett ruiniert.
    wird er den Urlaub mal ohne Absturz hinkriegen ?
    Wisst ihr wie das ist, wenn man sich auf keine Unternehmung mehr freut ? Weil man weiß, er wird es wieder nicht ohne Alkohol schaffen ?
    Da wusste ich, ich bin krank. Diese Beziehung wird mein Ende. Ich konnte die schönen Dinge sehen, aber haben sie mich wirklich noch glücklich gemacht ? Ich hatte das Gefühl sie wurden von all der Scheisse aus meinem Kopf gespült. Weil ich wusste, es wartet eh die nächste Enttäuschung auf mich.. der Fall wird tief. Ich habe mich am Ende nicht mal mehr auf unser Wochenende gefreut.
    Da ich die Regel hatte zu Hause gibt es keinen Alkohol, hat er einfach schon Freitag abends auf der Arbeit schon drei Bier getrunken. Er hatte schon gelallt. Und den Rest des Abends ist er alle fünf Minuten ins Arbeitszimmer verschwunden und hat eine nach der anderen geraucht. Die Zigarette wurde zum Ersatz. Nen schönen Abend auf der Couch ? Zusammen entspannen ? Das gabs nicht mehr..
    ich habe ihm so oft gesagt, dass das Trinken unsere Beziehung zerstört. Dass ich mich auf nichts mehr freuen kann und er hatte immer wieder ein schlechtes Gewissen, wenn er es doch tat. Nur aufgehört hat es nie.

    Ich frage mich oft wie es Partner mit alkoholkranken aushalten ? Als ich das Problem endlich erkannte wurde alles unerträglich. Nicht mal Essen gehen war schön.. es war für mich unerträglich zu sehen wie er Alkohol trinkt.

    Am meisten macht mich bis heute traurig, dass er sagt er wisse, dass es falsch sei aber ich habe ihn im Stich gelassen. Dabei habe ich ihm gesagt, ich bin für dich da, wenn du bereit bist dein Leben zu ändern - nur er gab mir nichts, nichts dass ich daran glauben konnte, das er wirklich etwas verändern will.

    Ich hoffe euch erging es besser ;)

  • Nach dem, was Du schreibst - und auch schon vorher geschrieben hast - war es allerhöchste Zeit, dass Du die Notbremse gezogen hast.

    Und NEIN, er hat nicht recht - nicht Du hast den Urlaub, die Beziehung etc zerstört, sondern er! Und warum hast Du DEIN Leben ruiniert, nur weil ER es zerstört??

    Am meisten macht mich bis heute traurig, dass er sagt er wisse, dass es falsch sei aber ich habe ihn im Stich gelassen. Dabei habe ich ihm gesagt, ich bin für dich da, wenn du bereit bist dein Leben zu ändern - nur er gab mir nichts, nichts dass ich daran glauben konnte, das er wirklich etwas verändern will.

    Den Satz, Du hättest ihn im Stich gelassen, kann man mittlerweile, glaube ich, schon als Standard-Vorwurfeines Alkoholikers an seine/n Angehörige/n bezeichnen, um ihnen ein schlechtes Gewissen zu verursachen und von sich selbst abzuweisen. NATÜRLICH hat nie der/die Betroffene Schuld - es sind immer die Anderen, die Angehörigen, die ihn/sie dazu bewegen, dazu "zwingen" wollen, sich zu ändern. Obwohl sie doch überhaupt kein Problem mit Alkohol haben (nur ohne)!
    Auch wenn es Dir und allen anderen Angehörigen, die dies an den Kopf geworfen bekommen, vermutlich schwer fällt: Ignoriert diese Ausgeburt des Alkohols! Es ist sozusagen ein Produkt des Alkohol-Deliers, die dem/der Betroffenen vorgaukelt, dass alle Anderen sich verschworen und ihn/sie im Stich gelassen haben!
    (Das ist nur meine persönliche Ansicht!!)

    Leider schreibst Du nur, wie schlimm es war, bis Du ihn "gebeten" hast, auszuziehen.

    Aber: Seit wann ist er ausgezogen und, noch viel wichtiger, wie geht es DIR seit dem? Kommst Du wieder etwas zur Ruhe? Hast Du Dich auch mal nach Hilfe für DICH umgeschaut (Suchtberatung, Selbsthilfegruppe für Angehörige o.ä.)??

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo pyrophoric,

    schön, dass Du wieder mal geschrieben hast! Und Glückwunsch zu Deiner klaren
    Entscheidung, Dein eigenes Leben in seelischer Gesundheit zu beschützen.

    :sun:


    Diese Beschreibung spricht absolut dafür, dass das der einzige hilfreiche Weg für
    Dein eigenes Wohl war:


    Letztendlich war ich an allem schuld. Ich war die Partnerin, die nach all den Abstürzen
    nicht mehr glauben wollte, dass er KEIN ERNSTHAFTES PROBLEM hat.
    ICH WÜRDE IHM SOGAR EINREDEN ER SEI ALKOHOLIKER anstatt zu sagen, hey du schaffst das.


    Da gab es nichts einzureden: Wäre er nicht Alkoholiker, könnte er Alkohol bleiben lassen.
    Dein Vertrauen war zurecht erschüttert. Du hast ja sehr wohl oft genug mit ihm gehofft ...
    Letztlich zählt, was Du als Deine Belastungsgrenze empfindest, um nicht selbst Schaden
    zu nehmen. "Einsicht" oder Einfühlung ist in dieser Situation von ihm nicht zu erwarten.
    (Das macht es ja so schwer, die Entscheidung fürs Abgrenzen ganz ruhig selbst zu tragen.)

    Mir scheint, er verwechselt sich als Mensch mit seinem Suchtproblem.
    Und genau diese Gleichsetzung unterstellt er Dir. Du hast aber nicht IHN im Stich gelassen,
    Du hast DICH vor dem Wahnsinn der Sucht (und seinem Leugnen) in Sicherheit gebracht.

    44.

    Hätte er Krankheitseinsicht ("ich HABE ein Problem"), müsste er Deine Abgrenzung nicht
    als feindselig oder ihn betreffend wahrnehmen ("ich BIN das Problem").

    Ich wünsche Dir wirklich, dass alles gut wird. Lass Dich nicht schwindelig argumentieren. ;)

    Viele Grüße
    Wolfsfrau

  • Ja, das mit dem im Stich lassen hat er meiner ganzen Familie vorgeworfen.
    Dass krasseste war wirklich, dass ich ihm gesagt habe so geht es nicht mehr und er hat sich als das OPFER aufgeführt und es dann so hingedreht, dass er mit mir in diesem Moment Schluss macht.
    Schon sehr bequem, wenn er auf einmal zum Opfer meiner egoistischen Familie wurde.

    Er hat meinem Bruder in seiner Firma nen Job gegeben und wir haben in einer Wohnung meiner Eltern gelebt. Nun sagte er, wir nutzen ihn alle aus.. wir zahlen meinen Eltern Miete, geben meinem Bruder nen Job und wenn er Hilfe braucht ist niemand ist für ihn da, wenn es ihm schlecht geht. Wir wären alles Egoisten und wenn er mal Hilfe braucht, machen ihn nur fertig.
    Ist es fertig machen, wenn ich jmd bitte weniger zu trinken und sich Hilfe zu suchen?
    Letztendlich hat er dann zum rund um Schlag ausgeholt und gesagt, meine Schwägerin sei so fett, ihr sagt auch keiner - Ess weniger. Aber mein Bruder wirkt auch nicht betroffen davon, dass sie dick ist - ich hingegen bin getroffen von nem Suchtkranken.
    Und so hat er es immer abgezogen. Ich bin die schlechte Ehefrau, die auf ihn rumhakt.
    Nur er hat Fehler, sonst niemand..
    Das habe ich mir so oft sagen lassen müssen und gemerkt - Null Einsicht. Er hat kein Problem- WIR SIND DAS PROBLEM. Und das obwohl er in manchen Momenten sagte: ich weiß es ist nicht normal.. ich weiß ich brauch Hilfe.. und dann wieder das komplette Gegenteil und seine OPFERROLLE!

    Der beste Satz war: Ach und du bist perfekt und hast keine Fehler ?
    Als ob ich perfekt bin, aber ich belaste niemandem mit meinem Verhalten wie er es tat.. dann wurden offene Shampoos oder Cremes aufgezählt, die von mir rumstehen.. die nerven und belasten ihn auch und mit mir macht das keinen Sinn, weil ich absolut undankbar und egoistisch bin. Er bleibt gerne in der Firma.

    Klingt fast schon lustig, oder ? Er hat richtig nach Schwächen an mir gesucht und warum ICH DIE FALSCHE FÜR IHN BIN.. kranke Welt, oder ?

    Ich kam gar nicht mehr an ihn ran. Für mich war er so blind und so krank.
    Meine Eltern waren immer für uns da und haben ihm am Trennungstag auf die Trennung angesprochen und gesagt, sie merken dass er ein Problem hat und sich Hilfe suchen muss. Auch da hat er gesagt, dass sie nicht für ihn da wären und er ganz froh ist, dass er jetzt seine Ruhe vor uns hat. Wir würden immer nur kritisieren und total krank.

    Von daher weiß ich, ich habe alles richtig gemacht.

    Trotzdem frag ich mich wie er zu einem so verschrobenen Bild kommen kann.
    Natürlich frag ich mich, was ich hätte tun sollen.
    Aber ich weiß es nicht. Ich hätte so oder so nicht helfen können.
    Also hätte ich auch direkt neben ihm stehend, ihn letztendlich auch im Stich gelassen.
    Und seine beste Lösung war ja: lass mich mal machen und hör auf zu meckern..
    das war die Lösung ? Ich denke ganz sicher nicht.

    Ich habe mich inzwischen schon einigen Freunden anvertraut.
    Als ich das erste mal darüber gesprochen habe, habe ich viel geweint aber ich habe mich sehr befreit gefühlt. Ich erhalte bisher immer Zuspruch, trotzdem frage ich mich oft wie es ihm geht.
    Er hat ja keine Familie...
    er sagte immer ich bin alles was er hat. Und wenn er manchmal betrunken war, hat er gesagt er möchte oft gegen die Wand fahren, weil wir ihm alle sagen, er sei eine Belastung. Was sicher nicht schlau formuliert war, aber es war die Wahrheit. Meine Eltern haben mitgelitten.
    Ich habe ihm gesagt, Er braucht Hilfe und manchmal denke ich vielleicht tut er sich was an..
    bin ich dann schuld ? Ich denke nicht, aber damit Leben zu können wäre eine Qual.
    Also hoffe ich, dass er das nur so dahingesagt hat.

    Ich habe auf jeden Fall noch nie so viel Leid gesehen. Ich hatte mal gesagt „ich will nicht neben nem Betrunkenen im Bett liegen, das ekelt mich“ und dann stand er mit Tränen im Schlafzimmer und hat sich ins Bett gelegt und vor mir geweint. Er war so kaputt, dass mir mein Herz schon längst zerbrochen ist
    Ich habe gesehen, dass er eigentlich so nicht sein will aber er hat’s nicht geschafft.
    Gestritten hatten wir immer nur, wenn es darum ging, dass er allein mit Freunden wegging um zu saufen oder er zu viel getrunken hatte. Und diese Streits wurden zur Regel und haben mich zerstört..
    Ich habe die letzten Monate mit ihm zwar gelebt aber eigentlich war ich gar nicht mehr wirklich hier. Mein Leben bestand nur noch daraus, dass ich funktioniert hab, aber eigentlich fühlte ich mich innerlich wie tot.

    Ich kann jedem nur raten auf sich zu achten und nicht zu lange zu hoffen - denn bei Alkohol würde ich grundsätzlich behaupten, ist HOFFNUNG EIN ARSCHLOCH

  • Zitat

    er sagte immer ich bin alles was er hat. Und wenn er manchmal betrunken war, hat er gesagt er möchte oft gegen die Wand fahren, weil wir ihm alle sagen, er sei eine Belastung. Was sicher nicht schlau formuliert war, aber es war die Wahrheit. Meine Eltern haben mitgelitten.

    Wieso war das nicht schlau formuliert?? Natürlich war das schlau von ihm formuliert - schlau und manipulativ (wie wir Alkoholiker nun mal sind): denn damit spielt er EUCH den "Schwarzen Peter" zu ...

    Aber nun musst Du aufhören, Dich selbst fertig zu machen! Ich habe das Gefühl, Du geisselst Dich selbst und steigerst Dich da immer mehr rein.
    Lass doch endlich los! Überlass ihn sich selbst, seiner eigenen Verantwortung - und tu endlich was für Dich selbst und Dein eigenes Selbstbewusstsein! Bau es wieder auf!

    Vielleicht kannst Du ja auch noch meine Frage beantworten, wie es Dir seit seinem Auszug geht?? nixweiss0

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Keine Ahnung.. ich meinte mit nicht schlau unsere Aussage mit „er ist eine Belastung“ deshalb nicht schlau, weil er sich damit wieder selbst bemitleiden konnte..
    Ich will mich nicht reinsteigern, aber ich denke es ist wichtig, dass ich niederschreibe was ich in diesen Momenten gefühlt habe und ich in einsamen Momenten auch nachlesen kann, dass ich dahin nie mehr zurück will. Nichts sollte mich dahin wieder zurück bringen.

    Natürlich fühle ich mich nach all den Jahren plötzlich einsam.
    Seitdem er weg ist, geht es aber uns allen und mir besser.
    Was mir am meisten aufgefallen ist, dass ich mal wieder „entspannen“ kann.
    Da ist niemand, der mich durch seine Art stresst.
    Ich weiß nicht wie ich das beschreiben soll, aber er war extrem unruhig und hat auch selten „Ruhe“ gefunden (er nur mit Alkohol) wisst ihr was ich meine ?
    Seine Art hat mich irgendwie gestresst und ich merke ich kann mehr entspannen und vor allem auch mal zu Hause sein genießen (er fand’s zu Hause immer öfter langweilig) und ich war auch langweilig..
    insgesamt fühle ich mich deutlich besser im Vergleich zu der Zeit, daher weiß ich, dass es richtig war.

    Er fragt noch ab und zu ob wir in Ruhe reden können.
    Aber für mich gibts nicht viel zu reden.
    Solang er mir nicht sagt, er hat sich Hilfe geholt seh ich da kein Fortschritt und auch dann kann ich nicht mehr so tun, als ob alles super zwischen uns wieder wäre.

    Ich habe so oft klar formuliert, dass es mich verletzt. Dass es mich krank macht und ich eine Familie wollte aber nicht so und je schlimmer es mir ging, umso mehr hat er getrunken.
    Von daher passt co abhängig.. er sieht mich leiden - ändert aber nichts dran.
    Ich seh ihn leiden und ich änderte etwas dran.

  • Nochmal Hallo, liebe Pyrophoric,


    Ich weiß nicht wie ich das beschreiben soll, aber er war extrem unruhig und hat auch
    selten „Ruhe“ gefunden (er nur mit Alkohol) wisst ihr was ich meine ?

    Das kenne ich auch. Beim Partner einer Freundin fiel mir das mal extrem auf. Der war
    erst entspannt, wenn wir (in jüngeren Jahren) dann endlich in der Disco (Bier) waren.
    Dem wäre es zu Hause auch langweilig gewesen, wenn es keinen Alkohol gab.



    Solang er mir nicht sagt, er hat sich Hilfe geholt seh ich da kein Fortschritt
    und auch dann kann ich nicht mehr so tun, als ob alles super zwischen uns
    wieder wäre.

    Dazu habe ich eine Frage: Fühlst Du eine Bereitschaft, für ihn da zu sein, WENN
    er sich Hilfe sucht (den Schritt schon tut)? In dem Fall könnte es ihm helfen zu
    begreifen, Du hast Dich nicht von ihm abgewendet, nur von seinem Stillstand in
    der Sucht.

    Irgend jemand hier im Forum nannte dazu mal sinngemäß diese zwei Sätze:

    "Wenn Du weiter trinken möchtest, wirst Du das ohne mich tun müssen."
    "Wenn Du Dir Hilfe holst, bin ich gern dabei."

    Das würde vielleicht auch Dir helfen, "beides" gesagt zu haben: Nein zur Sucht,
    und Ja zu ihm. Es sind ja zwei Bezüge da, der zu ihm als Mensch (ohne/vor der
    Sucht) und der zu seiner Verkapselung/Sucht. Das eine liebt man, das andere
    zerstört eben diese Gefühle, weil es auch ihn von seinen Gefühlen abschneidet.

    Das fiel mir noch zu Deinen vorigen Gedanken ein.

    Grüße von der
    Wolfsfrau

  • Guten Abend Wolfsfrau,

    Ich habe ihm klar gesagt, dass ich von ihm irgendein ein Zeichen brauch, dass er etwas ändern will.
    Wie er vorschlug zu probieren weniger zu trinken, konnte keine Lösung sein.
    Zumal er letzten Sommer 3 Monate abstinent war und danach war es schlimmer als je zuvor.
    Er hat ja bewiesen, dass er Pausen machen kann und vielleicht auch wieder weniger trinken kann - aber wie lange ? Es würde sich ewig weiter im Kreis drehen, wenn er „nur weniger“ trinkt, kommen doch automatisch wieder die Tage, an denen er mehr trinkt. Mit seinem Vorschlag konnte ich nichts anfangen.

    Seht ihr das auch so ?
    Aber er wollte eben nicht gänzlich auf Alkohol verzichten und sagte das immer wieder.

    Ich habe ihm klar formuliert, dass ich mich nicht von ihm getrennt habe aber von seiner Sucht.
    Ich habe auch oft gesagt, wenn er Hilfe sucht unterstütze ich ihn. Er hat an schwachen Tagen ja manchmal selbst zugegeben, dass er Hilfe braucht. Und wenn ich am nächsten Tag gefragt habe, sollen wir Nummern raussuchen ? Dann kam „nö das muss ich allein schaffen“ und wenn ich sagte, dass Problem ist doch schon zu groß für uns zwei wurde er stinkig.

    Aber vielen Dank für den Hinweis.
    Er weiß Bescheid, dass ich nicht ihn verlassen habe aber seine Sucht und den Mensch, den sie davon übrig gelassen hat (stets gereizt, gestresst, schlecht gelaunt, zickig, impulsiv) nicht mehr der, den ich kannte.

  • ... nochmal ich ... ;)


    Und wenn ich am nächsten Tag gefragt habe, sollen wir Nummern raussuchen ?
    Dann kam „nö das muss ich allein schaffen“ und wenn ich sagte, dass Problem ist
    doch schon zu groß für uns zwei wurde er stinkig.

    Dazu kam mir eben der Einfall: Es ist sein Thema, seine Verantwortung, und die möchte
    er sich vermutlich nicht aus der Hand nehmen lassen. - Für Dich bedeutet das umgekehrt,
    dass Dein Part (Angebot machen) auch getan ist, und genügt.

    Wie er damit dann verfährt, ist der schwierige Teil beim Loslassen/Abgrenzen.
    "Wir" Co-Abhängige sind dann gefordert, nicht mehr "einzugreifen", nachzusetzen, sicher
    zu stellen (dass sich was tut), ... an dem Punkt beginnt dann die eigene Arbeit, raus aus
    der Kümmer-Sucht und dem oft unbewussten Eingriff ins fremde Revier.

    Es hat schon Partnerschaften gegeben, da konnte der aktiv Süchtige nicht "in Ruhe" sein
    eigenes Tempo gehen, weil sich ständig andere über ihn stellten in ihrer Art "zu helfen".
    (Ich gebe das nur weiter wie selbst gehört und beziehe das ausdrücklich nicht auf Dich.)

    Gehst Du selbst in eine Selbsthilfegruppe? Ich hab's vielleicht überlesen ...

    Lieben Gruß
    Wolfsfrau

  • Liebe Pyrophoric,
    ich lese Deine Beiträge und kann aus eigenem Erleben alles beschriebene regelrecht nachfühlen.
    Den weinenden betrunkenen Mann im Schlafzimmer, der Urlaub mit dem Trinken am Abend, vor allem dies:


    ... den Mensch, den sie davon übrig gelassen hat (stets gereizt, gestresst, schlecht gelaunt, zickig, impulsiv) nicht mehr der, den ich kannte.


    Es sind - das ist so unglaublich klar - eben ZWEI Seiten eines Menschen, mit denen man lebt. Der empfindsame, den man liebt. Und das "Monster" (Sucht), das alles überdeckt.
    Ich glaube, Du hast es ihm deutlich gemacht, dass Du nur das eine ablehnst. Aus Selbstschutz.
    Ich selbst habe über Jahre versucht, das Gereizte, Launische, Zickige auszuhalten in der Hoffnung auf das Empfindsame dahinter. Ich glaube, das ist auch eine Sucht, dieses Warten auf die guten Momente, während man die unguten aushält. Vor allem nimmt man sich arg zurück, um diese Launen zu beschwichtigen.

    Ich musste bei dem Beispiel mit den Schampooflaschen fast lachen: Genau die wurden mir dann auch vorgeworfen als "Fehler". Und ich habe irgendwann versucht, all solche "Fehler" zu vermeiden - in der irrigen Annahme, er bekäme dann keine schlechte Laune.
    Erst jetzt, eine lange Zeit nach der Trennung, habe ich begriffen, dass wir als Angehörige quasi eine Doppelrolle haben:
    Da sein, damit der Kranke nicht allein ist und gleichzeitig "stören" wir, weil wir den Freiraum des Trinkens einschränken oder kritisieren.
    Mein Partner sagte irgendwann, ihm fehle meine ursprüngliche Leichtigkeit.
    Ja, denn ich war permanent auf der Hut, schaute, wie er gerade drauf war, bewegte mich vorsichtig, um keinen Unmut hervorzurufen.

    Liebe Fragestellerin, es ist richtig, dass Du da herausgehst und Dir Deinen Freiraum schaffst für eine Leben ohne diese Ungewissheit und ohne diese Anpassung an das "Monster", das da auf den Schultern Deines Partners sitzt.
    Und dieses Monster vergiftet eben nicht nur ihn, sondern auch Dich.

    LG Biene

  • Hallo Biene,

    Danke für Deine Nachricht.

    Es ist erschreckend wie sich unsere Geschichten ähneln.
    Das mit dem Aushalten beschreibt es ganz gut.
    Ich habe gemerkt, wie sich seine Psyche verändert hat und wie er auf einmal ekelhaft verletzend sein konnte und sich hinterher immer entschuldigt hat. Er meine das alles nicht so.

    Es war für mich schwer zu ertragen. Da hat er mich zB schon für dumm bezeichnet, weil ich die Spülmaschine nicht so einräumte wie er.
    Ich bin in sowas gänzlich gelassen. Bei mir könnte jeder sie einräumen wie er will, Hauptsache die Sachen sind alle drin :)
    Aber Gelassenheit ? Das gabs bei ihm schon lang nicht mehr.
    Auch beim Auto fahren.. das Gehupe, das Drängeln. Dieses ständige Aufgerege über andere Fahrer..
    Das kenn ich so nicht. Und er hat es selbst erkannt und mal gemeint er würde gern gelassener sein aber hat so viel Stress.
    Unsere eigene Firma bedeutete immer schon Stress. Aber für mich war es nie ein Problem, dass alles mit einer gesunden Distanz zu sehen und am Wochenende einfach mal nicht an die Arbeit denken.
    Das ging bei ihm nur mit Alkohol.
    Ich denke jeder Mensch hat Stress. Für mich ist das eine Ausrede.
    Nur weil ich Stress habe, kann ich mich nicht so verhalten.

    Mir erging es wie dir. Ich habe dann Dinge überlegter getan, weil er mir oft Vorwurf, die Dinge nicht „richtig“ zu machen. Ich habe versucht weniger Angriffsfläche für Kritik zu geben.
    Und schwups - der kleinste Fehler führte zu Eskalation.

    Holte ich zb nur ein Glas aus dem Schrank, um schnell was zu trinken kam gleich: so egoistisch bist du und wo ist meins ? Das hat dann manchmal schon gereicht, dass er in die Firma ging und trank -.-
    Also kann man schon sagen, dass wir co abhängig gehandelt haben.
    Wir haben mehr gegeben, um es ihnen Rechter zu machen.

    Ich bin aktuell nicht in einer Selbsthilfegruppe aber spreche mit Freunden und Familie drüber.
    Ich habe mir auch das Buch Nüchtern gekauft, um die Krankheit besser zu verstehen.
    Ich denke ich fahre ganz gut damit, weil ich weiß, dass ich mich und meine Psyche schützen muss.

    Dennoch frage ich mich wie es mit mir weitergeht.
    Wie reagiere ich, wenn er sagt er macht eine Therapie?
    Kann ich mich auf ihn einlassen oder nicht... aktuell bin ich mir sicher, ich kann das nicht
    Ich denke,, dass er von der beschissenen Idee in Maßen trinken zu wollen nie wegkommt.
    Ich habe soviel gelesen und dass diese Therapien mit geregelten Konsum zu 90 % alle gescheitert sind.
    Ich bin fest davon überzeugt, dass ihm nur geholfen ist, wenn er NIE MEHR trinkt.
    Und solang er nicht genau so denkt wie ich, werde ich mich nicht mehr drauf einlassen können.


  • Ich bin aktuell nicht in einer Selbsthilfegruppe aber spreche mit Freunden und Familie drüber.
    ...
    Ich denke ich fahre ganz gut damit, weil ich weiß, dass ich mich und meine Psyche schützen muss.

    Dennoch frage ich mich wie es mit mir weitergeht.
    Wie reagiere ich, wenn er sagt er macht eine Therapie?
    Kann ich mich auf ihn einlassen oder nicht... aktuell bin ich mir sicher, ich kann das nicht

    Und genau deshalb denke ich, dass eine SHG Dir sehr gut tun würde! Um klarer zu sehen, um Dir selbst klar darüber zu werden, was DU willst, wo DU stehst, wo DU hin willst - und ob ER da überhaupt noch eine reelle dauerhafte Rolle spielen kann. Oder ob Du ihm - wenn er den wirklich und wahrhaftig aktiv werden sollte - nur helfend zur Seite stehen würdest, wie man eben einem langjährigen Freund/guten Bekannten eben zur Seite steht.
    Aber dafür musst Du eben erstmal zur Ruhe und mit Dir selbst ins Reine kommen. Und Dich mit "Profis" austauschen, beraten.
    Ich will unser Forum ja nicht schlechter machen als es ist, aber meine ganz persönlich Erfahrung ist, dass der persönliche unmittelbare Austausch mit anderen Betroffenen (egal, ob nun wie in meinem Fall anderen Alkoholikern oder wie bei Dir anderen Angehörigen) ist wesentlich intensiver, prägender und "wertvoller" als ein Internetforum. Und reale Menschen können Dich auch mal real in den Arm nehmen und trösten, wenn es Dir wirklich besch..eiden geht. Und sie SEHEN es auch, wenn es einem nicht gut geht - auch wenn man mal nix sagt. MIR hat es jedenfalls sehr geholfen!
    Okay, das ist aber nur meine persönliche Meinung/Erfahrung!

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!