• Hallo,

    Ich bin Risu. Ich war vor ein paar Jahren schon mal hier, habe aber nicht geschrieben. Ich habe viel mitgelesen.
    Ich trinke schon mein ganzes Leben missbräuchlich und war mir jahrelang nicht darüber im Klaren, dass es nicht normal ist jeden Tag Alkohol zu konsumieren.
    Ich bin auf dem Land aufgewachsen und habe es so gelernt, dass es normal ist...
    Ich hatte eine Zeit in der ich meinen Konsum gar nicht mehr kontrollieren konnte.
    Seit drei Jahren trinke ich „kontrolliert“. Das soll heißen, zwei bis drei Tage pro Woche alkoholfrei und an den anderen Tagen ungefähr das Vierfache von der empfohlenen Tageshöchstdosis.
    Dennoch ist es zu viel und süchtiges Trinken. Denn an den Tagen, an denen ich Alkohol trinke, geht es auch nicht anders. Und es ist mir trotzdem oft peinlich, dass ich so viel trinke.
    Vor zwei Wochen habe ich mal wieder einen Kontrollverlust erlitten, an einem Abend. Das ist mir mega peinlich und ich schäme mich in Grund und Boden.
    Ich gehe davon aus, dass ich mir einfach nicht mehr trauen kann, was Alkohol angeht, dass ich zu tief drin hänge und das daher die einzige Konsequenz ist, nie wieder Alkohol zu trinken.
    Ich möchte auch keinen Alkohol mehr trinken, ich möchte gern abstinent leben.
    Ich habe jetzt nur Angst, dass ich mir nicht trauen kann und dass nächste Woche die Welt schon wieder ganz anders aussieht und ich nicht durchhalte.
    Daher habe ich mich jetzt hier wieder gemeldet und hoffe, dass ich mit eurer Hilfe durchhalten werde.

    Viele Grüße, <br />Risu

  • Hallo Risu,

    Ich habe jetzt nur Angst, dass ich mir nicht trauen kann und dass nächste Woche die Welt schon wieder ganz anders aussieht und ich nicht durchhalte.

    Das ist eine Angst, gegen die du meiner Meinung nach etwas tun kannst.

    Ich habe beim Ausstieg aus meinen Süchten die Erfahrung gemacht, dass es von erfolgsentscheidender Bedeutung war, eine hohe Motivation zum Ausstieg aufzubauen und diese zu erhalten. Beides bekam ich durch das Lesen der Berichte von Menschen, die vor mir erfolgreich aus ihrer Sucht heraus gekommen waren. Ich werde einen bestimmten Bericht nie vergessen. Der stammte von einem Menschen, der während seines Ausstiegs von wirklich harten Schicksalsschlägen getroffen wurde und der sich trotzdem nicht von seinem Weg raus aus der Sucht abbringen ließ.
    Der wusste einfach, was für einen Schatz er durch den Ausstieg gewonnen hatte.

    Und genau das wollte ich auch erleben.

    Willkommen im Forum.

    Bassmann

  • Danke Bassmann,

    das ist ein guter Tipp, an der Motivation zu arbeiten. Ich habe mir schon ein Motivationsbuch bestellt, in der Hoffnung dass es etwas bringt.

    Vor vier Jahren habe ich mit dem Rauchen aufgehört. Das habe ich auch geschafft und heute bin ich überglücklich, dass ich nicht mehr Rauchen muss! Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich jemals wieder eine Zigarette anzünden will.

    Ich hoffe, da komme ich mit der Abstinenz auch mal hin.

    Das mit dem Alkohol ist soooo peinlich! Eigentlich ist es mir schon peinlich, wenn ich bei einem schnellen außer Haus Essen mal eben schnell zwei Wein kippen muss....

    Und wenn mein LG nicht dabei wäre könnte ich auch nicht aufhören. Das ist mir klar.

    Das schaff ich nur wegen der „sozialen Kontrolle“. Und das bedeutet, dass ich unfrei bin... Gefangene der Sucht.

    Viele Grüße, <br />Risu

  • Ich denke im Moment viel darüber nach, wie unglaublich das ist, dass ich jahrelang meinen Alkoholkonsum normal fand. Ich bin 44 Jahre alt und habe schon mit 19 Jahren angefangen missbräuchlich zu trinken und dann jahrzehntelang fast täglich Alkohol getrunken und am Wochenende „Reset- Trinken“ praktiziert...

    Ganz tief drin wusste ich schon, dass das mit dem Reset Trinken nicht i.O. ist, aber grundsätzlich fand ich das normal jeden Tag zu trinken und am WE halt ganz viel zu trinken.

    Das mit dem Reset Trinken am We fand ich schon immer schlimm, aber irgendwie hatte ich auch immer das Gefühl, das zu brauchen.

    Danach war ich geläutert, irgendwie wieder auf dem Teppich. Ansonsten neige ich manchmal zu fiesen Höhenflügen und denke ich wär die Tollste.

    Alkoholexesse haben mich dann wieder an meinen Platz zurück gebracht. Ich bin doch nicht die Tollste, ich bin nur ein mieses charakterlose Stück...

    ...oder, wenn ich gnädiger mit mir war: ein Mensch, ganz normal und fehlerhaft, mit Schwächen.

    Viele Grüße, <br />Risu

  • Hallo Risu,

    herzlich Willkommen oder vielleicht besser welcome back, Du warst ja schon mal hier.

    Ich bin Ende 40, Alkoholiker und trinke jetzt schon länger keinen Alkohol mehr. 44 ist ein gutes Alter um mal über sein Leben nachzudenken und sich zu überlgen, was man eigentlich von Leben noch erwartet. Wenn Du weiter trinkst, wird Dein Leben einfach weiter so dahin fließen wie bisher. Wahrscheinlch wird es irgendwann schlimmer werden mit der Sucht und was Dich dann da alles so erwarten könnte, das kannst Du hier ha vielfach lesen.

    Aber Du hast ja beschlossen einen anderen Weg zu gehen. Dazu kann ich Dich nur beglückwünschen.

    Darf ich Dir ein paar Fragen stellen? Ich mach einfach mal:

    Was tust Du noch außer hier im Forum zu schreiben? Warst Du beim Arzt, Suchtberatung, Selbsthilfegruppe, Psychologe? Oder planst Du in diese Richtung irgendwas zu machen? Wie sieht es mit Deinem Umfeld aus? Wissen die Bescheid, hast Du Dich geoutet oder willst Du das tun?

    Welche Pläne hast Du für Dein künftiges Leben, wie willst Du Dein neues Leben gestalten? Konntest Du darüber schon mal nachdenken oder ist das noch zu früh?

    Ich frage deshalb so nach, weil die vielen Geschichten anderern Alkoholiker zeigen, dass es wichtig ist mehr zu tun, als nur nicht mehr zu trinken. Nicht jeder muss seine gesamte Alkoholgeschichte bis in Detail aufarbeiten und analysieren, aber jeder sollte sich Gedanken machen, wie er die Abstinz erreichen kann und wie er sie auf Dauer sichern möchte.

    Ich freue mich auf einen Austausch mit Dir und wünsche Dir alles Gute!

    LG
    gerchla

  • Hallo Gerchla,

    Danke für dein Willkommen.

    Ich weiß schon, dass es schlimmer sein kann. Vor drei vier Jahren hing ich mal recht tief drin und dachte, ohne ein bis zwei Flaschen Wein am Abend könnte ich nicht leben.

    Da war ich schon mal bei der Suchthilfe, zur Beratung. Man schlug mir eine ambulante Therapie vor, aber ich könnte mir dass mit der Abstinenz nicht vorstellen.

    Ich habe es dann irgendwie geschafft den Konsum stark zu reduzieren. Aber eigentlich denke ich jetzt, dass Abstinenz der einzige Weg für mich ist.

    Ich fühle mich jetzt stärker, es schaffen zu können. Wie das jetzt aussehen soll, weiß ich auch nicht genau. Mein erster Schritt war mich hier zu melden und überhaupt irgendwie anzufangen.

    Ich würde auch gerne in eine reale SHG gehen.

    Ob eine Therapie hilfreich wäre, oder nicht, weiß ich nicht. Ich bin selber psychologisch gebildet, dass macht es nicht leichter. Ich habe auch schon mal Therapie gemacht wegen Depression und fand es alles in allem nicht sonderlich hilfreich.

    Ich habe mir noch ein Buch bestellt und mache demnächst einen Kursus zur Stressbewältigung mit.

    Mein Umfeld weiß auch noch nicht Bescheid. Ich muss erst mal Kraft und Gewissheit für mich tanken.

    Viele Grüße, <br />Risu

  • Hallo Risu,
    meine Frage, an welchem Punkt du stehst, die ich dir an anderer Stelle gestellt habe, zieh ich zurück.:)
    Ich glaube, du bist bereits jetzt auf dem richtigen Weg und vielleicht kurz davor, das Abenteuer zu wagen.
    Ich nenne den Austieg jetzt mal so, weil er ein Aufbruch ist.

    Ohne 'Leistungsdruck' wünsch ich dir den Moment, an dem die Neugier auf ein neues Leben größer ist, als die Angst, zu scheitern.

    Was genau hält dich ab, es in Angriff zu nehmen?

    L.

  • Hallo Lichtzwei,

    der 5. Tag ist geschafft und es fühlt sich gut an. Ich war gestern mit meinem LG essen, er hat ein kleines Bier getrunken und ich nichts.

    Das ist zwar erst mal komisch. Aber da muss ich wohl durch. Er ist jemand der schon sein ganzes Leben der Ansicht war, dass das erste Bier immer am Besten schmeckt. Und dabei bleibt es dann auch meistens.

    Bei mir haben alkoholische Getränke schon immer Lust auf mehr gemacht. Vermutlich liegt es daran, dass es bei mir schon immer um die Wirkung ging und weniger um den Geschmack.

    Ich denke ich bin gerade dabei den Ausstieg zu wagen. Nur... ich kenne mich ja und habe bestimmt schon 1000 x in meinem Leben gesagt, dass ich nie wieder Alkohol trinke....

    Daher muss ich erst mal gucken, ob ich mir selbst trauen kann und mir Strukturen schaffen, die mir helfen.

    Als ich mit dem Rauchen aufgehört habe, hat mir ein Forum sehr geholfen. Da gab es auch einen Tageszähler, das hat auch motiviert.

    Eine Tageszählerapp habe ich jetzt auch und ich hoffe, dass das Forum mir hilft.

    Eine SHG habe ich mir ausgeguckt, wo ich nächste Woche mal hin will.

    Die nächste Frage ist: ambulante Therapie ja oder nein? Oder vielleicht einfach noch mal eine normale Psychotherapie. Vielleicht wäre es hilfreich, wenn ich mich mal beraten lasse? Was meint ihr?

    Viele Grüße, <br />Risu

  • Ich denke gerade viel über den Alkohol nach und stelle fest, dass es paradox ist.

    Solange man trinkt, hat man nie genug...
    Und am Ende stellt man immer fest, es war zu viel.

    Viele Grüße, <br />Risu

  • Hallo, Risu!

    Auch von mir ein (verspätetes) WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Schön, dass Du Dich entschlossen hast, etwas zu unternehmen und gestartet bist. Wie heisst es doch so schön: Jede große Reise beginnt mit dem ersten Schritt!

    Wie geht es Dir jetzt? Warst Du bei der SHG, die Du Dir ausgeguckt hast? Hat die Traute gereicht, um auch hineinzugehen - oder hast Du ersteinmal nur von außen geschaut (wärst nicht die Erste, die sich nicht hineintraut)?

    Erzähl uns von Deinen Erfahrungen, egal ob sie gut oder schlecht sind - Du wirst sehen, es ist Dir danach leichter.

    Ich wünsche Dir jedenfalls für die Anfangszeit viel Kraft, Durchhaltevermögen, Unterstützung durch Deinen Lebensgefährten - und hier einen guten Austausch.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo,

    Ich bin noch da und ich bin bei Tag 19 der Abstinenz.

    Es läuft ziemlich gut bei mir. Das erstaunt mich sehr, ich hatte mir das viel schwerer vorgestellt.

    Ich habe fast kein Verlangen. Nur ganz selten ploppt mal so ein Gedanke auf, der mir vorgaukelt, dass es nett wäre jetzt was zu trinken. Es gibt zwei / drei Situationen die ich noch komplett meide, z.B. Essen gehen, beim Griechen, wo man direkt und ungefragt einen Uzo hingestellt bekommt.

    Ich bin tatsächlich an einem Abend zu einer SHG gefahren, aber ich hätte wohl vorher anrufen sollen, denn es war keiner da. Ich habe auch den Raum nicht gefunden und ziemlich lange rumgesucht.

    Da es bei mir gerade so gut läuft und ich auch gerade andere Abendgestaltungen ausprobiere, verschiebe ich das Thema SHG erst mal...

    Ansonsten versuche ich sehr gut auf mich zu achten und nichts stressiges oder aufregendes zu machen um nicht aus meiner Ruhe zu kommen.

    Ich glaube ein Problem von mir sind Situationen in denen sich Stress oder auch positive Spannung immer weiter aufbauen. Dann gerate ich immer mehr in ein Gefühl von innerer Anspannung, dass sich über Tage hinweg ziehen kann und das ich dann nicht mehr abbauen kann.

    Ich versuche gerade solche Spannungen gar nicht erst entstehen zu lassen.

    Viele Grüße, <br />Risu

  • Hallo Risu,

    ich bin auch erst kurz hier im Forum angemeldet. Ich bin knapp 50 und lebe seit fünf Jahren trocken. Verstanden, dass ich Alkoholikerin bin, habe ich erst in den letzten Jahren, obwohl ich wie du viele viele Jahre regelmäßig und missbräuchlich Alkohol getrunken habe.

    Was du beschreibst - gut auf dich zu achten und zu gucken, wie es dir gerade geht - das war auch für mich am Anfang die wichtigste Hilfe (und ist auch immer noch sehr wichtig). Und mir dann auch zu gestatten, etwas anders zu machen als vorher (in trinkenden Zeiten), auch wenn das um mich herum vielleicht Irritation auslöst.
    Das ist ja oft das Fatale - ist es bei mir - dass ich eben NICHT Irritation auslösen wollte bei meinen Mitmenschen, und dann u.a. auch getrunken habe, um in Situationen zu funktionieren, die nicht für mich passten. Und seit ich mit Trinken aufgehört habe, muss ich (darf ich!) lernen, nicht nur auf meine Befindlichkeit zu achten, sondern auch auf mich Rücksicht zu nehmen, mich zu BEachten.

    Zum Thema SHG: ich bin erst in eine gegangen, da war ich schon anderthalb Jahre trocken. Und seither gehe ich regelmäßig. Wenn du aber den Impuls ursprünglich hattest, versuchs doch einfach nochmal.

    Ja, und bei der Suchtberatung kannst du vielleicht einfach mal dich beraten lassen und gucken, was es noch für Möglichkeiten gibt, die dich unterstützen können. Du musst ja nicht so alleine für dich trocken werden, sondern kannst dir auch - zusätzlich zum Forum - noch Hilfen suchen.

    Wünsche dir ein schönes Wochenende.

    Gruß
    Camina

  • Guten Morgen Risu,

    schön von Dir zu lesen. Und dann noch so Positives!

    Zitat

    Ich habe fast kein Verlangen. Nur ganz selten ploppt mal so ein Gedanke auf, der mir vorgaukelt, dass es nett wäre jetzt was zu trinken.

    Das freut mich für Dich. Bei mir war das damals ähnlich. Der Wunsch zu trinken kam bei mir kaum auf. Einerseits ging es mir psychisch so schlecht, dass ich überhaupt keinen Bock mehr hatte auf das Zeug, das dafür verantwortlich war und andererseits ging es bei mir mit jedem trockenen Tag körperlich derart bergauf, das mich das zusätzlich motivierte. Diese Verbesserung meiner körperlichen Verfassung, z. B. das schnelle Abnehmen zahlreicher Kilos, hat mich neben dem festen Willen nie mehr so weit unten sein zu wollen wie ich gerade war (hier vor allem psychisch) zusätzlich motiviert.

    Zitat

    Es gibt zwei / drei Situationen die ich noch komplett meide, z.B. Essen gehen, beim Griechen, wo man direkt und ungefragt einen Uzo hingestellt bekommt.

    Grundsätzlich mag ich es eigentlich gar nicht, jemanden der so postives erlebt wie Du gerade dann mit erhobenen Zeigefinger darauf hinzuweisen, dass er achtsam sein soll und nicht zu schnell glauben soll, das es reicht einfach nur nichts mehr zu trinken, auch wenn ihm das gerade vielleicht ganz leicht fällt. Ich will damit sagen, Du tust sehr gut daran bestimmte für Dich gefährliche Situationen zu meiden. Der berühmte Grieche, ja das kenne ich auch. Wenn ich da heute hin gehe, dann sage schon beim ersten Kontakt mit dem Kellner, dass er mir keinen Ouzo bringen soll. Manchmal ist aber der erste Kontakt der, dass er den Ouzo an den Tisch bringt und dann erst guten Tag sagt. Da frage ich dann meine Begleitung ob jemand meinen Ouzo möchte und wenn nicht, dann geht er entweder zurück oder bleibt einfach stehen. Mich juckt das heute nicht mehr.

    Aber denke bitte auch daran, dass Du in unverhoffte Situationen geraden kannst. Diese sind, so meine Erfahrung, die schwierigsten. Die Triggerpunkte die Du kennst kannst Du gut umschiffen. Aber wenn spontan was passiert braucht es einen Plan. Wie reagierst Du wenn Dir jemand unverhofft Alkohol anbietet, womit Du gar nicht gerechnet hast, z. B. oder was tust Du, wenn dieser Mensch trotz mehrmaligem Verneinen Deinerseits hartnäckig bleibt usw.

    Wenn Du mal länger trocken bist, können Dich solche Situationen gar nicht mehr aus der Ruhe bringen. Am Anfang kann es hochgefährlich sein. Ich habe mich z. B. auch auf die Situation vorbereitet was passiert, wenn ich mal ungewollt Alkohol zu mir nehmen sollte. Und tatsächlich ist mir das auch in den jetzt schon vielen trockenen Jahren mehrmals passiert. Einmal griff ich tatsächlich ganz klassisch zu einer Schnapspraline, die jedoch aussah wie ein sehr bekanntes Schokokonfekt und wäre nie auf die Idee gekommen, dass das was anderes sein könnte. Tja, schwupp in den Mund und draufgebissen. Und der Schnaps ergoss sich in meinen Mundraum. Es war ein komisches Gefühl, kurz stieg Panik in mir auf, dann jedoch griff mein Plan. Nämlich das mich das ganz sicher nicht aus der Fassung bringen wird und auch nicht rückfällig werden lässt. Und so war es dann auch, das ist jetzt auch schon einige Jahre her.

    Und dann gab es noch die ein oder andere Situation, wo ich während des Essens oder auch im Nachhinein erfahren habe, dass z. B. in einem Kuchen Alkohol verbackt wurde oder in einer Soße. Wenn ich es während des essens erfahre oder schmecke, dann breche ich selbiges sofort ab und bitte um etwas anderes. I. d. R. frage ich auch vorher, wenn es etwas ist, wo Alkohol enthalten sein könnte. Erfahre ich es ihm Nachhinein, hake ich es einfach ab. Sowas kommt aber äußerst selten vor.

    Zitat

    Da es bei mir gerade so gut läuft und ich auch gerade andere Abendgestaltungen ausprobiere, verschiebe ich das Thema SHG erst mal...

    Es ist sehr schön, dass Du keine Probleme hast, Deine neu gewonnene Zeit, also vor allem die Zeit abends, mit sinnvollen Tätigkeiten zu verbringen. Allerdings war für mich die SHG nicht dazu da, meine Zeit zu verbringen oder rum zu bringen ohne an Alkohol zu denken. Ich ging in die SHG um zu lernen, um zu erfahren wie andere es gemacht haben, um mir auch den ein oder anderen Rat abholen zu können. Und ehrlich gesagt, meine Zeit dort war Gold wert. Ich traf dort z. B. einen Menschen, der neben mir saß und mir erzählte, dass er vor ein paar Wochen nach jahrelanger Trockenheit einen fürchterlichen Rückfall hatte. Der saß da einfach neben mir, ein ganz netter und liebenswürdiger Mensch, gepflegt und sehr sympathisch. Und der erzählt mir, kurzeittrocken, seine Geschichte. Und dass er es jetzt aber wirklich schaffen möchte usw., dass sich seine Frau aber nach diesem Rückfall jetzt endgültig getrennt hat usw.

    Diese Gespräch ging nicht spurlos an mir vorüber. Und es gab noch einige mehr. Deshalb war ich in einer SHG, um zu lernen und auch um meine Sucht zu verstehen um sie dann auch aufarbeiten zu können.

    Zum Thema Aufarbeiten: Für mich war das meine zentrale Aufgabe. Nach den ersten Wochen ohne Alkohol wurde mir klar, dass ich nicht einfach nur nichts mehr trinken will sondern dass ich für gute und zufriedene Zukunft auch wissen muss, wie das alles so kommen hat können. Und warum. Und dieses warum, das war mir schnell klar, war nicht deshalb, weil ich Stress hatte, alles schief lief und das Leben ungerecht zu mir war. Denn andere hatten das auch und tranken nicht. Das lag viel tiefer, da ging es um Verhaltensmuster, um Dinge die ich als Kind nicht gelernt hatte usw. Es war mir enorm wichtig mir darüber im Klaren zu sein. Denn damit konnte ich auf bei künftigen Problemen ganz anders reagieren. Und den Gedanken irgendwas mit Alkohol lösen zu wollen erst gar nicht aufkommen lassen.

    Zitat

    Ich glaube ein Problem von mir sind Situationen in denen sich Stress oder auch positive Spannung immer weiter aufbauen. Dann gerate ich immer mehr in ein Gefühl von innerer Anspannung, dass sich über Tage hinweg ziehen kann und das ich dann nicht mehr abbauen kann.

    Siehe meine Zeilen von oben. Vermeidung von Situationen die Du als problematisch erkannt hast ist sicher eine gute Strategie. Allerdings ist das Leben nicht immer plan- und berechenbar. Man muss also auch lernen mit solchen Situationen umzugehen, wenn sie einen trotzdem widerfahren oder wenn sie unvermeidbar sind. Das bleibt leider nicht aus, denn nur weil wir jetzt nichts mehr trinken fasst uns das Leben nicht mit Samthandschuhen an.

    Ich würde mich freuen immer wieder mal von Dir zu lesen und dadurch Deinen Weg ein wenig begleiten zu können. Ich wünsche Dir alles Gute. Du bist auf einem sehr guten Weg!

    LG
    gerchla

  • Guten Morgen,

    Vielen Dank für eure interessanten Rückmeldungen.

    Ihr habt Recht, ich werde es doch noch einmal mit einer realen SHG probieren. Da kann man vielleicht auch mal die Sachen sagen, die man nicht für immer und ewig im Internet gespeichert haben möchte. :)

    Und es ist auch mein Wunsch mich weiter damit auseinander zu setzen und noch mehr darüber zu lernen, warum es so gekommen ist.

    Ich muss ja auch nicht jede Woche hingehen, aber es ist doch gut, wenn es einen Ort gibt, wo ich hingehen kann, wenn ich den Austausch brauche.

    Noch ein Vorteil ist, dass man Geschichten und Sorgen von anderen hört. Online liest man ja doch immer etwas selektiv und pickt sich das raus, was man lesen möchte.

    Was Kuchen und Soßen angeht, habe ich eigentlich keine Bedenken. Ich glaube, dass ich eher psychisch abhängig bin und noch nicht körperlich. Daher macht mir sowas keine Sorge.

    Ich habe festgestellt, dass ich immer auf Wirkung getrunken habe, auch in den letzten Jahren, halbwegs kontrolliert ging es um den kleinen Dusel, den ich haben wollte.

    Den Dusel kriegt man ja nicht von Soße essen. Andererseits, wer weiß, vielleicht aktiviert der Geschmack ja doch unbewusst irgendein Suchtgedächtnis.

    Daher werde ich darauf achten, dass auch in den Speisen kein Alkohol ist. Also: Tschüß, Tiramisu. Tschüß, Lieblingseisbecher. Ich werde mal nach neuen Lieblingsdesserts Ausschau halten müssen.

    Viele Grüße, <br />Risu

  • Den Dusel kriegt man ja nicht von Soße essen. Andererseits, wer weiß, vielleicht aktiviert der Geschmack ja doch unbewusst irgendein Suchtgedächtnis.

    Daher werde ich darauf achten, dass auch in den Speisen kein Alkohol ist. Also: Tschüß, Tiramisu. Tschüß, Lieblingseisbecher. Ich werde mal nach neuen Lieblingsdesserts Ausschau halten müssen.


    Hallo!

    Alkohol in der Soße kann, muss aber nicht triggern. Das -nicht irgendein- Suchtgedächtnis kann einen ganz schön nerven, insbesondere dann, wenn man es nicht erwartet. Also lieber Vorsicht walten lassen. Mit der Zeit habe ich meine eigenen Sensoren entwickelt. 1) Ich schaue mir genau die Karte an. 2.) Fragen, ob sie mit Alk angerichtet sind 3.) Dran Riechen und 4.) Den Partner probieren lassen.

    Das Tückische am Suchtgedächtnis ist, dass man im Restaurant eine alkoholhaltige Sauce verspeist und nach Rückkehr nach Hause ein gewaltiges Verlangen nach dem Suchtstoff entwickeln kann, da der Wein/Schnaps in der Sauce einen enorm gereizt hat.

    Es gibt diverse Eisbecher ohne Alkohol. Bei unserem Italiener steht auf der Karte, wenn sie ohne bzw. mit Alkohol sind. Also schön die Augen auf halten.
    Mit der Zeit entwickelt man eine Routine darin.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Auch ich freue mich (für Dich), dass es so gut läuft 44.


    Ich bin noch da und ich bin bei Tag 19 der Abstinenz.

    Es läuft ziemlich gut bei mir. Das erstaunt mich sehr, ich hatte mir das viel schwerer vorgestellt.

    So ähnlich ging es mir auch. Als ich dann ca. 1 Jahr trocken war, habe ich es auch in meiner Gruppe angesprochen, dass es mir sogar ein wenig "Angst" macht, dass es so einfach war ... Einerseits war ich natürlich froh darum, aber andererseits: Warum hat es früher nie funktioniert?? Egal - nimm es hin und freu Dich darüber!

    Was das Thema Alkohol in Soßen und Co. angeht, habe ich meine Gedanken schon einmal hier ausführlich dargelegt: Ich bin da voll bei Rekonvaleszent - nicht der enthaltene Alkohol ist das Gefährliche, sondern der GESCHMACK. Der kann triggern. In meiner SHG ist ein Gruppenfreund, den hat einEis mit Rum-Aroma dazu "verleitet", sich richtigen Rum zu holen ... Bei mir war es das alkoholfreie Bier ... Andererseits kenne ich auch Gruppenfreunde, die können gefahrlos alkoholfreies Bier trinken - wie gesagt -es KANN triggern ...

    Auf jeden Fall ist es schön zu lesen, dass Du auf einem guten Weg bist und Du Dich dabei auch noch wohl fühlst.
    Eine reale SHG kann ich Dir nur empfehlen (jetzt weisst Du ja, wo der Raum ist ;) ). Und das hat nicht nur etwas damit zu tun, dass man seine Worte nicht immer und ewig im Internet gespeichert haben möchte, sondern mit dem sofortigen und direkten Feedback. Ich habe gesehen und auch persönlich erlebt, wie gut es tun und aufbauend es sein kann, wenn man direkt getröstet wird, wenn es einem Scheiße geht bzw. wenn man einen großen Erfolg errungen hat. Oder wenn man auch einfach nur mal reden kann - dass ist etwas völlig anderes als irgendwo im Internet zu schreiben.
    Allerdings wichtig: Finde die für Dich richtige Gruppe, wo Du Dich wohl fühlst! Warum? Darum

    Möge es weiter so gut laufen!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Halli hallo,

    ich bin bei Tag 27 angekommen. Und es geht mir gut. Abstinenz wird immer normaler für mich.

    Ich hatte in der letzten Woche das erste Mal eine Situation, in der ich mich ein bißchen gegen Gruppendruck wehren musste und ganz deutlich sagen musste, dass ich keinen Alkohol trinke.

    Das hat aber auch gut geklappt. Es war nur so ein ein Überraschungseffekt, weil ich damit gar nicht gerechnet hatte.

    Ich bin schon ein bißchen stolz auf mich. :)

    Ich wünsche euch ein schönes Wochenende.

    Viele Grüße, <br />Risu

  • Hallo Risu,

    jede solche positive Erfahrung mit sich selbst stärkt für die nächste Situation, habe ich festgestellt.

    Wie ist deine Entscheidung ausgefallen bezüglich Selbsthilfegruppe?

    Ich wünsche dir auch ein schönes Wochenende.

    Viele Grüße
    Camina

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