Beiträge von Oran-Gina

    Ich hab das mit dem ‚ich weiß doch, wie geil der Rausch ist‘ bewusst so provokant formuliert. Mich ärgert es bisweilen, wenn Abhängige so auf das Suchtmittel schimpfen und dabei völlig verschweigen, was es ihnen mal gegeben hat. Man fängt ja nicht mit dem Trinken an, wenn man davon unmittelbar kotzen muss oder überhaupt kein Hochgefühl erzeugt wird

    Ich kann deine Sicht nun etwas besser nachvollziehen.

    Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass viele Extrinker im Nachhinein den Alkohol verteufeln müssen ,um eventuell standhaft zu bleiben ? Ich weiß es nicht.

    Mich ärgert es nicht ,wenn jemand auf ihr damaliges Suchtmittel schimpfen. Es wird seine Gründe haben ,auch wenn manch andere das nicht nachvollziehen können.

    Jeder Alkoholausstieg ist individuell und jeder braucht seine eigenen Mechanismen.

    Was ich an mir beobachte,ist ,dass ich mir oft für andere wünsche, sie würden erkennen, dass der Alkohol ein Teufelszeug sein kann für diejenigen, die keinen gemässigten Umgang damit finden,aber mehr nicht. Ich weiß, dass jeder selbst erfahren muss für sich selbst ,wie ,ob und warum der Alkohol einem gut tut,schadet ...

    Aus meiner heutigen Sicht ist es für mich persönlich unverständlich, dass ich so lang so viel getrunken habe und trotzdem konnte ich diese Haltung erst nach und nach erfahren.

    Ich finde die Aussage, dass der Alkohol seinen Reiz nach drei Jahren Abstinenz verloren hat, schwierig. Natürlich ist der Drang zum Alkohol und der Abstand durch die Abstinenz größer geworden, aber wenn ich in den Kliniken eins gelernt habe, dann das man sich nicht zu sicher sein und werden darf. Wenn dir jemand gegenüber sitzt, der nach 35 Jahren Abstinenz so einen schweren Rückfall hatte, dass der Gang in die Klinik notwendig geworden ist, dann bekommt das Wort Achtsamkeit wörtlich

    Ich finde die Aussage, dass der Alkohol seinen Reiz nach drei Jahren Abstinenz verloren hat, großartig.

    Es ist nicht nur eine Aussage, sondern ich spüre es ,dass ich es großartig finde.

    Warum sollte ich mir jetzt einreden,dass das schwierig ist ? Ich will mich nicht ein Leben lang krank fühlen und mir immer wieder einreden,dass etwas schwierig ist ,obwohl es sich gar nicht schwierig anfühlt.

    Ich bin mir trotzdem bewusst, dass ich niemals einen normalen Umgang mit Alkohol finden würde,würde ich rückfällig werden.

    Dieses Bewusstsein habe ich und ich weiß, dass ich nie wieder dort hin will zu den Zeiten,als ich noch konsumiert habe.

    Ausschliessen kann das wohl keiner ,dass es irgendwann zu einem Rückfall kommen könnte. Trotzdem bin ich mir ziemlich sicher ,dass ich gut auf mich achte und mehr kann ich nicht tun ,als mich gut zu versorgen und mich und meine Bedürfnisse gut im Blick zu haben. Das habe ich erst so nach und nach während der Abstinenz gelernt. Auch jetzt bin ich noch mitten drin in der Aufarbeitung verschiedener alter Verletzungen.

    Gelernt habe ich in den letzten Jahre ,dass Alkohol meine Probleme nie gelöst, sondern verschlimmert hat. Meine damaligen Zeiten im Rausch haben für mich heute nichts positives mehr.

    Ich erlaube mir ,mich an meiner Abstinenz zu freuen und möchte nicht mein Leben lang mit einer Warnweste "es könnte schwierig werden" herumlaufen.

    Oran-Gina

    Die Sucht ist mein Lebensthema. Das Wissen und die Erfahrung möchte ich anderen Menschen vermitteln. Ich stelle mich somit euren Urteil in der Hoffnung, dass dies positiv ausfallen mag. Meinen Podcast findet ihr auf Spotify, Amazon, Apple Music etc.

    Hallo Bighara.

    Erst mal Hallo und herzlich Willkommen.Ich bin seit 3 Jahren abstinent. Meine Vorstellung und meinen Thread findest du hier in dieser Sparte auf Seite 3 unter "Ich bin neu" (Orangina).

    Ich hatte mich damals zu Beginn meiner Abstinenz hier angemeldet und mich dann einige Zeit später wieder aus dem Forum abgemeldet.

    Im Juli 23 meldete ich mich hier wieder unter "Oran-Gina" an.

    Ich habe mir deinen Podcast auf Spotify angehört und möchte dir sagen ,dass ich es mutig finde ,dass du dich in der Öffentlichkeit zeigst und das Thema Alkoholismus offensiv angehst.

    Ich war damals dankbar, Nathalie Stüben entdeckt zu haben ,sie hat mich sehr angesprochen und mir sehr geholfen, überhaupt meinen Alkoholkonsum zu hinterfragen und ich hab sehr viel Beschäftigung (lesend und hörend, aber auch schreibend hier im Forum)gebraucht, um mich meinem Suchtthema stellen zu können.

    Erst viel später hab ich wirklich erkannt ,dass ich ein massives Problem mit Alkohol habe, anfangs dachte ich ,dass ich alles im Griff hätte...

    Was mich persönlich angesprochen hat ,waren auch die vielen positiven Auswirkungen, die in der Abstinenz entstehen.

    Ich brauchte sozusagen etwas Positives, was mich motiviert, tatsächlich den Alkohol loszulassen. Dazu waren mir der Austausch aber auch die positiven Auswirkungen ohne Alkohol von Bedeutung und positive Erfahrungsberichte, die mir geholfen haben,mich vom Alkohol abwenden zu können.

    Heute sehe ich keinen einzigen Grund mehr ,zu trinken.

    Der Alkohol hat seinen Reiz für mich komplett verloren.

    Damals konnte ich mir das wirklich gar nicht vorstellen, wie dieser Zustand überhaupt zu erreichen ist.

    Dein Podcast wird sicher viele Frauen ansprechen, die in einer ähnlichen Situation stecken wie du -> jung, ungebunden, alkoholkrank und Mutter.

    Es braucht ja meist jemanden,mit dem man sich identifizieren kann.

    Das jetzt erst mal so weit von mir.

    Oran-Gina

    Das möchte ich um keinen Preis mehr aufgeben und nie wieder in diese vernebelte, dunkle Alkoholwelt zurück.

    Das klingt sehr gut und das ist schon wieder ein guter Verstärker -Satz ,der sicher noch einen Ehrenplatz verdient hat ;).

    Das Größte für mich damals war auch ,dass ich frei von Scham und Ekelgefühlen war.

    Das körperliche Wohlbefinden war zwar nicht da ,im Gegenteil, ich fühlte mich manchmal sogar richtig schlecht . Das einzige, was sich körperlich gut anfühlte war der klare Kopf.

    „es ist Krankheitstypisch, dass Betroffene jahrelang hoffen, einen angemessenen Umgang mit dem Konsum zu finden und erst eine gefühlte Niederlage brauchen, um weiter gehen zu können.“

    kann ich sofort unterschreiben-mein langer Weg mit der Kontrolle über den Alkohol scheiterte sehr oft... und es hat lang gedauert, bis ich begriffen habe (in Form von Spüren-nicht in Form von Wissen), dass ich auch nicht mit kontrolliertem Trinken weiterkomme. Ich habe verstanden, dass ich schon tiefer drin steckte in der Sucht, als es mir vorher bewusst war. Das war eine echte Niederlage und erst dann wusste ich, JETZT muss ich was ändern.

    Liebe Mia.

    Hier sind meine Buchtipps:

    Der Weg zu echtem Selbstvertrauen-von der Angst zur Freiheit von Russ Harris


    Aus der emotionalen Achterbahn aussteigen ACT für Hochsensible von Patricia Zurita Ona


    Der achtsam Weg zum Selbstmitgefühl -wie man sich von destruktiven Gedanken und Gefühlen befreit von Christopher Germer


    Liebe Grüße

    Oran-Gina

    Viel Input gibt es da von Dami Charf, möglicherweise sagt sie dir etwas?

    Auch wenn s nicht an mich gerichtet war----Dami Charf kenne ich auch :thumbup::thumbup::thumbup:

    Ich befasse mich mit sämtlicher Literatur diesbezüglich-ich bin immer noch eine Suchende und finde immer mehr Gutes für mich, was ich auch dank meiner Abstinenz immer mehr für mich anwenden kann. Vorher wars nur ein Lesen , aber nicht verinnerlichen und anwenden können-ich bin nicht frei von Ängsten aber ich kann nun viel besser damit umgehen. Ich glaube auch, dass das das ZIel ist: im Moment Strategien entwickeln und sich daran erinnern , was es für Möglichkeiten gibt, sich selbst wieder an die Hand zu nehmen.

    Es ist sicher auch eine Utopie, dass Ängste ganz verschwinden.

    Müssen sie ja auch nicht, aber zumindest dürfen sie kleiner werden.

    Ich bin vor Kurzem wieder Autobahn gefahren und es hat mir wieder Spaß gemacht-ich komme wieder da hin, was ich früher selbstverständlich getan habe (Autobahn fahren ) und das ist ein richtig gutes Gefühl wieder Chefin des eigenen Ichs zu werden und sich weniger von der Angst leiten zu lassen.

    Hallo liebe Mia

    ich finde es beeindruckend, wie gut du dich um deine Belange kümmerst und wie schonungslos ehrlich du zu dir bist. Wie mir scheint, nimmst du viele Ratschläge an und setzt sie gleich um. Vielleicht aber merkst du mit der Zeit, dass sich aber noch ganz andere Strategien oder Verstärker dazugesellen. Ich habe damals auch alles aufgesogen, was von außen kam. Ich habe hier viel gelesen und geschrieben, ich habe mich jeden Abend mit dem Thema Alkohol beschäftigt (lesend, Fachliteratur, Nathalie Stüben ). Mein Eindruck war, dass ich nah dran bleiben muss und will, damit ich Erfolg habe und damit mein Suchtgehirn mir nihct wieder ein Schnäppchen schlägt-schließlich gabs diese Situationen viel zu oft.

    Manchmal hatte ich richtig Sorge, dass ich zu nachlässig werde und war wirklich bemüht, alles, was mir brauchbar erschien, umzusetzen auch wenn ich vieles zu dem Zeitpunkt (im Nachhinein betrachtet) noch nicht wirklich kapiert habe.


    Genau, ich meinte mit Verstärkern,dass du alles tust, um nüchtern zu bleiben-dass du dir Strategien überlegst, wie du diesen Weg sicher(er) gehen kannst.

    Ja, ich bin absolut überzeugt, dass du einen gesunden Anteil in dir drin hast, du musst ihn nur noch von deinem Suchtgedächtnis unterscheiden lernen. Manchmal sind die Übergänge nihct immer klar.

    Kleines Beispiel: Wenn ich damals dachte "Ach komm, du kannst dir ja zur Ausnahme einen Wein genehmigen, schließlich hast du dir ja bewiesen, wie leicht es ist, 4 Tage zu verzichten...also bin ich nicht süchtig...also vielleicht hab ich mir das ja nur eingebildet, dass ich alkoholgefährdet bin...und heute mach ich s mir nur gemütlich, mit einem Glas Wein ".

    Man könnte meinen, dass das meine Stimme war, die mir etwas gutes tun wollte, dabei war es das Suchtgedächtnis.


    Auch ich wusste nicht, wie ich mich überhaupt entspannen kann, denn alles (auße Weinkonsum) war recht öd und langweilig. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich auch ohne Alkohol entspannen kann. Dabei kann man viel besser ohne entspannen. VIelleicht ist es auch gut, nicht zu erwartungsvoll da ran zu gehen, vielleicht ist es erst mal nur gut, wie du schreibst, froh zu sein, dass du nüchtern geblieben bist. Alles weitere ergibt sich mit der Zeit!!

    Auch ich habe damals gern weniger gegessen, weil mir der Alkohol wichtiger war.

    Manchmal erinnere ich mich noch mit Grausen daran, wie eklig das Gefühl war, den Alkohol getrunken zu haben, eigentlich schon genug davon zu haben und doch noch ein Glas einzuschenken..mit dem Gedanken " vielleicht esse ich morgen lieber etwas mehr, damit ich den Alkohol nicht so beißend in mir wahrnehme!"

    :huh::huh::huh:?(


    Zu meinen Ängsten:

    Ich habe oft das Gefühl, alleine zu sein, auf mich alleine gestellt zu sein (obwohl das nicht stimmt) und fühle mich mit den Lebensaufgaben überfordert und meine, ich schaffe dies alles nicht... Das ist ein ganz altes Thema:In meiner Familie hatte ich nie den Rückhalt und die Wärme erfahren, die ein Kind gebraucht hätte: Bruder süchtig, mittlerweile sehr gezeichnet und schwer krank, das war und ist mein Dauerbrenner seit ich denken kann und zugleich zu sehen, dass die Eltern weggeguckt haben-Sprachlosigkeit in der Familie, Ausblenden... Auch mein Vater hat viel getrunken, meine Mutter Coabhängig. Ich selbst begann dann in der Studienzeit zu trinken und merkte erst ca vor 10 Jahren, dass ich tatsächlich ein Problem mit Alkohol haben könnte...Mein Thema ist mangelnde Sicherheit und mangelndes Vetrauen-so könnte ich es vielleicht zusammenfassen.

    Ich entwickelte dann Ängste wie Autobahn meiden, keine Flugreisen mehr...Kontakte meiden...

    Gern erzähle ich dir bei Gelegenheit mehr darüber, wenn du möchtest.


    Liebe Grüße Oran-Gina

    Liebe Mia


    Ich habe eine Vorstellung, was du mit Verstärkern meinst, aber bitte: würdest du mir dazu noch ein paar Worte schreiben?

    Gerne... aber zuerst mag ich dir noch mal auf Folgendes antworten. Du hattest geschrieben:

    Ich hatte viele Sätze von euch im Kopf!
    An denen habe ich mich festgehalten.
    Sie haben in den letzten Tagen Sinn und leben für mich durch euch erhalten.
    Also wusste ich zum Beispiel, dass es mich stärkt, wenn ich diesen Moment ohne Alkohol überstehe.
    So bin ich mit dem Hund gelaufen.
    Und habe die Weinschorle bei einer Freundin abgelehnt. Und Zigaretten gekauft, ohne Bier mitzunehmen.

    Genau das meinte ich. Du hattest viele Sätze von uns im Kopf, an denen du dich festgehalten hast. Es waren Sätze, die dich anscheinend vom Trinken abgehalten haben und diese Sätze, aber auch Tätigkeiten meinte ich mit "Verstärkern".

    Du bist mit dem Hund gelaufen, du hast dich an Sätze erinnert, du hast Dir Zigaretten gekauft, aber kein Bier.

    Es gibt sicher noch sehr viel mehr, was dir helfen könnte:

    Tee kochen, im Forum schreiben oder lesen, Atemtechniken anwenden, Yoga, Springseil hüpfen, Sätze notieren (! ) -für mich ganz wichtig...FReundin anrufen, malen, kochen...ganz gleich: irgendwas wirst du finden, auch wenn du sagst, dass du kaum Hobbys hast -aber vielleicht findest du genau jetzt welche, wenn du den Alkohol nicht mehr miss(brauchst).

    Ich habe meine Verstärker anfänglich notiert: Warum will ich nicht mehr trinken ?Ich habe mir eine ganze Liste an Gründen aufnotiert und diese habe ich mir wieder durchgelesen, wenn ich an meinem Vorhaben zweifelte. Zugleich habe ich aber auch aufnotiert, was so schlimm an meinem Alkoholmissbrauch war,ich hab mir alles mögliche notiert und das war befreiend und gut.Wenn ich das immer wieder nachlesen konnte , dann führte mich das sofort wieder zurück in die "richtige" Spur. Ein weiterer Verstärker: Sich belohnen für einen weiteren alkoholfreien Tag-was könnte das für dich sein ?

    Vielleicht hilft es dir auch, wenn du dich tatsächlich mit deinem Suchtdruck unterhältst.

    Ich denke, es ist sehr hilfreich, sich in positive Weise mit der Abstinenz zu beschäftigen-was kann gedacht, getan, organisiert werden, damit der Weg in die Abstinenz sicherer wird.

    Und: was kann gedacht, getan und organisiert werden, dass es zu keinem Rückfall mehr kommt .

    Du schreibst:

    Den Auslöser möchte ich teilen.
    Das größte Potenzial für Angst in mir ist, wenn ich befürchte, meine Bezugsperson zu verlieren. Meine bedeutsamste Bezugsperson ist mein Partner.
    Ich schrieb schon, dass wir gerade in einer Trennung sind. Das ist für mein ganzes System eine Katastrophe.
    Gestern haben wir geredet. Dabei hat etwas diese kalte Verlustangst berührt.
    Eine Angst, die ich Traumakälte nenne.
    Sie kommt immer, wenn mein System einen Hinweis auf Verlust, unberührbarkeit oder kurz gesagt Trennung (im Sinne von Verbindung getrennt) erhält.

    Gestern war es wieder so weit.
    Ich war nur noch ein zitterndes Kind.
    Keine Mia, die 39 ist, einen fast erwachsenen Sohn hat.

    Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Du bist aktuell in einer Trennung und es ist klar, dass du durch die Trennung immer wieder in Trauerphasen und auch in Verlustängste kommst. Ich kenne diese Zustände selbst sehr gut, auch ich habe eine Trennung hinter mir und weiß, was Verlustängste bedeuten -für mich sind Trennungen auch sehr schmerzhaft und Loslassen fällt mir generell schwer. Auch Ängste sind bei mir nach wie vor ein Thema.(die ich übrigens erst jetzt durch meine Abstinenz besser angehen kann). Ich hatte einige Therapien, ich nenne es im Nachhinein Therapieversuche, denn in all den Jahren hatte ich noch getrunken -tagsüber war ich in der Therapie und Abends dann ne Flasche Wein getrunken ).Ein ehemaliger Therapeut sagte mal, dass eine Therapie nur dann fruchtet, wenn man nüchtern bleibt. Ich dachte damals, der hat sie nicht mehr alle. Schließlich war ich in den Therapiestunden immer nüchtern.

    Aber heute weiß ich, wovon er gesprochen hat. Erst durch die Dauerhafte Abstinenz ist es möglich, sich seiner Nöte und Sorgen, Ängste und Traumata zuzuwenden.

    Auch wenn sich vieles dramatisch und schlimm anfühlt, so ist es jetzt umso wichtiger, sich gut zu versorgen und Schritt für Schritt weitergehen und sich nicht zu überfordern.

    Liebe Grüße Oran-Gina

    Auf Arbeit käme ich nie auf die Idee mich zu outen, weil bei der Sorte Kollegen auf alle Fälle das Verständnis fehlen würde und die Gefahr, dass diese "Schwachstelle" ausgenutzt wird, überhaupt nicht mit den eventuellen Vorteilen (da fallen mir im Moment wirklich keine ein) im Verhältnis stehen würde. Für die Kollegen trinke ich einfach nichts und fertig, ohne mich zu rechtfertigen. Das war auch zu Alkoholzeiten nie das Problem, da ich mich auf öffentlichen Festivitäten immer zurückgehalten habe, aber mich dafür im Anschluss "heimlich-unheimlich" belohnt habe.

    Hallo Rent.

    Auch ich finde mich sehr oft in deinen Zeilen wieder.

    Anfangs war es für mich ein großes Thema ,wie ich mich in der Öffentlichkeit präsentiere, wie ich es den anderen "sagen und erklären kann" ,dass ich nicht mehr trinke. Mich hat das phasenweise richtig unter Druck gesetzt, wohl auch weil ich selbst noch sehr wackelig war und mir selbst noch nicht richtig traute.

    Ich hatte auch Sorge , mich Veranstaltungen auszusetzen,in denen Alkohol ausgeschenkt wird (es gibt ja überall Alkohol,wo sich Menschen zusammen finden,Geburtstag, Vernissage, etc...)


    Auch bei der Arbeit ,zum Beispiel bei Ausflügen oder Festivitäten gabs solche Anlässe.

    Kurzum: fast überall.

    Ich wollte meinen Alkoholausstieg eher klein und privat halten,auch weil ich es als ein persönliches und auch als ein sehr verletzliches Thema wahrnahm.

    Ich weihte nur mir sehr nahe Personen ein.

    Bei Arbeitsausflügen war ich die einzige, die alkoholfrei getrunken hat.

    Niemals käme ich auf die Idee ,meinen Kollegen zu offenbaren ,warum ich alkoholfrei trinke.

    Im Prinzip ists absurd,dass das zu erklären ist.

    Jeder Nichtraucher müsste auch nicht erklären, dass er nicht raucht.

    Erst vor Kurzem gab es eine längere Zusammenkunft mit meinen Kollegen.

    Wie immer war ich die einzige "ohne" Alkohol.

    Mittlerweile wissen sie es ,dass ich nichts trinke.

    Es wurde jetzt endlich akzeptiert.

    Was sie sich denken oder worüber sie spekulieren könnten,war mir zu Anfangszeiten unangenehm.

    Mittlerweile aber bin ich selbst so gefestigt, dass es mir egal ist ,was und ob sie darüber nachdenken, das ist ein tolles Gefühl.

    Für mich jedenfalls wird es immer erschreckender,wie viel andere trinken und dass es immer einen Anlass gibt. Bei mir war es ja früher auch so : ohne Alkohol am Abend in einer Bar ,bei einem Geburtstag gabs nie. Das wäre mir nie in dem Sinn gekommen. Heute ists genau anders herum und dafür bin ich sowas von dankbar.

    Guten Morgen Mia

    Nach den eigenen Bedürfnissen zu schauen ,so wie du es machst (du bist müde und schreibst erst dann ,wenn du bereit bist )ist jetzt noch wichtiger als sonst.

    Dein Tag war anstrengend genug.

    Vielleicht magst du bei Gelegenheit mehr davon erzählen, was dich genau geplagt hat.(Fühle dich bitte frei im Antworten- manchmal ists auch besser man liest nur. Einiges muss ja auch erst mal verarbeitet werden ,das kenne ich zum Beispiel von mir : das Schreiben/Antworten braucht seine Zeit und nicht immer kann man auf das eingehen, was einem geschrieben wurde,obwohl es einem sehr gut tut ,was liebe Menschen hier schreiben.

    Mich hat es manchmal angestrengt, in einen Schreibwechsel zu treten,auch weil ich manchmal den Eindruck hatte ,ich möchte auf das wohlwollend geschriebene eingehen ,aber zugleich fehlten mir manchmal auch die Worte oder aber ich merkte ,dass ich mich in Form eines Schreibwechsels zu sehr von mir entfernt hatte ).


    Jedenfalls freut mich sehr ,dass du wieder einen weiteren Tag ohne Alkohol gemeistert hast ,auch wenn s gestern nicht so einfach war.

    Mit jedem weiteren nüchternen Tag geht's weiter und voran und das wird dich stärken.


    Oran-Gina

    Nur mal ein Beispiel: Ich war nach einiger Zeit in "meinem neuen Leben" bei meinem Hausarzt gewesen und habe ihm meine Vorgeschichte und Istzustand gebeichtet. Mir ging es weniger um einen Check, sondern eher um eine Offenlegung/ Hintertürchen schließen, da bei mir oft schon eine Suchtverlagerung mit verschreibungspflichtigen Medikamenten stattgefunden hat und ich mir nicht unter dem Vorwand "Rückenschmerzen", schnell was z.B. aus der Opiat-Ecke verschreiben lassen kann. (Ich hatte meine letzte Packung Tilidin auch gehütet wie ein Kleinod und konnte mich erst nach einigen Wochen meiner Nüchternheit dazu entschließen, diese zu entsorgen)

    Mein Hausarzt wollte mir wahrscheinlich nur etwas Mut zusprechen und hatte gesagt, dass er sich das bei mir gar nicht richtig vorstellen konnte und dass es da ja "ganz Andere" gibt.

    Als ich wieder zu Hause war, wollte ich mir allen Ernstes einreden, dass es doch bei mir wirklich noch nicht soo schlimm ist (hat ja sogar ein ARZT gesagt) und ich es doch ruhig nochmal mit kontrolliertem Trinken probieren könnte. (was ja über Jahre nicht geklappt hat und mich immer verzweifelter werden lies)

    Hallo Rent-das ist mir auch bekannt---ich hatte mir oft auch eingeredet, dass ich ja gar nicht soooo schlimm dran bin, schließlich gab es da ganz "andere" mit einem echten Alkoholproblem. Ich hatte mich auch nie getraut, das auszusprechen, dass ich meine, ein Problem mit Alkohol zu haben. Es gab bei 3 Freunden , denen ich mich anvertraute eine Reaktion, die mich irritierte: Sie meinten alle drei unabhängig voneinander, dass ich doch übertreibe und sicher kein Alkoholproblem hatte, ich würde ja nicht die Symptome aufweisen eines echten Alkoholkers. Der echte Alkoholiker sah so aus: er hat Arbeit, Haus ,Hof und Beziehung verloren, zittert und muss schon morgens Alkohol trinken.

    Dieses Bild hat sich wohl in viele Köpfe eingebrannt und es ist erschreckend, dass genau wegen diesem Bild so viele Menschen weitertrinken, in der Sicherheit"bei mir ists doch nicht schlimm".

    Mir persönlich war aber klar, dass ich weder kontrolliert trinken kann (ich hatte es auch qualvoll versucht-mehrere Jahre nur um wieder festzustellen, ich SCHEITERE wieder und wieder ) noch auf Alkohol "verzichten" kann (damals wars ja noch ein Verzicht-aus damaliger Sicht). Ich wurde unruhig, wenn ich mal wusste, ich konnte 3 Abende lang nicht trinken. Außerdem gab es bei mir selten eine Woche ohne! Zeichen genug, viel zu tief drin zu stecken..

    Ich schaffte es einfach nicht und zugleich redete ich mir immer wieder ein, dass das ja nicht schlimm sei, wenn ich wieder mal nur zum Feierabend einen Wein "genieße". Der SElbstbetrug klappte immer und zwar situationsangemessen-ich hatte immer und immer wieder neue plausible Erklärungen, warum ich noch trinken "darf"-ich führte mich selbst damit Jahrelang an der Nase herum obwohl ich tief innen wusste: Ich hab ein massives Problem. Das waren ganz schlimme Kämpfe für mich, die sich innerlich abspielten und damit ich nicht mehr so viel kämpfe, hab ich mir eingeredet: alle trinken, das ist doch normal UND ich kann jederzeit aufhören , schließlich hab ich ja nicht jeden Tag getrunken...aber die andere Stimme, die mir sagte: Du steckst tief drin-kam auch immer wieder !!!

    Vor Kurzem sagte jemand zu mir "trink doch mal wieder ein Glas Wein zur Entspannung"-allerdings hat diese Person, die das sagte, keine Ahnung von meiner dreijährigen Abstinenz. Ich sagte zu dieser Person: Ich trinke keinen Alkohol.

    Das wird manchmal auch von außen in FRage gestellt, was mich damals echt auf eine harte Probe gestellt hat "Wie sage ich es den anderen, dass ich nichts mehr trinke ?" Heute bin ich sattelfest. Ich bleibe bei meinem Satz: Ich trinke keinen Alkohol. Punkt. Sollte jemand nachfragen, werde ich mich auch nicht erklären, weil es dann eben auch genau zu den Verharmlosungen kommen kann siehe oben: Ich mag mich weder rechtfertigen, mich erklären, noch mich mit diesem Thema auseinandersetzen in Form von Diskussion pro und contra Alkoholiker. Es reicht mir, dass ich weiß, wo ich stehe und dass ich keinen Alkohol mehr trinken will.


    Liebe Grüße

    Oran-Gina

    Guten Morgen Mia

    du schreibst, dass du zum ersten mal spüren kannst, dass es kein Verzicht sondern eine Befreiung ist. Das ist ein richtig guter Moment und ein ganz wichtiger sogar. Erst durchs Spüren kann eine Veränderung besser vollzogen werden, als nur über dein reinen Gedanken. So geht es mir zumindest. Natürlich kann über den Kopf vieles gesteuert werden, aber das, was man dann parallel dazu spürt ist noch viel bedeutsamer für die weiteren Schritte.

    Ja, ich kenne das sehr gut, wenn ich etwas gelesen oder gehört habe und auch vom Kopf her verstanden habe, aber noch immer nicht wirklich verinnerlicht habe, obwohl ich verstandesgemäß eigentlich weiß, was zu tun wäre. So gern würde man eine Situation verändern , aber es geht nicht, weil eben ein bestimmter Baustein fehlt, nämlich die Erfahrung des wirklichen Spürens.

    Erst vor Kurzem hatte ich so einen Moment, er war ganz kurz aber sehr bedeutsam für mich. Vom Kopf her habe ich tausend mal ,mehrere Jahre diese eine Situation vor Augen gehabt, aus der ich nicht herauskam-es gab so viele innere Widerstände. Vom Kopf her aber wusste ich: ich habe alles verstanden und ich fragte mich, warum ich die Situation xy nicht verändern kann, obwohl ich doch weiß, dass... und dann plötzlich am Morgen, als ich das Haus verlassen wollte, um zur Arbeit zu fahren, ich mir meine Schuhe anzog, spürte ich plötzlich, dass ich von innen heraus , also spürbar etwas wahrnahm, dass sich der Gedanke, dieser Lösungsgedanke, den ich jahrelang versuchte umzusetzen auch spüren konnte.

    Das war ein besonderer Moment.

    Ich habe mir für den Abend dann vorgenommen, mir genau diese Situation aufzuschreiben, damit ich mich wieder und wieder daran erinnern kann, wenn ich es nur nachlese. Ich notiere mir neuerdings einiges , was mir wichtig ist oder auch , was mich beschäftigt, damit ich meine Gedanken irgendwo auf Papier festhalten kann. Die Erfahrung hat mir gezeigt, dass meine Gedanken dann weniger ziellos in meinem Kopf herumgeistern, weil ich sie notiert hatte.

    Das Festhalten von Gedanken durchs Aufschreiben verschafft mir auch gleichzeitig mehr Ruhe und Sortiertheit und die Gewissheit, dass ich sie jederzeit nachlesen kann und nichts verloren geht, wenn ich sie aufschreibe. Gleichzeitig muss ich diese Gedanken auch nicht mehr so oft denken, was mir auch ein gutes Gefühl verschafft.Aber zurück zum Spüren: Dieser Moment, den ich gerade erwähnte, ist nun auch festgehalten und ich bin froh, dass ich ihn durchs Lesen jederzeit wieder aktivieren kann und ihn ERLEBEN kann.

    Gerade vermisse ich jedenfalls dieses beschwingte Gefühl. Kochen, aufräumen und dabei diese Leichtigkeit…

    Gleichzeitig ist mir aber alles präsent, was danach folgt. Die Angst. Die Scham. Der hohe Preis an Selbstwirksamkeit (den ich noch weniger bereit bin weiterhin zu zahlen, als die körperlichen Katerfolgen).

    Na, jedenfalls konnte ich vorhin ZUM ERSTEN MAL wirklich spüren, was du über Befreiung, statt Verzicht geschrieben hast. Kennst du das, man liest etwas sinngemäß von unterschiedlichen Quellen hundert mal und verstehts vom Kopf her, aber plötzlich kann man Zustimmung FÜHLEN.
    Das war ein wertvoller Moment für mich, danke!!!

    Als ich damals aufhörte mit dem Trinken, hab ich ein Alkoholfrei-Tagebuch geführt. Ich habe auch viel notiert, meine Gedanken , die ich tagsüber hatte und auch meine inneren Dialoge, die ich furchtbar anstrengend fand und auch, dass mein Suchtgedächtnis mir immer wieder irgendetwas Blödsinniges einflüstern wollte und ich habe mir dann Gegenstimmen dazu überlegt, es war manchmal richtig lästig, aber hilfreich.


    Eines war mir bewusst: Ich will mich nicht nur in Form von Abstinenz vom Alkohol befreien, sondern auch von diesen Gedanken um den Alkohol. Ich wusste, dass das eines Tages endlich aufhört, die Beschäftigung mit dem Alkohol. Auch noch zu meiner Zeit, als ich getrunken habe, war der Alkohol Dauerthema: Wann trinke ich, heute nur ein Glas, morgen dann dafür 2 oder 3 ? Das schlechte Gewissen, die Scham, ausgelöst durch Alkohol waren die schlimmsten Begleiter. Es klebte wie Pech und Schwefel an mir. Ich war nicht mehr existent ohne den Alkohol und das war so erschreckend. Es war, wie wenn er permanent über mich und mein Leben bestimmte. Ich war der Alkohol und er war ich. So ungefähr.Es war jedenfalls nicht mehr wirklich trennbar ...

    Ich hatte ähnlich wie du auch immer wieder Zeiten gehabt, in denen ich aufhören wollte aber dann wieder mein Voraben gebrochen und wieder und wieder zur Flasche gegriffen habe, obwohl ich es nicht wollte. Das gab es mehrere Jahre lang. Mein Vorlauf , bis ich endgültig aufhören konnte, war recht lang. ERst vor drei Jahren hat es geklappt-bis heute: Keinen einizigen Schluck und ich bin so dankbar und froh, dass ich nicht mehr trinken MUSS.


    Du hast geschrieben, dass es Momente gibt, in denen du das beschwingte Gefühl vermisst, wenn du Alkohol getrunken hast-auch das ist "normal", dass diese Gedanken kommen ,schließlich waren es ja häufig diese Zustände unter Alkohol, die einem kurzfristig dieses Gefühl des "wohligen Einlullens " gaben-so zumindest war es bei mir. Ich musste erst mal unterscheiden lernen, woher diese Stimmen und Gedanken kamen: War es ich ? Will ich wirklich trinken ? Oder will mein Suchtgedächtnis wieder mal penetrant versuchen ,mich umzustimmen ?

    Das Suchtgedächtnis versucht mit allen Mitteln und Manipulationen wieder an seinen Stoff zu kommen.

    Ich wollte ihm damals nie wieder das geben, was es von mir wollte: Ich wollte die Oberhand über mein eigenes Leben zurückgwinnen und dazu gehörte für mich, dass ich mich mit diesem Suchtgedächtnis teilweise unterhalten habe und ihm meine Argumente aufgezählt habe und manchmal sagte ich ihm auch, dass er keine Chance hat, mich dazu zu bringen, mich umzustimmen. Das gab mir ganz viel Kraft und Selbstbestimmtheit zurück!!!!!

    Ganz wichtig war für mich auch immer wieder mir diese schlimmen Zustände der Scham vor Augen zu führen, der Selbstablehnung, des Verkatertssein am nächsten Morgen aber auch der Verlust meines Selbstbildes, der Verlust meiner Selbstachtung, der Verlust meines ICHS , sollte ich zur Flasche greifen... ausserdem malte ich mir genügend Momente aus, in denen ich mich wirklich hasste, als ich wieder und wieder zu viel getrunken hatte. Das schreckte mich wieder ab und ich war wieder überzeugt, dass ich nüchtern auf dem einzig richtigen Weg bin.


    Was das beschwingte Gefühl betrifft, von dem du schreibst: es ist im Prinzip ein kurzer Moment, der dir suggeriert, dass das Leben leichter ist mit Alkohol-es ist dein Suchtgedächtnis, das dich hier versucht auszutricksen. Meist gekoppelt mit bestimmten Aktivitäten und Situationen, in denen du früher normalerweise getrunken hast.

    Im Nachhinein betrachtet gab es wirklich nur einen kurzen Moment des wohligen einlullens bei mir, nämlich das erste halbe Glas Wein, aber dann war der "Moment" vorbei. Es ist mir oft auch schon so gegangen, dass ich bei Öffnen der Flasche bevor ich getrunken habe, dieses schlechte Gewissen hatte, der wohlige Moment war zwar kurz da "endlich darf ich wieder trinken"-und doch war das eher ein Ekel, der mich da schon begleitet hatte.

    Wenn ich es heute betrachte, und zurückschaue auf diese Zeit von früher, kann ich nicht mehr behaupten, dass es wohlige Momente waren mit Alkohol, sondern heute spüre ich deutlich, dass diese Momente des ersten Schlucks Weins im Prinzip nur der erlösende Schluck war, der meine Sucht befriedigte. "Endlich wieder Stoff"...

    Mir war damals nie wirklich klar, wenn jemand sagte : Nur das erste Glas stehen lassen-heute weiß ich genau, was das bedeutet.

    Mir war ein Satz von ganz großer Kraft und Bedeutung, als ich mit dem Trinken aufhörte:


    HEUTE TRINKE ICH NICHT.


    Und diesen Satz sagte ich mir jeden Tag. So hatte ich das Gefühl, mir etwas vorgenommen zu haben, was step by step zum Ziel führt :in kleinen Schritten gehts zum Ziel und dieser Satz hatte auch eine bessere Wirkung für mich als der Satz:NIE WIEDER ALKOHOL (denn ein bisschen machte er mir Angst-was ist, wenn ich das nicht schaffe ?)

    Natürlich hatte ich das Vorhaben nie wieder Alkohol zu trinken, aber das war zu Beginner-Zeiten doch eine große Hausnummer, sie hatte so was endgültiges, was ja am Anfang auch ein mulmiges Gefühl verursachen kann.


    Hast du für dich gewisse Strategien entwickelt in Form von "Verstärkern" ?

    Liebe Grüße Oran-Gina

    Guten Morgen liebe Mia.


    Ich bin seit 3 Jahren abstinent,weiblich ,51 jährig.

    Vor 3 Jahren habe ich noch nicht daran geglaubt, dass ich das jemals schaffen könnte-ein Leben ohne Alkohol.

    Aller Anfang ist schwer und wohl auch deshalb ,weil die Vorstellung von einem Leben ohne Alkohol Angst macht,schließlich kennt man sich selbst nur mit dem Krückstock "Alkohol ".

    Deine Zeilen erinnern mich an meine Anfangszeit ,als ich mich vom Alkohol lossagen wollte.

    Einerseits dominiert das stolze Gefühl ,auf Alkohol "verzichtet" zu haben ,wenn ein Tag vergangen ist. Andererseits nagt aber auch die eigene Unsicherheit und die eigene Angst vor sich selbst :" schaffe ich das auch weiterhin?Bin ich "stark" genug um zu widerstehen ?"

    Die Gedanken kreisen vorwiegend um den Alkohol, was sehr anstrengend sein kann,zumindest am Anfang. Aber das Suchtgehirn zieht alle Register und stellt dich auf eine harte Probe.

    Auch der innere Dialog, den du beschreibst kenne ich gut.

    Ich musste damals sehr auf meine Gedanken achten und auch auf die Art und Weise ,wie ich manches formuliere.

    Das Wort "Verzicht " in Bezug auf Alkohol hab ich ersetzt durch eine Umschreibung von :" frei von Alkohol sein ".

    Das hatte für mich eine ganz andere Wirkung ,schließlich verzichte ich nicht auf Alkohol ,sondern ich befreie mich davon.

    Verzicht hat ja etwas von : ich muss mich leider Gottes von etwas "gutem " lossagen und das fällt dann natürlich sehr schwer. Das wiederum löst einen ewigen Kampf mit dem Suchtmittel aus und erschwert den eigenen Weg.

    Du schreibst "ich hoffe das zarte Pflänzchen trägt mich weiter"

    Auch hier ist mir aufgefallen, dass ich früher ähnlich bangte wie du.

    Ich ersetzte das Wort "hoffen" durch "wollen".

    Für mich war damals sehr wichtig, meine eigene Sprache im Blick zu haben,damit ich dem Alkohol weder hinterhertrauere, noch jemals eine Chance geben möchte.

    Ich war überzeugt (auch durch den Podcast von Nathalie Stüben), dass es mir ohne Alkohol besser gehen wird und dass ich MICH vom Alkohol befreien will.

    Oft kam es in meiner Anfangszeit vor,dass ich morgens mit der Frage aufwachte und hochschreckt :hab ich gestern Alkohol getrunken ?

    Ganz erleichtert war ich dann ,als ich die Frage mit Nein beantworten konnte.

    Tief im Inneren war mir lang klar,dass mich der Alkohol zerstört, wenn ich nicht damit aufhören werde und ich wollte wirklich erreichen ,dass ich den Alkohol als das sehe ,was er ist : mein persönlicher Untergang, mein Gift ,meine Selbstzerstörung.

    Ich verzichtete nicht mehr auf meinen Wein,sondern endlich hatte ich ihn los.


    Feiere dich für jeden nüchternen Tag und auch dafür ,dass du bereit bist den Weg zu gehen ganz ohne deine "Geh-Hilfe Alkohol".


    Oran-Gina

    Guten Morgen ExoticConflict

    Sie ist aus der Klinik zurückgekommen und hat wieder angefangen heimlich zu trinken und dir gleichzeitig vorgegaukelt,wie schön es ist ,nüchtern zu sein.

    Sie ist in ihrem alten Fahrwasser und macht so weiter, wie sie aufgehört hat.

    Sie trinkt heimlich und belügt dich.

    Beides macht sie aus ihrer Sucht heraus und nicht weil sie dir schaden will.

    Trotzdem ist das ein sehr schwieriger Konflikt momentan.

    Ich würde sie direkt darauf ansprechen, was du im Badezimmer entdeckt hast,sofern sie es nicht selbst erzählt.

    Letzteres wäre wünschenswerter.

    Die Frage ist ,wie gehst du mit ihrer Sucht um ?

    Wirst du das alles mittragen können und aushalten wollen ?

    Du weißt jetzt von ihrer Sucht, sie war beim Entzug, aber du weißt auch ,dass es womöglich so weitergeht ,wie du es gestern erlebt hast.

    Du wirst kaum einen Einfluss auf sie haben ,denn sie hat das in der Hand wie es mit ihr weitergeht.

    Es ist wichtig, dass du nach dir schaust und auf deine Grenzen achtest.