• Hallo an alle und nachträglich frohe Weihnachten.

    Ein paar Daten zu mir: 62 Jahre, im letzten Jahrtausend bin ich Alkoholiker geworden, seit diesem Jahrtausend trocken.

    1999 habe ich eine dreimonatige Therapie gemacht und bin seit dieser Zeit zufrieden trocken.

    Viele Grüße
    Henri

  • Hallo, Henri: HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    15 Jahre zufriedene Trockenheit 44.

    Ich freue mich, mehr zu erfahren - hast Du in der Zeit SHG besucht oder eher nicht, was "treibt" Dich zu uns, was hat Dich damals zum Ausstieg bewogen ....

    Auf einen guten und fruchtbaren Austausch!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Vielen Dank für den herzlichen Empfang.

    Wie kam es zum Ausstieg? Ganz einfach. Mein Arbeitgeber hat mich vor die Wahl gestellt, entweder Kündigung oder Therapie. Also habe ich mich für die Therapie entschieden, obwohl ich mich zu der Zeit noch nicht als Alkoholiker gesehen habe. In der Therapie hatte ich nach 9 Wochen ein Wochenende frei und durfte nach Hause. An diesem Wochenende wollte ich es wissen. Schaffe ich es, in die Kneipe zu gehen und ohne Alkohol auszukommen oder nicht. Nach zweimaligem Besuch und ohne Alkohol, war mein Ehrgeiz geweckt, denn es war mir nicht schwer gefallen. Eine Verlängerung der Therapie, die vom Therapeuten eventuell vorgesehen war, kam für mich nicht mehr in Frage.

    In der ersten Zeit habe ich die Tage, Wochen und Monate gezählt, dann nur noch die Jahre und irgendwann wurde es zur Selbstverständlichkeit. So wurde aus dem "Ich will nicht trinken" ein "Ich brauche nicht zu trinken". Zum Glück hatte ich nie den Eindruck, dass ich nicht trinken darf, es also ein Verbot gewesen wäre, sondern ich habe immer das Positive daran gesehen.

    In der Therapie wurde uns empfohlen, in eine SHG zu gehen. Daher habe ich noch während der Therapie Kontakt mit dem Kreuzbund (einzige Gruppe, die es in meiner Nähe gibt) aufgenommen. Nach der Therapie bin ich hingegangen und gehe auch heute noch regelmäßig hin. Ob ich es auch ohne Gruppe geschafft hätte? keine Ahnung. Ich kann nur sagen, dass die Gruppe mir sehr geholfen hat, weil es dort Leute gibt, mit denen ich mich über Alkoholprobleme austauschen kann.

    viele Grüße
    Henri

  • :welcome:

    Schön, dass du da bist.

    LG Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Hallo Henri,

    mich interessiert das mit der zufriedenen Trockenheit.
    Wenn ich mir vergegenwärtige, dass ich nicht mehr trinken muss, geht das dann aufkommende Gefühl weit über Zufriedenheit hinaus. Ich spüre dann echte Freude oder sogar Glück.
    Zufriedene Trockenheit muss deshalb wohl etwas anderes sein.
    Nur was?

    Willkommen im Forum.

    Bassmann

  • Ich darf soviel trinken wie ich will, brauche es aber nicht und damit bin ich zufrieden. Anfangs war es vielleicht mehr als Zufriedenheit, aber mittlerweile ist es ganz einfach Normalität.

    Gruß Henri

  • Zufriedenheit in den unterschiedlichen Lebensbereichen, also auch im Bezug zum Alk spürt man nur selbst. Das lässt sich auch schlecht beschreiben und schon gar nicht als Internetrezept publizieren. Die Sucht überlagert und verschleiert viele Situationen in denen man auch zufrieden sein kann, mal als Beispiel der Konsumrausch zu Weihnachten, es geht zufriedener ohne.

    LG Gerd

  • Bei Wikipedia wird es so beschrieben:

    Zitat

    Zufriedenheit ist gemäß dem Bedeutungswörterbuch des Duden:
    a) innerlich ausgeglichen zu sein und nichts anderes zu verlangen, als man hat;
    b) mit den gegebenen Verhältnissen, Leistungen o. ä. einverstanden zu sein, nichts auszusetzen zu haben.

    Die Zufriedenheit kann im Rahmen des Prozesses der Lebensbewältigung ein Ziel des Menschen sein, das zu einem Zufriedenheitserfolg führen kann. Sie ist ein Ziel, das einerseits entdeckt werden möchte und andererseits in der Realisierung mit Anstrengungen verbunden ist. Die Zufriedenheit tritt im Leben nicht automatisch ein, sondern sie muss sich in der ständigen Auseinandersetzung mit der Unzufriedenheit behaupten. Wer in die totale Unzufriedenheit abgleitet, wird im Unglück enden. Letztlich wird derjenige Mensch eher zufrieden und glücklich werden, der es versteht, seine inneren Erfahrungen zu steuern bzw. zu kontrollieren und negative Erlebnisse positiv zu verarbeiten.

    Und zufriedene Trockenheit heisst eigentlich nichts Anderes als: Ich vermisse den Alkohol nicht, weil ich ihn nicht brauche.

    Das Problem von Bassmann ist m.E., dass er einfach nicht akzeptieren kann/WILL, dass dieser "Definition" nicht widerspricht, sich bewusst zu machen/zu halten, was passiert/passieren kann, wenn man leichtsinnig und/oder unzufrieden wird. Dass man nicht die Hinterhältigkeit der Sucht unterschätzen/vergessen darf. Jedenfalls wird von ihm jedes Mal das "Konzept"/die Beschreibung der "zufriedenen Trockenheit" in Frage gestellt (nicht hinterfragt, sondern in Frage gestellt).
    Denn scheinbar muss man seiner Vorstellung nach dann ja ständig debil vor sich hinbrabbeln: "Ich darf nicht trinken, ich darf nicht trinken ..."

    Sorry, aber diese Diskussion hatten wir schon so oft ...

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    Einmal editiert, zuletzt von Greenfox (28. Dezember 2015 um 10:16)

  • ... da greenfox einen Hauch schneller war als ich, und er aus meiner Sicht genau das formuliert hat, was mir auch durch den Kopf ging,
    hier nur noch ein kleiner Zusatz:

    Menschen, die "nur" glücklich sind bzw. dieses von sich behaupten, sind mir suspekt. Für mich gehören zu einem komplexen Erleben meines Seins auch Phasen des Unglücklich-Seins dazu. Wenn ich jedoch - wie gerade zur Zeit am Ende des vergangenen Jahres, alles das bilanziere, was ich in den vergangenen zwölf Monaten erlebt habe, wie ich mich in unterschiedlichen Situationen gefühlt habe, welche Momente der Freude, des Glücks, des Überschwangs - aber auch des Unwohlseins, des Zweifelns, der Unsicherheit, der Wut etc. etc. etc.
    ich durchlebt habe - DANN kann ich mit Fug und Recht sagen:

    ICH BIN ZUFRIEDEN !!!

    Was will ich eigentlich mehr ?

    Beste Grüße
    keppler

    Einmal editiert, zuletzt von keppler (28. Dezember 2015 um 09:01)

  • Guten Morgen Henri,

    schön, dass Du zu uns gefunden hast. Ich finde es immer schön, wenn Menschen die schon sehr lange trocken sind hier schreiben. Ich glaube es ist gerade für neue die loskommen wollen vom Alkohol motivierend, wenn sie sehen, das andere es geschafft haben, auch über viele Jahre hinweg. Und auch wie die verschieden Abschnitte seit des Trockenseins und die Herausforderungen, die ja nicht ausbleiben, gemeistert wurden.

    Zum Thema "zufriedene Abstinenz": Eigentlich geht es doch nur darum, mit seinem Leben zufrieden zu sein. Lassen wir das Wort Abstinez doch einfach mal weg. Manche sagen ja immer wieder, man könne ja gar nicht so zufrieden sein, wenn man sich doch immer wieder mit Alkohol auseinader setzt, z. B. in einer Selbsthilfegruppe oder hier in einer virtuellen SHG. Weil man dann ja dauernd daran denkt. Man könne ja nur zfrieden sein, wenn der Alkohol gar keine Rolle mehr spielt im Leben. Quatsch aus meiner Sicht. Ich bin hier freiwillig und ich setze mich mit Alkohol auseinander weil ich das will, keiner zwingt mich dazu. Zu sagen, das macht mir Spaß wäre vielleicht etwas übertrieben, aber ich mache es gerne und sehe darin einen gewissen Sinn und wenn es der ist, dass ich dem ein oder anderen einen Denkanstoss geben kann der ihm/ihr weiter hilft.

    Für mich bedeutet zufriede Abstinenz somit einfach nur, dass ich mit meinem Leben so wie es jetzt ist zufrieden bin. Eigentlich ganz einfach....

    Henri, ich freue mich mehr von Dir zu lesen.

    LG
    gerchla

  • Mir fällt auf dass in dem Wort 'Zufriedenheit' ja auch das schöne Wort >Frieden< mit enthalten ist - das gefällt mir.

    Grüß Dich hier im Forum, Henri wikende091

    Alles Gute an Dich und bis bald,
    Land-in-Sicht

  • Zufrieden trocken ist ein Teil meines Lebens, aber eben nur ein Teil davon. Alles andere, Gesundheit, Arbeit, Familie, Freunde, usw. hat einen genauso hohen Stellenwert. Zufrieden heißt für mich nicht, dass alles super ist. Es gibt immer Höhen und Tiefen wobei es für mich kein Schwarz-weiß-Denken gibt. Auch zur Zeit meines Trinkens war nicht alles schlecht, aber tauschen würde ich heute mit dieser Zeit sicher nicht. Für diejenigen, die aufhören wollen: nach dem aufhören ist nicht alles eitler Sonnenschein, aber die Probleme sieht man klarer und sie lassen sich leichter lösen. In dem Zusammenhang fällt mir folgender Spruch ein: "Mir geht es gut, wenn auch nicht alles gut ist".

    Gruß Henri

  • Was zufriedene Trockenheit bedeutet, ist mir nach euren Antworten immer noch nicht klar. Dass mit der Abstinenz das Leben nicht plötzlich nur noch aus glücklichen Momenten besteht, ist mir klar. Man könnte ein solches Leben wahrscheinlich auch nicht wirklich schätzen, weil alles zu einem Einheitsbrei vorkommen würde. Am meisten kann ich mit der Aussage anfangen, dass zufriedene Trockenheit gleichbedeutend mit der Erfahrung ist, den Alkohol nicht mehr zu brauchen. Genau diese Erfahrung löst bei mir aber viel stärkere Gefühle wie z.B.Freude aus.

    Gruß
    Bassmann

  • Es tut mir leid, Euch mitteilen zu müssen, dass unser Henri bereits im Dezember 2020 verstorben ist :tml:
    Auch ohne Alkohol kann man krank werden ...

    Er war vielleicht nicht der "Gesprächigste", aber als "technischer Admin" hat er uns doch immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden - er wird uns fehlen ...

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  • Oh, so eine traurige Nachricht. Ich kannte ihn nicht bzw. hatte außer einer kurzen Begrüßung von mir damals, als er hier ankam, keinen weiteren Kontakt. Für mich war er immer die graue Eminenz im Hintergrund, die uns hier technisch bestens betreut hat. Ruhe in Frieden, lieber Henri.

  • Oh. Das ist eine sehr traurige Nachricht. Hoffentlich hat er nicht leiden müssen. Ich wünsche ihm an dem jetzigen Ort Frieden und Freude. Letzte Grüße mit einem großen Herzen von Betty an Henri :sun:

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Hallo,

    obwohl ich Henri nicht „kannte“, war er mir hier im Forum natürlich ein Begriff, und es tut mir sehr leid, das zu lesen.

    Gute Wünsche unbekannterweise für seine Angehörigen!

    Camina

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