Ist es schon zu spät, oder kann man das noch retten?

  • Hallo alle zusammen.

    Ich bin weiblich, Mitte Vierzig, Vollzeit berufstätig und habe ein Kind im Teenageralter.

    Ich bin glücklich verheiratet, treibe sehr viel Sport, eigentlich ist mein Leben nahe an der Perfektion. Wenn da nicht der Alkohol wäre.

    Ich benutze ihn gezielt für genau eine Sache: Mich belohnen, wenn wieder eine harte Woche geschafft ist. Wenn alle Arbeiten erledigt sind, ich im Sport wieder durchgezogen habe, wieder funktioniert habe.

    Dann will ich mich entspannen und es kommt Mommys little Helper aus dem Kühlschrank.
    Ich trinke, wie ich lebe. Schnell, viel, hedonistisch. Einen Tag. Früher ein Mal im Monat, dann alle 2 Wochen, im letzten Monat dann jeden Samstag.

    Und jedes Mal gehts mir danach mies. Abgesehen vom körperlichen Kater plagen mich Panikatacken, schlechtes Gewissen ob meiner Maßlosigkeit, und die Angst, die Kontrolle verloren zu haben.

    Letztes Wochenende hatte ich meinen perönlichen Höhe-, bzw. Tiefpunkt und gesagt: Jetzt reichts erstmal.

    Ich hab schon öfter Pausen eingelegt. Aber diesmal ist es anders.Ich hatte immer ein Ziel. 4 Wochen/ein Monat/bis zur nächsten Party.

    Ich hab diesmal keine Ahnung für wie lange. Ich weiß nur, dass irgendwas in mir eine Reißleine gezogen hat.

    Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht, ob ich eine „lebenslange Abstinenz“ anstrebe. Ich weiß auch nicht, ob man das muss. Aber ich weiß: Ich will grad einfach nicht trinken müssen, was aber nicht heisst, dass ich nicht trinken will. Gerne hätte ich mich gestern für meine fabelhafte Performance letzte Woche mit Promille selbst beweihräuchert und ich fands ziemlich ätzend, das nicht zu tun.

    Und genau das ist das, was mir unfassbare Angst macht. Dass ich nicht nicht trinken will. Ich will trinken. Trotz dieser entsetzlichen Psychokater. Trotz der Tatsache, dass es meine sportlichen Erfolge sabotiert und mich hässlich macht (innerlich wie äußerlich). Wider besseren Wissens.

    Ich glaube, mich rettet grad einfach nur die Tatsache, dass ich unfassbar dickköpfig bin. Nicht der edelste Grund für Nüchternheit, aber es ist immerhin einer.

    Tja und dann hab ich mir so gedacht: „geil, ein Wochenende ohne Kater“. Da gehts Dir mal richtig gut. Und was passiert-nix. Ich fühl mich mies. Ohne Panikatacken zwar, aber mies. Hat mein Kopf sich schon so dran gewöhnt, dass Sonntags die Welt untergeht?

    Long Story short: In meiner Seele und meinem Körper scheint grad EINIGES los zu sein und mir graut mehr vorm nächsten Wochenende, als dass ich mich drauf freue.

    Ich hab schon überlegt, mein Belohnungssystem zu ändern und statt 100€ zu versaufen einen Wellnesstag Samstags zu machen. Mit Massage und allem Zipp und Zapp. Was meint ihr? Gute Idee?

    Und: Ich lese bei den meisten, dass sie so unglaublich happy über die Nüchternheit sind und das Leben so wahnsinnig viel mehr Spass macht. Teilweise schon nach 2 Tagen ohne Stoff. Totale Euphorie. Gibts hier auch jemanden, der wie ich erstmal nicht so unglaublich happy damit ist?

  • Hallo und herzlich Willkommen, Blackisbeautiful ,

    schön, dass du zu uns gefunden hast und dich uns vorgestellt hast.

    Ich schalte dich gleich für den Austausch im öffentlichen Bereich frei und verschiebe deinen Vorstellungsthread in das entsprechende Unterforum.

    Wünsche dir ein gutes Ankommen hier und einen hilfreichen Austausch.

    Freundliche Grüße

    AmSee (als Moderatorin)

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Und: Ich lese bei den meisten, dass sie so unglaublich happy über die Nüchternheit sind und das Leben so wahnsinnig viel mehr Spass macht. Teilweise schon nach 2 Tagen ohne Stoff. Totale Euphorie. Gibts hier auch jemanden, der wie ich erstmal nicht so unglaublich happy damit ist?

    Moinsen bib (ist das ok, wenn ich deinen Namen so verkürze?),

    schön, dass du hier bist. Ich bin w, 61, Mutter, Oma, lange berufstätig gewesen, stamme aus einer krass disfunktionalen Familie. War Hardcorekonsumiererin und bin schon viele Jahre entzogen.

    Unglaublich happy war ich null am Anfang. Stolz ja, über jeden einzelnen Tag. Aber auch unfassbar schuldbewusst, als ich nüchtern den Scherbenhaufen betrachtete.

    Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht, ob ich eine „lebenslange Abstinenz“ anstrebe. Ich weiß auch nicht, ob man das muss.

    Ich wusste das leider erst, nachdem ich alles verloren hatte: Arbeit, Familie. Gibt diesen "tiefsten Punkt" der individuell ist.

    Ach, blöd, das hört sich jetzt beim hinschreiben so furchtbar negativ an. Aber war es damals auch.

    Und lebenslang hätte ich nie geschafft. "Nur heute nicht" klappt allerdings seit langem sehr gut. Bei Thc werden es jetzt im Juni 22 Jahre, bei Alkohol waren es im März 18 Jahre.

    Naja, whatever... Schön is anders? Für mich überwiegen die Vorteile bei weitem. Aber es darf mir auch ohne Suchtmittel mal schlecht gehen zwischendurch. Meine besten Werkzeuge waren laufen statt saufen, reale Selbsthilfegruppe und Therapie.

    Viel Glück 🍀🍀🍀

  • Hallo Blackisbeautiful ,

    nun antworte ich dir als normales Mitglied.

    Was du über dich teilst, erinnert mich an meine Anfänge hier im Forum und welche Gedanken mich damals so bewegt haben.

    Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen möchte ich dir antworten, dass es zunächst mal kaum eine Rolle spielt, ob du lebenslange Abstinenz anstrebst oder nicht.

    Das, was jetzt erstmal zählt, ist, dass du dir eines Problems bewusst geworden ist und dass irgendetwas in dir die Reißleine ziehen möchte.


    Mir hat ein Nutzer hier damals vor viereinhalb Jahren, Ende Oktober ˋ20, ein Experiment vorgeschlagen. Ich zitiere seinen Beitrag an mich mal hier, weil er mich damals nachdenklich gemacht hat. Vielleicht kannst auch du mit seinen Worten etwas anfangen:

    Warum ich das schreibe? Nun, vielleicht willst Du ja mal eine Art Experiment wagen. Vielleicht nimmst Du Dir mal vor wirklich komplett auf Alkohol zu verzichten. Nicht mit dem Vorsatz nie mehr Alkohol zu trinken, was Du Dir ja offenbar gar nicht vortstellen kannst, sondern zeitlich begrenzt. Aber eben nicht nur auf ein paar Tage oder wenige Wochen begrenzt sondern vielleicht mal auf ein halbes Jahr. Ab sofort ein halbes Jahr keinen Alkohol mehr. Das wäre dann so bis Ende April nächsten Jahres, runden wir mal auf und sagen: bis 1. Mai 2021 keinen Tropfen Alkohol, danach alles wieder offen - wie fühlst Du Dich bei diesem Gedanken? Bist Du dabei? Achtung, auch an Weihnachten und Silvester.... kein Sektchen, nichts.....

    Wenn Du nicht süchtig bist, wird Dir das, vielleicht nach einer gewissen Anfangssehnsucht die auch von einer gewissen Gewohnheit kommen kann, relativ leicht fallen. Es gibt viele Menschen die gar keinen Alkohol trinken oder nur in allergeringsten Mengen. Oder nur alle paar Monate mal nur ganz wenig. Wenn Du jedoch schon ein ernsthaftes Problem entwickelt haben solltest, dann wirst Du das auch ganz schnell merken. Selbst wenn Du vielleicht verzichten kannst, wird Dir Dein Kopf, werden Dir Deine Gedanken die Signale geben. Wenn Du ständig an Alkohol denken musst, wenn Du wirklich kämpfen musst um nicht zu trinken, dann wird die Sache ziemlich ernst sein. Und wenn Du es erst gar nicht schafftst, also zur Flasche greifst, egal mit welchem Vorwand Du Dir das dann rechtfertigst, dann weißt Du was die Stunde geschlagen hat.



    Zu Deiner Idee:

    Ich hab schon überlegt, mein Belohnungssystem zu ändern und statt 100€ zu versaufen einen Wellnesstag Samstags zu machen. Mit Massage und allem Zipp und Zapp. Was meint ihr? Gute Idee?

    Probier‘s aus. Die Idee finde ich persönlich gar nicht so schlecht. Ob das allein ausreichen wird oder der Wunsch bzw. das Bedürfnis, dich mit Alkohol noch mehr zu belohnen und da noch eins draufzusetzen, aufkommt, wird sich zeigen.

    Bis dahin erstmal.

    Viele Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Klar kannst Du den Nickname abkürzen:).

    Vielen Dank erstmal, dass so schnell gleich zwei Leute geschrieben haben.

    Also diese „one day at a time“-Nummer finde ich wahnsinnig hilfreich. Hab ich bei meinen Trinkpausen immer so gehandhabt, selbst wenn ich ein Ziel hatte. Ich hab nie gerechnet, wie lange noch, oder gezählt wieviel schon.

    Es ist beruhigend, dass es auch Menschen gibt, die die Nüchternheit nicht sofort so abfeiern.

    Was mir aufgefallen ist, das waren meistens die, die dann nach ein paar Wochen einfach nicht mehr geschrieben haben. Ein Schelm wer böses dabei denkt.

    Jedenfalls brauch ich wohl noch ne Weile, bis sich da bei mir irgendeine Form des Genusses einstellt

  • Hallo AmSee.

    Vielen Dank für Deine Erfahrung.
    Diese Idee mit dem Experiment finde ich gut.

    Ich hab den gestrigen Abend nochmal revie passieren lassen und habs mir glaub ich schlechter geredet als es war. Wir waren bei unseren Freunden, mit denen wir sonst immer feiern und natürlich ist da immer Alkohol im Spiel.

    Ich hatte Null Lust, da hin zu fahren, ohne die Aussicht auf einen befreienden Rausch. Als ich dann aber da war, wars vollkommen ok.

    Ich hatte mir verschiedene Limonaden besorgt (ich steh total auf Limonade und verbiete mir das sonst wegen des vielen Zuckers-eigentlich bekloppt. In der Woche nur Wasser weil man will nicht fett werden und am Wochenende dann Alkohol). Die Limonade hab ich dann in nem Fancy Weinglas mit Eiswürfeln getrunken. Und ich muss sagen, es war schon echt lecker.
    Und ich hatte keinen schlechten Abend.

    Aber das ist halt auch der Dickkopf. Wenn ich mir was vornehme, ziehe ich das durch. Egal in welche Richtung das geht. Egal, ob mir das Freude bereitet oder nicht. Deshalb ist mir auch Alkohol in meiner Peripherie völlig egal.

    Ich hab früher mal gekokst wie ein Staubsauger. Heute bin ich 17 Jahre clean. Ich bin trotzdem in Clubs gegangen, wo die Leute Koksen. Ist mir bis heute echt egal. Ich wollte clean sein. Also hab ichs gemacht.

    Aber nüchtern sein, tja, das wollte ich auf Dauer bisher nie.

  • Schön, dass du zu uns ins Forum gefunden hast, herzlich willkommen hier.

    Nimm dir Zeit um dich etwas einzulesen.

    Ich wünsche dir einen guten Austausch und dass du dich hier wohl fühlst.

  • Blackisbeautiful

    Willkommen im Forum

    Mit Interesse habe ich deine Beiträge gelesen und leicht geschmunzelt über deinen Limettenabend auf der Party. In der Eishockeykluft auf dem Fußballfeld. So kommt mir das vor. Irgendwas passt da nicht so zusammen.

    Jetzt ist es so dass wir all unsere Erfahrungen, die wir bei der Abnabelung vom Elternhaus machen mit Alkohol und Drogen zu tun haben und diese Erlebnisse sind eben durchaus positiv und prägen unsere weitere Entwicklung. Wir kreieren einen Lebensstil und und dieser verfestigt sich im Lauf der Jahre immer mehr. Wenn dann die ersten Breaks kommen ist es nicht mehr so einfach eben mal loszulassen und einen Neuanfang zu beginnen. Wozu auch? Wir haben ja kein anderes Leben kennengelernt und was wir durch unsere Brille sehen erscheint uns doch sehr, sehr trocken zu sein.

    Doch dieser oberflächliche Blick täuscht. Ich habe mich auf das Abenteuer Abstinenz eingelassen und es ist die spannendste Erfahrung immer wieder neu den alten Ballast abzuwerfen und das Leben mit ganz frischen Augen zu sehen. Diese Sichtweise wünsche ich allen die an der Schwelle stehen einer Sucht zu begegnen, sie vielleicht hinter sich zu lassen und endlich beginnen zu leben ohne irgendwelchen stofflichen Krücken und den damit verbundenenen Einschränkungen im Leben.

    Nur heute

    Brant

  • Hallo Blackisbeautiful ,

    Jedenfalls brauch ich wohl noch ne Weile, bis sich da bei mir irgendeine Form des Genusses einstellt

    das entspricht auch den Erfahrungen einiger anderer hier.

    Wie du beim Lesen durch die verschiedenen Threads feststellen wirst, haben wir hier Mitglieder mit ganz unterschiedlichen Wegen und unterschiedlichen Erfahrungen.

    Es kommt wahrscheinlich auch darauf an, wie stark die „Liebesbeziehung“ zum Alkohol noch ist.

    Wenn du dich dafür bedauerst, nicht mehr Alkohol konsumieren zu können oder zu dürfen, ist es schwieriger mit der Abstinenz.

    Bei mir selbst war rückblickend genau das, obwohl ich da bereits ein halbes Jahr erfolgreich abstinent war und glaubte, zufrieden abstinent zu sein, ursächlich für eine Suchtdruck-Attacke.

    Ich hab während der Corona-Pandemie mit dem Trinken aufgehört und wurde, als die Maßnahmen gelockert wurden, mit dem „normalen“ Leben konfrontiert, d.h. mit einem Umfeld, das selbstverständlich Alkohol konsumiert. Und ich hatte da früher kräftig mitgemacht und hatte meinen Spaß daran.

    Ich hatte nicht damit gerechnet, dass bei mir da Bedauern und Selbstmitleid aufkommen könnte, dass ich nicht mehr Alkohol konsumiere.

    Nach diesem überaus heftigen Suchtdruck-Erlebnis, das ich mit Hilfe nüchtern überstanden habe, wurde mir das klar. Daraufhin hab ich damit aufgeräumt.

    Ich hab inzwischen schon lange kein Interesse mehr an Alkohol und keinerlei Bedürfnis, welchen konsumieren zu wollen.

    Ich kann, wenn ich darauf Lust habe, feiern, lustig sein, ausgelassen tanzen und jeden Schxxxx mitmachen. Und das alles nüchtern. 🤣


    Viele Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Brant Also ich hab mich jetzt gar nicht so fehlplatziert gefühlt mit der Limonade😂

    Alsonich will das jetzt nicht verulken, ist ja n ernstes Thema. Humor hat mir aber immer schon geholfen, Dinge als schön zu empfinden, die mir eigentlich keinen Spass machen. Und nicht trinken macht mir grad keinen Spass. Allerdings hat nicht koksen anfangs auch keinen Spass gemacht, daher räum ich dem Ganzen mal ne Chance auf Besserung ein.

    Letztlich hoffe ich einfach, nochmal mit nem blauen Auge davon zu kommen und nicht in die Situation zu kommen, trinken zu MÜSSEN.

    Ob das jetzt bedeutet, dass ich nie wieder trinke oder 5 Wochen oder 5 Jahre, das lass ich mir einfach offen und leb erstmal von einem Tag auf den nächsten.

    Aber Deine Sichtweise klingt absolut erstrebenswert!

  • AmSee13 Das macht mir Hoffnung.
    Ich kann nicht sagen, dass ich mich dafür bedauere aktuell nicht zu trinken. Also ich entscheide das ja. Nichts und niemand zwingt mich dazu. Außerdem hab ich mir die Suppe selbst eingebrockt, da hab ich wenig Mitleid mit mir selbst.

    Aber n Freudensprung mach ich halt auch nicht. Dafür ist es auch viiiiiel zu früh. Ich finde, nur weil ich mal ein Wochenende nichts getrunken habe, kann ich noch nix erwarten. Ich bin da ziemlich Realistisch.

  • Ah, mir fällt noch eine Sache ein, die mich unheimlich bewegt hat gestern. Undzwar war ich gestern im Supermarkt. Vor mir war eine Frau, die vermutlich so alt was wie ich. Sie hatte Spindeldürre Arme und Beine und einen unnatürlich großen Bauch. Ihr Gesicht war ne Mischung aus grau und rot, aufgequollen und unglaublich verlebt. Sie hatte 2 Große Flaschen Weißwein und eine Packung Kippenhülsen aufs Band gelegt. Dann war es für sie an der Zeit zu bezahlen. Sie hatte eine Hand voll Klimpergeld. Und es war ihr nicht möglich, davon die geforderten 6€ irgendwas zusammenzuzählen. Sie hats so lange versucht, bis der Kassierer ihr das abgenommen hat. Ich hab sie angestarrt. Er hat sie angestarrt. Jeder wusste, was los ist.

    Und dann hab ich gedacht-Fuck! So müssen dich letzten Samstag, als Du angetütert in der Stadt vor H und M gesessen hast (ich war mit meinem Teenie auf einer umsonst und draußen Party) auch angeguckt haben. Vielleicht hat mein Kind mich auch so angeguckt? Jedenfalls hat mich das fertig gemacht. So richtig fertig.

  • Ich habe mich an einem bestimmten Tag aus div. Gründen dazu entschieden nie wieder Alkohol zu trinken. Ich habe von heute auf morgen eine Entscheidung getroffen und seit dem bin ich nüchtern. Bei mir gab es den „Klick“ Moment, der alles für mich verändert hat.

    Vor diesem Moment habe ich schon irgendwie gewusst und gemerkt, dass ich viel zu viel trinke. Hatte mir Trinkpausen von 1-2 Tagen auferlegt und mich mühselig da durch gequält, um danach dann eher mehr zu trinken.

    Ich hatte auch Angst der Wahrheit ins Gesicht zu blicken. Heute kann ich nur sagen, Gott sei Dank hatte ich diesen „Klick“ Moment.

    Verzichtsgedanken hatte ich am Anfang meiner Abstinenz auch, die haben sich aber inzwischen in Luft aufgelöst und ich bin dankbar, dass ich nicht mehr saufen muss.

    Ich habe felsenfest hinter meiner Entscheidung gestanden und tue es immer noch. Meine Abstinenz ist mir inzwischen heilig geworden und ist für mich was sehr kostbares.

  • Ich kann nicht sagen, dass ich mich dafür bedauere aktuell nicht zu trinken. Also ich entscheide das ja. Nichts und niemand zwingt mich dazu. Außerdem hab ich mir die Suppe selbst eingebrockt, da hab ich wenig Mitleid mit mir selbst.

    Ich hab das auch so gesehen und sehe das auch so, dass ICH das entscheide.
    Niemand kann mir verbieten, Alkohol zu trinken, und niemand, dass ich abstinent lebe. Das ist ganz allein meine Entscheidung.

    Als ich vor über vier Jahren mit dem Trinken aufgehört habe, habe ich zunächst ja nur die Reißleine gezogen. Aufgeschlagen war ich hier, weil ich mir wegen meines Konsums Sorgen machte und glaubte, hier Menschen vorzufinden, die sich damit auskennen.
    Durch die Erfahrungsberichte anderer hier und durch den Austausch begriff ich erstmal nur, wo ich bereits stand und wohin es mit mir kommen würde, wenn ich zu jenem Zeitpunkt nicht die Reißleine zog.

    Was ich über das nüchterne Leben anderer Nutzer hier erfuhr, machte mir Mut, denn ich hatte mir nicht vorstellen können, dass ein Leben ohne Alkohol ein schönes Leben sein könnte.

    Im Laufe meiner Abstinenz bemerkte ich dann zunehmende Verbesserungen, sowohl körperlicher als auch psychischer Art. Dadurch erst wurde mir am eigenen Leibe bewusst, dass ich mir mit meinem Alkoholkonsum offenbar mehr geschadet hatte, als ich gedacht oder erwartet hatte.

    Das bestärkte mich dann auf meinem neuen Weg. Ich hab zu jener Zeit auch sehr viel zu dem Thema gelesen. Emotional ging’s da mitunter auch richtig rund. - Etwas, was im ersten Jahr übrigens recht normal ist, ich hab das von vielen anderen auch gehört/ gelesen.

    Womit ich nicht gerechnet hatte, war, was die Konfrontation mit dem „normalen“ Leben, nachdem die Einschränkungen wegen Corona aufgehoben wurden, mit mir machte. Das hab ich nicht kommen sehen und es hat mich zu jenem Zeitpunkt offensichtlich vollkommen überfordert.

    Aber n Freudensprung mach ich halt auch nicht. Dafür ist es auch viiiiiel zu früh.

    Kann ich nachvollziehen. Hab ich zu jenem Zeitpunkt auch nicht gemacht.


    Das Bewusstsein, was ich mir für ein Geschenk gemacht hab mit der Abstinenz, die Freude, die Dankbarkeit, der Mehrwert stellte sich erst im Laufe der Zeit ein.


    Viele Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Emily Also ne Trinkpause sind für mich tatsächlich mehrere Wochen. Ich hab jetzt 4 Wochen am Stück jedes WE einen Tag gesoffen. Trinken kann man das nicht mehr nennen. Davor waren immer mindestens 2 Wochen dazwischen. Ich hab ne andere Schlagzahl sozusagen, aber schütte halt trotzdem so viel in mich rein, dass andere ne Woche dafür brauchen. Zumal ich weder Bier noch Wein noch Sekt mag. Ich trinke Wodka-Mixgetränke oder Cocktails. Ich hab durch die Drogensucht ne gefährlich hohe Toleranz. Nach einem Glas sind die Lampen an, aber ich kann dann fast unbegrenzt weiter trinken ohne dass sich der Zustand verändert. Eine Flasche Wodka ist so auch schon mal leer geworden.

    Erstaunlicher Weise erreiche ich aber immer einen Punkt, an dem ich nicht mehr mag. Ich lasse das Glas stehen und trinke nur noch Wasser wie blöde. Der Kater ist bei den Mengen natürlich trotzdem lang und heftig.

    Und darauf hab ich grad absolut keinen Bock. Ich liebe den Rausch, aber ich fürchte den Tag danach. Und von diesen Tagen danach gabs einfach zu viele in den letzten 4 Wochen.

    Mir wird schon wieder ganz anders, wenn ich jetzt dran denke, wie mein letzter Sonntag war.

  • Ich kann, wenn ich darauf Lust habe, feiern, lustig sein, ausgelassen tanzen und jeden Schxxxx mitmachen. Und das alles nüchtern. 🤣

    Genau. Nüchtern sind "wir" (mindestens also du und ich^^) nicht mehr schüchtern, lach... 💃🥳😉

    ---

    Wodka. War auch meins. Lässt sich gut kotzen, wenn das Hirn noch braucht, aber der Mund sich schon ekelt. Dauert. Also bis man/frau so an der Kasse steht, in der Kneipe sitzt, auf dem Gartenfest pöbelt, die Kinder sich schämen... Will hier nicht die böse Frau (statt böser Mann) markieren. Nur berichten. Ist mir alles passiert, also bis auf die Supermarktkasse. Gestunken habe ich sicher überall, weil auch noch nikotinsüchtig bis 2012.

  • Ich hab jetzt 4 Wochen am Stück jedes WE einen Tag gesoffen.

    OK.

    Ich habe jeden Tag getrunken. Und ich hatte z.B. während der Arbeit oder wenn ich irgendwo unterwegs war nur Gedanken an das nächste Glas Wein. Ich bekam Panik wenn nicht genug zuhause war. Ich habe jahreslang jeden Tag gesoffen. Überwiegend Wein. Es war für mich Höchstleistung es auszuhalten 1 oder sogar 2 Tage nichts zu trinken.

  • ichso Ja, ich rauche auch. Wie ein Schlot. Eigentlich tue ich alles in meinem Leben im binge Modus. Ich trainiere 5-7 Mal die Woche. Hart, immer am Limit. Ich arbeite meine 50 Stunden-in nem Job, den ich nicht mag, der mir aber unverschämt viel Geld bringt. Ich halte restriktiv Diät, so dass es schon was von Kasteiung hat.

    Irgendwann ist der Akku leer und ich saufe, gebe meine letzte Maximumperformance und tanze bis die Klamotten durchgeschwitzt sind. Dann folgt die gnadenlose Erschöpfung, die sich wie Blei um meine Schultern legt.

    Zusammen mit dem Wissen, dass man so nicht alt wird. Das dauert 24 Stunden und am Montag steh ich dann da wie die Montage zuvor. Aus dem Ei gepellt, leistungsbereit und mit perfekter Frisur. Und alles geht von vorne los.

  • Klingt für mich nach harter Überkompensation und einem sehr ausgeprägten Leistungsschema. Nach dem Motto ‚Du bist nur etwas wert, wenn du etwas leistest.‘ Hast du in dir drin mit Minderwertigkeitskomplexen zu tun, die du versuchst mit dem Höher, Schneller, Weiter zu überdecken?

    Ist Kontrolle bei dir ein Thema? Wegen der Diät und dem Sport und allem…

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