Hallo zusammen,
Ich bin w, 30 Jahre alt und leider hat der Alkoholkonsum meines Freundes (33) zu vielen Problemen in unserer Beziehung geführt. Ich bin hier, um mich mit anderen Angehörigen von Alkoholikern auszutauschen, Rat zu bekommen und von euren Erfahrungen zu lernen.
Mein Freund und ich sind seit fast 4 Jahren zusammen und wohnen zusammen. Er ist sehr extrovertiert und hat viele Freunde. Allesamt sind super nett und ich mag alle sehr. Mit fast allen habe ich mich auch angefreundet. Bereits am Anfang fiel mir auf, dass wir seine Freunde immer in Bars treffen und das mein eigener Alkoholkonsum stieg (3-4 Bier aber eigentlich trinke ich wenn überhaupt nur einmal die Woche ein Glas, immer passend zum Gericht das ich esse). Daraufhin achte ich darauf. Dann fiel mir auf, dass mein Freund und ein Großteil seiner Freunde an solchen Abenden 8-10! Bier trinken. Sobald sie anfangen zu trinken, können sie nicht mehr aufhören. Und sie treffen sich 2-3 Mal die Woche seitdem sie 18 Jahre alt sind! Ansonste zu Hause trinkt mein Freund keinen Tropfen Alkohol, nur mit seinen Freunden. Diese Treffen+Alkohol haben folgende Probleme verursacht:
- Viele Dates und Pläne die wir hatten musste er absagen, weil er am nächsten Tag zu verkatert oder müde war
- Er verliert jegliches Zeitgefühl und kommt selten nach Hause um die Zeit, die er angibt wieder zu Hause zu sein oder wo er sich aufhält (z.B. sagt er, er sei um 2 Uhr morgens wieder zu Hause, aber ist dann erst um 9-11 Uhr morgens wieder da ohne mir Bescheid zu geben, weil er bei einem Kumpel zu Hause war und weiter getrunken hat, auch in der Woche!)
- Er verpasste ein paar Mal Meetings bei der Arbeit, weil er seinen Rausch ausschlief, konnte es aber mit "Krankschreibung" oder "Internet ging nicht" verschleiern und es fiel bisher nicht weiter auf.
- Er begann mich mehrmals zu belügen (z.B. "Ja, ich bin im Bus auf dem Weg nach Hause, du kannst mir vertrauen", war dann aber 5 Stunden später erst zu Hause weil er noch in der Bar oder bei Freunden trinken war)
Ich habe den Eindruck, dass er und viele Freunde von ihm Alkoholiker sind und ihren Konsum als normal sehen "alle trinken hier so" und so eine Blase kreiert haben in der sie sich das nicht eingestehen müssen. Wie gesagt, wenn er sie nicht trifft, trinkt er keinen Alkohol.
Ich hatte nun die Schnauze voll und habe vor einigen Tagen, nachdem er wieder nicht nach Hause kam, Schluss gemacht. Ich kann das lügen und "irgendwann taucht er nach Alkohol riechend wieder zu Hause auf" nicht mehr ertragen. Er hat sich dann eigenständig mehr über Alkoholismus informiert und will ab nächster Woche zum AA Meeting gehen. Er sagte er will sich bessern und sieht auch die Verbindung zwischen seinem Alkoholkonsum und seinen Freunden. Er erhofft sich, dass wir wieder ein Paar werden.
Ich habe etwas Hoffnung, da er zu Hause und in mehrwöchigen Urlaube nicht trinkt.... Aber wie verringert oder hört man auf zu trinken, wenn es in Freundesgruppen so verankert ist? Müsste man dann alle Freundschaften aufgeben? Oder würde sich ohne Freunde das trinken auf zu Hause verlagern?
Hat jemand von euch in einer ähnlichen Situation als Betroffener oder Angehöriger gesteckt und könnte seine Erfahrungen/ Rat zu Thema Umgang Freunde und Alkohol teilen?