Hey, ich grüße Euch und stelle mich kurz vor ...

  • Es hat über 40 Jahre gedauert, bis ich so langsam begriffen habe, dass ich etwas gegen meine Alkoholsucht tun muss. Bin 60 J., verheiratet, Mutter, mehrfache Oma, außerdem bin ich Wahl-Bayerin, jedenfalls noch.

    Seit letztem Jahr im Herbst habe ich nur noch sehr selten Alkohol getrunken, hatte eine Entzugsbehandlung und einen kurzen Aufenthalt von 2 Wochen in einer Tagesklinik mit anschließender ambulanter Reha. Mein ursprüngliches Ziel 0,0 % habe ich verfehlt. Deshalb konnte ich auch meine ambulante Reha nicht fortführen, da dort Abstinenz oberstes Gebot war. Also ging ich im Internet auf die Suche nach einem Forum, um mich mit Betroffenen auszutauschen. Wie Ihr seht, habe ich es gefunden :). Meine Trinkmenge war vor dem Entzug in den letzten 5 Jahren regelmäßig am Abend und am Wochenende auch am Tag 2,5 bis 4 l Bier. Ich möchte wissen, wie Ihr es schafft, dem Teufel Alkohol zu widerstehen, vor allem in stressigen (seelischen) Momenten, wenn der Kopf mal wieder denkt, dass jetzt ein ... Bier so schön entspannend wäre - alles Weitere an Themen wird sich dann finden. Ach so, ich komme aus einer Familie, in der ein Elternteil Alkoholiker war und ein Elternteil Persönlichkeitsstörungen (Narzissmus, Nihilismus) hatte.

    Liebe Grüße in die Runde, MargretDD

  • Hallo und herzlich Willkommen, MargretDD,

    ich selbst bin gerade unterwegs, deshalb kann ich dich im Moment nicht freischalten und deinen Vorstellungsfaden in den entscheiden Bereich verschieben. Das schaffe ich erst später.

    Ich wollte dich aber wenigstens schon mal kurz begrüßen.

    Weitere Antworten, wenn sie nicht schon von anderen kommen, folgen von meiner Seite auch später.

    Viele Grüße

    AmSee (als Moderatorin)

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Margret


    Willkommen hier im Forum Ich wünsche Dir einen relaxten und konstruktiven Austausch der dir ein stabiles und gleichmütiges Gerüst für deine weitere Entwicklung gibt.
    Auf deine Frage wie ich mit stressigen Momenten umgehe, da kann ich ziemlich einfach antworten. Ich habe im Lauf der Zeit meinen Lebensstil soweit geändert das viele Unruhestifter gar keine Chance mehr haben mich aus dem Gleichgewicht zu bringen. Für den Rest habe ich dann so kleine Tricks und Kniffe. Ein Spaziergang in der Natur oder auch nur das Zimmer wechseln um dem wichtigsten Menschen in meinem Leben, mir Selbst, ein paar Minuten der inneren Einkehr zu widmen.
    Soweit erst mal. Man liest sich!


    LG Brant

  • Hallo Margret,

    nun bist du freigeschaltet und kannst im öffentlich sichtbaren Bereich Beiträge verfassen. Und dieser dein Vorstellungsfaden ist in das entsprechende Unterforum im öffentlich sichtbaren Bereich verschoben.

    Zunächst einmal kann ich dich nur beglückwünschen, dass du etwas gegen deine Alkoholsucht tun willst, erste Schritte hast du ja bereits unternommen.

    Was mir aus deiner Vorstellung noch nicht so ganz klar ist, ist, worin dein Ziel derzeit liegt. Möchtest du dein ursprüngliches Ziel 0,0 % erreichen und hast es nur deswegen nicht erreicht, weil du sowas wie Suchtdruck hattest und dem nachgegeben hast?
    Oder willst du’s mit dem sogenannten „Kontrollierten Trinken“ zu sehr seltenen Gelegenheiten versuchen?

    Viele Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Guten Morgen Margret,

    ich denke, für den Widerstand hat jeder sein ganz eigenes Rezept und das gilt es auch für sich selber zu finden. Was aber am Anfang eines jeden Rezeptes stehen sollte, meiner Ansicht nach, ist ein ganz klarer, fester Entschluss zur Abstinenz. Dieser MUSS getroffen sein. Und wenn das getan worden ist, dann baut man sich Strategien.

    Hier ist zusammengefasst, was Dir dazu vielleicht Anregungen geben kann:

    Teamwork
    10. November 2023 um 06:08

    Wie ich es herausgelesen habe, ist deine Reha gescheitert, weil Du währenddessen etwas getrunken hast. Wie ist es dazu gekommen?

    VG und Willkommen,

    Honk

  • Guten Morgen AmSee,

    danke, dass ich nun freigeschaltet bin und hier sein darf.

    Ja, ich möchte abstinent leben, das möchte ich schon länger, nur war der Suchtdruck einige Male stärker. Die Reha war aber so aufgebaut, dass wir nicht trinken "durften" und wenn ja, es sofort melden mussten. Gut gemeint, aber das bin ich nicht. Ich möchte frei entscheiden können und ich habe es längst verstanden, dass mir Alkohol nicht gut tut, mich krank macht. Ich weiß, dass es eine Krankheit ist. Alles soweit gut im Kopf, die Ratio funktioniert. Das Mentale schwankt immer noch - bin sozusagen ambivalent - das möchte ich ändern. Sobald ich ein Glas trinke, schreit der Suchtdruck mich an: mehr mehr!!! Also geht es nur abstinent. Ich muss mich nun von einem vermeintlichen falschen Freund verabschieden, der 40 Jahre meines Lebens (eigentlich schon als Kind in Form von Eierlikör und Co.) an meiner Seite war. Die Trauer habe ich schon ein wenig verarbeitet, bin mitten im drin in diesem Prozess.

    Soviel erstmal dazu. Liebe Grüße in die Runde,

    Margret

  • Hallo Honk,

    vielen Dank für Deinen Gruß und den Artikel. Wie schon an AmSee geschrieben, möchte ich abstinent leben. Während der Reha hatte ich einige Anlässe, bei denen ich mich nicht in meinem geschützten Bereich befand (die Hochzeit meiner Tochter, auf der auch mein Ex-Mann, also ihr Vater) war, Besuche bei Verwandten, die auch gerne Bier trinken. Zu Hause habe ich keinen Alkohol und kaufe mir auch keinen mehr. Da kann mir sozusagen "nichts passieren." Mein Mann ist darüber sehr froh, denn er selbst trinkt kaum etwas und hat mit Sorge die Entwicklung bei mir gesehen. Doch ich ließ mir von ihm nichts sagen, wurde bockig. Genau wie mein Vater früher, wenn ihn jemand ansprach auf den Alkohol.

    Ich habe dann Suchtdruck, wenn ich mental unter Druck stehe - das heißt, wenn ich gestresst werde - und das werde ich oft, da ich ein sehr sensibler Mensch bin, um nicht zu sagen extrem sensibel.

    Ja, soviel erst einmal dazu - ich hoffe, ich konnte Deine Frage beantworten.

    Liebe Grüße von Margret

    2 Mal editiert, zuletzt von margretdd (5. April 2024 um 11:33)

  • Guten Morgen, Margret,

    das kann ich gut nachvollziehen, was du über dich schreibst. Die Null-Toleranz-Politik deiner Reha ist völlig verständlich und hat durchaus auch ihre Gründe, aber manchmal ist das für einen Abhängigen eben nicht so leicht, dass er diesen Ansprüchen so genügen kann.

    Was vielleicht hilfreich für dich sein könnte, ist, dich bei dir vor Ort nach weiteren, anderen Möglichkeiten zur Unterstützung umzuschauen. Vielleicht wissen die Berater in der Suchtberatung bei dir vor Ort mehr, vielleicht kannst du auch in Selbsthilfegruppen vor Ort das finden, was du brauchst. Das bedeutet nicht, dass du dich nicht auch hier austauschen kannst, sondern das könnte eine zusätzliche Unterstützung sein, insbesondere in Zeiten, in denen du persönliche Ansprechpartner vor Ort brauchen könntest.

    Sobald ich ein Glas trinke, schreit der Suchtdruck mich an: mehr mehr!!! Also geht es nur abstinent.

    Genau solche Erfahrungen haben bei MIR zu der Erkenntnis und dem Bewusstsein geführt, dass sogenanntes „Kontrolliertes Trinken“ für mich keine Option mehr ist. Ich hätte es noch weiter versuchen können, aber mir war aufgrund entsprechender mehrfacher Erfahrungen bewusst geworden, dass das ein Kraftakt ist, den ich auf Dauer nicht bewältigen kann, bei dem ich eigentlich auf verlorenem Posten stehe. Der Durst kam auch bei mir beim Trinken.

    Als ich mir durch den Austausch hier - ich geriet zu meinem Glück an die für mich passenden Ansprechpartner - begriff, wo ich bereits stand und wohin es erwartungsgemäß mit mir noch kommen würde, war mir klar, dass es leichter war, gänzlich auf Alkohol zu verzichten und keine Ausnahme mehr zuzulassen.

    Das lief bei mir im ersten und auch Anfang des zweiten Jahres coronabedingt ganz gut. Da befand ich mich aufgrund der Beschränkungen gewissermaßen in einem geschützten Bereich.

    Das änderte sich, als die Maßnahmen ausgesetzt wurden und es wieder zu sozialen Kontakten kam, anlässlich derer Alkohol konsumiert wurde. Zunächst war ich mir meiner Abstinenz sicher, sie dauerte ja schon eineinhalb Jahre zu meiner Zufriedenheit an, aber durch den Kontakt kam mit einem Mal der Gedanke oder das Gefühl eines Verlustes auf. Und zusammen damit kam so ein Bedauern und Selbstmitleid auf, denn ich war früher beim Feiern lustig dabei gewesen und kein Kind von Traurigkeit, wie man so sagt.

    Es war nicht nur ein Kontakt, sondern da kamen innerhalb von zwei Tagen mehrere Ereignisse zusammen, die mich bzw. mein Suchtgedächtnis mächtig getriggert haben. Ich hatte plötzlich Suchtdruck vom Feinsten und hatte nur noch den Gedanken, loszufahren, mir starken Schnaps (eigentlich überhaupt nicht mein Getränk) zu besorgen und mich so richtig volllaufen zu lassen.

    Ich wusste, dass ich das eigentlich nicht wollte, aber ich war so sehr in Not, dass ich das alleine nicht überstanden hätte. Ich bin nicht losgefahren, sondern hab erstmal zwei oder drei Freunde per Kurznachrichten kontaktiert, aber die konnten mir nicht helfen. Nun war ich zu dem Zeitpunkt aber noch in einem anderen Forum engagiert und hab mich in meiner Not an die gewandt. Und dort fand ich dann das, was ich brauchte: Ich hatte zum einen geeignete Ansprechpartner, die sich auch die Zeit für mich nahmen, und zweitens hielt ich mich an den Rat, den man mir gab: Ich trank Wasser so viel, wie nur in mich reinging.
    Es dauerte eine Weile, aber das Wunder geschah: Als wirklich gar kein Schluck Wasser mehr in mich rein ging, hörte der Suchtdruck komplett auf. Ich fühlte nur noch Erleichterung.

    Im Nachhinein, da mich das Erlebnis mächtig erschüttert hat, begann ich mit der Aufarbeitung dessen, was das ausgelöst hatte, das Empfinden eines Verlustes, und konnte es ganz ablegen.

    Schon lange verspüre keinen Verlust mehr, im Gegenteil empfinde ich eine Befreiung. Ich brauche keinen Alkohol, um….. Das geht viel besser und nebenwirkungsfreier ohne. 😉

    Was ich dir pauschal erstmal raten kann, ist Folgendes:

    Wenn du schon vorher weißt, dass eine Situation schwierig für dich wird, oder werden könnte, setz dich dieser entweder zum jetzigen Zeitpunkt nicht aus oder überleg dir gut und plane eine sogenannte Exit-Strategie. Vermeidung/ Ablenkung/ Rausgehen aus der Situation usw…..

    Für sogenannte Notfälle haben sich einige einen sogenannten „Notfall-Koffer“ zusammengestellt, auf den sie, wenn sie unter Druck geraten, zurückgreifen können. Die Strategien, aus denen dein „Notfall-Koffer“ besteht, müssen trainiert sein und werden, damit sie ggf. auch greifen.

    Am besten ist, wenn es gar nicht erst zum Notfall kommt, sondern schon längst vorher daran gearbeitet wird, dass es gar nicht erst dazu kommt.

    Bis hierhin erstmal.

    Viele Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Ich habe dann Suchtdruck, wenn ich mental unter Druck stehe - das heißt, wenn ich gestresst werde - und das werde ich oft, da ich ein sehr sensibler Mensch bin, um nicht zu sagen extrem sensibel.

    Dazu noch ein paar Gedanken:

    Ich selbst war, so sehe ich das im Nachhinein, in den Jahren, in denen ich Alkohol konsumierte, noch sensibler als „normal“. - Hab ich selbst natürlich, als und weil ich trinken wollte, nicht so gesehen. - Da ich mich aus eigenem Interesse näher mit der Neurochemie und -biologie des Gehirns beschäftigt habe, habe ich inzwischen auch Erklärung gefunden, warum das so ist bzw. bei mir so war.

    Eine besondere Sensibilität haben, das beruht nicht nur auf meinen eigenen Erfahrungen, sondern auch auf Erfahrungen im Umgang mit Menschen, die in einer SHG wie dieser auftauchen, während des ersten und teilweise auch noch im zweiten Jahr Menschen, die aus ihrer Alkoholsucht aussteigen.

    Vielleicht macht dir das Mut, dass das mit der Sensibilität im Allgemeinen auf Dauer besser wird.

    Zweitens: Nun hast du bzw. hat dein gesamtes System gelernt, dass es sich mit Alkohol „verarzten“ kann. Diese Erfahrung ist für immer in deinem Suchtgedächtnis gespeichert und lässt sich nicht mehr löschen.
    Wenn du keine anderen überzeugenden, wirksamen Strategien/ Maßnahmen aufbaust, wird dir dein Suchtgedächtnis in Situationen des Stress/ der Not immer wieder das anbieten, was es als höchst effektiv kennengelernt hat.
    Was dort nicht gespeichert ist, ist das, was danach kommt, die ganzen negativen Nebenwirkungen, die diese „Selbstmedikation“ mit sich bringt.

    Was nicht hilft, ist, nach einem gleichwertigen Ersatz für Alkohol zu suchen, denn den gibt’s nicht. Das, was sozusagen gleichwertig wäre, hat wiederum system- und neurobiologisch bedingt Abhängigkeitspotential.

    Ansetzen muss man, um das „in den Griff“ zu bekommen, viel früher und sich auf Entdeckungsreise begeben, was einem wirklich und nachhaltig gut tut.

    Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass das zweifellos eine interessante, spannende und bereichernde Entdeckungsreise ist.

    Viele Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Margret,

    schön, das Du zu uns gefunden hast, und auch von mir ein ganz herzliches Willkommen hier!

    Ich möchte wissen, wie Ihr es schafft, dem Teufel Alkohol zu widerstehen, vor allem in stressigen (seelischen) Momenten...

    Für mich persönlich war eine wichtige Sache, meine innere Motivation zu finden, und diese dann zunehmend zu stärken. Zu wissen WARUM ich meine Sucht überwinden, WARUM ich suchtfrei leben will. Die Überschrift über dem Kapitel meines Lebens, sozusagen.

    Mitunter auch kleinste Positivschritte nahm ich zum Anlass mich dafür zu loben. Auch kleinste Erfolgsschritte zum Anlass mich dafür auf gesunde Weise zu belohnen oder zu verwöhnen: ein heißes Bad, ein Saunagang, ein Stück guter Schokolade und ein feiner Tee dazu, oder ein selbst gekochtes Essen mit tollen Zutaten - die Liste ist lässt sich endlos lang fortführen... Es ist wichtig, sich immer wieder positiv zu bestärken, sich bewusst Gutes zu tun, und sich selbst immer wieder mal zu signalisieren: ich bin auf dem richtigen Weg.

    Das stärkt.

    Einen guten Austausch wünsche ich Dir hier!

    Bis auf bald,

    Mojo

  • Hallo Margret,

    ebenfalls noch ein herzliches Willkommen hier in Forum. Ich kann mich nur den Impulsen der anderen User anschließen und wünsche dir an dieser Stelle auch nochmal ein gutes Ankommen und einen guten Austausch.

    VG Rent

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