Alkoholsucht des Vaters meiner Kinder

  • Hallo Nekobasu,

    Ich habe deine Beiträge gelesen und ich möchte dir ein paar Zeilen schreiben.

    Zuerst einmal macht es mich sehr betroffen, in welchen Nöten du steckst ,aber auch wie deine Kinder darunter leiden, dass ihr Vater zusehends wegen des Alkohols abrutscht.

    Dies zu verhindern ist ein verständlicher Wunsch und doch sagt dir dein Verstand, dass du ihm nicht helfen kannst.


    Ich kann nachvollziehen,dass du immer wieder versuchst, das Beste zu tun und gut abzuwägen, was das beste für dich und deine Kinder ist.

    Du springst immer wieder ein und versuchst zu helfen.

    Gleichzeitig ist offensichtlich, dass das Leiden dadurch nicht weniger wird. Der Wunsch ist ,dass der Vater deiner Kinder Hilfe sucht und sein Leben in die Hand nimmt aber momentan sieht es gar nicht danach aus-eher das Gegenteil ist der Fall.

    Er kann aufgrund seiner Sucht seinen Alltag nicht mehr bewältigen und du springst ein ,um ihm zu helfen und du versuchst das zu verhindern , was du fürchtest,nämlich dass es weiter abwärts geht mit ihm.

    Ich erlaube mir ,dich zu zitieren:

    Mit dieser Möglichkeit habe ich mich auseinander gesetzt. Wenn dem so sein sollte hätte ich aber zumindest meine Kinder davor bewahrt ihren Vater auf die Straße abgleiten zu sehen.

    Jetzt tue ich es doch wieder. Ich kämpfe solange es notwendig ist, denn das bin ich meinen Kindern schuldig. S

    nicht mehr in sein Leben einmische. Jetzt tue ich es doch wieder. Ich kämpfe solange es notwendig ist, denn das bin ich meinen Kindern schuldig.

    Für mich liest es sich so ,als müsstest du gleichzeitig Vater und Mutter für deine Kinder sein und du tust alles dafür genau beide Rollen auszufüllen.

    Doch diese Doppelaufgabe führt zur totalen Erschöpfung und auch dazu ,dass du versuchst zu verhindern ,dass deine Kinder vor etwas bewahrt werden ,obwohl sie genau wissen ,wie es um ihren Vater steht. Das ist systemisch betrachtet nicht hilfreich und kann in eine große Dysbalance führen,obwohl du es eigentlich nur gut meinst.

    Du möchtest dir nichts vorwerfen ,nicht genug getan zu haben (sind das Schuldgefühle?).

    Deine Kinder haben darunter zu leiden ,dass ihr Vater Alkoholiker ist. Rein mal von den Fakten auszugehen, ist es vielleicht wirklich notwendig, ihnen das Krankheitsbild so aufzuzeigen, wie es eben ist : dass ihn keiner retten kann und dass er es alleine tun muss und dass auch die Mama nur die Rolle der Mama ausfüllen kann und nicht noch die Rolle des Vaters.

    Von außen betrachtet denke ich ,dass es am aller wichtigsten ist ,die Kinder zu stärken, dich selbst zu stärken, womöglich dass ihr drei zusammen professionelle Unterstützung bekommt ,sodass ihr euch besser abgrenzen könnt.

    Ohne Schuldgefühle.

    Das wünsche ich euch sehr.

    Vielleicht hilft es dir beim sozialpsychiatrischen Dienst deiner Stadt anzurufen, dort könntest du dich kostenlos beraten lassen.

    Es gibt dort auch die Möglichkeit Angehörigengespräche zu führen.

    Das Beste dir und Euch ,hilf dir und deinen Kindern ,sei für dich und für sie da und weniger für deinen Exmann.

    Du wirst ihm nicht helfen können.

    Diese Erkenntnis ist vielleicht hart ,aber kann womöglich auch etwas mehr Freiheit für dich und deine Kinder bedeuten.

    Oran -Gina

  • Rein rational gesprochen: Wer (dein Ex-Mann) in eine solche Lage gekommen ist, und man nicht erkennt, dass einzig und alleine das sofortige Beenden des Alkoholtrinkens einen aus der Lage herausbringen kann, dann ist er verloren. Das meine ich leider so klar, wie ich das hier schreibe.

    Denn, ein "Ausputzer" (Du) sorgst für Erleichterung und damit öffnest Du weiter Tor und Angel, weiter zu trinken. Andererseits, hilfst Du nicht, kann er sich schonungslos dem Selbstmitleid ergeben und natürlich weiter trinken. Ein Teufelskreis. Und der Verlierer bist in beiden Fällen Du. Egal wie Du das drehst oder wendest. Verlieren tust Du und deine Kinder, auf ganzer Linie.

    Deswegen, so schwer es tut das zu sagen: Zieh die Reissleine.

    Es gibt für ihn nur einen einzigen Weg, wenn er eine Chance haben will: Sofort in einen Entzug und sein Leben in den Griff zu bekommen. Die gute Nachricht ist ja, es greifen soziale Sicherungssysteme, die einem einen solchen Ausstieg ermöglichen. Aber, m.E. gehört es zum Genesungsprozess dazu, dass auch wirklich konsequent und alleine anzugehen, und um Hilfe zu bitten.

    Das ist auch immer das, was ich an allen Ecken predige und fordere: Wenn Du Scheiße gebaut hast, dann steh gefälligst dafür gerade. Und wenn erkennbar ist, dass das wirklich passiert, dann kann man vielleicht darüber nachdenken, der Person zu helfen. Aber nur dann.

    Meine Aussage klingt so unglaublich hart, sie ist aber aus der Position getroffen, dass ich damals ja selber gespürt und auch gewusst habe, wie sehr mich der Alkohol im Griff hatte. Ich war wirklich auf dem Wege dahin, dass mir alles scheiss egal war. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich wäre dort angekommen. Das wäre dann auch wohl der Moment gewesen, wo meine Frau mich mit den Kindern verlassen hätte. Wie es dann weitergegangen wäre mit mir, keine Ahnung. Auf jeden Fall hätte es niemand durch sein Handeln geschafft, mir den Alkohol wegzuquatschen. Das wäre auf taube Ohren gestossen.

    Ich hab leider keine anderen Worte für Dich. Außer: Kümmere Dich um Dich selber und vor allen die Kinder. Da gibt es definitiv Möglichkeiten dass ihr zusammenkommt. Beantrage eine Reha, Mutter / Kind Kur, geht auf Abstand, kümmert euch um Euch und eure Zukunft. Da warten ganz viele tolle Dinge, die erlebt werden wollen.

    LG!

  • Hallo Brant, hallo Bighara,

    Danke für Euer Feedback. Ihr bestätigt, was ich mich auch schon gefragt habe: ist das nachhaltig oder nur erste Hilfe und in Bezug auf das Trinken ändert sich nichts. Ich bin da innerlich drauf vorbereitet, dass es nicht dauerhaft ist. Auch wenn es gute Ansätze gibt. Wenn die Leute in seinem Umfeld schon mal mitspielen und er sich ihnen gegenüber ehrlich geöffnet hat ist das ein Schritt. Aber ob das reicht...??

    Heute habe ich mit ihm über SHG gesprochen und ihn gebeten, sich doch nochmal Termine rauszusuchen. Wollte er machen. Das wäre aus meiner Sicht einfach wichtig, dass er ehrliche Leute um sich hat die ihm auch aus Erfahrung sagen können wenn er sich selbst etwas vormacht.

    Wir werden sehen. Ich nehme die Sitation als das was sie momentan ist: nicht mehr und nicht weniger.

    Danke Euch

    Nekobasu/Ailin

  • Hallo Neku,

    es kann gut und hilfreich sein für jemanden der in Schwierigkeiten steckt, zu wissen dass es da noch Menschen und Anlaufpunkte gibt die einen auf dem Weg da hinaus unterstützen.

    Es kann aber ebenfalls auch so sein, dass Dein Ex-Mann in einer Abhängigkeit zum Alkohol steht, Du wiederum, zum Wohle Deiner Kinder, abhängig von seinem Wohlbefinden bist. Solche Verstrickungen können in ein Co-Verhalten führen. Beratungen sind da auch für Angehörige offen.

    Ich helfe ihm nun, bei dem worum er mich gebeten hat. Seit Tagen sichte ich monatelang ungeöffnete Post, Mahnungen, angekündigte Zwangsvollstreckungen usw. Spreche mit der Krankenkasse, die ihm die Leistungen gekürzt hat. Unterstütze ihn dabei, Bürgergeld zu beatragen. Usw usw. Nebenher versuche ich ihm aus seinen Messi-Anfängen heraus zu helfen. Er war früher sehr ordentlich. Jetzt verlottert die Wohnung. Seine beiden Katzen tragen das ihre dazu bei.

    Ich weiß ja nicht wie arg dieses Thema brennt. Scheint aber schon heikel zu sein.

    Dazu nur mal so nebenbei erwähnt: Sollten alle Stricke reißen, die Dauer einer Privat- oder Verbraucherinsolvenz beträgt mittlerweile nur noch 3 Jahre. Während dieser Zeit gilt die Wohlverhaltensregel (also z.b. keine neuen Schulden machen) - aber im Gegenzug dafür auch Pfändungsfreiheit innerhalb eines doch komfortabel hohen Freibetrages der einem zur Verfügung steht. Und nach Ablauf der Inso, Befreiung von sämtlicher Restschuld, das heißt man geht nach den drei Jahren mit Null Schulden da raus.

    Die Schuldnerberatungen gemeinnütziger Träger (Caritas, Diakonie,...) sind kostenfrei und helfen bei allem. Hilfe bei einer einfachen Schuldenregulierung, außergerichtliche Vergleichszahlungen und Ratenvereinbarungen. (Und, sollte es tatsächlich nicht mehr abwendbar sein Betreuung in einem Insolvenzverfahren.) Es reicht wenn man seine Sachen einfach mal ganz, ganz grob vorsortiert und dort mit hin bringt. DIE BERATER werden dann aktiv, schreiben die Gläubiger an, erstellen ein genaues Schuldverzeichnis, verhandeln Ratenzahlungen,... etc.pp.

    Die Berater dort werden für ihre Arbeit vom jeweiligen Träger angestellt und bezahlt. Ich kann das selbst sehr gut verstehen und aus eigener Erfahrung nachvollziehen wie das ist, wenn einem das alles übern Kopf wächst. Doch finde ich ebenso, ein Mehr an Hilfsangebot kann es eigentlich kaum noch geben.

    Aber klar, den Weg dahin, den müsste Dein Ex-Mann natürlich selber gehen.

    Es wird für Ihn aber keinen anderen Weg da hinaus geben, als den Weg der Eigenverantwortung!

    Pass auf Dich auf.

    LG, Mojo

  • Danke Mojo, danke alle,

    alles sehr gute Hinweise. Ich habe mir auch selber ein Endziel gesetzt: Ich sortiere wie gesagt das Gröbste vor, kümmere mich um unmittelbare Dinge, die ihm über den Kopf wachsen (z.B. Unterstützung beim Bürgergeld-Beantragen; um ehrlich zu sein finde ich das auch extrem unübersichtlich und nicht selbsterklärend: da können wohl viele Leute Unterstützung gebrauchen. Deutsch ist nicht seine Muttersprache). Zu seinem Termin muss er selbst gehen.

    Dann kümmere ich mich um seine Krankenkasse, da die ihm aufgrund der fehlenden Zahlungen jetzt die Leistungen gestrichen hat: er kann nur in akuten Fällen zum Arzt. Er müsste aber mal dringend mit seinem Hausarzt sprechen. Fällt aber offiziell trotzdem nicht unter "akut". Wenn wir das geklärt haben (er telefoniert auch mit denen, aber lässt sich immer abwimmeln, da kann er noch ewig warten, leider ist er da nicht besonders durchsetzungsstark) muss er alleine weiter und seine Entscheidungen treffen. Das mit der Privatinsolvenz ist ein guter Hinweis, und dann kann er das tatsächlich mit der Caritas usw.

    Das sind die beiden Themen, bei denen ich vorsortiere und helfe: danach muss er alleine weiter. Denn wenn er sich dann zurücklehnt ist es genau so, wie ihr alle gesagt habt. Und ich verstehe durchaus, dass das Risiko groß ist, auch wenn er zur Zeit durchhält.

    Deswegen habe ich mir diese Grenze gesetzt, und die werde ich auch einhalten.

    Danke nochmal für Euer offenes Feedback, das ist nach wie vor sehr hilfreich.

    Neko

  • Hallo Nekobasu,

    wenn ein Mensch nicht von sich aus aufhören will, wenn er keinen keinen Grund hat oder findet, mit der Sauferei aufzuhören, kannst du zwar wollen oder helfen, doch wird es nie über eine "1. Hilfe"/Dienstleistung hinausgehen.


    Ich habe das mit meinem Vater durch, ähnlich wie bei dir, half ich, erledigte div. Sachen für ihn ... unzählige Male, jahrelang.

    Er (Vater) wollte immer weniger trinken oder nicht mehr so heftig. Das funktionierte nie!!!

    Es gibt nur einen Weg, völlige Abstinenz und wenn er das nicht wirklich will, wird's immer nur bei Dienstleistungen oder Gefahrenabwehr bleiben. Ich benötigte >10 Jahre bis ich das begriff und schließlich aufgab, meinen Vater nicht mehr unterstützte. Traurig, doch diese Erfahrung durfte ich machen.

    Auch ich war schon immer dem Alkohol zugetan, auch immer die typischen Verharmlosungen auf den Lippen. Erst als ich meine Fahrerlaubnis wiederhaben wollte (im Suff "verloren"), konnte ich mich zum 100%igen Alkoholverzicht durchringen - weil ich es wollte.

    Ich musste mich zwingen, gerade in den ersten Wochen, doch ich wusste, warum ich es tat ... freiwillig.

  • Liebe Mitleser,

    ein Update von meiner Seite.

    Ich habe meinen Ex also beim Regeln seiner administrativen Probleme unterstützt, mit dem unguten Gefühl dass ich ihm hier aus dem Gröbsten raushelfe und er dann entspannt weitermacht. Die Gefahr war reell aber ich habe mich darauf eingelassen weil ich die Alternative für meine Kinder nicht zumutbar fand.

    Das Positive daran war, dass er wieder Vertrauen zu mir gefasst hat, er konnte sich öffnen und über seine Probleme reden. Davor hatte er sich gerne eingeredet, dass ich der Feind bin und ihm Böses will. Durch die Beantragung vom Bürgergeld und die Klärung mit seiner Krankenkasse kam für ihn eine gewisse Ruhe rein: die Panik, dass er bald auf der Straße steht und nicht mehr zum Arzt kann war vorerst gebannt. Allerdings wollte er sein Alkoholproblem weiterhin alleine angehen, d.h. einfach nicht mehr trinken. Das hat er probiert, mit durchwachsenem Erfolg. Aber dadurch, dass wir wieder offen miteinander reden konnten, konnte er auch annehmen, wenn ich ihm sagte, dass das Selbstbetrug sei. Er hat mir sogar teilweise zugestimmt.

    Am Entscheidendsten ist aber, dass er jetzt wieder zu seinem Arzt gehen kann. Und der hat ihm bestätigt, wie schlecht es gesundheitlich um ihn steht. Leber ist schwer geschädigt, Milz vergrößert, alles im Argen. Das kann im schlimmsten Fall auch jederzeit das Ende bedeuten.

    Für mich war das nochmal ein Schock. Obwohl ich es wusste. Aber das nochmal so bestätigt zu bekommen ist unglaublich hart. Die Vorstellung, dass meine Kinder vielleicht noch den Verlust ihres Vaters verkraften müssen. Und er trotzdem nicht in Therapie gehen wollte.

    Und jetzt hat er sich nach dem letzten Arztgespräch doch entschieden in eine Klinik zu gehen. Angeblich hat er schon ein paar Wochen nichts getrunken (ob das so genau stimmt kann ich nicht sagen, aber eine gewisse Zeit wird es wohl gewesen sein, denn er hat sogar freiwillig gepustet wenn er mit den Kindern Auto gefahren ist und klang insgesamt deutlich klarer).

    Am Mittwoch will er jetzt konkret besprechen, wann er in die Klinik kann und welche Schritte dafür nötig sind. Er sagt, dass er seine Kinder beim Abiball sehen will, bei ihrer Hochzeit, er will seine Enkelkinder noch sehen.

    Ich kann mir kein wirkliches Aufatmen erlauben. Aber wenn er das wirklich dieses Mal durchzieht wäre ein erster wichtiger Schritt getan. Ob das rechtzeitig war wird sich noch zeigen. Meine Jüngste ist überglücklich (er hat es ihr erzählt) und ich hoffe nur, dass es bergauf geht. Dass das der Tiefpunkt war den er brauchte. Und dass sich sein Körper noch erholen kann von dieser Tortur über all die Jahre.

    Ich will nicht sagen, dass es richtig war, was ich gemacht habe. Es hätte genauso gut schiefgehen können. Drückt uns die Daumen, dass es nicht zu spät war und er die Kurve bekommt. Danke für all Eure Antworten und Gedanken hierzu.

    Eure Neko

  • Hallo Neko,

    Danke dir für dein Update.

    Ich kann mir kein wirkliches Aufatmen erlauben.

    Nein, das kannst du leider nicht. Du kannst leider nur abwarten, ob er‘s jetzt wirklich ernst meint und konsequent angeht. Du hast getan, was in deiner Macht stand. Für deine Töchter hoffe ich, dass er sie nicht wieder enttäuscht.

    Ich drücke euch die Daumen.

    Liebe Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Zusammen,

    irgendwie habe ich das Bedürfnis mal ein Update zu geben.

    Seit Anfang Januar ist mein Ex nun in der Rehaklinik. Es hat lange gedauert, bis der Aufenthalt bewilligt wurde. Bis es soweit war war es für mich sehr schwierig. Ihm ging es körperlich schlecht und ich hatte immer Angst, dass er es nicht bis zum Klinikaufenthalt schafft. Leberzhirrose 3. Grades, fahlgelbe Haut, geschwollene Füsse, Nachtblindheit. Und dazu die Depression. Immer wieder getrunken zwischendurch.

    Ich habe versucht, ihn in dieser Zeit zu unterstützen, Gespräche anzubieten usw. Inzwischen haben wir seine Finanzen aufgeräumt, eine Lebensversicherung von ihm aufgelöst, die Schulden damit bezahlt. Jetzt kann er zumindest da neu starten ohne Altlasten.

    Er hat es geschafft, vor der Klinik nüchtern zu sein. Inzwischen habe ich den Eindruck, dass seine Sucht vor allem mental ist. Er kann nicht trinken und hat keine für mich wahrnehmbaren Entzugserscheinungen. Aber wenn er mental unten ist trinkt er. Nicht, dass das besser ist. Aber ich war überrascht, dass er nicht vorher einen Entzug machen musste. Aber egal.

    Jetzt ist er da und es gefällt ihm ganz gut. Aber inwieweit er das richtig an sich ranlässt, das kann ich gar nicht sagen. Es geht im natürlich körperlich besser. Aber ob er bei der Rückkehr in der Lage sein wird, das weiterzuführen weiß ich nicht. Aber bis zur Entlassung ist es ja auch noch ein bisschen.

    Für mich ist es sehr erleichternd, dass er dort ist. Ich habe das Gefühl Verantwortung abgeben zu können (die ich ja eigentlich nicht habe, aber das ist wieder ein anderes Thema). Ich habe keine Ahnung wie es danach wird, aber ich weiss, dass ich getan habe, was ging. Mehr geht nicht. Danach muss er alleine weiter. Wenn er es dann nicht schafft, dann kann ich daran nichts mehr ändern, auch nicht für meine Kinder. Dann müssen wir alle akzeptieren, wie es ist.

    Ich weiss, dass die Rückfallquote hoch ist. Seine Chancen stehen nicht gut. Die Leber erholt sich nicht mehr. Er muss abstinent bleiben, wenn er für seine Kinder da sein will. Aber dass er diesen Weg jetzt zumindest eingeschlagen hat ist eine gute Sache. Auch für die Kinder. Er hat es zumindest versucht.

    Mein Motto ist: Prepare for the worst, but hope for the best.

    Mehr kann ich jetzt nicht tun.

    Danke für Eure Unterstützung

    Neko/ Ailin

  • Hallo Neko/ Ailin


    Danke für dein Update.

    Seine Chancen stehen nicht gut. Die Leber erholt sich nicht mehr.

    Es könnte auch sowas sein was gemeinhin als Tiefpunkt bezeichnet wird. Ein ungeschminkter Einblick in das eigene Leben. Manchmal setzt dieser Moment eine solche Transformation dahin frei um das Leben wieder in die eigenen Hände zu nehmen. Das kann sein weil er in der Reha wohl auch die nötige Zeit und Unterstützung hat um sich selbst mal im Spiegel anzuschauen und daraus ein rechtes und nachhaltiges Handeln folgen zu lassen. Sicher ist das halt leider nicht. Für dich bleibt da wohl nur ein genaues Hinschauen wie sich die Dinge so entwickeln. Hierfür wünsche ich dir jegliche Kraft und Gelassenheit die es für dich geben kann.

    LG Brant

  • Hallo Neko/ Ailin,

    Danke dir für dein Update.

    Ich kann nur ahnen, was dich das an Kraft gekostet hat. Und ich kann nur ahnen, durch welches Wechselbad der Gefühle deine Töchter, vor allem deine Jüngste in den vergangenen Monaten gegangen sind.
    Ich wünsche euch, dass er diese Chance nutzt.

    Für mich ist es sehr erleichternd, dass er dort ist. Ich habe das Gefühl Verantwortung abgeben zu können (die ich ja eigentlich nicht habe, aber das ist wieder ein anderes Thema).

    Das kann ich ziemlich gut nachvollziehen. Dadurch, dass er nun dort ist, bist du ja auch von der Verantwortung, die du in vielfältiger Weise für ihn übernommen hast, entlastet.

    Inzwischen habe ich den Eindruck, dass seine Sucht vor allem mental ist. Er kann nicht trinken und hat keine für mich wahrnehmbaren Entzugserscheinungen.

    Spielt das denn eine Rolle, ob es bei ihm „nur“ mental oder physisch ist? - Ehrlich, es spielt keine Rolle. So oder so er der Sucht erlegen und sein Körper hat bereits sehr schwere Schäden davongetragen.

    Es wird sich zeigen, ob er in der Lage ist, nun endlich Verantwortung für sich und sein Leben zu übernehmen. Er wird sich innerlich entwickeln müssen und auch von sich aus an seiner äußeren Situation Veränderungen vornehmen müssen.
    Die entsprechenden Hilfestellungen wird er in der Klinik bekommen, aber ob er das für sich nutzen wird, wird sich erweisen.

    Alles Gute Euch!
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Moinsen Neku,


    ich kenne deine Geschichte nicht von früher, obwohl ich auch schon zweimal hier angemeldet war. Will gar nicht viele Worte machen, obwohl ich tatsächlich bei dir/euch einen Roman schreiben könnte. Bin sowohl Betroffene als auch Angehörige (als Tochter, Schwester, Exehefrau und Mutter).


    Meine Kinder sind zwischen 30 und 40 Jahre. Ich war mit zwei süchtigen Menschen verheiratet (erst Alkohol, das zweitemal Thc), die beide bis heute keine Suchteinsicht haben. Und ich schon ewig keinen Kontakt mehr, wobei der Alkoholiker vor ein paar Jahren verstarb. Ich verstehe "dein meine Kinder schützen wollen" und kann dir überhaupt nicht schreiben, "was das Beste ist".


    Ich habe, ähnlich wie du, fast 2 Jahrzehnte! damit verbracht, irgendwen "zu retten", bevor ich dann selbst süchtig würde. Schade, dass ich nicht rechtzeitig selbstsüchtig wurde!


    Fazit: Ein Kind ist "normal" und relativ reich. Ein Kind hat auch mit 13 Therapie bekommen und ist berufsunfähig (nutzt Thc als "Eigenmedizin", wir haben wieder mal "Beziehungspause"). Ein Kind ist (wahrscheinlich, vom Hörensagen, Kontaktabbruch vor einigen Jahren) arbeitslos und verkauft Drogen.


    Würde ich etwas anders machen aus heutiger Sicht? Keine Kinder bekommen? Keine Männer "lieben"? Nicht fallen? Es lag wohl nicht in meiner Macht. Evtl. würde ich viel!! früher loslassen - was und wen auch immer. Was für eine verschwendete Lebenszeit! 💧


    Ich wünsche dir und deinen Kindern Kraft und Glück.

  • ... Sein Arzt hat ihm wohl vor einem Jahr gesagt, dass er ihm "in 2 Jahren Blümchen" schickt, wenn er nicht aufhört. Wenn er tatsächlich nicht mehr lange durchhält sehe ich schwarz für meine Jüngste. Er wird sie direkt mit sich in den Abgrund ziehen. Meine Große hält sich noch wacker, aber was das wirklich mit ihr macht kann ich gar nicht erahnen.

    Hallo Nekobasu,

    solange die Hoffnung am Leben erhalten wird, wird das Leid der Angehörigen nie aufhören.

    Ich, selbst Kind eines Alkoholikers, erlebte das ebenfalls (sehr schmerzlich). Auch ich "durfte" einiges erleben!

    Alle Appelle, Bitten, ja "Beschwörungen" verhallten oft nach kurzer Zeit (beim Alkoholiker). Auch nach einem längeren Krankenhausaufenthalt meines Vaters, er lag im Koma, er war "eigentlich", biologisch-medizinisch gesehen, trocken, begann die Reise wieder von vorn.

    Erst als ich jegliche Hoffnung begrub, konnte ich mich von meinem Qualen befreien. Ja, es tat weh, ja, es dauerte sehr lange und einfach war es schon gar nicht.

    Doch ich musste die Realität akzeptieren!

    Wenn Erwachsene sich schon schwer tun, mit diesem Gedanken (Hoffnungslosigkeit), haben es Kinder/Heranwachsende doppelt schwer, weil es außerhalb ihrer Vorstellungskraft liegt.

    ... wie soll man akzeptieren, dass ein Mensch, zu mal man ihn einmal liebte, sich dermaßen veränderte? Gerade als Kind.

    Mein Vater war krank, mittlerweile auch im Kopf, in seinem Denken, ähnich einem Demenzkranken ... hin und wieder flackerten helle Momente auf, Einsicht, Willensbekundungen, Absichtserklärungen. Hielten vielleicht auch ein paar Stunden, Tage, doch selten länger. Ein Rückfall folgte dem nächsten.

    ... bis gar nichts mehr ging!

    Wenn man das immer wieder verdrängt, die Hoffnung am Leben erhält, dass man als Angehöriger etwas verändern könnte, wird man selbst zum Leidenden, wenn nicht gar zum Kranken.

    Letzter Satz: Wenn der Alkoholiker nicht, von sich aus, aufhören will, bleibt die Hoffnung Hoffnung, egal wie viele Zugeständnise man ihm abringt.

  • Will noch kurz was schreiben:


    So "nüchtern" hier reingeschrieben, hat mich mein eigener Beitrag im Nachgang doch ganz schön traurig gemacht. Was für eine negative Bilanz dachte ich erst. Ablenken mit Hörbuchkrimi (ich kann ja leider die Vergangenheit null ändern) hatte nicht funktioniert. Also beim Sommerpulli stricken (brauche mittlerweile für alles viel mehr Zeit als in jüngeren Jahren) nachgegrübelt:


    Ich glaube, die grausamste Erkenntnis für mich war, dass wenn die Mutter/Oma (ich) schon viele Jahre clean und meist zufrieden trocken lebt - hört es ja nicht auf 💧weil es systemisch ist. Meine Riesenhoffnung war, dass die Kinder nicht ihren Vorfahren in Punkto Sucht folgen. Aber selbst das "normale" Kind hat einen Ehemensch, der bedenklich bis auffällig mit Alkohol umgeht.


    Und trotzdem versuche ich, irgend etwas Gutes zu finden. Also immer. Und das bin in dem Fall tatsächlich ich. Und das lasse ich jetzt einfach hier so stehen.


    Nochmal wünsche ich euch von Herzen nur Gutes.

  • Moinsen Nekobasu,

    Du und deine Geschichte laufen mir die Tage immer mal wieder im Kopf herum. Wie geht es dir, deinen Kindern und last but not least deinem süchtigen Exmann?

    Gestern schöpfte ich etwas Hoffnung für meine eigenen Kinder, als ich im Moinsenblog von Fasching auf einmal bei meiner verstorbenen Mutter landete.

    Kinder werden nicht, wie wir wollen. Kinder werden wie wir sind. Und jetzt habe ich gerade große Hoffnung, dass meine beiden betroffenen Kinder es auch irgendwann schaffen. Genau wie ich ❤️‍🩹

    Nun ist es bei euch ja eine andere Situation. Was ich dir mit auf den Weg geben möchte, ist, dass Kinder ja nicht nur das Suchtverhalten oder eben das Trockenwerden verinnerlichen können. Sondern auch die eigene Stärke, Resillienzbildung, konsequente Haltung zu etwas oder jemandem. So Sachen. Und deshalb hoffe ich gerade, dass auch du einen guten Weg raus findest. In dein eigenes wertvolles Leben 🤘🌈🤗


    Netten Gruß, ichso

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