Vorstellung - Miaflorentine

  • Mensch, Mia, du bist schon bei Tag 15! 👍
    Na, wie fühlt sich das an?

    Egal, wie schwer es dir gefallen ist, dich zu der Suchtgruppe hinzuzugesellen, du warst da und du bist geblieben. 👍

    Ihr könnt gehen und jederzeit zurückkommen, auch und vor allem dann, wenn euch das nüchterne Leben mal nicht gelingt.
    (Meine Sucht schlug kurz Purzelbäume und dachte sofort… naja, ihr könnt es euch denken).

    Mag sie getan haben, dürfte auch völlig normal sein, dass sie‘s tut, aber interessant ist doch, wie DU damit umgegangen bist. - Magst du erzählen, wie du damit umgegangen bist?

    Ich ertappte mich bei innerer Ungeduld und dem Gedanken, dass da vorne vielleicht eher jemand von euch hin passen würde.

    Musste schmunzeln, als ich das las.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Gestern habe ich den Podcast Flaschengeist weiter gehört und habe verstanden, wie sehr man sich selbst verlässt, wenn man trinkt, um etwas von sich nicht zu spüren.
    Das ist doch tatsächlich als würde man seinem inneren (Kind) sagen „geh weg, wenn du so bist, will ich dich nicht!“.

    Da ist was Wahres dran. Danke fürs Teilen.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Liebe AmSee13 ,


    es fühlt sich durchwachsen an. Es geht mir mental besser und selbst Momente, in denen ich mich nicht so gut fühle, sind gute Momente- weil ich sie ohne Alkohol bewältige. Aber manchmal erschlägt mich die Erkenntnis, dass das nicht nur eine Phase ist, sondern die Option zu trinken einfach keine mehr ist, immer noch.

    Ja, mag ich. Jedes Mal, wenn sich solche Gedanken einschleichen (in dem Fall: „Hey, die sagt Rückfälle sind normal bei Sucht und gehören dazu- dann könnt ich mir ja auch einen erlauben“) schaltet sich der Teil in mir ein, der mittlerweile weiß, was er eben weiß. „Du würdest dich selbst betrügen, nach allen Erkenntnissen über dich selbst“.
    Dann bin ich einige Momente niedergeschlagen. Aber all die wichtigen Sätze in meinem Kopf, schützen mich.
    Kurz gesagt: ich kann mir nichts mehr vormachen.

    Mit etwas Scham möchte ich einräumen, wie meine Teilnahme an der Gruppe letztes Jahr lief: sobald ich sie hinter mir hatte, habe ich mir Bier genehmigt. Meistens schon auf dem Rückweg nach Hause (an der Tankstelle gehalten). Meine Erlaubnis gebenden Gedanken: „Jetzt tust du ja was, du nimmst daran Teil. Man muss ja nicht direkt von 100 auf null gehen! Solange ich mich damit auseinandersetze und was tue, ist das schon okay!“

    Aus dem Grund ist die Teilnahme irgendwie auch mit trinken verknüpft. 🙈

    Manches, was da gesagt wird, macht mir tatsächlich Lust auf trinken, ist das zu glauben?

    Nah dran, etwas zu trinken, fühle ich mich trotzdem nicht. Wie gesagt, mittlerweile weiß ich, was ich weiß und kann da nicht mehr einfach drüber weg gehen.

    Liebe Grüße 💚

  • Hallo Miaflorentine


    Die Belohnung gehört stark zum Trinkerleben. Ich habe Jahre sehr gute Sachen gemacht doch die Lebensweise brachte mir kein Fundament und keine Nachhaltigkeit da der Griff zur sogenannten Belohnung jeglichen Ansatz einer Kontininität meines Lebens immer wieder brutal zerstörte.
    Erst als ich meine Situtation wirklich verstand, bereit war auch mal hindurchzugehen durch Schattenseiten, also nicht immer drüber hinweg mit fadenscheinigsten Argumenten, veränderte sich mein Blick auf mein Selbst- und Weltbild radikal. Das geschah nicht in einem Schwung, ist eher als ein allmählicher Prozess zu verstehen, der mein selbstgebautes Kartenhaus zum einstürzen brachte.
    Letztlich kann ich sagen dass es sich gelohnt hat sich auf diese Reise zu machen denn das fühle ich ganz stark- es ist der Heimweg, der Pfad um mir immer wieder selbst begegnen zu können, so wie ich ursprünglich bin. Ohne den ganzen falschen Schmuck der Vernebelung.


    Nur heute
    Brant

  • Guten Morgen Mia,

    Jedes Mal, wenn sich solche Gedanken einschleichen (in dem Fall: „Hey, die sagt Rückfälle sind normal bei Sucht und gehören dazu- dann könnt ich mir ja auch einen erlauben“) schaltet sich der Teil in mir ein, der mittlerweile weiß, was er eben weiß. „Du würdest dich selbst betrügen, nach allen Erkenntnissen über dich selbst“.
    Dann bin ich einige Momente niedergeschlagen. Aber all die wichtigen Sätze in meinem Kopf, schützen mich.
    Kurz gesagt: ich kann mir nichts mehr vormachen.

    Ich kann mich auch noch sehr gut an diese Gedanken erinnern, die versucht haben, alles zu glätten, schön zu reden nach dem Motto: eigentlich ist es alles nicht so schlimm oder auch egal, fängst eben morgen wieder von vorne an, andere haben auch Rückfälle und stehen wieder auf. Man versucht, jedes gedankliche Argument zurechtzubiegen, jeden Strohhalm zu nehmen, um sich selber zu rechtfertigen.

    Das Wort "Rückfall" ist meiner Ansicht nach auch sehr mit "du hast es wieder nicht geschafft, wirst es nie schaffen können"/ Niederlage behaftet. Ich glaube jetzt wird teilweise eher von "Vorfall" oder "Episode?" gesprochen, was mir zumindest diesen Schrecken/ diese Endgültigkeit nimmt.

    So oder so, für mich war aber auch jeder neue Rückfall (oder nenne es Vorfall) ein Ground Zero, durch den ich mir immer wieder aufs Neue einreden wollte, es einfach nicht schaffen zu können, wieder von vorne anfangen zu müssen. Es hat irgendwie ganz schön an meinem Selbstvertrauen gesägt und das Vertrauen in mich, jemals zu schaffen, wurde immer geringer. Ich habe mich teilweise wirklich fremdbestimmt, ohnmächtig und minderwertig gefühlt.

    Mir hat es ganz gut geholfen, zu wissen, dass ich einen Rückfall haben könnte, es sozusagen "normal" ist, aber trotzdem diesen Rückfall nicht zugelassen habe.

    Nach dem Motto: "Ich könnte wenn ich wollte, ich will aber nicht/ mache es trotzdem nicht". Das hat mir einen kleinen Teil dieser Fremdbestimmtheit genommen 🙃

    LG Rent

  • Guten Morgen, Mia,

    ich kann das gut nachvollziehen, was du schreibst. Ich muss nur jetzt erstmal los und schreibe dir später ausführlich dazu.

    Lasse dir jetzt erstmal ein paar freundliche Grüße da.
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Mia.

    Aber manchmal erschlägt mich die Erkenntnis, dass das nicht nur eine Phase ist, sondern die Option zu trinken einfach keine mehr ist, immer noch.

    Eigentlich ist das nicht weiter verwunderlich, DASS das geschieht.
    Noch hat dein ganzes System nicht so viel Vertrauen, dass du ohne diese Krücke, die es nun einmal kennengelernt hat, auskommen wird und es ihm dauerhaft gut damit gehen wird.
    Vom Prinzip lernst du gerade (wieder) das Gehen und das ist verständlicherweise mit Unbehagen verbunden. Und genau dieses Unbehagen ist manchmal etwas mehr an der Oberfläche und ruft etwas auf den Plan, was es als „bewährt“ kennt. Es ist im Grunde dein sogenannters Belohnungszentrum im Gehirn und das mit ihm verbundene Suchtgedächtnis, das sich da meldet. Da werden bestimmte Botenstoffe ausgeschüttet, die eine ganze Kette in Gang setzen.

    Hast du davon schon mal ein bisschen was gelesen oder gehört?

    Aber all die wichtigen Sätze in meinem Kopf, schützen mich.
    Kurz gesagt: ich kann mir nichts mehr vormachen.

    Sehr gut, dass diese Sätze präsent und zur Hand sind. So spürst du schon mal etwas Selbstwirksamkeit. Und genau diese Selbstwirksamkeit gilt es weiterhin auszubauen. Nicht unbedingt in Richtung „Belohnung“, sondern vielmehr in alles, was dich irgendwie stärkt, dein allgemeines Wohlbefinden nährt und dich ganz zu dir selbst finden lässt.

    Was das genau ist, ist bei jedem anders. Hast du inzwischen schon das eine oder andere finden können, was DIR wirklich gut tut?

    Bis hierhin erstmal.

    Liebe Grüße

    AmSee


    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Lieber Brant ,


    danke für deine Antwort- ich bin nicht sicher, ob ich sie tatsächlich verstehe.
    Du schreibst von der Wichtigkeit, auch durch Schattenseiten hindurch zu gehen. Meinst du damit, unangenehme Gefühle anzunehmen?

    Das trinken und belohnen stark miteinander verknüpft sind, merke ich auch.

    Was du über deinen Weg schreibst, von dem du spürst, dass er dich heim und in die Selbstbegegnung führt, klingt jedenfalls inspirierend und erstrebenswert für mich.

    Tut mir leid, meine Auffassungsgabe ist heute nicht besonders hoch. Ich will aber die Chance nicht versäumen, deine Antwort in Gänze zu verstehen.

    Liebe Grüße, Mia

  • Hey rent ,


    das hat wieder einmal gut getan zu lesen, dass du eine solche Phase aus deinem eigenen erleben noch erinnerst.
    Deinen damaligen Ansatz, damit umzugehen, finde ich äußerst ansprechend und konnte ihn auch echt gut greifen, Dankeschön!

    Ich habe ein paar Freunde, die ein sehr ähnliches Trinkverhalten fortsetzen, wie ich es hatte. (Na, vielleicht sollte ich „habe“ schreiben, weil mir klar ist, ich wäre innerhalb kürzester Zeit wieder drin, würde ich etwas trinken…)

    Die gehen damit irgendwie anders um. Die machen ihre Pausen, aber nehmen sich gar nicht ernsthaft vor, ohne Alkohol zu leben.
    Ich merke, dass es ihnen auch manchmal Angst macht und dann bin ich erstaunt, dass sie scheinbar nicht in Betracht ziehen, zu lernen, ohne Alkohol zu leben.
    Sie sagen immer nur Sachen, wie „ich muss das mal wieder etwas einschränken“, oder „ich trinke jetzt mal ein paar Tage nichts“ (was oft nicht gelingt, soweit ich das beurteilen kann). Jedenfalls bin ich froh, dass sich da in mir irgendwas bewegt hat, weil ich merke: SO kann ich das mittlerweile nicht mehr machen.
    Rückfall, Vorfall- die Gefahr besteht natürlich gar nicht, wenn man sich erst gar nicht vornimmt, aufzuhören…

    Einerseits bin ich also froh, dass ich da eine Instanz in mir spüre, die sich in mancherlei Hinsicht nichts mehr vormacht.

    Gleichzeitig bin ich nicht nur verwundert, dass die sich so viel weniger sorgen um ihren Konsum machen, sondern manchmal ein bisschen wehmütig, weil sie die Phase noch auskosten können. Total widersprüchlich.

    Ach naja, nur so ein paar Gedanken.
    Genug Menschen entwickeln keine Sucht und können bis zum Rest ihres Lebens hin und wieder was trinken. Darauf rumzukauen, warum ich nicht dazugehöre ist dermaßen sinnlos 🙄


    Lieben Gruß, Mia

  • Guten Abend AmSee13 ,


    und danke für deine Antwort, die mir ebenfalls sehr wohl getan hat. Ja, tut einfach gut, dieses verstanden werden. Wenn man auf gewissen Sachen rum kaut und jemand sagt „macht doch Sinn, dass da manchmal noch Unbehagen ist“.

    Ich glaube viel mehr als sehr oberflächliches Wissen habe ich über das Suchtgedächtnis, oder was so im Belohnungszentrum los ist, nicht. Hast du vielleicht eine gute Quelle für mich, wo ich mir einen Überblick verschaffen kann, möglicherweise hier im Forum?

    Irgendwas habe ich neulich gemacht, über das ich dachte „ich glaube, das tut mir gut“.
    Meine Güte, was war das nur noch… 🤔🤷🏻‍♀️

    Nicht zu glauben, obwohl ich gerade einige Minuten innegehalten habe, will es mir nicht mehr einfallen.
    Aber immerhin hat mein Unterbewusstsein das Thema scheinbar nicht vergessen, sonst hätte ich das neulich nicht gedacht. Ich hoffe, es kommt wieder.

    Liebste Grüße, Mia ❤️

  • Guten Abend, Mia.

    Ich glaube viel mehr als sehr oberflächliches Wissen habe ich über das Suchtgedächtnis, oder was so im Belohnungszentrum los ist, nicht. Hast du vielleicht eine gute Quelle für mich, wo ich mir einen Überblick verschaffen kann, möglicherweise hier im Forum?

    Fündig wirst du zum Beispiel hier:

    Die Neurobiologie der Sucht

    Mitten drin in dem Artikel wird auf weitere hochinteressante Artikel verwiesen/verlinkt.

    Das macht übrigens überhaupt nichts, wenn du nur oberflächliches Wissen darüber hast. Wissen über die Neurobiologie- und chemie des Gehirns hat MIR sehr geholfen, gewisse Vorgänge bei mir nachvollziehen zu können und mir verständlich zu machen. Das ist aber, wie ich ein paar mal feststellen durfte, nicht jedermanns Sache.
    Musst du gucken, ob das auch für dich etwas ist. 😉

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Irgendwas habe ich neulich gemacht, über das ich dachte „ich glaube, das tut mir gut“.
    Meine Güte, was war das nur noch… 🤔🤷🏻‍♀️

    Nicht zu glauben, obwohl ich gerade einige Minuten innegehalten habe, will es mir nicht mehr einfallen.
    Aber immerhin hat mein Unterbewusstsein das Thema scheinbar nicht vergessen, sonst hätte ich das neulich nicht gedacht. Ich hoffe, es kommt wieder.

    Mach dir auch da nicht so einen Kopf. Das kommt bestimmt wieder an die Oberfläche.
    Kennst du das Phänomen, dass dir eine Information partout nicht einfallen will? Und dann Stunden, manchmal sogar Tage später ist die Info plötzlich da, einfach so.

    Ich hab‘s schon öfter erlebt. Stelle mir das wie einen Bestellvorgang in einer großen Bibliothek vor. Und so vertraue ich inzwischen einfach, dass die Bestellung irgendwann geliefert wird. 😊


    Liebe Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • - Leben und sterben-


    Etwas, dass ich gern noch mit euch teilen mag, weil es mich vorhin ein wenig entlastet hat, ist folgendes:


    Ich sprach vor meinem besten Freund mal wieder vom nüchtern leben und möglichst bald aufhören zu rauchen.
    Nach einer kurzen Stille antwortete er:

    „Fatalistisch gesehen stimmt es natürlich, dass Du was schlimmes hast: Du lebst und wirst deshalb unweigerlich sterben.
    Wann, das liegt nicht in Deiner Hand…
    Vor was genau hast Du also Angst?“


    Wir mussten beide lachen. Das ist eine so entspannende Sichtweise, zwischen all dem Ringen um Selbstwirksamkeit und positiver Einflussnahme auf mich selbst.

    Habt einen schönen Abend 💚

  • Wir mussten beide lachen. Das ist eine so entspannende Sichtweise, zwischen all dem Ringen um Selbstwirksamkeit und positiver Einflussnahme auf mich selbst.

    Oh ja, das kann ich nachvollziehen, dass ihr in dem Moment lachen musstet. Ganz mein Humor. ;)

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Du schreibst von der Wichtigkeit, auch durch Schattenseiten hindurch zu gehen.

    Meinst du damit, unangenehme Gefühle anzunehmen?

    Hi Mia


    Ja das meine ich. Wir alle lieben und pflegen nur unsere guten Seiten und ignorieren Gefühlswelten die nicht ins Bild passen, das wir von uns selber entworfen haben. Die weggesperrten ungefühlten Sachen sammeln sich an und bekommen eine verhängnisvolle Eigendynamik.
    Ich kann das an mir selber gut erkennen wie ich von frühester Jugend an immer mehr in die Rolle des Lebemannes der es sich gut gehen lässt schlüpfte und aus diesem stereotypen Muster >>Wo ist der Deinhard<< nicht mehr rauskam.
    Nachträglich betrachtet wäre es besser gewesen nicht schon vorgeglüht mit den Kumpels die Disco mit einem >>Hurra wir sind die Grössten<< zu entern sondern auch der eigenen Unsicherheit, Schüchternheit, den Ängsten usw von Angesicht zu Angesicht zu begegnen. Doch was solls? Das Leben hat die Karten gemischt und die Vergangenheit ist nun mal so verlaufen wie es halt geschehen ist.
    Was uns bleibt ist vllt nur das Erwachen im Jetzt und hier mit einer amüsierten leichtem Kopfschütteln. Ach Gott was war ich nur für ein Kamel da sich unbedingt durch ein Nadelöhr zwängen wollte!

    Einen wunderschönen Abend
    Brant

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!