Hallo allerseits,
habe mich heute entschlossen, mich in diesem Forum zu registrieren, weil ich an dem Punkt bin, an dem ich mich mit meinem Alkoholkonsumverhalten nicht mehr abfinden kann und möchte. Ich suche Menschen mit dem gleichen Problem, welches mit über einen Zeitraum von mittlerweile fast 20 Jahren plagt. Vor allem möchte ich mir meine Probleme ein Stück weit von der Seele schreiben können und hoffe auf den Austausch mit anderen Betroffenen.
Ich habe mich innerhalb des ungefähren Zeitraums der letzten beiden Jahrzehnte Stück für Stück zum handfesten Alkoholiker entwickelt. Ich möchte mich auch garnicht mit den Details der offiziellen Definition eines Alkoholikers befassen oder damit, ob mein Konsum noch in erträglichem Maße ist. Ich bin schon seit ein paar Jahren ehrlich zu mir selbst und weiß, dass ich ein massives Alkoholproblem habe. Ich möchte dieses nun aktiv angehen und suche daher auch nach Hilfe. Bisher war meine Scham zu groß, ärztliche Hilfe aufzusuchen. Ich habe bisher außer einem mittlerweile chronisch gewordenen Reflux keine massiven körperlichen Folgen meines Alkoholismus zu beklagen. Wie durch ein Wunder sind die Leberwerte immer noch im Rahmen, ich bin mir aber auch sicher, dass ich mit Anfang 40 Schluss machen muss mit dem Unfug, da der Körper irgendwann schlapp macht.
Mein Problem wird verstärkt dadurch, dass auch meine Frau viel Alkohol trinkt und wir und gegenseitig stets zum Trinken verleiten und hochschaukeln. Zwar sind wir beruflich erfolgreich und haben keine gesellschaftlichen Probleme durch unseren Konsum, wissen aber auch, dass unsere Ehe durch unser Trinkverhalten in den letzten Jahren massiven Schaden genommen hat. Ein weiteres Problem ist auch, dass viele unserer Freunde und Bekannten dem Alkohol nicht abgeneigt sind. Sich auf ein stilles Wasser in der Kneipe zu treffen ist kein realistisches Szenario. Das macht mir das Aufhören zusätzlich schwer.
Ich habe in der Vergangenheit ein paar Anläufe genommen, weniger zu trinken, habe es teils auch ein paar Wochen durchgehalten und mich in der abstinenten Zeit auch wesentlich besser gefühlt. Irgendwann war dann aber die Verlockung da und alles fing von vorne an. Das ist aber ja wohl ganz normal. Sobald ich einmal schwach werde, fange ich wieder Vollgas an mit dem Trinken. Über die letzten Jahre habe ich meine Trinkmenge auf eine bis anderthalb Flaschen Wein pro Tag bzw. auf vier bis sechs Bier gesteigert. Von Schnaps habe ich glücklicherweise immer die Finger gelassen. Was mir Angst macht, ist die Tatsache, dass ich mit zunehmender Zeit auch immer mehr vertrage. Ich trinke eine Flasche Rotwein und bin leicht betrunken und merke am nächsten Tag kaum etwas davon. Für einen Kater muss es dann schon mehr sein. Normal ist das sicher nicht.
Gleichsam merke ich die Wirkungen des Entzugs recht schnell. Vor allem Übelkeit und allgemeine Nervosität machen sich breit, wenn ich dann mal einen Tag nichts trinke. Besonders negativ ausgewirkt hat sich bei mir auch der Lockdown der letzten Monate. Ich habe fast ausschließlich im Homeoffice gearbeitet und auch eine Woche Urlaub daheim verbracht. Das Urlaubsprogramm bestand fast ausschließlich darin, mich teils auch schon untertags zu betrinken. Ich habe zwar die Dosierung auf einem Level eingependelt, die es mir erlaubt, beruflich funktionstüchtig zu bleiben, mein Privatleben liegt aber weitestgehend brach. Ich habe keine Hobbies mehr, keine nennenswerten Interessen. Wenn ich nicht trinke, fühle ich mich deprimiert und verzweifelt. Das liegt auch am Zustand meiner Ehe und meinem familiären Hintergrund, der auch nicht konfliktfrei ist. All diese Probleme sind aber natürlich keine Begründung, um sich jeden Tag in den Schlaf zu trinken.
Ich würde mich freuen, wenn ihr mir Tipps geben könnt, wie ich den Weg in ein nüchternes Leben schaffen kann, wenngleich ich mir natürlich bewusst bin, dass es hier keinen einfachen Weg oder ein bequemes Rezept gibt. Ich freue mich auf den Erfahrungsaustausch mit euch.
Besten Dank und viele Grüße
Bernd