Hallo Elly,
hallo Rina,
vielen Dank für eure Antworten und eure herzlichen Willkommensgrüße!
Was das Gespräch mit meiner Frau angeht, gab es da schon einige. Im Grunde ist uns beiden bewusst, dass unser Konsum sich schon lange nicht mehr im Bereich des allgemeinen Genusstrinkens bewegt. Gerne würden wir auch was daran ändern, nur dass wir eben immer wieder in alte Muster verfallen. Meine Frau ist sich aber wohl noch nicht so vollends bewusst, dass wir ein Suchtproblem haben, anstatt nur eine schlechte Angewohnheit zu kultivieren. So nehmen wir uns auch immer wieder vor, längere Zeit nichts zu trinken, nach ein paar Tagen ist aber dann schon wieder die Versuchung zu groß.
Wie Du, Rina schon geschrieben hast, brauchen wir beide eine Änderung im persönlichen Umfeld. Freunde zu haben, mit denen die einzige gemeinsame Aktivität das Trinken von Alkohol ist, trägt sicher auch dazu bei, dass ich mich mit der Abstinenz schwertue. Ich bzw. wir werden uns da neue Kontakte suchen müssen, was allerdings angesichts der aktuellen Corona-Situation natürlich auch schwer ist. Statt rauszugehen und was zu unternehmen, sitzen wir meist daheim rum. Dadurch verstärkt sich natürlich auch wieder der Fokus auf Trinken als Bekämpfung der Langeweile, was bei uns sehr stark der Fall ist. Eigentlich hatten wir uns für dieses Jahr vorgenommen, viel aktiver rauszugehen, Sport zu machen, neue Hobbies finden. Dann kam Corona mit dem Lockdown und das war's dann mit den guten Vorsätzen.
Natürlich ist aber nicht nur Corona schuld an der aktuellen Lage. Schließlich haben wir auch schon vorher getrunken und irgendeinen Vorwand hätten wir schon auch anderweitig gefunden, um die eine oder andere Flasche zu köpfen. Es ist unglaublich, wie sehr man sich die Anlässe herbeiredet. Entweder hatte man einen anstrengenden Arbeitstag und belohnt sich mit einem Glas Wein (oder natürlich auch mehreren). Oder man hat Frust, den es zu ersäufen gibt und wenn das auch nicht zieht, gibt es ja immer mal wieder auch was zu feiern, wozu Alkohol natürlich auch mittlerweile ganz selbstverständlich gehört.
Deinem Tipp, Elly, mich in ärztliche Behandlung zu begeben, werde ich in Kürze auch befolgen. Ich habe den Schritt lange hinausgezögert, da mir peinlich ist, dass ich ein Alkoholproblem habe. Man sieht mir meinen übertriebenen Konsum glücklicherweise noch nicht äußerlich an, daher habe ich etwas Angst, als hysterisch abgetan zu werden oder mir andererseits Predigten anhören zu müssen. Beides fände ich eher unangenehm. Ich weiß sehr klar, dass ich ein Problem habe, das nicht klein und schnell zu beheben ist. Ich bin auf die Reaktion meiner Hausärztin jedenfalls gespannt und auch auf die Unterstützung, die ich erhalte.
Was die beschriebenen Entzugserscheinungen angeht, hielt sich dies beim Einstieg in meine Abstinenzphasen in der Vergangenheit glücklicherweise in Grenzen. Ich hatte die Probleme nur in den ersten paar Tagen, dann merkte ich nichts mehr. Was ein großes Problem bei mir seit vielen Jahren ist, das ist der Schlaf. Jahrelang konnte ich mir nicht vorstellen, nüchtern ins Bett zu gehen, weil ich Angst hatte, nicht einschlafen zu können. Dass Alkohol in Wirklichkeit den gesunden Schlaf stört, weiß ich mittlerweile, dennoch aber sind die Schlafprobleme in der Anfangszeit der Abstinenz das größte Thema. Ich schlafe schlecht und wenig, fühle mich dann gerädert und schleppe mich durch den Tag. Schlafmittel nehme ich keine. Das hatte ich kurzzeitig vor ein paar Jahren probiert, aber ich hatte dann am nächsten Tag immer noch einen Überhang von dem Mittel und bin kaum in die Gänge gekommen.
Nun ja, soweit meine Situation. Es tut mir echt gut, mir all das einfach mal von der Seele schreiben zu können und ich danke euch beiden, dass ihr euch mit meine Geschichte beschäftigt. Ich freue mich, dass es hier so tolle und verständnisvolle Menschen gibt.
Viele Grüße
Bernd