Beiträge von berndhof

    Vielen Dank euch allen für die hilfreichen und teils sehr umfangreichen Antworten. Ich bin echt beeindruckt, welche Mühe ihr euch gegeben habt, mir eure Erfahrungen mitzuteilen. Vielen, vielen Dank dafür.

    Mein erster Schritt wird kommenden Montag stattfinden. Ich habe einen Termin bei meiner Hausärztin vereinbart und werde mein Problem mit ihr besprechen.

    Viele Grüße euch allen und schon mal ein schönes Wochenende!
    Bernd

    Hallo Elly und Rina,

    danke für eure Antworten. Es tut wirklich gut, mich mit euch auszutauschen und es bestärkt mich in meinem Plan, endlich einen Schlussstrich unter meinen alten Lebenswandel zu setzen. Ich denke, eine positive Grundstimmung ist schon mal grundsätzlich wichtig, um die Dinge anzupacken. Ich werde jetzt erst mal den Arzttermin hinter mich bringen und dann auch Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe vor Ort aufnehmen. Vor allem werde ich mich auch ein Stück weit aus dem alten Umfeld zurückziehen. Das wird zwar sicherlich bei manchen Leuten für Irritationen sorgen, aber das hilft nichts. Ich habe einen guten Freund, der ein mindestens so großes Alkoholproblem hat wie ich, wenn nicht sogar noch größer. Leider ist er nicht der Meinung, dass er ein Problem hat und jeden Abend bis zu acht Bier zu trinken, ist für ihn einfach nur "gemütliche Abendgestaltung". Ich möchte mein und sein Problem nicht mit ihm besprechen, weil ich ja nicht in der Position bin, irgendwem irgendwelche Vorhaltungen zu machen. Aber sicherlich muss ich zu diesem Freund auf Abstand gehen, um nicht wieder in Versuchung zu geraten.

    Das mit dem Sport ist sicherlich eine gute Sache. Ich bin halt leider schon immer ein großer Sportmuffel :D. Aber früher bin ich immer gerne in den Bergen beim Wandern gewesen und das wird dann zumindest der Einstiegspunkt sein. Das Absurde ist, dass ich mich immer dann, wenn ich mich ausnahmsweise mal sportlich betätigt habe, sehr gut gefühlt habe und dann auch der Drang, was zu trinken, nicht mehr so stark war. Ich habe ein paar Phasen hinter mir, in denen ich mich aufgerafft habe, die Finger vom Alkohol zu lassen und dann hab ich mich immer toll gefühlt. Ein Stück weit war ich damals aber auch naiv und vielleicht überheblich. Ich dachte, ich hab das Problem im Griff und wurde dann leichtsinnig. Am Ende bin ich dann wieder in die alten Muster verfallen. Aber die kurzen Phasen, in denen ich abstinent war, habe ich mich gesünder und vollständiger gefühlt. Dieses Gefühl ist eigentlich enorm erstrebenswert, nur dass die Erinnerung nicht so stark ist, dass ich mich allein damit motivieren kann.

    Vor ein paar Jahren hab ich das Buch von Allen Carr gelesen und es hat mir enorm geholfen. Es hat mir gezeigt, dass die ganze Alkoholwelt-Logik absurd ist und vor außen betrachtet keinerlei Sinn ergibt. Dann kam aber wieder ein kleiner Augenblick der Versuchung und ich bin eingeknickt. Hinzu kam noch kurz darauf der Tod eines nahen Angehörigen und das war es dann.

    Ganz generell finde ich es schwierig, mit Probleme und Krisen ohne Alkohol umzugehen. In geregelten Bahnen kann man einen vernünftigen Lebensstil kultivieren, wenn dann aber Schicksalsschläge unerwartet die Dinge durcheinanderbringen, fällt es. mir schwer, nüchtern zu bleiben. Mir fehlt ganz klar eine Alternativstrategie, um mit solchen Ereignissen umzugehen.

    So, jetzt hab ich doch wieder mehr geschrieben, als ich eigentlich wollte, aber ich habe halt aktuell ein große Mitteilungsbedürfnis ;D.

    Ich danke euch beiden für eure ehrlichen und einfühlsamen Antworten. Ihr seid tolle Menschen, vielen Dank!

    Viele Grüße
    Bernd

    Hallo Elly,
    hallo Rina,

    vielen Dank für eure Antworten und eure herzlichen Willkommensgrüße!

    Was das Gespräch mit meiner Frau angeht, gab es da schon einige. Im Grunde ist uns beiden bewusst, dass unser Konsum sich schon lange nicht mehr im Bereich des allgemeinen Genusstrinkens bewegt. Gerne würden wir auch was daran ändern, nur dass wir eben immer wieder in alte Muster verfallen. Meine Frau ist sich aber wohl noch nicht so vollends bewusst, dass wir ein Suchtproblem haben, anstatt nur eine schlechte Angewohnheit zu kultivieren. So nehmen wir uns auch immer wieder vor, längere Zeit nichts zu trinken, nach ein paar Tagen ist aber dann schon wieder die Versuchung zu groß.

    Wie Du, Rina schon geschrieben hast, brauchen wir beide eine Änderung im persönlichen Umfeld. Freunde zu haben, mit denen die einzige gemeinsame Aktivität das Trinken von Alkohol ist, trägt sicher auch dazu bei, dass ich mich mit der Abstinenz schwertue. Ich bzw. wir werden uns da neue Kontakte suchen müssen, was allerdings angesichts der aktuellen Corona-Situation natürlich auch schwer ist. Statt rauszugehen und was zu unternehmen, sitzen wir meist daheim rum. Dadurch verstärkt sich natürlich auch wieder der Fokus auf Trinken als Bekämpfung der Langeweile, was bei uns sehr stark der Fall ist. Eigentlich hatten wir uns für dieses Jahr vorgenommen, viel aktiver rauszugehen, Sport zu machen, neue Hobbies finden. Dann kam Corona mit dem Lockdown und das war's dann mit den guten Vorsätzen.

    Natürlich ist aber nicht nur Corona schuld an der aktuellen Lage. Schließlich haben wir auch schon vorher getrunken und irgendeinen Vorwand hätten wir schon auch anderweitig gefunden, um die eine oder andere Flasche zu köpfen. Es ist unglaublich, wie sehr man sich die Anlässe herbeiredet. Entweder hatte man einen anstrengenden Arbeitstag und belohnt sich mit einem Glas Wein (oder natürlich auch mehreren). Oder man hat Frust, den es zu ersäufen gibt und wenn das auch nicht zieht, gibt es ja immer mal wieder auch was zu feiern, wozu Alkohol natürlich auch mittlerweile ganz selbstverständlich gehört.

    Deinem Tipp, Elly, mich in ärztliche Behandlung zu begeben, werde ich in Kürze auch befolgen. Ich habe den Schritt lange hinausgezögert, da mir peinlich ist, dass ich ein Alkoholproblem habe. Man sieht mir meinen übertriebenen Konsum glücklicherweise noch nicht äußerlich an, daher habe ich etwas Angst, als hysterisch abgetan zu werden oder mir andererseits Predigten anhören zu müssen. Beides fände ich eher unangenehm. Ich weiß sehr klar, dass ich ein Problem habe, das nicht klein und schnell zu beheben ist. Ich bin auf die Reaktion meiner Hausärztin jedenfalls gespannt und auch auf die Unterstützung, die ich erhalte.

    Was die beschriebenen Entzugserscheinungen angeht, hielt sich dies beim Einstieg in meine Abstinenzphasen in der Vergangenheit glücklicherweise in Grenzen. Ich hatte die Probleme nur in den ersten paar Tagen, dann merkte ich nichts mehr. Was ein großes Problem bei mir seit vielen Jahren ist, das ist der Schlaf. Jahrelang konnte ich mir nicht vorstellen, nüchtern ins Bett zu gehen, weil ich Angst hatte, nicht einschlafen zu können. Dass Alkohol in Wirklichkeit den gesunden Schlaf stört, weiß ich mittlerweile, dennoch aber sind die Schlafprobleme in der Anfangszeit der Abstinenz das größte Thema. Ich schlafe schlecht und wenig, fühle mich dann gerädert und schleppe mich durch den Tag. Schlafmittel nehme ich keine. Das hatte ich kurzzeitig vor ein paar Jahren probiert, aber ich hatte dann am nächsten Tag immer noch einen Überhang von dem Mittel und bin kaum in die Gänge gekommen.

    Nun ja, soweit meine Situation. Es tut mir echt gut, mir all das einfach mal von der Seele schreiben zu können und ich danke euch beiden, dass ihr euch mit meine Geschichte beschäftigt. Ich freue mich, dass es hier so tolle und verständnisvolle Menschen gibt.

    Viele Grüße
    Bernd

    Hallo Pattie,

    ich kann mich in Deiner Erzählung zum Teil wiederfinden. Ich habe zwar meist keine Ausraster, wenn ich trinke, es kam aber schon vor, dass ich den einen oder anderen Streit mit meiner Frau hatte, wenn ich zu viel intuss hatte. Was ich aber kenne, ist die Unfähigkeit, mit dem Trinken aufzuhören, wenn ich mal angefangen habe. Ich wäre ein glücklicher Mensch, wenn ich sagen könnte: "So, jetzt hab ich zwei Bier getrunken oder zwei Gläser Wein und jetzt ist gut". Kann ich nicht. Wenn ich eine Flasche Wein aufmache, trinke ich die aus. Wenn ich ins Lokal gehe, trinke ich nicht ein Bier, sondern drei bis fünf. Auffällig werde ich dabei nicht, gottseidank, aber natürlich bin ich mir durchaus bewusst, was die Kellner denken, wenn sie mir das fünfte Bier an den Tisch bringen. Leider habe ich auch einen überwiegend trinkfreudigen Freundeskreis und meine Frau ist auch immer gut dabei. Ich käme mir vor wie ein Außerirdischer, wenn ich sagen würde "Ich trinke ab sofort keinen Alkohol mehr".

    Die Frage, ob ich das Trinken in Maßen hinbekomme, ist somit eigentlich beantwortet. Dennoch habe ich mir immer wieder genau diese Frage ernsthaft gestellt. Aber ich denke, der einzig funktionierende Weg ist es, garnicht mehr zu trinken. Vor ein paar Jahren war ich ein paar Wochen trocken und hab mich super gefühlt. Dann ein Ausflug am Sonntag in ein nettes Lokal und da war dann wieder das kleine Teufelchen auf der Schulter das ganz unschuldig meinte: "Ein kleines Bier kann ich mir doch sicher gönnen. Ich hab das ja im Griff". Einen scheiß hatte ich im Griff. Eine Woche später hab ich dann schon wieder einen halben Kasten Bier am Wochenende gekippt. Maßvoll trinken zu können, wäre wohl die Königsdisziplin, aber irgendwann legt sich dann bei mir immer der Schalter um und ich brauche mehr. Das liegt wohl auch daran, dass sich das gute Gefühl des leichten Schwips, den ich eigentlich so mag, bei mir erst nach höherer Dosis einstellt. Und wenn man dann das erste Bier gegen den Durst reingekippt hat und das zweite zum warmwerden, muss natürlich auch noch ein drittes hinterher, damit das gute Gefühl steigt. Und so geht das dann schön weiter.

    Ich achte in den letzten Jahren darauf, nie bis ans Limit zu gehen. Ich hasse den Kater am nächsten Tag zu sehr und habe mittlerweile eine recht gute Einschätzung, wieviel geht, um am nächsten Tag noch zu funktionieren. Aber auch das ist kein Dauerzustand. Ich möchte eigentlich ganz aufhören, aber wie Du schon schreibst: Alkohol ist überpräsent. Ich habe nie illegale Drogen konsumiert, weil ich davor Angst habe und auch zuviel Schiss, das Zeug irgendwo illegal zu besorgen. Aber Bier und Wein gibt es überall und in jeder sozialer Interaktion im Freundeskreis ist Alkohol zu einem gewissen Maße dabei.

    Das macht es mir sehr schwer. Vor Jahren habe ich in kurzer Zeit mit dem Rauchen aufgehört und meinen Konsum von drei Schachteln am Tag auf null gesenkt. Ich hatte auch nie wieder das Bedürfnis mit dem Rauchen anzufangen. Aktuell rauche ich alle paar Wochen eine oder zwei Zigaretten, wenn ich mit bestimmten Freunden was getrunken habe. Aber ich käme nie auf die Idee, wieder anzufangen. Mit dem Alkohol gelingt mir dies seit Jahren nicht, was zeigt, wie übel abhängig das Zeug macht.

    Soviel von mir.

    Viele Grüße und Dir alles Gute
    Bernd

    Hallo Freedom,

    danke für Deinen Beitrag. Ich konnte mich in Deinen Schilderungen gut wiederfinden. Auch mir geht es so. Ich nehme mir mittlerweile fast jeden Tag erneut vor, nichts oder wenigstens weniger zu trinken. Abends sitze ich dann aber wieder bei Bier oder Wein auf der Couch. Es ist fürchterlich, wenn man erkennt, dass man fremdgesteuert ist durch die Sucht.

    Das mit den Schlafproblemen kenne ich. Ich weiß auch, dass diese vom Alkohol verursacht werden und nach einiger Zeit verschwinden. Zumindest ging es mir so, dass ich nach einer knappen Woche ohne Alkohol in der Vergangenheit einen erholsameren Schlaf hatte. Nur wann habe ich zuletzt länger als eine Woche nichts getrunken? Das ist über ein Jahr her.

    Ich frage mich, ob es einfache Mittel gibt, um sich über diese schwere Anfangszeit zu bringen. Sport würde sicher helfen, aber leider bin ich dafür zu antriebslos (oder nennen wir es doch beim eigentlichen Namen: zu faul).

    Ich wünsche Dir die Kraft, Deine Sucht zu überwinden.

    Viele Grüße
    Bernd

    Hallo allerseits,

    habe mich heute entschlossen, mich in diesem Forum zu registrieren, weil ich an dem Punkt bin, an dem ich mich mit meinem Alkoholkonsumverhalten nicht mehr abfinden kann und möchte. Ich suche Menschen mit dem gleichen Problem, welches mit über einen Zeitraum von mittlerweile fast 20 Jahren plagt. Vor allem möchte ich mir meine Probleme ein Stück weit von der Seele schreiben können und hoffe auf den Austausch mit anderen Betroffenen.

    Ich habe mich innerhalb des ungefähren Zeitraums der letzten beiden Jahrzehnte Stück für Stück zum handfesten Alkoholiker entwickelt. Ich möchte mich auch garnicht mit den Details der offiziellen Definition eines Alkoholikers befassen oder damit, ob mein Konsum noch in erträglichem Maße ist. Ich bin schon seit ein paar Jahren ehrlich zu mir selbst und weiß, dass ich ein massives Alkoholproblem habe. Ich möchte dieses nun aktiv angehen und suche daher auch nach Hilfe. Bisher war meine Scham zu groß, ärztliche Hilfe aufzusuchen. Ich habe bisher außer einem mittlerweile chronisch gewordenen Reflux keine massiven körperlichen Folgen meines Alkoholismus zu beklagen. Wie durch ein Wunder sind die Leberwerte immer noch im Rahmen, ich bin mir aber auch sicher, dass ich mit Anfang 40 Schluss machen muss mit dem Unfug, da der Körper irgendwann schlapp macht.

    Mein Problem wird verstärkt dadurch, dass auch meine Frau viel Alkohol trinkt und wir und gegenseitig stets zum Trinken verleiten und hochschaukeln. Zwar sind wir beruflich erfolgreich und haben keine gesellschaftlichen Probleme durch unseren Konsum, wissen aber auch, dass unsere Ehe durch unser Trinkverhalten in den letzten Jahren massiven Schaden genommen hat. Ein weiteres Problem ist auch, dass viele unserer Freunde und Bekannten dem Alkohol nicht abgeneigt sind. Sich auf ein stilles Wasser in der Kneipe zu treffen ist kein realistisches Szenario. Das macht mir das Aufhören zusätzlich schwer.

    Ich habe in der Vergangenheit ein paar Anläufe genommen, weniger zu trinken, habe es teils auch ein paar Wochen durchgehalten und mich in der abstinenten Zeit auch wesentlich besser gefühlt. Irgendwann war dann aber die Verlockung da und alles fing von vorne an. Das ist aber ja wohl ganz normal. Sobald ich einmal schwach werde, fange ich wieder Vollgas an mit dem Trinken. Über die letzten Jahre habe ich meine Trinkmenge auf eine bis anderthalb Flaschen Wein pro Tag bzw. auf vier bis sechs Bier gesteigert. Von Schnaps habe ich glücklicherweise immer die Finger gelassen. Was mir Angst macht, ist die Tatsache, dass ich mit zunehmender Zeit auch immer mehr vertrage. Ich trinke eine Flasche Rotwein und bin leicht betrunken und merke am nächsten Tag kaum etwas davon. Für einen Kater muss es dann schon mehr sein. Normal ist das sicher nicht.

    Gleichsam merke ich die Wirkungen des Entzugs recht schnell. Vor allem Übelkeit und allgemeine Nervosität machen sich breit, wenn ich dann mal einen Tag nichts trinke. Besonders negativ ausgewirkt hat sich bei mir auch der Lockdown der letzten Monate. Ich habe fast ausschließlich im Homeoffice gearbeitet und auch eine Woche Urlaub daheim verbracht. Das Urlaubsprogramm bestand fast ausschließlich darin, mich teils auch schon untertags zu betrinken. Ich habe zwar die Dosierung auf einem Level eingependelt, die es mir erlaubt, beruflich funktionstüchtig zu bleiben, mein Privatleben liegt aber weitestgehend brach. Ich habe keine Hobbies mehr, keine nennenswerten Interessen. Wenn ich nicht trinke, fühle ich mich deprimiert und verzweifelt. Das liegt auch am Zustand meiner Ehe und meinem familiären Hintergrund, der auch nicht konfliktfrei ist. All diese Probleme sind aber natürlich keine Begründung, um sich jeden Tag in den Schlaf zu trinken.

    Ich würde mich freuen, wenn ihr mir Tipps geben könnt, wie ich den Weg in ein nüchternes Leben schaffen kann, wenngleich ich mir natürlich bewusst bin, dass es hier keinen einfachen Weg oder ein bequemes Rezept gibt. Ich freue mich auf den Erfahrungsaustausch mit euch.

    Besten Dank und viele Grüße
    Bernd