und noch ein Neuzugang

  • Hallo in die Runde.
    Ich versuche mich kurz zu fassen (wird eh nix) Ich bin 43 Jahre alt, vollzeit arbeitend, alleinerziehende Mutter eines 15jährigen. Letzte Woche Montag habe ich meinen ersten, und ich WILL letzten, teilstationären einwöchigen Entzug begonnen, letzten Freitag abgeschlossen. Dies alles begleitet mit den üblichen Therapien und Medikamenten. Die letzte Dosis gab es Sonntagabend.

    Mir war schon sehr sehr SEHR lange klar, dass ich Alkoholikerin bin. Wann genau das begonnen hat, kann ich heute nicht mehr genau ausmachen. Ich kann nur rückblickend sagen, wann es anfing, bedrohlich zu werden.

    Alkohol spielte in meinem Leben ... ich sage mal nach der Geburt meines Sohnes immer irgendwie eine Rolle. Ich habe immer mehr getrunken, als alle Anderen, ohne dabei aus der Rolle zu fallen. Ich war immer die Erste und Letzte auf der Party. Habe immer in Firmen gearbeitet, wo viel gefeiert wurde. Wo die Leute viel getrunken haben. Da fiel man dann auch nicht so auf... Naja.

    Es gab immer mal längere Trinkpausen, "nur" das Glas Wein zur Pizza, ein Glas Prosi mit der Mama am Sonntagnachmittag. Auf Feiern wurde es dann schon mal mehr.

    Vor zwei Jahren hatte ich ein nicht sehr schönes Erlebnis, welches neben einer dann neu gewonnenen posttraumatischen Belastungsstörung meinen Alkoholkonsum stetig steigerte. Also seit diesen zwei Jahren habe ich eigentlich fast jeden Abend damit verbracht, nach der Arbeit eine halbe Flasche Wein zu köpfen. Aus der wurde dann schnell eine Flasche. Aus der Flasche eine Literflasche. Im letzten Jahr kamen obendrauf noch Mixgetränke.

    Im September letzten Jahres stellten sich bei mir auf einmal von heute auf morgen unerklärliche Panikattacken ein, die mich im Leben stark behinderten. Hier geht es hauptsächlich um die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Das wurde so schlimm, dass ich nicht mehr in der Lage war, rechtzeitig zum Job zu erscheinen. Für meine Firma war das ok, schließlich bin und war ich die mit dem schlimmen Erlebnis. Jeder hatte Verständnis.

    Was natürlich keiner wusste war meine Alkoholabhängigkeit. Meinen Eltern hatte ich bereits letztes Jahr "reinen Wein" haha eingeschenkt, war in einer Suchtberatung. Man legte mir hier einen stationären Aufenthalt ans Herz, ambulant würde bei mir nicht funktionieren. Ich lehnte dies erstmal ab. Zum einen war ich noch gar nicht so weit, mir ein Leben ohne Alkohol, eine Feier ohne Alkohol vorstellen zu können. Zum Zweiten war eine wochenlange Abwesenheit von daheim und der Firma nicht denkbar.

    Letzten Dezember landete ich dann nach einem sehr alkoholreichen Abend mit Verdacht auf Herzinfarkt auf der Intensivstation. Natürlich hatte ich nichts. Mein Herz ist ok, mein Blutdruck auch, sogar meine Leberwerte sind hervorragend. Aber da war der Punkt erreicht, wo ich wusste: So geht das nicht mehr weiter. Und du willst auch nicht mehr so weitermachen.

    In einem Termin, in dem meine Panikattacken in einer Angstambulanz besprochen werden sollten, erwähnte ich ehrlicherweise auch meine Alkoholabhängigkeit. Eine Woche später im Nachfolgetermin riet mir der Psychologe eindringlich, zuerst einen teilstationären Entzug zu machen, vorher gäbe es keine Therapie gegen die Angst. DENN, es kann ja auch sein, dass der Alkohol und die Abhängigkeit letztendlich dafür verantwortlich sind. Das leuchtete mir auch ein. "Na, dann gehen wir gleich mal zur Anmeldung und machen einen Termin aus"...

    Das war an einem Dienstag, das ist zwei Wochen her. Wann ich denn Zeit hätte, der Entzug ginge immer montags los. Und mir war klar, nee, du wartest jetzt nicht noch die fette Firmenfeier in drei Wochen ab, sondern es muss JETZT losgehen. Sofort. Also nahm ich gleich den nächsten Montag. Der war letzte Woche.

    Ich weiß noch, wie ich wehmütig mein letztes Glas gefeiert habe. Die Vorstellung vor dem Entzug und die damit verbundenen Qualen (vor allem ey, was mach ich dann abends bis zum Schlafengehen???) waren schlimmer als der Gedanke, nie wieder zu trinken. Aber ich habe mich auch gefreut.

    Und so erschien ich letzten Montag zu meinem ersten Entzug. Nahm meine Medikamente, ging nach einigen Stunden wieder nach Hause. Es war nachmittags, ich die ganze Woche krank geschrieben, und dann saß ich da.. UND JETZT??? Ich möchte noch erwähnen, dass ich nur abends getrunken habe, aber täglich. Nie morgens, nie tagsüber, immer erst nach der Arbeit, immer im Geheimen, Wein in die Teetasse, damit der Sohn nichts mitbekommt. Ich habe auch immer Haltung und Sprache bewahren können.

    Kurzum, die Therapie war super. Ich fühlte mich schon am Dienstag wie ein neuer Mensch. Gedanken an ein Glas Wein kamen nicht auf und wenn, nur ganz kurz. Ich wurde nur leider nicht müde von den Tabletten und an Schlafen war auch nicht zu denken, sondern ich entwickelte eine Energie, die man schon fast mit Hyperaktivität vergleichen konnte. Ich putzte wie blöd die Wohnung, ging stundenlang spazieren, shoppen (ich hasse shoppen!), hatte jeden Abend einen Plan. Verbrachte irre viel Zeit mit meinem Sohn, vor dem TV, über Büchern, Puzzle, vor dem Herd, mit meinen Eltern. Ich fing wieder an zu fotografieren.

    Am Mittwoch hatte ich drei Termine, in allen dreien gab es einen großen Aha-Effekt (im zweiten riesen Geheule, aber das brachte auch wieder neues Licht in meine ganze Geschichte) In der Gruppentherapie mussten wir dem Alkohol eine Charaktereigenschaft zuordnen. Ich kam sehr schnell auf dominant. Dominanz spielte in meinen Leben immer eine Rolle. Nicht, dass ich sie hätte. Aber da waren diese narzisstischen Exfreunde und Leute, für die man Sachen macht, die man gar nicht machen möchte; nie Widerspruch gegen das, was die Eltern gesagt haben... nie was hinterfragt und es war, als ob mir einer n Schalter im Kopf umgelegt hat.
    Und den Begriff Hilf-Ich haben wir sicherlich alle schon mal gehört. In dem Moment wusste ich, welche Position der Alkohol in meinem Leben eingenommen hat. Und was MIR als Mensch eigentlich fehlt. Selbstbewußtsein. Stärke.

    Nach dem Termin drehte sich alles in meinem Kopf. Den Donnerstag erlebte ich in einem Rausch aus Hochgefühl, Selbstliebe, mir schien ein Regenbogen aus dem Hintern. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so glücklich gewesen zu sein. Ich war so gottfroh über meine Zeit, die ich auf einmal sinnvoll verbrachte. Tatsächlich gehe ich inzwischen ins Fitness-Studio. ICH! Ganz alleine!!! Und gerne! Meine Panikattacken waren weg, meine ständigen Durchfälle, ich konnte machen und tun was ich wollte.

    Sprich, ich bin heute 8 Tage trocken. Mein Geist hat das umgesetzt. Für mich ist auch klar, ich werde, will, darf niemals ein Glas Wein trinken zum Essen. Das ist für mich ok. Selbst der Gedanke an Feiern macht mir keine Angst mehr. Alkohol im Laden juckt mich nicht. Für den Anfang so weit, so gut.

    Jetzt kommt das Aber. Nach der Einnahme meiner letzten Tablette am Sonntag geht es hier körperlich bergab. Gestern kam ich ausgepowert aus dem Fitness, war auch müde, legte mich hin. Ich lag bis halb 3. War wach halb 7. Dazwischen kurze Schlafphasen mit Albträumen. Schüttelfrost. Nassgeschwitzt. Beim Aufstehen merkte ich, dass sich in mir eine unfassbare Unruhe aufbaute. Meine Panikattacken waren wieder da. Und das am ersten Arbeitstag nach dem Entzug. Ich kam komplett durchgeschwitzt in der FIrma an, natürlich wieder zu spät, weil ich in keine Bahn steigen konnte, was die Woche vorher noch wunderbar geklappt hatte; ich schwitzte den ganzen Tag. Ich zitterte, ich konnte nicht mal meine Kaffeetasse halten, von Wimperntusche auftragen ganz zu schweigen, ich hätte mir das Auge ausgestochen. Nein, ich will nichts trinken, nein ich habe keine Lust auf Alkohol. Aber dass der körperliche Entzug so schlimm wird, das hätte ich nicht gedacht. Ich weiß, dass das auch noch eine Weile so weitergehen wird. Aber ich bin irgendwie... enttäuscht von mir. Natürlich ist es dämlich zu denken, nach der Woche ist alles anders und man ist übern Berg. Der eigentliche Weg geht ja jetzt erst los. Ich weiß, dass ich das schaffe, Aufgeben oder Trinken ist keine Option und wird niemals eine sein für mich. Wahrscheinlich will ich einfach zu viel auf einmal.

    Danke fürs Zulesen :) S.

  • Hallo und Herzlich Willkommen hier im Forum :welcome:

    Und natürlich Glückwunsch zu Deinem Entschluss, Dein Leben wieder selbst bestimmen zu wollen 44. :blumen:

    Ich bin m, 55, Alkoholiker und nach mehreren Anläufen nun seit einigen Jahren trocken.

    Und - wie hast Du Dir jetzt den weiteren Weg vorgestellt? Suchst Du Dir eine Selbsthilfegruppe (oder hast schon eine)? Oder willst Du es "alleine" versuchen?

    MEINE Erfahrung war, dass ich es nicht alleine geschafft habe. Für mich war die SHG äußerst wichtig, wenn nicht sogar entscheidend. Aber jeder hat ja so seinen Weg ...

    Ich wünsche Dir jedenfalls viel Erfolg und uns einen guten Austausch!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo S.,

    herzlich willkommen, und Glückwunsch zu den ersten acht Tagen deines neuen, trockenen Lebens!

    Ich kenne mich mit einem medikamentengestützten Entzug nicht aus, da gibt es hier sicherlich andere, die mehr davon verstehen, aber für mich liest es sich so, als könntest du morgen nochmal einen Arzttermin vertragen.

    Ich bin übrigens auch alleinerziehende Mutter, daher weiß ich auch, dass vieles schwierig zu organisieren ist, zum Beispiel auch eine längere stationäre Entwöhnungsbehandlung ... aber vielleicht kannst du täglich morgens beim Arzt vorbeischauen diese Woche, um engmaschig den weiteren Entzug begleiten zu lassen? Diese körperlichen Entzugssymptome sind in ein paar Tagen vermutlich (!) vorbei.

    Hast du weitere Termine in der Suchtberatung vereinbart? Vielleicht kannst du ja auch eine ambulante Therapie machen. Woanders las ich heute den Rat (von Gerchla, glaube ich), zu Anfang möglichst viele Hilfsangebote wahrzunehmen und auszuprobieren. Das finde ich auch sinnvoll.

    Ich habe in der ersten Zeit des Trockenwerdens erstmal nur sehr viel über Alkoholismus gelesen, Bücher, und im Internet. Irgendwann hab ich mich dann auch einer Online-Selbsthilfegruppe wie dieser hier angeschlossen, und später dann auch einer im „analogen Leben.“ (Eine Langzeittherapie hatte ich allerdings bereits Jahre zuvor gemacht.)

    Der Austausch mit anderen Menschen, darunter mehrere andere trockene Alkoholiker*innen, ist sicherlich einer der Hauptpfeiler meiner Trockenheit.

    Ich wünsch dir, dass du dran bleibst, und freue mich, weiter von dir zu lesen.

    Alles Gute und viele Grüße
    Camina

  • Hallo Silencer,

    schön das Du zu uns gefunden hast.

    Ich bin Ende 40, Alkoholiker und lebe jetzt schon lange ohne Alkohol. Als ich Deine Vorstellung gelesen habe gingen zwei Gedanken durch meinen Kopf.

    Einmal dachte ich: Diese Frau hat erkannt was Sache ist und sie möchte wirklich weg vom Alkohol. Sie will die Sucht wirklich überwinden, eiert nicht herum und hat sich auf den Weg gemacht. Sie hat eine sehr gute Chance das auch zu schaffen!

    Und dann dachte ich noch: Oh mein Gott, sie rast ja quasi durch ihre ersten trockenen Tage als ob sie im Porsche sitzen würde. Sie durchlebt sämtliche Gefühlswelten im Eiltempo und hat kaum Zeit mal durchzuatmen.

    Wie gesagt, das war das was ich mir spontan gedacht habe.

    Und dann las ich Deinen letzten Absatz. Und da dachte ich mir: und jetzt ist sie in der Realität angekommen. Nicht das Du mich hier falsch verstehst: ich meine das nicht irgendwie despektierlich oder so. Ich habe keine Erfahrung mit einem Entzug unter zuhilfenahme von Medikamenten. Vielleicht schreibt Dir hier noch jemand, der sich damit auskennt. Ich habe das Gefühl, dass Du in den ersten Tagen durch die Medikamte vielleicht ein wenig in Watte gepackt warst. Und das ist vermutlich auch der Sinn des ganzen. Aber dazu kann ich Dir leider keine kompetente Auskunft geben.

    ABER: Ganz unabhängig davon, hast Du den Entzug jetzt schon mal hinter Dir. Und jetzt geht es erst richtig los. Jetzt beginnst Du an Deiner Psyche zu arbeiten. Jetzt geht es darum, Deine psychische Abhängigkeit zu überwinden. Das ist jetzt der Teil, der weitaus komplexer ist als das Überwinden der pysischen Abhängigkeit. Du machst Dich jetzt daran, die eigentliche Sucht zu überwinden.

    Und nun möchte ich den Bogen zurück spannen zu meinen anfänglichen Worten. Hier lässt Du am besten Deinen Porsche in der Garage. Hier nimmst Du Dir die Zeit, die Du brauchst. Ganz individuell, so wie es für Dich gut ist. Wichtig, ganz wichtig ist, dass Du nicht mehr trinkst. Ich glaube aber, dessen bist Du Dir bewusst und das willst Du auch auf keinen Fall mehr. Alles andere musst Du jetzt in Ruhe angehen. Manchmal ist es gut, Dinge auch auszuhalten, bewusst zu erleben und zu durchleben. Um dann gestärkt daraus hervor zu gehen.

    Bei Deiner Gesichte, das wird Dir denke ich klar sein, wirst Du Hilfe von außen gut gebrauchen können. Panikattacken (ich habe Erfahrung damit weil meine 1. Frau darunter litt) verschwinden nicht einfach so, aber man kann sie gut behandeln. Braucht aber Zeit, es sei denn man übertüncht es mit Psychopharmaka. Ein postraumatische Störung (womit ich glücklicherweise keine Erfahrung habe) ist sich eine noch größere Baustelle. Und dann noch die Sucht und die Kombination aus allem - da ist Hilfe sicher angebracht.

    Aber ich möchte jetzt nicht, dass Du das Gefühl hast, Du stündest vor unüberwindbaren Problemen. Das ist sicher nicht so. Klar ist, und das hast Du ja von anderer Seite auch schon gehört, erst mal musst Du die Sucht hinter Dir lassen. Und da bist Du ja gerade auf einem wunderbaren Weg. Je länger dieser Zustand andauert, als Dein alkoholfreies Leben, desto mehr wirst Du merken, welchen Einfluss das auf Deine anderen psychischen Erkrankungen hat bzw. hatte. Ich weiß nicht, ob sich Deine Panikattacken dann irgendwann in Luft auflösen weil der Alkohol ursächlich war, jedoch wirst Du auf jeden Fall in die Lage versetzt, mit Hilfe von Psychologen etwas dagegen zu unternehmen. Als trinkende Alkoholikerin wäre Dir dieser Weg versperrt.

    Meine 1. Frau hat diese Panikanfälle komplett überwunden. Dauerhaft. Bei ihr lagen die Gründe dafür in ihrer Kindheit. Sie hatte viele Termine beim Psychologen, einige Meetings in Betroffenengruppen und kam irgendwann nach Hause und sage: Ich bin durch, ich muss nicht mehr dort hin, ich bin sicher, ich habe es überwunden - Sie wusste es also irgendwann einfach und sie hatte Recht und sie behielt auch Recht.

    Zitat

    Aufgeben oder Trinken ist keine Option und wird niemals eine sein für mich.


    So ist es! Und wenn Du das beherzigst, wirst Du es schaffen. Hol Dir Hilfe wo Du kannst, soviel Du bekommen kannst. Aber ohne zu hetzen und zu stressen. Dann wirst Du merken, was Dir wirklich hilft, Dich wirklich weiter bringt und was nicht. Konzentriere Dich auf das, was Dir hilft. Und dann aber ganz konsequent.

    Zitat

    Wahrscheinlich will ich einfach zu viel auf einmal.


    Der Porsche bleibt jetzt in der Garage - Schritt für Schritt, aber immer konsequent.

    Ich wünsche Dir alles alles Gute und einen guten Austausch hier im Forum!

    LG
    gerchla

  • Hallo Silencer75,

    willkommen im Forum!

    Toll, dass Du gegen Deine Alkoholkrankheit etwas tust!
    Das braucht viel Geduld, Ausdauer und auch bei vielen professionelle Hilfe von außen.
    Daneben können Selbsthilfegruppen ebenso, wie zumindest anfangs regelmäßige Besuche bei der Suchtberatung oder PIA unterstützen.

    Du hast nicht geschrieben, welche Medikamente Du während Deines Alkoholentzugs in der Klinik bekommen hast.
    Ich nehme aber an, dass es sich um Clomethiazol (Distraneurin) handelte.
    In seltenen Fällen kommt es vor, dass Patienten nach dem Absetzen von Clomethiazol sehr ähnliche Entzugssymptome zeigen, wie bei einem Alkoholentzug.
    Unter anderem aus diesem Grund sollte eine Entlassung aus der stationären Behandlung frühestens 24 Std. nach der letzten Einnahme erfolgen.
    Aufgrund der jetzt auftretenden Problematik, würde ich Dir empfehlen unverzüglich erneut das Krankenhaus aufzusuchen, da eben die gleichen, bzw. ähnlich Komplikationen wie beim Alkoholentzug auftreten können. (Krämpfe, Delir …)

    Deine Psychologin scheint eine kompetente Fachfrau zu sein. Egal um welche zusätzlichen psychischen Probleme, Störungen und Erkrankungen es sich handelt, sie sind in der Regel nicht bei gleichzeitiger aktiver Sucht behandelbar.

    Was Du über Deine Hyperaktivität während der Entzugsbehandlung schreibst, ist auch bekannt. Viele Betroffene haben anfangs bis zu einer Woche und mehr massiv mit Schlafproblemen zu kämpfen. Manchmal helfen Schlaftees, oder nicht abhängig machende trizyklische Antidepressiva, wie Opipramol u.a.

    Bei allem, was Du von Dir berichtest, wäre wohl wirklich eine stationäre Langzeittherapie sehr sinnvoll, weil Du in beschütztem Rahmen Zeit und qualifizierte Ansprechpartner hättest, um all die – mit Alkohol vermutlich zugeschütteten – Probleme auf- und abarbeiten könntest.
    Vielleicht ließe sich jetzt, wo Du Dich entschieden hast abstinent bleiben zu wollen, eine Lösung wegen Deines Sohnes finden?
    Die Sorge um den Arbeitsplatz drückt dann auch noch. Das ist leider bei vielen Alkoholikern so, die ihre Sucht bereits für sich erkannt haben. Dadurch werden dann die tatsächlichen Ursachen und Problematiken, die mit zur Sucht geführt haben, lange Zeit verschleppt, und es muss erst eine Eskalation erfolgen, bis sie zu bewährten, nachhaltigen Behandlungen bereit sind.

    Zitat von “Silencer75“

    Ich weiß, dass das auch noch eine Weile so weitergehen wird. Aber ich bin irgendwie... enttäuscht von mir.


    Auch dieses Empfinden ist für mich verständlich. Du bist mit einer sehr hohen Motivation und Euphorie in Dein neues, abstinentes Leben gestartet, und hast dann (durch auftretende Komplikationen) gleich eins auf die Mütze bekommen.
    Aber Sucht ist so eine mächtige Krankheit, dass für eine Enttäuschung, weil Du jetzt so fühlst, überhaupt kein Grund besteht.
    Im Gegenteil: Du hast jetzt die überhaupt wichtigsten ersten Schritte getan, und wie sagt man so schön: "Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen".
    Ich finde es aus Erfahrung auch sehr wichtig, dass Du selbst dann, wenn Du doch mal schwach werden solltest, Dich nicht vor Scham und Enttäuschung verkriechst, sondern Dich dann unverzüglich an die Hilfen wendest, die Du jetzt kennengelernt hast!

    Guten Austausch im Forum!

  • Liebe Silencer75

    Ich bin Liv, ebenfalls neu hier - jetzt seit 4 Tagen "trocken".
    Meine Trinkvergangenheit ähnelt deiner, ich bin/war auch die Abendtrinkerin, konnte mal zwei Tage ohne das Zeug sein (vor allem wenn ich es massiv übertrieben hatte und die Katersymptome entsprechend waren), trank wie du vor den Kindern (allein erziehend mit 3) meinen Wein oder Prosecco aus der Teetasse, manchmal behielt ich die Flasche sogar im Keller damit das Nachfüllen nicht so auffiel.

    Rat geben kann ich dir also nicht, ich hole mir quasi aus den Antworten zu deiner Vorstellung auch Hilfe - Schmarotzerin ich... :D

    Gerchla : männlich also, nicht weiblich - xgüsi...;)

    Silencer, was du über deinen Porscheritt auf der Überholspur berichtest könnte von mir sein - ich schaffe so was ohne Medis...Ablenkung um jeden Preis, die eigene Welt dazu komplett auf den Kopf stellen. Irgendwann schlägt dann die Realität zu und man landet bildlich gesprochen sehr unsanft mit leerem Tank im Graben.

    Als Neuling und im Kampf gegen die allabendliche Alkohollust kann ich dir sagen, dass du absolut keinen Grund hast von dir enttäuscht zu sein! Du bist 8 Tage trocken, hast in deinem Entschluss keinen Alkohol mehr zu trinken keinen Moment gewankt, packst Neues an, lässt dir helfen, nimmst Ratschläge an!
    Jetzt noch von der Überholspur auf die rechte Seite wechseln und das kommt gut:)! Du motivierst mich!

    Geht es dir mittlerweile besser mit den Absetzsymptomen?

    Ich freue darauf weiteres von dir zu lesen:)!

    Liebe Grüsse
    Liv

  • Hallo Ihr Lieben und danke für die tolle Aufnahme. Ich versuche jetzt mal nacheinander alles abzuarbeiten, was gesagt und gefragt wurde.

    @Liv, deine Geschichte habe ich zuerst gelesen und ich dachte mir auch so hey, das kommt dir alles bekannt vor :)

    Hier möchte ich gleich einsteigen. Ich habe tatsächlich seit letzter Woche Montag keine allabendliche, nicht mal eine alltägliche Alkohollust. Da ist wirklich...nichts. Es reizt mich kein Glas Wein, kein Mixgetränk. Hab ich alles durch Ingwertee mit Zitrone ersetzt (da ich nebenher auch noch meine Ernährung umgestellt habe, ist das ganz gut)
    Heute war z.B. wieder alles top. Wie letzten Donnerstag. Alles lief wie geschmiert, ich konnte sogar gut schlafen. Ich habe den Rat meines Psychologen beherzigt, der meinte, dass Betten zum schlafen da sind (und nannte noch andere schöne Sachen *gg*) aber nicht, um darin stundenlang wach zu liegen. Ich selbst bin und war schon immer eine Nachteule, also habe ich meine Schlafenszeit auf später verschoben und siehe da, S. im Traumland innerhalb von 5 min. Ohne Schwitzen, ohne Aufwachen. Heute früh war ich topfit, ich konnte sogar ohne darüber nachzudenken in meine Bahn einsteigen. In der Firma lief es super. Bisher ein sehr gelungener Tag.

    Gerchla , du hast ja sehr viel geschrieben. Das musste ich dreimal lesen.
    Du hast vollkommen Recht, und das hat mir auch der Tag gestern auch gezeigt, dass auch diese Tage für etwas gut sein können. Dass man sie aushalten muss und auch kann und aus ihnen lernen kann. Sei es, dass ich mir sage, dass das irgendwann wiederkommt, aber ich WEISS, dass es wieder vorbei geht. Dass ich aus Tagen wie heute noch einmal doppelt positive Sachen ziehen und sie genießen kann.

    Tja, der Porsche. Ja, der ist echt von Null auf 200. Damit hatte ich nicht gerechnet, eigentlich bin ich immer mit 30 unterwegs :) Ich kenne mich so nicht (auch wenn meine Eltern mir neulich erst sagten, dass ich als Kind eher hyperaktiv war) aber es ist schön, mich mal so zu sehen. Mit Tatendrang und Plänen und mit einem Lächeln im Gesicht.

    Ja, die Medikamente - @Dietmar hatte ja auch gefragt - und dazu hattest du ja auch was gesagt, dämpfen dich. Und die Lust auf Alkohol. Ich habe Keppra bekommen, das ist eigentlich gegen epileptische Anfälle (die so ein Einzug ja mit sich bringen kann) - ohne geht ein teilstationärer (ambulanter) Entzug nicht. Sie machen totmüde. Also eigentlich. Bei mir wars nicht der Fall, irgendwann hab ich meinen Arzt sogar gefragt, ob ich hier n Placebo bekommen würde... Die höchste Dosis bekam ich an den ersten Tagen immer morgens, dann abends und wurde über die Tage gesenkt und lief dann zum Sonntag aus. Zum Schlafen wurde mir .. oaar, Name vergessen, angeboten, das habe ich abgelehnt (geht in die Richtung Antidepressiva) - mit sowas wollte ich gar nicht erst anfangen.

    Dieser teilstationären/ambulanten Entgiftung folgen weitere Beratungs- und Nachsorgetermine. Ich habe auch übermorgen wieder einen. Ich kann auch jederzeit anrufen, vorbeikommen, mich auf Station einweisen lassen, wenn ich dies denn möchte. Ja, mir ging es gestern hunde-elend. Aber im Notfall hätte ich n Krankenwagen gerufen.

    Um den Rat, den ich hier bekam doch lieber eine stationäre Entgiftung zu machen, zu beantworten: Dies ist in meinem Fall aus familiären Gründen wirklich (und WIRKLICH) nicht möglich. Mein Sohn mag zwar 15 und selbständig sein, aber den kann ich hier auf gar keinen Fall drei oder länger Wochen alleine lassen. Ansonsten ist eine andere Unterbringung nicht möglich.
    Ich habe während der Gruppensitzungen - bis auf eine Person - nur stationär untergebrachte Alkoholkranke getroffen, teilweise mit Depressionen, Suizidgedanken oder noch anderen Süchten. Wir konnten hier viel diskutieren und es gab für mich viel input und ich muss sagen, dass ich rückblickend gesehen froh bin, dass ich mich für den ambulanten Weg entschieden habe. Warum? So gut und organisiert ich es auf Station finde, so hat das - in meinen Augen, bitte nicht schlagen - nichts mit dem Alltag da draußen zu tun. So musste ich mich arrangieren. Entzug UND Alltag. Ich persönlich fand das sehr gut.

    @Camina und Greenfox , ihr hattet beide gefragt.
    Der Weg sieht weiter so aus, dass ich hier in der Nähe eine SHG gefunden habe, die auch zeitlich passt. Dort hatte ich vor einem Jahr auch meinen ersten Suchtberatungstermin. Dort werde ich hingehen. Bücher über Alkoholismus und die Zeit danach habe ich inzwischen wirklich viele gelesen. Filme gesehen. Chemische Vorgänge gegoogelt. Ich befasse mich ja nicht erst seit dem Entzug mit dem Thema. Solche Foren hier finde ich sehr schön.

    Und dann noch mal zu Gerchla .
    Die Panikattacken werden in gleicher Klinik behandelt wo ich den Entzug hatte. Auch von einem Arzt, der mir inzwischen bekannt ist (der mich sofort in die Suchtstation geschleppt hat)
    Für die traumatischen Erlebnisse ist tatsächlich, auch aufgrund des Erlebnisses, eine bestimmte Stelle zuständig, die aber wiederum mit der Klinik eng zusammen arbeitet, von der ich eben berichtet habe.
    Beide Sachen zu bearbeiten und zu verarbeiten wird sicherlich schwierig. Ich denke aber, dass ich durch den Entzug jetzt auch schon eine ganze andere Sicht auf Dinge erhalten habe, die ich früher einfach weggesoffen habe. Besser noch: Ich setze mich damit auseinander. Auch mit mir.

    Danke für eure lieben Worte. Ich weiß, dass wir das schaffen (Liv) und dass wir alle weiterhin schöne trockene Wege gehen werden. Wir können wirklich echt stolz auf uns sein, so ein Entzug ist wirklich ein Kraftakt. Und diese Kraft muss man erstmal haben. Und diese Willensstärke (huch, ich bin ja doch stark...)

    Liebe Grüße
    S

  • Hey liebe Silencer

    Deine Art zu schreiben gefällt mir, dein Humor ist trotz schwieriger Zeit ungebrochen - sehr cool :)!
    Schön zu erfahren, dass der gestrige Tag ein guter war, du auch wieder normal schlafen konntest. Ich denke es ist durchaus möglich, dass dein Körper erst Reste der Medikamente abbauen musste - dies der Grund war für die ausgeprägte Unruhe.
    Genügend Schlaf ist so elementar wichtig, vor allem auch für die Psyche - auch dies verhindert der Alkohol meist. Mal abgesehen vom komatösen Kurzschlaf im Vollsuff...

    Zitat

    Tja, der Porsche. Ja, der ist echt von Null auf 200. Damit hatte ich nicht gerechnet, eigentlich bin ich immer mit 30 unterwegs :) Ich kenne mich so nicht (auch wenn meine Eltern mir neulich erst sagten, dass ich als Kind eher hyperaktiv war) aber es ist schön, mich mal so zu sehen. Mit Tatendrang und Plänen und mit einem Lächeln im Gesicht.

    Ich finde es schön wie du dich selber wahrnimmst und neu kennenlernst grad. Da wird noch viel nachkommen denke ich :).
    Wie verbringst du die Abende jetzt? Gibt es Freunde welche von deinem Problem und der entsprechenden Veränderung wissen?

    Zitat

    Für die traumatischen Erlebnisse ist tatsächlich, auch aufgrund des Erlebnisses, eine bestimmte Stelle zuständig, die aber wiederum mit der Klinik eng zusammen arbeitet, von der ich eben berichtet habe.
    Beide Sachen zu bearbeiten und zu verarbeiten wird sicherlich schwierig. Ich denke aber, dass ich durch den Entzug jetzt auch schon eine ganze andere Sicht auf Dinge erhalten habe, die ich früher einfach weggesoffen habe. Besser noch: Ich setze mich damit auseinander. Auch mit mir

    Der wichtigste Schritt ist getan, du hast aufgehört zu trinken, entsprechend auch die Gedanken was war zu betäuben, zu verdrängen. Auch wenn es sicherlich den einen oder anderen schmerzhaften Moment geben wird auf dem Weg der Verarbeitung, jeder Schritt den du tust ist einer vorwärts, weg von dieser unschönen Vergangenheit.

    Zitat

    Wir konnten hier viel diskutieren und es gab für mich viel input und ich muss sagen, dass ich rückblickend gesehen froh bin, dass ich mich für den ambulanten Weg entschieden habe. Warum? So gut und organisiert ich es auf Station finde, so hat das - in meinen Augen, bitte nicht schlagen - nichts mit dem Alltag da draußen zu tun. So musste ich mich arrangieren. Entzug UND Alltag. Ich persönlich fand das sehr gut.

    Das wäre bei mir genauso. Ich hätte Bedenken in diesen Klinik-Kokon eingehüllt danach mit dem Alltag vollständig überfordert zu sein.

    Ich wünsche dir einen wunderbaren Donnerstag liebe Silencer :)
    Liv

  • Hallo Liv, wie geht dir? Hab deinen Beitrag schon gelesen, super über die Bühne gebracht dein Fondue :)

    Also, wie gestalte ich jetzt die Abende... Ich komme ja immer erst gegen 20 Uhr heim, ich arbeite lange. Meistens koche ich danach, verbringe Zeit mit dem Thronfolger vor dem TV, lese, bin im Fitness, schreibe hier, schreibe woanders, putze meine Wohnung. Sachen, die ich sonst tatsächlich früher nicht gemacht habe. Ich starte auch nie ohne Programm in den Abend. Das war ein Rat im Entzug. IMMER einen Plan haben, möglichst auch einen Plan B. Manchmal gehe ich abends, z.B. gleich, eine Zeit, wo ich vor 3 Wochen mindestens schon leicht angegongt war, noch mal Einkaufen und koche danach.

    Bescheid wissen meine Eltern. Schon seit einem Jahr. Meine beste Freundin, drei Kollegen (darunter mein oberster Chef) Alle sind mir um den Hals gefallen. Gab auch ein paar Tränchen. Von allen kann ich jederzeit Hilfe bekommen.
    Im übrigen, auf meiner Feier am Wochenende hat keiner gefragt, warum ich nicht trinke. Es wurde registriert, aber ich wurde nicht angesprochen. Fand ich auch ok. Hatte aber auch schon meine Antworten parat.

    Drück dich.
    S.

  • Im übrigen, auf meiner Feier am Wochenende hat keiner gefragt, warum ich nicht trinke.

    Hallo!

    Ich bin überrascht. Gerade aus dem Entzug entlassen und schon 'ne Party schmeißen. nixweiss0

    Ich bin nicht der Meinung, dass eine Party, auf der Alkohol konsumiert wird, der richtige Ort für eine frisch Abstinente ist.

    Weiter leben wie bisher, nur ohne Alkohol, das wird nicht gelingen.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • In Bezug auf die Feier würde ich auch schon mal nachhaken wollen: Jonglierst Du oft mit glühenden Eisenkugeln und wunderst Dich, dass Du Dir die Finger verbrennst??

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Liebe Silencer, schön von dir zu lesen :)!

    Ja, die Abende...Ich komme mir momentan vor wie Mrs Durchstrukturiert herself (passt super zu mir Chaot...) sodass möglichst wenig "gefährliche" Zeit übrig bleibt. Wie du starte ich nie ohne Plan in einen Abend, geht nicht, noch nicht...Ewig wird das wohl nicht nötig sein so hoffe ich!
    Meine Kinder erfreut es was ich alles so fabriziere in der Küche, ich habe angefangen gesunde Kuchen und Plätzchen zu backen - lese dazu Rezept-Ideen auf Instagram.

    Sehr herzig die Reaktion von den 4 eingeweihten Personen, zeigt halt aber auch dass sie das Problem erkannt hatten. Dieses Wissen um Hilfe und Unterstützung wenn die Weinhexe keifend im Anmarsch ist, macht gelassener irgendwie, hm? Es ist auch sehr schön zu erfahren, dass man wichtig ist für seine engsten Mitmenschen, man Wert geschätzt wird...Sowas gibt viel Kraft.

    Was würdest du für Antworten geben wenn dich jemand anpöbelt weil du keinen Alkohol trinkst?

    Ich hoffe bald wieder von dir zu lesen, wünsche dir einen kraftvollen Dienstag mit vielen zufriedenen Momenten :).

    Liv

  • Zitat

    In Bezug auf die Feier würde ich auch schon mal nachhaken wollen: Jonglierst Du oft mit glühenden Eisenkugeln und wunderst Dich, dass Du Dir die Finger verbrennst??

    Wenn man genug schnell jongliert... 8)
    Nein, ich möchte mich auf keinen Fall lustig machen über eure Erfahrungen, eure Tipps! Es war nur grad so ne Steilvorlage...

    Schwierig für mich Neuling, Nüchtern-Küken sozusagen dem was entgegen zu halten...Ich spüre für mich einfach (vielleicht geht es Silencer ähnlich), dass es mir gut tut mich mit Freunden zu umgeben, an den Wochenende auch rauszugehen, mich mit meinen Nächsten zu treffen. Es hilft mir mich nicht vollständig "anders" und abgeschottet zu fühlen. Klar, wird da auch getrunken, klar ist es eine Prüfung - doch diese ist meisterbar. Wie schon erwähnt fällt es mir auswärts viel einfacher zu verzichten, bei mir sind die unbeobachteten Abende zu Hause das Problem. Einen verstärkten Saufdruck nach meinem Fondue-Abend konnte ich bislang nicht feststellen.

  • Ein Fondue-Abend ist ja auch nicht gleichzusetzen mit einer Feier, bei der Alkohol konsumiert wird.
    Aber am Wichtigsten ist doch, VORHER seiner Umgebung - zumindest aber seiner Familie und den wichtigsten Freunden - gegenüber zu kommunizieren, dass man keinen Alkohol mehr trinkt!
    Am Einfachsten ist es, hierbei auch den wahren Grund zu benennen: Zum Einen "kennen" ihn die meisten sowieso (Wer glaubt, dass niemand etwas bemerkt hat, glaubt auch noch an den Klapperstorch!) und zum Anderen hat man dann auch einen gewissen Rückhalt.

    Angenehmer Nebeneffekt: Man muss sich nicht immer wieder neue Ausreden überlegen - und merken, welche man gerade benutzt hat. Und dieses "Ausreden benutzen" (sprich: Lügen und betrügen) hat man ja schon die ganze Zeit getan - und das sollte doch der Vergangenheit angehören. Oder?!?

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Guten Abend in die Runde.

    Also ein wenig erstaunt, wenn auch etwas nachvollziehbar, bin ich ja von einigen Reaktionen hier. Schade, dass es fast schon vorwurfsvoll klingt. Das betrifft wohl zum einen Liv und wohl auch mich.
    Hallo Liv :)

    Ich habe keine "Party geschmissen", es war eine Firmenveranstaltung. Zwei Programmpunkte habe ich schon durch Nichtanreise übersprungen. Selbst wenn ich sie nicht übersprungen hätte, hätte dies keinen Unterschied gemacht. Mir war klar, dass ich nicht trinken werde.
    Was wäre denn, nur mal so in den Raum geworfen, eine "angemessene" Zeit, nicht an Feiern teilzunehmen, als frisch Abstinenzler? Drei Monate, sechs Monate? Wenn man sich privat wie beruflich in einem Umfeld bewegt, wo oft und viel Alkohol konsumiert wird?
    Für mich war klar, und das von Anfang an, dass ich eigentlich wöchentlich solchen Situationen ausgesetzt sein werde.
    Für mich war aber auch klar, dass ich diese Situationen nicht meiden werde. Zum Teil KANN ich das nicht mal.
    Für wie lange denn? Ich muss ja damit leben - und ja, ich LEBE jetzt anders, und ja auch ohne Alkohol.
    Blödes Beispiel, aber wenn ich eine strenge Diät mache, die ich einhalten muss, weil ich mir sonst gesundheitlich schade... darf ich dann auch nicht mehr Essen gehen?

    Um die Entscheidung, zur Feier zu gehen, zu verstehen, müsste man mich kennen. Und meine Einstellungen und gezogene Konsequenzen zu diversen Themen, gerade wenn sie mit Dominanz zu tun haben.

    Jeder hier kennt sich selbst am Besten. Der/die Eine fühlt sich sicherer, wenn er/sie solchen Veranstaltungen aus dem Weg geht. Ich selbst habe mich auf die Veranstaltung und auch auf den Veranstaltungsort viel zu sehr, und das seit Monaten, gefreut, um dort nicht hinzugehen. Die Alternative wäre gewesen, hier ein Wochenende zu Hause zu sitzen, während mir meine Kollegen Fotos schicken und ich mit einem Buch auf der Couch sitze. Btw - DA hätte es mir auch "passieren" können, dass ich zum Weinregal im nächsten Supermarkt hechte.
    Es KÖNNTE mir jederzeit passieren. Dazu brauche ich keine Firmenfeier. Das Risiko wäre im Grunde immer und überall das Gleiche. WAS man aus der Situation und dem Risiko macht, DAS ist ja dann jedem sein eigenes Ding.

    Und wie sich jeder hier selbst am Besten kennt, so kenne ich mich sehr gut. Und wenn ich nein sage, sage ich nein. Und meine ich nein, und lebe ich nein.
    Aber es war weder ein Tanz auf dem Vulkan noch ein Jonglieren. Es war einfach nur ein netter Abend, ohne Suchtdruck, ohne tropfenden Zahn. Man mag es mir glauben oder nicht: Da war NICHTS. Keine Sehnsucht, viel Beobachtung, viel Selbstbetrachtung, viel Cola und Tee.

    Ich habe in meinem ersten Posting gesagt: Trinken ist keine Option.
    Ich wiederhole es hiermit noch einmal: Trinken ist keine Option.

    N schönen Abend euch.
    S.


  • Rekonvaleszent
    Mir Selbstüberschätzung auszuteilen ist gewagt...



    Nöö. Die Selbstüberschätzung geht einher mit der Unterschätzung der Krankheit.

    Ich habe in meiner bisherigen Zeit so einige Leute kennen lernen dürfen, die sich an dem Thema der Abstinenz versucht haben. Wer meint, alles so weiter machen zu müssen, wie bisher, nur mit der kleinen Einschränkung "ohne Alkohol", bei dem ist der Rückfall zumeist nur eine Frage der Zeit gewesen.

    Ich rate zu einer gründlichen Auseinandersetzung mit der Krankheit, ihren Tücken und insbesondere mit dem Thema Suchtgedächtnis.

    Um sich mal etwas einzulesen, dem seien die Werke "Alk" von Borowiak und "Lieber schlau als blau" von Lindenmeyer nahe gelegt.

    Auch ein Gang zur Suchtberatung kann den eigenen Horizont und somit den nötigen Respekt vor der Krankheit, ich sage extra nicht Demut, verstärken.

    Ich habe mich erst dann aus dem Klammergriff des Alkohols lösen können, als ich bereit war, alles, aber wirklich alles, meiner Abstinenz und somit meiner Gesundheit und meinem (Über-)leben unterzuordnen. Und dazu gehört es, sich in den ersten Monaten, in denen der Anfänger noch nicht gefestigt ist, sich den Alkohol auf Distanz zu halten und ihn nicht zu nahe an sich heran zu lassen.

    Wer hier im Forum nach wenigen Tagen ohne Alkohol damit brüstet, wie toll er Parties und alkoholfeuchte Treffen durchgestanden hat, bei dem ist der Rückfall, sofern er/sie überhaupt jemals trocken war, nur eine Frage der Zeit.

    Mein Therapeut, ich habe eine ambulante Therapie durchlaufen, pflegte stets zu mahnen, dass solch riskante Verhaltensweisen ein paar Male gut gehen können, dann kommt es zum Rückfall. Er ist ein sehr erfahrener Mann und viele Jahre im Geschäft.

    Ich gehe davon aus, dass meine mahnenden Worte hier nicht auf Gegenliebe stoßen und womöglich als persönlicher Affront fehlinterpretiert werden, da besagte Damen eher Applaus erwartet haben dürften.

    Wenn ich auf die Anfänge meiner Abstinenz zurückblicke, kann ich nur konstatieren, dass meine schärfsten Kritiker zugleich meine besten Ratgeber waren, weil sie meinen Blick in die richtige Richtung lenkten.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Moin

    Ich kann ja nur meine Gedanken denken, nur meine Gefühle fühlen und entsprechend handeln. Entscheidend ist doch, dass ich von mir und meinem Handeln überzeugt bin. Andere muss ich nicht überzeugen, sie müssen mich nicht überzeugen. Über andere Wege denke ich nach, korrigiere meinen, wenn ich überzeugt bin, dieses zu müssen, gehen muss ich meinen Weg allein und das so, wie ich und nur ich ihn gehen kann.

    Ich habe in 10 trockenen Jahren den Alkohol nicht gemieden, lebe mit ihm, akzeptiere, dass es ihn gibt. Ich brauche ihn nicht mehr, er beeinflusst mein Tun und Handeln nicht mehr, ich bin frei.

    LG Silbermöwe

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