Ich habe entschieden

  • Guten Tag, mein Name ist Stolzi.

    Ich bin Alkoholiker und möchte dies ändern.
    Zu mir. Ich bin ein 39jähriger Jugendlicher. Spiele gern, trinke gern und trinke gern auch viel. Das ich Alkoholiker bin, weiß ich schon seid vielen Jahren. Ich würde gerne meinem Umfeld die Schuld geben, aber wir wissen alle, dass wir selbstbestimmte Lebensformen darstellen. Als ich meine Sucht damals erkannte und keine Lust hatte sie zu bekämpfen versuchte ich sie einfach mit Regeln des Alkoholkonsums in Schach zu halten und nicht tiefer hineinzurutschen. Hat gut funktioniert... bis zu einem sonst recht angenehmen sonnigem Tag. Eine größere emotionalle, seeliche Krise übernahm die Kontrolle über mein Handeln und die Regeln waren wie weggeblasen... ich verlor über alle Aspekte meines Lebens die Kontrolle, ausser dem Arbeitsleben.... schon irgendwie komisch.
    Zum Schluß war ich bereits bei 8 Bier zwischen 20 und 24 Uhr gelandet, musste ja nächsten Tag wieder arbeiten. Am Wochenende konnten es schon mal ein paar mehr werden.
    Zu meinem Glück, nen ich es mal, habe ich meine Gefühle wieder unter Kontrolle bekommen, aber den Alkohol nicht mehr. Ich konnte mich nicht mehr an die Regeln halten. Ich versteckte Bierflaschen überall in der Wohnung, damit meine Frau nicht sieht wieviel ich trinke... Ende vom Lied, ich will und möchte aufhören. Naja, nicht ganz aber doch so, dass Alkohol in meinem Alltag keinen Einzug findet, sondern nur zu bestimmten Festivitäten in geringen Mengen.
    Zu den Aspekten, zu denen ich für das Aufhören Fragen habe versuche ich in den jeweiligen Bereichen zu stellen. Sollte ich mal daneben liegen, einfach verschieben und meckern. Meckern hilft immer.

    Wen ihr Fragen habt, dies sei euch gestattet. Aber ob ich zeitnah antworte kann ich nicht versprechen.

    Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit.

  • Hallo Stolzi!

    Herzlich willkommen hier im Forum!

    Kalter Entzug kann tödlich enden. Dein Hausarzt kann Dich beim Entzug unterstützen.

    Wenn ich Dich richtig verstanden habe, möchtest Du "sozialverträglich" weitertrinken?

    Das klappt ab einem bestimmten Punkt, wenn man abhängig ist nicht mehr. Manche bekommen das für einige Zeit hin, aber nach einiger Zeit landet der Konsum wieder beim alten Level oder höher.

    Hast Du schon mal über längere Zeit eine Pause gemacht?

    LG
    Caroline

  • Moin Stolzi,
    erst einmal herzlich willkommen. Ich bin Betty, 62 Jahre alt oder nein mittlerweile eher jung und seit 5 Jahren alkoholfrei. Ich habe einen ähnlichen Weg hinter mir wie du. Immer wieder habe ich versucht, weniger zu trinken. Diese Versuche haben mich Jahre lang unendliche vertane Zeit gekostet. Es ist mir nicht gelungen. Ich habe dann den Entschluss gefasst, anzufangen mit dem Trinken aufzuhören.
    Du suchst nach Möglichkeiten? Geh zu deinem Arzt/Ärztin des Vertrauens und erzähle deine Geschichte. Du wirst ein offenes Ohr und Hilfe bekommen. Eine Suchtberatungsstelle hilft dir auch. Versuche nicht, alles mit dir selbst abzumachen und keine Hilfe in Anspruch zu nehmen. Du machst es dir nur unnütz schwer. Ich habe bis auf meine Ärztin alles nicht in Anspruch genommen. Heute wäre ich um einiges klüger und würde aber wirklich jede Hilfe in Anspruch nehmen. Also – viel Erfolg. Schreib weiter und wenn ich kann, dann gerne immer einen Rat oder eine Idee von mir.

    LG Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Hallo!

    So wie Du habe ich auch jahrelang gesoffen. Unter der Woche aufgrund der Arbeit weniger, um es dann ab Freitag knallen zu lassen. Dazu machte ich alle 1 - 1 1/2 Jahre mal 'ne mehrwöchige Saufpause, um mich selbst zu täuschen, alles im Griff zu haben.

    Es fällt jedem Neuling schwer, sich an den Gedanken zu gewöhnen, nie mehr was trinken zu können. Daher verüble ich dir den Gedanken nicht, Du könntest ab- und an mal ein Glas trinken.

    Ich rate zudem zu folgender Lektüre, um dich zu sensibilisieren und den Horizont zu erweitern:

    1.) "ALK" von Borowiak
    2.) "Lieber schlau als blau" von Lindenmeyer
    3.) "Sucht-Hintergründe und Heilung" von Röhr


    Von einem kalten Entzug rate ich dringend ab. Besprich das zumindest mit deinem Doc, der der Schweigepflicht unterliegt. Hast Du kein Vertrauen zu ihm oder ist es dir zu peinlich, dann such dir einen in einer anderen Stadt, wo dich keiner kennt.

    Auch eine Kontaktaufnahme zur Suchtberatung sei dir dringend angeraten.

    Zum Schluss: Sich klammheimlich ohne Unterstützung aus der Sucht zu schleichen, ist eine schwierige Sache. Es geht auch wesentlich einfacher.

    Viel Erfolg

    wünscht der Rekonvaleszent

  • Auch von mir in ganz herzliches WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Kurz zu mir: Ich bin 55 Jahre jung, Alkoholiker und nach mehreren Anläufen nun schon einige Jahre trocken. Und ich bin nun auch schon ein paar Jahre in der Suchtselbsthilfe tätig, gehe in Krankenhäuser auf die Entgiftungsstationen zu Info-Abenden und habe bis vor Kurzem etliche Jahre lang eine SHG geleitet/moderiert.

    Von daher kann ich Deinen Entschluß, mit dem Trinken aufzuhören, nur begrüßen und Dich dazu beglückwünschen, Deinen Wunsch, "zu bestimmten Anlässen in geringen Mengen" wieder/weiter trinken zu können verstehen.

    Auch ich habe damals nach meiner ersten "Trockenlegung" - ich war ca. anderthalb Jahre trocken - versucht, "zu bestimmten Anlässen in geringen Mengen" zu trinken.
    Die bestimmten Anlässe wurden sehr schnell immer häufiger - bis sie täglich waren. Und die geringen Mengen stiegen proportional zu den Anlässen. Das heisst, ich war sehr schnell wieder auf meinem alten Level angelangt ... und darüber hinaus :-[
    Es hat mich dann 4 Jahre harten Kampf (hauptsächlich mit mir selbst, aber auch mit der Krankenkasse etc, um eine erneute Therapie zu bekommen) gekostet, um da wieder raus zu kommen.
    Aber: Da bin ich!

    Und ich kann Dir sagen, dass ich den Alkohol nicht vermisse - nicht ein klitzekleines bißchen. Ich verzichte auch auf nichts! Ich bin einfach FREI!

    Okay, aber es ist und bleibt DEINE Entscheidung. Hier im Forum kannst Du unsere Geschichten lesen und Dir von unseren Erfahrungen nehmen, wenn Du magst. Oder eben Deine eigenen machen.

    Ich empfehle Dir aber trotzdem noch unsere Linksammlung - hier findest Du viele nützliche und weiterführende Links und Informationen, sowohl über Alkoholismus als auch Suchtberatungen, SHGs, Erfahrungsberichte etc.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Stolzi,

    ...ich will und möchte aufhören. Naja, nicht ganz aber doch so, dass Alkohol in meinem Alltag keinen Einzug findet, sondern nur zu bestimmten Festivitäten in geringen Mengen.

    ich würde die Sache so nicht angehen, und ich würde das deshalb nicht tun, weil der Alkohol/das Suchtmittel positiv besetzt bleibt, wenn du dir von vornherein sagst, dass es für dich auch in Zukunft Situationen geben soll, in denen du weiterhin gerne dein Suchtmittel konsumieren willst.
    Anders herum wird ein Schuh daraus. Der Alkohol/die Sucht steuert dein Verhalten. Du würdest hier nicht schreiben, wenn dich das nicht belasten würde. Und deshalb ist es eine gute Idee, aus diesem Teufelskreis auszusteigen.

    Das Faszinierende am gelungenen Suchtausstieg ist die dadurch gewonnene Freiheit. Sobald der psychische Entzug überstanden ist, wirst du diese Freiheit spüren. Und wenn du sie einmal gewonnen hast, wirst du vermutlich den Teufel tun und sie aufs Spiel setzen, indem du der Sucht in Festivitäten den Rahmen und die Gelegenheit gibst, dich erneut zu ihrem Gefangenen zu machen.

    Mache dich doch erst einmal auf den Weg, erkämpfe dir deine Freiheit und schau, was es bedeutet frei zu sein.
    Anschließend kannst du ja mal darüber nachdenken, ob du Gefahr laufen willst, die gewonnene Freiheit wieder aufzugeben, indem du dich demjenigen anvertraust, der bereits bewiesen hat, dass er dich zu seinem Gefangenen machen kann und will.

    Viele Grüße
    Bassmann

  • Zum Post von Bassmann: Besser kann man es nicht ausdrücken. 44.

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Vielen Dank für die Begrüßung, die herzlichen Worte und die auch zum Teil nur leicht versteckte Kritik. ;)

    Wenn ich Dich richtig verstanden habe, möchtest Du "sozialverträglich" weitertrinken?

    Hast Du schon mal über längere Zeit eine Pause gemacht?


    Ja, das ist das Ziel welches ich mir vornahm. Ich bilde mir ein, ein Mensch mit einem starken willen zu sein.

    Beim Alkohol hab ich seit meinem 14. lebensjahr bis auf kurze Krankenhausphasen (max 2 Wochen) nie wirklich Pause gemacht und selbst bei einigen Aufenthalten hab ich mich davongeschlichen und mir auf ner Parkbank ein paar Bier genommen. Mir fehlte bisher der Wille dazu. Anders beim Rauchen, das konnte ich von jetzt auf gleich für 2,5 Jahre aufgeben. Da denke ich drüber nach es gleichzeitig wieder zu tun.... wäre nur einmal Stress.... glaub ich.


    Versuche nicht, alles mit dir selbst abzumachen und keine Hilfe in Anspruch zu nehmen. Du machst es dir nur unnütz schwer.

    So bin ich aber, ich versuch alles allein und umso schmerzhafter und schwerer es ist, ist der Lerneffekt auch höher. Zudem sehe ich es so. Ich hab die Scheiße gebaut ich muss sie selber ausbaden und nicht noch andere damit hineinziehen... Ich bin was meine Sorgen, Nöte, Ängste und Schwierigkeiten angeht ein ziemlicher Egoist. ALLES MEINS!
    Aber ich werde wohl mit meiner Ärztin reden müßen, wenn die Werte daneben liegen. Bisher waren sie immer perfekt...

    Es fällt jedem Neuling schwer, sich an den Gedanken zu gewöhnen, nie mehr was trinken zu können. Daher verüble ich dir den Gedanken nicht, Du könntest ab- und an mal ein Glas trinken.

    Zum Schluss: Sich klammheimlich ohne Unterstützung aus der Sucht zu schleichen, ist eine schwierige Sache. Es geht auch wesentlich einfacher.

    Nie wieder was trinken.... bei meinem sozialen Umfeld wäre ich der absolute Aussenseiter und bis auf meine Frau der Einzige... daher ist es für mich sehr schwer an nie wieder zu denken. Das ab und zu wäre schon ein Meilenstein. Ich weiß auch um die Gefahr des Rückfalls...

    Ist mir auch bewusst. Aber siehe oben.

    Die Lektüre werde ich mir mal ansehen und nicht nur auf nem Foto ;D

    Von daher kann ich Deinen Entschluß, mit dem Trinken aufzuhören, nur begrüßen und Dich dazu beglückwünschen, Deinen Wunsch, "zu bestimmten Anlässen in geringen Mengen" wieder/weiter trinken zu können verstehen.

    Auch ich habe damals nach meiner ersten "Trockenlegung" - ich war ca. anderthalb Jahre trocken - versucht, "zu bestimmten Anlässen in geringen Mengen" zu trinken.
    Die bestimmten Anlässe wurden sehr schnell immer häufiger - bis sie täglich waren. Und die geringen Mengen stiegen proportional zu den Anlässen. Das heisst, ich war sehr schnell wieder auf meinem alten Level angelangt ... und darüber hinaus :-[
    Es hat mich dann 4 Jahre harten Kampf (hauptsächlich mit mir selbst, aber auch mit der Krankenkasse etc, um eine erneute Therapie zu bekommen) gekostet, um da wieder raus zu kommen.
    Aber: Da bin ich!

    Und ich kann Dir sagen, dass ich den Alkohol nicht vermisse - nicht ein klitzekleines bißchen. Ich verzichte auch auf nichts! Ich bin einfach FREI!

    Danke.

    Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Und hoffe, dass es bei mir nicht soweit kommt.

    Ich weiß, dass ich den Alkohol vermissen werde... zumindest eine sehr lange Zeit... Nüchtern zu schüchtern, besoffen zu offen sag ich immer. Aber für meine Soziopathie hab ich bereits einen Therapieplatz, weswegen es umso wichtiger ist schnell mit dem Suff aufzuhören sonst brechen die ab und dann hab ich gar nichts gewonnen...

    Bitte nicht falsch verstehen, die Therapie ist NICHT der Hauptgrund für meine Entscheidung!

    ich würde die Sache so nicht angehen, und ich würde das deshalb nicht tun, weil der Alkohol/das Suchtmittel positiv besetzt bleibt, wenn du dir von vornherein sagst, dass es für dich auch in Zukunft Situationen geben soll, in denen du weiterhin gerne dein Suchtmittel konsumieren willst.
    Anders herum wird ein Schuh daraus. Der Alkohol/die Sucht steuert dein Verhalten. Du würdest hier nicht schreiben, wenn dich das nicht belasten würde. Und deshalb ist es eine gute Idee, aus diesem Teufelskreis auszusteigen.

    So habe ich das noch gar nicht betrachtet... dabei sagt man mir nach ich würde alles auf die Goldwaage legen. Danke, du hast vollkommen recht.


    Das Faszinierende am gelungenen Suchtausstieg ist die dadurch gewonnene Freiheit. Sobald der psychische Entzug überstanden ist, wirst du diese Freiheit spüren. Und wenn du sie einmal gewonnen hast, wirst du vermutlich den Teufel tun und sie aufs Spiel setzen, indem du der Sucht in Festivitäten den Rahmen und die Gelegenheit gibst, dich erneut zu ihrem Gefangenen zu machen.

    Mache dich doch erst einmal auf den Weg, erkämpfe dir deine Freiheit und schau, was es bedeutet frei zu sein.
    Anschließend kannst du ja mal darüber nachdenken, ob du Gefahr laufen willst, die gewonnene Freiheit wieder aufzugeben, indem du dich demjenigen anvertraust, der bereits bewiesen hat, dass er dich zu seinem Gefangenen machen kann und will.

    Ich werde über alles genannte nachdenken.
    Ich werf auch ein kleines Zwischendanke in die Disskusion, da ich glaube es könnte noch mehr kommen.


    Nun mal Abseits davon.
    Ich hatte mein letztes Bier Bier Mittwoch Und trinke seit dem Abends die selbe Menge an alkoholfreiem, darf ich so weitermachen oder sollte ich eher komplett auf Getränke mit dem Namen Bier verzichten? Oder wäre das für einen nicht ganz zu kaltem Entzug sinnvoll?
    Falls euch die Frage dumm vorkommt... tut mir leid, ist mein erstes Mal, ich übe noch.

  • Vielen Dank für die Begrüßung, die herzlichen Worte und die auch zum Teil nur leicht versteckte Kritik. ;)

    ICH sehe hier eigentlich keine Kritik - es sind nur unsere eigenen (z.T. leidvollen) Erfahrungen.

    Danke.

    Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Und hoffe, dass es bei mir nicht soweit kommt.

    Sorry, aber ich hoffe, Du kennst den Spruch "Die Hoffnung stirbt zuletzt"?

    Ich weiß, dass ich den Alkohol vermissen werde... zumindest eine sehr lange Zeit...

    Es gibt auch sogenannte "sich selbsterfüllende Prophezeihungen" ... keine guten Voraussetzungen, um ein Vorhaben anzugehen.

    Ich hatte mein letztes Bier Bier Mittwoch Und trinke seit dem Abends die selbe Menge an alkoholfreiem, darf ich so weitermachen oder sollte ich eher komplett auf Getränke mit dem Namen Bier verzichten? Oder wäre das für einen nicht ganz zu kaltem Entzug sinnvoll?
    Falls euch die Frage dumm vorkommt... tut mir leid, ist mein erstes Mal, ich übe noch.

    MEINE Erfahrung mit dem alkoholfreien Bier, mit welchem ich mich selbst "trockenlegen" wollte, war, dass mir nach einer Weile etwas - nämlich die Wirkung - fehlte. Und dann kamen natürlich die Gedanken "Wozu soll ich dann die Plörre trinken?!?" und bin wieder auf "richtiges" Bier umgestiegen.
    Und das ist auch der Grund, warum ich auch heute, in meinem 11. Trockenjahr, wohlweislich die Finger von alkoholfreien Bier lasse - weil ich wieder auf den Geschmack nach richtigen Bier kommen könnte. Und das Risiko ist mir meine Freiheit nicht wert!

    Im Übrigen: Es gibt keine dummen Fragen!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Das klingt nun doof. Aber eure Erfahrungen sind für mich Kritiken wie ich im Kopf daran geh, weil ich keine Ahnung habe wie es so läuft. Ich fasse sie ja auch nicht negativ auf. Ich nehme sie an und werde versuchen daran zu arbeiten und es soweit umzusetzen wie es mir möglich ist.

  • Hallo Stolzi ,
    auch von mir ein Herzliches Willkommen. :)

    Ich habe mir deinen Beitrag und die der anderen durchgelesen und es erinnert mich so an mich wie ich vor einiger Zeit noch dachte.
    Ich bin heute 20 Tage trocken und will es auch bleiben.
    Was du geschrieben hast mit dem alkoholfreien Bier nannte ich früher nach einer gewissen Zeit Leber verarsche , was dann soweit führte das ich wieder "ordentlichen " Alkohol zu mir nahm .
    Auch habe ich mir immer wieder gesagt
    " Ach nicht so schlimm ich schaffe das alleine"
    und hatte auch bis auf vereinzelte abstürze mein Trinken im Griff, oder besser gesagt der Alkohol spielte mir vor das ich mein Leben und trinken im Griff hatte .
    Ich bin eine starke Frau ich schaffe das alleine..... Ich nahm Drogen und Tabletten war lange abhängig, ich hatte Psychosen die mich lange Zeit in meiner Wohnung einsperrten und ich bin/war Borderliner .
    Ich habe das alles zum Stillstand gebracht und bin darüber hinweg ,warum sollte ich den Alkohol nicht auch alleine abschwören können ..
    Ich bin stark ich will niemanden mit meinem "Leid" belästigen .
    ES IST MEINE SACHE.
    Genauso dachte ich auch seeeeeehr lange Zeit .
    By the Way ich habe fast 27 Jahre getrunken.
    Bis ich einen so großen scheiß auf Alkohol gebaut habe der mir alles nahm was ich liebte .
    Da wachte ich auf. Ich war einsam und verletzt und wusste ich schaffe es nicht alleine diesen Teufel zu besiegen.
    Er hat eine andere Kraft wie die anderen Sachen die ich erfolgreich still gelegt habe.
    Ich war so dermaßen fertig, voller Scham und Traurigkeit das ich kapitulierte und zugegeben habe das ich Hilfe brauche.
    Ich bin dann zu meiner Hausärztin und habe alles weitere in die Wege geleitet und bin zu den AA s ,
    habe meine Familie Kontaktiert das ich Alkoholiker bin und mein Mann der es sowieso schon wusste auch selber Probleme hat unterstützt mich sehr bzw wir uns gegenseitig .
    Wir reden sehr viel über diese sucht was ich früher nie getan habe.
    Und das ist das wichtige finde ich.
    Es kommen Situationen in denen du am liebsten zu Flasche greifen willst und dann ist es wichtig darüber zu reden,reden,reden und Ablenkung .
    Nicht rein fressen was man tut wenn man alleine diese Sucht bekämpfen will und hoffen das es gut ausgeht .
    Du kannst dir gerne mal meine Geschichte durchlesen.
    Am Anfang als ich hier geschrieben habe redeten viele von "Der Freiheit" ich wusste damit nichts anzufangen , bis ich selbst erfahren habe was sie meinten .
    Es ist das Gefühl nicht so schnell wie möglich nach hause zu kommen um die Flasche anzusetzen oder durch die halbe Stadt zu rennen das man nicht in jedem laden 3,4,5 Flaschen auf einmal kauft um als Alki hingestellt zu werden.
    Nicht der Druck heimlich zu trinken und Flaschen zu verstecken.
    Es ist die Freiheit zu wissen ich muss das nicht tun ich kann tun und lassen was ich will und mir zeit nehmen für das was ich gerade tue , weil der druck die Flasche an den Mund zu setzten nicht da ist.

    Und das ist Freiheit.

    So das von mir . Ich wünsche dir jedenfalls das du das richtige für dich tust und entscheidest .


    LG schlaflos

    Schwarze Wolken verziehen und dann scheint die Sonne.

  • Das „Trockenlegen“ mit alkoholfreiem Bier funktioniert nicht. Das habe auch ich in vielen Versuchen leidvoll erfahren müssen. Der Weg aus der Sucht führt m.E. nicht in erster Linie über das Weglassen von Alkohol oder dessen Ersatz durch etwas, das alkoholfrei ist, sondern über ein Loslassen bisheriger Vorstellungen, also die bewusste Entscheidung, die Fixierung auf den Alkohol komplett zu beenden und sich auf etwas einzulassen, das man selbst noch nicht spürt, von dem jedoch andere berichten, dass es sich lohnt. Und sich dafür die nötige Zeit zu geben. (Ich selbst brauchte beim Alkohol relativ wenig Zeit, musste dafür aber beim Tabak fast das komplette mir vorgenommene Jahr ausnutzen. Heute freue ich mich darüber, dass ich mir so viel Zeit gab.)

    Früher wollte ich immer am Alkohol festhalten, weil ich mir nicht vorstellen konnte, ohne ihn ein glückliches Leben führen zu können. Zwar wollte ich nicht so viel trinken, dass ich dadurch meine Gesundheit aufs Spiel setzte. Aber die „guten“ Seiten meines Suchtmittels wollte ich schon nach wie vor genießen.
    Als ich endgültig aus dem Suchtkreislauf ausstieg, ging mein Blick in eine neue Richtung. Ich wollte den Alkohol nicht mehr irgendwie in den Griff kriegen, sondern frei von ihm sein.

    Heute (und dieses Heute entwickelte sich bei mir sehr schnell nach dem Ausstieg) ist es mir egal, ob etwas an Alkohol erinnert -wie z.B. das alkoholfreie Bier- oder sogar Alkohol enthält. Ich lege es nicht mehr auf die Wirkung an. Und deshalb kann mir der Alkohol auch nicht mehr gefährlich werden, wenn ich ihn -oder die Erinnerung an ihn- nicht meide wie der Teufel das Weihwasser.

    Das ist jetzt meine ganz persönliche Meinung und mein individueller Weg aus der Sucht. Viele sehen das komplett anders. Aber für mich ist es nun mal Realität. Bei mir hat dieser Weg abseits der „normalen“ Therapien funktioniert. Und deshalb verschweige ich ihn auch nicht.

    Bassmann

  • Ich versteh, was du sagst. Ich bin ein Gewohnheitsmensch und abends vorm Rechner oder Fernseher gehörte das Bier dazu. Da ich Sorge darüber hatte wie schwer es sein wird dem haptischen Gefühl des Flasche nehmen´s schon unterworfen war/bin habe ich quasi erstmal nur den Flascheninhalt getauscht. Ich weiß, dass ist in gewissem Sinne ein reines sich selbst verarschen. Aber ich glaube, dass es für mich funktioniert. Nach meinem persönlichem Zeitplan wird diese Berührungslüge auch verschwinden, aber erstmal wollte ich den psychichen Stress vom körperlichem teilen. Wie Alexander der Große schon sagte, teile und herrsche.
    Nebenbei schreibe ich nun seid gestern jeden Abend den kompletten Tag mit allen Vorkommnissen, Gedanken und Entscheidungen in Romanform nieder um am nächsten Tag dieses lesen zu können und dabei zu erkennen, in welchen Situationen habe ich vom Teufel geredet, gedacht und ihn unbewusst eingeschrieben obwohl ich genau wusste ich hatte in der Situation nicht daran gedacht. Ich weiß nicht genau, ob es was bringt diese Schlüßelmomente herrauszufinden zu filtern und zu bearbeiten was bringt aber ich möchte dies versuchen.

  • Hallo Stolzi!

    Das tägliche Aufschreiben Deiner Gefühle und Gedanken halte ich für eine super Idee!

    Du kannst sicher mit nochmaligem lesen die Knackpunkte erforschen.

    Viel Erfolg weiterhin.

    LG
    Caroline

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