Wie wichtig ist für Euch Spiritualität?

  • Ich habe durch die SHG seit Jahren wieder Kontakt gehabt dazu.
    Dabei scheint es mir egal, an wen oder was man glaubt. Mir hilft es sich irgendwie,wenn man sich für einen gut gelaufenen Tag bedankt oder Beistand für einen kommenden Tag erbittet.

    Ich habe da selbst ein Modell, was für mich passt was aber eher nicht so Mainstream ist. Aber das ist ja auch egal.

    Mich würde interessieren, wer hier auch daraus Kraft schöpft?

    Liebe Grüße, Outdoorfan.

  • Liebe(r)Outdoorfan,
    Mir ist der Glaube auch egal. Jedes Modell passt, hauptsache abstinent, denn das zählt.
    Lg britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Hallo Outdoorfan,

    als bekennender Agnostiker erlaube ich mir „meine Spiritualität“, die jenseits jeder Religion oder Esoterik liegt.
    So erlaube ich mir auch eine Portion Demut und Dankbarkeit für mein Leben, und zu was-auch-immer, das mir die Chance gegeben hat, mich von meiner Sucht lösen zu könne, um mein heutiges Leben in vollen Zügen genießen zu können.

    Es geht mir dabei wie Dir: Ob das entgegen des Mainstreams ist – ist mir völlig wurscht.

    Aber dass es diese „Kraft“ gibt, die mich entgegen aller Prognosen heute dort stehen lässt, wo ich stehe, das erzeugt immer wieder eine große positive und lebensbejahende Grundhaltung in mir.

  • Vielen Dank für die Antworten. Genau das habe ich gemeint.
    Da ist was, was mich definitiv stärkt. Und das ist ein Anker der
    mich unter anderem nüchtern hält und klar im Kopf.

    Dann täuscht mich mein Gefühl also nicht und es geht auch anderen so.

    Grüße, Outdoorfan

  • Hallo Outdoorfan,

    ich bin im Zuge des Trockenwerdens in intensiveren Kontakt mit mir selbst und der Welt gekommen. Ich erlebe Verbundenheit mit mir, (mal mehr mal weniger) und dann auch Verbundenheit mit anderen, und irgendwie zieht dieses Gefühl - oder dieses Gewahrsein, oder wie du das nennen willst - immer weitere Kreise, wie in einem See, in den ein Stein gefallen ist, du kennst das Bild bestimmt. Indem ich mir selber näher komme und mir mit wohlwollender Akzeptanz und Wärme begegne, kann ich auch anderen näher kommen und ihnen wohlwollend und bejahend begegnen, und in dieser allmählichen Erweiterung über mein nächstes Umfeld hinaus hat das für mich durchaus eine spirituelle Ebene.

    Ich finde es schwer, das zu beschreiben.

    Aber die kurze Antwort ist Ja, Spiritualität entsteht in meinem trockenen Leben und ist eine positive, stärkende Kraft.

    Viele Grüße
    Camina

  • Hallo Outdoorfan,

    ich persönlich war schon immer ein gläubiger Mensch, schon seit Kindesbeinen an.

    Der Glaube hat mir persönlich auch sehr gut geholfen durch die Therapie zu kommen. Soll heißen, ich habe nicht mir meinem Schicksal gehadert, sondern habe im Bewusstsein/mit der Überzeugung gelebt, dass alles irgendwie einen (höheren/weitreichenden) Sinn hat.

    LG

    Proky

  • Hallo Outdoorfan,

    Danke fürs Starten dieses Themas! 44.

    Mir geht es nämlich wie Dir, dass ich ein gutes Gefühl aus meiner Spiritualität
    ziehen kann. Vor allem zunehmendes Vertrauen in die Selbstliebe. Alles, was
    ich mir selbst noch nicht an Unterstützung geben kann, weil dort viele Ängste
    oder auch mal Zweifel sitzen, hole ich mir von einer wohlwollenden, zutiefst
    bejahenden und Anteil nehmenden Quelle. - Ich bin dabei kein Stück religiös.

    Es geht für mich einfach um eine lebensbejahende, mich als Geschöpf mit
    allen Stärken und Schwächen liebende Kraft, die ich als Kind nicht erleben
    konnte. So gesehen, habe ich mir eigene Eltern gesucht und auch gefunden.

    Für mich ist es seelisch überlebenswichtig, aus meinem Bewerten und den
    Zwängen heraus zu kommen, Dinge schon vorm Losgehen "fertig" haben zu
    müssen. Meine gnaze Familie lebt Leistungs- und Kontrollwahn, und fast alle
    sind auch süchtig. Wir haben keine geistige Quelle, wir glauben blind an Per-
    fektionismus und Selbstverleugnung. - Ich musste da raus! Und ich bin sehr
    dankbar, endlich eine wohlwollende Basis für den Umgang mit mir selbst ge-
    funden zu haben, die auch da ist, wenn ich keine Therapie haben kann.
    Die Frage ist dann oft, ob auch ich "da" bin, um sie zu nutzen, oder ob ich
    mich gerade wieder lieber selbst überfordere ... indem ich perfekt sein will. ;)

    Danke auch für Eure Beiträge hier!

    Allen liebe Grüße
    Wolfsfrau

  • Hallo Outdoorfan,

    stellt sich mir die Frage was "Glauben" eigentlich genau ist bzw. bedeutet. Wenn es für einen Christen das regelmäßige Besuchen des Gottesdienstes und das damit verbundene Schuldgefühl wenn man mal nicht dort war ist, dann glaube ich sicherlich nicht.

    Wer meine Geschichten hier ab und an mit liest, ist sicher schon über meine Schilderungen bezüglichs der Bedeutung eines Mönchs (katholischer), in meinem neuen abstinenten Leben gestolpert.

    Ich will es jetzt nicht in aller Tiefe ausführen aber dieser Mönch war wohl für mich die wichtigste Person im Prozess meiner Suchtüberwindung. Und ich habe diesen Menschen damals nicht aufgesucht, weil ich ein gläubiger Christ war sondern weil ich ihn irgenwann mal in meiner nassen Zeit getroffen hatte und er mich damals, obwohl ich da sicher einiges intus hatte (wie immer) sehr beeindruckt hatte. Nur mit dem wie er gesprochen hat und mit seiner großen Zufriedenheit. Das war damals nur eine beiläufige Begegnung ohne ein persönliches Gespräch mit ihm.

    Als ich dann als gescheiterter Alkoholiker vor diesem Mann stand, der dankenswerter Weise bereit war mit mir zu sprechen, spielte für mich alles eine Rolle außer der Glauben. Und dieser Mensch hat wohl gemerkt, dass ich mit der Kirche (was für mich damals gleichzusetzen war mit Glauben) nichts am Hut hatte. Ich erinnere mich heute nicht daran, dass er in einem unserer zahlreichen, sehr tiefgründigen Gespräche jemals das Wort Gott, Glaube oder beten erwähnt hätte. Fast schon krotesk: da saß ich im Kloster mit einem Mönch zusammen um mir Hilfe zu holen und dieser sprach von allem außer von Gott. Aber so war es und ich muss sagen, sehr viel später begann genau diese Tatsache mich zu interessieren und ich begann mich zu fragen, warum das so war und was das alles für mich jetzt eigentlich bedeutet.

    Was dadruch errreicht wurde, das kann ich sagen, ist auf jeden Fall, das ich heute Glaube und Kirche trenne. Die Kirche besteht aus Menschen und Menschen sind eben Menschen. Es gibt gute Menschen und es gibt weniger gute und es gibt sogar richtig böse. Und nur weil man in der Kirche engagiert sind macht das keinen besseren Menschen, zumindest nicht zwangsläufig. Mit dem Glauben an sich hat das aber m. E. nicht unmittelbar was zu tun. Es gibt ja so viele angeblich gläubige Menschen die in ihrer Kirche engagiert sind und sich doch so verhalten als wüssten sie überhaupt nicht wofür ihr Glauben eigentlich steht.

    Zurück zu mir. Ich gehe heute viel häufiger in die Kirche als ich das jemals in meinem Leben getan habe. Ich gehe manchmal mehrmals wöchentlich, manchmal auch ein oder zwei Wochen gar nicht, je nach dem wie mir gerade ist. Ich besuche dabei nie die sonntäglichen Gottesdienste sondern bin immer dann da, wenn mir eben danach ist. Wenn ich das Bedürfnis habe mal ein kleine Zwiesprache zu halten, wenn ich Bedürfnis habe mal wieder "DANKE" zu sagen oder wenn das Gefühl habe, mir könnte mal eine göttliche Eingabe nicht schaden. Lustigerweise erhalte ich diese dann auch meist und ich komme mir immer vor wie Don Camillo. Erklären kann ich mir das ehrlich gesagt nicht, denn warum sollte ausgerechnet ich einen besonderen Draht nach oben haben? Aber es ist mir auch egal, denn ich bin zufrieden und glücklich so wie es ist.

    Desweiteren begegne ich meinem Gott immer dann, wenn ich meine Laufschuhe schnüre und durch unsere wunderbare Natur laufe. Da habe ich dann oft ein fast schon spirituelles Gefühl und spüre eine tiefe Dankbarkeit, dass ich das machen kann und darf.

    So ist das bei mir und für mich ist das wunderbar so.

    LG
    gerchla

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