"zufriedene" Abstinenz

  • Dem stimme ich nicht zu. Denn ich kann zwar zufrieden trocken sein, aber dennoch kein zufriedenes Leben führen.

    Ich bin zufrieden trocken: Ich bin zufrieden, weil ich trocken bin, nicht mehr trinken MUSS, mein Leben wieder lebst weitestgehend bestimmen kann. Ich bin zufrieden, weil ich ohne den Suff die meisten meiner Probleme mit klarem Kopf wesentlich besser - und vor allem erfolgsorientierter! - angehen kann.
    Aber ich bin (nicht unbedingt) zufrieden, weil trotzdem ich abstinent lebe, meine Gesundheit eben nicht so rosig ist, weil auf Arbeit auch nicht alles so läuft, wie ich es mir vorstelle, weil ich meine ehemals so heiß geliebte Ex am Liebsten zum Mond schiessen würde, weil ... es trotzdem Läuse gibt, die mir über die Leber laufen.

    Und das hat nicht nur etwas mit "Lebensführung" zu tun.

    Bei mir läuft momentan gesundheitlich und mit meiner Ex "nicht alles rund" - um es mal milde auszudrücken. Ich habe etliche Probleme. Schiet am Boom - ich bin trotzdem zufrieden trocken! Obwohl ich kein zufriedenes Leben führe!

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Guten Morgen,

    ich bin glücklich (zufrieden) trocken und glücklich (zufrieden) mit mir, weil ich mein Leben und meine Eigenverantwortung darin annehme.

    Nicht zufrieden oder glücklich bin ich auch über viele äußere Umstände, die ich teilweise beeinflussen kann, großenteils aber auch nicht. Diese Konflikte (Unzufriedenheit) haben aber nichts mit meinem grundsätzlichen, auf mich selbst bezogenen Lebensglück zu tun.

    Einen hellen Frühlingsfreitag wünsche ich!

    Camina


  • Die eigentliche Frage bzw der eigentliche Begriff sollte richtig lauten:
    "Zufriedenes Leben"
    Leben und Trockenheit, für uns ehemalige Nasse sind das zwei Begriffe.
    So sehe ich das...


    Guten Morgen,

    Zitat

    Leben und Trockenheit, für uns ehemalige Nasse sind das zwei Begriffe.


    Zwei Begriffe - da kann ich nur zustimmen ;)
    als ich noch Alkohol konsumierte (..ehemaliger Nasser..-ich mag diese Formulierung nicht) führte ich durchaus ein zufriedenes Leben…und trank dennoch.
    Ich denke, Zufriedenheit / Unzufriedenheit sind in Bezug auf Sucht für mich sehr subjektive Empfinden. Ich setzte den Alkohol z.B. sehr oft als Belohnung ein, also dann, wenn ich (vermeintlich) zufrieden war.
    Ich hatte Erwartungen anderer nicht nur erfüllt, sondern sogar übertroffen.
    Ein Gefühl der Zufriedenheit stellte sich ein. Meine Belohnung: „darauf anstoßen“.
    Manchmal denke ich, es wäre vielleicht gar nicht so schlecht nie zufrieden zu sein. Habe ich dann noch Ziele oder Wünsche?
    Sehr komplizert, das Ganze.
    Liebe Grüße von der "trockenen" Britt. Egal ob (zu)Frieden oder nicht. Nur eins zählt: das erste Glas stehen lassen.

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Lieber Greenfox,
    ist es möglich, den Betreff dieses Threads in "zufriedene Abstinenz" zu ändern?
    Danke und Gruß Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Hallo, britt!

    Den Betreff des Threads habe ich geändert - allerdings nicht die einzelnen Überschriften.

    Ergänzend zu meinem Post von heute früh möchte ich noch auf meine Ausführungen in einem fast gleichnamigen Thread von mir zu diesem Thema verweisen: guckt ihr hier
    Denn Zufriedenheit in der Trockenheit/Abstinenz und im Leben sind für mich zwei vollkommen unterschiedliche Paar Schuhe - Sandalen und Stiefel ... oder so ;)

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Danke, Greenfox, für den link. Habe mir den anderen Thread auch nochmal durchgelesen.

    Zitat von „Gerchla“

    Das es nicht viel braucht um zufrieden und glücklich zu sein, das habe ich auch erleben dürfen. Als ich aufhörte empfand ich jeden Tag wie ein Geschenk, zu spüren, wie es mir erst körperlich, später auch seelisch immer besser ging, empfand ich als Glück pur.

    Das empfinde ich auch oft so.

    Und die Trockenheit ermöglicht mir ja auch erst, Glück über anderes zu empfinden, weil ich es nur trocken überhaupt - wirklich - wahrnehmen kann. Großes und Kleines - meine Liebe zu meinem Kind oder ein Rotkehlchen auf der Terrasse.

    Glückliches Wochenende! :)

    Camina

  • Moin

    Ich bin zufrieden abstinent, weil Alkohol keine Bedeutung mehr für mich hat. Er begegnet mir überall, ich lebe damit, er berührt mich nicht, es berührt mich nicht, wenn andere ihn genießen.

    Ich bin frei.

    Natürlich bedeutet das nicht, dass ich immer zufrieden mit mir, meinem Tun und Handeln bin, aber nüchtern kann ich mein Leben gestalten, meinen Weg ändern, korrigieren und mich weiter entwickeln.

    LG Silbermöwe

  • Moin ;)

    Ich laufe seit 5 Jahren alkoholfrei durchs Leben. Ich habe eine Entwicklung hinter mir, die mich sehr zufrieden und glücklich macht. Jeden Tag ein wenig mehr. Alkohol ist ein Wort, dass es für mich gibt, aber mittlerweile genauso uninteressant geworden ist wie alle anderen Drogen... außer "Zucker". Ich liebe Schokolade :rotwerd:

    Schönen Sonntag

    LG Betty :sun:

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Hallo Britt,

    ich bin ja noch nicht so lange dabei und seit 8 Monaten trinke ich nicht mehr.
    Trotz dieser relativ kurzen Zeit habe ich mir jeden Tag intensiv Gedanken gemacht über das Thema zufriedene Abstinenz.
    Ich glaube für mich selbst sagen zu können, dass ich in einem Zustand von Zufriedenheit lebe den ich mit Alkohol nie hatte. Sicher war mein Leben mit Alkohol nicht nur schlecht. Nein, ich hatte auch sehr lustige und gute Zeiten. Ich war auch nie an einem Punkt wo ich in lebensbedrohliche Nöte kam und habe mich trotz stetigem Trinken über gut 35 Jahre nie in eine Situation gebracht, wo ich hätte sagen können: So, bis hierher und nicht weiter, jetzt reichts.
    Mein Leben war wie ich bereits an anderer Stelle geschrieben habe nach außen hin völlig intakt.
    Ich war aber im Prinzip nicht zufrieden und diesen Zustand habe ich eben durch Alkohol aufgepeppt.
    Ich bin in der früh aufgewacht und hatte aus unerfindlichen Gründen keine gute Laune. Am liebsten wäre ich gleich wieder ins Bett gegangen. Nach 2 bis 3 Bier war dann meine Grundzufriedenheit soweit hergestellt, dass ich einen normalen Tag hatte. Obwohl ich nicht jeden Tag getrunken habe war das so eine Art „Spiegeltrinken für die Psyche“ auf niedrigem Niveau.
    Am Ende des Tages trank ich dann nochmals 2-3 Bier und manchmal an Wochenenden oder besonderen Anlässen auch mehr.
    Alles in allem führte das in einen Kreislauf von ständiger Unzufriedenheit und dieser Zustand war es letztlich, der mich jetzt endgültig zu der Erkenntnis gebracht hat, dass ich einfach mit Alkohol nicht umgehen kann und es besser ist wenn sich unsere Wege trennen.
    Obwohl es mir von Beginn an nicht schwer gefallen ist den Alkohol wegzulassen hat es Monate gedauert, bis sich auch in meinem Inneren eine Wandlung vollzogen hat.
    Ich habe mir bereits in meinen Trinkertagen Unmengen an Ratgeberliteratur jeglicher Richtung zugelegt. Darin ging es um Glück, Motivation, Willen und Achtsamkeit.
    Jetzt bin ich sehr froh, dass ich auf diese Bücher zurückgreifen kann und lese sie so nach und nach durch. Vieles ist mehrfach geschrieben und fast schon in den Bereich „Hausfrauenphilosophie“ angesiedelt. Trotzdem bringen mich immer wieder Passagen zum Nachdenken und ermuntern mich an mir selbst und meiner Entwicklung zu arbeiten.
    Jetzt da ich nüchtern durchs Leben gehe kann ich mich auch viel besser auf diese Sachen einlassen.
    Ich habe nämlich festgestellt, dass man durch das Trinken die Fähigkeit verliert sich selbst richtig wahrzunehmen. Ich erkenne erst jetzt was mir im Leben Freude bereitet und was nicht.
    Zuvor habe ich die Dinge die ich eigentlich nicht so mag mir mit Alkohol schöngetrunken habe.
    Ich hatte keinen Funken mehr an Selbstsicherheit und meine Selbstachtung war am Boden.
    Ich war mir nichts mehr wert und das hat sich dann auch auf meine Einstellung gegenüber anderen Menschen massiv ausgewirkt.
    Meine emphatischen Grundeinstellungen waren genau wie meine Achtung und Symphatie für mich selbst so gut wie nicht mehr vorhanden.
    Das waren und sind meine Baustellen, die ich jetzt in den 8 Monaten täglich angehe und ich ziehe daraus sehr viel Freude denn ich stelle fest, dass ich da schon enorme Fortschritte erzielt habe.
    Ich stelle aber auch fest, dass es eben ein langer und steiniger Weg ist den es sich aber zu gehen lohnt.
    Da gibt es nichts was man mal so schnell abstellen kann und deshalb ist es mir wichtig da am Ball zu bleiben. Aus diesem Grund besuche ich auch regelmäßig meine Motivationsgruppe und beschäftige mich intensiv mit allen Facetten der Alkoholsucht.
    Ich habe an meinem nach außen hin Leben nichts verändert Ich habe noch die gleichen Freunde, Umgebung und mein Tagesablauf ist im Grunde immer noch derselbe.
    Der einzige Unterschied nach außen ist, dass ich nicht mehr trinke.
    Nach innen hat sich mein Leben um 180 Grad umgedreht.
    Ich kann mich an Dingen erfreuen die mir früher nie so aufgefallen sind. Sonnenuntergänge, gutes Essen und vor allem gute Gespräche über Gott und die Welt.
    Vor allem stehe ich jetzt frisch auf und freue mich auf das was da kommt.
    Ich habe durchaus auch meine Probleme auch im gesundheitlichen Bereich und laufe nicht immer glücklich durch die Welt.
    Ich habe es aber geschafft diese Probleme eher als Herausforderungen zu betrachten und soweit es geht auch als „Chance“ zu sehen mich weiter zu entwickeln.
    Auf einer Skala von 1 bis 10 bin ich früher mit einer Stimmung von 2 bis 4 aufgestanden.
    „ Dank“ meiner Biertaktik konnte ich einen Zustand von 4 bis 6 erreichen und damit gings auch.
    Heute stehe ich mit einer Stimmung von 7 bis 9 auf.
    Vor allem schaffe ich es regelmäßig, dass ich spätestens am Abend zufrieden und mit mir im Reinen bin.
    Würde ich dazu jetzt noch Bier trinken würde sich mein Zustand wieder auf diesen 4 bis 6 Zustand einpegeln mit den genannten Folgen.
    Das möchte ich nie wieder haben.
    Ich bin jetzt in einer Situation die ich mir seit langem gewünscht habe und vielleicht habe ich genau deshalb seit 8 Monaten kein einziges Mal ernsthaft daran gedacht wieder Alkohol zu trinken.
    Anfangs habe ich nicht mehr getrrunken weil ich meine Freundin wieder haben wollte. Nach kurzer Zeit habe ich gemerkt, dass es nicht darum geht, sondern um mich.
    Ich habe in diesen 8 Monaten mehr über mich selbst gelernt als in den 35 Jahren zuvor.
    Ich meine damit nicht irgendwelche unbewältigte Traumata, sondern nur das Erkennen meiner eigenen Bedürfnisse und wie ich es umsetzen kann um diese Bedürfnisse in Einklang mit meinem Leben zu bekommen.
    Der Weg ist noch lang aber er geht absolut in die richtige Richtung.
    Zufriedenheit ist für mich eher ein Prozess als ein Zustand.
    Nur durch die ständige Beschäftigung mit mir und den Dingen die mir gut tun habe ich erreicht, dass meine Tage wieder erfüllt und spannend sind.
    Alkohol hat da keinen Platz mehr auch wenn ich genau weiß, dass ich nach 8 Monaten noch ziemlich am Anfang stehe und es keine Sicherheit gibt, fühlt es ich für mich schon nach einer Stabilität an.
    Ich lasse mich davon nicht von meiner Linie abbringen und genieße jeden schönen Augenblick, den ich habe.
    Davon gibt’s eine Menge.
    Lustiger weise gelingt es mir diese Augenblicke viel besser und nachhaltiger „abzuspeichern“ und bei Bedarf wieder abzurufen.
    Ich weiß dass ich in meinen Trinkzeiten auch schöne Augenblicke hatte, aber gefühlsmäßig kann ich da keinen mehr herstellen.
    Ich wünsche dir, dass auch du den für dich richtigen Weg findest denn die Menschen sind zu verschieden und die Alkoholsucht zu vielschichtig als dass es da einen Königsweg geben könnte.
    Es gäbe noch viel zu schreiben aber ich hoffe mal, dass es für dich vielleicht zumindest eine positive Anregung ist die mal meine Sichtweise durchzulesen.

    In diesem Sinne wünsche ich dir alles Gute.

    Changemaker

  • Hallo changemaker!

    Es ist sehr erfreulich, deine Ausführungen zu lesen.

    Allerdings sei bitte auf der Hut. Du klingst sehr euphorisch, ehrlich gesagt für mich ein Stück zu euphorisch. Und genau darin liegt die Gefahr.

    Echte Prüfungen durch den Einflüsterer namens Suchtgedächtnis scheinen dich noch nicht wirklich ereilt zu haben. Aber evt. verläuft das bei dir anders als bei mir.

    Vielleicht liege ich mit meiner Einschätzung aber auch daneben, das möchte ich nicht ausschließen.

    Weiterhin gutes Gelingen und lass von dir lesen.

    Gruß
    Rekonvaleszent

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