Ich bin seit mehr als 3 Monaten trocken. Habe seit Jahren Alkohol konsumiert, die abendlichen Biere wurden irgendwann zur Normalität. Beruflicher Druck und schlichtweg die Lust, besoffen zu sein, waren wohl der Auslöser. Die Sauferei hat mich meine Ehe gekostet und danach unzählige Beziehungen zu anderen Frauen. Bin dann vor zwei Jahren mit ner Frau zusammengezogen, bis auf die Sauferei war alles klasse. Der Alkoholkonsum wurde immer mehr und es gab immer öfters Streit, der stellenweise sehr eskalierte. Als sie sich dann irgendwann weigerte, abends neuen Alkohol zu holen (obwohl ich bereits 6 Weizen und zwei Flaschen Weißwein intus hatte), habe ich sie rausgeschmissen. Sie ist dann übergangsweise zu Ihrer Mutter gezogen. Von da ab brachen bei mir alle Dämme, ich habe mich 24 Stunden besoffen, alles vernachlässigt, sei es Job, Körperpflege etc. Am 05.12. habe ich ich dann besoffen mit einem Messer in die Wanne gelegt und hatte zwei klare Optionen: Entweder Pulsadern auf oder Rettungswagen und Klinik.
Hab mich dann für die Klinik entschieden und dort 7 Tage Entgiftung gemacht. Die ersten beiden Tage waren knochenhart mit massivsten Entzugserscheinungen, aber es wurde jeden Tag besser.... Meine Freundin (sie hatte zwischenzeitlich eine eigene Wohnung gefunden) war begeistert, dass ich in die Klinik gegangen bin und so haben wir wieder zusammengefunden.
Sie hat vor meiner Entlassung meine ganze Wohnung aufgeräumt, 79 leere Weinflaschen weggebracht und alles, was nur im Entferntesten an Alk hätte erinnern können, in den Müll gepackt. Weizengläser, Weingläser.... ich besitze nicht mal mehr einen Korkenzieher.
Ich habe unendlich viel zu dem Thema Alkohol gelesen, manches war Unfug, anderes sehr interessant. Ich war auch in einem anderen Forum, dort ging es aber nur um Kohle-machen, weswegen ich mich dort wieder abgemeldet habe, aber auch dort habe ich viele Dinge gelernt. Außerdem habe ich an 10 Dienstagen eine Gesprächsgruppe besucht, in der Alkoholiker unter Leitung einer Psychologin über das Thema geredet haben. Zusätzlich habe ich noch Einzelgespräche mit einem Therapeuten, der selber trockener Alkoholiker ist und habe bislang 4x Akupunktur bekommen, was mir auch sehr geholfen hat.
Durch die Trockenheit hat sich mein Leben komplett verändert. Meine Freundin und ich haben uns wieder angenähert, wir sind uns näher und inniger verbunden denn je... Wir reden viel über das Thema Alkohol und sie ist mir eine echte Hilfe.
Ich empfinde die Tatsache, keinen Alkohol mehr zu trinken, nicht als Opfer oder Strafe, sondern als wunderbare Befreiung und laufe nicht mit einem Sack überm Kopf durch die Gegend. Deswegen sagen mir die meisten SHG nicht zu, denn die Demut vor dem Thema will bei mir nicht aufkommen. Ich habe halt Respekt, das ist etwas komplett anderes.
Ich halte mich für gut gerüstet, bin sehr wachsam, vermeide Fallen, vermute aber auch nicht hinter jedem Busch den Untergang. ich lebe ganz normal und besser, als ich jahrelang als Säufer gelebt habe....
Das als erste Vorstellung, ich freue mich auf regen Austausch mit Euch.