Neu hier im zweiten Anlauf

  • Hallo an alle, ich war bereits hier im Forum, bin dann aber kurzfristig wieder unentschlossen einen anderen Weg gegangen. Ich bin w, 40 J. und seit ca. 4 Jahren abhängig. Einen Entzug in 2014 hatte ich allerdings ohne Nachsorge (eigener Wunsch, da Kind und Beruf). Mein Problem damals war die Angst allein zu entziehen wobei ich nach wie vor denke bei meiner Trinkmenge (Tgl. 4 halbe Liter Bier) dürften keine „schlimmen“ Entzugserscheinungen auftreten .. dennoch trinke ich munter weiter, da ich eben Angst habe , es passiert doch etwas. Ich nehme an , auch hier im Forum wird mir - wie zumindest damals - davon abgeraten. Ich habe mich auch an eine Suchtberatung und einen Arzt gewandt auch eine Empfehlung hier durch Nutzerinnen des Forums. Die SB hat mich belächelt als ich meine Angst vor körperlichen E. Erscheinungen benannt habe , die Ärztin mehr oder weniger auch. Sie hat mir zur Unterstützung (??) ein Antidepressivum verschrieben was ich aber nicht nahm , da sich mir der Sinn nicht erschlossen hat (ich hatte gefragt, ob es Medikamente gibt, die einen Entzug zu Hause ermöglichen). Das war jetzt aber eine lange Vorstellung und ich hätte noch soviel mehr .. aber jetzt versuche ich erstmal hier anzukommen und hoffe auf Hilfe durch Austausch. Noch ganz kurz : ich habe inzw. Soziale Ängste, Angst vor „Aufdeckung“ der Sucht, Angst den Alltag nicht mehr zu bewältigen und bin auch körperlich nicht mehr wie früher ... viel Sport getrieben , jetzt froh wenn ich durch den Tag komme bis zum Bier abends ab 18 Uhr. Dann ins Bett und der Kreislauf geht weiter. Danke fürs Lesen und bis bald vielleicht ...

  • Hallo liebe Femme,

    :welcome: im Forum!

    Ist doch schon einmal ein guter erster Schritt, dass du hierher zurück gefunden hast und aktiv etwas gegen deine Sucht unternimmst!

    Ich bin w, 38Jahre alt und seit etwas über einem halben Jahr alkrei.

    Zu dem körperlichen Entzug kann ich dir nicht viel sagen, hatte so einen nie wirklich, aber ich denke mal, wenn du dir dazu Sorgen machst dann ist das ernst zu nehmen! Verstehe die Reaktion der Ärztin nicht ganz...bin selber aber keine, denke nur, dass wir ja nicht alle gleich auf eine gewisse Menge Alk reagieren und auf dessen plötzliches Weglassen auch nicht! Vielleicht kannst du dir eine 2. Meinung dazu einholen, einen anderen Arzt fragen?

    Hast du sonst noch Pläne, wie es weiter gehen soll? Ich meine, hast du auch für danach Unterstützung, nachdem der körperliche Entzug hinter dir liegt? Du wirst ja weiterhin um 18Uhr Abends nach Hause kommen, wie willst du es angehen, um nicht in alte Muster zu verfallen?

    Ich habe es soweit mit einer (sogar 2) SHG, einem Traumatologen, durch viel Lesen und Schreiben und den Austausch mit anderen Betroffenen geschafft. Auf meinem Weg habe ich gemerkt, dass es für mich alleine nicht machbar ist, die Last ist einfach zu gross.

    Viel Kraft und Mut für deine ersten wichtigen Schritte, sie kosten viel Energie aber es lohnt sich!

    LG Rina

  • Hallo Femme,

    willkommen zurück. Schön, dass Du Dich wieder hier meldest und dass weiter Du etwas gegen Deine Sucht unternimmst.

    Im Grunde hast Du doch jetzt das getan, was man gemeinhin einem Süchtigen rät, wenn er vor hat etwas gegen seine Sucht zu unternehmen. Du bist zum Arzt gegangen, hast dort offen gesprochen nehme ich an und Du warst auch bei der Suchtberatung und hast dort auch offen gesprochen. Insofern könntest Du jetzt schon auch darauf vertrauen, dass Du jetzt Deinen Plan nicht mehr zu trinken in die Tat umsetzen kannst. Wenn Du jetzt weiter trinkst, weil Du Angst hast es passiert doch was, dann kannst Du das ja theoretisch bis an Dein Lebensende so weiter machen und kommst nie weg von dem Zeug.

    Oder aber, Du entziehst stationär, also komplett unter Aufsicht. Wie auch immer, wenn Du jetzt wirklich was tun willst, dann müsstest Du eben auch beginnen. Sonst geht es ja einfach so weiter.

    Ansonsten habe ich das Gefühl, dass Du von zahlreichen Ängsten geplagt wirst und dass in der Auflösung dieser Ängste möglicherweise auch der Schlüssel für ein zufriedenes und damit dann auch alkoholfreies weiteres Leben liegen könnte. Hast Du denn mit der Ärztin über Deine Ängste und Sorgen gesprochen? Hast Du das bei Der Suchtberatung angesprochen?

    Ich weiß jetzt nicht genau, ob es sich bei diesen Ängsten um die "normalen" Begleiterscheinungen handelt, die man hat, wenn man vor so einer großen Veränderung steht oder ob es z. B. bei den Sozialen Ängsten mehr um eine Sozialphobie oder etwas in diese Richtung geht.

    Was mich betrifft, so hatte ich selbstverständlich auch Ängste. Ich glaube das ist ein Stück weit normal. Ich hatte mir zwar mangels tieferen Wissens keine großen Gedanken wegen des Entzugs gemacht bzw. dachte, wenn ich was merke kann ich ja reagieren. Dafür gab's aber natürlich einen Haufen anderer Ängste oder vielleicht auch "nur" Sorgen. Erst mal die große Angst, meine Familie könnte daran zugrunde gehen, wenn sie erfährt, dass ich über 10 Jahre heimlich getrunken hatte und jetzt Alkoholiker bin. Als das dann raus war, die Angst, dass mich meine Schuldgefühle wieder zum Trinken treiben könnten. Dann die Angst, dass ich meine damalige desaströse finanzielle Situation nicht mehr in den Griff bekommen werde. Die Angst, dass ich vielleicht den Job (den ich sehr gerne ausübe) wechseln muss, weil ich dort häufiger mal mit anderen Menschen unterwegs bin, auch reise etc. und es dort immer mal Anlässe zum Trinken gibt. Und ich es nicht schaffe, eben nicht zu trinken.

    Also da waren schon viele Ängste da, auch noch anderer Art. Aber eben alles so Geschichten die ich eben deshalb hatte, weil da ja in ein ganz neues Leben ohne Betäubung gestartet bin. Und damit dann natürlich auch unsicher war, denn vorher lebte ich ja quasi in einer Parallelwelt, von der ich dachte sie wäre real, wenn ich genug Intus hatte. Jetzt wusste ich plötzlich, dass alles was ich in dieser Parallelwelt ge- und erdacht hatte, zu fast 100% Schwachsinn war und die Realität eine ganz andere war.

    Wichtig war in diesem Zusammenhang für mich sicherlich, dass mich keine dieser Gedanken, dieser Ängste, jemals daran haben zweifeln lassen, dass es eine Alternative zu einem alkoholfreien Leben geben könnte. Als ich dann endlich soweit war und aussteigen wollte, da wollte ich das dann auch unbedingt und kompromisslos. Trotz der ganzen schlimmen Szenarien, die ich mir teilweise in meinem Kopf so ausmalte.

    Ich habe mir dann diesbezüglich aber eben auch Hilfe geholt. Professionelle psychologische Hilfe einerseits und Hilfe durch andere Menschen. Ein guter Freund hat mir hier z. B. durch seinen Pragmatismus sehr geholfen. Und so konnte ich dann nach und nach meine Denkweise verändern und statt der Ängste mehr und mehr die Chancen erkennen. Das war bei mir etwas, was in den ersten Monaten ohne Alkohol so nach und nach einsetzte. Das dauert dann schon einen Moment aber ich denke, das ist ja auch ganz normal.

    Insofern, wenn ich etwas raten dürfte, versuche Deine Sorgen und Ängste mit anderen Menschen zu teilen. Sprich: hol Dir hier Hilfe. Du kannst Du grundsätzlich sehr gut gebrauchen, denn so ein Ausstieg aus der Sucht ist jetzt nichts, was man mal so nebenher aus der Hüfte heraus bewältigt. So zumindest meine Erfahrungen.

    Und eines noch:Ja, es war nicht einfach und ja, ich hatte auch eine längere Phase, wo gefühlt durch meine ganz private Hölle gegangen bin. Aber ich kann Dir auch sagen, dass sich KEINE meiner Ängste bewahrheitet haben. Nicht eine. Was jetzt bestimmt keinen Anspruch auf Verallgemeinerung hat, aber ich denke halt: Wenn man Ängste hat soll man sich ihnen stellen und nicht davon laufen. Denn dann ist man immer nur auf der Flucht.

    Alles Gute, viel Kraft und wenn Du Fragen hast, dann immer raus damit.

    LG
    gerchla

  • Liebe Rina, lieber Gerchla,

    herzlichen Dank für eure Beiträge. Ich beantworte mal der Reihe nach. Hoffe , das ist okay.

    Rina
    Liebe Rina, du schriebst, du hattest keine körperlichen Symptome. Darf ich fragen was deine übliche Trinkmenge und Frequenz des Konsums war?

    Eine zweite Meinung habe ich mir tatsächlich nicht eingeholt, da ich mit meiner Hausärztin nicht darüber sprechen möchte und mir quasi eine fremde gesucht habe - quasi aus Gründen der Anonymität... Nun kann ich aber nicht von Arzt zu Arzt gehen zumal in meinem Umkreis niemand mehr neue Patientinnen aufnimmt... Andererseits wenn zwei unabhängig voneinander das Gleiche sagen, müsste ich mich wohl eher fragen (das ist jetzt spontan selbstreflexiv) warum ich den Aussagen misstraue.

    Zu den Fragen, ob ich Pläne oder Unterstützung habe leider nein. Mein größtes Problem ist tatsächlich im Moment den Mut aufzubringen zu Hause zu entziehen, da ich mir das stationär einfach nicht mehr vorstellen kann..

    Eine Musterunterbrechung muss natürlich stattfinden , da stimme ich dir ausnahmslos zu!!


    Gerchla

    Ja es stimmt, was du schreibst! Wenn ich nicht anfange meinen Konsum zu stoppen und aus Angst vor einem Krampfanfall o.ä. immer weitet trinke ist das ein Faß ohne Boden (sorry). Aber gerade hier im Forum habe ich so oft gelesen, man soll auf keinen Fall kalt entziehen...

    Und tatsächlich habe ich unabhängig von der Suchtproblematik Ängste, ja angeblich sogar eine generalisierte Angststörung und angehende Sozialphobie. Ich habe mich aus diesem Grund in eine Therapie begeben (VT). Leider erfolglos. Allerdings legte mir der Therapeut nahe, dass er eine stationäre Psychotherapie für sinnvoller und erfolgversprechender hält. Leider konnte und kann ich mir das in meiner derzeitigen privaten und vor allem beruflichen Situation NICHT vorstellen. Ich beende gerade ein Studium mit der sicheren Aussicht auf Vollzeitanstellung in meinem Traumberuf. Da würden sechs Wochen krank sicher nichts produktiv sein.
    Mittlerweile bin ich aber so eingeschränkt in meinem Handeln weil voller Ängste, dass ich diese Auszeit tatsächlich brauche und es sicher das beste wäre.

    Ich will wirklich hier nicht meine Krankheiten celebrieren, aber ich habe auch eine Depression ... wobei ich fast sicher bin, dass die tatsächlich durch den Konsum und die Auswirkungen dessen entstanden sind. Ohje , ich schweife ab.

    Wie kommst du inzwischen zurecht mit den tgl. „Gelegenheiten“? Du hast deinen Beruf erwähnt, den du so wie ich es verstanden habe ja immer noch ausübst?
    Ich erinnere mich da an meine erste Trockenzeit (16 Monate), wie viele Konfrontationen zu bewältigen und vor allem nicht zu vermeiden waren ... Bsp. Familienfeste etc.

    So, jetzt mache ich aber erstmal einen Punkt.

    Danke für die lieben Willkommenszeilen!

    LG femme

  • Hi Femme,

    also ich war eher der exzessive Trinkertyp, wenn dann viel, aber eher unregelmässig, d.h. hauptsächlich am Wochenende. Ich kenne mich da echt nicht aus mit so einem Entzug, ich hätte mich vielleicht auch drum kümmern müssen damals, aber es kam mir gar nie der Gedanke da ich körperlich nie irgendwas spürte...machte auch trotz Exzessen noch regelmässig Sport und so, mein Körper hat den ganzen Raubbau ziemlich gut weggesteckt. Bis auf 2 Urlaube, wo ich wirklich täglich trank, da war es wirklich unschön wie ich aufquoll...Daher weiss ich nicht wie gefährlich so ein Entzug dann ist und ob der von der getrunkenen Menge oder nicht abhängig ist...nicht jeder verstoffwechselt den Alkohol ja gleich.

    Du hast geschrieben, dass du 16 Monate alkfrei gelebt hast, darf ich fragen, welche Umstände dich zum Wieder-Trinken bewegt haben? Wolltest du einfach kontrolliert Trinken und hast es auf einen Versuch ankommen lassen? Du musst natürlich nicht antworten, es nimmt mich einfach Wunder da ich noch nicht so lange abstinent bin und mich noch auf wackeligen Beinen fühle...

    Ich kann gut nachvollziehen, dass du in der jetzigen Situation dich nicht krank schreiben lassen willst und vielleicht deine Jobaussichten gefährden möchtest. Aber ich glaube der Ansatz müsste anders herum sein...nur wenn du einen klaren Kopf hast kannst du dem Job auch gerecht werden. Ich hatte zu lange Jahre an einem Job gehangen, der mich immer tiefer in die Sucht geritten hat (hatte mit Wein zu tun), ich habe nicht erkannt, dass die Priorität meine Abstinenz sein muss weil sonst alles andere früher oder später fällt. Das war dann auch so, hab den Job verloren. Das muss bei dir natürlich nicht so sein, ich wünsche es dir nicht!!

    Ich wünsche dir viel Kraft die nötigen Schritte zu gehen und vielleicht, hoffentlich bleibt ja bereits heute Abend die Bierflasche geschlossen...

    LG
    Rina

  • Liebe Rina,

    natürlich darfst du fragen, habe ich ja auch getan :D ..
    Es war eigentlich einfach nur ausgesprochen dumm!!! Aber aus heutiger Sicht DER Beweis für mich, dass ich definitiv ein Suchtproblem habe.. Ich wollte damals den Berichten auf der Entzugsstation nicht so viel Bedeutung beimessen, von wegen man braucht mindestens einen Entzug und bei jedem Rückfall erhöht sich der Konsum auf die eine oder andere Art... Doch nun habe ich am eigenen Beispiel erlebt: es kann stimmen... .
    Ich war im Urlaub und hatte Geburtstag und zum Spaß sagte ich im Discounter: "Wollen wir einen Sixer mitnehmen?" und meine Partnerin sagte: "Willst du das wirklich?" und dann wurde er gekauft. Ich erinnere mich nich, dass ich ein extrem schlechtes Gewissen hatte und dann wurde verhandelt... Wir können ja ab und zu mal, später hieß es dann nur am Wochenende und inzwischen ist es seit über einem Jahr fast täglich!! Eine weitere Grenze habe ich überschritten: Ich trinke inzwischen auch allein!! Das ist für mich extrem mit einem Schamgefühl behaftet, denn naiv war ich war dachte ich natürlich, dass machen nur die Anderen. Wie man sich irren kann. Und ja, falls die Frage latent mitschwingt: Ich befürchte meine Freundin/Partnerin ist eine Co-Abhängige.

    Aber ich lande wieder nur bei mir: Um deine Frage zu beantworten: Das war ein großer Fehler wieder anzufangen und ich hätte nie gedacht, dass es so schnell wieder hinein führt, aber so war es! Und ich merke, wie nach und nach die Grenzen aufweichen...

    Zum Thema Job: Eigentlich weiß ich, dass ich erst die Abhängigkeit in den Griff bekommen muss. Ich habe tatsächlich auch schon mit Konzentrationsproblemen zu tun, das macht mir echt Angst. Es ist reine Illusion zu glauben, der Job leidet nicht irgendwann darunter.

    Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft!

    Liebe Grüße
    femme

  • Ich weiß leider nicht wie das mit den Zitaten funktioniert, also dass man Teile davon in den Antworttext einfügen kann.
    Folgendes ist natürlich falsch: "Ich erinnere mich nich, dass ich ein extrem schlechtes Gewissen..." heißt natürlich "Ich erinnere mich NOCH..." wichtiger Unterschied!

  • Danke für deine ehrliche Antwort...ich glaube dein Rückfall zum schlussendlich täglichem Konsum hat nichts mit Dummheit zu tun. Es zeigt, wie du sagst, die Macht der Sucht sehr deutlich...eine gute Warnung diese nicht zu unterschätzen!
    In meiner SHG war mal jemand, der nach 9 Jahren Abstinenz rückfällig wurde, er hat sich bis heute nicht wieder erholt, also seit Jahren trinkt er wieder. Das ist so beängstigend!
    Und ja, ich kann bestätigen, dass bei mir nach jedem Rückfall der Wiedereinstieg immer schwieriger gefallen ist...wie wenn die Sucht an Kraft zugelegt hätte und ich gleichzeitig geschwächt wurde. Ob das nur subjektiv so ist oder wirklich stimmt würde mich echt interessieren!

  • Ich bin jedenfalls heute den ersten Tag ohne Alkohol unterwegs und jetzt schon voll mit Ängsten wie die Nacht wird. Gestern habe ich nur reduziert und mir trotzdem eingebildet Symptome zu haben

  • Salut femme,
    Wie war deine Nacht? Hoffe du konntest einigermassen schlafen?
    Glückwunsch zum Entscheid gestern das Bier stehen zu lassen!

    Schönen Tag an dich!

    Rina

  • Guten Abend Rina,
    ich war sehr überrascht wie gut es ging! War natürlich oft wach, hatte oft einen Anflug von leichter Panik und Muskelzucken, aber insgesamt war es keinesfalls so schlimm wie ich gedacht habe! Wieder eine neue Erkenntnis gewonnen: Die psychische Abhängigkeit bei mir scheint weitaus problematischer zu sein, als die so gefürchtete körperliche!
    Morgens war ich noch halbwegs stolz auf mich und gut gelaunt, sowie der Meinung mich körperlich schon besser zu fühlen. Im Verlauf des Tages jedoch sank meine Stimmung enorm. Ich wurde sehr reizbar und nervös.Bis jetzt...
    Ich weiß, dass ich es nicht mal so nebenbei in den Griff bekommen werde in die Abstinenz zu gelangen und immer mehr komme ich zu der Einsicht, dass wohl trotz aller Einwände (beruflicher Natur) ein Klinikaufenthalt bzw. eine Reha im Anschluss das einzig Richtige ist...
    Ich fürchte, ich bin noch nicht soweit :(
    Ich habe nur für diesen Job, der für mich im März in Vollzeit beginnt studiert!!! Es war mein Traum. Ist es noch! Ich hatte zu Beginn meines Berufslebens eine Ausbildung absolviert und war anschließend 18 Jahre im Beruf. Ich kann mir nicht eingestehen so kurz vor dem Ziel versagt zu haben... Gehe ich in die Klinik, kann ich den Job vergessen!!

    Schönen Abend
    femme

  • Guten Morgen Femme,

    Ich hoffe deine Stimmung ist heute Morgen etwas besser? Hast du den gestrigen Abend Bierfrei durchziehen können?
    Ich verstehe dein Dilemma zu gut...und kann dir auch nichts Verfnünftiges dazu raten. Hast du dich über ambulante Therapiemöglichkeiten informiert? Oder vielleicht all-abendliche Treffen in Form von SHG, Suchtberatung etc um dich in der ersten Zeit intensiv begleiten zu lassen...Kannst du das Thema mit einem Suchtberater diskutieren?

    Wenn man natürlich einen neuen Job beginnt und gleichzeitig abstinent werden will, kann das einerseits eine tolle Motivation sein, anderseits aber eine grosse Herausforderung. Vielleicht eine zu grosse nixweiss0

    Ich kann dir nur von mir erzählten, ich habe meine Energie zu lange in die falsche Angelegenheit (Arbeit) gesteckt statt in meine Abstinenz. Aber die Situation war sicherlich nicht vergleichbar...Ich hatte eine sehr gute Stelle in einem renommierten Weinbetrieb, hatte also täglich mit dem Alk zu tun und trank den auch sehr oft mit Kunden bei Geschäftsessen, also nicht ideal wenn man Alkoholikerin ist. Der Job zog mich unendlich runter und ich sank immer mehr in die Sucht, ich hielt aber krampfhaft daran fest, weil es eben eine super Stelle war, um die mich viele beneideten. Bis es dann nicht mehr machbar war und ich entlassen wurde...wäre ich von selbst gegangen hätte ich die letzten Jahre nicht so tief sinken müssen, hätte einiges an Würde behalten.
    Aber vielleicht brauchte es das, damit ich erkennen konnte, dass ich meine Abstinenz an oberste Stelle zu setzen habe, sonst geht alles irgendwann flöten...

    Ich habe erst kürzlich in meiner neuen Wohngegend wieder ein Angebot von einem Weinbaubetrieb erhalten, dank meiner Erfahrung in diesem Geschäft. Und trotz momentaner Situation, wo ich wirklich immer noch keinen Job gefunden habe, lehne ich dieses Angebot ab, es ist einfach undenkbar das Szenario nochmal durchzuspielen! Dann eben lieber arbeitslos...

    Ich wünsche dir, dass du für dich eine Lösung findest, du sagst, es wird ohne Klinikaufenthalt nicht gehen. Dann solltest du diesen Schritt ernsthaft gehen, falls dein Leidensdruck gross genug ist, wird dir die Entscheidung offensichtlich erscheinen. Falls nicht, dann sehe ich es so wie du, dann bist du noch nicht so weit...leider.

    Viel Kraft und Mut, hier kannst du deine Gedanken auf jeden Fall loswerden! Nimm was dir hilft und lass den Rest, mir tut es gut meine Sorgen zu teilen, das kann dir auf deinem Weg eine gute Hilfe sein.

    Ich drücke dich und wünsche dir ein alkfreies Wochenende!!

    Rina

  • Hallo!

    Ich kann nur raten, zeitnah zur Suchtberatung zu gehen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eventuell kommt bei dir ja eine ambulante Therapie, ggf. mit psychologischer Betreuung in Betracht. Das wäre dann eine Möglichkeit, das Ziel der Abstinenz und den Job unter einen Hut zu bringen.

    Hast Du es mal mit Fachliteratur versucht? https://alkoholforum.de//index.php?top…g30349#msg30349 Ich empfehle zunächst Borowiak und dann Lindenmeyer.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Guten Morgen,

    @Rina..leider habe ich das Wochenende nicht abstinent verbracht >:(

    Viele wahre Worte, die du da schreibst und insgeheim weiß man es selbst - will es nur nicht wahrhaben. Danke auch für deine Erfahrungen, die du hier teilst!

    Es gibt keinen Kompromiss in diesem Fall. Der Entzug muss die einzige Option sein! Im Kopf soweit klar, aber die Umsetzung :( Ich merke selbst, wie schwach ich bin in Bezug auf alltägliche Probleme und Konflikte etc. Ich versuche allem was irgendwie schwierig ist aus dem Weg zu gehen...Wenn ich das endlich schaffe zu durchbrechen, dann kann ich auch den nächsten wichtigen Schritt tun... und dann hoffentlich durchhalten.
    Im Moment kommt es mir vor als würde ich vor einem großen schwarzen Loch stehen in das ich sehend Tag für Tag reinlaufe.

    Einen Termin bei der Suchtberatung vereinbaren, das ist das erste was ich morgen mache. Und die Suche nach SHG`s. Tatsächlich war ich noch nie in einer!! Leider finden diese meist nur einmal wöchentlich statt und nie am Wochenende (wo ich es am meisten brauchen würde).

    Rekonvaleszent (übrigens toller Name 44.) : eine ambulante Therapie hieß damals 5 Tage die Woche Tagesprogramm. Da würde arbeiten gehen nicht funktionieren. Es gebe nur die Möglichkeit entweder den Job nicht anzunehmen oder annehmen und sechs Wochen krank sein (Reha, Entzug etc.).
    Danke für den Tipp mit der Fachliteratur! Bisher hatte ich nur die Suchtfibel...Habe mich auch lange Zeit nicht mehr damit beschäftigt, aber nun bin ich an einem Punkt angekommen, wo ich definitiv nicht weitermachen kann ohne (fast) alles in meinem Leben zu zerstören, einschließlich meiner Gesundheit und Psyche.

    Leider habe ich privat niemanden mit dem ich darüber reden kann. Das erschwert das Ganze ziemlich. Im Moment ist das Forum hier für mich die einzige Plattform darüber zu reden und ein wenig aufgefangen zu werden mit den Sorgen und Ängsten.

    Ich wünsch euch einen schönen Sonntag und liebe Rina, danke für deine regelmäßigen Beiträge!

    LG femme

  • Rekonvaleszent (übrigens toller Name 44.) : eine ambulante Therapie hieß damals 5 Tage die Woche Tagesprogramm. Da würde arbeiten gehen nicht funktionieren. Es gebe nur die Möglichkeit entweder den Job nicht anzunehmen oder annehmen und sechs Wochen krank sein (Reha, Entzug etc.).
    Danke für den Tipp mit der Fachliteratur! Bisher hatte ich nur die Suchtfibel...Habe mich auch lange Zeit nicht mehr damit beschäftigt, aber nun bin ich an einem Punkt angekommen, wo ich definitiv nicht weitermachen kann ohne (fast) alles in meinem Leben zu zerstören, einschließlich meiner Gesundheit und Psyche.

    Hallo!

    Die Suchtfibel ist eine schwere und dröge Kost. M.E. nicht als Startlektüre für Neueinsteiger geeignet und sollte -wenn überhaupt- erst später zur Vertiefung herangezogen werden.

    Meine ambulante Therapie fand im Wochenrhythmus statt: 1x am späten Nachmittag Gruppe und 14-tägig Einzelgespräche mit dem Therapeuten. Das ließ sich gut mit dem Job vereinbaren, auch bei den anderen Teilnehmern. Frag doch mal bei der Suchtberatung nach wie es jetzt an deinem Ort gehandhabt wird.

    In die Ambulante kamen aber nur Leute, die sich zuvor in einer "Vorgruppe" bewährt hatten und nicht von Rückfall zu Rückfall stolperten.

    Gruß
    Rekonvaleszent


  • Hallo!
    Die Suchtfibel ist eine schwere und dröge Kost. M.E. nicht als Startlektüre für Neueinsteiger geeignet und sollte -wenn überhaupt- erst später zur Vertiefung herangezogen werden.
    Gruß
    Rekonvaleszent


    Ohhh, also ich denke, die Suchtfibel ist gerade für "Einsteiger" empfehlenswert. Was heißt denn "wenn überhaupt" ? Sie war Pflichtlektuere in meiner Qualifizierten.
    Gruß Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Na ganz einfach: Sie ist aus Therapeutensicht geschrieben. Der Sprachstil ist nicht locker, man muss die Zeilen wie in einem Fachlehrbuch langsam lesen, die Kapitel sind langatmig gehalten. Daher handelt es sich nicht um einfache, sondern um eine sehr schwere Kost.

    Der Neueinsteiger benötigt m.E. erst mal ein knappes, verständlich geschriebenes Werk, das ihn/sie wie ein guter Krimi fesselt und ergreift. So meine bescheidene Meinung.

    Daher rate ich Anfängern erst mal zum Borowiak.

    Mit der Fibel kann später eine wissenschaftlich anmutende Vertiefung erfolgen.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Gibt es nur "die eine Suchtfibel"? Ich habe eine, da sind alle paar Seiten ironische Alk-Witze drin... Und Gedichte (Mensch erster Klasse, Die Krücken u.a.) Ich fand die damals (gekauft beim Blauen Kreuz, ca. 2002) sehr informativ und nicht trocken (ups, kein Wortwitz, sondern trocken im Sinne von theoretisch).

    Aber evtl. gibt es ja verschiedene Suchtbibeln? Meine ist geschrieben von Ralf Schneider, Verlag: Schneider Verlag Hohengehren GmbH.

    Und jetzt, wo ich nachgeschaut habe, fiel mir aus dem Buch der Brief meiner Tochter (32J) in die Hand, den sie mir zur 10jährigen Abstinenz schrieb:

    2/3/17

    Meine liebste Mama, heute ist dein großer Tag: 10 JAHRE OHNE ALKOHOL (eine Sonne drum rum gemalt)
    Das sind 3.653 Tage, an denen du stark warst. Du hast nicht aufgegeben, auch wenn es manchmal sehr schwer war. Auf jeden einzelnen Tag kannst du sehr stolz auf dich sein!

    Du bist mit Abstand die stärkste Person, die ich kenne und ich bin so mega stolz auf dich <3 <3 <3

    Danke, dass du so bist wie du bist. Ich ziehe aufrichtig meinen Hut vor dir.

    Ich liebe dich, deine ... (Als Geschenk gab sie mir damals ein kleines rundes goldenes Amulett mit einer 10 drauf. Ich trage es Tag und Nacht.)
    ---

    Alter Falter! Sorry, das gehört jetzt hier nicht wirklich in diesen Baum. Und ich hab Pippi im Auge...

    Aber für Femme und alle die das lesen: es lohnt sich tatsächlich... Never give up!!!


  • Alter Falter! Sorry, das gehört jetzt hier nicht wirklich in diesen Baum. Und ich hab Pippi im Auge...

    Aber für Femme und alle die das lesen: es lohnt sich tatsächlich... Never give up!!!

    Gerade deshalb gehört es (u.a.) hier hin 44.

    Schön, das Deine Tochter an dieses Datum "gedacht" hat - für meine Leute war es ein Tag wie jeder andere (inzwischen eben "normal"), nur ich hab kurz gedacht "Wow" und bin zur Tagesordnung übergegangen ...

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

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