Beiträge von Femme

    Liebe Susanne, lieber Gerchla,

    danke für eure Beiträge. Auch für deine Perspektive Susanne :D
    Ich teile da auch deine Meinung, dass man sicherlich vornehmlich wegen der Wirkung getrunken hat. Und manchmal muss man vielleicht garnicht so tief graben, um Kausalitäten zu finden. Das ist ohnehin sehr individuell...ich war schon immer ein Grübler und "Durchdenker"(nicht immer zu meinem Vorteil, aber es ist unheimlich schwer, das abzustellen 8) ). Dennoch erscheint es mir persönlich wichtig hinzuschauen was ich in den letzten Jahren damit versucht habe "wegzulösen".. Und ich merke - jetzt in meiner Trockenphase - welche Situationen mich nah an den Alkohol bringen und ich bin der Meinung, dass ich da einfach ran muss, denn mir fehlen eindeutig Lösungsstrategien!! Ich denke auch nicht, dass es (bei mir) reichen würde einfach das Glas stehen zu lassen, wie du schreibst. Das habe ich beim ersten Mal probiert, 1,5 Jahre geschafft und bin dann nahtlos wieder durchgestartet. Hatte vielleicht auch andere Ursachen, aber ich merke in der jetzigen Therapiephase (vorher hatte ich ja keine), dass ich Unterstützung brauche. Und noch viel wichtiger: Das diese Unterstützung mir hilft.
    Um deinen Beitrag Susanne zu beantworten: ich nehme mir natürlich wie bei allen anderen die Denkanstöße mit, die ich meine nutzen zu können ;D Und deshalb ist es natürlich schön, verschiedene Perspektiven zu lesen! Danke 44.
    Lieber Gerchla, deine Ausführungen zum Thema Laufen fand ich interessant. Das ist mir bei mir auch aufgefallen, nur habe ich es nicht beachtet...Ich bin gelaufen und wollte damit viel kompensieren. Das artete schnell aus und jetzt habe ich aktuell keine Zeit zum Laufen und somit auch kein Ventil mehr ...
    Und die Zeit die Veränderungen braucht ist manchmal nur schwer mit Geduld auszuhalten. Aber dennoch bleibe ich ja dran.
    Manchmal bin ich nur sehr erschrocken darüber, wie dicht ich noch dran bin am Alkohol. Das nehme ich die meiste Zeit garnicht wahr! Gestern beispielsweise hatte ich einen schlimmen Beziehungsstreit wo auch jetzt noch nicht klar ist, ob die Beziehung überhaupt noch existiert. Von den emotionalen Dingen mal abgesehen fühle ich mich total hilflos, da ich einfach keine Wohnung finde und ja auch noch meinen Sohn (14) habe (also nicht einfach gehen kann, wie ich das sonst gemacht habe, wenn mir was emotional zu viel wurde). Fakt ist, dass wenn sie gestern gegangen wäre ich schon den Plan hatte direkt Alkohol zu kaufen um das irgendwie aushalten zu können. Das macht mir Angst. Denn es ist ja nunmal alles am Kippen in der Partnerschaft und nur eine Frage der Zeit bis die Trennung vollzogen wird. Und dann aufeinander hocken weil sie nicht auszieht und ich nichts finde ist die Hölle für mich. Deswegen 7 Monate Abstinenz zu gefährden ebenfalls, aber ich ich habe im Kopf keine Idee was ich sonst dagegenhalten könnte außer Klappe halten und die Beziehung weiter mitschleppen. Doch auch das macht mich ja unterschwellig unzufrieden und vor allem abhängig!

    Ich wünsche euch einen schönen Sonntag.

    Alles Liebe
    femme

    ...und da bin ich schon wieder ::)

    Danke auch dir greenfox für deinen Beitrag. Bezüglich der Frequenz der (analogen) Termine kann ich nur sagen, dass das auch eine Entwicklung war. Damit meine ich, dass ich anfangs geneigt war die Gruppe öfter mal ausfallen zu lassen und hauptsächlich die Einzeltermine wahrzunehmen. Nach kurzer Zeit gab es da (natürlich) eine Ansage von den Verantwortlichen der Therapieeinrichtung. Klingt vielleicht jetzt banal, aber da erst ist mir das erste Mal richtig klar geworden, wie sehr ich die (ich nenne es) Nachsorge brauche!! Ich habe zuerst bockig reagiert, da ich spontan Urlaub angemeldet habe und zu hören bekam ich könne nicht so kurzfristig Urlaub nehmen in der Therapie, das wäre gegen die Vereinbarung und schon garnicht drei Wochen am Stück :o. Da dachte ich natürlich erstmal, ich lass mir doch nicht vorschreiben wann und wie lange ich meinen Urlaub nehme! Zumal ja auch Corona zahlreiche Urlaubspläne umgeschmissen hat... Dann aber überdachte ich die Alternative, möglicherweise ein Therapieende zu riskieren und das schlug mir sehr auf den Magen. Ja, ich habe es tatsächlich körperlich gespürt. Und alles in mir schrie förmlich: Nein, das riskierst du nicht!!! So klar konnte ich meine Gefühle lang nicht mehr wahrnehmen!
    Solche Situationen habe ich in letzter Zeit öfter und ich erkenne in diesen meine Entwicklung. Ich habe schon lange nicht mehr so präzise gefühlt, was ich will: Ohne Alkohol leben und (professionelle) Hilfe auf dem Weg annehmen.
    In vielen anderen Lebensbereichen fällt mir das, wie bereits angesprochen, noch immer sehr schwer (zu definieren was meine Ziele sind) und oft läuft das ausschließlich über die Gefühlsebene. Genau das macht aber auch die Schwierigkeit aus: Ich habe sehr große Probleme damit, meine Gefühle zu validieren. Da möchte ich auf einen Punkt in deinen Ausführungen eingehen, lieber Gerchla: Ich habe auch festgestellt, dass viele meiner Verhaltensweisen aus meiner Erziehung resultieren und ich viele Werte übernommen habe, die bei näherem hinschauen jedoch nicht meine eigenen sind. Nur habe ich das nie erkannt. So zweifle ich oft an meinen Gefühlen und Werten. Ich habe mich nur noch angepasst in der Hoffnung, dass wenn die anderen es so tun muss es ja gut sein. Mich dabei aber völlig verlassen. Nun bin ich ganz am Anfang und auf der Suche nach mir. War mir nicht klar, dass das so schwer ist. Was will ich? Wer will ich sein?

    Ein Beispiel: Ich habe in der Firma gekündigt, in der ich 18 Jahre angestellt war und nochmal ein Studium absolviert um in einem bestimmten Arbeitsfeld arbeiten zu können. Dann bekam ich auch in diesem Bereich eine Anstellung und bin nach nur einem Jahr total gescheitert. Nicht an den Aufgaben, sondern an mir selbst. Ich hatte kein standing im Team und habe mich ständig verbogen (freiwillig) bis ich mich schließlich selbst nicht mehr ertragen konnte in der Rolle, die ich mir selbst zugeschrieben hatte. Schließlich sah ich keinen anderen Weg als zu kündigen. Den Job, für den ich 3,5 Jahre durch das Studium gerast bin. Im Verlauf der Therapie habe ich das nach und nach bearbeitet und gesagt bekommen, dass es vielleicht nicht DER JOB ist, den ich machen muss/möchte/sollte. Das war wie ein Donnerschlag. Zuerst schockiert und dann aber total hilfreich! Ich war zuvor völlig unfähig Optionen zu erkennen und einen Perspektivwechsel zu vollziehen. Ich bin mit der Maxime aufgewachsen, was man anfängt, bringt man auch zu Ende. Für mich war klar, ich habe versagt. Ich habe aus meinem Berufswunsch ein MUSS gemacht was dazu führte, dass sämtliche Missstände von mir ausgeblendet wurden. Nur weg waren sie dadurch nicht. Als ich irgendwann die Augen nicht mehr verschließen konnte traf es mich mit voller Wucht und ich dachte es gibt keinen Ausweg. Ich muss doch da bleiben! Das wollte ich doch schließlich. Ich war fest davon überzeugt und habe nicht gemerkt, wie sehr ich mich damit geschädigt habe.
    Dieses Exempel kann ich stellvertretend auf viele Bereiche meines Lebens anwenden. Und das ist der Punkt: Dass ich lerne genau hinzuschauen, statt internalisierte Erwartungen, die nicht unbedingt meine eigenen sind, unreflektiert zu übernehmen und erfüllen zu wollen. Koste es was es wolle! Das (mit Hilfe!) zu erkennen war wie ein Schlüssel. Und hat mich ganz schön aus der Balance gebracht! Ich sehe das inzwischen aber als eine große Chance. Obwohl es natürlich nicht leicht fällt, dies auch konsequent umzusetzen.

    Danke lieber Gerchla, dass du mir nochmal verdeutlicht hast, dass es auch bei dir ein langer, schwerer Weg war! Tatsächlich hat es sich sehr straight gelesen... Dennoch bewundere ich deine konsequente Bearbeitung deiner ich nenne es mal "Aufgaben".

    Ich fühle mich immer noch eine wenig planlos im Sinne von: Wie soll ich das alles regeln?? Muss es wirklich so radikal sein? Ja! Muss es mitunter. Und immer wieder muss ich an die Angst ran!
    Ich weiß nicht ob ich meine Beziehung beenden sollte. Ich merke jedoch Konflikte, die immer wieder aufkeimen und denen ich mich ausgeliefert fühle. Einfach weil ich verharre. Aber ich brauche dafür Zeit und ich habe mich damit vertröstet ein Schritt nach dem anderen zu gehen und alles nach und nach abzuarbeiten. Doch merke ich, wie es schwelt unter der Oberfläche und ich fühle mich ohnmächtig und nehme ein Gefühl der Hilflosigkeit war. Die ich selbst erzeuge, weil ich nicht aktiv werde. Ich spüre auch, dass es mich in alte Muster zurückverfallen lässt und der Wunsch aufkeimt, die Probleme betäuben zu wollen...

    So. Das ist viel heute und scheint mir irgendwie wirr zu sein.
    Deshalb ende ich heute hier.

    Alles Liebe
    *femme*

    Liebe Rina, lieber Gerchla,

    danke für eure gehaltvollen Beiträge und das Teilen euer Gedanken, die mich sehr bewegt haben.
    Ihr habt oft den Kern getroffen.
    Ich weiß tatsächlich im Moment nicht, wo es hingehen soll, wer ich sein will, wie mein Leben aussehen soll.
    Das alles verunsichert natürlich sehr und es macht mir auch zuweilen Angst.
    Doch ich habe zum Glück Unterstützung, ohne die ich mir nicht vorstellen diesen Weg zu gehen! Ich habe in der Woche zwei Termine (Einzel und Gruppe) und alle 14 Tage SHG.
    Soweit wie du lieber Gerchla bin ich leider noch lange nicht :-\ : Alles was mir nicht gut geht hinter mir zu lassen...Es war schon ein Kraftakt für mich (und meine Therapeutin ;D ), die Arbeit zu kündigen! Ich musste erst eine neue Anstellung sicher haben, bevor ich es geschafft habe! Wobei dieses "Muss" ich mir (noch immer) selbst auferlegt habe... Aber es ist unwahrscheinlich schwer, die gewohnten Strukturen zu verlassen und vor allem zu erkennen, was einen selbst schädigt bzw. dazu führt, dass man Gefahr läuft wieder Trinken zu wollen! Und das mit dem Aktionismus kenne ich auch, betreibe häufig auch wie ferngesteuert entsprechendes Verhalten. Ich schaffe es einfach (noch) nicht, wie du Gerchla, negative Gefühle mit allem was dazu gehört auszuhalten. Doch weiß ich wohl, dass ich dahin kommen muss. Ich stolpere noch in Kompromissen und Ambivalenzen. Ich befinde mich erst auf dem Weg des "Erkennens". Und das ist manchmal sehr heftig. Ich gehe davon aus, so wie ihr schreibt, dass ihr das alles kennt... Ich komme gefühlt gerade nur langsam voran und erwische mich immer wieder beim Aushandeln. Doch der Kopf ist schon einen Schritt weiter. Ich weiß, ich muss gradliniger werden, mir neue Strukturen erarbeiten und eben nicht ausharren, weil hoch risikohaft. Das hast du sehr gut auf den Punkt gebracht Gerchla!!!
    Was mir auch immer bewusster wird, dass ich die Trinkgründe finden muss. Da tappe ich noch völlig im Dunkeln, aber die Frage taucht in der Gruppe immer mal wieder auf: "(...) was kannst du gerade nicht aushalten, sodass du denkst, Trinken zu müssen?" Ich sehe da ein wenig den Schlüssel für den nächsten Schritt. Denn wenn ich das herausfinde, so denke ich, dann kann ich aktiv daran arbeiten. Im Moment spüre ich nur, dass ich Ersatzhandlungen vornehmen will, aber ich erkenne den Auslöser häufig nicht. Das ist tatsächlich Arbeit und bedarf nicht selten der Hilfe meiner Therapeutin. Und dann kommt häufig das Gefühlschaos. Ich wünsche mir, selbst in der Lage zu sein, mein selbstschädigendes Verhalten zu erkennen, um daran arbeiten zu können. Mir war nicht einmal bewusst, dass ich das bisher regelmäßig getan: Mich selbst in Situationen gebracht, die mir schaden. Ich hatte immer das Gefühl, mit mir wird gemacht. Das war auch ein Perspektivwechsel, den ich nie allein hätte vollziehen können.
    Ich arbeite oft die Einzeltermine im Anschluss nochmal auf. Da löst sich dann wirklich oft der ein oder andere Knoten. Das gibt mir Hoffnung. Es ist schön, dass sich was bewegt, auch wenn es mir manchmal echt an Geduld fehlt. Und es ist soviel!

    Ich habe mir vorgenommen, hier im Forum wieder häufiger vorbeizuschauen. Ich habe anscheinend sehr hohen Bedarf im Moment, trotz der analogen Anbindung!

    Alles Liebe!

    femme

    Hallo, ich wollte mal wieder von mir hören lassen. Ich habe inzwischen 7 Monate der Abstinenz geschafft und bin nach wie vor (seit März 2020) in der ambulanten Reha: Einmal Gruppe, einmal Einzelgespräch und alle 14 Tage eine SHG. Ich bin froh darüber, denn ich kämpfe - jeden Tag. Will heißen ich habe die erste Euphorie hinter mir gelassen, will immer noch abstinent sein, aber spüre meine Grenzen und häufig das Verlangen zu trinken. Ich wüsste nicht wo ich wäre ohne die Therapie. Inzwischen habe ich meinen Job gekündigt, weswegen ich eigentlich studiert hat das arbeite nun woanders. Das hat eine Krise ausgelöst aus der ich noch nicht ganz raus bin. Meine Beziehung kränkelt vor sich hin und insgesamt habe ich das Gefühl nichts funktioniert wie es soll. Ich nehme das so hin und arbeite Tag für Tag daran dass es besser wird. Aufgeben ist keine Option.
    Klingt alles recht negativ beim Durchlesen und tatsächlich ist meine Grundstimmung auch konstant schlecht. Aber ich erwarte keine Wunder und gehe den Weg erstmal weiter, denn alles andere würde nur noch mehr zerstören.
    Bis zum nächsten Mal.
    Alles Liebe

    Hallo Britt, ich habe heute 3 Monate geschafft und bis jetzt komme ich relativ gut zurecht. Ich habe zur Zeit Einzeltermine. Die tun mir sehr gut. Gruppe ist ab nächste Woche wieder. Ich mache viel Sport zur Zeit - das hilft mir recht gut. Ansonsten ist jeder Tag ohne Alkohol ein guter Tag. Allerdings habe ich öfter Gedanken daran und auch Träume aber die Therapie stützt mich ganz gut!
    Alles Liebe
    Femme

    Hallo,
    ich habe ja nicht direkt gesagt, dass es mir auf den Keks geht :)
    Aber natürlich hast du Recht greenfox: Man kann es ansprechen wenn es stört...
    Den weisen Spruch trage ich auch schon lang mit mir rum und finde ihn ebenfalls sehr hilfreich:-)
    Einen schönen Sonntag.
    Alles Liebe
    femme

    ---Zwischenbericht---

    Guten Morgen,

    ich wollte heute mal wieder schreiben, wie es mir geht.
    Die ambulante Reha hat bereits begonnen wie ihr vielleicht im anderen Thread auch gelesen habt.

    1. Soweit geht es mir eigentlich auch gut, aber ich habe seit gut einer Woche wieder sehr häufig das Verlangen zu trinken. Scheinbar tritt es immer dann auf, wenn ich entweder gestresst bin oder etwas schönes am Tag gemacht habe (Ausflug etc.) und dann den Tag abrunden will (mit Alkohol nixweiss0).
    Ich kann nicht sagen, dass ich nur mit größter Mühe widerstehe aber es ist schon ein intensives Verlangen.
    Strategie im Moment: Einfach "aussitzen". Merke aber deutlich eine Lücke und ein Defizit an Entspannung/Abschalten.

    2. Was mir darüberhinaus vermehrt aufgefallen ist, dass ich sogenannte "Phantom Symptome" habe (keine Ahnung, ob es das Wort tatsächlich gibt, trifft es aber am ehesten...) und das verunsichert mich fast mehr als die vorgenannte Problematik. Ich habe manchmal arge Konzentrationsstörungen und leichte sogenannte Merkstörungen. Das natürlich besonders auf der Arbeit! Ich hoffe, das es nichts irreversibles ist (denn diese Symptomatik hatte ich zu Konsumzeiten ebenfalls am Ende) und es vielleicht daran liegt, dass ich zum einen im Moment sehr stark auf mich und meine "Symptome" schaue und andererseits stark mit mir beschäftigt bin was die Abstinenz und deren Verlauf angeht. Kennt das jemand?

    3. Ich habe zwar viele positive Veränderungen an meinem Körper (zum Glück!) bemerken können, allerdings gelingt es mir nicht wie sonst (und das sonst bezieht sich auch auf Konsumzeiten!!) meine übliche Joggingrunde zu absolvieren, d.h. statt 5 und mehr km schaffe ich nichtmal 3!! Ich fühle mich in der Hinsicht sehr unfit!? Das stört sehr, denn ich habe mich besonders darauf gefreut, endlich wieder regelmäßig Laufen zu gehen.

    So, das war`s eigentlich was mich im Moment umtreibt.
    Ich bin jetzt in der 6. Woche und immer noch sehr froh, ohne Alkohol zu leben.

    Bis bald

    Alles Liebe..

    femme

    Liebe Britt,
    ja, ich bin noch dabei. Bisher hatte ich (nur) 3 Gruppensitzungen, da der Antrag bei dem Kostenträger noch läuft. Ich fühle mich bisher wohl in der Gruppe nur aktuell bringt es mir noch nicht so viel. Durch die nicht moderierte Gesprächsrunde ist es manchmal für mich wie ein belangloser Kaffeeklatsch... Aber es gibt wohl verschiedene Gruppenformate, die man durchläuft und somit warte ich ab und bin gespannt, was folgt. Ich freu mich vor allem auf die Einzelsitzungen!
    Viele Teilnehmer sind auch schon weiter auf ihrem Weg. Ich hingegen kämpfe aktuell...Es gibt derzeit viele Momente, wo ich gern trinken würde....
    Da fürchte ich brauche ich Unterstützung.
    Insgesamt gehe ich gerne hin und halte an diesem (für mich) Strohhalm fest. Im Moment mache ich mikroschritte, aber ich „laufe“ noch...
    Alles Liebe
    Femme

    Guten Morgen,

    danke für eure Beiträge. Ja, so habe ich es auch vermutet: Gefühle.
    Was habe ich gefühlt? Anspannung. Meist ist es eine angespannte Situation wenn wir (mein Sohn, meine Partnerin, ich) mit meiner Mutter respektive meinen Eltern zusammen sind. Das ist eine Konstellation, in der es oft zu Konflikten (innerlich) kommt. Da ich üblicherweise diese Konflikte nicht verbalisiere, sondern mit mir allein austrage, da ich kein Einsehen auf beiden Seiten spüre habe mich wohl offensichtlich sonst in das abendliche Trinken geflüchtet und die Gedanken an den immer wieder aufkeimenden Konflikt vorerst ertränkt. Das könnte es durchaus sein.

    Und Rina und greenfox: Es stimmt, ich habe auch eher das Bedürfnis ein "Belohnungsbier" zu trinken, wenn der Tag gut war oder anstrengend oder ich was geschafft habe. Ich muss wohl eher die Momente wachsam beachten, in denen es mir gut geht!

    Lieber Rekonvaleszent: deine "Liste" habe ich tatsächlich hier schon an anderer Stelle gelesen danke für die Auffrischung!
    Was mir auch hilft in meiner momentanen Phase der Abstinenz ist, das habt ihr auch öfters erwähnt, auszuhalten und zu wissen, das Verlangen hält nicht Stunden/ewig. Natürlich stecken noch große Anteile in mir drin, die Impulse senden bei jedwedem Leidensdruck (immer) sofort nachzugeben, aber daran arbeite ich ja nun indem ich NICHT nachgebe und eben "leide". Ich rechtfertige das, indem ich mir sage, dass ich mir das schließlich auch selbst eingebrockt habe.

    Auch der Punkt mit dem Unterbewusstsein ist m.E. sehr zutreffend.
    Ich träume auch sehr viel rund um den Alkohol. Meist sind es "Rückfallträume", die mich dann aus dem Schlaf aufschrecken lassen.
    Ist alles neu für mich, da ich eigentlich ein Mensch bin, der viel grübelt. Ich hatte nie das Gefühl, keinen Zugang zu meinen Sorgen und/oder Gefühlen zu haben. Aber vermutlich verhält sich das hier anders, weil so viele Bereiche davon betroffen sind und der Sucht eine lange Vorgeschichte vorausgeht, die eng mit meiner Biografie verknüpft ist. SO habe ich das nie betrachtet: Ich hielt die Sucht stets für MEIN Problem, bei mir gewachsen, von mir gepflegt. Jetzt erkenne ich Stück für Stück, dass ich das vielleicht nicht so solitär betrachten kann und sollte. Das ist nicht leicht. Ich wurde stets darauf hingewiesen, dass es ja "nicht immer die Anderen sein können" was eigentlich heißen sollte: Wenn etwas schief läuft, liegt die Schuld stets und zwar immer immer und ohne Ausnahme bei MIR und sonst niemandem. Das man so etwas jahrelang verinnerlichen kann ist unglaublich. Ich kämpfe Tag für Tag dagegen an und es hat mich einiges an Selbstwert gekostet.

    So, jetzt schweife ich wohl ab.

    Alles Liebe
    femme

    Hallo,

    Zeit für einen Zwischenbericht.
    Mir geht es immer noch gut bis sehr gut und bisher komme ich ganz gut zurecht bis auf kleine Ausnahmen. Eine davon möchte ich kurz mal schildern. Vielleicht gibt es Erfahrungen, die ihr mit mir teilen wollt und die für mich Licht ins Dunkel bringen. Ich war gestern zum Kaffee bei meiner Oma und meine Mutter war zu Besuch (wohnt mehrere 100 km entfernt von uns) und plötzlich ohne Vorwarnung und vor allem ohne Anlass hatte ich plötzlich das starke Verlangen am Abend was zu trinken. Das hat mich völlig überrannt! Ich habe nie bei meiner Oma Alkohol getrunken und schon garnicht am Kaffeetisch. Ich weiß überhaupt nicht wo der Drang plötzlich herkam! Das hat mich mehr verunsichert als der Drang an sich! Ich hatte einige Minuten damit zu tun und als ich dann zu Hause war, war auch eigentlich wieder gut (und natürlich habe ich auch nichts getrunken), aber die Situation hat mich stark verunsichert...
    Kennt ihr sowas? Was könnte das sein und wie geht ihr damit um? In Analogie dazu verspüre ich merkwürdigerweise überhaupt keinen Drang zu Trinken wenn ich zu Hause abends auf dem Sofa sitze, ehemals mein "Standard Konsumort". Das macht es so unberechenbar für mich: Da wo ich es erwartet hätte, ist nichts und in einer Situation wo ich überhaupt keine Bezugspunkte zum Alkohol hatte überfällt es mich plötzlich!?
    Ich wünsche euch ein schönes Wochenende
    femme

    Guten Morgen,

    ich bin sehr erleichtert: Der erste Gruppentermin war sehr gut! Ich habe mich sogar wohl gefühlt und ohne irgendwelche Bilder oder Klischees aufzurufen - da saßen "ganz normale" Menschen (ich denke ihr wisst wie ich das meine!).
    Auf jeden Fall ist es ein Rahmen und auch eine Gruppenkonstellation in dem/der ich es mir vorstellen kann, soweit man das nach einem Termin beurteilen kann...
    Das Format war mir etwas neu aber nicht unangenehm: Die Gruppenleiterin moderiert quasi nicht, sondern die Gruppe interagiert selbstständig und nimmt aufeinander Bezug. Nur im Bedarfsfall interveniert sie entsprechend.
    Ich freue mich auf die nächste Sitzung und habe bereits beim ersten Termin festgestellt, dass ganz viel "offen liegt" bei mir. Ein mittleres inneres Gefühlschaos und viele offene Fragen an mich selbst habe ich mit nach Hause genommen. Das zeigt mir, dass ich diese Unterstützung dringend brauche! Und natürlich habt ihr recht, wenn ihr argumentiert, dass mir mein Problem, so ich es als eins definiere, genug sein müsste um zu handeln und ich mich damit ernst nehmen muss. Das ist tatsächlich im "wahren" Leben und in meiner Biografie ein immer wiederkehrendes Problem. Susanne68, deine Worte treffen es sehr gut: Stichwort "Leistungsfetischismus" und "nicht so leicht geschlagen geben", "was vertragen" etc. Das kenne ich nur zu gut aus meiner Familie....
    Meine Schwierigkeit lag (und liegt??) nicht darin mir meine Probleme nicht eingestehen zu können, sondern vielmehr darin diese innerhalb meines Bezugssystems auch zu "legitimieren" - so zumindest die Erwartungshaltung einiger Menschen in meiner unmittelbaren Nähe. Ich fürchte, über die Jahre habe ich diese Anforderungen an mich (einfach) übernommen und unhinterfragt internalisiert.
    Das wurde mir in letzter Zeit immer deutlicher und darin möchte und muss ich arbeiten. Vielleicht könnt ihr vor diesem Hintergrund meine Denkweise wie ich sie eingangs darlegte (siehe Anfangspost) eher nachvollziehen...

    Alles Liebe und bis bald
    femme

    Hallo,

    ich traue mich mal aus der Vorstellungsecke raus und wollte hier ein paar Gedanken dalassen.
    Ich habe, wie schon in dem Vorstellungsthread erwähnt, die Zusage für die ambulante Reha bekommen und heute ist mein erster Termin in der Gruppe. Ich bin jetzt seit drei Wochen abstinent und nach der ersten Euphorie doch schon ziemlich aufgeregt. Ich hoffe, ich kann mich in die Gruppe gut einfinden (habe in Zukunft wöchentlich zwei Termine: Einmal Gruppe und einen Einzeltermin).
    Wenn es hier jemand gibt, der Erfahrungen mit ambulanter Reha hat würde ich gern teilhaben.
    Insgesamt geht es mir gesundheitlich und auch seelisch gut bis sehr gut und ich verspüre auch aktuell keinen "Saufdruck" oder ähnliches.
    Aber ich bin sehr aufgeregt bezüglich der Reha, weil ich keine Ahnung habe was auf mich zukommt.
    Ich habe - um mal konkret zu werden - ein wenig Angst belächelt zu werden, da ich ja "nur" 4-5 halbe Liter Bier konsumiert habe und "sonst nichts". Für mich hat das jedoch ausgereicht mein Leben Stück für Stück durcheinander zu bringen, meine Zukunft zu gefährden, mein Selbstwert zu verlieren, mich sozial weitestgehend zu isolieren und eine Reihe an gesundheitlicher Einschränkungen zu haben. Überdies fühle ich mich nicht sicher genug um nicht mehr in diesen Kreislauf zu geraten.
    Mit diesen sinnlos aneinander gereihten Gedanken verabschiede ich mich für heute.

    Einen schönen Tag!

    Alles Liebe
    femme

    Hallo,



    Hallo Femme,
    wie fühlst du dich gerade eben? Macht deine wiedererlangte Freiheit weiter Fortschritte?
    Lieben Gruß von Britt

    mir geht es richtig gut!!
    Ich kann wunderbar schlafen, gehe ganz anders auf die Menschen in meinem Umfeld zu, viel selbstbewusster und ich fühle mich sehr wohl in meiner Haut (im wahrsten Sinne des Wortes.)! Es gab schon einige Momente, in denen ich ganz deutlich merkte: das hättest du zu "Konsumzeiten" niemals so hinbekommen! Diese Momente häufen sich und sind unbeschreiblich motivierend! Ich verschone euch mit Beispielen ;).
    Und langsam lasse ich auch das Gefühl zu, stolz auf mich zu sein, denn ich finde, ich habe einiges geschafft...
    Ich habe wirklich Glück gehabt: Am Dienstag war ich zum Erstgespräch bezüglich ambulante Reha und nach einem ausführlichen Beratungsgespräch bekam ich die Zusage bereits in 14 Tagen beginnen zu können!!!
    Ich konnte es kaum fassen.
    Viel mehr gibt es aktuell nicht zu berichten, wobei ich finde, das sind bereits riesige Schritte, die ich gehen konnte! Und ich bin unheimlich dankbar, dass ich so gut im Unterstützungsnetz aufgefangen wurde.

    Alles Liebe.
    femme

    Guten Morgen und danke für eure Zeilen,

    @ Ilka: auch dir Gratulation zu deinen 4 Wochen+ !!!!

    mir geht es jeden Tag besser und heute werde ich endlich mal wieder meine Joggingrunde drehen. Habe ich zwar zu Konsumzeiten auch getan, war aber stets anstrengend.... und heute Abend gehen wir ins Kino - keine Ahnung, wie lange ich das nicht mehr gemacht habe!! Ein kleines Stück wiedererlangte Freiheit!


    Warum soll eine ambulante Entgiftung in diesem Forum unerwünscht sein? Verstehe ich nicht. Bevor ich mich in eine geschlossene Einrichtung begäbe, wäre die ambulante stets meine erste Wahl. Und da bin ich beileibe keine Einzelfall.


    Ich hatte den Eindruck, dass das hier nicht gern gelesen wird. Wird sicher seine Gründe haben...
    Ich bin dankbar für den Rat meines Suchtberaters, denn das war der ausschlaggebende Punkt für mich. Ich hatte auch ein gutes Angebot der der Entgiftungsstation: Ich rief dort an und fragte, ob es dort die Möglichkeit gibt mithilfe eines Facharztes ambulant zu entgiften. Das war zwar nicht möglich, jedoch bot man mir an zunächst für 24h unter Beobachtung zu bleiben und gegebenenfalls dann weiter in der Häuslichkeit zu entgiften. Das wäre für mich durchaus eine Option gewesen, jedoch änderte sich das Datum - der 19. Februar nicht - und ich wollte einfach nicht mehr warten.
    Zum Glück ist das nun kein Thema mehr!

    Einen schönen Sonntag euch allen!
    LG femme

    Hallo,

    ich wollte mich kurz melden.
    Ich werde nicht weiter auf ambulante Entgiftung eingehen, da ich den Eindruck habe, dass dies hier außerordentlich unerwünscht ist. Ich respektiere das, denn ich möchte gern das Forum weiter besuchen.

    Dennoch wollte ich schreiben wie es mir geht und wie der Stand der Dinge ist.
    Ich habe am Dienstag Abend mein letztes Bier/letzten Biere getrunken und seitdem nichts mehr.
    Heute ist der erste Tag an dem ich mich körperlich gut fühle und dem eine relativ symptomfreie und normale Nacht vorausging.
    Ich vertiefe hier nicht, wie es mir zuvor ging. Damit muss ich mich wohl an anderer Stelle auseinandersetzen...

    Mich hat erschreckt, wie lange es dauerte, bis ein relatives (körperliches) Wohlbefinden wieder einsetzte und das zeigte mir umso deutlicher, was ich da eigentlich die ganzen Jahre meinem Körper angetan habe. Nüchtern betrachtet wirklich kaum in Worte zu fassen. Im Moment hat es den Effekt, dass ich keinerlei Drang verspüre in irgendeiner Form Alkohol zu mir zu nehmen.

    Ich gehe stark davon aus, dass sich das ändern kann und wohl wird, aber dafür sind die nächsten Schritte geplant. Am Dienstag erneut und in Folge Suchtberatung und am gleichen Tag das Erstgespräch in der ambulanten Reha. Dann Schritt für Schritt weiter. Die erste Selbsthilfegruppe werde ich ab dem 10.02.2020 aufsuchen.
    Ich hoffe zumindest die körperliche Entgiftung mit dem Wochenende abgeschlossen zu haben und bin froh, dass es endlich losgehen kann.
    Ich möchte wieder ich sein, ich will meinem Sohn ein Vorbild sein, das Leben genießen, mein Selbstvertrauen wiederbekommen, Merkstörungen reduzieren, nicht in der Sucht gefangen sein.... ich könnte die Liste verlängern bis ...ihr wisst schon.

    Alles Liebe und ein schönes Wochenende.

    femme

    Update
    War bei der Suchtberatung und habe alles geschildert. Er meint es spricht nichts dagegen ambulant zu entziehen. Er hält es für höchst unwahrscheinlich, dass ich einen Krampfanfall bekomme. Überdies vermutet er bei meinem „geringen“ Konsum, dass ich wenn überhaupt nur leichte Entzugserscheinungen haben werde. Seine Empfehlung nach dem Beratungsgespräch lautete, dass ich heute auf 0 reduziere und dann Freitag schon mit dem „Gröbsten“ durch sein müsste, da er den Mittwoch schon als Tag mitzählt ( letztes Bier gestern Abend ca. 22 Uhr).
    Jetzt bin ich am überlegen ... er hat jahrelange Erfahrung in der SB und war auch 15 Jahre in einer Suchtambulanz tätig. Darüber hinaus kennt er meine „Geschichte“. Er war damals mein Berater. Er war heute der einzige freie Berater, weil ich ja erwähnte , dass die Chemie nicht stimmte.
    Ich weiß , ich bekomme hier keinen Rat. Die Entscheidung muss natürlich ich treffen, aber alle Vorzeichen sind gut. Ich bin die nächsten vier Tage nicht allein zu Hause und mein Sohn ist eine Woche nicht da-sollten Komplikationen auftreten..
    Die Tendenz dem Rat der SB zu folgen ist da.
    LG femme

    Guten Morgen,

    danke für eure Beiträge und natürlich habe ich schon vermutet, dass niemand hier die ambulante Variante empfiehlt und die Gründe dafür sind mir klar.
    Trotzdem bin ich dankbar für eure differenzierten Beiträge!

    Die Ärztin ist nicht meine Hausärztin und auch keine Suchtspezialistin. Ich habe sie wegen der "Anonymität" aufgesucht. Ich war bereits letztes Jahr bei ihr und da hatte sie mir ja Antidepressiva verschrieben (die ich nicht genommen habe) und nichts von stationärer Entgiftung gesagt -sich wie beschrieben eher belustigt- da ich ja (nur)geringe Mengen konsumiere. Meine Trinkmenge hat sich seitdem nicht verändert, aber vielleicht ist das weitere (Konsum-) Jahr ausschlaggebend? Wie auch immer, es ist sicher nicht zielführend darüber zu spekulieren.
    Greenfox, ich kann natürlich verstehen was du grundsätzlich meinst und habe auch an anderer Stelle hier im Forum einen sehr informativen Beitrag von dir zu diesem Thema gelesen.
    Leider bin ich trotzdem sehr verunsichert seit dem Arztgespräch und halte immer noch daran fest ambulant zu entgiften wenn es irgend möglich ist.
    Ich habe heute kurzfristig einen Termin bei der Suchtberatung vereinbaren können. Dort werde ich das erneut thematisieren und vielleicht gibt es ja dort auch Informationen, an wen ich mich wenden könnte. Sollte dieser Berater die gleiche Meinung wie die Ärztin vertreten, dann bleibt mir natürlich nichts anderes übrig.
    Sie hat übrigens zugestimmt, das eine Reduktion des Konsums eine erste Maßnahme wäre, die sie auch vertreten könne. So werde ich jetzt von vier auf zwei halbe Liter reduzieren.
    Körperlich untersucht hat sie mich übrigens nicht im Ansatz.
    Nebenbei läuft natürlich die Vorbereitung für die stationäre Entgiftung (KÜ bei der Krankenkasse anfordern, mehr kann ich ja nicht tun).

    Ich wünsche einen schönen Tag.
    LG femme