Ein Neuer - Erfahrungsbericht

  • Tach liebe Mit-, Noch-, Wieder-, Ex- und alle anderen Sauefer,

    ich bin neu hier und suche keine Hilfe, bzw. Ich denke, das Berichten wird meine Hilfe sein.

    Mit 41 bin ich Kleinunternehmer, in einer stabilen Partnerschaft und habe drei kleine Kinder, das Leben soweit im Griff. Seit ich 14 bin rauche ich. Ueber 20 Jahre habe ich taeglich gekifft. 15 jahre regelmaessig gekokst und auf Parties Extasy konsumiert. LSD, Ketamin, GHB, Speed, ... Alles keine Fremdworte fuer mich. Gesoffen habe ich stets, was aber aufgrund des anderen Konsums eher im Hintergrund geschah. Der Konsum der ganzen lustigen harten Substanzen und vom Gras hat sich mit Abschluss der Pubertaet, also so mitte 30, von selber erledigt, ohne Anstrengung meinerseits. Seit der Geburt des ersten Sohnes habe ich gar nichts mehr angeruehrt, kein Gras, kein Koks, keine Chemie und ich vermisse nichts ... nur das Rauchen kann ich nicht lassen. Und den Alkohol offenbar auch nicht. Dass mein Suchtpotenzial enorm ist, war mir schon immer klar und dass ich vor allem vom Koks so einfach los gekommen bin hat mich selber ueberrascht. Seit einiger Zeit ist mir aber klar geworden, dass ich das wohl nur deshalb easy geschafft habe, weil ich es mindestens teilweise durch Alkohol substituiert habe.

    Nun ist es mir zu viel. Wohl habe ich kaum Komplettabstuerze und trinke auch nicht jeden Tag, aber ich kann nicht mehr Genusstrinken. Es ist zu einem ganz gezielten Effektsaufen geworden. Zack zack drei Bier und wohl ist mir. Auf Einladungen saufe ich mal eben eine dreiviertel Flasche Wein leer bis ich merke, dass die anderen Gaeste am ersten Glas nuckeln. Dann habe ich genug und trinke nur noch Wasser. Der Pegel stimmt. Was mir noch nicht lange bewusst ist: Das Umfeld nimmt das wahr. Ebenfalls ist es wohl so, dass ich vermehrt Probleme, welche ich primaer im Beruf habe, auf externe Umstaende zurueckfuehre, obwohl ich sie selber verschulde - nicht zuletzt, weil ich mir durch den Alkoholkonsum den inneren Antrieb zerstoere und nachlaessig werde - wenn ich stark unter Druck bin, saufe ich auch mal tagsueber.

    Naechsten Dienstag habe ich nun meinen ersten Termin auf der Suchtberatungsstelle meiner Gemeinde und bin etwas nervoes - nicht, weil ich mich vor dem Termin fuerchte. Ich fuerchte mich vor mir selber, denn ich beruflich bedingt sehr redegewandt und aeusserst geuebt darin, vor Publikum zu sprechen und mich selber zu verkaufen. Es faellt mir sehr schwer, das Heft aus der Hand zu geben und ich bin ein begnadeter Selbstbetrueger. Mit anderen Worten fuerchte ich mich davor es nicht auf die Reihe zu kriegen mit dem ehrlich sein am Beratungsgespraech und mich selber und die Beraterin hinters Licht zu fuehren. Ich mache mir nun eine Liste mit Punkten, welche ich NICHT bringen werde - naemlich alles was ich glaube im Griff zu haben. Na ja, etwas merkwuerdige Schilderung vielleicht und sind ja Profis da, werden mich schon durchschauen.

    Melde mich dann wieder, wie es gelaufen ist.

    Naechtle zusammen.

    Marc

  • Hallo Marc,
    schön dass Du hier bist.
    Ich selbst bin Angehörige. Kann aber damit aufwarten rauchfreie zu sein. Noch nicht sehr lange aber stark und willens.
    Deine Angst vor dem Termin verstehe ich, mein Partner lügt auch ständig - die Leute dort sind sehr geschult und wissen von der Thematik. Lass Dich einfach mal darauf ein schonungslos ehrlich zu sein, Du wirst sehen, dass das sehr viel Stress erspart.
    Wenn Du das dann irgendwann auch zuhause hinbekommst wird Dir Deine Partnerin sehr dankbar sein.
    Für die Angehörigen ist es sehr schlimm immer selektieren zu müssen was richtig ist oder wo sich eine Lüge verbürgt.
    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft bei Deinem Ausstieg, vor allem zu Gunsten Deiner Kinder und Deiner Partnerin. Ich kann Dir aus meiner Erfahrung sagen wie hart das ist mit einem Suchtabhängigen zu leben und auch wie sehr die Kinder darunter leiden (seelisch und mit nicht absehbaren Folgen). Sei echt
    froh, dass Du sie hast und mute ihnen dass nicht weiterhin zu!
    Simone

  • Hallo, Marc!

    Auch von mir ein "Herzliches Willkommen" hier bei uns im Forum!

    So so, Du suchst also keine Hilfe ... nur bei der Suchtberatung ;) Ist im Übrigen ein guter Schritt.
    Allerdings hast Du es schon selbst erkannt - wichtig ist hier Ehrlichkeit (vor allem sich selbst gegenüber).

    Ich fuerchte mich vor mir selber, denn ich beruflich bedingt sehr redegewandt und aeusserst geuebt darin, vor Publikum zu sprechen und mich selber zu verkaufen. Es faellt mir sehr schwer, das Heft aus der Hand zu geben und ich bin ein begnadeter Selbstbetrueger. Mit anderen Worten fuerchte ich mich davor es nicht auf die Reihe zu kriegen mit dem ehrlich sein am Beratungsgespraech und mich selber und die Beraterin hinters Licht zu fuehren. Ich mache mir nun eine Liste mit Punkten, welche ich NICHT bringen werde - naemlich alles was ich glaube im Griff zu haben.

    Allerdings finde es gut, dass Du Dir eine Liste von Punkten/Sachen machen willst, die Dir langsam, aber sicher entgleiten. Okay, Du nennst es etwas anders ...

    Ich wünsche Dir jedenfalls viel Erfolg bei diesem Termin. Erfolg deshalb, weil es schon Selbstüberwindung kostet - hinzugehen und die Fakten auf den Tisch zu packen.

    Und - ich wünsche uns allen einen guten Austausch!

    Bis demnächst

    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Besten Dank für den offenen Empfang Simone und Greenfox.

    @ Greenfox, klar hast Du mich bereits durchschaut, habe das wohl etwas schnoddrig formuliert. Mit "suche hier keine Hilfe" wollte ich ausdrücken, dass es mir vorderhand nicht darum geht, Tipps zu bekommen und von euch erfahrenen Hasen einen Weg aufgezeigt zu bekommen, wie es klappen könnte - das fände ich auch etwas viel verlangt von einem Forum. Ich habe mir meinen Weg aus dem Hochrisikokonsum und aus der sich abzeichnenden kompletten Abhängigkeit ziemlich detailliert aufgezeichnet und mache ein Projekt daraus. Ein Teil davon ist es, an einem Ort wie hier frisch von der Leber zu berichten, was abgeht bei mir. Vielleicht mag der/die eine oder andere mitlesen und kommentieren. Der generelle Austausch ist ein Teil meines "Motivations- und Kontroll-Pakets", so zu sagen. Ich schätze also das kritische Hinterfragen sehr (Überprüfung meiner Gedanken).

    Bis zum Termin am Dienstag - das ist mit der Partnerin so abgemacht - darf ich nichts trinken. Wenn ich zukünftig etwas trinke, sage ich ihr das. Wir haben diesen Alkoholtester angeschafft:
    http://www.alkohol-tester.ch/alkoholtester-…ster-af-33?c=10
    und ich absolviere einen solchen Test nun jeden Abend vor dem zu Bettgehen - bis auf weiteres. Die ersten zwei habe ich bestanden ;) Der Gedanke hinter diesem Vorgehen ist, dass ich zu Ehrlichkeit gegenüber meiner Partnerin gezwungen werde und Vertrauen zurückgewinnen kann.

    Weitere Säulen sind:
    - Die Begleitung durch eine Psychologin - erste Anlaufstelle hier eben mal die Beratung vom nächsten Dienstag auf der Gemeinde
    - Sport (mit dem Rad zur Arbeit wenn's nicht regnet, einmal die Woche Tennis, Liegestütze immer wenn ich an Alkohol denke), mache ich jetzt seit 2 Wochen
    - Im Geschäft weniger Aufträge annehmen (schwierig)
    - Frühstücken (seit 2 Wochen, erstmals seit 10 Jahren)
    - Rauchen erst nach 10:00 morgens - klappt noch nicht.
    - Abends nur leichte Kost (keine Haxen etc. mehr), schlafe viel besser und habe weniger Lust auf Alkohol dazu oder danach
    - Konsequente Anwendung meines APAP Gerätes gegen die Schlafapnoe - hasse diese Maske, bin aber viel ausgeruhter
    - Mind. 7h Schlaf pro Nacht - schwierig, bin an 5 gewöhnt
    - Einmal die Woche "Jungsabend", wobei ich meine Truppe über mein Vorhaben unterrichtet habe (soziales Umfeld pflegen und einbeziehen, offen sein).

    So in etwa sieht mein Programm aus ... vielleicht etwas ambitioniert, mal schauen, wie viel ich auf Dauer umsetzen kann. Mein Gedanke ist, dass ich viele Verhaltensweisen auf einmal umstellen möchte, um keine Leere entstehen zu lassen und alte Verhaltensmuster sich so besser durchbrechen lassen.

    @ Simone, dass meine Partnerin darunter leidet, dass ich viel zu viel trinke, ist klar, darüber sprechen wir auch. Hingegen sind wir uns einig, dass bislang die Kinder kaum darunter gelitten haben, denn ich bleibe auch mit erhöhtem Pegel sehr zuverlässig. Kochen, Spielen, Üben, Ausflüge machen, Malen, Singen ... etc. pp. und ich habe absolut null Agressivitätseffekte, eher das Gegenteil. Aber, und da hast Du natürlich recht, je älter sie werden, desto mehr werden sie mitbekommen und desto weniger ist es ihnen zu zu muten, dass Papa auch mal mit der Bierdose Indianer spielt.

    Grüsse euch!

    Marc

  • Ja - da hast Du Dir Einiges vorgenommen.
    Drücke die Daumen, dass Du alles auch so umsetzen kannst.

    Ansonsten - schon mal bei Dir nach einer SHG geschaut?

    Ich habe mir meinen Weg aus dem Hochrisikokonsum und aus der sich abzeichnenden kompletten Abhängigkeit ziemlich detailliert aufgezeichnet und mache ein Projekt daraus. Ein Teil davon ist es, an einem Ort wie hier frisch von der Leber zu berichten, was abgeht bei mir. Vielleicht mag der/die eine oder andere mitlesen und kommentieren. Der generelle Austausch ist ein Teil meines "Motivations- und Kontroll-Pakets", so zu sagen. Ich schätze also das kritische Hinterfragen sehr (Überprüfung meiner Gedanken).

    Direkter gibt es keinen Austausch und kein Feedback ...

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

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    können wir nur selber tun!

  • Hallo Marc,

    herzlich Willkommen hier im Forum.


    Naechsten Dienstag habe ich nun meinen ersten Termin auf der Suchtberatungsstelle meiner Gemeinde und bin etwas nervoes - nicht, weil ich mich vor dem Termin fuerchte. Ich fuerchte mich vor mir selber, denn ich beruflich bedingt sehr redegewandt und aeusserst geuebt darin, vor Publikum zu sprechen und mich selber zu verkaufen. Es faellt mir sehr schwer, das Heft aus der Hand zu geben und ich bin ein begnadeter Selbstbetrueger. Mit anderen Worten fuerchte ich mich davor es nicht auf die Reihe zu kriegen mit dem ehrlich sein am Beratungsgespraech und mich selber und die Beraterin hinters Licht zu fuehren. Ich mache mir nun eine Liste mit Punkten, welche ich NICHT bringen werde - naemlich alles was ich glaube im Griff zu haben. Na ja, etwas merkwuerdige Schilderung vielleicht und sind ja Profis da, werden mich schon durchschauen.


    Na das erinnert mich doch stark an mich. Bevor ich wirklich ernsthaft damit begonnen hatte trocken zu werden, habe ich mehrere Sitzungen bei einem Psychologen. Dem habe ich das Blaue vom Himmel herunter gelogen. Oskarverdächtig. Am Schluss hat er mir per Handschlag sogar zu meinen "Erfolgen" gratuliert. Gebracht hat mir das aber natürlich gar nix. Erfolge hatte ich natürlich auch keine, außer vielleicht, dass ich bei den Vormittagsterminen noch nüchtern war :o

    Schonungslos ehrlich konnte ich dann erst sein, als ich wirklich ernsthaft mit dem Saufen aufhören wollte. Plötzlich war klar, dass es jetzt vorbei ist mit Lügen, Tarnen und Täuschen. Ich wollte nur noch, dass mir jemand hilft und dass ich es dauerhaft schaffe abstinent zu sein. Ich wollte einfach mein Leben zurück. Ich hab's zurück, schöner als ich es je vorher hatte. Ehrlich zu sich selbst und auch zu anderen zu sein ist m. E. ein Schlüsselkriterium. Ohne wird's schwer mit dem Ausstieg, man hält sich ja quasi immer ein Hintertürchen offen....

    Spannend, was Du Dir im Rahmen Deines Projekts alles vorgenommen hast. Sind auf jeden Fall alles recht sinnvolle Punkte. Einiges davon habe ich auch erst nach dem Aufhören wieder gemacht (z. B. Frühstücken oder Sport). Hat aber gedauert.... Einiges trifft auf mich nicht zu, dafür gab's bei mir dann andere Dinge, die wieder machen wollte.

    Wünsche Dir auf jeden Fall viel Erfolg bei Deinem Termin und einen guten Austausch hier.

    VG
    gerchla

  • - Rauchen erst nach 10:00 morgens - klappt noch nicht.

    Da musste ich etwas schmunzeln. Also ich würde das gar nicht hinbringen und für mich wäre das ein richtig lauwarmer Vorsatz, nicht Fisch und nicht Fleisch. Wennst nicht körperlich von Nikotin abhängig bist (ich schon), dann vielleicht, sonst hast jeden Tag bis 10h morgens Entzugserscheinungen. Willst du das dir antun? Warum probierst du nicht gleich, mit dem Rauchen aufzuhören? Dann fallen die täglichen Enzugszeiten weg und du hast nur mehr eine längere, mehr oder weniger heftige (AFAIK so zwei Wochen).

    Also wenn ich vorhabe, nicht zum rauchen aufzuhören, würde ich weiterrauchen wie bisher (das mit bis 10h warten würde ich mir nicht antun, wozu jeden Tag den nächtlichen Entzug noch künstlich verlängern)? Ausserdem die drei vier Zigaretten weniger am Tag bringen eigentlich gar nichts. Wozu dann die selbstauferlegte tägliche Quälerei?

    Franz

    Einmal editiert, zuletzt von franz68 (29. Oktober 2015 um 17:15)

  • Hallo zusammen,

    besten Dank für die guten Wünsche.

    @franz68, ich habe masochistische Tendenzen und die müssen gefüttert werden. Nein im Ernst, aus meinen (wenigen) Erfahrungen mit dem Rauchstopp habe ich gelernt, recht gut mit den Niko-Entzugserscheinungen um zu gehen. Meine Erfahrung ist, dass ich es relativ locker schaffe, auch einige Tage nicht zu rauchen, denn anfangs gibt es da einen Stolz über die eigene "Leistung", welcher stark motivierend wirkt. Es gibt mir also sogar ein gutes Gefühl, dem Niko-Schweinehund wenigstens eine Zeitlang die Stirn zu bieten - so wie heute morgen, bislang halte ich ihn in Schach. Scheitern tue ich mit dem Rauchstopp jeweils später, nach einigen Wochen, wenn die Motivation sinkt.

    Hier kann ich auch den Bogen zu meinem Alkohol-Problem schlagen. Ich habe kaum Mühe damit, einige Tage nichts zu trinken (drei Tage sind jetzt mal wieder rum und ich verspüre kaum Lust) und ich fühle mich dabei gut. Aber auch dieser Schweinehund schlägt dann aus mir meist unerfindlichen Gründen unvermittelt wieder zu und treibt mich in den nächsten Tankstellenshop. Kaufe dann mal nur 2 Bier, nur um eine Stunde später die nächsten zwei holen zu gehen (natürlich in einem anderen Laden, ich will mich ja nicht als Alki outen) ... Ich denke, es gibt viele Alkoholiker von meinem Schlag. Wir stürzen nicht wirklich ab, wandeln stets auf der Klinge des Rasiermessers und verlieren immer wieder rasch die Kontrolle. Es ist gerade für uns recht lange schwierig zu zu geben, dass ein Alkoholproblem vorliegt. Zusammen mit der Psychologin möchte ich nun ergründen, wieso ich immer wieder die Kontrolle verliere. Oder so.

    Gerchla , ja, da entwickelt man mit dem notgedrungen meist versteckten Alkoholkonsum wahrlich eine Meisterschaft darin, etwas anderes vorzuspielen, als man ist - funktioniert bei mir im Beruf und mit neuen Bekanntschaften immer perfekt, die Fassade hält - Drei Wetter Taft. Zu Hause aber - keine Chance (mehr). Zum Glück.

    Okay, schönen trockenen Tag allerseits

    Marc

  • Nachsatz noch @ greenfox:

    Selbsthilfegruppe habe ich wohl schon darüber nachgedacht, aber ich muss mich das erstmal über das Angebot schlau machen. Ehrlich gesagt schrecken mich Erfahrungsberichte zu den AA, deren Regeln und teilweise als fast als sektenhaft wahrgenommenen Riten und Strukturen ziemlich stark ab. Es wird aber sicher noch viele weitere Angebote geben. Ich denke, die Beratungsstelle wird mir Orientierungshilfe in Sachen SHG geben können. Erstmal also diese eine Anlaufstelle, dann ein langfristiges Coaching (heisst für mich so, motiviert mich besser als "Therapie") evtl. begleitet durch SHG.

    Grüsse Marc

  • Hallo Marc,

    mann mann mann, was Du da so schreibst. Mit heimlich trinken, die Läden wechseln, weil man sich nicht als Alki outen will, erst mal nur wenig kaufen... Deja-vu... Ich hab' dann sogar versucht die Kassiererinnen zu wechseln, wenn schon zum 3. mal ein einem Tag im selben Discounter war. Lächerlich, die wussten doch alle das ich Alki bin. Und das ist denen doch sch...ss egal.

    Einmal kam ich morgens kurz nach Öffnung im Discounter, auf dem Weg zur Arbeit, an einen Kassierer, der mein Sixpack Plastikfuselbier mit den Worten "das Frühstück der Gewinner" über den Scanner zog. Ich hab' betreten gelacht, das Zeug in meinen Rucksack gepackt, bin raus und hab erst mal 2 auf ex gesoffen.

    Unglaublich, ich bin so dankbar, dass es vorbei ist.

    VG
    gerchla

  • Ehrlich gesagt schrecken mich Erfahrungsberichte zu den AA, deren Regeln und teilweise als fast als sektenhaft wahrgenommenen Riten und Strukturen ziemlich stark ab.

    Okay, kann ich verstehen - bin auch nicht gerade ein Fan der AA. Allerdings aus eigenem Erleben, ich habe sie mir angeschaut - zwei verschiedene Gruppen. Und ich habe mir auch noch etliche andere Gruppen angeschaut ... Denn hier kann man wahrlich nicht nach dem Motto "Kennste eine, kennste alle" vorgehen. Und wenn ich 20 Erfahrungsberichte lese bei *millionen Mitgliedern/Besuchern ... also bilde ich mir lieber selber meine Meinung. Kann ich nur jedem raten ...
    Ich persönlich bin auch kein Freund von Monolog-Gruppen im Allgemeinen. Aber das muss jeder für sich selbst rausfinden. Wir hatten jemanden in unserer Gruppe, der nach einiger Zeit entschied, dass ihm die AA doch mehr liegen ... Die Geschmäcker/Empfindungen sind eben unterschiedlich. Und mir persönlich ist es nur soweit egal gewesen, als dass er ja etwas für sich tut - nur eben nicht in unserer Gruppe.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

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    können wir nur selber tun!

  • Hallo Marc,


    Ich habe kaum Mühe damit, einige Tage nichts zu trinken (drei Tage sind jetzt mal wieder rum und ich verspüre kaum Lust) und ich fühle mich dabei gut. Aber auch dieser Schweinehund schlägt dann aus mir meist unerfindlichen Gründen unvermittelt wieder zu und treibt mich in den nächsten Tankstellenshop.

    wie du selbst schreibst, ist die Motivation am Anfang sehr hoch. Man ist stolz auf sich, irgendwann entwickelt sich sogar eine richtige Euphorie… und dann kehrt Alltag ein.
    Blöderweise kommt bei jedem Suchtausstieg der Dopaminhaushalt aus seinem bis dahin durch die Droge herbeigeführten künstlichen Gleichgewicht. Und sobald die Euphorie nachlässt, wird das fehlende Dopamin schmerzhaft bewusst.

    Daraus folgend entstehen dann die berühmten Entzugserscheinungen … und man hilft seinem Dopaminhaushalt durch den Konsum der Droge auf die Sprünge… oder man hält die Entzugserscheinungen aus.

    Zielführend ist nur das Aushalten. Und zum Glück ist dieses Jammertal des Aushaltenmüssens zeitlich begrenzt, während man die Sucht bis zum Tode aushalten muss, wenn man nichts gegen sie unternimmt.

    Kannst das deinem Schweinehund ja mal erzählen. Bin gespannt, was er auf Lager hat, um dich vom Gegenteil zu überzeugen.

    Bassmann

  • Hallo zusammen,

    der vierte Tag ohne Alkohol. Ist an und für sich nichts ganz ungewöhnliches, nur nehme ich nun aufgrund meines Projektes wahr, was mit mir geschieht. Wochendende, Frau mit den beiden Kleinen ist unterwegs, der Grösste bei mir. Er meldet sich nun leise zurück, der Schweinehund. Tricks kennt er eigentlich keine @ Bassmann, er schwirrt einfach rum und macht mich mehr oder weniger subtil auf die Verfügbarkeit von Halbliterbüchsen aufmerksam, da ich ja nichts leisten muss heute auch bereits am Morgen. Gerade waren wir zu dritt einkaufen: Mein Sohn, der Schweinehund und ich. Das Widerstehen ist im Einzelfall nicht wirklich schwierig, aber die Entscheidung wird immer wieder von neuem getestet - mit anderen Worten, er schleicht sich in kurzen Abständen in die Gedanken ein. Es geht mir keineswegs schlecht - ich fühle mich ausgeschlafen, fit wie ein Turnschuh und bin glasklar im Kopf. Von Euphorie möchte ich allerdings auch nicht sprechen. Es wird kein Problem sein, heute 200 mal gegen das Bier zu entscheiden - es nervt einfach, diese Entscheidung überhaupt (fast permanent) fällen zu müssen.

    Weiteres: Ich trinke Unmengen - Milch, Tee, Waser, Saft - vermutlich trinke ich etwa die gleichen Mengen wie wenn ich Bier trinke, aber es kommt mir vor, als würde ich mich innerlich ersäufen. Ist es Entgiftung? Die eingespielte Trinkhandlung? Fühlt sich aber gut an und ganz ehrlich, ein Glas frischer Karottensaft schmeckt einfach besser als Bier. Rauchen tue ich bedeutend weniger. Essen kleinere Mengen, dafür viel öfters etwas naschen.

    Nun packe ich den Kleinen und gehe mit ihm auf mein Segelboot - segeln war schon immer mein Seelentröster, nirgends kann ich besser abschalten und mich aktiv erholen. Die Gedanken werden völlig anders besetzt und die Natur wirkt auf einen ein - ausserdem gibt es auf dem Wasser keine Läden. ;) Wünscht mir eine Handbreit Wasser unter dem Kiel, Herbstsonne und eine leichte Brise!

    Schönen trockenen Tag allerseits.

    Marc

  • @ Gerchla,

    "Das Frühstück der Gewinner" kriege ich jetzt nicht mehr aus dem Kopf. Ganz gross. Bestimmt kannst jetzt darüber lachen, ich mein, Volltrefferkommentar.

    Gruss Marc

  • Hallo,

    ich wünsche dir einen wunderbaren trockenen Tag mit deinem Sohn. Vielleicht kannst du ja den "Schweinehund" dabei über Bord werfen. Macht es euch schön.

    LG Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Kleines Morgenupdate,

    der Segeltag gestern mit dem Kleinen war einfach wunderbar. Den Schweinehund konnte ich nicht ueber Bord werfen Betty , denn er blieb an Land zurueck, der kleine Feigling ;-). Fuer 5 Stunden habe ich auf dem Wasser hoechstens 3 mal an Alkohol gedacht und das in abstrakter Form, also nicht als Konsummoeglichkeit. Das Wetter war perfekt und der Kleine (er ist 5) war mit vollem Interesse dabei (er durfte erstmals mit) und hat mich mit gefuehlten 726'000 Fragen auf Trab gehalten.

    Am Abend dann habe ich begonnen, mein Gespraech auf der Suchtberatung vom Dienstag vor zu bereiten, habe aber bald wieder abgebrochen als ich merkte, dass ich da rangehe wie an eine Praesentation im Geschaeft. Sollte ich mich nicht eher einfach unvorbereitet auf dieses Gespraech einlassen? Ich mein, ich muss da ja keinen Lead uebernehmen und niemanden von irgendetwas ueberzeugen. Muesste ich nicht einfach moeglichst ohne Plan und Ziel hingehen und mich einfach leiten lassen von der Fachperson? Was meint ihr? Vorbereiten, um sicher zu sein, nichts zu vergessen oder einfach geschehen lassen? Das Vorbereiten scheisst mich auch einfach an, ehrlich gesagt (excuse my french).

    Jetzt erst mal Fruehstueck machen. Der Kleine wuenscht sich Club-Sandwitches. Auch einer meiner Fruehstuecklieblinge. Hehehe.

    Schoenen trockenen Sonntag wuenscht

    Marc

  • Hallo Marc,

    das ist ja wunderbar. 44.

    Ich persönlich würde mit deinen jetzigen Gedanken in das Gespräch gehen. Du beschäftigst dich ja damit. Die geschulten Menschen vor Ort werden dir helfen. Sie machen es beruflich und sind genau dafür da. Dir zu helfen.

    Einen schönen Sonntag für dich mit dem Kurzen.

    LG Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Ahoi Marc

    Zitat

    Muesste ich nicht einfach moeglichst ohne Plan und Ziel hingehen und mich einfach leiten lassen von der Fachperson?


    So würde ich das machen. Die werden dich sicher auch was fragen, aber spontane Antworten sind immer ehrlicher.

    LG Gerd
    PS: Bin auch 40 Jahre gesegelt, schönes Hobby aber sehr mit Alk verbandelt. (Manöverschluck) 8)

  • Hi, Marc!

    Schön, dass es ein so schöner und (alkoholtechnisch) trockener Tag für Dich und Deinen Jungen war!

    Warum solltest Du Dich nicht auf den Termin bei der Suchtberatung vorbereiten?

    Sollte ich mich nicht eher einfach unvorbereitet auf dieses Gespraech einlassen?

    Hast Du keine Fragen (Welche Möglichkeiten habe ich? Was kann ich machen? Gibt es in der Umgebung SHG? Was sind das für welche? Habe so viel von Langzeittherapie gehört - was ist das überhaupt? Muss/sollte ich eine Entgiftung machen? Was passiert da? ...)? Du siehst, mir würden eine Menge einfallen. Und von daher sehe ich eine solche Vorbereitung als durchaus sinnvoll - aber nicht unbedingt notwendig - an.
    Viel wichtiger ist das letzte Wort aus dem Zitat: "einlassen"!

    Die Leute dort kennen Dich nicht und wollen Dir nix Böses - haben sie gar keine Veranlassung zu. Im Gegenteil, sie wollen helfen.
    Also nicht gleich auf Kontra/Konfrontation gehen, wenn Sachen gesagt werden, die Dir u.U. nicht gerade gefallen ...

    Ich will Dir auf keinen Fall etwas unterstellen - ich wollte nur verdeutlichen, was ich mit "einlassen" meine. Aber ich denke, Du weisst, was ich meine.

    Und: es ist keine Prüfung und kein Einstellungsgespräch! Es werden von Dir keine sofortigen Entscheidungen verlangt!
    Es werden lediglich Möglichkeiten aufgezeigt.

    Also: Danach bei einem schönen Tässchen Tee/Kaffe/Capucchino/GingerAle/Wasser/Limo ... noch mal alles Revue passieren und durch den Kopf gehen lassen.
    Und danach eventuell mit Deiner Partnerin darüber reden ...

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Marc,
    ich will auch einfach mal ein "Grüß Dich hier im Forum" an dich loswerden wikende091

    Es ist wirklich toll zu lesen wie Du in Deinen Weg findest!
    Bleib weiter dran - denn es lohnt sich wirklich sehr.

    Von Segeltörn zu Segeltörn wirst Du sogar noch weniger dran denken und irgendwann wirst du feststellen dass Du es dir garnicht mehr anders vorstellen kannst und/oder möchtest. Denn im Prinzip ist das weswegen man sich einredet da irgendwas irgendwie zu brauchen alles fauler Hokuspokus - und das echte Leben, unverfälscht, hat uns so vieles mehr zu geben!

    Alles erdenklich gute an Dich,
    immer einen frischen und guten Wind in den Segeln!

    und stets eine handbreit Wasser unterm Kiel :)

    bis bald,
    Land-in-Sicht

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