Thorsten 52 Jahre jung oder doch alt? Warum schreiben wir immer alt?

  • Bin ich zu alt? Habe ich deshalb keine Kraft oder keinen Willen mit dem Trinken aufzuhören?

    Vielleicht finde ich Hilfe, Rat oder Motivation den Schritt raus zu schaffen.
    Ich trinke schon recht lange und ich denke es sind jetzt 20 Jahre und mittlerweile ist mein Erschöpfungsgrad größer als mein Aktivleben….

    Verfallen bun ich dem Rotwein und er begleitet mich leider täglich, so dass ich auf ca. 10 Flaschen in der Woche komme. Etwas irritierend finde ich immer, dass wenn ich keinen Rotwein habe, auch nichts trinke, selbst wenn etwas anderes da ist. Es muss sogar eine bestimmte Art Rotwein sein. Ich trinke zwar auch anderen, aber der schmeckt mir nicht und ich höre meistens nach 1-2 Gläsern auf…Ich verstehe leider nicht, warum ich bei der Richtigen Sorte nicht aufhören kann…

    Seit 2 Monaten versuche ich runter zu kommen. Ich habe aber max. 4 Tage geschafft und dann trinke ich wieder, obwohl ich mich am nächsten Tag so ärgere, da ich dann wieder unausgeschlafen und durch den Wind bin. Genauso wie gestern. Ich habe Sonntag und Montag nichts getrunken und gestern abend dann wieder 1,5 Flaschen. Mich macht das gerade so wahnsinnig.

    Ich hatte 2019 einen tiefen Einschnitt mit 2 Schlaganfällen hintereinander und habe in dem Rahmen der Reha (ambulant) 7 Monaten keinem Alkohol getrunken. Meine Motivation war laut den Ärzten, dass ich wieder gesund sein möchte. Als mir die Heilung des Risses meiner Artherie Bescheinigt wurde, habe ich wieder angefangen zu trinken. So ist es leider immer. Wenn ich krank bin, dann höre ich auf. Habe keine Entzugserscheinungen. Es ist auch egal wie lange. Ich hatte vor zwei Jahren eine Darmentzündung. 3 Monate hatte das gedauert, bis ich wieder fit war. Auch in der Zeit habe ich nicht getrunken. Probiere und denke auch nicht daran….

    Aber wenn ich nichts akutes habe, dann, verfluchte Sche… trinke ich!

    In der Reha meinte die Phsycholgin, dass ich ein Ziel getriebener Mensch bin und daher in den Phasen eines mir wichtigen Ziel gar nicht auf die Idee komme zu trinken. Also, muss ich wohl nur das richtige Ziel finden…habe deshalb auch vor knapp 2 Jahren meinen Job nach 23 Jahren gewechselt, um zu sehen, ob mir das hilft….

    Vor 10 Jahren habe ich mal 6 oder 8 Monate ausgesetzt, da ich einen Halbmarathon in einer bestimmten Zeit laufen wollte. Ziel erreicht und wieder ohne Pause von 0 auf 100 den Wein weitergetrunken…

    Verfluchter Mist kann ich nur sagen und ich hab so keinen Bock mehr darauf so erschöpft und erledigt zu sein!

    Sorry, dass ich mir hier gerade etwas Luft mache…


    LG


    Thorsten

  • Hallo Thorsten,

    herzlich Willkommen in unserer Online-Selbsthilfegruppe. Vielen Dank für deine ausführliche Vorstellung, so können wir uns ein Bild machen, was dich bewegt und zu uns geführt hat.

    Ich schalte dich jetzt erstmal für den öffentlichen Bereich frei und verschiebe deinen Thread in den entsprechenden Bereich.

    Ein gutes Ankommen wünsche ich dir hier.

    Viele Grüße

    AmSee

    (als Moderatorin)

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Thorsten,

    nochmals Willkommen bei uns.
    Deine Vorstellung erinnert mich ein kleines Bisschen an mich, als ich hier aufschlug. Ich trank ganz ähnlich wie du.

    Mit der Tatsache Pausen von Tagen, Wochen oder sogar Monaten einlegen zu können, versicherte ich mir, kein Alkoholproblem zu haben und meinen Konsum jederzeit kontrollieren zu können.

    Als ich hier aufschlug, war bei mir Punkt erreicht, dass ich mir ernsthaft Sorgen zu machen begann, ein Alkoholproblem entwickelt zu haben. Wenn ich mit meinen Getränken erstmal angefangen hatte, kam der Durst sozusagen beim Trinken.

    Ich denke, es stellt sich auch dir die Frage, ob du deinen Konsum noch kontrollieren kannst oder ob der Durst auch bei dir beim Trinken kommt und die Kontrolle verlierst.

    Als ich mich hier mit den Erfahrungsberichten anderer beschäftigte, wurde mir klar, wo ich bereits stand und wohin ich auf dem besten Weg war. Dorthin, wo andere hier bereits hingelangt waren, wollte ich auf keinen Fall hin und mir war glasklar, dass ich dort hingelange, wenn ich nicht die Reißleine ziehe.

    Ich kannte mich gut genug, um zu wissen, dass es die leichtere Option war, den Alkohol ganz sein zu lassen, als es weiterhin auf dem Weg des kontrollierten Trinkens zu versuchen.

    Und dann reizte mich enorm die Vorstellung einer zufriedenen Abstinenz. Etwas, was ich mir vor meiner Anmeldung hier gar nicht vorstellen konnte.

    Ich hab sie übrigens gefunden, diese zufriedene Abstinenz. Ohne Alkohol zu leben ist für mich eine Selbstverständlichkeit geworden und es geht mir außerordentlich gut damit.

    Verfluchter Mist kann ich nur sagen und ich hab so keinen Bock mehr darauf so erschöpft und erledigt zu sein!

    Sorry, dass ich mir hier gerade etwas Luft mache…


    Glaub mir, wer, wenn nicht wir, hat Verständnis dafür. Nicht wenige hier sind mit so einem Gefühl und solchen Gedanken hier aufgeschlagen.

    Nochmals gutes Ankommen hier und einen hilfreichen Austausch!


    Viele Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Bin ich zu alt? Habe ich deshalb keine Kraft oder keinen Willen mit dem Trinken aufzuhören?

    Nein, zu alt bist du nicht.
    Im Grunde ist das, was du gerade erlebst/ empfindest, das, was dein Alkoholkonsum mit sich bringt. Du bist mit einer solchen Erfahrung auch nicht alleine.

    Im Laufe des Alkoholmissbrauchs, denn davon kann man in deinem Fall durchaus sprechen, finden Veränderungen in der Neurobiologie und -chemie deines Gehirns statt. Die Müdigkeit und Erschöpfung, die du spürst, sind eine Folge dieser Veränderung.

    In unserer Linksammlung haben wir einen kleinen Animationsfilm verlinkt, der veranschaulicht, wie man sich bei fortlaufendem Alkoholmissbrauch verändert. Vielleicht findest du dich ja in dieser Veranschaulichung wieder. Hier ein Link zu dem Filmchen bei YT: Kurzfilm „Nuggets“

    Was die Kraft zum Aufhören betrifft: Wer erstmal in der Mühle drin hängt, bleibt so lange darin, bis er schließlich dagegen aufbegehrt und alles unternimmt, um der Mühle zu entkommen. Dieser Punkt wird in der Regel als persönlicher Tiefpunkt bezeichnet. Vom Prinzip ist es dann die Kraft oder der Mut der Verzweiflung, der aussteigen lässt.

    Ob du diesen Punkt gerade erreicht hast, kannst nur du selbst wissen.


    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Thorsten,

    auch von mir ein Willkommen an Dich, hier im Forum!

    Zitat

    Sorry, dass ich mir hier gerade etwas Luft mache…

    Ist doch voll okay! Dafür ist das Forum doch auch da, hier darf gelacht, geschimpft, gehofft und gebangt werden. Und mehr.

    Danke, für Deinen Bericht! Dein Problembewusstsein ist ja schon ziemlich klar formuliert. Das ist viel Wert.

    Zitat

    ..finde ich Hilfe, Rat oder Motivation

    Motivation leitet sich ja von "Motiv", also Bild, her. Es geht also auch darum, dass man ein Bild, oder eine Ahnung davon im Kopf hat: was man gerne möchte. Oben hast Du ja genau benannt was Du nicht mehr möchtest. Wie könnte nun aber Deine nach vorn gerichtete, positiv formulierte Motivation konkret ausschauen?

    Was möchtest Du für Dein Leben?

    Es ist nur als ein Gedankenanstoß von mir gedacht. Aber ich denke, dass man für die Beantwortung dieser Frage weder zu jung noch zu alt sein könnte.

    Auf einen Austausch weiterhin freue ich mich.

    - Mojo -

  • Moin Thorsten,

    herzlich willkommen bei uns. Und vorab, ich denke, es ist keine Frage des Alters, dass man das Bedürfnis hat, sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Die Frage ist, wann man erkennt, dass es soweit ist und dann auch in das Handeln kommt.

    Was am See sagt,

    Was die Kraft zum Aufhören betrifft: Wer erstmal in der Mühle drin hängt, bleibt so lange darin, bis er schließlich dagegen aufbegehrt und alles unternimmt, um der Mühle zu entkommen. Dieser Punkt wird in der Regel als persönlicher Tiefpunkt bezeichnet. Vom Prinzip ist es dann die Kraft oder der Mut der Verzweiflung, der aussteigen lässt.
    Ob du diesen Punkt gerade erreicht hast, kannst nur du selbst wissen.

    das stimmt, dem kann ich nur zustimmen und auch aus eigener Erfahrung sagen das es bei mir ebenso gewesen ist. Wie sagte mal jemand zu mir, du musst für dich selber an den Punkt kommen, dass du erkennst, dass dein Leidensdruck zu hoch ist.
    Oder ich sag das anschaulicher: Stell dich jeden Morgen direkt nach dem Aufstehen vor den Spiegel und schau Dich an. Wenn Dir gefällt, was Du siehst, mach so weiter. Wenn nicht, ändere es.

    Nur weiß ich aber auch der Schwierigkeit der Entschlussfassung und des Durchhaltens, wenn man sich klar ist: Jetzt bleibe ich trocken. Ich habe das zwei Mal durch, vor Jahren mit dem Tabak und vor einem Jahr mit dem Alkohol. Und diese Linie unumkehrbar zu überschreiten ist in dem Augenblick total schwer.
    Rückblickend kann ich Dir aber sagen, es hat sich vollends gelohnt.

    VG!

  • Hallo Thorsten,

    von mir ebenfalls ein herzliches Willkommen.

    Ich hatte 2019 einen tiefen Einschnitt mit 2 Schlaganfällen hintereinander und habe in dem Rahmen der Reha (ambulant) 7 Monaten keinem Alkohol getrunken. Meine Motivation war laut den Ärzten, dass ich wieder gesund sein möchte. Als mir die Heilung des Risses meiner Artherie Bescheinigt wurde, habe ich wieder angefangen zu trinken.

    Kann ich sehr gut nachvollziehen, solange dem Trinken nichts entgegen stand, habe ich jede Möglichkeit wahrgenommen und mir jede Situation zurecht geredet. Wiederum habe ich aber jede Krankheit dem Trinken in die Schuhe geschoben und war motiviert, bis es mir wieder besser ging. Aus jetziger Sicht konnte das aber nie auf Dauer funktionieren, da es mit der Gesundung ja auch auch keinen Grund mehr gab, aufzuhören. Dieses Problem ist bei mir auch nach längerer Nüchternheit aufgetaucht, weil es mir dann scheinbar wieder "zu gut" ging.


    In der Reha meinte die Phsycholgin, dass ich ein Ziel getriebener Mensch bin und daher in den Phasen eines mir wichtigen Ziel gar nicht auf die Idee komme zu trinken. Also, muss ich wohl nur das richtige Ziel finden…

    Ich finde, es ist sehr wichtig und gerade mir hat das persönlich sehr gut geholfen, ein (Langzeit)ziel, beinahe eine Vision zu haben.

    (Vielen hilft es zwar wiederum auch, wenn das 1. Glas für heute nicht getrunken oder in Etappen gedacht wird. Bei mir war das eher so, dass ich mir gesagt habe, ok, trinkste eben heute nicht, aber letztendlich war aufgeschoben leider nie aufgehoben. Oder ich hätte sehnsüchtig auf das Ende der Etappe gewartet.)

    Aber seit der Erkenntnis, dass Nüchternheit keine Qual/Verzicht sein muss, sondern (für mich) das bessere, erfülltere und echtere Leben beinhaltet, ist es mir wirklich möglich geworden, wieder in Zufriedenheit zu leben.

    Einen guten Austausch wünsche ich dir

    Rent

  • WOW, erstmal vielen Dank für das schnelle Feedback! Ich kommentiere auch noch, wenn ich verstanden habe, wie das zitieren hier geht.
    Ich muss ein paar Dinge glaube ich erstmal sortieren. Vor allen nachdem ich das Video geschaut habe, denn dann wenn ich nach üdem Video gehe, bin ich noch weit weg vom Tiefpunkt.

    Eins möchte ich noch zum Besten geben. Ich bin mir ziemlich bewusst, dass ich ein Problem habe und der Sucht verfallen bin…Leider habe ich das ziemlich und auch den Verlauf bei meinen engsten Angehörigen miterleben müssen. Mein Bruder hat sich mit 23 Jahren einer 2 Jährigen Entzugsphasen in einer Klinik gestellt. Ist seitdem mit einem Aussetzer seit 40 Jahren Trocken. Mein Stiefbruder hat mehre Entzüge Alkohol und Drogen immer abgebrochen und lebt nun seit 15 Jahren auf der Straße und meine Stiefmutter war jedes Jahr in einer Entzugsklinik. Gerade hier musste ich jede Art vin Beschaffungsirrsinn hautnah miterleben und musste erleben wo man überall Alkohol verstecken kann. Ich habe daher wahrlich ganz klar den Blick wie schlimm es werden kann und auch, dass ich mich am Abgrund befinde. Ich will auch gar nicht den Eindruck erwecken, das ich versuche möchte weniger zu trinken. Ich suche den Weg zu meiner innerlichen Motivation aufzuhören. Ich will verstehen, was mich davon abhält. Warum geht es mit bestimmten Zielen. Als ich wegen dem Schlaganfall 7 Monate nichts getrunken, ging es mir Super! Meine Haut sah aus, wie 10 Jahre jünger und ich hatte echt klare Gedanken.
    Auch jetzt, wenn ich wegen irgendeiner Krankheit 2 Wochen. Kchts getrunken habe, steigt meine Produktivität und ich verdiene auch viel mehr. Als 2 Top Positive Effekte. Mir geht es besser und habe auch noch mehr Geld. Warum dann wieder in die Spirale.
    So und damit ich nicht gleich wieder was trinke, gehe ich jetzt zum Tanzen. Zumindest, weiß ich, dass ich die nächsten 3 Stunden schaffen werde nicht zu trinken und da es zumindest dann eher unwahrscheinlich ist, dass ich danach viel trinke (seit den Schlaganfällen schlafe ich um 21 Uhr ein). Das ist auch oft mein Ausweg. Ich bin einfach unterwegs, denn ich trinke fast immer nur zu Hause oder auf dem Hotelzimmer (ich bin ca. 100 Tage im Jahr unterwegs). Bei Essen gehen oder auf Partys eher selten bis gar nicht, ich bin glaube zu sehr abgelenkt, da ich eine Quasseltante bin.

  • Ich kommentiere auch noch, wenn ich verstanden habe, wie das zitieren hier geht.

    Falls du dabei Hilfe brauchst, gib Bescheid. Es gibt verschiedene Möglichkeiten.

    Ich muss ein paar Dinge glaube ich erstmal sortieren. Vor allen nachdem ich das Video geschaut habe, denn dann wenn ich nach üdem Video gehe, bin ich noch weit weg vom Tiefpunkt.

    Meinst du damit, dass bei dir noch nicht alles schwarz und grau und deprimierend traurig aussieht?
    Das Video veranschaulicht eigentlich nur eine Entwicklung. Der sogenannte Tiefpunkt kann bei jedem anders liegen. Bei dem einen früher, wie z.B. bei mir, bei dem anderen später, beim dritten kommt er gar nicht und er geht an seiner Sucht zugrunde.

    Nun, dann hast du in der Verwandtschaft ja auch bestes Anschauungsmaterial….. Bei mir war’s definitiv mein Vater. Traurige Geschichte.

    Ich will auch gar nicht den Eindruck erwecken, das ich versuche möchte weniger zu trinken. Ich suche den Weg zu meiner innerlichen Motivation aufzuhören. Ich will verstehen, was mich davon abhält. Warum geht es mit bestimmten Zielen.

    Warum dann wieder in die Spirale.

    Nun, einerseits scheint‘s dir zum Hals rauszuhängen, andererseits dürftest du dir vom Alkoholkonsum noch etwas versprechen. Was versprichst du dir, wenn du dir ein Glas deines Rotweins einschenkst? Wohlgefühl, Genuss, Trost, ……?
    Immerhin weißt du schon, wo du beim Konsumieren die Kontrolle verlierst. Zuhause und im Hotel.

    Ein Tiefpunkt kann bereits dann erreicht sein, wenn der Leidensdruck höher ist als das, was man sich von seinem Suchtmittel verspricht.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • So und damit ich nicht gleich wieder was trinke, gehe ich jetzt zum Tanzen. Zumindest, weiß ich, dass ich die nächsten 3 Stunden schaffen werde nicht zu trinken und da es zumindest dann eher unwahrscheinlich ist, dass ich danach viel trinke (seit den Schlaganfällen schlafe ich um 21 Uhr ein). Das ist auch oft mein Ausweg. Ich bin einfach unterwegs, denn ich trinke fast immer nur zu Hause oder auf dem Hotelzimmer (ich bin ca. 100 Tage im Jahr unterwegs). Bei Essen gehen oder auf Partys eher selten bis gar nicht, ich bin glaube zu sehr abgelenkt, da ich eine Quasseltante bin.

    Wir haben ein paar Parallelen. Zum einem die "Projektorientierung", das ist bei mir genauso, als auch die damals gesuchte oder machmal erwünschte abendliche Ablenkung, um ja nicht in die Trinkmuster reinzugeraten. In meiner Arbeitswelt waren viele überhaupt nicht glücklich wenn es abendliche Veranstaltungen gegeben hatte. Ich schon, den somit war gesichert, ich trinke direkt nach Feierabend nicht und wenn der Abend lange genug ging, war ich über den Punkt hinaus, trinken zu wollen / müssen. Und darüber war ich sehr froh, weil es auch bedeutete, am nächsten Tag bin ich komplett fit.

    Allerdings hab ich am nächsten Tag die vorherige Abstinenz dann kompensiert und mich "belohnt"......und mich gleichzeitig gefragt, wenn ich so diesen Tag durch Ablenkung - mehr Arbeit, schaffe trocken zu bleiben, warum dann sonst nicht? Und das hat mich tief frustriert.

    Ich schreib später noch weiter, ich muss jetzt erstmal fertig machen...

    Bis später

  • Hallo Thorsten.

    Ich habe daher wahrlich ganz klar den Blick wie schlimm es werden kann und auch, dass ich mich am Abgrund befinde. Ich will auch gar nicht den Eindruck erwecken, das ich versuche möchte weniger zu trinken. Ich suche den Weg zu meiner innerlichen Motivation aufzuhören. Ich will verstehen, was mich davon abhält. Warum geht es mit bestimmten Zielen.


    Bei meiner Suche zu verstehen, was da eigentlich bei mir abgeht, hat mir geholfen, was ich über die Neurobiologie der Sucht in Erfahrung gebracht habe.

    In unserer Linksammlung haben wir einen hochinteressanten Artikel dazu verlinkt. Unter jenem Artikel wird unter "Empfohlene Artikel" auf weitere hochinteressante Artikel verwiesen/verlinkt.

    Das Problem ist letztlich, dass dein „Belohnungssystem“, das eigentlich der Selbsterhaltung und der Erhaltung der Art dient, die Abkürzung, die solche Stoffe wie Alkohol und Co bieten, kennengelernt und erlernt hat. Das ist ein Vorgang, der sich nicht mehr rückgängig machen lässt.

    Es heißt immer wieder, dass es nicht reiche, nur das erste Glas stehen zu lassen, sondern dass man mehr machen muss, um erfolgreich aussteigen zu können. Da ist tatsächlich etwas dran. Das, was uns alle immer wieder antreibt, überhaupt etwas zu wollen oder zu erreichen, ist unser sogenanntes Belohnungssystem. Und dem musst du etwas bieten oder aber es fordert etwas ein, was es als schnell und leicht zu haben kennt (Zucker, Alkohol, Nikotin, Drogen usw.). Deshalb funktioniert ein erfolgreicher Ausstieg aus der Sucht nur mit attraktiven Zielen.

    Viele Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Liebe AmSee,

    Danke für Deinen Beitrag. Ich muss, wenn ich richtig verstehe ein anderes Belohnungssystem in mein Leben implementieren. Das wird eine Aufgabe…, denn ich bin nicht so einfach zu belohnen oder zufrieden zu stellen. Ich habe schon Irre Große Ziele erreicht. Es macht mir nicht wirklich etwas Angst und ich habe mich aus jeder Niederlage zurück gekämpft. Ich setze auch immer alles aufs Ganze, ohne Rücksicht auf Verluste. Als Beispiel: mit 18 Jahren 3 Unternehmen gegründet. Komplett auf die Nase gefallen und ein Riesen Schuldenberg. 3 Jahre später Erfolgreich in einem Unternehmen und als jemand ohne Ausbildung für 80 Personen verantwortlich. Ab da war eigentlich alles zu langweilig, nebenbei ein Haus selbst gebaut, dabei 2 weitere Business Unit gegründet. Gegen die ausdrückliche Anweisung des Vorstandes einen riesen Auftrag angenommen. Degradiert und 3 Jahe später wieder eine neue Unit gegründet, die dann bie erfolgreichste war. 2 Schlaganfälle und der Verlust des Gleichgewichts. 1 Woche später hatte ich schon mehr Fortschritte gemacht, als viele nach einem Jahr. Ich durfte auf so gut wie der ganzen Welt arbeiten. Sportlich habe ich auch alle mir gesetzten Ziele immer erreicht, egal wer gegen mich angetreten ist, denn im Sport brauche ich das Wettkampfziel. Wenn der Gegner viel besser ist, dann dtudiere ich einfach Trainingsmethoden und Trainiere dann tag und nach. Ich bin auch in vielen Dingen ein Autodidakt (danke dafür), gepaart mit extremer Selbstreflexion der Optimierung und einen riesen Kampfeswillen. Es reizt mich wohl daher echt nicht mehr wirklich was und ich glaube, dass ich eher aus Belohnungslangeweile zum Wein greife oder vll aus Angst nichts spannendes zu finden. Es reizen mich aufgrund meiner Erfahrungen auch keine kleinen Dinge mehr…
    Wenn ich ein erholungsersatz benötige, dann muss das einen unerreichbaren Horizont haben.

    Wenn es das Belohnungssystem in meinem Unterbewusst sein geht, dass kann mir vll jemand den chemischen Prozess dieser Belohnungsart erklären?
    LG


    Thorsten

  • Ich habe die obrige Aussage mit Absicht einzeln geschrieben um sie stehen und ggf. auch wirken zu lassen.

    Ich bin selber ein zielorientiert Typ und habe die Eigenschaft, mir immer Projekte auf zu schaffen, die ich gnadenlos bis in das Erbrechen verfolge, durchführe....und dann sind sie langweilig und interessieren mich nicht mehr.

    Das Projekt, was mich am meisten herausfordert, bin ich selber. Ich habe einen langen Anlauf gebraucht, um das zu erkennen. Und zwar nicht dadurch, dass ich mir ein Projekt auf geschafft habe, sondern dadurch, dass ich zur Ruhe gekommen bin und für mich erkannt habe, dass ich es mir Wert bin.

    Na diesen Gedankengang und dieser Erkenntnis, hat es aber noch ein paar Monate gedauert, ich brauchte noch einen echten Tiefpunkt, bin ich dann aufgehört habe und mich zum Projekt gemacht habe.

    Die Nebenwirkung dieses Projektes sind das aktuelle Training für einen Triathlon in der olympischen Disziplin und ich habe noch den Traum einer Mitteldistanz.

    Aber ich mache das nicht, damit ich nicht mehr trinke, sondern ich mache das WEIL ich nicht mehr trinke. Mein Ansporn bin ich selber, mein Fokus auf meine Gesundheit und die Hoffnung doch irgendwie noch die Kurve bekommen zu haben, und ein langes, gesundes Leben zu führen.

    Und, Du scheinst auch irgendwie ein technischer Menschen zu sein, ich lasse Dir mal den Begriff Longevity da, da kannst Du Dich im Rahmen eines Projektes einmal rein arbeiten. Denn dort ist für Alkohol kein oder kaum Platz.

    VG!

  • Lieber Honk,


    Danke für Dein Feedback! Ein tolles Gefühl für einen Triatlon zu trainieren.!
    Mich zum Projekt zu machen würde mein ganzes Selbstbild vll in Frage stellen. Ich habe noch nie wirklich an mich gedacht, nicht wirklich. Auch hatte ich noch nie den Wunsch lange zu leben. Ich hatte schon als Kind das Gefühl, dass ich am Liebsten mit 40 Jahren das zeitliche segne, jetzt bin ich schon 52 jahre und ich habe null Sorge, wenn es morgen vorbei wäre. Ich habe vll durch viele Erfahrungen mit dem Sterben von Nahen Angehörigen einen ganz anderen Bezug dazu. Ich habe schon 3 Mütter beerdigen müssen. Die Eltern meiner Frau sind auch shcon verstorben.
    Ich hatte also mit 12 Jahren schon schon sehr viele Menschen verloren und empfinde den Tod, als vollkommen normal und das egal wann er kommt. Für mich ist daher das Thema Longevity schwer zu greifen, da meine gesamte Prägung eher in die andere Richtig geht.
    Du hast auch geschrieben, dass ich das Ziel mich vom Alkohol, zu befreien, nicht erreicht habe. Ich erkenne es bisher ja nicht als Ziel an, welches einen für mich erreichbaren arbeitssinn ergibt. Denn es wäre ja nur ein Sieg für mich und nichts was ich mit irgendwem sinnvoll battlen kann. Ist es eine Leistung aufzuhören, ohne ein hartes Training? Training und Zielerreichnung hat scheinbar immer etwas mit harter physischer und neu zu erlernender Techniken zu tun. Wenn ich im Kampfsport eine neue Bewegung ins Unterbewusstsein bekommen möchte, dann benötigt es ca. 2.000 Wiederholung, erst dann denke ich nicht mehr über die Bewegung nach. Wie kann ich so ein Denken in die Problembewältigung des Alkoholkonsums integrieren.
    Ich nehme auch mal den Vergleich zum Sport. Ich hatte eine challange angenommen. Zu der Zeit bin ich vll einmal die Woche 5 km durch den Walt getrödelt. Ich habe dann im Oktober gegen jemanden eine Laufwette angekommen. 10km Stadtlauf. Ok, ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht, dass er unter 40 läuft. Naja im Mai war der Lauf und ich habe jegliche Art von Training gemacht, die notwendig war um die Chance auf einen Sieg zu haben.
    Ich bin an dem Tag eine 39,20 gelaufen und habe natürlich gewonnen und zwar auf den letzten 500 Metern.

    Danach war ich ein halbes Jahr verletzt, denn obwohl es mir bewusst war in so kurzer Zeit so schnell zu Laufen nicht gesund ist, war mir der Sieg wichtiger. Sinnvoll? Bestimmt nicht, aber ich weiß halt, was ich tun muss, um solche Ziele zu erreichen. Genauso wie das Haus zubauen. Zeichnen, planen entfernen Statik und dann alles selbst bauen. Man kann alles trainieren bis man es kann. Es ist für mich greifbar und realistisch.
    Ich reise berfulich in Länder spreche die sprachen nicht und verhandle. Mir ist es egal was auf mich zu kommt, weil ich es greifbar machen.
    Die Beschreibung des Belohnungssystem von AmSee kann ich nachvollziehen, aber ich muss den Prozess verstehen wie er funktioniert.

  • ChatGPT ist dein Freund. Fütter die KI, dann weißt Du alles über die biochemischen Prozesse.

    Ich würde aber aus dem Bauch raus sagen, Dein Streben nach bedingungslosem Erfolg steht Deiner Abstinenz im Weg.

    Ich kann nur von mir berichten, erst die Abstinenz hat mir die Ruhe gegeben mich um andere Endorphine, auch die kleinen zu bemühen und diese zu schätzen. Und das Alter, immerhin auch 46 mittlerweile, die Gelassenheit, meine Ziele langfristig zu sehen. Und ich habe die Weisheit, immer einen Plan B zu haben auf den ich ausweichen kann.

    Meine Motivation dabei ist meine Familie und der Anspruch, lange für diese da sein zu wollen.

    Dein langfristiges Ziel musst Du definieren. Ich würde aber sagen, die „Hatz nach Erfolg“ wird dabei nicht hilfreich sein. Ich würde Orakeln, dein Ziel sollte sein, Gelassenheit zu erreichen. Genau das Gegenteil was Du bislang gemacht hast.

    Ob meine Vermutung stimmt, keine Ahnung. Das ist dein Projekt.

  • Wenn ich ein erholungsersatz benötige, dann muss das einen unerreichbaren Horizont haben.

    Das halte ich für einen selbst erschaffenen Glaubensgrundsatz.

    Sorry, ich will Dir sicher nicht zu nahe treten, ich kenn Dich ja noch nichtmal richtig. Ich will Dir Deine erreichten Ziele und Leistungen auch nicht absprechen. Aber für mich, so kommt es hier bei mir an, klingt das alles auch ein Stück weit ziemlich hochtrabend. Vielleicht wäre es gerade dann ja gut, wieder zu lernen auch an den kleinen, unscheinbaren und nutzlosen Dingen im Leben Freude haben zu können.

  • Mich selbst interessieren die Leistungen und Erfolge noch nicht mal. Kann von mir aus alles sofort wieder weg. Vieles bekommt auch niemand mit. Ist mir auch egal. Ich wollte einfach nur beschreiben wie ich ticke.

    Von mit aus fange ich auch ganz klein ein. Es ist mir egal. Ich gehe als Reinigungskraft genauso in meiner Arbeit auf wie als Vorstand. Und ich habe alles schon öfter gemacht. Es ist mir einfach egal.

    Ich wollte nicht als hochtrachtabend wirken oder angeben, sondern meiner Streben zu gewinnen, der mich antreibt beschreiben.

  • Ich wollte nicht als hochtrachtabend wirken oder angeben, sondern meiner Streben zu gewinnen, der mich antreibt beschreiben.

    Ich könnte mir aber vorstellen, dass genau Dir dieses Streben im Weg steht.

    Vorhin habe ich noch ein bisschen nachgedacht, was ich Dir aufgrund deiner Vorstellung / Eigendarstellung sagen könnte. Und ja, mir kam so aus dem Bauch raus: Wenn Dir die Abstinenz wirklich wichtig ist, Du aber nicht den Hebel für Dich alleine findest: Pack Deine Koffer, suche Dir eine Klinik und mach einen Entzug. Das ist auch eine Art von Eigeninitative, nur aus der Ebene, dass man dieses Mal Hilfe annimmt und sucht. Ich meine, den ersten Schritt hast Du ja gemacht, Du bist ja hier.

    Ich denke, ein alkoholfreies Leben zu führen hat nichts mit einem Wettbewerb zu tun sondern ist klipp und klar eine langfristige Lebenseinstellung. Und vielleicht ist genau der Ansatzpunkt für Dich, aus dem Wettbewerb, dem Sieg, dem Streben nach Zielen herauszukommen. Jedenfalls aus den kurzfristigen Zielen.

    Das Ziel Abstinenz ist ein Langzeitprojekt bis zum Ende deiner Tage, mit dem Weg als Ziel. Und zwar durch Höhen und durch Tiefen. Und auf der Grundlage überlege Dir, was dich motivieren könnte. Kurzfristig, um heute den Wein stehen zu lassen, mittelfristig, um Abstand zum Alkohol aufzubauen und die Grundlage für Langfristigkeit zu legen.

    Im Grunde, wenn man so gestrickt ist, kann man daraus auch ein Projekt entwickeln.

  • Hallo nochmal Thorsten,

    danke für Deine Ergänzungen, und Danke auch für Deine Schilderungen überhaupt.

    Zitat

    Ich wollte nicht als hochtrabend wirken oder angeben,…

    Du bist bei mir überhaupt gar nicht angeberisch angekommen. Und hochtrabend meinte ich auch nicht im Sinne von überheblich. Ich meinte es in dem Sinne, dass mir auffällt, daß Du Dir immer wieder selbst sehr hochtrabende Ziele setzt. Irgendwie ist halt mein Eindruck, es geht von Superlative zu Superlative (von Ziel zu Ziel). Dazwischen aber, sobald mal kein Ziel da ist, wird es problematisch.

    Dabei ist ja der Alkoholkonsum, in den Phasen zwischen den Zielen, biochemisch gesehen auch nichts anderes als die Suche nach dem nächsten Endorphinkick. Und der Körper gewöhnt sich mehr und mehr daran.

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