Ich sag' dann mal "Hallo"

  • Ich mal wieder mit einem lieben Gruß und einem Lebenszeichen in die Runde!

    Die letzten Tage war es (trotz oder grade wegen Urlaub) um mich etwas stiller.

    Das liegt aber nicht daran, dass ich das Ziel aufgegeben hätte. Im Gegenteil, ich bin nach wie vor dabei, allerdings ein bisschen "Anders" als noch vor ein paar Wochen.

    Womit ich zu dem polarisierenden Thema des "persönlichen Weges" komme:

    Ich habe vermehrt Zeit in die Selbstreflektion und das Ausloten des "persönlichen Wegs" zur Abstinenz gesteckt.
    Es fühlt sich jetzt nach 1 Monat und 8 Tagen für mich einfach irgendwie nötig an, mich damit intensiver zu beschäftigen.
    Häkchen im Kalender zu machen und stolz auf jeden nüchternen Tag zu sein ist für mich jetzt in der Anfangsphase etwas auf das ich mich verlassen und aufbauen kann.

    Es beschleicht mich aber die Erkenntnis, dass es auf absehbare Zeit für mich nicht reichen wird, Abstinenz/Nüchternheit "nur" als Weg und Ziel zu betrachten.
    Sprich -für mich gefühlt- als Last oder selbst auferlegte Verpflichtung.

    Ein guter Vorsatz ist nett, sich daran zu halten umso besser... aber der Erfahrung nach ist es damit bei mir auf Dauer so eine Sache.

    Klar ist für mich: Wenn ich nicht möchte, dass es damit so geht wie mit allen guten Absichten, muss ich dem Thema eine zentralere Bedeutung für mich verpassen indem ich es auf Dauer zu einem Teil meiner Lebensweise/Überzeugung mache.

    Und da kommt dann das Thema SHG ins Spiel.

    Meine anfängliche Einstellung "Ich ziehe das alleine durch!" hat der ein oder andere ja gewiss verfolgt.
    Auch darüber habe ich nachgedacht unter anderem auch darüber welche Vorteile eine SHG haben kann.
    Vor allem aber über die Frage warum das für mich persönlich so ein absolutes Tabuthema war (und in gewissen Teilen auch noch ist)

    Erkenntnis 1. Der Glaube bzw. im Rückblick eher die Illusion: "Wenn ich das alleine mache, muss es ja keiner mitbekommen!" spielt dabei eine ganz zentrale Rolle.

    Ist es nicht grade "auch" diese Heimlichtuerei die ich Leid bin, weil sie mir soviel Kraft raubt?
    Dieses Versteckspiel sich vor einem geselligen Abend anzutrinken damit keiner mitbekommt, dass man auch nach dem 5ten Glas Wein noch nicht genug hat?
    Die Flaschen heimlich zum Container zu bringen? Den täglichen Nachschub immer in anderen Märkten zu kaufen, damit ja kein Verkäufer mitbekommt, dass man den 3ten Tag in Folge Alkohol auf dem Band hat?
    Schöne heile Welt!

    Ich habe beschlossen, dass dieses Versteckspiel so für mich nicht funktioniert und ein für alle mal ein Ende haben muss.
    Konsequenz gezogen... und angefangen die Menschen in meinen engsten Umfeld einzuweihen, beginnend mit Angehörigen.
    Damit ist zumindest der Fluchtweg "Wenn ich es nicht schaffe tue ich so als wäre nichts gewesen..." schonmal Geschichte.

    Erkenntnis 2. Das Image und die Vorstellung, die sich in der Gesellschaft dazu gebildet haben wie so eine SHG "läuft", beeinflusst auch meinen Blick auf das Thema.

    Leider hat neuerdings ein Erfahrungsbericht von jemandem der regelmäßig eine solche Gruppe besucht und daraus auch kein Geheimnis macht, zwar dazu beigetragen mit einigen Missverständnissen aufzuräumen.
    Gleichzeit hat sich aber meine Vermutung, dass ich mit Mitte 30 generell eher zu den jüngeren Besuchern (wenn nicht sogar der jüngste) zählen werde, doch schon recht deutlich bestätigt.

    Und irgendwie will sich das für mich nicht so richtig passend anfühlen.

    Kennt Ihr das? Wenn man ein Hobby oder Interessen teilt oder auch nur aus demselben Jahrgang kommt?
    Diese Verbundenheit? Dieses Gefühl, mit 3 Worten alles gesagt zu haben. Oder eben auch nur mit 3 Worten alles verstanden zu haben?
    Oder umgekehrt... wie man sich fühlt wenn man in der Bahn neben einer Gruppe von Teenagern steht und denkt:"Was zur Hölle stimmt mit denen nicht?"

    Also habe ich beschlossen auf die Suche zu gehen...

    Wo sind denn all die Menschen bis Mitte 40?
    Oder gibt es sie vielleicht nicht?
    Bin ich einer der wenigen Einzelfälle?
    Erkennt man in dem Alter schlicht nicht, wenn man Alkoholkrank ist?
    Oder wollen in dem Alter einfach alle das alleine mit sich selbst ausmachen?

    Soviel kann ich sagen, ich hab sie gefunden... aber darüber berichte ich besser in einem anderen Faden, denn dieser hier ist schon wieder sehr viel länger geworden als ich das geplant hatte.

    Ich wünsche euch erst einmal einen erholsamen Tag und ggf. schönes verlängertes Wochenende :D

    LG

    Yanis

  • Moin Yanis

    Ein starker Beitrag!
    Das mit den Altersgruppen finde ich sinnvoll - da spielt sich vieles auf einer Augenhöhe ab.
    Ich kann das gut nachvollziehen.
    Du hast einen gewaltigen Sprung hingelegt Yanis, meinen Respekt!

    Alles Gute dir
    Erkenntnis

    Was du liebst, lass frei.<br />Kehrt es zurück, gehört es dir - für immer.<br /><br />Konfuzius

  • Hallo Yanis,
    das hört sich richtig gut an, was du schreibst.
    Danke fürs Teilen! 44.

    Ich finde es immer wieder interessant, wie sich das eigene Denken so allmählich verändert, wenn man eine Weile dabei ist. Was du über dich erzählst, klingt für mich in sich stimmig.
    Meine Erfahrung ist auch gewesen, dass ich mir irgendwann die Hintertüren verschließen musste.
    Und auch ich habe eine Weile darüber nachgedacht, in eine SHG zu gehen....


    Das mit den Gleichaltrigen kann ich gut nachvollziehen. Wie sich das tatsächlich in SHGs zeigt, kann ich nicht beurteilen. Gut, dass sich für dich eine Möglichkeit aufgetan hat. Bin gespannt, davon zu lesen.

    Lese gerne mehr von dir! :)

    Viele Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo
    Yanis
    Du siehst, und begreifst, was ich schon mal geschrieben habe.
    Das hast Du Dir selber Erarbeitet.
    Na dann mal weiter so.
    LG
    Daun

    Der Weg ist das Ziel<br />Konfuzius (551–479 v. Chr.


  • Moin Yanis,
    ich finde es klasse, dass bei dir ein Umdenken stattfindet und du das Hintertürchen verschlossen hast.
    Trotzdem denke ich, dass „man“ eine SHG nicht mit einem Hobby vergleichen kann.
    In meiner Gruppe habe ich „junge“ Menschen (ist 40 alt oder jung?) kennengelernt, die die „ältere“ Altersstruktur bevorzugten, weil sie dort „Vorbilder“ und „Profis“ vorfanden.
    Auch ich habe von den „alten weisen Männern“ mehr für mich mitgenommen als von den Jungen.
    Letztendlich ist es ausgesprochen wichtig, dass jeder „seine“ Gruppe findet, in der er Vertrauen und Halt findet. Sucht ist grenzübergreifend im Alter und in der sozialen Schiene und macht vor nichts Halt.
    Und wenn sich unterschiedliche Generationen miteinander verstehen, finde ich das gut. Wer WILL, kann immer profitieren, selbst in der schrägsten SHG, das ist meine Beobachtung.

    Zitat


    Das Image und die Vorstellung, die sich in der Gesellschaft dazu gebildet haben wie so eine SHG "läuft", beeinflusst auch meinen Blick auf das Thema.
    Also habe ich beschlossen auf die Suche zu gehen...


    Ja, geh auf die Suche, aber setze den richtigen Fokus, um dein Ziel zu erreichen…und lass dich nicht von dem Image der Gesellschaft beeinflussen „wie so eine SHG läuft“.
    Mach deine eigenen Erfahrungen.

    Viel Erfolg dabei wünscht
    Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Zitat

    Das Image und die Vorstellung, die sich in der Gesellschaft dazu gebildet haben wie so eine SHG "läuft", beeinflusst auch meinen Blick auf das Thema.

    Leider hat neuerdings ein Erfahrungsbericht von jemandem der regelmäßig eine solche Gruppe besucht und daraus auch kein Geheimnis macht, zwar dazu beigetragen mit einigen Missverständnissen aufzuräumen.

    Wieso "leider" nixweiss0 Habe ich da etwas flasch verstanden?

    Und dass die "Jüngeren" (ich sage mal U35) seltener den Weg in die SHG's finden ... so wirklich weiß ICH nicht, woran es liegt. Aber gerade in den Gesprächen in den Krankenhäusern wurde mir von dieser Altersgruppe immer wieder deutlich gemacht, dass sie entweder einfach nicht einsehen, abhängig/süchtig zu sein oder aber sich nicht vorstellen zu können, "nie wieder" Alkohol zu trinken. Ja, wenn sie/der Körper wie bei einer Nuss-Allergie darauf tödlich reagieren würden - ja, DANN wäre es vollkommen etwas anderes, aber so (saufen sie sich ja nur langsam zu Tode). Oder, die 3. Gruppe will es mit sich selbst (im stillen Kämmerlein) ausfechten, ohne dass es jemand mitkriegt.

    Ich finde es gut, dass Du Dich doch dafür entschieden hast, es MIT Hilfe durchzuziehen. Du wirst sehen, es ist einfacher.
    Schau Dir allerdings mehrere Gruppen an (wenn es wieder möglich ist), damit Du auch eine findest, die zu Dir passt, wqo Du Dich wohl fühlst ...

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

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