Vorstellung: ich bin neu und am Anfang

  • Liebe AmSee

    danke für deine Rückmeldung. Ich schrieb ich sei jetzt wieder bei Tag vierundvierzig - aus der Zahl vierundvierzig ist ein Smiley geworden nixweiss0 ich habe es gar nicht gemerkt.

    Liebe Grüsse

  • Liebe Schotterblume,
    dann ist ja alles klar. ;)
    Ja, für die Smileys hier gibt’s bestimmte Codes. 8)

    Deine ist 44 offensichtlich so ein Code gewesen.

    Magst du erzählen, was dir bei deiner Abstinenz schwer fällt?

    Liebe Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Liebe AmSee

    Ja, was fällt mir bei meiner Abstinenz schwer? Es ist verschiedenes, aber meist kann ich zusammengefasst sagen, dass ich mich schwertue im Aushalten: von Gefühlen, Gedanken, Anspannungen. Jetzt muss ich mich dem stellen und kann nicht in den Rausch flüchten. Ich bin immer noch dabei, dies manchmal auszuhalten, mich zu stellen und dann auch wieder andere Wege zu finden (gesunde) um auch mal abzuschalten und abzulenken. Ich suche mein Gleichgewicht.

    Manchmal geht es ganz gut, dann habe ich das Gefühl, meine neuen Verhaltensweisen schon gut eingeübt zu haben (meditieren, Bewegung, für mich sorgen) - und dann kommt es mir plötzlich wieder ganz fremd und neu vor, als wäre es der erste Tag.

    Liebe Grüsse
    von Schotterblume


  • Ja, was fällt mir bei meiner Abstinenz schwer? Es ist verschiedenes, aber meist kann ich zusammengefasst sagen, dass ich mich schwertue im Aushalten: von Gefühlen, Gedanken, Anspannungen.

    Liebe Schotterblume,
    das kann ich gut nachvollziehen, weil ich das von mir selbst kenne.
    Manchmal waren oder sind auch bei mir Gefühle und Anspannung gewaltig und ich fühle mich dann davon regelrecht überfordert.
    Von mir selbst weiß ich, dass ich nicht gelernt hatte, damit umzugehen. Teilweise wusste ich nicht mal, was das für Gefühle sind, nur dass ich mich gerade überfordert fühlte.
    Mit jedem Mal aber, in dem ich weiß, was gerade das Gefühl ist, und ich seinem Handlungsimpuls nachgehen kann, ist es bei mir besser geworden.

    Diese Formulierung „Ich suche mein Gleichgewicht.“ könnte auch so von mir kommen.

    Was du über deinen Weg schreibst, hört sich gut an. Mir geht es da auch ähnlich wie dir, manchmal läuft‘s und manchmal hakt‘s, manchmal brauche ich Unterstützung von anderen.

    Was mir Mut macht, ist, dass die Tendenz grundsätzlich aufwärts geht - sogar meiner Schwiegermutter ist das letztens aufgefallen - und so versuche ich, die positiven Veränderungen immer wieder gebührend wahrzunehmen.

    Kennst du die Geschichte von der Maus Frederik? Ich hab das Buch als Kind oder Jugendliche kennengelernt. Ich versuche wie Frederik, Farben usw. für den Winter (= meine schlechten Phasen) zu sammeln.

    In einem Seminar habe ich mal an einem konkreten Beispiel gelernt, wie viel Energie es kostet, sich eine neue Verhaltensweise anzugewöhnen. Seit dieser Erfahrung hab ich etwas mehr Geduld mit mir.

    Liebe Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Zusammen

    @AmSee: ja, ich kenne und liebe Frederik, danke dass du mich an ihn erinnert hast :)

    Heute ist es für mich irgendwie schwer. Ich hatte gestern eine massive Krise, ich habe sie aber überstanden ohne zu trinken. Heute geht es mir zwar nicht gut, aber im Vergleich zu gestern ist es schon besser. Und statt dass ich mich darüber freue: dass es etwas besser ist und dass ich abstinent geblieben bin, ist da so ein hartnäckiger Gedanke in meinem Kopf: ich könnte doch... wenn ich dann den Arbeitstag und die Therapie hinter mir habe, alles erledigt habe was ich muss, dann könnte ich doch ... um zu entspannen... als Belohnung...

    Bis eben habe ich versucht den Gedanken aus meinem Kopf zu werfen, ich will ihn nicht haben, aber irgendwie ist er nur stärker und penetranter geworden. Also versuche ich etwas anderes, akzeptiere den Gedanken und sage mir, dass es nur ein Gedanke ist, aber kein Befehl oder Zwang. Ich selbst entscheide, wie ich handle. Ich selbst habe schon entschieden, dass ich abstinent sein möchte.

    Mir ist da auch noch etwas anderes aufgefallen, ich weiss nicht, kennt ihr das? Wenn ich so eine Krise hatte und nur knapp an einem Rückfall vorbeigeschrammt bin, dann kommt in mir eine ziemlich grosse Angst vor dem Rückfälligwerden auf, die Angst zu Versagen, das Gefühl ich schaffe es eh nicht - und das führt mich aber noch näher an einen Rückfall, so nach dem Motto: wenn ich es sowieso irgendwann nicht mehr schaffe abstinent zu bleiben, dann besser jetzt wieder mit dem Trinken anzufangen, wozu mich noch länger mit der Abstinez quälen.... Irgendwie idiotisch, aber sowas läuft bei mir ab.

    Ich sollte jetzt aber wirklich arbeiten. Danke jedenfalls dass ich das hier lassen darf.
    Liebe Grüsse von Schotterblume

  • Liebe Schotterblume,

    Zitat

    ich habe sie aber überstanden ohne zu trinken.

    Wie denn? Was hast du gemacht, statt zu trinken?

    Wenn ich solche Tage hatte, hat es mir geholfen, mir zu sagen, dass ich ALLES machen kann. Trinken war bei mir oft etwas, das ich getan habe, weil ich meinte, etwas anderes nicht tun (oder lassen) zu können.
    Ich durfte aber, als ich trocken war, meinen ganzen Perfektionismus, meinen Leistungsdruck etc. so weit wie möglich über Bord schmeißen. Eine zentrale Aufgabe für mich als trockene Alkoholikerin besteht darin, dafür zu sorgen, dass es mir gut geht, dafür auch frühere „Glaubenssätze“ („das kannst du ihm/ihr doch nicht zumuten“, „das musst du doch schaffen“, „stell dich nicht so an“ usw. usw.) erkennen und überwinden.

    Wenn du heute darüber nachdenkst, zu trinken, was brauchst du EIGENTLICH? Wird dir alles zuviel, musst du mal weg von allem - was kommt da hoch an Gedanken und Gefühlen. Hilft es dir, da anzusetzen und etwas für dich zu tun?

    Ansonsten finde ich es richtig gut, deinen Ansatz, deinen Gedanken eben als „Gedanken“ zu sehen, der von deinem Suchtgedächtnis gesteuert wird. Der dich aber nicht steuert. Weil du jetzt trocken und selbstbestimmt bist.

    Schreib doch später nochmal, wie es dir geht.
    Vielleicht kannst du dich auch mit einem vertrauten Menschen persönlich austauschen. Reden hilft ja oft.

    Viele herzliche Grüße,
    Pass gut auf dich auf,
    Camina

  • Liebe Schotterblume,

    @AmSee: ja, ich kenne und liebe Frederik, danke dass du mich an ihn erinnert hast :)


    :)

    Ich kann gut nachvollziehen, dass dir die Gedanken heute Angst machen. Dein neuer Versuch, damit umzugehen, hört sich für mich gut an.
    Ich habe selbst erst kürzlich gelernt, damit umzugehen, dass es nur ein Gedanke ist und dass der Suchtdruck wieder vorbei geht. Ich selbst habe, als ich so Druck hatte, ganz viel Mineralwasser getrunken, so viel, wie nur reinging. Und als mein Magen so richtig voll mit Wasser war, war der Druck weg.
    Ich war mir klar geworden, was bei mir zu diesem Druck geführt hatte: Irgendwie war trotz meiner Bemühungen der Gedanke in mir aufgekommen, ich müsste auf etwas verzichten. Und ich tat mir fürchterlich leid dabei.
    Als ich das schließlich überstanden hatte, war ich ziemlich erleichtert. Ich konnte das erst nicht annehmen, als andere versicherten, dass ich stolz auf mich sein dürfte, aber so nach und nach sickerte es doch bei mir durch.

    Die Angst, von der du erzählst, kenne ich auch, aber du siehst meiner eigenen Erfahrung nach ganz richtig, dass sie dich näher an einen Rückfall führt.

    Für mich selbst entscheidend ist auch der Gedanke, dass ich nie wieder Alkohol trinken will, weil mir ziemlich bewusst ist, wohin mich das führen wird. Deshalb beschäftige ich mich recht viel mit meiner „Trockenarbeit“.

    Gestern erst bin ich wieder auf das Thema „Resilienz“ gestoßen.
    Die Resilienz-Forschung, die noch relativ jung ist, versucht herauszufinden, was manche Menschen resistenter oder widerstandsfähiger gegen Stress macht. Viele Menschen in unserer Gesellschaft werden aufgrund von Stress krank, einige aber nicht, obwohl sie ebenfalls unter starkem Stress stehen. Was ist bei denen anders?
    Das Geheimnis scheint u.a. darin zu liegen, dass sich diese Menschen eher auf Positives zu fokussieren, dass sie eine Krise als Chance betrachten, dass sie sich ihrer Stärken bewusst sind und lösungsorientiert denken.
    Und noch einiges mehr.

    Und da habe ich mich gefragt, was MICH stärken könnte.
    Und welche Lösungen mir vielleicht doch noch einfallen.

    Und gestern und auch heute habe ich mehrere Sätze formuliert, die ich gestern in einem Resilienz-Training kennengelernt habe. Sie sollen der Selbststärkung dienen und bestehen aus zwei Teilen:
    Erster Teil: Persönliches Stress-/ Angst-Thema benennen. (z.B. „Auch wenn ich gerade Angst habe..“)
    Zweiter Teil: Selbststärkungssatz (z.B. „... liebe und schätze ich mich so, wie ich bin.“)
    Das „liebe“ soll das Gefühl ansprechen, das „schätze“ den Verstand.
    Wenn man das so (noch) nicht aussprechen kann, kann man das auch abschwächen in „...versuche ich mich (zu einem klitzekleinen Teil) so zu lieben und zu schätzen, wie ich bin“ oder „...bin ich dennoch immerhin ein Mensch.“
    Andere Selbststärkungssätze sind denkbar, wie „...gehe ich meinen ganz eigenen Weg.“, „...nehme ich mir den Raum, den ich brauche.“ usw.

    Vielleicht ist das ja auch für dich interessant, deshalb teile ich das hier.

    Liebe Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Zusammen

    Ich muss es leider gestehen, ich bin jetzt erst wieder seit 8 Tagen nüchtern.

    Als ich das letzte Mal geschrieben habe, habe ich es noch ein paar Tage geschafft abstinent zu bleiben. Eure Antworten haben mir geholfen und ich hatte gedacht, ich hätte eine neue Methode: ich habe nämlich gemerkt, dass das Bedürfnis, das ich eigentlich hatte war, ich wollte den Kopf in den Sand stecken. Das habe ich immer getan indem ich Alkohol trank. Ich habe mir dann überlegt, wie ich das sonst tun kann, und es half mir in der Situation, dass ich dann einfach ins Bett bin und Hörspiele gehört habe. Irgendwie hat das aber nur dieses eine Mal funktioniert und dann eben nicht mehr.

    Ich habe dann doch wieder einen Rückfall gebaut, an drei Abenden getrunken. Und bin sehr enttäuscht von mir. Ich weiss schon, was ich hätte besser machen müssen, ich habe nämlich Notfallpläne, ich könnte mich bei Menschen melden wenn ich Druck habe ... aber ich mache das dann einfach nicht. Der Gedanke zu trinken ist viel mächtiger und dann kommt noch der Gedanke, dass ich es sowieso nicht schaffe abstinent zu bleiben, also kann ich auch gleich aufhören mich zu quälen und anfangen zu trinken. Mir ist die Absurdität dieses Gedankens bewusst, aber er ist trotzdem da, sehr aufdringlich ausserdem.

    Jedenfalls dachte ich, jetzt nach 4 Rückfällen in 8 Monaten muss ich wirklich was anders machen, sonst laufe ich immer wieder in den selben Abgrund rein, und jedesmal ist das gefährlich. Denn diese 4 Rückfälle gingen zwar relativ glimpflich aus, ich habe mich immer schnell wieder daraus befreien können - aber das muss ja beim nächsten Mal nicht so sein.

    Also ging ich trotz meiner riesigen Ängste in die Selbsthilfegruppe die es hier gibt. Aber vor lauter Angst habe ich irgendwie gar nichts mitbekommen und hatte anschliessend starken Druck. Deshalb habe ich jetzt das Gefühl, das war eher kontraproduktiv und ich glaube nicht, dass ich es nochmal schaffe da hinzugehen, obwohl ich ja weiss, dass man nicht gleich nach dem ersten Mal das Handtuch werfen soll.

    So habe ich weitergesucht und bin auf ein kostenpflichtiges Online-Programm gestossen und habe das Gefühl das hilft mir, obwohl ich ja erst ganz am Anfang damit bin.

    Ich glaube aber auch, dass es wichtig für mich ist, mich mit anderen Betroffenen auszutauschen, und deshalb schreibe ich hier wieder. Eigentlich wollte ich mich aus Scham nie mehr melden. Aber ich glaube das wäre der falsche Weg. Ja, ich habe wieder einen Rückfall gebaut, aber ich bin auf dem Weg, immerhin seit mehr als 8 Monaten und ich lerne dazu, auch wenn ich hinfalle - oder vielleicht gerade dann. Und ich schreibe auch absichtlich im offenen Bereich, denn ich glaube auch das ist wichtig für meine Abstinenz: offen sein. In einer realen SHG ist es mir aufgrund meiner Ängste (zur Zeit zumindest) nicht möglich, aber hier versuche ich, auch ein bisschen über meine Komfortzone hinauszugehen.

    Ich hoffe euch geht es gut, also besser als mir 8)
    Liebe Grüsse von einer kämpfenden Schotterblume

  • Hallo, liebe Schotterblume!

    Zum Einen ist es natürlich schade, dass Du wieder einen Rückfall hattest, zum Anderen gut, dass Du wieder schnell herausgekommen bist 44.

    Als ich Deinen Post gelesen habe, ging mir etwas durch den Kopf:

    - selbsterfüllende Prophezeihung

    Was meine ich damit?
    Einerseits merkt man, dass Du vom Alkohol, von der Sucht wegkommen möchtest. Andererseits zeigst Du derart wenig Selbstwertgefühl, dass Du bei jeder kleinen Schwierigkeit umgeworfen wirst und wider besseren Wissens weder DIR noch anderen eine Chance gibst:

    Also ging ich trotz meiner riesigen Ängste in die Selbsthilfegruppe die es hier gibt. Aber vor lauter Angst habe ich irgendwie gar nichts mitbekommen und hatte anschliessend starken Druck. Deshalb habe ich jetzt das Gefühl, das war eher kontraproduktiv und ich glaube nicht, dass ich es nochmal schaffe da hinzugehen, obwohl ich ja weiss, dass man nicht gleich nach dem ersten Mal das Handtuch werfen soll.

    nixweiss0

    Warum?
    Hey, Mädel - Du hast Deine Ängste überwunden und bist zur Gruppe gegangen 44. Bärenstark!

    Das war der ERSTE Schritt/Erfolg! Es hat Dir dort niemand den Kopf abgerissen und es ist Dir auch sonst nichts passiert.
    Meinst Du nicht, dass Du bei einem zweiten Besuch vielleicht sogar etwas von den Gesprächen mitbekommen könntest?? Ich rede nicht davon, dass Du Dich daran beteiligst - nur hören, mitbekommen, ein Gefühl dafür kriegen, rantasten.
    Auch wenn Du Dich beim zweiten Mal noch nicht wohl fühlst - aber Deine Erfahrung wird Dir schon mal sagen, dass Du nicht "gefressen" wirst und Du etwas entspannter sein kannst.
    Und wer weiß, vielleicht bist Du bei einem dritten Besuch ja schon soweit, dass Du in Ruhe zuhören kannst.

    Aber dafür musst Du Dir UND der Gruppe erstmal die Chance geben.
    Zu meiner ersten Therapie bin ich auch mit einem äußerst mulmigen Gefühl gefahren. Aber ich wollte unbedingt etwas ändern. Also habe ich mich darauf eingelassen.
    Okay, wenn Dir nicht geholfen wird, sondern Du niedergemacht wirst - dann sieht die Situation natürlich anders aus. Aber davon hast Du nichts geschrieben.

    Lass Dich nicht unterkriegen - und butter Dich nicht selbst unter!
    Glaub an Dich selbst - und gib auch mal anderen eine Chance, Dir zu helfen!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo liebe Schotterblume,

    erst mal finde ich es super, dass Du wieder aufgestanden bist. Und nicht aufgibst, sondern weiter kämpfst.

    Ich bin wie Greenfox auch der Meinung, dass jeder, auch oder gerade eine SHG ;), eine zweite Chance verdient hat. Zumal Du ja schreibst, dass Du quasi wärend der ganzen Zeit blockiert warst. Vielleicht würde Dir ein zweiter Besuch dort mehr Klarheit geben. Das bedeutet nicht, dass Du das dann sofort ganz toll finden musst, aber es könnte natürlich sein, dass Du dem ganzen doch eine Chance geben möchtest. Oder aber, Dir wird endgültig klar, dass diese Gruppe oder dieses Angebot grundsätzlich nicht zu Dir passt.

    Ich würde es ausprobieren, schon allein deshalb, um nicht weiter darüber nachdenken zu müssen. Ich würde notfalls auch eine dritte und vierte und ..... Sitzung besuchen, so lange ich mir nicht sicher bin. Ich hab nach ein paar Monaten festgestellt, dass ich jetzt was andere brauche, dass mir dieses Angebot nicht mehr weiter hilft. Und das schöne daran ist doch, dass es so ein niederschwelliges Angebot ist, ohne Verpflichtungen und unentgeltlich darüber hinaus. Ich habe das immer so empfunden, dass ich nur profitieren kann, ich habe es für mich als ein risikoloses Angebot empfunden welches mir anfangs sehr geholfen hat, später dann nicht mehr. Aber das war ja dann auch kein Ding, ich habe mich dann nach den Angeboten/Hilfen umgesehen und diese dann auch wahr genommen, wenn denen ich glaubte, dass ich sie jetzt brauchte.

    Also, wie auch immer. Wenn es Dich dauerhaft belastet dort hin zu gehen, dann macht es natürlich keinen Sinn. Aber ne 2. Chance, das könntest Du ja mal probieren.

    Weil Du von Online-Formaten gesprochen bzw. geschrieben hast. Ich weiß nicht, ob Du die Nathalie Stüben kennst. Eine junge Frau und Mutter, ich glaube so Anfang 30. Sie ist Alkoholikerin und lebt jetzt seit ungefähr 5 Jahren ohne Alkohol, wenn ich das recht im Kopf habe. Sie hat eine Podcastreihe ins Leben gerufen, wo sie von sich erzählt, ihren Weg heraus aber auch andere spannende Punkte zum Thema Alkoholsucht beleuchtet. Sie hat oft auch sehr interessante Gesprächspartner. Auf Youtube hat sie auch einen sehr interessanten Videokanal.

    Ich finde sie sehr inspririerend und habe schon viele wirklich hochinteressante Videos von ihr gesehen. Aufgrund ihres Alters und ihrer echt tollen, lockeren Art spricht sie wahrscheinlich eher eine jüngere Zielgruppe an, was aber ja echt gut und wichtig ist, denn für diese Zielgruppe ist es ja oft am schwierigsten aus der Sucht heraus zu kommen und die "richtige" Hilfe zu finden. Wobei ich sagen muss, dass ich mich als Anfang 50 jähriger dort auch bestens aufgehoben und informiert fühle.

    Wenn Du Lust hast, dann google sie doch mal. Vielleicht kann Dir ihr Input weiter helfen. Oder vielleicht kennst Du sie ja auch schon, auch gut möglich.

    Wie auch immer, bleib bei uns, schreib uns und bleib vor allem dran. Lass Dich nicht unterkriegen, es haben so viele schon geschafft, Du kannst es genauso schaffen!

    LG
    gerchla

  • Hier ist mal der Link zur Internet-Seite von Nathalie Stüben: Ohne Alkohol mit Nathalie - Wie Du es schaffen kannst, ein Leben ohne Alkohol zu führen - ich habe die Anregung von Gerchla mal aufgegriffen und mir die Seite angeschaut.
    Hat mir sehr gut gefallen. Von dieser Seite kommt man auch ganz einfach auf ihre YouTube- und Podcast-Beiträge.

    Ich habe diese Seite mal auch in unsere Linksammlung mit aufgenommen.

    Danke, Gerchla, für diesen Tipp 44.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Zusammen

    Vielen Dank für eure Antworten, dass ihr mein Zeugs so aufmerksam lest, euch Gedanken dazu macht und auch noch aufschreibt...

    Ja die zweite Chance für die SHG ... im Moment sehe ich das nicht so. Nicht weil ich dem Angebot oder der Hilfe keine zweite Chance geben möchte, sondern weil ich nicht glaube, dass ich davon profitieren kann, dass ich etwas mitkriege, mich sozusagen daran gewöhne und die Angst dann nicht mehr so gross ist: ich habe was das angeht auch schon Erfahrungen, in anderen Gruppen, aber da war ich 10 mal regelmässig und es hat sich nichts geändert. Es muss ja auch nicht auf biegen und brechen sein: solange ich meinen Weg suche und irgendwann finde, wenn ich nicht aufgebe. Ich habe meine Therapeutin und die hilft mir gut.

    Und ja, Nathalie Stüben habe ich auch schon gefunden und finde ich auch sehr gut. Ich bin jetzt auch die „Suchtfibel“ nochmal am durcharbeiten, oder eben eigentlich das erste Mal am durcharbeiten. Das erste Mal habe ich sie nämlich gelesen und viel genickt und aha gesagt, aber die enthaltenen Übungen habe ich nicht gemacht (z.B. Mein persönliches Freiheitsmanifest schreiben). Lieber dafür noch ein paar Seiten mehr gelesen statt mal Innezuhalten, Nachzudenken, etwas zu Tun.... Als mir das aufgefallen ist habe ich mir gedacht, dass das vielleicht typisch süchtig ist: konsumieren, schnell, immer mehr... Jedenfalls versuche ich es diesmal langsamer, dafür mit mehr Tiefgang.

    Ich merke auch, dass ich selbst klarer werde und das dazu führt, dass ich auf das Thema Alkohol einen anderen Blickwinkel habe, nicht nur was mich selbst betrifft sondern auch der Umgang in der Gesellschaft. Wie viel Raum der einnimmt ist mir gerade heute wieder aufgefallen: Ich musste auf der Arbeit ein Online-Kurs machen, am Ende dann kam der Satz: „gut gemacht, Sie haben den Kurs erfolgreich beendet, Danke für die Aufmerksamkeit.“ Und das Bild daneben, ihr dürft drei mal raten, eine korkenknallende Champagner-Flasche. Also die Message: Belohnung = Alkohol. Das ist schon verrückt und eigentlich doch vollkommen unnötig, oder?

    Für mich in meinem Suchtgehirn ist das eine feste Verbindung: Belohnung und Alkohol, und gerade Freitags bei Feierabend muss ich deshalb immer etwas aufpassen und Tricks anwenden um den Druck abzumildern - und dann kommt noch sowas. Ja und deshalb war es mir bis jetzt noch zu „gefährlich“ einkaufen zu gehen, ich bin erstmal nach Hause um mich auf neue Weise zu belohnen und erst wenn ich mich sicher fühle gehe ich ins Geschäft, denn auch da bleibt der Alkohol nie in seiner Ecke, ständig steht auch noch was beim Fleisch (zum Grillabend) oder gleich beim Eingang (zur EM) oder was auch immer.

    Liebe Grüsse
    Von Schotterblume

  • Hallo liebe Schotterblume,

    mich hat das Thema "kleine Schritte", auch bzgl. Konfrontation mit dem eigenen
    Sucht-Thema in einer SHG, sehr angesprochen.

    Ich hatte auch so Zeiten, in denen derart viel zu verarbeiten und "bei einander
    zu halten" war (innerlich), dass mich Sprechen UND dann noch vor mehreren,
    oder ihres Anhören - und wieder von mir weg rutschen - total überfordert hätte.

    Das ist rational kaum zu erklären und hatte bei mir nichts mit Verschleppen
    oder Leugnen meiner Not zu tun. Ich weiß heute, dass da andere Prozesse und
    aufgewühlter Schmerz (alt) incl. Ängsten und zuviel Selbstabwertung im Spiel
    waren. Scham zu aller erst. Und mich in "dem" Zustand mitzuteilen, dafür
    hatte ich keinerlei Muster-Erfahrung. Es hätte zuviel Kraft erfordert, genau
    dann formulieren und meine Gefühle währenddessen begleiten zu sollen.

    ... was ich sagen will: Ich vertraue da meinem inneren System und vermute,
    dass auch bei Dir möglicherweise zu viele Schauplätze parallel Kraft fordern.
    Ein "überschaubareres" Setting mit einer Person (Therapie) war für mich in
    dieser Aufgewühltheit viel besser zu ertragen und dafür hatte ich auch Mut
    genug.

    Für mich klingst Du auch nicht wie jemand, der die Auseinandersetzung mit
    sich selbst scheut oder Dingen nicht ins Auge sehen will. Ich finde es ganz
    im Gegenteil sehr beruhigend, wenn ich oder sonst jemand seine Grenzen
    erkennt und sich nicht verbissen überfordert, nur weil es "eine gute Sache"
    wäre.

    Wenn ich überfüllt bin von Eindrücken oder auch Überforderungsgefühl, dann
    passt nicht mal mehr ein Gruppen-Meeting in meine Ohren. Nach 2-3 Tagen
    ohne Input spüre ich dann, wie mein innerer Raum wieder frei wird für Neues
    und ich dann auch Lust dazu habe (es mir zutraue, Kraft genug dafür zu haben).

    Das fiel mir so dazu ein.

    Ich wünsche Dir was immer Du gerade brauchst oder Dir selbst wünschst!
    Vor allem Vertrauen, Geduld und die Klarheit, zu wissen, was für Dich ansteht.
    (Das weiß außer uns selbst ja niemand so wirklich zuverlässig ... )

    Herzliche Grüße und weiterhin alles Gute!

    Wolfsfrau

  • Liebe Wolfsfrau

    Danke dir für deine Antwort.

    Ja genau, das ist das schwierige für mich. Ich will mutig sein, nicht mehr alles gleich bleiben lassen, weil es zu schwierig erscheint - das habe ich jetzt lange getan in dem ich alles weggespült habe und dann auch wieder sehr viel Energie dafür verwendet habe, trotzdem zu funktionieren. Und jetzt versuche ich mich den Dingen (also auch Ängsten) zu stellen - ohne mich zu überfordern. Und ein Auge darauf zu haben, dass ich das für MICH tue, für meine Gesundheit, für mein Wohlergehen: nicht um einen Preis zu erhalten also vorbildlichste trockene Alkoholikerin oder so etwas.

    Das ist alles gar nicht so leicht. Ich muss das vollkommen neu lernen, denn ich kann da auch nicht auf etwas zurückgreifen, das ich vor dem Trinken schonmal konnte. Also mache ich Mini-Schritte. Aber ich mache sie jeden Tag und so komme ich auch vorwärts.

    Ich wünsche allen einen schönen Sonntag.
    Eure Schotterblume

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