Mein Mann kommt vom Entzug nach Hause - was nun?

  • Ein Hallo an alle Leser dieser Zeilen,
    ich habe dieses Forum soeben entdeckt und habe große Probleme mit meinem Mann nach 30 Jahren Ehe.
    Er wird in der nächsten Woche aus der Entzugstherapie entlassen und ich weiß nicht, wie ich mich richtig verhalten soll.
    Jahre lang habe ich sein Trinken akzeptiert. Nachdem er im Suff einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte und auf der Intensivstation landete, entschloss ich mich, mein Leben - unser Leben zu verändern. Mein Mann wurde 3 Wochen " zur Entgiftung " in eine Spezialklinik eingewiesen. Dort schlug man ihm eine 12-wöchige Entzugstherapie vor, die er rigoros ablehnte.
    Das zog mir den Boden unter den Füßen weg und ich entschloss mich, aus unserer gemeinsamen Wohnung auszuziehen. Diesen Entschluss teilte ich meinem Mann mit, er glaubte aber nicht daran, dass ich konsequent sein werde. Als er aus der Psychiatrie entlassen wurde, war ich weg, und mein Wohnungsschlüssel lag auf dem Wohnzimmertisch. Ich zog aus, nur mit meinen persönlichen Sachen. Ich überließ ihm die Einrichtung, Geschirr und unser Auto.
    Er bettelte mich an, zu ihm zurück zu kommen. Er würde mich noch lieben. Meine Liebe ist während des ständig steigenden Alkoholkonsums und einer Affäre vollständig verschwunden, verschüttet und hatte sich in Wut und Hass verwandelt.
    Ich versprach meinem Mann eine neue Chance für eine gemeinsame Zukunft ohne Scheidung, wenn er eine Entzugstherapie durchzieht. Dazu hat er sich nach einiger Zeit entschieden, als er total am Boden war und merkte, dass ich nicht zu ihm zurück komme, in einer Zeit, in der er mich am meisten brauchte.
    Diese Zeit war die Hölle, auch für mich, nicht weich zu werden.
    Nun wird er in der nächsten Woche entlassen und ich möchte versuchen, einen regelmäßigen Kontakt mit ihm aufzubauen. Ich werde vorerst nicht zu ihm zurückziehen. Die Beziehung muss meinerseits erst wieder wachsen. Ich möchte sehen, ob meine Liebe vielleicht ohne Alkohol zurück kommt.
    Mich interessiert, wie in anderen Familien mit ähnlichen Problemen umgegangen wird. Ist ein vertrauensvolles Zusammenleben überhaupt wieder möglich? Überschätze ich evtl. meine Kräfte? Provoziere ich mit falscher Wortwahl in Gesprächen oder Diskussionen wieder den Griff zur Flasche? Tausend Fragen, mit denen ich mich gerne mit anderen betroffenen Ehepartnern austauschen würde.
    In eine Selbsthilfegruppe vor Ort möchte ich in unserer Kleinstadt nicht gehen, weil ich mich für meinen Mann und sein Verhalten total schäme.

  • Hallo, Bea!

    Erst mal HERZLICH WILLKOMMEN hier bei uns im Forum :welcome:

    Da ich vermute, dass Du selbst den Thread aus Versehen gesperrt hast, habe ich ihn mal entblockiert und wieder freigegeben. Sollte es allerdings in voller Absicht von Dir gesperrt worden sei, dann entschuldige bitte und gib hier kurz Bescheid ...

    Kurz zu mir: Ich bin m, 57, Alkoholiker und nach mehreren Anläufen seit Mai 2008 trocken. Da ich seit ca. 10 Jahren auch in der Suchtselbsthilfe unterwegs bin, habe ich nicht nur viele Gerspräche mit Betroffenen wie mir geführt, sondern auch mit Angehörigen wie Dir.
    Von daher will ich jetzt nicht auf die Situation von Deinem Mann eingehen, sondern auf Deine.

    M.E. hast Du alles richtig gemacht, als Du vor allem an DEINE Bedürfnisse und DEIN Wohlergehen gedacht hast und einen harten Cut durchgezogen hast.


    Nun wird er in der nächsten Woche entlassen und ich möchte versuchen, einen regelmäßigen Kontakt mit ihm aufzubauen. Ich werde vorerst nicht zu ihm zurückziehen. Die Beziehung muss meinerseits erst wieder wachsen. Ich möchte sehen, ob meine Liebe vielleicht ohne Alkohol zurück kommt.

    Ihr müsst Euch beide erst wieder finden - damit meine ich nicht nur "zueinander finden" (falls das noch möglich ist), sondern vor allem erst einmal "selbst finden": Wer bin ich? Was will ich? Was will ich nicht?
    Denn man darf auch nicht vergessen, dass so eine Entwöhnungstherapie und längere Abstinenz auch den Betroffenen verändert. Also brauchen BEIDE Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen.

    Schön finde ich auch, dass Du Dir Hilfe suchst. Aber hierbei


    Tausend Fragen, mit denen ich mich gerne mit anderen betroffenen Ehepartnern austauschen würde.
    In eine Selbsthilfegruppe vor Ort möchte ich in unserer Kleinstadt nicht gehen, weil ich mich für meinen Mann und sein Verhalten total schäme.

    habe ich sofort ein Bild im Kopf:

    Was, glaubst Du, für Menschen gehen in eine Selbsthilfegruppe für Angehörige?? Menschen, die stolz auf ihre Partner/Angehörigen sind - oder die sich für sie schämen??

    Ich glaube, eher Letzteres. Die Menschen dort haben dort dieselben/ähnliche Probleme wie Du - entweder aktuell oder in der Vergangenheit gehabt. Und genau deshalb können sie sich und anderen helfen -mit ihren Erfahrungen.
    Okay, dass geht hier auch. Aber was bei einer realen SHG hinzukommt, ist die menschliche Nähe. Man kann auch mal real in den Arm genommen werden ... (Das hat mir Übrigens schon mehrfach sehr geholfen, wenn ich ziemlich down war!)

    Aber egal - ich wünsche Dir jedenfalls ganz viel Kraft und einen guten Austausch hier!
    Und wenn Du Fragen hast - immer raus damit.
    Und solltest Du den Thread mit Absicht gesperrt haben, schreib's einfach kurz und gut ist.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • nixweiss0

    Ich verstehe nicht, warum Du nur Deinen eigenen Beitrag zitierst - und nicht ein einziges Wort dazu schreibst? Was willst Du uns damit sagen??

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Liebe Bea,

    auch von mir ein herzliches :welcome: in unserem Forum.

    Vielen Dank, dass Du Dich uns anvertraust. Gewiss war dieser Schritt hier nicht einfach für Dich, aber es war ein richtiger Schritt, weil Du hier auf Gleichgesinnte und Erfahrene triffst.

    Ich darf mich kurz vorstellen:

    Proky, männlich, 42 Jahre alt, trockener Alkoholiker seit knapp 15 Jahren. Davon 13 Jahre aktive Präventionsarbeit in einer analogen SHG (Guttempler) an mir selbst natürlich und 10 Jahre Infoarbeit im Krankenhaus für die Guttempler.
    Seit knapp 2 Jahren bin ich hier im Forum aktiv, mal mehr mal weniger... ;)

    Ich möchte mich nicht mit langen Schreiben aufhalten, da Greenfox schon alles geschrieben hat und ich nichts unbekanntes hinzuzufügen habe...

    Liebe Bea, dass Du DICH schämst ist (leider) ganz normal, besser gesagt, eine ganz normale körperliche und seelische Reaktion. Viele Angehörige berichten davon! Du stehst also damit nicht alleine da! Es ist eine normale Reaktion!

    Falls Du wissen möchtest warum das eine normale Reaktion ist und warum man/Du diese Scham ablegen solltest...
    ...schreibe hier/mir und ich werde es mit meinen Worten erklären.

    Wichtig aber ist jetzt erstmal für Dich zu verstehen und zu akzeptieren, dass diese Scham völlig normal ist!


    Liebe Bea, Du hast bereits das gemacht, zu was andere Ehepartner (zumeist sind es Frauen) nur ganz selten alleine (!!!) schaffen:

    Du hast Dich unter schwierigen Umständen von Deinem Mann getrennt - besser gesagt: Du hast eine räumliche Distanz geschaffen. Das war und ist eine absolut richtige wie auch alternativlose Entscheidung und Reaktion! Alles richtig gemacht Bea!!!

    Ich habs erst vor kurzem in einem anderen Thread geschrieben: Ich wünschte mehr Angehörige/Frauen würden so konsequent handeln, dann würden einige Alkis früher aufwachen!

    Denn sieh mal, all die Jahre war es deinem Mann egal was er säuft und wie viel er säuft. Und es war ihm egal wie es Dir dabei ging, wie Du Dich dabei gefühlt hast! Und er selbst war sich auch egal, sogar das Problem seine Krankheit anzuerkennen und die notwendigen Gegenmaßnahmen einzuleiten hat er quasi nie voll und ganz eigestanden

    Zitat

    Dort schlug man ihm eine 12-wöchige Entzugstherapie vor, die er rigoros ablehnte.

    wie man an dieser Aussage unschwer erkennen kann.

    Und nicht zu vergessen:

    Zitat

    ...er glaubte aber nicht daran, dass ich konsequent sein werde.

    Auch das ist typisch für einen Alkoholiker - und ich betone hier ganz bewusst die männliche Form!!! - es nicht wahr haben wollen oder auch nur in Betracht ziehen, dass der Partner/Partnerin eines Tages die Notbremse zieht.

    Leider zeigt uns die Praxis immer wieder, dass viele Alkoholiker (auch hier betone ich wieder die männliche Form!) in der Regel nur mit leeren Drohungen von seitens ihres Partners (in der Regel sind es Frauen) konfrontiert werden und aus diesem Grund keinerlei Anlass sehen ihr Verhalten zu ändern.

    Das böse Erwachen für den Alkoholiker kommt erst, wenn die Drohung in die Tat umgesetzt wird. Dieses böse Erwachen führt dann zur Einsicht.

    Wie schon gesagt Bea: Absolut richtig gehandelt! 44.

    Greenfox hat es ja schon geschrieben liebe Bea: Nun ist es wichtiger mehr denn je auf Dich und Deine Bedürfnisse und Wünsche zu achten!

    Zum einen was Deinen Mann angeht:

    Zitat

    Meine Liebe ist... ...in Wut und Hass verwandelt.

    Absolut verständlich!
    Ob sich diese wieder zurück verwandeln lassen, braucht nicht unser Thema zu sein, ohnehin kannst nur Du Dir diese Frage alleine beantworten!

    Ich persönlich rate Dir: Lass Dich nicht von Deinem Verstand, sondern von Deinem Bauchgefühl leiten! Denn eine Ehe in der auch nur ein kleines Fünckchen Wut oder Hass innewohnen, ist die Hölle!
    Von daher ist es auch wichtig liebe Bea, dass Du die räumliche Distanz konsequent einhälst.

    Desweiteren rate ich Dir, trotz Deiner berechtigten, aber ineffizenten Scham, bleibe wenigstens bei uns im Forum und schreibe mit uns, wir können Dich psychisch unterstützen, aufbauen und alle Deine Fragen beantworten die so ein neuer und unbekannter Lebensweg mit sich bringt. Warum? Weil wir die Tücken und Eigenschaften dieses Weges bereits kennen, weil wir mit unserer Arbeit hier im Forum oder von unseren SHG tagtäglich konfrontiert werden damit.

    Exakt aus dem gleichen Grund möchte ich Dich dazu ermutigen paralell dazu Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe aufzunehmen.

    Wichtig für Dich ist es aber nun: Den Kontakt zu Gleichgesinnten Betroffenen aufzubauen und zu halten (die ersten Schritte hierzu hast du ja bereits getan - also dran bleiben bitte! 44.)

    und entgegen allen Versprechungen und Beteuerungen von Deinem Mann die räumliche Trennung bis auf weiteres aufrecht zu erhalten.


    Bei Fragen und mit Sicherheit hast Du Fragen Bea, helfen wir Dir gerne! Und Du darfst natürlich auch hier einer Person deines Vertrauen eine PN schreiben wenn Dir das zusagt.

    LG

    Proky

  • Guten Morgen,

    da Du ja immer noch hier liest, möchte ich ganz kurz was dazu sagen.


    Mich interessiert, wie in anderen Familien mit ähnlichen Problemen umgegangen wird. Ist ein vertrauensvolles Zusammenleben überhaupt wieder möglich? Überschätze ich evtl. meine Kräfte? Provoziere ich mit falscher Wortwahl in Gesprächen oder Diskussionen wieder den Griff zur Flasche?

    ich hab gesoffen, mein Partner hatte mich deswegen bereits zumindest geistig verlassen, und irgendwann habe ich mit dem Trinken aufgehört.

    Heute führen wie eine ganz normale Ehe, dass ich mal gesoffen habe spielt dabei nur eine absolut nebensächliche Rolle. Wegen falscher Wortwahl wieder mit dem Trinken anzufangen wäre mir noch nie eingefallen. Ich hab damit zwar mal gedroht, weil ich wusste, das ich ihn damit ärgern könnte, aber wegen mir selbst hab ichs trotzdem gelassen. Denn letzlich würde ich ja drunter leiden und den Preis bezahlen, wenn ich wieder saufen würde.

    Ich meine, ich erwarte ein gewisses zwischenmenschliches Verständnis von meinem Partner, wie umgekehrt auch, aber er muss nicht meine Probleme lösen. Und wenn ich wieder mit dem Trinken anfangen würde, wäre das ganz klar mein Problem. Das will ich so und für ihn wäre es auch besser, wenn er es dabei belassen könnte.

    Es wird darauf ankommen, ob Dein Mann wegen sich selbst mit dem Trinken aufgehört hat, einsieht, dass es für ihn selbst besser ist, oder ob er nur Therapie macht, um seine Ehe zu retten und Dich wieder zurück zu gewinnen.
    Wenn seine Therapie nur das Mittel ist, mit dem er Dich zurückgewinnen möchte, und wenn er praktisch nur wegen Dir mit dem Trinken aufgehört hat - er selber aber eigentlich lieber weiter trinken würde - , würde ich an Deiner Stelle mit erheblichen Schwierigkeiten rechnen. Ansonsten wird es auch nicht einfach, da er sich trocken verändern wird, aber wenn er das wegen sich macht, dann musst Du Dich zumindest nicht drum kümmern, ob er trocken bleibt.

    Wenn er nur wegen Dir aufhört, erwartet er womöglich "Wohlverhalten"...da würde ich mich nicht drauf einlassen, denn da wird er über kurz oder lang sowieso wieder einen Grund zum Trinken finden.

    Gruß Susanne

  • Liebe Susanne68,
    danke für Deinen Beitrag zu meinem Problem. Es ist unglaublich hilfreich für mich, hier diese vielen Beiträge zu studieren. Ich möchte meine 30jährige Beziehung nicht aufgeben.
    Ja, mein Mann ging zum 12wöchigen Entzug, um unsere Ehe zu retten, hat er gesagt, er will mich unbedingt zurück. Er hat auch zugegeben, einige Fehler gemacht zu haben. Ich selbst hab das Gefühl, aus seiner Sicht liegt die Hauptschuld immer noch bei mir.
    Zwischenzeitlich gelingt es uns, über unsere gegenseitigen Probleme zu reden. Ich hätte nicht gedacht, dass es mir überhaupt gelingt, wieder einen Schritt auf ihn zuzugehen. Ich habe ihn während der Therapie besucht und wir haben 2 Wochenenden friedlich gemeinsam gestaltet.
    Ab morgen beginn das wahre Leben wieder zu Hause. Ich werde vorläufig weiterhin von meinem Mann getrennt wohnen, auch wenn es ihm nicht gefällt. Er vermisst meine körperliche Nähe. Ich vermisse einfach nur meinen liebevollen Ehemann und guten Papa unserer Kinder, der er vor Jahren einmal war.
    Diesen Mann habe ich schon lange verloren, und möchte mit der Unterstützung von vielen anderen in meinem Umfeld und Euch im Forum versuchen, unter den veränderten Bedingungen ein neues, gemeinsames Leben mit räumlicher Distanz zu gestalten. Ich/wir haben uns um einen Eheberater bemüht und ich habe auch schon einen Termin zu einer psychologischen Beratung in der nächsten Woche vereinbart.
    Ich freue mich über jeden Beitrag zu meinem Thema und bedanke mich.
    Bea


  • Ich/wir haben uns um einen Eheberater bemüht und ich habe auch schon einen Termin zu einer psychologischen Beratung in der nächsten Woche vereinbart.

    damit haben wir schon mal sehr gute Erfahrungen gemacht, wobei wir mal das Glück hatten, an einen Familientherapeuten zu geraten, der vorher schon 10 Jahre als Suchtberater gearbeitet hatte. Der Studienabschluss ist der gleiche und der konnte dann besonders gut auf unsere Problematik eingehen.
    Solche Gespräche mit kundigen Aussenstehenden können sehr "entzerrend" wirken und das Verständnis für die Sichtweise des Anderen fördern..und auf dieser Basis kann man dann oft besser Entscheidungen treffen, selbst wenn das heissen würde, dass man feststellt das man nicht mehr zusammenpasst. Selbst dann muss das ja nicht im Hass enden.

    Wir haben auch lange damit rumgemacht, sind über 30 Jahre zusammen. Es war nach meinem Empfinden aber sehr wichtig, dass ich dann trotzdem in erster Linie aus Angst um mich selbst aufgehört habe, und nicht wegen meinem Partner. Das wurde zwar dadurch befördert, das ich dann alleine war, als es meinem Partner zu viel mit mir wurde, aber schon wegen mir selbst würde ich das auch weiter machen wollen, wenn das mit der Ehe irgendwann halt nicht mehr ginge.

    Und "guck mal, was ich alles nur wegen Dir mache, dafür kann ich von Dir aber auch was erwarten" - Nettigkeit, Harmonie, gradegehängter Haussegen - würde für mich nicht funktionieren. Wenns was zu streiten gibt, muss für mich auch gestritten werden, bis man den "Punkt" erreicht hat. Probleme unter den Teppich kehren, damit die äussere Harmonie gewahrt bleibt, bringt nichts.

    Gruß Susanne

  • Hallo Bea,

    jetzt komme ich endlich auch dazu, Dir meine Gedanken zu schreiben.

    Ich stelle mich mal kurz vor: Ich bin 50 Jahre alt, Alkoholiker und lebe jetzt schon lange ohne Alkohol. Als ich trank hatte ich Familie, also meine Frau und meine beiden Kinder.

    Ich bin also leider wieder nur einer derjenigen, der Dir aus der Sicht des "Täters", also des Trinkers schreiben kann. Ich glaube Du hättest Dich ja auch gerne mit Menschen ausgetauscht, die auf der anderen Seite standen oder stehen. Aber vielleicht helfen Dir diese Gedanken trotzdem ein Stück weiter.

    Erst mal möchte ich Dir sagen, dass das was Du bisher geschrieben hast, auf eine sehr klare Einschätzung der Situation Deinerseits hindeutet. Du machst Dir nichts vor und siehst die Dinge sehr klar. Auch die Ängste die Du schilderst sind für mich absolut nachvollziehbar. Ich kann die Gedanken die Du Dir machst sehr gut nachvollziehen.

    Ich selbst war kein klassischer Therapiepatient, hatte also keine klassische Therapie (wohl aber zahlreiche Einzelmaßnahmen). Ich war heimlicher Trinker (was nicht bedeutet, dass meine Familie deswegen weniger gelitten hätte) und zog das weit über 10 Jahre so durch. Irgendwann kam, zu diesem Zeitpunkt völlig ungeplant, der Punkt wo ich nicht mehr konnte und auch nicht mehr wollte. Ich outete mich meiner Frau gegenüber und zerstörte damit von einer Sekunde auf die andere ihr gesamtes Bild von mir, von unsere Ehe und auch von unserer möglichen Zukunft. Anschließend hatte ganz viele schwere Vergehen meinerseits zu beichten und meiner Frau fiel es wie Schuppen vor den Augen. Plötzlich verstand sie Dinge, die sie vorher nicht verstand. Plötzlich wurde ihr klar, dass ich sie jahrelang belogen und betrogen hatte. Also sicher eine andere Situation als bei Deinem Mann. Es folgte dann bei mir auch die Trennung, welche aber von mir aus ging. Ich war mir sicher, dass es mir nicht gelingen würde dauerhaft ein Leben ohne Alkohol zu führen, wenn ich in dieser Beziehung bleiben würde. Und ich möchte aber ausdrücklich betonen, dass das nicht daran lag, das meine Frau ein fürchterlicher Mensch gewesen wäre, im Gegenteil. Es war einfach eine Kombination aus unterschiedlichen Gründen, u. a. konnte ich mir die Frage ob ich sie eigentlich noch Liebe nicht mit ja beantworten und ich bekam quasi permanent "vergeführt", welch große Schuld ich da auf mich geladen hatte. So, Du merkst, anders als bei Dir /Euch, trotzdem kannst Du da vielleicht was für Dich raus ziehen.

    Dein Mann ist wegen Dir in Therapie gegangen, also ich meine, weil er Dich nicht verlieren wollte. Ich war einfach von mir aus so weit und wollte nie mehr trinken und habe mich u. a. deshalb getrennt. Also "genau" umgekehrt, könnte man sagen. Es könnte gut sein, dass Deinem Mann im Rahmen seiner Therapie klar geworden ist, das er für sich selbst trocken werden möchte. Ich kenne einige "Fälle" von Alkoholikern, die "gezwungen" in Therapie gingen, sogar noch nach ein paar Wochen dachten, dass sie da ja eigentlich gar nicht her gehören um dann aber im Laufe der Zeit eine völlige Wandlung durchzumachen. Warte mal ab, wen Du da jetzt genau zurück bekommst.

    Denke daran, dass auch er unsicher sein wird. Dass auch er sich seine Gedanken gemacht haben wird. Wichtig ist, dass Du Dich nicht verbiegst, was aber nicht bedeutet, dass Du Bretter veteilen musst. Ganz viel miteinander reden würde ich hier als eine Zauberformel ansehen. Es kann sein, dass er plötzlich Dinge tut oder denkt, die Du gar nicht kennst. Vielleicht gefällt Dir da auch nicht alles. Aber wenn diese Therapie eine Wirkung hatte, dann sollte er sich auch wirklich verändert haben. Es ist aber unwahrscheinlich, dass er wieder zu dem wurde, der er vor seiner Sucht war und den Du Dir vielleicht zurück sehnst. Hab da im Blick, und habe Verständnis dafür, dass es so eigentlich nicht sein kann. Er wird (hoffentlich) ein veränderter Mensch sein und er muss auch lernen, mit dieser Situation umzugehen und klar zu kommen. Eventuell wird er auch mit seinen Schuldgefühlen zu tun haben, denn je länger man ohne Alkohol lebt, desto mehr erkennt man erst einmal, was man eigentlich getan hat. Das braucht einen Moment genau wie die Zeit brauchst um Vertrauen wieder zu "erlernen".

    Ich denke darauf wird es dann am Ende auch ankommen. Kannst Du ihm wieder vertrauen? Das geht sicher nicht von heute auf morgen und ich denke wirklich, dass ihr ganz viel miteinander sprechen müsst. Damit er verstehet, warum Du dich so verhälst wie Du das tust und damit Du aber auch seine Seite verstehen kannst. Es ist wirklich ein Restart und es darf keinesfalls ein möglichst schnelles zurück zur Normalität (nur ohne Alkohol) sein. Sonst wird es aus meiner Sicht auf Dauer schwer werden.

    Er muss ich Vertrauen bei Dir "erarbeiten", Du musst lernen ihm überhaupt wieder zu vertrauen. Over and out wäre es dann, wenn er wieder zur Flasche greift. Aber darüber bist Du Dir glaube ich, ja vollkommen im Klaren.

    Das waren erst mal meine Gedanken. Alles alles Gute für Dich und Deinem Mann. Ich wünsche Euch einen echten und guten Neustart und ich würde mich auch sehr freuen, wenn Du uns hier ab und an erzählst wie es Dir geht.

    LG
    Gerchla

  • Hallo Gerchla,
    ich bin um jede Information dankbar, die ich hier erhalte, und jede Information bringt mich ein Stück weiter. Ich habe gestern und heute hier sehr viel gelesen, die Informationen förmlich aufgesaugt, weil sehr viele Beiträge unglaublich nützlich sind.
    Ich habe mich in den 12 Wochen Entzugstherapie von meinem Mann sehr viel informiert und hatte auch Gelegenheit,
    mich mit meinem Mann und seinem Therapeuten gemeinsam telefonisch bzw. per Mail auszutauschen. Das war eine große Hilfe.
    Mein Mann hat mir unglaublich weh getan. Meine Liebe hat er mit seinem Verhalten zerstört oder ich habe sie in meinem Unterbewusstsein „vergraben“.
    Der Auszug aus unserer Wohnung und ihm nicht zu helfen, „als er meine Hilfe am meisten brauchte“, waren wirklich die Hölle. Er drohte mir mit Suizid und 24 Stunden-Ultimatum. Die Schlinge liegt heute noch an der Stelle im Garten, an der er sie abgelegt hat. Ich werde sie nicht wegnehmen.
    Es existiert jedoch tief in meinem Herzen ein 30 Jahre währendes Band, das noch nicht zerrissen ist.
    30 Jahre gemeinsames Leben will man nicht einfach aufgeben.
    Ich möchte versuchen, für meinen Mann und mich eine neue Zukunft aufzubauen, weiß jedoch noch nicht, wie das geht.
    Ich musste viel in der Vergangenheit lernen und mich ständig neuen Situationen und Herausforderungen anpassen.
    Jetzt möchte ich mich nicht mehr anpassen, sondern ein neues Leben gestalten. Ein neues Leben mit anderen Persönlichkeiten und neuen Bedingungen. Die räumliche Trennung ist zur Zeit für mich das A.und O. Ich brauche Abstand und wie nah wir uns wieder kommen werden, wird die Zeit mit sich bringen.
    Wir haben beide nichts zu verlieren. Schlimmer, wie es vor der Entzugstherapie war, kann es nicht werden. Wir können beide nur Gewinner sein, wenn unsere Bemühungen Früchte tragen.
    Ich werde auf jeden Fall hier weiter mit Euch kommunizieren. Es ist einfach befreiend und aufbauend, Euere Beiträge zu lesen.
    Danke - Bea

  • Liebe Bea,

    ein paar Säatze möchte ich herauspicken und kommentieren, die für mich quasi förmlich herausstechen:


    Ich selbst hab das Gefühl, aus seiner Sicht liegt die Hauptschuld immer noch bei mir.

    Ob dieses (real existierende) Gefühl tatsächlich den Überzeugungen deines Mannes entspricht oder nicht, ist egal!

    Fakt ist: Du hast keine und trägst auch keine Hauptschuld an der Situation!!!

    Warum? Dein Mann ist ein eigenständiger Mensch. Er selbst hat entschieden zur Droge Alkohol zu greifen. Er selbst und nur er selbst hat entschieden weiter zu trinken, immer weiter und noch weiter zu trinken.
    Niemand hat ihn zum trinken gezwungen! Oder standest Du ständig mit fertig geladener Pistole hinter ihm und drohtest ihn zu erschießen wenn er die Pulle nicht in sich rein schüttet?

    Dich trifft keinerlei Hauptschuld liebe Bea, die liegt schon bei ihm selbst! Und nun hat er Gelegenheit auf Therapie, in der Selbsthilfegruppe, ggf. in einer ambulanten Psychotherapie seine Hauptschuld zu erkennen und anzuerkennen...


    Der Auszug aus unserer Wohnung und ihm nicht zu helfen, „als er meine Hilfe am meisten brauchte“, waren wirklich die Hölle. Er drohte mir mit Suizid und 24 Stunden-Ultimatum. Die Schlinge liegt heute noch an der Stelle im Garten, an der er sie abgelegt hat. Ich werde sie nicht wegnehmen.

    Die Psychologie nennt dieses Verhalten (Deines Mannes) emotionale Erpressung!
    Sie zeigt vor allem, dass Dein Mann, zumindest bis zum jenem Zeitpunkt, keinerlei Verantwortungsgefühl hat, keine reale Selbsteinschätzung, keine Empathie - dem geschulten Psychologen oder Betroffenen werden bestimmt noch ein paar Punkte mehr einfallen.

    Ganz nebenbei: Richtige Entscheidung deinerseits die Schlinge an dem Ort zu belassen wo sie liegt. Letztendlich wird sie für Deinen Mann zum Bummerrang. Er wollte Dir damit Schuld, Scham und ein schlechtes Gewissen beibringen - aber mit Ablauf einer Zeitspanne von X werden diese Schuld, Scham, und schlechtes Gewissen ihn trefffen wenn er die Schlinge sieht...

    Verhöhnen könntest Du ihn ja noch, indem Du an der Schlinge ein Schild befestigst mit der Aufschrift: "Reserviert für..."

    ...sorry, das musste sein ;) Aber die Aktion kannst Du erst durchziehen, wenn Eure Ehe gar nicht mehr zu retten ist bzw er vollkommen unbelehrbar ist...

    Es existiert jedoch tief in meinem Herzen ein 30 Jahre währendes Band, das noch nicht zerrissen ist.
    30 Jahre gemeinsames Leben will man nicht einfach aufgeben.
    Ich möchte versuchen, für meinen Mann und mich eine neue Zukunft aufzubauen, weiß jedoch noch nicht, wie das geht.
    Ich musste viel in der Vergangenheit lernen und mich ständig neuen Situationen und Herausforderungen anpassen.
    Jetzt möchte ich mich nicht mehr anpassen, sondern ein neues Leben gestalten. Ein neues Leben mit anderen Persönlichkeiten und neuen Bedingungen. Die räumliche Trennung ist zur Zeit für mich das A.und O. Ich brauche Abstand und wie nah wir uns wieder kommen werden, wird die Zeit mit sich bringen.
    Wir haben beide nichts zu verlieren. Schlimmer, wie es vor der Entzugstherapie war, kann es nicht werden. Wir können beide nur Gewinner sein, wenn unsere Bemühungen Früchte tragen.

    In diesem von dir geschrieben Absatz wird deutlich, dass Liebe und Potential vorhanden ist.

    Ich persönlich finde es sehr gut, richtig und wichtig, dass Du auch weiterhin an Deiner eigenen Wohnung festhälst, um:

    Zitat

    Jetzt möchte ich mich nicht mehr anpassen, sondern ein neues Leben gestalten.

    Richtig! Ein Leben, dass erstmal Dir gefällt und in dem Du glücklich bist!

    Das hat übrigens nichts, aber auch gar nichts mit Egoismus zu tun! Ein Leben welches Dir gefällt und in dem Du glücklich bist, kannst Du ja mit anderen Menschen teilen und Dich gemeinsam mit ihnen daran erfreuen! Das können z.B. Deine Freundinnen sein, Verwandte, Bekannte, auch Dein Mann...

    By the way: Egostisch ist das, was Dein Mann gemacht gemacht hat. Zwar war er, zumnidest zeitweise, glücklich und zufrieden mit seiner Lebensweise bzw dem saufen...
    ...es hat ihn aber nicht das geringste interessiert, dass er damit anderen Menschen, nahen Menschen schadet bzw andere Menschen damit unglücklich macht - Menschen denen er zwar nicht verantwortlich ist (Kein Mensch ist für einen anderen Menschen verantwortlich), aber denen er sich gegenüber verpflichtet hat! Verpflichtet durch eine Partnerschaft, einer Ehe, dem Schwur zu einer Ehe. Das ist eine Verantwortung gegenüber der Ehe die er einzubringen hatte und die er sträflich missachtet hat!

    Nebenbei möchte ich noch anmerken:

    Nach meinen Erfahrungen sind es in Suchtkranken Ehen immer dieser Satz: "In guten wie in schlechten Zeiten" den Angehörige (zumeist Frauen) immer anführen wenn sie sich nicht von ihrem Partner trennen (egal ob räumlich oder für immer).

    Dabei wird aber gerne außer Acht gelassesn:

    Dieser Schwur ist weder eine Einbahnstraße noch beruht er auf Einseitigkeit!

    Leider denken Angehörige Partner (zumeist sind es Frauen) sie sind verpflichtet die Launen ihres Partner (meistens sind es Männer) zu erdulden und für ihn da zu sein, um nicht zu sagen: verfügbar zu sein!

    Diese Scihtweise ist aber falsch, denn: Wo bleibt die Gegenleistung?

    Liebe, deren Stigerung die Ehe sein kann, beruht auf gegenseitiger Anerkennung und Respekt!
    Wo steht geschrieben, dass Liebe, dazu gehört auch eine Ehe, (einseitige) Selbstaufopferung und Märtyrium darstellt?


    Ich möchte versuchen, für meinen Mann und mich eine neue Zukunft aufzubauen, weiß jedoch noch nicht, wie das geht.

    In dem gleichen Kontext steht auch diese Aussage. Dass das Dein Wunsch ist, finde ich persönlich für nobel und er untertstreicht noch einmal, das Potenial für eine noch vorhandene Liebe von dir zu dienem Mann...

    ...allerdings sollte der korrekte Satz so lauten:

    "Ich und mein Mann möchten gemeinsam versuchen eine neue Zukunft für uns aufzubauen. Wir beide wissen jedoch nicht wie das geht..."

    So wird ein korrekter Schuh draus - Gemeinsam - nicht Du alleine!!! ;) Und damit ist die nächste Frage gestellt:

    Möchte Dein Mann das auch?

    Die Frage nach dem nicht wissen wie das geht, dafür gibt es SHG´s, Berater, Foren wie das unsrige, etc...

    Damit bin ich etwas ausschweifend geworden liebe Bea. Ich hoffe dass ich die richtigen Ansichten und Fragen für Dich gestellt habe um dich weiter positiv zu motivieren, Dir ein glückliches Leben für Dich aufzubauen...

    LG

    Proky

  • Guten Abend Proky,
    hab wieder einige Beiträge gelesen, sind sehr interessant und aufschlussreich.
    Nun wieder zu mir.
    Das mit unserem gemeinsamen Leben ist wirklich nicht einfach aber spannend.
    Ich möchte positiv in die Zukunft schauen. Aber, das was passiert ist, kann ich noch nicht einfach so vergessen, darum ist das mit meiner Liebe so eine Sache.
    Mein Mann sagt mir, dass er mich immer noch liebt, auch nachdem was alles passiert ist.
    In seinen Augen war ich die "Böse" die nicht genug Zeit für ihn hatte und sich um alle anderen gekümmert hat, aber nicht genug um ihn. Das war jedoch in der Zeit, als er dem Alkohol immer mehr verfallen ist.
    Ich habe mir nach und nach ein unabhängiges Leben aufgebaut, bin meinen Hobbies nachgegangen und habe mich um die Familie gekümmert. Eben wirklich nicht um meinen Mann. Wenn ich ihm gemeinsame Unternehmungen vorschlug, hatte er "keinen Bock" und schlief auf der Couch den ganzen Nachmittag. Also habe ich mir Alternativen gesucht. Ich ließ ihn dann einfach "links liegen". Das hat er auch registriert, änderte aber nichts.
    Ich führte mein eigenes Leben, und ich entschied am Ende immer nur für mich persönlich, was mir wichtig ist und womit ich mir Freude bereite.
    Daher kommt sicher auch mein sehr ausgeprägtes "ICH-Bewusstsein". Das habe ich auch bei vielen Beiträgen zur Co-Abhängigkeit gelesen.
    Es war auch gemeinsames Gesprächsthema mit dem Psychologen meines Mannes.
    Ich habe mir fest vorgenommen, mehr darauf zu achten, das WIR in den Mittelpunkt zu stellen.
    Du hast mich wieder darauf aufmerksam gemacht. Das finde ich toll an unserer Kommunikation.
    Ich weiß, dass auch ich nicht fehlerfrei bin und sehr an mir arbeiten möchte. Für "UNS".
    Wir haben schon beide den Anfang gemacht, wieder aufeinander zuzugehen und haben auch schon Pläne für einen gemeinsamen Ausflug (29.Hochzeitstag) ist uns beiden wichtig.
    Ich nehme gern Ratschläge an, mein Verhalten zu korrigieren. Einige Sachen fallen einem selbst nicht auf, da ist es hilfreich, wenn ein Außenstehender seine Meinung mitteilt.
    Danke, für heute soll es genug geschrieben sein.
    Vielleicht kann auch jemand aus meinen Beiträgen etwas für sich gewinnen.
    Bea

  • Liebe Bea,

    zunächst einmal:

    Ich habe den Thread von der Rubrik Vorstellung, hierher nach Angehörige verschoben.

    Den Thread mit dem gleichen Titel, der hier schon war und der von Greenfox gesprerrt wurde, den habe ich gelöscht.

    Ich denke beides ist in Deinem Sinne... :verschoben:


    Bea, ich merke schon, Du bist eine Frau, vielmehr eine weibliche Angehörige, die definitv nicht bei Null startet, so wie viele andere Angehörigen von alkoholkranken Menschen.

    Und all das was Du geschrieben hast in Deinem letzten Post heiße ich für gut. Mein Eindruck ist, dass Du und Dein Mann, ihr zwei Euch in den letzten Jahren ganz gewaltig auseinander gelebt hat, ja sogar bis hin zur beiderseitiger persönlicher Ablehnung, vielleicht sogar Hass...(?)

    ...aber unzweifelhaft ist da auch noch die Liebe auf beiden Seiten vorhanden.

    Es wartet viel Arbeit auf Euch:

    - Dein Mann MUSS (obwohl ich das Wort muss so ungerne benutze) seine Krankheit therapieren lassen, eine SHG besuchen, ggf auch weitere psychtherapeuthische Behandlungen in Anspruch nehmen.
    Nur so kann er die Krankheit auf Dauer überwinden. Dazu gehört auch das Wissen und die Akzeptanz NIE WIEDER KONTROLLIERT TRINKEN zu können...

    - Gleichzeitig muss er verlorenes Vertrauen zu Dir wieder aufbauen...

    - ...aber das gilt auch umgekehrt, auch Du musst verlorenes Vertrauen wieder zu ihm aufbauen

    Ich denke ohne Paartherapeuthen wird das nicht gehen...? Ich stelle das einfach so mal in den Raum.


    Was denkst Du Bea?

    Was macht Dein Mann derzeit?

  • Hallo Gerchla und ein Hallo an Proky und alle, die sich hier im Forum begegnen.
    Ich hatte Probleme beim Antworten auf meine Beiträge und Proky hat mir geholfen, hier wieder aktiv dabei zu sein.
    Ja, mir geht es zur Zeit gut. Ich fühle mich wohl in meiner derzeitigen Situation.
    Ich habe zu meinem Mann regelmäßigen Kontakt und es gelingt uns, auch über unsere Wünsche und Meinungen zu reden. Das ist für uns ein großer Gewinn.
    Mein Mann nimmt einmal in der Woche seinen Termin bei der Suchtberaterin war und ich glaube, dass er bis jetzt noch keinen Alkohol wieder getrunken hat.
    Er hat große Probleme mit dem Allein-Sein im Alltag. Das kann ich gut verstehen. Unsere Tochter (38 Jahre und wohnt ca. 150 km von uns entfernt) war in der vergangen Woche einige Tage bei ihm. Unser Sohn geht regelmäßig zu ihm und ich komme ca. 2 bis 3x in der Woche. Wir haben am vorletzten Sonntag in Familie gemeinsame zu Mittag gegessen, ich habe wie vor dem Entzug, für uns alle gekocht. Die Atmosphäre war entspannt und tat allen gut.
    Mein Mann möchte regelmäßige gemeinsame Wochenenden mit mir. Da aufgrund vergangener Vorkommnisse (eine andere Frau) meinerseits kein Wunsch und Lust auf Sex vorhanden ist und sich noch nicht wecken lässt, möchte ich nicht mit ihm schlafen, und komme "nur zu Besuch". Das tut ihm weh und er fühlt sich von mir im Stich gelassen. Ich bin ihm seit seiner Therapie gefühlsmäßig wieder ein sehr großes Stück näher gekommen, jedoch brauche ich meinen eigenen Freiraum.
    Gerne würde ich Eure Meinung dazu erfahren.
    Vielleicht gibt es jemanden hier, der oder dem es ähnlich ergeht.
    Vielen Dank für Eurer Lesen und Euere Zeit.
    Ich melde mich wieder und bleibe am "Ball"
    Bea

  • Hallo liebe Leser,
    ich habe gerade noch Beiträge von "ich bin neu hier" von Orangina, Gerchla und Susanne68 gelesen.
    Ihr redet sehr viel von den Erfahrungen Eurer Vergangenheit.
    Mein Mann möchte die Vergangenheit ruhen lassen, nichts mehr davon wissen, dass damals schon vor 4 Jahren unsere Ehe zerbrochen ist, insbesondere die Thematik mit der "anderen Frau". Er wirft mir immer wieder vor, dass ich zu viel in der Vergangenheit wühle. Wir wollen an die Zukunft denken. Das ist auch richtig, aber die Vergangenheit hat uns dahin gebracht, wo wir heute sind. Ich glaube, das hat mein Mann nicht verinnerlicht.
    Mein Mann wünscht sich einen gemeinsamen Neuanfang. Da sind wir dabei, aber ich brauche Zeit, um wieder zu ihm zu finden. Er sagt mir, dass er nicht ewig warten möchte.
    Ich weiß jedoch nicht, wie lange ich brauche, wieder Vertrauen aufzubauen. Für mich persönlich befinde ich mich auf einem völlig neuen Weg mit meinem Ehemann, der mir sehr langsam wieder näher kommt. Ich betrachte die Erfahrungen aus unserer Vergangenheit als Lehren für einen Neuanfang.
    Bea

  • Hallo Bea
    Erst mal Willkommen

    Mein Mann möchte die Vergangenheit ruhen lassen, nichts mehr davon wissen, dass damals schon vor 4 Jahren unsere Ehe zerbrochen ist, insbesondere die Thematik mit der "anderen Frau". Er wirft mir immer wieder vor, dass ich zu viel in der Vergangenheit wühle. Wir wollen an die Zukunft denken. Das ist auch richtig, aber die Vergangenheit hat uns dahin gebracht, wo wir heute sind. Ich glaube, das hat mein Mann nicht verinnerlicht.

    Und dann gibt er dir auch noch die Schuld für Alles wie du dich jetzt Verhälst???? :P

    Ja er war 12 Wochen in Terapie
    Aber was hat er dort Gelernt Frage ich mich nixweiss0
    Verdrängen ,Vertuschen schönreden das Kann jeder Süchtige,in der Therapie lernst du für die Zukunft.
    Und Fehler die in der Vergangenheit passiert sind zu vermeiden.
    Aus Meiner Therapie weis ich,das viele gerne nur die Zukunft sehen,aber die Vergangenheit verdrängen.
    Die Besten waren die die sich selber eingeredet haben das sie Kein Problem haben,auf Alkohol zu verzichten,und wie Corona Losging waren viele von diesen Besserwissern auch die,die Therapie Abgebrochen haben. 44.
    Mit Begründungen die man nicht Nachvollziehen Kann
    Ich brauch doch Keinen Alkohol ,ich bin doch schon 4 Wochen hier,hab ich Probleme????
    Ja sie Schieben die Probleme weiter vor sich her,um da Weiterzumachen,wo sie Aufgehört haben.

    Eigendlich sollte die Therapie dazu da sein in sich zu Horchen,das Rüstzeug zu Lernen für ein Alkoholfreies und zufriedenes Leben in der Gesellschaft zu Führen nach der Therapie.
    Vor der Therapie ist nach der Therapie 44.

    Aber dein Mann Bedrängt dich,er sollte mal Lernen sein Leben auf die Reihe zu bekommen,und das würde ich ihm mal nett sagen:

    Bei Passender Gelegenheit

    Hast du in der Therapie nichts Dazugelernt??? :*

    Dann siehst du ja wie er Reagiert,und weißt wie du dich verhalten Kannst.

    Vielleicht war das zu Dierekt aber das sit meine Meinung
    LG

    Der Weg ist das Ziel<br />Konfuzius (551–479 v. Chr.

  • Nun ja, als ich mit dem Trinken aufgehört habe, fand ich mich ausser dem Alkoholproblem im Grunde ganz in Ordnung.
    Und als das dann klappte und es "aussen" auch ziemlich gut aussah, sah ist erst mal überhaupt keinen Grund, da noch viel dran zu ändern.
    Mir ging es erst mal absolut blendend. Und davon war ich geblendet....aber es war trotzdem wichtig, das mitzunehmen, zeigte es mir doch gleich auch die schönen Seiten der Trockenheit.

    Ich war anfangs auch so, was wollen die denn alle mit Aufarbeitung und weiterer Beschäftigung damit, klappt doch auch so.

    Nur weil ich trotz gutem Job und wieder funktionierender Beziehung immer unzufriedener wurde, kam dann irgendwann Eins zum Anderen.

    Alles immer im Nachhinein betrachtet, als ich davor stand, wusste ich öfter nicht, wo es langgeht.

    Gruß Susanne

  • Im Übrigen sollte ich vielleicht erwähnen, dass ich meinen Partner gezwungen habe, wegen seiner Coabhängigkeit und eben wegen dem Rumreiten auf Dingen, die sich nicht mehr ändern liessen, Therapie zu machen. Sonst wäre ich nämlich auch einfach neben raus gegangen. Konnte er sich aussuchen.

    Zum Scheitern einer Beziehung, obwohl man eigentlich noch will, gehören immer zwei. Meins war meines, aber seins war eben auch seines.

    Und ich war ziemlich damit beschäftigt, bis er Dinge an mir, die ich selbst nicht ändern konnte, akzeptiert hat. Nur weil ich manchmal ein bisschen schlau wirke, kann ich eben auch nicht alles. Und es ist nicht immer Bösartigkeit und Unwilligkeit, wenn ich etwas nicht mache. Manchmal allerdings schon, und das muss man auch zu nehmen wissen.

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