Auf der Suche nach Rat als indirekt Betroffener


  • Als erstes müssen jetzt die Alkoholvorräte weg. Ich brauche sie nicht, für sie sind sie eine gefährliche Versuchung, und ich kann es auch schlecht liefern, in nächster Zeit in ihrer Gegenwart ein Bier zu trinken. Also wird das erst mal weggesperrt (wir sind beide so erzogen, dass man nichts vergeudet - in vielerlei Hinsicht etwas, dem wir verdanken, was wir uns in unserem Leben aufbauen konnten; ganz wohl ist mir in diesem Fall aber nicht damit).
    Bei einer Suchtklinik in der Nähe habe ich gerade Vorabinfo eingeholt, wie so eine Reha prinzipiell ablaufen würde. Die wohl größte Hürde wird die Vereinbarkeit von Aufenthaltsdauer mit der Arbeit (selbstständige Tätigkeit - für zwei Monate komplett ausklinken ist eigentlich nicht drin), den Rest (Haushalt, Kinder etc.) bekomme ich schon allein gebacken. Dass die Maßnahme zeitnah angegangen werden sollte, hat man mir dort nahegelegt. Aktuell sucht meine Frau Ablenkung, um nicht Gefahr zu laufen, dass ihre Gedanken sich um den Alkohol drehen. Dabei dürfte so eine Maßnahme sicher hilfreich sein, Therapiesitzungen inklusive.
    Was meint ihr, drücke ich da gerade zu sehr auf Gaspedal, oder würdet ihr das, beträfe es Euch, als hilfreich empfinden?


    Hallo P.
    also grundsätzlich finde ich es gut, was DU tust, damit es deine Frau "schafft".
    Ich denke aber, dass es wichtig ist, euren Haushalt von alkoholischen Getränken komplett zu befreien, da macht die Bedeutung der Vergeudung keinen Sinn. Im schlimmsten Fall verdankt euch das einen Rückfall.
    Weiterhin finde ich es wichtig, dass nicht DU, sondern SIE sich um Infos einer Therapie kümmern sollte. Es geht um IHR Leben. Und da gibt es (eigentlich) keine Hürden der Vereinbarkeit.
    LG von Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • ohh Betty, da hatten wir wohl den gleichen Gedanken. Sorry, wir haben wohl zeitgleich geschrieben.
    Gruß Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • 44. Brit Das liegt dann wohl daran, dass wir das Problem kennen. Bei mir war es nicht anders. ICH habe den Entschluss gefasst. Das geht auch nicht anders.

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Guten Morgen P.,

    ich will gleich mal auf Deine Fragen eingehen und Dir noch ein paar Dinge aus meiner Geschichte erzählen.

    Zitat

    hm... aus welchem Grund hast Du Dich damals von der Familie getrennt?


    Ganz pragmatisch könnte ich jetzt sagen: Als ich einige Zeit nüchtern war stellte ich mit Schrecken fest, dass ich meine Frau nicht (mehr) liebte. Aber so "einfach" war's dann doch nicht. Über die Jahre des heimlichen Trinkens hat unsere Ehe stark gelitten. Meine Frau versuchte wirklich alles um irgendwie an mich heran zu kommen, hatte jedoch keine Chance. So lebten wir uns natürlich nach und nach immer mehr auseinander. Tiefe Liebe empfand ich dagegen immer für meine Kinder, in jeder Phase meiner Sucht. Sie waren eigentlich diejenigen, die in meinem Leben die wichtigste Rolle spielten. Trotzdem war diese Liebe nicht stark geung mich von der Sucht weg zu bringen.

    Als ich dann aber weg kam, blieb natürlich die Liebe zu meinen Kindern und meiner Frau gegenüber ein wahnsinniges Schuldgefühl. Denn ich hatte in dieser Zeit nicht nur heimlich getrunken sondern noch einen riesen Haufen anderer schlimme Dinge getrieben, die ich ihr nun aber alle beichtete. Das musste sein, denn dieses Mal war's mir wirklich ernst. Somit sah ich keine Basis mehr für ein gemeinsames Leben an ihrer Seite (sie wäre dazu durchaus bereit gewesen), ich fühlte mich ihr gegenüber nur schuldig, klein und konnte mir auch nicht vorstellen innerhalb dieser Beziehung dauerhaft alkoholfrei zu bleiben. Letzteres war dann für mich der entscheidende Punkt. Denn eines wusste ich zu diesem Zeitpunkt ganz genau: Ich will nie mehr trinken und ALLES dafür tun. Also, es ist schwer zu erklären, aber ganz grob kannst Du das jetzt vielleicht ein wenig nachvollziehen. Und ich bin heute mehr denn je davon überzeugt, dass es die richtige Entscheidung für mich und auch für sie und unsere Kinder war. Auch wenn es sich anfangs ganz anders angefühlt hat...

    Zitat

    ch habe diesen Punkt noch überhaupt nicht bedacht, sondern in erster Linie meine Optionen.


    Also, es ist gar nicht so selten, dass sich Paare trennen, nachdem der trinkende Teil trocken wurde. Natürlich gibt es glücklicherweise auch Gegenbeispiele, wo beide anschließend zu einem harmonischen gemeinsamen Leben zurück fangen, was ich Dir/Euch von Herzen wünsche. Es halt so, dass ein Trinker wenn er trocken wird, sich natürlich verändert. Wie er sich ja auch verändert hat durch die Sucht. Nun möchte ich nicht so weit gehen zu sagen, dass dann da zwangsläufig ein absolut komplett neuer Mensch vor einem steht, aber doch ein ziemlich veränderter. Deshalb ist es auch oft ratsam, dass sich beide Partner, also auch der nicht trinkende, der somit ja eigentlich gar kein akutes Problem hat, in Therapie begibt bzw. sich in irgend einer Form bei diesem Prozess begleiten lässt. Einfach auch um zu verstehen, was da jetzt beim anderen gerade passiert und wie man damit umgehen kann. Denn nicht nur der Trinker muss sein Leben verändern, sondern auch der Partner.

    Noch krasser ist das ganze, wenn der nicht trinkende Partner in einer Co-Abhängigkeit steckt, was jetzt auch nicht so selten der Fall ist. Das sehe ich bei Dir aber aufgrund dessen was ich bisher gelesen habe eher nicht. In solchen Fällen ist dann ja so, dass der Partner sozusagen sein "Betreuungsobjekt" verliert, ums mal salopp auszudrücken. Co-Abhängigkeit ist ja ebenfalls eine psychische Erkrankung die auch nicht einfach zu behandeln ist.

    Zitat

    Wie ist das mit der körperlichen Abhängigkeit genau?


    Naja, es ist ja oft so, dass Menschen (die nicht so viel Ahnung von der Sucht haben) denken, wenn man mal diese körperlichen Symptome überwunden hat, dann ist das Gröbste überstanden. Du hast schon einige Symptome einer körperlichen Abhängigkeit genannt. Also starkes Schwitzen und Zittern sind ganz klassische. Das kann sich aber noch deutlich steigern. Du hast ja sicher schon von den "weißen Mäusen" gehört, die Menschen plötzlich sehen. Letztlich geht es um Delir, um Krampfanfälle und all das kann in schlimmen Fällen auch zum Tode führen. Deshalb ist es auch immer ratsam niemals ohne ärztliche Begleitung zu entziehen. Der Arzt kann dann entscheiden, ob man zuhause (z. B. auch mit Hilfe von Medikamenten) oder in einer Klinik unter ständiger Aufsicht entziehen sollte.

    Bei Deiner Frau scheinen ja nun keine Symptome vorhanden zu sein. Was aber eben nicht bedeutet, dass sie deshalb ein kleineres Problem hat. Denn die körperliche Abhängigkeit folgt in aller Regel erst deutlich nach der psychischen. Wobei es meines Wissens jetzt keine Rechenformel dazu gibt, wie lange und wieviel jemand trinken muss, bis er körperlich abhänig wird bzw. wie schnell er dann körperlich abhängig wird. Im übrigen gibt es das für die eigentliche Sucht, also die psychische Abhängigkeit auch nicht. Es gibt ja auch Menschen, die trinken jahrelang täglich eine große Menge Alkohol und sind trotzdem nicht süchtig, sie betreiben "lediglich" Missbrauch. Andere wiederum trinken ein paar Monate regelmäßig zu viel und sind bereits abhängig.

    Das macht die ganze Geschichte ja so verdammt gefährlich.

    Zitat

    Sie hat mich in auch in dem Glauben mit der Stoffwechselerkrankung gelassen, indem sie kein Wort über den Wein verloren hat - aber den trank sie täglich, und viel davon.


    Weißt Du, ich habe mich im nachhinein immer gefragt, wie meine Frau nicht merken konnte, dass ich trank. Zum Ende hin trank ich ja mindestens 10 Bier am Tag und das reichte meist gar nicht aus. Es kam oft noch Wein obendrauf. Ich muss also gestunken haben wie eine Suffkneipe. Man sagt ja immer, jeder wüsste längst das man trinkt nur man selbst meint das es keiner mitbekommt. Aber das war bei mir wirklich nicht der Fall und ich musste meine Frau bei meinem Outing erst davon überzeugen, dass ich wirklich Alkoholiker war, Indem ich ihr all meine geheimen Alkoholverstecke in Haus, Garten, Auto und sogar der näheren nachberschaftlichen Umgebung gezeigt habe. Alle prall gefüllt mit Bier und Wein.

    Klar, man ist als Alki ein super Blender und Täuscher, man ist ein begnadeter Lügner, ein super Betrüger. Und man hat so seine "Tricks". Die letzten Jahre z. B. schliefen meine Frau und ich größtenteils getrennt, es lief ja auch "nicht mehr so gut". Was für mich natürlch super war, denn dann konnte ich in meinem Zimmer ungestört vor mich hinstinken. Dann wird man auch ein Meister im Bezug auf die Beschaffungs- und Entsorgungslogistik. Du kannst Dir vorstellen, dass all meine Bier- und Weinflaschen ja besorgt und entsorgt werden mussten. Heimlich, wohlgemerkt! Ich gebe zu, dass das zum Ende hin mit der größte Stress am Trinken war. Aber ich bekam es bis zum Schluss hin, ohne dass jemand etwas merkte. Längst trank ich das billig Bier aus Plastikflaschen, allein schon deshalb weil diese nicht klirrten, wenn ich sie in meinem Rucksack stopfte oder wenn sie im Reserveradkasten des Autos transportiert wurden (blöd wäre es gewesen, wenn ich tatsächlich mal ne Reifenpanne gehabt hätte, das Reserverad hatte ich aus Platzgründen natürlich "entsorgt"). Du merkst, es gibt nichts was es nicht und es ist unglaublich wie "kreativ" Alkoholiker werden können, wenn es ums trinken geht.

    Zitat

    Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob man von so einer Art "Schweregrad" sprechen kann, und ob sich das auf die Chancen auswirkt, davon weg zu kommen. Wie siehst Du das?


    Diese Frage kann ich gar nicht so einfach beantworten. Grundsätzlich denke ich: je früher weg von dem Zeug, desto besser. Die Praxis lehrt aber, dass viele Alkoholiker genau das nicht schaffen. Eben weil scheinbar der Leidensdruck noch nicht groß genug ist. Man spricht hier auch davon, dass ein Alkoholiker erst seinen "persönlichen Tiefpunkt" erreicht haben muss, bevor er es wirklich schaffen kann. Nun, wie der Name schon sagt, ist dieser Tiefpunkt ein sehr persönlicher. Beim einen "reicht" der Verlust des Führerscheins, beim anderen die Tatsache, dass er im Job darauf angesprochen wurde und wieder andere mussen erst Familie und ihr gesamtes Umfeld verlieren.

    Leider ist es auch so, dass die meisten Alkoholiker diesen Tiefpunkt überhaupt nicht erreichen oder er sie nicht dazu bringt mit dem Trinken aufzuhören. Das muss man leider auch als Realität so anerkennen. Denn es sind die deutlch wenigeren von den Süchtigen, die es überhaupt versuchen von dem Zeug weg zu kommen, also ernsthaft versuchen meine ich, nicht nur mal eine Trinkpause einlegen. Und von denen die es versuchen, sind es ja auch nicht so viele, die es dann dauerhauft schafften. Hier gibt ja auch eine hohe Rückfallquote. Somit ist es meiner Meinung nach so, dass dieser persönliche Tiefpunkt sicher ein wichtiger Auslöser sein kann von der Sucht weg zu wollen, jedoch kein Garant dafür es auch zu schaffen.

    Übrigens gibt es auch einige, bei denen es einfach "Klick" gemacht hat. Zumindest beschreiben diese Menschen es so. Sie wussten plötzlich: Jetzt will ich nicht mehr, oft auch ohne dass ein akut negatives Erlebnis unmittelbar vorher als Auslöser gelten kann. So war es dann letztlich auch bei mir, nachdem ich vorher über Jahre hinweg immer wieder versucht hatte, irgendwie aufzuhören.

    Es geht also darum, dass der Trinker es von sich aus möchte! Dass er erkennt, dass ein Leben ohne Alkohol ein besseres ist. Das er den Sinn seines Lebens erkennt und weiß, dass ihn der Alkohol beim Erreichen seiner Ziele niemals eine Hilfe sein kann sondern immer das Gegenteil. Natürlich geht es ganz am Anfang erst mal einfach nur darum nicht mehr zu trinken. Dabei ist es oft auch hilfreich, wenn man sich all die negativen Erlebnisse mit Alkohol vor Augen hält, immer und immer wieder. Sich immer wieder aufzeigt, was passieren würde, wenn man wieder zur Flasche greift usw. Auf die Länge hin gesehen, wenn man denn eine zufriedene Abstinent erreichen möchte, brauchts dann aber m. E. nach mehr. Eben das Bewusstsein, wie überflüssig und sinnfrei Alkohol für ein zufriedenes Leben eigentlich ist. Und dann will man ihn gar nicht mehr trinken und man vermisst ihn auch nicht mehr. Meine Erfahrung.

    Zitat

    die Art, wie im Elternhaus mit Problemen umgegangen wurde - nämlich: nicht, nur irgendwie übertünchen, bevor das noch jemand mitbekommt,


    Tja, da könnte ich jetzt fast sagen: Bingo - genau so war es bei mir auch. Das war einer der von mir "entdeckten" Gründe, weshalb ich zum Alkohol griff. In meiner Familie gab es keine Probleme, besser: es hatte keine zu geben. So kannte ich das von Klein auf. Es wurde weder über Probleme noch über Gefühle diskutiert. Alles was nicht real greifbar war (wie z. B. Gefühle, psychische Probleme, etc.) existierte auch nicht bzw. wurde nur mit Unverständnis zur Kenntnis genommen. Ich habe nicht gelernt Probleme als solche zu akzeptieren und diese dann auch entsprechend zu behandeln und zu lösen. Sie wurden weg geschoben, ignoriert oder klein geredet. Und wurden dann langsam (weil ungelöst) immer größer und größer. Aber der Alkohol half dann natürlich ganz prima, sie wieder klein und lächerlich erscheinen zu lassen. Zumindest temporär.....

    Zitat

    Vielleicht bin ich da auch gar nicht der Richtige, um das herauszufinden, sondern ein Psychologe, oder auch ein anderer, Außenstehender


    Hierzu habe ich eine ganz persönliche Meinung, die aber natürlich kein Anrecht auf Richtigkeit hat. Ich bin immer der Meinung gewesen, dass meine Frau nicht gleichzeitig meine Psychologin sein kann. Auch nicht sein darf, denn das ist auch ihr gegenüber nicht fair und es kann schnell überfordern. Selbstverständlich kennt meine Frau meine Geschichte, sie weiß um meine Sucht genau Bescheid und wir sprechen immer wieder mal über dieses Thema. Als ich sie kennenlernte war ich noch mit vielen Baustellen beschäftigt. Vor allem meine Schuld belastete mich enorm. Ich hätte mir nie vorstellen können, ihr das alles "reinzudrücken". Ich dachte mir immer: Es hat schon seine Berechtigung, dass es da Menschen gibt, die psychologie studiert haben und das alles richtig gelernt haben und täglich damit Erfahrungen sammeln. So sehe ich das auch heute noch.

    Wobei ich heute auch sage: Ein guter Freund, kann ebenfalls ein wunderbarer Ansprechpartner sein, so erlebte ich es jedenfalls. Und bei mir war es ja dann letztlich ein Mönch, der mir wirklich am allermeisten bei meinem Weg zurück ins Leben geholfen hat. Aber es waren eben immer außenstehende Menschen gewesen. Aber eben auch solche, denen ich vertrauen konnte, denen ich mich öffnen konnte. Und das ist halt die Herausforderung, so denke ich. Also diese Menschen finden. Eben den richtigen Psychologen z. B. Meiner war damals auch nicht der Richtige, deshalb suchte ich ja weiter und traf auf diesen Mönch.

    Also, Du merkst sicher: einen Königsweg gibt es nicht und ehrlich gesagt: Eigentlich müsste das alles hier Deine Frau lesen. Für sie wären das alles wichtige und vielleicht hilfreiche Information. Dir können sie sicher helfen, als nicht Süchtiger das alles ein wenig besser zu verstehen oder nachvollziehen zu können. Aber letztlich liegt alles allein in den Händen Deiner Frau. zumindest was die Überwindung ihrer Sucht betrifft. Du selbst hast hier nur eine Nebenrolle, kannst Unterstützen wenn Du das möchtest und musst gleichzeitig aber höllisch aufpassen, dass Du Dein eigenes Leben nicht durch die Sucht Deiner Frau zu stark negativ beeinflussen lässt. Was natürlich alles andere als einfach ist, das ist mir schon klar. Aber letztlich kannst Du nur auf Dich schauen und Dinge für Dich verändern. Während Deine Frau ihr Leben verändern kann, wenn sie es denn möchte. Denn wenn sie weiter trinken will, dann wirst Du machtlos sein und kannst nur Deine Konsequenzen ziehen.

    Alles alles Gute und bis bald mal.

    LG
    gerchla

  • Moin Betty und Britt,

    danke für Eure Reflexion. Ich hatte das fast befürchtet. Mir fällt es immer schwer, mich zu bremsen. Bei uns laufen die Dinge meistens so, dass jeder einbringt, was er kann, ohne Bittgesuch. Aber bei mir artet das schon gerne etwas aus, ich kann schlagartig Unmengen von Energie mobilisieren, und weiß nicht, wie ich das abstellen soll, das ist meine Natur. Mit ihren guten, aber auch schlechten Seiten.

    Ja, es muss ihre Entscheidung bleiben, das ist mir klar. Letztes mal ging genau das schief. Ich versuche, mich zurückzuhalten, und ihr die Info dann zu geben, wenn sie sie haben möchte. Echt schwer für mich...

    Du hast schon recht, Britt: wenn es um das Leben geht, kann der Job nicht Vorrang haben. Aber er ist auch eine wichtige Art der Selbstdefinition, ohne die man ggf. in der Luft hängt (verhungern müssten wir deshalb sicher nicht), und damit durchaus eine Hürde. Die Rechnung: großer Mehrwert - erheblicher, aber geringerer Verlust > 0 geht da nur eingeschränkt auf, wenn man trotz positiver Bilanz anschließend in ein Loch fällt. Das war einer der ersten Punkte, die sie vorgebracht hat: wie soll ich das unter einen Hut bekommen?

    Alkoholvorräte verschenken. Hm... sieht irgendwie seltsam aus, wenn man Sixpacks Aldi-Bier verschenkt. Die etwas edleren Sachen können wir so aber bestimmt loswerden. Ich sehe das eigentlich genau so, und hätte wenig Schmerz, das Zeug einfach wegzuleeren. Meiner Frau fällt das schwerer - nicht weil es Alkohol ist, sondern wegen der Vergeudung. Ihre Eltern sind in diesem Punkt extrem: weggeworfen wird nur, was sich gar nicht mehr mehr retten lässt. Vieles davon füllt lebenslang Kellerräume, Dachboden und Garage... denn: das ist doch noch gut. Nicht, dass man all die Schätze jemals wieder finden würde - denn die sind in irgend einer Schachtel ganz unten hinter dem Berg anderer Schachteln :'(. Das dürfte ein Kindheitstrauma aus dem Krieg sein.
    Ich werde das erst mal wegsperren, die Hürde muss erst mal nur so groß sein, wie ein Neukauf, der nun mal jederzeit eine Gelegenheit bietet. Vielleicht hilft ihr das beim loslassen. Und sonst werde ich es nebenbei entsorgen.
    Bleiben kann es jedenfalls nicht.

    Bzgl. der Verwandtschaft, die oft auch Wein und Spirituosen verschenkt, haben wir gestern auch gesprochen. Wir wollen den Punkt erst mal so abstellen, indem wir sagen: wir haben uns entschieden, bis auf weiteres keinerlei Alkohol mehr zu trinken, weil er uns nicht gut tut. Das ist nicht gelogen, vermeidet ein Outing, und vor allem die Enttäuschung, wenn man über seine Probleme redet, ohne dass eine angemessen Reaktion zurückkommt, und man sich unweigerlich wieder darüber ärgert.


  • Moin Betty und Britt,

    danke für Eure Reflexion. Ich hatte das fast befürchtet.
    Ja, es muss ihre Entscheidung bleiben, das ist mir klar. Letztes mal ging genau das schief.
    Du hast schon recht, Britt: wenn es um das Leben geht, kann der Job nicht Vorrang haben. ..Das war einer der ersten Punkte, die sie vorgebracht hat: wie soll ich das unter einen Hut bekommen?
    Alkoholvorräte verschenken. Hm... sieht irgendwie seltsam aus..., Meiner Frau fällt das schwerer - nicht weil es Alkohol ist, sondern wegen der Vergeudung.


    P., also auch wenn ich etwas hart rüberkomme: mein Eindruck: SIE hält sich das Hintertürchen zum Weitertrinken offen. Findet Gründe, etwas nicht zu tun.
    Für Veränderungen scheint sie (ihr) noch nicht wirklich bereit zu sein.
    LG Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Moin,

    ich habe genau das auch gedacht. Trennungsschmerz vom Alkohol. Und wenn ich ehrlich bin, dann kann ich mich sehr gut erinnern, dass ich beim Entsorgen meiner Vorräte dachte: "Was für eine Verschwendung. Es hat alles Geld gekostet". :-[
    Totaler Wahnsinn.
    Ich rate JEDEM: Weg mit dem Zeug. Aber nicht du bist dafür verantwortlich sondern deine Frau. Sie muss sich eingestehen, dass der Alkohol nicht ihr Freund sondern ihr Feind ist und ihn in diesem Fall zu entsorgen, ist keine Vergeudung oder Verschwendung sondern eine Notwendigkeit. So sehe ich das. :sorry:

    Gruß Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Oh wow...

    Hallo P., ein "Elefant im Zimmer" bedeutet im übertragenen Sinn: da ist eine üble Geschichte in der Familie (z.B. eine/r ist süchtig, eine/r hat den Job verloren, aber auch harte Sachen wie z.B. familiärer Missbrauch oder ähnliches) und die meisten wissen es, aber keine/r spricht es an, sondern nur z.B. Wetter u/o Fußball.

    Zu der Langzeit-Reha: Ich dachte im Jahr 2000, wenn ich meinen Job aufgebe, weil ich gesund werden will, bricht die Firma zusammen (ich war Sekretärin in einer Spedition) - und weißt du was? Die LKWs fahren immer noch hin und her!

    Und Alk aufheben, weil man nichts wegwirft??? Das ist Gift für deine Frau! Vergleichbar mit E605 oder wat weiß ich...

    Aber SIE muss es wegschütten wollen.

    Was hältst du davon, mit deinen Kindern mal eine Runde an die frische Luft zu gehen, anstatt hier Lösungen zu suchen.

    Boah, das hört sich jetzt vielleicht sauer an. Und tatsächlich ist das auch ein Tipp für mich: Ich mache jetzt mein Handy aus und gehe an die herrlich frische Luft.

    Netten Gruß,

    ichso

  • Hallo,

    ich glaube, in dem Punkt irrt ihr. Ich bin dazu bereit, mir täte es nicht weh, die Vorräte wegzukippen. Würde ich das jetzt machen, dann wäre es aber wieder meine Entscheidung, nicht ihre. Dagegen erscheint mir Informationsbeschaffung als deutlich weniger invasiv.

    In kenne ich sie gut genug, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht um den "Stoff" geht (ebenso allerdings: dass das nicht auch ein Aspekt sein könnte. Menschen denken nicht digital), sondern ums wegwerfen, das ist immer ein Thema, auch wenn mans nicht trinken kann; wir reden auch nicht über 3 Weinflaschen, sondern über ein ganzes Regal davon. Ein dreistelliger Betrag, der dabei den Abfluss hinunter geht. Lächerlich im Vergleich zum potentiellen Schaden, aber ganz ohne eben doch nicht.
    Es ist nicht so, dass mir wohl dabei wäre, wenn der Alkohol weiter im Haus bleibt. Die letzten fünf Tage waren die ersten seit langem, an denen sie nüchtern war. Ich möchte, dass das auch so bleibt. Ich kann nochmal mit ihr reden, ich kann alternativ auch jetzt gleich in ihrer Abwesenheit Tatsachen schaffen. Was soll ich also tun?

    Als wir damals das Rauchen aufgegeben hatten, war das einfach: alle Vorräte zusammengeraucht, Ende. Das ist hier nun mal definitiv keine Option.

    ichso: die Bedeutung der Elefanten konnte ich mir noch zusammenreimen, aber das mit dem Helfersyndrom? Im Sinne, dass jemand hilft, aber in gewisser Weise dafür sorgt, dass die Hilfsbedürftigkeit nicht ausgeht?

    Bitte lass Dich nicht durch das, was Du von mir liest, triggern. Wut ist nie ein guter Ratgeber, weder für sich noch für andere, auch wenn ich verstehen kann, weshalb die Emotionen hochkochen. Auch dann nicht, falls ich mich blöde anstelle - ist für mich, genau wie für meine Frau, das erste und hoffentlich letzte mal.

    Beim Thema Job geht es nicht um die irgendwelche Phantasien der Wichtigkeit oder um Pflichtbewusstsein gegenüber Dritten. Meine Frau ist die Firma. Sie ist Selbstständige, und dabei nicht für ein bestimmtes Unternehmen tätig, das auf sie als Person "angewiesen" wäre (das wäre ein Fall von Selbstüberschätzung und/oder Dummheit. So naiv sind wir längst nicht mehr ;D ). Ein "in ein paar Monaten wieder" geht hier aber nicht, denn die Kunden sind nicht auf den konkreten Dienstleister angewiesen (bei dem bleibt man, weil man weiß, dass er zuverlässig und fristgerecht liefert; bei einem anderen weiß man das erst mal nicht, ein Fehlgriff kann in der Branche empfindlich ins Geld gehen). Die Kunden sind allerdings zwangsläufig dafür auf die Dienstleistung angewiesen. Das bedeutet: das war's hinterher mit dem Kundenstamm - keine Vermutung, sondern reale Erfahrung.

    LG
    P.


  • Wenns ein halbwegs gescheiter Wein ist, probiers doch mal bei ebay. Dann ist es nicht weggeschüttet, Du kriegst vielleicht noch einen Gegenwert dafür und es ist trotzdem aus dem Haus.

    Ja, da dürfte manches dabei sein, das sich verkaufen lässt (das Aldi-Bier nicht, darum ist es aber auch nicht schade). Dann muss ich das nun aber trotzdem wegsperren (das war ihr Vorschlag. Das Schloss aufzubrechen würde auffallen, heimlich Nachschub kaufen nur mit Glück - von daher), das geht ja auf eBay nicht sofort weg. Ich glaube, damit müsste sie sich arrangieren können - falls nicht, weiß ich was Sache ist.

  • Moin,

    wie geht es denn eigentlich deiner Frau und wie verhält sie sich? Hat sie denn irgendwelche Maßnahmen ergriffen oder überlässt sie es dir? Es ist ja auch nicht so, dass man unweigerlich für lange Zeit im Job ausfallen muss. Es gibt ja ganz viele Möglichkeiten. Ich war auch nicht weg und habe während meiner Alkoholentwöhnung komplett meinen Job gemacht. Es ist alles zu schaffen, wenn man es angeht. Möglichkeiten gibt es ganz viele. Ihre Selbstständigkeit muss darunter nicht leiden. Wenn sie weiter trinkt, dann würde das aber irgendwann sicher der Fall sein. Menschen (Kunden) nehmen Dinge wahr. Ich habe im Laufe der Entwöhnung gemerkt wie sehr ich mich veränderte. Mein Aussehen, mein Verhalten, meine Energie usw. usw.. Mein Umfeld und die Menschen haben mich in der Zeit recht häufig angesprochen und ich habe viele und gute positive Rückmeldungen bekommen. Es stellte sich heraus, dass mehr Menschen wussten, dass ich ein Alkoholproblem habe als ich dachte. Viele mögen eben nichts sagen. Das erfährt man dann erst später.

    Das eine kompletter Weinvorrat teuer ist, weiß ich wohl, aber was ändert es jetzt? Deine Frau will ihn ja eigentlich nicht mehr trinken. Du? Oder eventuelle Gäste?
    Bei mir gibt es keinen Alkohol mehr. Für meine Leute ist das kein Problem. Allerdings hat sich mein Leben und mein Umfeld auch sehr verändert. Ich empfinde es als reines Glück. Mir ging es in meinem Leben noch nie so gut wie heute. Ich freue mich auf jeden neuen Tag. Mein Verstand ist viel klarer geworden. Also, was machen mit dem Wein? Dann sperre ihn erst einmal weg. Vielleicht kommt dir ja noch eine zündende Idee für die Verwendung. Alles Gute dabei. (Das meine ich ganz ehrlich).

    Liebe Grüße Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Wenn Du übrigens auf das Rauchen anspielst...geplant hat das bei mir nicht funktioniert, aber als es eines Morgens soweit war, dass ich mich entschlossen habe, den Rauchentzug auszuhalten (und auch bei mir - wie bei einigen Anderen - war das wesentlich schlimmer als beim Alkohol), weil es überhaupt keinen günstigen Zeitpunkt gab und es einfach immer bescheiden gewesen wäre, da lag bei mir im Schreibtisch noch ein halbes Jahr lang eine Stange Zigaretten. Erst, weil ich nicht wusste, ob ichs aushalte, und dann hatte ich es vergessen, bis ich mal aufgeräumt habe. Ich habs nicht noch mal probiert :). Alkohol hab ich übrigens auch nicht entsorgt, da ich ja Experte war, hab ich sogar dem zweiten Mann meiner Mutter die edlen Tropfen weiter besorgt. Also das ist auch so ein Thema, wo es mehrere Optionen gibt.

    Jedenfalls musste ich das alles in "meinem Stil" machen, vorgekaute Standardvorgehensweisen hätten bei mir wohl nicht funktioniert. Das ist meiner Ansicht nach auch die Schwierigkeit dabei, Dir Ratschläge zu geben, weil Deine Frau halt nicht hier ist und sich gar nicht äussert, und wenn Du das schreibst, sind immer Deine eigenen Interessen und Bedürfnisse sowie Deine Interpretation des Geschehens auch noch dabei, egal wie sehr Du Dich bemühst, das für sie zu tun.

  • Hallo Betty,


    wie geht es denn eigentlich deiner Frau und wie verhält sie sich? Hat sie denn irgendwelche Maßnahmen ergriffen oder überlässt sie es dir?

    Ihr geht es gut, sie sagt, es sei schön, morgens nicht mit einem Brummschädel aufzuwachen. Momentan flüchtet sie sich in Beschäftigung (neben ihrer arbeit: aufwändigere Kochrezepte, Handarbeit), damit sie nicht an den Alk denken muss. Die Abende verbringen wir wieder gemeinsam, was sehr schön ist - sonst hat sie sich weitgehend "versteckt", um trinken zu können.

    Zitat


    Es ist ja auch nicht so, dass man unweigerlich für lange Zeit im Job ausfallen muss. Es gibt ja ganz viele Möglichkeiten.

    So ist es. Bei der Klinik, bei der ich mich schlau gemacht habe, wäre es nur die erste Woche, danach freie Kommunikation nach außen (Internetzugang reicht in ihrem Fall für das meiste aus). Das in Erfahrung zu bringen war mir wichtig.

    Zitat


    Mein Umfeld und die Menschen haben mich in der Zeit recht häufig angesprochen und ich habe viele und gute positive Rückmeldungen bekommen. Es stellte sich heraus, dass mehr Menschen wussten, dass ich ein Alkoholproblem habe als ich dachte.

    Das wäre hier weniger relevant, das läuft hier nicht persönlich, sondern nur per Telefon, Post und Internet. Wir haben da schon die "lustigsten" Sachen erlebt, nach dem Motto: ich habe gerade einen Herzinfarkt - macht nichts, wir brauchen das aber bis morgen 12:00 Uhr. Absolut relevant ist aber die langfristige Sicht. Nach einem kompletten Absturz sind die Kunden ebenfalls weg, das ist ein gutes Argument!

    Zitat


    Das eine kompletter Weinvorrat teuer ist, weiß ich wohl, aber was ändert es jetzt? Deine Frau will ihn ja eigentlich nicht mehr trinken. Du? Oder eventuelle Gäste?

    Naja... ich dürfte zwar, werde allerdings den Teufel tun, und ihr da auch noch etwas vortrinken. Da könnte ich ja auch gleich meinen Kindern eine Predigt über schlimme Drogen halten, und dabei eine Straße Koks schnupfen... bloß nicht!

    Das Zeug kann und muss weg. An manchem hängen Erinnerungen (u.a. eine Flasche richtig teurer Champagner, den wir zur Hochzeit bekommen haben. Keine Ahnung, ob der überhaupt noch gut ist...).

    Als erstes muss das jetzt aber mal außer Reichweite. Ich könnte ihn ja im Garten einbetonieren, dann wurde er zumindest nicht weggeschüttet ;D Aber weg muss er.

    Wie ist das eigentlich aus Eurer Erfahrung, wenn es z.B. um Kochzutaten geht? Ich höre oft, dass auch Kleinigkeiten ein Problem sein können, wie eine Weinsauce am Braten (nicht selbst gekocht, da wäre die griffbereite Flasche das deutlich größere Problem) oder ähnliches? Ein Freund hat mir das so erklärt, dass hier zwar nicht die relativ geringe Menge Alkohol das Problem sei, aber dass dadurch die Erinnerung wieder getriggert wird. Für mich klingt das durchaus plausibel. Wie ist das bei Euch?


  • Wie ist das eigentlich aus Eurer Erfahrung, wenn es z.B. um Kochzutaten geht? Ich höre oft, dass auch Kleinigkeiten ein Problem sein können, wie eine Weinsauce am Braten (nicht selbst gekocht, da wäre die griffbereite Flasche das deutlich größere Problem) oder ähnliches? Ein Freund hat mir das so erklärt, dass hier zwar nicht die relativ geringe Menge Alkohol das Problem sei, aber dass dadurch die Erinnerung wieder getriggert wird. Für mich klingt das durchaus plausibel. Wie ist das bei Euch?

    Ich bin da vielleicht nicht repräsentativ, obwohl ich sicherlich auch für den Rahmen hier verhältnismäßg viel und lange getrunken habe.
    Aber mir ist das egal.

    Im ersten Jahr meiner Nüchternheit war ich ziemlich autodidaktisch unterwegs, mal einige Sitzungen in der Suchtberatung, auch Gesundheitscheck, aber ich war weder on- noch offline in der Selbsthilfeszene unterwegs. Von daher hat mich niemand mahnend zur Brust genommen und ich habe einfach ausprobiert. Eisbecher mit Likör - hab nix gemerkt.

    Ich habe nie danach gesucht und sicher noch nie etwas WEGEN dem Wein in der Soße gegessen, aber wenn es auf einer Speisekarte keine Speisen ohne Alkohol gab, die mir geschmeckt hätten, dann hab ich kurz in mich reingehorcht, ob Rückfallgefahr besteht, und dann hab ich das gegessen. Kam vielleicht so zwei bis drei mal im Jahr vor. Jetzt war ich schon länger nicht mehr in der Situation.

    Ich bin eh ziemlich viel in der Essszene unterwegs, esse so ähnlich wie Betty das beschreibt, und wenn Du das halbwegs repräsentativ betreibst, wie ich das in meiner Trockenzeit ein Weile gemacht habe, dann gibt es dabei eh sehr viele Leute, für die das unbedingt dazugehört. Kann man mit umgehen oder auch nicht, ich wollte das jedenfalls so. Und ich stand dabei nicht hinten dran, sondern ich sagte, wo es lang geht, und die Anderen wollten das so, obwohl sie genau wussten, wie ich das sehe. Man kann sich das schon so einrichten.

    Ja, und genau so kenne ich aber auch Leute, für die das lebensgefährlich wäre und die mir das auch glaubhaft versichert haben.

  • Zitat

    Als erstes muss das jetzt aber mal außer Reichweite. Ich könnte ihn ja im Garten einbetonieren, dann wurde er zumindest nicht weggeschüttet ;D Aber weg muss er.

    Gute Idee :lach:

    Spaß bei Seite!

    Zitat

    Wie ist das eigentlich aus Eurer Erfahrung, wenn es z.B. um Kochzutaten geht? Ich höre oft, dass auch Kleinigkeiten ein Problem sein können, wie eine Weinsauce am Braten (nicht selbst gekocht, da wäre die griffbereite Flasche das deutlich größere Problem) oder ähnliches? Ein Freund hat mir das so erklärt, dass hier zwar nicht die relativ geringe Menge Alkohol das Problem sei, aber dass dadurch die Erinnerung wieder getriggert wird. Für mich klingt das durchaus plausibel. Wie ist das bei Euch?

    nixweiss0

    Eine Frage die ich so gar nicht beantworten kann. Ich glaube, dass auch das sehr individuell ist. Ich trinke auch mein Wasser aus Weingläsern ohne Komplikationen.

    Ich koche gerne und auch gut. Mittlerweile sehr selten Fleisch, aber ich liebe gute Soßen. Rotwein lässt sich sehr gut durch guten Traubensaft ersetzen.
    Ich trinke im Sommer auch sehr gerne alkoholfreie Cocktails.

    Ich bin einfach an dem Punkt: Kein Alkohol mehr. Diesen Kummer möchte ich in meinem Leben nicht mehr haben. Ich brauche Alkohol weder für den Geschmack noch für mein Befinden. Wohlbefinden war es am Ende sowieso nicht. Ich kann entspannen ohne Alkohol. Ich kann lachen, feiern, tanzen und auch Blödsinn machen ohne Alkohol. Ich kann gutes Essen genießen ohne Alkohol.

    Ich habe eine neue Kollegin, die aus dem Frankfurter Raum zu uns in den Norden gekommen ist. Auf der Weihnachtsfeier gesellte sie sich zu mir an den Tisch, um mir eine Rede zu halten, dass mein ein gutes Essen ohne Wein nicht genießen kann. Und dort bei den Winzern würden ja auch schon die 12jährigen Kinder zum Mittagessen einen Gespritzten trinken. Schließlich müssten sie wissen, was die Trauben hergeben. ??? Ja :o Ich war dann sehr trocken norddeutsch "höflich".

    Was will ich dir schreiben. Ich musste meine neue Lebensweise herausfinden und das muss wohl auch jeder andere Mensch für sich. Ich hatte auch schon ein gutes Steak in Rotweinsoße im Restaurant, aber getriggert hat es mich nicht. Ich brauch es aber auch nicht. Es gibt sehr viele gute alkoholfreie Gerichte.

    Gruß Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.


  • Wenn Du übrigens auf das Rauchen anspielst...geplant hat das bei mir nicht funktioniert, aber als es eines Morgens soweit war, dass ich mich entschlossen habe, den Rauchentzug auszuhalten

    Das lief bei uns gleichzeitig, und damit geplant. Es war auch nicht so schlimm wie befürchtet. Wir hätten dann nur nicht Jahre später diesen dummen Fehler am Strand machen sollen...

    Zitat


    Jedenfalls musste ich das alles in "meinem Stil" machen, vorgekaute Standardvorgehensweisen hätten bei mir wohl nicht funktioniert. Das ist meiner Ansicht nach auch die Schwierigkeit dabei, Dir Ratschläge zu geben, weil Deine Frau halt nicht hier ist und sich gar nicht äussert, und wenn Du das schreibst, sind immer Deine eigenen Interessen und Bedürfnisse sowie Deine Interpretation des Geschehens auch noch dabei, egal wie sehr Du Dich bemühst, das für sie zu tun.

    Das weiß ich, aber Eure Erfahrungen helfen mir beim Bewerten dessen, was ich plane.
    Ich weiß schon: man hat manchmal vor allem nur den Drang, eine Idee bestätigt zu bekommen, und will eigentlich gar nicht hören, dass die blöd ist. Wahrscheinlich werde ich daher auch trotzdem manche blöden Dinge tun. Aber manche blöden Dinge auch vermeiden.
    Mathematisch ausgedrückt: das Verhältnis (n blöde Dinge vermieden)/(0 blöde Dinge vermieden) geht für n > 0 stets gegen unendlich ;)

    Dass nur ich hier schreibe, ist kein Zufall oder Desinteresse meiner Frau. Sie hat sich eine zusätzliche e-mail-Adresse zugelegt, weil sie da recht misstrauisch ist, und sucht selbst nach einem passenden Forum. Ob sie schon etwas gefunden hat, weiß ich nicht. Sie liest gerade das Blaue Buch, und möchte am nächste Treffen der Gruppe teilnehmen.

    Ich möchte auch gar nicht, dass sie hier mitdiskutiert, genau so wenig wie ich bei ihr nachlesen oder beim Treffen dabei sein möchte. Ich glaube nicht, dass ich sonst z.B. über die entdeckten Verstecke schreiben würde, das entspräche bzw. fühlte sich ggf. irgendwie an wie eine Bloßstellung in Anwesenheit des Bloßgestellten, gegenüber der sie dann ggf. auch Stellung beziehen müsste - auch wenn da nur ein Pseudonym im Raum steht. Darüber reden wir miteinander, ohne äußeren Rechtfertigungsdruck. Stell Dir vor, sie müsste lesen "ich glaube, Deine Frau hält sich ein Hintertürchen offen" - das käme wohl nicht so gut, sondern würde Scham verursachen. Dass ich in einem Forum diskutiere, weiß sie.

  • Hallo nochmal,

    bzgl. dem mit Alkohol zubereitetem Essen, oder auch bzgl. mancher Medikamente wie z.B. Echinacin, die da ebenfalls mit von der Partie wären: dann manche ich mir darüber jetzt erst mal keinen Kopf. Es wäre nur fatal, wenn es dann irgendwann daran scheiterte.
    Der Tipp mit dem Traubensaft ist gut! Der Unterschied nach dem kochen sollte wirklich nicht all zu groß sein - aber wie gesagt: da wäre die Flasche das weitaus größere Risiko als die Sauce.

    Zum Wohlbefinden und feiern: das war noch nie unser Zweck von Alkohol. Die Partylöwen sind wir beide nicht, und ich habe keine Ahnung, wie viele das hinbekommen, dass sie trinken, und dann scheinbar enthemmt die Sau raus lassen. Ich meide so etwas, glaube, ich kann das gar nicht, für mich wäre so etwas wie ein Urlaub am Ballermann ein purer Horrortrip, während andere am liebsten dauerhaft dort bleiben würden.

    Ich würde viel mehr davon trinken, wenn da nicht die Wirkung wäre. Mich entspannt das eigentlich nicht, ich verliere nur Kontrolle über mein Gesicht, über meine Sprache, werde wirr, und wenn's zu viel war, habe ich nächsten Tag Kopfschmerzen - da fällt die Entscheidung dagegen nicht schwer. Meine Frau sagt, sie hätte damit ihre Gedanken gestoppt, die ihr keine Ruhe gelassen haben, später war er dann nötig, um sich nicht schlecht zu fühlen, weil der Alkohol fehlte. Nüchtern einschlafen funktioniert aktuell wohl alles andere als gut.

    Wie sich das anfühlt, kann ich nicht direkt nachempfinden. Beim Nikotin könnte man es als tropfenden Wasserhahn beschreiben: der einzelne Tropfen ist nicht schlimm, aber das permanente Getropfe zerrt an den Nerven. Die sofortige Erlösung davon bietet ein Klick mit dem Feuerzeug, wenn auch nur für kurze Zeit, für die Dauerhafte muss man Geduld haben, bis der Wasserhahn versiegt. Der Verstand sagt: ist doch logisch, dann natürlich bitte letzteres! Aber das restliche System kümmert sich einfach nicht um den Verstand, und lässt die echte, aber nervige Lösung zugunsten der schnellen links liegen. Der Verstand lernt, dass die Mühe vergebens ist - und so wird die Raucherei zum Selbstläufer. Auch so ein Projekt für die Zukunft... Den richtigen Zeitpunkt gibt es nicht, denn an sich ist jeder Zeitpunkt ist der richtige, die vermeintliche Suche danach lediglich eine Ausrede. Meine ist derzeit, dass ich mir das jetzt nicht auch noch oben drauf geben muss (was zur Abwechslung mal nicht ganz von der Hand zu weisen ist).

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