Versöhnung / Klärung noch möglich oder schon zu spät?

  • Hallo zusammen,
    Im Folgenden werde ich versuchen, einen Mittelweg zu finden - einerseits möchte ich meine Situation schildern, andererseits nicht zu viel über mich und die andere Person preisgeben.
    Also. Ich (w, Mitte 30) habe um den letzten Jahreswechsel herum jemanden (m, ein Stück älter, wohnt ca. 150 km entfernt) privat angeschrieben, nachdem wir einander schon jahrelang auf einer öffentlichen Online-Plattform gelesen hatten. Es hatte sich herausgestellt, dass wir sehr viel gemeinsam haben, und ich wollte mich gern ein bisschen mehr mit ihm unterhalten. Es wurde ein sehr intensiver Austausch per Mail und am Telefon, aber schnell wurde die Sache bedenklich, weil:
    - er sich in mich verliebt hat und ich zwar auch eine gewisse Verbundenheit spüre, aber erstens vergeben bin und mir zweitens den Stress ersparen will (siehe unten)
    - wir politisch so weit voneinander entfernt sind, wie es nur geht. Ich könnte darüber hinwegsehen und mich darauf konzentrieren, was uns verbindet, er konnte sich aber verletzende Bemerkungen nie verkneifen
    - sich herausgestellt hat, dass er schwer alkoholkrank ist. Im letzten Jahr hat er versucht aufzuhören, um sein Leben zu retten, ist aber rückfällig geworden und mittlerweile bleiben ihm nach eigener Aussage nur noch ein paar Monate.
    Nach einigem Hin und Her habe ich im April angekündigt, den Kontakt abbrechen zu wollen, er hat mir noch viel geschrieben, ich habe das aber größtenteils gar nicht erst gelesen und mich nicht mehr gemeldet. Durch ein bestimmtes Ereignis hatten wir vor ein paar Wochen doch noch einmal Kontakt, ich hatte ihn wieder am Telefon und das Gespräch war ziemlich furchtbar.
    Ihr, die ihr hier mitlest, kennt natürlich weder mich noch ihn, könnt aber vielleicht besser als ich beurteilen, inwieweit der Alkohol die ganze Situation beeinflusst. Nach allem, was ich von ihm weiß, war er immer streitbar, hat gern provoziert und sich selbst schnell provozieren lassen, aber mir scheint, dass er noch am Anfang dieses Jahres geistig wesentlich klarer war als jetzt. Unsere unterschiedlichen politischen Positionen hätten immer Zündstoff geliefert, er unterstellt mir und meiner "Szene" aber tausend Sachen, die überhaupt nicht stimmen, und bleibt auch bei seinen Vorurteilen, wenn ich mir den Mund fusselig rede (bzw. mir die Finger wund tippe). Einerseits nehme ich ihm ab, dass er mich sehr gern hat (auch wenn wir uns nie persönlich begegnet sind), andererseits kommen/kamen von ihm sehr verletzende Äußerungen, die er im Nachhinein herunterspielt. Ist das bei der Krankheit normal?
    Ich frage mich, was ich tun soll. Einerseits fällt es mir schwer, eine Person am Ende ihres Lebens, die ich gernhabe, in die Wüste zu schicken, andererseits möchte ich mich selbst schützen und nicht ständig verletzt werden. Wird er mir jetzt beleidigende und wirre E-Mails schicken, solange er lebt (telefonisch kann ich ihn zum Glück blocken), oder kann da nochmal ein lichter Moment kommen? Kann ich noch auf eine Möglichkeit hoffen, die Situation zu klären, werde ich mich verabschieden können? Stirbt man an Leberzirrhose eher plötzlich oder spürt man, dass es dem Ende zugeht?
    O weh. Wir sind uns wie gesagt nie begegnet, aber ich habe ihn doch ins Herz geschlossen. So wie ich ihn schon vor Jahren erlebt habe, neigte er zwar zu Ausfällen, war aber ungeheuer klug und witzig. Schrecklich ist der Gedanke, dass das alles verloren sein soll.

  • Hallo Ginster, :)

    ich habe eben Deinen Beitrag gelesen. Erst einmal Herzlich Willkommen hier im Forum!
    :welcome:

    Was Du beschreibst, klingt nach einem Beziehungs-Thema. Und nach einem hohen Maß
    an Loyalität Deinerseits. Ich lese aus Deinen Fragen die eine Frage nach der Berechtigung,
    sich aus dem, was sich ungut und für Dich verletzend anfühlt, zu lösen?

    Ich schreibe Dir als Angehörige (Tochter) mit ähnlichen Entscheidungsschwierigkeiten in
    vielen meiner eigenen vergangenen Beziehungen. Es ging bei mir - wenn ich irgendwann
    einfach weg wollte - immer um die FRAGE (an wen eigentlich?): "Darf ich das, Gehen?"

    Dein Gefühl hat längst empfangen, wie es Dir bei Kontakt zu diesem Menschen geht:


    Durch ein bestimmtes Ereignis hatten wir vor ein paar Wochen doch noch einmal Kontakt,
    ich hatte ihn wieder am Telefon und das Gespräch war ziemlich furchtbar.


    Sein Kommunikationsstil scheint Dich in die Defensive zu treiben, es ist mühsam für Dich:


    er unterstellt mir und meiner "Szene" aber tausend Sachen, die überhaupt nicht stimmen, und
    bleibt auch bei seinen Vorurteilen, wenn ich mir den Mund fusselig rede (bzw. mir die Finger wund tippe).


    "Einsicht" oder echte Empathie in Deine Belange und Grenzen scheinen nicht gegeben. Anstelle
    klarer Belege dafür, die auch im Gefühl bei Dir ankommen würden, "ergänzt" Du im Kopf das Fehlende:


    Einerseits nehme ich ihm ab, dass er mich sehr gern hat (auch wenn wir uns nie persönlich begegnet sind),
    andererseits kommen/kamen von ihm sehr verletzende Äußerungen, die er im Nachhinein herunterspielt.

    Ist das bei der Krankheit normal?

    ... und suchst nach einem "Grund" (?), der sein Verhalten "erklären" (die Härte herausnehmen) könnte.
    Für mich liest sich auch das nach dem Versuch, es nicht auf sich beziehen zu müssen, obwohl es doch
    Dich verletzt und trifft. (Gründe völlig egal.)



    Ich frage mich, was ich tun soll.

    Für mich klingt dabei die Frage an, ob ich tun DARF, was ich tun WILL. Nämlich mich schützen.
    Und darauf läuft Deine innere Abwägung genau hinaus. Du siehst IHN fast mehr als Dich selbst:


    Einerseits fällt es mir schwer, eine Person am Ende ihres Lebens, die ich gernhabe, in die Wüste
    zu schicken, andererseits möchte ich mich selbst schützen und nicht ständig verletzt werden.

    Das Recht hast Du! Auch wenn vielfach gesagt wird, "Beziehung" (da seid ihr ja noch gar nicht)
    bedeute, "für den anderen" ... , kann sie nicht funktionieren, wenn dafür jemand dauerhaft oder
    wiederholt gegen sich selbst handeln müsste. Schmerzen ausblenden, Ärger runterschlucken,
    Bedürfnisse lahm legen (lassen) ... - DAS hat dann nichts mehr mit freier Loyalität zu tun, sondern
    nach mehr oder weniger in Kauf genommener Gleichgültigkeit sich selbst gegenüber.

    Ich finde, wichtig ist - egal was Du tust - nur, dass diese Beziehung zu Dir selbst, Deinen Gefühlen
    und Belangen, nicht abstumpft. Das repariert Dir nämlich keiner, egal wieviele Opfer Du bringst.

    ... ebenso wenig, wie Deine Zuwendung die innere Beziehung dieses Menschen zu sich selbst
    reparieren könnte. (Auch wenn es schöner wäre, er käme dadurch in die Lage, selbst netter zu sein.)


    Erfahrungsgemäß bringt ein abgrenzender Brief - egal wie liebevoll geschrieben - bei jemandem,
    der sich Rettung/Wohlgefühl durch eine andere Person und ihre "Loyalität" verschaffen möchte,
    Ärger zum Vorschein. - Wichtig ist für Dich vielleicht eher, ihm das Recht auch lassen zu können?
    (Ärgerlich zu sein. Das ist seins, nichts Deins. Du kannst daran nichts zugleich verhindern.)

    Ich hoffe, das war jetzt alles nicht zu direkt, aber so waren meine Gedanken beim Lesen. :)

    Vielleicht ist etwas für Dich dabei, ... andernfalls lass es einfach liegen.

    Liebe Grüße
    Wolfsfrau

  • Liebe Wolfsfrau,
    Ich bedanke mich für die freundliche Begrüßung und die Denkanstöße.
    Ja, ein Beziehungs-Thema ist es sicherlich. Ich hätte nie geglaubt, in festen Händen noch einmal Gefühle für jemand anderen entwickeln zu können (zumal ohne persönliche Begegnung - ich dachte, Liebe über das Internet sei etwas für nerdige Teenies). Loyalität ist auch ein Thema, ich möchte meinen Freund nicht hintergehen, aber auch meinen Verehrer nicht vor den Kopf stoßen. Das wäre alles schon kompliziert genug, da bräuchte man gar keine politischen Differenzen und auch keinen Alkohol.
    Ja, mein Verehrer (nennen wir ihn mal so) treibt mich in die Defensive, ich ergehe mich in Erklärungen und Rechtfertigungen, aber es nutzt absolut nichts. Inzwischen denke ich so ungefähr: Was soll ich noch sagen, ist eh Zeitverschwendung - und sage nichts mehr.
    Und nochmal ja, nichts und niemand ist es wert, dass man permanent gegen sich selbst handelt, das habe ich mir auch vor etlichen Jahren gesagt, als ich eine Beziehung zu jemand anderem beendet habe, die mich unterm Strich unglücklich gemacht hat.
    Wenn ich es nicht schaffe, den Kontakt ganz abreißen zu lassen, ist das aber nicht nur aus Loyalität o. ä. meinem Verehrer gegenüber, sondern es stecken auch eigene Interessen dahinter. Ich würde sozusagen so gerne die Person noch einmal wiedertreffen, die ich ins Herz geschlossen habe, mit der ich angeregte Diskussionen geführt und gemeinsam gelacht habe. Nur weiß ich nicht, ob sie noch einmal zum Vorschein kommen wird oder längst im Alkoholsumpf versunken ist. Oder haben das Beharren auf abwegigen Vorstellungen und die Aggressivität mit seiner Krankheit gar nichts zu tun? Wenn jemand Leseempfehlungen zum Geisteszustand von Alkoholikern am Ende ihres Lebens hat ... Würde mir helfen, die Situation besser einzuschätzen.

  • Hallo Ginster,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Wow, also eine Geschichte wie die Deine ist mir bisher noch nicht unter gekommen.

    Ich will's mal in meine Worte fassen:

    Du machst Dir Gedanken oder Sorgen um einen Menschen, denn Du persönlich nicht kennst, also noch nie in Deinem Leben getroffen hast. Das kann ich erst mal nachvollziehen, weil ich bis vor kurzem auch Kontakt zu einem Menschen hatte, den ich persönlich nicht kannte und wo ich mir auch echte Sorgen gemacht hätte, wenn ich das Gefühl gehabt hätte, diesem Menschen geht es plötzlich total schlecht.

    Aber, mich verbinden mit diesem Menschen sehr viele Gemeinsamkeiten. Wir pflegen einen harmonischen und guten Austausch, haben ähnliche Werte, können Erfahrungen teilen und haben ein Gefühl des Vertrauens. Bei dem was Du schreibst klingt das jetzt aber ganz anders.

    Daraus werde ich nicht ganz schlau, wenn ich ehrlich bin. Ich möchte Dir hierzu aber auch folgendes schreiben:

    Sollte dieser Dir unbekannte Mensch tatsächlich ein Alkoholiker sein, dann erklärt das natürlich einerseits viele seiner Verhaltensweisen (wobei diese auch nicht Alkoholikern zu eigen sein können), es bedeutet aber auch andererseits, dass Du nicht mal die Hälfte davon glauben darfst. D. h. Du kannst Dir nie sicher sein ob er die Wahrheit schreibt oder nur an Dir herummanipuliert. Leider ist das Manipulieren bei Alkoholikern Gang und Gäbe.

    Warum er das tun sollte, wo er Dich ja auch nicht kennt, ich weiß es nicht. Vielleicht geht es ihm um ein wenig Aufmerksamkeit in einem ansonsten eher ereignislosen Leben? Aber sag mal, worum geht es denn Dir eigentlich? Warum ist es Dir so wichtig heraus zu finden was mit diesem Menschen los ist? Was gibt er Dir eigentlich, dass Du Dir erhebliche Mühe machst um ihn irgendwie verstehen zu können? Und warum nimmst Du es hin per Mail oder wie auch immer beleidigt zu werden und entschuldigst (?) das mit seiner Alkoholsucht? Warum tust Du das?

    Schau mal auf Dich selbst und höre mal in Dich hinein was Dich dazu bewegt, dieses vermeintliche Schicksal eines Menschen den Du nicht kennst und der (nach Deiner Beschreibung) eher negativ für Dich ist, so zu hinterfragen. Warum Dich das so beschäftigt. Vielleicht bekommst Du darüber eine Antwort wie Du Dich weiter in dieser Angelegenheit verhalten solltest, welches Verhalten gut für Dich wäre.

    Grundsätzlich: Sollte es stimmen was er Dir schreibt, also mit der Sucht und dem Sterben usw. dann wirst Du das akzeptieren müssen.

    Wenn ich in Deiner Situation wäre würde ich mich fragen, warum mich dieser Mensch so derart beschäftigt, noch dazu wenn ich bereits in einer Beziehung bin. Das würde mich wirklich sehr beschäftigen. Und vielleicht solltest Du Dir auch die Frage beantworten, was er Dir gibt was Du anderweitig nicht bekommst.

    Viele Fragen meinerseits. Auch ein wenig indiskret, deswegen geht es mir auch gar nicht um eine Antwort von Dir sondern mehr darum Dir Denkanstösse zu liefern. Noch ein letzter Gedanke von mir: Es könnte sein, dass die ganze Geschichte mit dem Alkohol an sich gar nicht allzu viel zu tun hat, zumindest was Deine Seite betrifft. Vielleicht geht es eher um Grundsätzliches, nur das dieser Mann halt gleichzeitig ein Alkoholproblem zu haben scheint.

    Alles Gute wünsche ich Dir und das Du die richtigen Entscheidungen treffen kannst.

    LG
    gerchla

  • Liebe*r Gerchla,
    Ich danke auch dir für deine Zeilen.
    Ja, die Geschichte klingt reichlich bizarr, das ist mir durchaus bewusst. Ich bitte euch, mir zu glauben, dass ich das Ganze nicht erfinde. Mehr Details möchte ich nicht hinzufügen, um meine und seine Privatsphäre zu schützen.
    Tja, warum beschäftigt er mich so und warum gebe ich mir solche Mühe, ihn besser zu verstehen, obwohl er mich schlecht behandelt (und ich mit jemandem zusammen bin, bei dem ich es gut habe)? Berechtigte Frage, natürlich.
    Ich habe keine treffendere Umschreibung als: Der Betreffende ist einfach eine verwandte Seele. Zu einer dauerhaften Beziehung hätte es bei uns wohl nie gereicht, aber er hat mich schon sehr fasziniert und wir hatten, bevor es gekippt ist, eine wundervolle Zeit (ja, ohne uns je zu begegnen - hätte ich noch vor einem Jahr nicht für möglich gehalten).
    Ich habe einen sanften Charakter, bin langmütig und habe mir von anderen immer zu viel gefallen lassen. Und ich habe einen Hang zur Tragik, sie inspiriert mich. Gleichzeitig habe ich immer zugesehen, dass ich mein Leben im Griff behalte und die schönen Seiten nicht aus den Augen verliere. Das tue ich auch jetzt, ich bin dieser Tage viel unterwegs und ergreife jede Gelegenheit zur Ablenkung mit angenehmeren Dingen.
    Ich gehe davon aus, dass mein Gegenüber wirklich Alkoholiker ist und nicht mehr lange zu leben hat; alles, was er diesbezüglich je erwähnt hat, ist in sich stimmig. Ich habe den Eindruck, dass er geistig zunehmend abbaut und ordentliche Stimmungsschwankungen hat, aber klar, das könnte auch auf eine Person ohne Alkoholproblem zutreffen. Man sollte Leute nicht nur auf ein Merkmal reduzieren. Nur habe ich keine Erfahrung mit Alkoholkranken und habe mich hier angemeldet, weil ich dachte, hier werden mir bestimmte Dinge vielleicht klarer.
    Derzeit überfliege ich seine mal hasserfüllten und mal wirren Nachrichten, lösche sie dann und mache mir nicht die Mühe, darauf zu antworten, weil mir nichts zu sagen einfällt, das irgendetwas besser machen würde. Ob es nochmal besser wird ... keine Ahnung und ich verlasse mich nicht darauf.

  • Vor solcher Art Psychospielchen (bis zum Psychoterror) im Internet werden Kinder und Jugendliche immer gewarnt, aber trotzdem fallen immer wieder welche darauf rein.
    LG Gerd

  • Guten Morgen!
    Für ein abgekartetes Spiel halte ich das Ganze nicht und wenngleich die andere Person mir schon viel Schmerz zugefügt hat, halte ich auch ihren Schmerz für echt (ohne zu glauben, dass ich da helfen kann oder muss).

  • Nach einigem Hin und Her habe ich im April angekündigt, den Kontakt abbrechen zu wollen, er hat mir noch viel geschrieben, ich habe das aber größtenteils gar nicht erst gelesen und mich nicht mehr gemeldet. Durch ein bestimmtes Ereignis hatten wir vor ein paar Wochen doch noch einmal Kontakt, ich hatte ihn wieder am Telefon und das Gespräch war ziemlich furchtbar.

    Hallo, Ginster!

    Ob Deine Situation hier etwas mit dem Alkohol zu tun hat ... ich glaube, eher mit seiner Persönlichkeit. Abgesehen davon schreibst Du ja selbst, dass da diverse Gründe existieren, warum Du keinen Kontakt mit diesem Menschen möchtest.
    Und ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum Du Dir das antust und den Kopf zerbrichst - anstatt den Kontakt endgültig abzubrechen! Beim Handy, PC etc. gibt es die Möglichkeit, bestimmte Kontakte zu blockieren oder gar zu bannen.

    nixweiss0 ICH versteh es nicht. Aber vielleicht haben Männer und Frauen ja doch unterschiedliche Auffassungen von Logik? ;) :sorry:

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Guten Mittag,
    Auf meinem Festnetz-Telefon habe ich die Nummer der betreffenden Person längst blockiert. Handynummer hat er nie gehabt und E-Mails von bestimmten Adressen kann man natürlich direkt im Spam-Ordner landen lassen, aber ich sehe ja doch, dass da etwas von ihm eingegangen ist.
    Dass ich vor drei Wochen nach Monaten noch einmal mit ihm gesprochen habe, empfinde ich für mich als Rückfall und es ist mir nicht gut bekommen.
    Warum tue ich mir das alles an ... Wie ich weiter oben schon angedeutet habe aus übertriebener Gutmütigkeit und weil ich nicht damit zurechtkomme, dass ein anfänglich schöner Kontakt sich in eine solche Richtung entwickeln musste. Aber es ist mir schon klar, dass es eben Dinge gibt, die man nicht ändern kann.

  • Hallo Ginster,

    also nachdem was ich jetzt von Dir gelesen habe denke ich, dass bei der ganzen Geschichte der Alkohol eher eine untergordnete Rolle spielt. Mag sein das dieser Mann alkoholsüchtig ist (sich vielleicht auch im Endstadium befindet) aber das kann ja nun niemand ändern, so traurig und schlimm es für ihn ist.

    Ich habe wirklich viel überlegt, aber ich weiß jetzt auch nicht, wie wir Dir hier richtig helfen könnten. Das ist ja ein Forum für Alkoholiker und natürlich auch für Angehörige. Jetzt könnte man Dich im weitesten Sinne dann schon als Angehörige eines Alkoholikers bezeichnen aber andererseits weißt Du von diesem Menschen eigentlich nicht viel. Außer das was er Dir erzählt hat, wobei Du hier auch nicht sicher sein kannst das es der Wahrheit entspricht. Du kommunizierst ja mit einem unbekannten und das offenbar schon sehr lange. Da sich dieser jetzt offensichtlich zum Negativen verändert und angibt er wäre Alkoholsüchtig und läge quasi im Sterben bist du hier gelandet.

    Das ist schon ok aber so richtig erschließt sich mir die Problematik speziell bezogen auf seine Sucht und das was diese mit Dir macht dann leider doch nicht. Im Grunde hast Du Dir ja schon selbst die Antworten gegeben. Du schreibst selbst das Du weder glaubst das Du ihm helfen kannst noch das Du ihm helfen musst.

    Ergänzend könnte ich noch schreiben: Und ihm nicht helfen kannst. Und damit liegst Du bezogen auf den Umgang mit einem Alkoholiker grundsätzlich richtig. Problem erkannt, Problem gebannt!

    Ich denke halt nur, dass Dich irgend etwas antreibt, was mit der Alkoholsucht dieses Menschen eigentlich gar nichts zu tun hat. Ich habe es Dir ja schon geschrieben, an Deiner Stelle würde ich wissen wollen warum mich das so beschäftigt. Aber das ist natürlich Deine Sache.

    Ansonsten wünsche ich Dir, dass Du gut klar kommst, die richtigen Entscheidungen triffst und dann gut damit leben kannst. Ich habe Dir jetzt nichts mehr zu sagen, ich habe alles gesagt was mir wichtig war.

    Alles Gute!

    LG
    gerchla

  • ... Und guten Abend :)
    Ja, es ist gut möglich, dass ich hier an der falschen Adresse bin. Ich bedanke mich dennoch bei allen, die sich Gedanken über meine Situation gemacht und mir geantwortet haben.

  • Hallo ginster,
    Ich weiss ja nicht ob du dich abgemeldet hast, ich schreibe dir jetzt trotzdem.
    So ähnlich wie bei dir, hatte ich auch mal. Wir haben uns geschrieben und telefoniert. Ich habe die person nur auf einen foto gesehen. Wir hatten die gleichen intessen, hanen uns viel geschrieben..
    Was mir bei dir aufgefallen ist, du magst ihn. Verstandest dich gut mit ihm, als er dir schrieb das er in dich verliebt ist, ist es von deiner seite anders geworden . Was ich mich auch frage, wieso machst du dir sovielw gedanken um jemanden den du nicht kennst? Hast du ein Helfersyndrom. Gibt er dir was, was du in deiner beziehung nicht hast? Magst du ihm helfen weil er dir leid tut??
    Noch was ohne es diesem man zu unterstellen. Wer weiss ob es stimmt dass er alkoholiker ist? Ich weiss das ziemlich eine extreme vermutung ist. Noch dazu dass alkoholsucht nicht witzig ist, und darüber kein scherz daraus macht? Nur: du hast ihn noch nie gesehen, kennst ihn nicht persönlich nur durch mails und am telefon. Was ich damit schreiben möchte:
    Er kann dir alles mögliche erzählen, vielleicht um Kontakt mit dir zu halten, vielleicht dass du mitleid mit ihm hast oder was auch immer...
    Die person, so lese ich es spukt dir noch im kopf rum. Da verstehe ich nicht, wieso du die mails und seine nummer blockiert hast?? Noch dazu die bleidigen und hasserfüllten mails? Hast du das nötig??
    Ich schreibe nein!!
    Ich finde auch das der alkohol hier eine kleine rolle spielt und er seine Spielchen mit dir spielt.
    Ich kann meinen vorredner nur recht geben!!
    Hau ein ei drüber und fertig! Das hast du nicht nötig!


  • ... Und guten Abend :)
    Ja, es ist gut möglich, dass ich hier an der falschen Adresse bin. Ich bedanke mich dennoch bei allen, die sich Gedanken über meine Situation gemacht und mir geantwortet haben.

    Hallo Ginster,

    auch ich möchte ergänzend zu meinen Vorschreibern ein paar Worte hinzufügen:

    Zunächst einmal, vermeintlich falsche Adresse hin oder her, Du bist nun mal hier (zumindest gehe ich davon aus, dass Du das immer noch bist) und bittest uns um Hilfe. Dann soll Dir auch geholfen werden soweit es eben in unserer Macht steht, selbst wenn Dein Fall/Problem nur sekundär mit Alkohol zu tun hat. Jeder Mensch darf immer und überall um Hilfe bitten! (Allerdings besteht kein REcht auf Erfüllung!)

    Das ist zumindest meine Ansicht!


    Bei Deinem Fall/Problem kam mir spontan ein Spruch in dem Sinn, den ich aus der Alkoholtherapie her kenne:

    "Rat sucht man, wenn man die Lösung schon kennt, aber nichts von ihr wissen will"

    Ich behaupte:

    Du hast schon längst mit diesem Mann abgeschlossen und willst ihn aus deinem Leben verbannen!

    Du wirst nur geplagt von Deinem schlechten Gewissen, aus diesem Grund suchst Du eine Bestätigung für Dein handeln!


    Nun, direkt bestätigen kann und möchte ich Dich nicht, aber ich kann Dir nur raten den Kontakt zu ihm abzubrechen, weil dieser Mensch dir offensichtlich mehr mit seinem negativen Karma schadet, als Dich fördert.

    Warum sich mit einem Menschen abgeben der einen nur mehr und mehr zu Last fällt und zu dem es sonst keinerlei verpflichtende Verbindung gibt?

    Vielleicht ist es wahr, dass dieser Mensch ein Alkoholiker ist am Ende seines Lebens. Aber ist das Dein Problem? Wo steht geschrieben das Du verpflichtet bist ihm in seinen letzten Lebensabschnitt beizustehen?

    Halt! War da was nicht mit Moral und (christlicher) Nächstenliebe?

    Ja, aber auch hier: Du bist nicht verpflichtet dazu! Du hast niemanden ein Versprechen gegeben Dich selbst aufzuopfern nur um anderen Menschen beizustehen, die obendrein noch undankbar sind!

    Du säst Aufmerksamkeit und Mitgefühl und erntest Hohn und Spott. Ist es Dir das wert?


    Offensichtlich war dieser Mensch sein Leben lang verbittert, der Alkohol sein einziger Lebensinhalt.
    Nun neigt sich sein Leben dem Ende zu.
    Anscheinend hat er nichts bereut und nichts kapiert...

    Und Du liebe Ginster, bist weder die Wohlfahrt noch Mutter Theresa!

  • Hallo zusammen,
    Nee, ich bin schon noch da und lese, was ihr schreibt.
    Zunächst an Stevie84: Helfersyndrom habe ich nicht, denke ich. Die meisten Leute sind mir eher gleichgültig und ich bin schnell genervt, aber ab und zu kommt es vor, dass ich jemanden ins Herz schließe, und diese Person ist mir dann nicht egal. Dass ich jemanden auch über das Netz ins Herz schließen kann, hat mich selbst überrascht, aber so ist es nun eben. Gibt mir Monsieur etwas, das ich in meiner Beziehung nicht habe? Ich weiß genau, was ich an meinem Freund habe, aber man findet ja nie alles in einer Person. Mir sind auch Freundschaften sehr wichtig und ich tue alles, um sie zu erhalten (z. B. bin ich meistens diejenige, die unsere über halb Deutschland verteilte Clique aus der Schulzeit zusammentrommelt). Möchte ich ihm helfen, weil er mir leid tut? Ist wohl so. Es gab Situationen, in denen ich ihn glücklich gemacht habe, und man freut sich ja unweigerlich, wenn man jemand anderen glücklich machen kann (wobei ich grundsätzlich der Ansicht bin, dass jeder für sein Lebensglück selbst verantwortlich ist).
    Dafür, dass die Geschichte mit dem Saufen und dem nahen Tod stimmt, spricht wie weiter oben bereits einiges; ich gehe davon aus, dass sich die Sache tatsächlich so verhält.
    "Hau ein Ei drüber" ist ein cooler Spruch, muss ich mir merken.
    Nun an Proky: Ja, das mit dem negativen Karma stimmt wohl, die betreffende Person verursacht mir unterm Strich mehr Leid als Freude. An deinem zitierten Spruch ist auch viel Wahres dran.
    Wenn wir den Kontakt zu ihm mit einer Sucht vergleichen möchten, bin ich nun seit 15 Tagen "trocken". Drückt mir die Daumen, dass ich durchhalte.

  • Guten morgen ginster?
    Das könnte natürlich sein, dass er so reagiert weil du ihn abblitzen hast lassen und der alkohol spiel da auch eine rolle. Denn er ist mal freundlich zu dir, mal ist er sauer auf dich und schreibt dir hassmails. nixweiss0
    Ich habe auch den eindruck dass du mit ihm und das thema abgeschlossen hast
    Das ist das beste was du machen kannst.

  • So, hier bin ich noch einmal mit dem Ende der Geschichte. Die Person, über die ich hier schrieb, ist bereits vor einigen Wochen verstorben, ich habe es von der Mutter erfahren.
    Es muss recht plötzlich passiert sein, ich habe noch bis zuletzt Nachrichten im üblichen Stil bekommen und die Einträge auf seinem persönlichen Blog reißen auch erst kurz vorher ab.
    So kann's gehen. Beweist wieder einmal, wie kostbar das Leben ist.

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