Vorstellung

  • Hallo zusammen,

    bin neu hier und möchte mich gerne mal vorstellen. Ich bin 51 Jahre, männlich und habe jetzt seit 20 Tagen keinen Schluck Alkohol mehr getrunken.Angefangen hat es mit 18, 19. Abi feiern, dann Bundeswehr. Der tägliche Konsum fing damals an und dauerte sage und schreibe 30 Jahre ohne nennenswerte Unterbrechung. Erinnern kann ich mich lediglich an zwei Unterbrechungen vor vielen Jahren, einmal 3 Tage und einmal 12 Tage. Der Konsum artete zwar nie übermäßig aus, aber genau 5 Bier , also 2,5l, mussten es jeden Abend (niemals tagsüber - selbst bei geselligen Gelegenheiten im Büro habe ich immer abgelehnt) sein und das seit 20 Jahren in absolut konstanter Dosis. Nie mehr, aber leider halt auch nie weniger. Ich funktionierte bis heute dennoch ohne Einschränkungen, habe einen guten Job und stehe jeden Morgen verlässlich auf der Matte, bin so gut wie nie krank, gerade mal 2 oder 3 Arbeitstage in den letzten Jahren. Früher war ich noch starker Raucher, habe dann vor 17 Jahren von heute auf morgen aufgehört. Ich nahm mir damals vor, der Alkohol sollte bald folgen. Eine Zigarette habe ich bis heute nie wieder angerührt, dem Alkohol dagegen konnte ich bis heute nicht widerstehen. Der Konsum ließ sich immer gut verbergen, vor Ehefrau und Kindern, Freunden, Kollegen etc. Beim Getränkeeinkauf, war halt immer neben Wasser, Saft, Limo etc. nur ein "offizieller" Kasten Bier dabei, der dann zwei Wochen hielt und dessen Konsum in der Familie als normal empfunden wird. Der Rest wurde täglich heimlich "zugefüttert", indem alle ein, zwei Tage ein Sixpack in wechselnden Läden/Tankstellen gekauft wurde, der dann gut versteckt in der Ersatzradmulde des Autos zwischengelagert wurde. Vor jedem Einkauf musste erst mal der Parkplatz oder die Tankstelle dahingehend "gescannt" werden, ob ein bekanntes Fahrzeug dort parkte. Falls ja, wurde halt weitergefahren oder gewartet, bis die Luft rein ist. Jeder Supermarkt wurde auch erst mal bis ganz hinten begangen, um einen unerkannten Einkauf sicherzustellen und erst auf dem Rückweg wurde dann das Bierregal angesteuert und schnell zur Kasse gelaufen. So konnte halt einigermaßen sichergestellt werden, dass kein bekanntes Gesicht in der Schlange hinter mir wartete. Die 3 bis 4 heimlichen Biere wurden dann kurz mal in 15 bis 20 Minuten geleert, um dann in Ruhe das 5. offizielle Bier zu "genießen". Mittlerweile schäme ich mich echt dafür und ich fühle mich gerade echt befreit, diesen Sch... (den ich schon fast als Beschaffungskriminalität empfinde) nicht mehr jeden Tag organisieren zu müssen. Geklickt hat es, als vor wenigen Wochen ein Freund eine unheilbare Krebsdiagnose erhalten hat. Ich dachte mir, der Freund hat nie geraucht oder getrunken und bekommt so etwas und ich ruiniere seit Jahrzehnten ungestraft meine Gesundheit. Habe dann am selben Tag zum ersten Mal nichts getrunken und mich einfach abends nüchtern ins Bett gelegt. Am nächsten Tag musste ich dann feststellen, dass ich viel fitter bin, obwohl ich lange nicht einschlafen konnte. Mittlerweile sind es 20 Tage Abstinenz, und fühle mich gut dabei. Ich schlafe zwar später ein, aber schlafe tiefer. War ich bisher immer lange vor dem Wecker wach, werde ich jetzt aus dem Tiefschlaf gerissen. Vor 20 Tagen habe ich einfach mal vorübergehend nicht trinken wollen. Es war kein Entschluss, nie wieder zu trinken, sondern einfach mal darauf zu verzichten. Mittlerweile bin ich aber fast soweit, es ganz lassen zu wollen. Ich fühle mich einfach zu gut dabei, bin leistungsfähiger und auf den Bierbauch könnte ich auch gerne verzichten, obgleich 90kg bei über 2 Metern wohl o.k sein dürften, wenn auch leider falsch verteilt. Es steht noch ein fast voller Kasten zuhause und auch ein paar Flaschen in der besagten Reserveradmulde. Das hat mich die 20 Tage aber überhaupt nicht gejuckt, selbst dann nicht, wenn meine Partnerin ein Radler trinkt. Die Familie nimmt die Abstinenz erfreut zur Kenntnis, ist jetzt aber natürlich auch nicht übermäßig erleichtert, da ja der bisherige Konsum nach außen absolut moderat war. Insofern war und bin ich halt auch ein Einzelkämpfer, vorher und jetzt. Herzliche Grüße an alle und danke für eure Meinungen!

  • HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum, Kasimir :welcome:

    Das mit der "Druckbetankung", um dann in Ruhe "offiziell" weiterzutrinken und die Beschaffungslogistik - kommt mir irgendwie bekannt vor ...

    Ich bin m, 56, Alkoholiker und nun schon einige Jahre trocken und auch in der Suchtselbsthilfe aktiv.

    Es freut mich immer wieder, wenn Menschen von sich aus ihren (manchmal nicht ganz) freiwilligen Verzicht von "zeitweilig" auf "dauerhaft" umstellen wollen.

    Leider kann ich jetzt nicht weiter auf Dich eingehen - ich bin auf Arbeit und muss wieder ran! Aber ... man sieht sich ;)

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Willkommen im Forum, Kasimir!

    Du wirst hier einige sogenannte ehemalige „funktionierende Alkoholiker“ finden, wie Du es einer bist. Also überhaupt nicht die leider gängige Vorstellung von einem Alkoholiker, wie man sie in der breiten Öffentlichkeit findet.

    Ich denke dabei auch an die plastischen Schilderungen von Gerchlas Alkoholiker-Karriere, während der er sogar sein engstes Umfeld täuschen konnte.
    Umso toller und bemerkenswerter ist es, dass Du jetzt den Entschluss gefasst hast, an Deinem Konsum etwas zu verändern! Glückwunsch dazu!
    Aus eigener Erfahrung möchte ich Bezug auf Deinen Beitrag nehmen:

    Zitat von “Kasimir“

    Es steht noch ein fast voller Kasten zuhause und auch ein paar Flaschen in der besagten Reserveradmulde. Das hat mich die 20 Tage aber überhaupt nicht gejuckt, selbst dann nicht, wenn meine Partnerin ein Radler trinkt.


    Niemand, außer Dir selbst, kann wissen und feststellen, „wo“ Du in Deiner Alkoholproblematik stehst. (Suche: schädlicher Gebrauch (Missbrauch) <> Abhängigkeitssyndrom (Sucht).)
    Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du beim Ersteren jetzt Halt gemacht hast, und die verschwommene Grenze zur Sucht noch nicht überschritten hast!

    Es kommt also sehr darauf an, wie tief sich Dein bisheriges, gewohntes und erlerntes Trinkverhalten in Dein Unterbewusstsein eingegraben hat.
    Dabei spielt dann, trotz aller hehren Vorsätze und festen Willensäußerungen, das sogenannte „Suchtgedächtnis“ eine große Rolle.
    Dieses Suchtgedächtnis reagiert sehr empfindlich, und ja, man könnte auch sagen „heimtückisch“ auf alle möglichen „Trigger“, die Du bewusst gar nicht wahrnimmst.
    So kann es – hoffentlich – lange Zeit gutgehen, wenn bei Dir der volle Kasten Zuhause umhersteht, oder Du (gerade jetzt am Anfang Deines Vorsatzes) Dich mit Menschen umgibst, die in Deiner Anwesenheit alkoholische Getränke konsumieren.
    Aber es kann auch schleichend und unbemerkt „etwas mit Dir machen“.

    Das soll keine Entmutigung oder Herabwürdigung Deiner Leistung sein!
    Das ist nur eine leise Mahnung, die aus meinen eigenen Erfahrungen heraus entstanden ist.

    Zitat von “Kasimir“

    Insofern war und bin ich halt auch ein Einzelkämpfer, vorher und jetzt.


    Zumindest hast Du jetzt hier her gefunden, wo sich viele Betroffenen untereinander austauschen!
    Es ist m. E. ein großer Unterschied, ob man als Betroffener „Einzelkämpfer“ oder „einsamer Kämpfer in der Sache“ ist.
    Wobei ich denke: Kampf ist immer die schlechteste Option. Die Sucht, sollte sie sich bereits bei Dir manifestiert haben, ist so mächtig, dass Du aller Wahrscheinlichkeit nach, einen „Kampf“ mit ihr verlieren würdest.
    (Ich verstehe und weiß aber, wie Du das wohl gemeint hast!)

    Grundsätzlich weiß ich aber, dass ich Dir eines mit auf den Weg geben kann: [b]Allein das Glas stehen zu lassen, wird auf Dauer nicht reichen, um all die psychischen Prozesse der Suchtprägung zum Stoppen bringen zu können.

  • Guten Morgen,

    danke Greenfox und Dietmar für eure Rückmeldungen. Habe wieder eine trockene und gute Nacht hinter mir.

    "Druckbetankung", Greenfox, ist echt gut, der Begriff trifft den Nagel auf den Kopf! Genauso empfand ich das. Ich habe das echt geschafft, 1,5 bis 2 Liter in ca. 20 Minuten zu "betanken".

    Ja, Dietmar, du hast recht. Ich sehe mich eher als "einsamer Kämpfer in der Sache". Wenn die Sucht im Verborgenen ablief, läuft halt auch ein Entzug im Verborgenen ab. Das macht die Sache eher schwieriger. Andererseits bin ich auf froh, nicht noch tiefer und dann öffentlichkeitswirksam tiefer gefallen zu sein, um dann die große Anteilnahme des gesamten Umfeldes zu erhalten.

    Was die "Trigger" anbetrifft hast du sicher auch recht. Meine Partnerin trinkt die Woche ein, zweimal ein kleines Radler. Niemand würde verstehen, wenn ich das verbieten wollte oder wenn ich den Bierkasten entsorgen würde, der ja auch mal von Besuchen gerne getrunken wird. Damit muss ich wohl zu leben lernen. In jedem Laden sehe ich auch das Zeug, vor allem an der Kasse, was mir früher nie aufgefallen ist. Die drei Flaschen in der Reserveradmulde (an die ich erst gestern wieder dachte) werde ich allerdings heute Abend in den Gully kippen :-).
    Euch alles Gute!
    Kasimir

  • Dir auch alles Gute auf Deinem Weg, Kasimir!

    Ich möchte Dir noch ein Erkenntnis von erfahrenen Betroffenen mit auf den Weg geben:

    „Du allein schaffst es –aber Du schaffst es nicht alleine!“

  • Hallo und willkommen Kasimir,

    Glückwunsch zu deiner begonnenen Abstinenz!

    Ich habe ähnlich wie du auch öfter mal versucht, quasi unbemerkt aus der Sucht wieder rauszuschleichen, ebenso, wie ich auch quasi (von meinem Umfeld) unbemerkt hineingerutscht war. Das hat bei mir nicht geklappt. Ich habe dann immer nach einiger Zeit doch wieder zum Alkohol gegriffen (bei mir war es Wein statt Bier).

    Ich hatte sehr lange sehr große Angst, (mir) einzugestehen, dass ich alkoholkrank bin. Ich glaube, das gehört oft zur Krankheit Sucht dazu: Scham hielt mich in der Sucht gefangen.
    Indem ich meine Angehörigen etwas „vormachte“, konnte ich auch leichter mir selbst etwas vormachen.

    Du schreibst, dass es durch die Erkrankung eines Freundes bei dir „Klick“ gemacht hat.

    Ich wünsche dir jetzt ein zweites „Klick“, das Dir ermöglicht, deine Gesundheit und Abstinenz auch wirklich wichtig zu nehmen.
    Das bedeutete bei mir sehr ungewohnte Veränderungen, die sich nicht gut anfühlten, weil vermeintlich „egoistisch“.

    Damit meine ich zum Beispiel das hier

    Zitat

    Niemand würde verstehen, wenn ich das verbieten wollte oder wenn ich den Bierkasten entsorgen würde, der ja auch mal von Besuchen gerne getrunken wird. Damit muss ich wohl zu leben lernen.

    Warum musst du das?

    Trocken zu werden hat für mich bedeutet, meine inneren Regeln alle zu hinterfragen und viele davon zu ändern. Ohne diese innere Veränderung wäre ich definitiv jetzt nicht mehr trocken.

    Das alleine hinzukriegen ist sehr schwer.
    Hierbei hat mir geholfen, über meine Krankheit viel zu lesen, mich mit anderen Betroffenen auszutauschen - erst in einem Forum wie diesem hier und dann auch in einer realen SHG.
    Suchtberatung und eine Suchttherapie sind immens hilfreich, die eigenen inneren Suchtstrukturen zu erkennen und - Stück für Stück - zu verändern.

    Alles Gute!
    Camina


  • Hallo und willkommen Kasimir,
    Glückwunsch zu deiner begonnenen Abstinenz!
    Ich glaube, das gehört oft zur Krankheit Sucht dazu:
    Camina


    Hallo lieber Kasimir,
    ich bin Britt, Alkoholikerin und z. Zt. In Suchttherapie.
    Auch von mir Glückwunsch zu deiner Abstinenzentscheidung. Ich wünsche dir einen guten Austausch hier.
    Liebe Camina,
    ist denn SUCHT für dich eine KRANKHEIT ? Gibt es nicht auch Süchte, die ohne Funktionsstoerungen des Körpers bzw. der Psyche einhergehen? Ich meine, wenn ich süchtig nach Sport bin, bin ich doch nicht krank?
    Lg von Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~


  • ist denn SUCHT für dich eine KRANKHEIT ? Gibt es nicht auch Süchte, die ohne Funktionsstoerungen des Körpers bzw. der Psyche einhergehen? Ich meine, wenn ich süchtig nach Sport bin, bin ich doch nicht krank?
    Lg von Britt

    Doch, bist Du dann. Immer wenn Zwänge (Sucht) entstanden sind, kann man von einer Krankheit, zumindest aber von einer Störung sprechen. :klugsch:

  • Ich sehe es wie Dietmar - nur hat das Ganze nix mit Kasimir und seinem Thread zu tun.
    Da es ein interessantes (Streit)Thema zu sein scheint und wenn Ihr Bedarf habt - macht doch einen entsprechenden Thread auf ...

    Meine Partnerin trinkt die Woche ein, zweimal ein kleines Radler. Niemand würde verstehen, wenn ich das verbieten wollte oder wenn ich den Bierkasten entsorgen würde, der ja auch mal von Besuchen gerne getrunken wird.

    Hilf mir mal auf die Sprünge, Kasimir, aber ich finde in Deinen Ausführungen keine Anzeichen dafür, dass Du mit Deiner Partnerin überhaupt über Dein Problem und Dein momentanes Vorhaben gesprochen hast!?
    Sollte dem tatsächlich so sein und Du als "Einzelkämpfer" im wahrsten Sinne des Wortes unterwegs sein - aber dann ... :sorry: fehlen mir die Worte.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

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    können wir nur selber tun!


  • Ich sehe es wie Dietmar - nur hat das Ganze nix mit Kasimir und seinem Thread zu tun.

    Sorry, da muss ich Dir widersprechen.
    Camina schrieb an Kasimir:

    Zitat von "Camina"

    Ich hatte sehr lange sehr große Angst, (mir) einzugestehen, dass ich alkoholkrank bin. Ich glaube, das gehört oft zur Krankheit Sucht dazu: Scham hielt mich in der Sucht gefangen.
    Indem ich meine Angehörigen etwas „vormachte“, konnte ich auch leichter mir selbst etwas vormachen.


    … bezugnehmend darauf, dass Kasimir "alles", was seine Problematik anbetrifft (sowohl die aktive Sucht, als auch jetzt den Entzug!) heimlich macht.

    Solange eine Krankheits-Einsicht (für Alkoholismus) und damit einhergehende Offenlegung des Suchtproblems, zumindest bei den nächsten Angehörigen, nicht vorhanden ist, wird es sehr schwierig werden, die Sucht auf Dauer zum Stillstand bringen zu können.

  • Hallo zusammen,
    doch, wir haben natürlich schon über mein Vorhaben gesprochen und sie findet es auch super. Sie hat den regelmäßigen und täglichen (offiziellen) Konsum von 1, 2 Flaschen auch noch nie gut geheißen. Nur ist sie sich natürlich nicht im klaren darüber, wie hoch der Konsum tatsächlich war. Dafür fehlt mir echt der Mut, bzw. überwiegt die Scham. Das ist leider so.
    Euch allen ein schönes Wochenende
    Kasimir


  • Hallo zusammen,
    doch, wir haben natürlich schon über mein Vorhaben gesprochen und sie findet es auch super. ... Nur ist sie sich natürlich nicht im klaren darüber, wie hoch der Konsum tatsächlich war. Dafür fehlt mir echt der Mut, bzw. überwiegt die Scham.

    Aber diese "Scham" ist vollkommen fehl am Platz: Einerseits gibst Du ihr gegenüber zu, ein Problem zu haben, spielst es aber andererseits wieder zu einem Problemchen runter.
    Zu deutsch: Du spielst weiter mit gezinkten Karten und hoffst, nicht erwischt zu werden.

    Ehrlichkeit (sich selbst und seinem Umfeld gegenüber) sieht anders aus.

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  • Hallo zusammen,
    möchte mich mal wieder melden. Bin immer noch trocken, heute den 30. Tag. Ich fühle mich so was von wohl dabei. Hatte bisher noch keine Situation, wo ich den Wunsch verspürte, Alkohol zu trinken. Neulich war Besuch da. Ich habe dem Freund ein Hefeweizen eingeschenkt und habe mal daran gerochen. Es ließ mich echt vollkommen kalt. Dafür bin ich sehr dankbar. Eine ganz neue und ungemein positive Erfahrung ist es, mal wieder ein Buch zu lesen. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, wann ich das zuletzt getan habe. Nach täglich 5 Bier war daran auch nicht wirklich zu denken, abends noch etwas zu lesen. Man fiel halt allabendlich bedudelt ins Bett und war weg. Das genieße ich gerade sehr.
    Viele Grüße an alle
    Kasimir

  • Glückwunsch zu Tag 30 44.

    Mal sehen, wie es weitergeht, denn aus meiner Sicht tust Du ja Einiges, um Tag 30 nicht zu schaffen:

    Ich habe dem Freund ein Hefeweizen eingeschenkt und habe mal daran gerochen. Es ließ mich echt vollkommen kalt. Dafür bin ich sehr dankbar.

    Warum hast Du eigentlich nicht auch noch gekostet, ob es nicht auch nicht noch nicht schmeckt? Momentan bist Du sehr dankbar, dass es Dich vollkommen kalt gelassen hat. Morgen bist Du vielleicht schon stolz darauf. Und übermorgen fängt dann Dein Suchtgedächtnis an, Dir zu sagen "Man, nun hast Du schon soooo lange durchgehalten - jetzt kannst Du ja EIN Glas ..."

    Ich versteh es einfach nicht nixweiss0 Da schreiben wir hier von unseren Erfahrungen und dass eine heisse Herdplatte wehtut - und die Leute denken immer wieder, sie sind die Einzigen, die immun sind ... und spielen stolz weiter mit dem Feuer.

    Ich wünsche Dir sehr, dass es noch viele Monate werden und Du noch viele Bücher lesen und andere Aktivitäten betreiben kannst, die in der nassen Zeit nicht möglich waren.
    Aber Du solltest die Sucht sehr ernst nehmen und das Erreichte nicht unnötig auf's Spiel setzen.
    Und da spreche ich wiederum aus eigener Erfahrung!

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  • Hallo Kasimir,
    toll, dass du 30 Tage ohne dein Suchtmittel geschafft hast.
    Allerdings sehe ich dein Riechexperiment ebenso wie Greenfox als sehr bedenklich. Was wolltest du dir beweisen? Stärke zeigen? Bitte lies doch die so wichtigen Tipps und Erfahrungen von Betroffenen hier im Forum, damit du auch weiterhin trocken bleibst.
    LG Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Danke für die erhobenen Zeigefinger! Ihr habt ja beide, Britt und Greenfox, definitiv recht. Beweisen wollte ich mir gar nichts. Es war ein Impuls. Aber davor, einen Schluck zu nehmen, war ich wirklich weit entfernt. Ich freue mich halt, dass es mich kalt gelassen hat. Ich kann mich ja leider nicht in ein Kloster einschließen für den Rest des Lebens. Bei jedem Einkauf, bei jedem Geburtstag sehe ich Alkoholika. Damit muss ich halt irgendwie umgehen können, und momentan bin ich halt erleichtert darüber, wenn mich so etwas kalt lässt. Ich würde mir eher Sorgen machen, wenn ich beim Anblick eines Glases anfangen würde zu zittern.
    LG Kasimir

  • Lieber Kasimir,
    bedenke immer:
    "Wenn's dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis (tanzen und bricht sich ein Bein)".
    LG Britt

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  • Hallo!

    So einen Geruchstest habe ich im ersten Jahr auch mal gemacht. Dafür wurde ich dann auch vom Therapeuten und anderen gescholten. Recht hatten sie.

    Also demnächst die Finger weg von dem Zeug. Du kannst mit ihm nicht umgehen und wenn Du das Glas schon an der Nase hast, ist der Weg zum Mund nur wenige cm kurz.

    Für dich spricht, dass Du dich wenigstens mitteilst. Nur so kann dir geholfen werden.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Stimmt, man muss sich nicht in einem Kloster einschließen.
    Aber wenn man wie Du noch ganz am Anfang der Abstinenz steht, dann kann man das Einschenken - und auch noch dran schnuppern - von Alkohol gleichsetzen mit dem Spiel mit dem Feuer!

    Abgesehen davon: Hast Du mal überlegt, Deinen Haushalt alkoholfrei zu halten? Es dient auch DEINER Sicherheit, falls Du doch mal "Appetit" bekommen solltest.
    Und warum MUSS man Gästen Alkohol anbieten? Als Nichtraucher bietest Du Deinen Gästen in Deiner Wohnung vermutlich ja auch keine Zigaretten an - oder!?!

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  • Lieber Kasimir,
    von mir auch ein herzliches Hallo!

    Ich bin ebenfalls ein Frischling in Sachen Abstinenz, möchte mich dennoch zum Thema "Kloster" und "Schnuppern" äußern.

    Meine Gedanken dazu: Mir ist aufgefallen, wie erleichtert und froh du warst, dass dich das riechen kalt gelassen hat. Ich sehe darin aber auch die umgekehrte Seite: Was wäre passiert, wäre das nicht so gewesen? Was wäre passiert? Und ich lese daraus ein wenig Furcht davor, was ist, wenn das Verlangen dann zurückkommt. Jetzt, wo es dir leicht vorkommt, ist es einfach. Aber das kann (und wird?) sich bestimmt nochmal ändern.

    Ich glaube am Anfang der Abstinenz ist die Euphorie ganz groß und in einem anderen Beitrag hat mich Dietmar nochmal freundlich darauf hingewiesen, dass das auch wieder vorbeigehen kann und man jetzt - wo es einem gut geht - Vorbereitungen für die schlechten Tage treffen sollte.

    Diese Geschichte mit dem "Bier vor sich setzen und dran riechen", gibt es auch in der Therapie. Das ist ein bisschen wie die Expositionstherapie bei Ängsten. Dabei geht man bewusst in eine Kneipe (oder sonst wohin), holt sich ein Bier, betrachtet es genau, riecht dran, etc und stellt es dann weg!
    Dies geschieht jedoch immer in Begleitung des Therapeuten und niemals alleine! Und ich würde mich das momentan auch nicht trauen, dazu bin ich noch zu weit entfernt von Trockenheit.

    Liebe Grüße

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