Frau und Mutter mit Alkoholproblemen

  • Hallo Forumsmitglieder,
    mein Name ist Markus, ich bin 47 Jahre alt und ich bin Co-Abhängiger. Meine Frau (42J.) trinkt seit rund vier Jahren.

    Wir haben uns vor 15 Jahren kennengelernt. Damals war meine Frau wegen Depressionen in psychologischer Behandlung. Weil es ihr anfangs so gut ging, hat sie die Behandlung abgebrochen. Zwei Jahre später haben wir geheiratet, kurz darauf kam das erste Kind, gefolgt von dem Zweiten. Eine entscheidende Gemeinsamkeit zwischen uns beiden war damals, dass wir beide gerne und regelmäßig Alkohol getrunken haben, allerdings immer nur abends und nicht exzessiv. Während der beiden Schwangerschaften hat sie nicht getrunken.

    Nach der Geburt des zweiten Kindes, also ungefähr 2009, hat sich ihr psychischer Zustand verschlechtert, sie wurde wieder depressiv. Sie hat wieder das Arbeiten angefangen, damit ihr die Decke nicht auf den Kopf stürzt. Verschiedene Probleme bei der Arbeit haben aber dazu beigetragen, dass sich ihre Stimmung nicht dauerhaft gebessert hat.
    Vor vier Jahren, also 2014, hat sich unsere Beziehung deutlich verschlechtert, wir haben oft gestritten. Wir haben uns deshalb in eine Paartherapie begeben. Zwei Monate später hat sie mir völlig betrunken eröffnet, dass sie seit rund einem halben Jahr regelmäßig tagsüber trinkt. Sie beginnt sobald die Kinder aus dem Haus sind. Nach dem Abendessen hat sie genug und geht dann ins Bett. Ich könnte mich noch heute dafür ohrfeigen, dass ich davon nichts gemerkt habe. Mir ist aufgefallen, dass bei uns immer viel Leergut rumsteht und dass sie sehr früh ist Bett geht, aber ich habe mir einfach nicht den richtigen Reim darauf gemacht.
    Für mich war damit bei der Paartherapie klar, wo unsere partnerschaftlichen Probleme herkamen. Sie hingegen machte unsere Beziehung für ihren Alkoholkonsum verantwortlich.
    Wir sind wegen ihres Alkoholkonsums gemeinsam zu Beratungsstellen gegangen und waren bei den AA. Weil sie aber darauf bestanden hat, irgendwann einmal wieder kontrolliert trinken zu können, haben ihr all die Treffen nichts gebracht. „Die“ verstehen sie nicht! Wir sind so verblieben, dass sie ein Jahr trocken bleibt, und dass wir danach weitersehen würden. Ich habe versucht, sie nach Kräften zu unterstützen. Sie hat mir aber nie ehrlich gesagt, wie es ihr geht. Ich glaube, sie wollte gar nicht, dass ich weiß wie es ihr ging. Irgendwann habe ich dann nicht mehr nachgefragt.

    Das hat zwei Jahre einigermaßen funktioniert. Seit 2017 hatte ich dann immer wieder das Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung ist. Sie hat komisch gerochen (Ist das Alkohol oder etwas anderes? Ständig Kaugummi im Mund), hat sich immer wieder komisch verhalten und manchmal hatte ich den Eindruck, dass sie verwaschen spricht. Weil ich nichts Handfestes hatte und keinen Streit wollte, habe ich den Mund gehalten.
    Dann hatte sie Mitte des Jahres zwei Totalzusammenbrüche: sie war so betrunken, dass sie gebrochen hat und ins Bett musste. Sie hat gesagt, dass sie etwas schlechtes gegessen hätte und ich Dummkopf habe ihr anfangs sogar noch geglaubt! Der Alkoholgeruch im Schlafzimmer hat mir dann die Augen geöffnet. In den nächsten Wochen und Monaten habe ich ab und zu Alkohol in ihrem Schrank gefunden. Ich vermute aber, dass sie den größten Teil ihres Alkohols außer Haus konsumiert hat. Sie ist vormittags und nachmittags regelmäßig unter fadenscheinigen Gründen davon gefahren. Beweisen kann ich das aber nicht.
    Oft hat sie schon mittags seltsam gesprochen oder gelallt. Alkohol habe ich immer öfters gefunden. Außerdem schluckt sie zusätzlich zu den normalen Schmerzmitteln, die sie schon immer häufig zu sich genommen hat (Ibuprofen, etc.), auch verschreibungspflichtige Medikamente, die sie bei ihrer Arbeit „besorgt“. Ich habe ihr meine Entdeckungen nicht mitgeteilt, weil ich ihr tatsächliches Konsumverhalten in Erfahrung bringen wollte. So weiß ich heute, dass sie drei Liter Wein trinken kann, ohne dass man ihr etwas anmerkt. Sie fährt damit auch Auto, selbst wenn die Kinder dabei sind. Ohne es sicher zu wissen, glaube ich, dass sie mittlerweile dauerhaft unter Strom steht. Als ich an diesem Tag auch noch Tavor-Tabletten auf ihrem Nachttisch gefunden habe, habe ich sie dazu aufgefordert, sich eine Wohnung zu suchen, die Kinder würden bei mir bleiben. Überraschenderweise hat sie sofort zugestimmt: sie erträgt mich nicht mehr. Sie hat psychische Probleme, bis hin zu Suizidgedanken eingeräumt. Ich habe sie gebeten sich professionelle Hilfe bei der Bewältigung ihrer Krankheit zu suchen. Ich würde sie dabei unterstützen. Sie ist sich jedoch sicher, dass es ihr wieder besser geht, wenn sie von mir getrennt ist.
    Sie hat schnell eine passende Wohnung gefunden, Ende Juli kann sie ausziehen. Eigentlich könnte ich mich jetzt etwas beruhigen. Tatsächlich bin ich kurz vor dem durchdrehen: Was, wenn sie die Kinder einfach mit einpackt? Bekomme ich die Kinder und meine Selbständigkeit unter einen Hut? Komme ich finanziell zurecht? Außerdem quält mich die Frage, ob ich nicht doch Schuld bin. Hätte ich mehr tun können, hätte ich mehr tun müssen?

    Ich bin seit einem Jahr am Limit: ich habe Bauchschmerzen, meine Brust sticht, ich schlafe nur noch schlecht. Trotzdem mache ich gute Miene zum bösen Spiel. Die Kinder wissen, dass ihre Mutter ausziehen wird. Sie sind deswegen traurig, aber ich glaube, dass sie mir vertrauen. Ich möchte ihr Vertrauen nicht enttäuschen. Ich habe Angst, dass ich es nicht schaffe…

  • Lieber Markus

    Du bist in einer sehr schwierigen Situation. Und Du trägst sicher nicht die Schuld an den Problemen Deiner Frau. Schade, nimmt sie keine Hilfe an, um ihre psychischen Schwierigkeiten anzugehen, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass alles wegen Dir sein sollte.

    Die Frage, ob Du mehr hättest tun können oder sollen kann ich auch nicht beantworten. Du hast sicher das Dir am Bestmöglichsten gemacht. Und es geht ja nicht "nur" um Dich und Deine Frau, sondern auch noch um die beiden Kindern, die es zu schützen gilt. Du schreibst, sie fährt betrunken mit ihnen Auto, nur schon bei dem Gedanken daran wird mir ganz anders.

    Regelt ihr/Du das alles alleine? Ich kenn mich mit Trennungen nicht gut aus, aber was ich in meinem Umfeld mitkriege ist, dass es dann eine Trennungsvereinbarung gibt, wo das Finanzielle und auch die Besuchsrechte/Sorgerecht etc. geregelt sind.

    An Deiner Stelle würde ich mir unbedingt Hilfe holen, um Deine vielen offen Fragen zu klären, damit Du auch einen Plan machen kannst oder überhaupt eine Idee hast, wie geht es weiter gehen kann. Wer kann Dir helfen, hast Du Verwandte die Dich da unterstützen können oder brauchst Du eine Tagesmutter, Hort etc.? Denn alles alleine wird kaum zu schaffen sein. Natürlich kommt es auch auf das Alter der Kinder an, wieviel Unterstützung Du noch brauchst.

    Neben diesen eher praktischen Themen ist es sicher auch hilfreich, wenn Du diese Probleme jemanden sonst anvertrauen kannst, sei es ein Freund, eine psychologische Beratung oder eine Selbsthilfegruppe für Angehörige. Für mich sind das schlechte Schlafen und das Stechen in der Brust Alarmsignale. Schau auf Dich, damit Du gesund bleibst und für die Kinder da sein kannst. Wenn Du einen guten Hausarzt hast, würde ich mich zuerst an diesen wenden.

    Mehr kann ich dazu nicht schreiben, da ich keine Angehörige bin sondern selber ein Alkoholproblem hatte.

    Ich wünsche Dir alles Gute!
    Lg Mira

  • Hallo Markus,

    sehr traurig, Deine Geschichte. Leider eine typische für Partner von Alkoholikern.

    Ich selbst bin Ende 40, Alkoholiker und lebe seit mehreren Jahren ohne Alkohol. Vorher hatte ich auch Familie, 2 Kinder und war fast bis zum Schluss das, was man einen funktionierenden Alkoholiker nennt. Das ganze in Kombination mit einem ausgeprägten Doppelleben. Das ist jetzt für Dich aber nicht relevant, denke ich.

    Ich bin leider etwas unter Zeitdruck, will aber schon auf ein paar Dinge von Dir eingehen:

    Zitat

    Außerdem quält mich die Frage, ob ich nicht doch Schuld bin. Hätte ich mehr tun können, hätte ich mehr tun müssen?


    Erst mal kann ich Dir als Alkoholiker, als trockender Alkoholiker, sagen, dass Du an nichts Schuld bist. Du bist nicht Schuld an dieser Situation denn Deine Frau trinkt, nicht Du. Egal was Du tust, wenn sie nicht mit dem Trinken aufhören möchte, wird sie nichts und niemand (auch Du nicht) davon abbringen können.

    Die Frage die Du Dir stellen kannst bzw. vielleicht sogar musst, ist, ob Du das ganze Spiel nicht viel zu lange mitgemacht hast. Ohne Deine Situation im Detail zu kennen wäre möglicherweise besser für Dich und Deine Kinder gewesen, wenn Du Dich schon früher von Deiner Frau getrennt hättest. Selbstverständlich weiß ich, dass das in der realen Lebenswirklichkeit alles nicht so einfach ist und ich mich hier leicht schreibe. Ich weiß nicht wie alt Deine Kinder sind, ich denke jedoch sie werden einiges mitgemacht haben, möglicherweise mehr als Du glaubst.

    Zitat

    Was, wenn sie die Kinder einfach mit einpackt?


    Wie schätzt Du denn die Situation ein? So wie Du schreibst hatte ich erst mal das Gefühl, sie ist froh wenn sie endlich ihre Ruhe hat und in Ruhe trinken kann. Dann natürlich wieder die Frage nach dem Alter Deiner Kinder. Meines Wissen dürfen die Kinder ab einem bestimmten Alter auch darüber entscheiden bei wem sie leben möchten. Vielleicht würde Dir hier auch eine rechtliche Beratung helfen. Also ich meine mal ganz grundsätzlich. Denn so wie Du schreibst, hälst Du Deine Frau ja auch aufgrund ihres Konsums gar nicht für fähig, dass sie das Sorgerecht für Deine Kinder ausüben kann. Da müsstest Du Dir schon mal rechtliche Klarheit schaffen, das würde Dich evtl. auch etwas ruhiger werden lassen.

    Bei mir war damals klar, dass meine Kinder bei meiner Frau bleiben. Das war deshalb klar, weil ich der Alkoholiker war. Ich trennte mich von meiner Frau und ich zog aus. Da trank ich zwar bereits nichts mehr, jedoch war klar, dass das eben nicht klar war bzw. dass ich ja jederzeit wieder hätte rückfällig werden können.

    Zitat

    Die Kinder wissen, dass ihre Mutter ausziehen wird. Sie sind deswegen traurig, aber ich glaube, dass sie mir vertrauen. Ich möchte ihr Vertrauen nicht enttäuschen. Ich habe Angst, dass ich es nicht schaffe…


    Da kann ich Dir aus eigener Erfahrung nur sagen, dass Du hier einen großen Fokus darauf richten solltest. Meine Tochter war damals, als ich mich trennte und die ganze Dimension meiner Trinkerrei aufflog, ich glaube 9 Jahre alt. Sie liebte ihren Papa. Jetzt war er weg, und Alkoholiker noch dazu.

    Glücklicherweise konnten meine Ex-Frau und ich, wann immer es die Kinder oder hier jetzt speziell unsere Tochter betraf, uns soweit zusammen reißen, dass wir an einem Strang gezogen haben. Hier braucht es u. U. auch psychologische Hilfe, in jedem Fall aber viele Gespräche bzw. Aufarbeitung mit den Kindern. Ob Du das alleine oder nur mit Hilfe hinbekommst kann ich nicht beurteilen. Wenn Du hier aber zweifelst, und das tust Du ja, dann lass' Dir doch auch hier bitte helfen. Entsprechende Angebote gibt es. Diese Zeit und Energie investierst Du in die Gesundheit, vor allem die psychische Gesundheit Deiner Kinder.

    Ich muss leider weg. Eines noch:

    Sei Dir darüber im Klaren, dass Du Deine Frau nicht "retten" kannst. Das kann sie nur selbst. Du kannst und musst auf Dich und vor allem auch auf Deine Kinder achten. Nur darauf sollte Dein Fokus sein. Wenn Deine Frau vom Alkohol weg kommen will, gibt es zahlreiche Hilfsangebote für sie. Sie ist da nicht alleine. Nur muss sie es wollen und es muss von ihr ausgehen.

    Alles Gute und einen guten Austausch hier im Forum wünsche ich Dir.

    LG
    gerchla

  • Vielen Dank für eure tröstenden Worte. Die Aufmunterung, tut mir gut!
    Außerdem hilft es mir, einen Einblick in die Denkweise eines Alkoholikers zu bekommen. Tatsächlich bin ich manchmal so frustriert, weil ich sie nicht verstehe, dass ich am liebsten meinen Kopf gegen die Wand hämmern würde. Eure Beschreibungen erklären mir ihr Verhalten zumindest. Wenn ich weiß, dass ein Verhalten typisch für Alkoholiker ist oder zumindest gehäuft vorkommt, kann ich das besser einordnen. Ich bekomme so langsam eine Vorstellung davon, was warum passiert und auch dass ich nicht daran schuld bin. Aber verstehen kann ich es trotzdem nicht ;)
    Sie war am Montag beim Rechtsanwalt, obwohl wir eigentlich gemeinsam dahingehen wollten. Es läuft jetzt darauf hinaus, dass sie die Kinder mitnehmen möchte. Die Kinder sind mein ein und alles! Fast alle Unternehmungen haben sie mit mir gemacht, während meine Frau zuhause geblieben ist oder anderweitig unterwegs war. Ich habe mit ihnen Hausaufgaben gemacht, bin mit ihnen zum Arzt gegangen, habe mit ihnen gequatscht. Für mich ist eine Welt zusammengebrochen! Am Montag war ich tot! Ich kann nicht glauben, dass sie als Alkoholikerin die Kinder mitnehmen möchte, obwohl sie ihr schon mit meiner Unterstützung zu viel waren!

    Ich habe nun meinerseits einen Rechtsanwalt kontaktiert. Ein alter Freund aus Kindertagen, sehr nett. Auf sein Anraten hin habe ich das Jugendamt kontaktiert und dort unsere Probleme und meine Sorgen geschildert. Es wird jetzt einen gemeinsamen Termin geben, bei dem eine außergerichtliche Lösung für den Aufenthalt der Kinder gesucht werden soll. Mir wurde deutlich signalisiert, dass Alkohol + Auto + Kinder ein absolutes no-go sind. Von daher bin ich jetzt wieder ein wenig zuversichtlicher.
    Außerdem suche ich nun Kontakt zu Freunden und Verwandten und mache unsere Probleme öffentlich. Meine Frau wollte das nicht, weshalb wir bisher alles verschwiegen haben. Es tut mir aber gut, mir den Frust und die Sorgen von der Seele zu reden. Egal, mit wem ich spreche, jeder ist schockiert. Ich bekomme viel Zuspruch und mir wurde von mehreren Seiten Hilfe angeboten. War ich gestern noch völlig am Boden, geht es mir heute schon wieder deutlich besser.
    LG und vielen Dank, Markus

  • Hallo Markus,

    erstmal Respekt, dass Du es so durchziehst. Ich wünsche Dir alles Gute. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Deine Frau als Alkoholikerin Eure Kinder einfach so mitnehmen kann. Problem wird höchstens sein, dass Du hier wohl in der Beweispflicht bist, oder? Ich schätze Deine Kinder nach dem was Du schreibst auf 12 und 9, da sind sie ja nicht mehr sooo angewiesen auf 24-Stunden-Betreuung. Und wenn Du ein gutes Konzept hast was die nachschulische Betreuung angeht, sollte das kein Problem sein. Mütter sind ja auch oft berufstätig - da gibt es gute Angebote.
    Für mich ist es auch immer ein Riesenproblem die Gedankengänge eines Alkoholikers zu verstehen. Manchmal kommt es mir so vor wie in diesen furchtbar schlechten Alienfilmen, in denen ein Alien im Körper eines Menschen wächst und immer mehr das Kommando übernimmt...

    Viel Glück

  • Hallo Saskia,
    ich muss das durchziehen, ich halte das einfach nicht mehr aus. Wenn sie mittags am Tisch sitzt, d*** grinst und kaum noch zu verstehen ist, dann frisst sich das wie Säure in meinen Magen. Dass unsere Beziehung lange nur sehr einseitig lief, bzw. mittlerweile gar nicht mehr stattfindet, hätte ich ausgehalten, bis die Kinder aus dem Haus sind. Aber den Alkohol ertrage ich nicht.

    Der weitere Weg wird in der Tat sehr schwierig: wenn eine Mutter nicht gerade die Spritze in der Wehne stecken hat, werden ihr die Kinder eher selten abgenommen. Als Mann hat man da schlechte Karten.
    Einige Dinge, also auch das, was ich oben beschrieben habe, kann ich aber beweisen. Ich kann alle ihre Probleme einigermaßen belegen.

    Die Kinder kann ich lückenlos betreuen. Ich bin selbständig, arbeite von zu Hause aus. Ich habe bis die Kinder aus der Schule kommen rund fünfeinhalb Stunden völlig frei für die Arbeit (ich brauche ja nur 10 Sekunden, um an meinen Arbeitsplatz zu kommen ;-). Zwischen Mittagessen / Hausaufgaben bis zum Abendessen sind es dreieinhalb Stunden, in denen ich dann aber auch für die Kinder da sein müsste, wenn sie mal etwas brauchen. Zur Not könnte ich abends auch nochmal für zwei, drei Stunden ins Büro, sobald die Kinder im Bett sind. Meine Frau arbeitet im Schichtdienst, ich habe die Kinder regelmäßig funktionierend alleine versorgt.

    Ich will ihr die Kinder ja nicht wegnehmen, sie sollen aber ihren Lebensmittelpunkt bei mir behalten. Ich hoffe, dass mir das gelingt!

    LG, Markus

  • Hallo Markus,

    Zitat

    Ich will ihr die Kinder ja nicht wegnehmen, sie sollen aber ihren Lebensmittelpunkt bei mir behalten. Ich hoffe, dass mir das gelingt!

    Dafür drücke ich Dir ganz fest die Daumen. Ich habe da leider einiges in meinem eigenen Umfeld erleben müssen, was das Sorgerecht von Kindern betrifft. Glücklicherweise gab es bei meinen eigenen solche Streitigkeiten nicht, das habe ich ja bereits geschrieben.

    Aber dem, was ich in meinem Umfled mitbekommen habe, kann ich Dir nur raten, Dir den besten Anwalt zu nehmen, den Du bekommen kannst. Ich hoffe, dass Dein Freund da genau der Richtige ist. Es gab bei mir tatsächlich ein paar Fälle, wo ich die Welt nicht mehr verstanden habe. Weil Gerichte das Sorgerecht für Kinder Menschen zugesprochen haben, die es m. M. niemals hätten erhalten dürfen. Aber eben sehr fiese, gewiefte Anwälte hatten, die andere Seite aber ohne Anwalt da stand.

    Ich würde Dir wünschen, dass Deine Ex-Frau selbst zur Erkenntnis kommt, dass die Kinder bei Dir besser aufgehoben sind. Vielleicht kann das ja klappen, wenn ihr eine gute Vereinbarung bezüglich des Umgangsrechts macht.

    Wie gesagt, ich drücke die Daumen!

    LG
    gerchla

  • Bei mir gibt es Neuigkeiten.
    Weil ich Sorge hatte, dass meine Frau bei ihrem Auszug die Kinder einfach einpackt, habe ich mich nach Rücksprache mit meinem Anwalt an das Jugendamt gewandt. Das Jugendamt hat uns dann letzte Woche zu einem gemeinsamen Termin gebeten. Das Gespräch ist voll und ganz zu meiner Zufriedenheit verlaufen, Kinder bleiben bei mir, etc., so dass ich nun eigentlich der Meinung war, dass mal Ruhe sein müsste.

    Da kommt meine Frau heute Mittag zu mir ins Büro. Ich rieche schon aus zwei Metern Entfernung die Alkoholausdünstungen. Sie hat aber noch völlig klar gesprochen! Dafür hat sie dann wieder von den Kindern angefangen. Ich habe sie an unser Gespräch beim Jugendamt und an die getroffenen Vereinbarungen erinnert. „Wenn das so war, dann muss sie dort noch einmal anrufen!“ Wie bitte? Außerdem hat sie sich selbst bedauert, weil sie nach dem Trennungsjahr wieder mit ihrem einfachen Gehalt zu Recht kommen muss. Eigentlich hätte sie es ja verdient, dass ich sie dauerhaft unterstütze. Wohlgemerkt sie, nicht die Kinder, denn die bleiben ja bei mir.
    Noch bevor die Kinder aus der Schule gekommen sind, hat sie dann gekotzt und sich ins Bett gelegt.

    Was mich wahnsinnig macht, ist dieser völlige Realitätsverlust. Sie trinkt nur wegen mir (die Gründe, warum man wegen mir trinken muss, sind unterschiedlich). Sie wird, sobald sie von mir weg ist, mit dem Saufen aufhören. Ist das möglich, wenn sie heute einen Dauerpegel von 2,0 Promille hat?
    Sie hat in den letzten Monaten ja immer auswärts getrunken, so auch heute. Da weiß ich natürlich nicht, was sie vertilgt. In letzter Zeit trinkt sie aber am Nachmittag auch wieder verstärkt hier zu Hause. Anscheinend ist es ihr mittlerweile egal, dass ich etwas mitbekomme. Da gibt es Nachmittage an denen sie drei Liter Wein trinkt. Wenn ich das in einen Online-Alkoholrechner eingebe, werden über fünf Promille angezeigt! Wenn sie am nächsten Tag arbeitet, hat sie bei der Arbeit immer noch über zwei Promille. Und ist mit dem Auto dorthin gefahren!
    Aber sie behauptet steif und fest, dass sie nächste Woche mit dem Saufen aufhört. Das macht mich irre!

  • Guten Morgen Markus,

    also erst mal ist es sehr gut, dass die Kinder bei Dir bleiben! Sollte sie tatsächlich beim Jugendamt anrufen, werden die dort nur noch bestärkt werden, dass die Kinder bei Dir bleiben müssen.

    Kommen wir mal zu den Aussagen Deiner Frau bezüglich des Aufhörens mit den Trinken. Also, sie sagte, sie hört auf, wenn sie von Dir weg ist, wenn sie ausgezogen ist.

    Wäre das nicht toll? Geradezu traumhaft wäre das. Denn dann hättest Du wieder einen nüchternen Gesprächspartner und ihr könntet Eure Trennung und den Umgang mit den Kindern wie erwachsene Menschen regeln. Jeder hätte einen großen Vorteil, Du, sie und vor allem auch Eure Kinder.

    ABER, da brauchst Du gar nicht drüber nachdenken. Nicht einen Gedanken brauchst Du daran verschwenden. Sie wird einfach weiter trinken und andere Gründe finden, warum das so sein muss. Wahrscheinlich, weil Du ihr die Kinder "weggenommen" hast. Oder was auch immer.

    Du musst jetzt lernen, Dich zumindest emotional von ihr zu distanzieren. Räumlich werdet ihr immer wieder Kontakt haben, alleine wegen der Kinder. Das wird nicht anders gehen. Aber emotional musst Du Dich abgrenzen. Ich befürchte nämlich, dass es mit Deiner Frau noch viel weiter Berg ab gehen wird. Was Du schreibst klingt nicht gut. Da kann auch bald mal der Job weg sein, die Menge kann sich noch ordentlich steigern, gesundheitliche Probleme werden auch irgendwann auftauchen.

    Da solltest Du dann schon gaaaanz weit weg sein, emotional, damit Du da nicht mit reingezogen wirst. Deine Rolle ist schwer genung. Du hast die Kinder, um die musst Du Dich kümmern. Die haben natürlich auch Fragen, Fragen bezüglich ihrer Mama. Und Du bist der Starke in dieser ganzen Geschichte, solltest es zumindest sein. Und deshalb brauchst Du natürlich auch Hilfe, es ja enorm was Du da abfedern musst. Also nimm Dir jede Hilfe die Du bekommen kannst! Vielleicht wäre es auch gut, wenn Deine Kinder psychologische Betreuung hätten. Hatte meine Tochter auch, als ich mich von meiner Frau getrennt habe. Wir hatten allerdings so ein gerdnetes Verhältnis, dass wir diese Termine sogar gemeinsam mit unserer Tochter wahrnehmen konnten. Das kannst Du bei Dir vergessen.

    Bitte versuche nicht die Aussagen und das Verhalten Deiner Frau in irgendeiner Form verstehen zu wollen. Es ist das Gerede einer nassen Alkoholikern. Das kann ein gesunder Mensch nicht verstehen. Du musst Dein Ding machen, auch im Sinne Deiner Kinder. Deine Frau muss sich um sich selbst kümmern. Wenn sie wirklich aufhören will mit dem Trinken, dann wird sie genügend Hilfsangebote finden. Aber das mus sie schon selbst in die Hand nehmen.

    Alles Gute!

    LG
    gerchla

  • Guten Morgen Markus,

    das ist wirklich keine schöne Situation, in der Du Dich bedingt durch den Alkoholismus Deiner Frau befindest.

    Nasse Alkoholiker, die nicht bereit sind an ihrem Konsum etwas zu verändern, brauchen Gründe für ihr Trinken.
    Egal was Dir Deine Frau in nassem Zustand auch immer erzählt: Ich glaube einem nassen Alkoholiker aus Erfahrung kein Wort mehr. Es macht überhaupt keinen Sinn sich darüber Gedanken zu machen, ob das, was jemand nass sagt und vorhat, stimmt oder mal wieder nicht. (Letzteres ist die Regel!)
    In einem anderen Thread schrieb ich von einem Paar, bei dem er nass ist.
    Ist sie bei ihm, dann fühlt er sich unter Druck gesetzt und kontrolliert – und trinkt.
    Ist sie mal wieder ausgezogen, dann trinkt er, weil er sie nicht mehr bei ihm ist ….

    Deine Promilleberechung ist absolut stimmig, und ja, es ist leider mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass Deine Frau bei der geschilderten täglichen Alkoholdosis permanent „unter Stoff steht“, als immer über >1‰ Bereich unterwegs ist.

    Ich kann Dir nur empfehlen, Dich ganz auf Dich und Deine Kinder zu konzentrieren, und Dich und Dein Befinden soweit es nur möglich ist vom Zustand Deiner Frau unabhängig zu machen.
    Aus der Realität ist es leider so: Wenn Deine Frau Glück hat, dann ist sie schon ziemlich an ihrem persönlichen Tiefpunkt (und Ende) ihrer Trinkerkarriere angekommen (häufiges Erbrechen kann darauf hindeuten), und ist nun bald bereit aktiv ihre Sucht zum Stillstand bringen zu wollen. Wenn nicht, dann wird ihr Zustand immer schlimmer und die logischen Konsequenzen (Führerschein- und Arbeitsplatzverlust, oft auch Verwahrlosung) folgen.

  • Es macht mich als Alkoholiker immer wieder traurig, solche Geschichten zu lesen ...

    Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen.
    Momentan meint Deine Frau mit ihren "Vorwürfen" und Behauptungen alles genauso, wie sie es sagt - wenn sie es sagt. Das kann 10 Minuten später schon wieder anders aussehen. Denn eigentlich sind es nur Rechtfertigungen gegenüber sich selbst und der Umwelt, warum sie jetzt/heute trinken MUSS.

    Aber dass dies eben nur Ausreden/Rechtfertigungen/Selbstlügen sind - ich habe es auch erst erkannt, als ich trocken wurde.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Markus,

    ich bin noch nicht so lange bei diesem Forum, aber bin dabei auf Deine Geschichte gestossen, die mich sehr berührt hat, weil ich in einer ähnlichen Situation bin. Allerdings muss ich nicht um die Kinder kämpfen, dass sie bei mir bleiben: Mein Ex ist einfach so ausgezogen, da gab es zum Glück keine Diskussionen. Aber auch bei mir sind die ständigen Lügen und das Auto fahren ein Problem. Ich hatte gerade in meinem Faden geschrieben, dass ich ihn jetzt zur Urlaubszeit quasi zwingen musste, sich auf regelmäßige Alkoholtests einzulassen, wenn er mit den Kindern fährt.

    Ich hoffe, es geht Dir gut, und dass sich alles in Deinem Sinne entwickelt. Alles Gute für Dich und Deine Kinder
    Ailin

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