Hallo Forumsmitglieder,
mein Name ist Markus, ich bin 47 Jahre alt und ich bin Co-Abhängiger. Meine Frau (42J.) trinkt seit rund vier Jahren.
Wir haben uns vor 15 Jahren kennengelernt. Damals war meine Frau wegen Depressionen in psychologischer Behandlung. Weil es ihr anfangs so gut ging, hat sie die Behandlung abgebrochen. Zwei Jahre später haben wir geheiratet, kurz darauf kam das erste Kind, gefolgt von dem Zweiten. Eine entscheidende Gemeinsamkeit zwischen uns beiden war damals, dass wir beide gerne und regelmäßig Alkohol getrunken haben, allerdings immer nur abends und nicht exzessiv. Während der beiden Schwangerschaften hat sie nicht getrunken.
Nach der Geburt des zweiten Kindes, also ungefähr 2009, hat sich ihr psychischer Zustand verschlechtert, sie wurde wieder depressiv. Sie hat wieder das Arbeiten angefangen, damit ihr die Decke nicht auf den Kopf stürzt. Verschiedene Probleme bei der Arbeit haben aber dazu beigetragen, dass sich ihre Stimmung nicht dauerhaft gebessert hat.
Vor vier Jahren, also 2014, hat sich unsere Beziehung deutlich verschlechtert, wir haben oft gestritten. Wir haben uns deshalb in eine Paartherapie begeben. Zwei Monate später hat sie mir völlig betrunken eröffnet, dass sie seit rund einem halben Jahr regelmäßig tagsüber trinkt. Sie beginnt sobald die Kinder aus dem Haus sind. Nach dem Abendessen hat sie genug und geht dann ins Bett. Ich könnte mich noch heute dafür ohrfeigen, dass ich davon nichts gemerkt habe. Mir ist aufgefallen, dass bei uns immer viel Leergut rumsteht und dass sie sehr früh ist Bett geht, aber ich habe mir einfach nicht den richtigen Reim darauf gemacht.
Für mich war damit bei der Paartherapie klar, wo unsere partnerschaftlichen Probleme herkamen. Sie hingegen machte unsere Beziehung für ihren Alkoholkonsum verantwortlich.
Wir sind wegen ihres Alkoholkonsums gemeinsam zu Beratungsstellen gegangen und waren bei den AA. Weil sie aber darauf bestanden hat, irgendwann einmal wieder kontrolliert trinken zu können, haben ihr all die Treffen nichts gebracht. „Die“ verstehen sie nicht! Wir sind so verblieben, dass sie ein Jahr trocken bleibt, und dass wir danach weitersehen würden. Ich habe versucht, sie nach Kräften zu unterstützen. Sie hat mir aber nie ehrlich gesagt, wie es ihr geht. Ich glaube, sie wollte gar nicht, dass ich weiß wie es ihr ging. Irgendwann habe ich dann nicht mehr nachgefragt.
Das hat zwei Jahre einigermaßen funktioniert. Seit 2017 hatte ich dann immer wieder das Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung ist. Sie hat komisch gerochen (Ist das Alkohol oder etwas anderes? Ständig Kaugummi im Mund), hat sich immer wieder komisch verhalten und manchmal hatte ich den Eindruck, dass sie verwaschen spricht. Weil ich nichts Handfestes hatte und keinen Streit wollte, habe ich den Mund gehalten.
Dann hatte sie Mitte des Jahres zwei Totalzusammenbrüche: sie war so betrunken, dass sie gebrochen hat und ins Bett musste. Sie hat gesagt, dass sie etwas schlechtes gegessen hätte und ich Dummkopf habe ihr anfangs sogar noch geglaubt! Der Alkoholgeruch im Schlafzimmer hat mir dann die Augen geöffnet. In den nächsten Wochen und Monaten habe ich ab und zu Alkohol in ihrem Schrank gefunden. Ich vermute aber, dass sie den größten Teil ihres Alkohols außer Haus konsumiert hat. Sie ist vormittags und nachmittags regelmäßig unter fadenscheinigen Gründen davon gefahren. Beweisen kann ich das aber nicht.
Oft hat sie schon mittags seltsam gesprochen oder gelallt. Alkohol habe ich immer öfters gefunden. Außerdem schluckt sie zusätzlich zu den normalen Schmerzmitteln, die sie schon immer häufig zu sich genommen hat (Ibuprofen, etc.), auch verschreibungspflichtige Medikamente, die sie bei ihrer Arbeit „besorgt“. Ich habe ihr meine Entdeckungen nicht mitgeteilt, weil ich ihr tatsächliches Konsumverhalten in Erfahrung bringen wollte. So weiß ich heute, dass sie drei Liter Wein trinken kann, ohne dass man ihr etwas anmerkt. Sie fährt damit auch Auto, selbst wenn die Kinder dabei sind. Ohne es sicher zu wissen, glaube ich, dass sie mittlerweile dauerhaft unter Strom steht. Als ich an diesem Tag auch noch Tavor-Tabletten auf ihrem Nachttisch gefunden habe, habe ich sie dazu aufgefordert, sich eine Wohnung zu suchen, die Kinder würden bei mir bleiben. Überraschenderweise hat sie sofort zugestimmt: sie erträgt mich nicht mehr. Sie hat psychische Probleme, bis hin zu Suizidgedanken eingeräumt. Ich habe sie gebeten sich professionelle Hilfe bei der Bewältigung ihrer Krankheit zu suchen. Ich würde sie dabei unterstützen. Sie ist sich jedoch sicher, dass es ihr wieder besser geht, wenn sie von mir getrennt ist.
Sie hat schnell eine passende Wohnung gefunden, Ende Juli kann sie ausziehen. Eigentlich könnte ich mich jetzt etwas beruhigen. Tatsächlich bin ich kurz vor dem durchdrehen: Was, wenn sie die Kinder einfach mit einpackt? Bekomme ich die Kinder und meine Selbständigkeit unter einen Hut? Komme ich finanziell zurecht? Außerdem quält mich die Frage, ob ich nicht doch Schuld bin. Hätte ich mehr tun können, hätte ich mehr tun müssen?
Ich bin seit einem Jahr am Limit: ich habe Bauchschmerzen, meine Brust sticht, ich schlafe nur noch schlecht. Trotzdem mache ich gute Miene zum bösen Spiel. Die Kinder wissen, dass ihre Mutter ausziehen wird. Sie sind deswegen traurig, aber ich glaube, dass sie mir vertrauen. Ich möchte ihr Vertrauen nicht enttäuschen. Ich habe Angst, dass ich es nicht schaffe…