Beiträge von Markus_M

    Bei mir gibt es Neuigkeiten.
    Weil ich Sorge hatte, dass meine Frau bei ihrem Auszug die Kinder einfach einpackt, habe ich mich nach Rücksprache mit meinem Anwalt an das Jugendamt gewandt. Das Jugendamt hat uns dann letzte Woche zu einem gemeinsamen Termin gebeten. Das Gespräch ist voll und ganz zu meiner Zufriedenheit verlaufen, Kinder bleiben bei mir, etc., so dass ich nun eigentlich der Meinung war, dass mal Ruhe sein müsste.

    Da kommt meine Frau heute Mittag zu mir ins Büro. Ich rieche schon aus zwei Metern Entfernung die Alkoholausdünstungen. Sie hat aber noch völlig klar gesprochen! Dafür hat sie dann wieder von den Kindern angefangen. Ich habe sie an unser Gespräch beim Jugendamt und an die getroffenen Vereinbarungen erinnert. „Wenn das so war, dann muss sie dort noch einmal anrufen!“ Wie bitte? Außerdem hat sie sich selbst bedauert, weil sie nach dem Trennungsjahr wieder mit ihrem einfachen Gehalt zu Recht kommen muss. Eigentlich hätte sie es ja verdient, dass ich sie dauerhaft unterstütze. Wohlgemerkt sie, nicht die Kinder, denn die bleiben ja bei mir.
    Noch bevor die Kinder aus der Schule gekommen sind, hat sie dann gekotzt und sich ins Bett gelegt.

    Was mich wahnsinnig macht, ist dieser völlige Realitätsverlust. Sie trinkt nur wegen mir (die Gründe, warum man wegen mir trinken muss, sind unterschiedlich). Sie wird, sobald sie von mir weg ist, mit dem Saufen aufhören. Ist das möglich, wenn sie heute einen Dauerpegel von 2,0 Promille hat?
    Sie hat in den letzten Monaten ja immer auswärts getrunken, so auch heute. Da weiß ich natürlich nicht, was sie vertilgt. In letzter Zeit trinkt sie aber am Nachmittag auch wieder verstärkt hier zu Hause. Anscheinend ist es ihr mittlerweile egal, dass ich etwas mitbekomme. Da gibt es Nachmittage an denen sie drei Liter Wein trinkt. Wenn ich das in einen Online-Alkoholrechner eingebe, werden über fünf Promille angezeigt! Wenn sie am nächsten Tag arbeitet, hat sie bei der Arbeit immer noch über zwei Promille. Und ist mit dem Auto dorthin gefahren!
    Aber sie behauptet steif und fest, dass sie nächste Woche mit dem Saufen aufhört. Das macht mich irre!

    Hallo Mjchelle,
    wenn ich das nochmal zusammenfassen darf: du wohnst auf einem Dorf, hast da keinerlei Ansprechpartner, kein Einkommen und kein Fahrzeug?
    Da bin ich zunächst einmal auch ratlos. Ich würde an deiner Stelle mittels Internet suchen, in welcher Stadt in deiner Gegend eine gemeinnützige Organisation (Caritas, Evang. Diakonie, Blaues Kreuz, etc.) einen Sitz hat. Das muss ja nicht die nächste Stadt sein, einfach eine Stadt in der Umgebung. Dort solltest du dich telefonisch oder auch per E-Mail, falls dein Partner das Telefon überwacht, melden. Schildere dort deine Lage und bitte darum, dass dir geholfen wird oder dass dir eine andere Hilfe vermittelt wird.

    Du brauchst eine (Not-)Unterkunft, die nötigsten Gegenstände und einen Plan, wie es weitergehen könnte, sprich, wie man dich wieder auf die eigenen Füße stellen kann. Ich habe keine Ahnung, wie das aussehen könnte, das ist ja nicht meine Branche, aber ich bin mir sicher, dass es jemanden gibt, der auch dir helfen kann. Du musst diese Hilfe suchen und finden!
    Wenn dann erst einmal eine Hilfe gefunden ist, dann wird es eine Kleinigkeit sein, die von A nach B zu transportieren. Das bekommen wir dann schon hin.
    Aber lass nicht nach! Du musst da raus und du musst dir erst einmal ein Stück weit selber helfen!
    LG, Markus

    Hallo Saskia,
    ich muss das durchziehen, ich halte das einfach nicht mehr aus. Wenn sie mittags am Tisch sitzt, d*** grinst und kaum noch zu verstehen ist, dann frisst sich das wie Säure in meinen Magen. Dass unsere Beziehung lange nur sehr einseitig lief, bzw. mittlerweile gar nicht mehr stattfindet, hätte ich ausgehalten, bis die Kinder aus dem Haus sind. Aber den Alkohol ertrage ich nicht.

    Der weitere Weg wird in der Tat sehr schwierig: wenn eine Mutter nicht gerade die Spritze in der Wehne stecken hat, werden ihr die Kinder eher selten abgenommen. Als Mann hat man da schlechte Karten.
    Einige Dinge, also auch das, was ich oben beschrieben habe, kann ich aber beweisen. Ich kann alle ihre Probleme einigermaßen belegen.

    Die Kinder kann ich lückenlos betreuen. Ich bin selbständig, arbeite von zu Hause aus. Ich habe bis die Kinder aus der Schule kommen rund fünfeinhalb Stunden völlig frei für die Arbeit (ich brauche ja nur 10 Sekunden, um an meinen Arbeitsplatz zu kommen ;-). Zwischen Mittagessen / Hausaufgaben bis zum Abendessen sind es dreieinhalb Stunden, in denen ich dann aber auch für die Kinder da sein müsste, wenn sie mal etwas brauchen. Zur Not könnte ich abends auch nochmal für zwei, drei Stunden ins Büro, sobald die Kinder im Bett sind. Meine Frau arbeitet im Schichtdienst, ich habe die Kinder regelmäßig funktionierend alleine versorgt.

    Ich will ihr die Kinder ja nicht wegnehmen, sie sollen aber ihren Lebensmittelpunkt bei mir behalten. Ich hoffe, dass mir das gelingt!

    LG, Markus

    Hallo Mjchelle,
    das sind entsetzliche Bedingungen, unter denen du leben musst. Da musst du so schnell wie möglich raus!
    Wenn du bei Freunden, Verwandten oder Bekannten keine Hilfe findest, solltest du externe Hilfe suchen (Beratungsstellen, etc.). Gibt es eine Stadt in der Nähe, wo es solche Hilfe geben könnte?
    Die nächsten Fragen wären auch für mich, ob du Einkommen und ein Auto hast. Wenn du bei euch auf dem Dorf keine sozialen Kontakte hast, kannst du auf der ganzen Welt ein neues Leben beginnen.
    LG, Markus

    Vielen Dank für eure tröstenden Worte. Die Aufmunterung, tut mir gut!
    Außerdem hilft es mir, einen Einblick in die Denkweise eines Alkoholikers zu bekommen. Tatsächlich bin ich manchmal so frustriert, weil ich sie nicht verstehe, dass ich am liebsten meinen Kopf gegen die Wand hämmern würde. Eure Beschreibungen erklären mir ihr Verhalten zumindest. Wenn ich weiß, dass ein Verhalten typisch für Alkoholiker ist oder zumindest gehäuft vorkommt, kann ich das besser einordnen. Ich bekomme so langsam eine Vorstellung davon, was warum passiert und auch dass ich nicht daran schuld bin. Aber verstehen kann ich es trotzdem nicht ;)
    Sie war am Montag beim Rechtsanwalt, obwohl wir eigentlich gemeinsam dahingehen wollten. Es läuft jetzt darauf hinaus, dass sie die Kinder mitnehmen möchte. Die Kinder sind mein ein und alles! Fast alle Unternehmungen haben sie mit mir gemacht, während meine Frau zuhause geblieben ist oder anderweitig unterwegs war. Ich habe mit ihnen Hausaufgaben gemacht, bin mit ihnen zum Arzt gegangen, habe mit ihnen gequatscht. Für mich ist eine Welt zusammengebrochen! Am Montag war ich tot! Ich kann nicht glauben, dass sie als Alkoholikerin die Kinder mitnehmen möchte, obwohl sie ihr schon mit meiner Unterstützung zu viel waren!

    Ich habe nun meinerseits einen Rechtsanwalt kontaktiert. Ein alter Freund aus Kindertagen, sehr nett. Auf sein Anraten hin habe ich das Jugendamt kontaktiert und dort unsere Probleme und meine Sorgen geschildert. Es wird jetzt einen gemeinsamen Termin geben, bei dem eine außergerichtliche Lösung für den Aufenthalt der Kinder gesucht werden soll. Mir wurde deutlich signalisiert, dass Alkohol + Auto + Kinder ein absolutes no-go sind. Von daher bin ich jetzt wieder ein wenig zuversichtlicher.
    Außerdem suche ich nun Kontakt zu Freunden und Verwandten und mache unsere Probleme öffentlich. Meine Frau wollte das nicht, weshalb wir bisher alles verschwiegen haben. Es tut mir aber gut, mir den Frust und die Sorgen von der Seele zu reden. Egal, mit wem ich spreche, jeder ist schockiert. Ich bekomme viel Zuspruch und mir wurde von mehreren Seiten Hilfe angeboten. War ich gestern noch völlig am Boden, geht es mir heute schon wieder deutlich besser.
    LG und vielen Dank, Markus

    Hallo Forumsmitglieder,
    mein Name ist Markus, ich bin 47 Jahre alt und ich bin Co-Abhängiger. Meine Frau (42J.) trinkt seit rund vier Jahren.

    Wir haben uns vor 15 Jahren kennengelernt. Damals war meine Frau wegen Depressionen in psychologischer Behandlung. Weil es ihr anfangs so gut ging, hat sie die Behandlung abgebrochen. Zwei Jahre später haben wir geheiratet, kurz darauf kam das erste Kind, gefolgt von dem Zweiten. Eine entscheidende Gemeinsamkeit zwischen uns beiden war damals, dass wir beide gerne und regelmäßig Alkohol getrunken haben, allerdings immer nur abends und nicht exzessiv. Während der beiden Schwangerschaften hat sie nicht getrunken.

    Nach der Geburt des zweiten Kindes, also ungefähr 2009, hat sich ihr psychischer Zustand verschlechtert, sie wurde wieder depressiv. Sie hat wieder das Arbeiten angefangen, damit ihr die Decke nicht auf den Kopf stürzt. Verschiedene Probleme bei der Arbeit haben aber dazu beigetragen, dass sich ihre Stimmung nicht dauerhaft gebessert hat.
    Vor vier Jahren, also 2014, hat sich unsere Beziehung deutlich verschlechtert, wir haben oft gestritten. Wir haben uns deshalb in eine Paartherapie begeben. Zwei Monate später hat sie mir völlig betrunken eröffnet, dass sie seit rund einem halben Jahr regelmäßig tagsüber trinkt. Sie beginnt sobald die Kinder aus dem Haus sind. Nach dem Abendessen hat sie genug und geht dann ins Bett. Ich könnte mich noch heute dafür ohrfeigen, dass ich davon nichts gemerkt habe. Mir ist aufgefallen, dass bei uns immer viel Leergut rumsteht und dass sie sehr früh ist Bett geht, aber ich habe mir einfach nicht den richtigen Reim darauf gemacht.
    Für mich war damit bei der Paartherapie klar, wo unsere partnerschaftlichen Probleme herkamen. Sie hingegen machte unsere Beziehung für ihren Alkoholkonsum verantwortlich.
    Wir sind wegen ihres Alkoholkonsums gemeinsam zu Beratungsstellen gegangen und waren bei den AA. Weil sie aber darauf bestanden hat, irgendwann einmal wieder kontrolliert trinken zu können, haben ihr all die Treffen nichts gebracht. „Die“ verstehen sie nicht! Wir sind so verblieben, dass sie ein Jahr trocken bleibt, und dass wir danach weitersehen würden. Ich habe versucht, sie nach Kräften zu unterstützen. Sie hat mir aber nie ehrlich gesagt, wie es ihr geht. Ich glaube, sie wollte gar nicht, dass ich weiß wie es ihr ging. Irgendwann habe ich dann nicht mehr nachgefragt.

    Das hat zwei Jahre einigermaßen funktioniert. Seit 2017 hatte ich dann immer wieder das Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung ist. Sie hat komisch gerochen (Ist das Alkohol oder etwas anderes? Ständig Kaugummi im Mund), hat sich immer wieder komisch verhalten und manchmal hatte ich den Eindruck, dass sie verwaschen spricht. Weil ich nichts Handfestes hatte und keinen Streit wollte, habe ich den Mund gehalten.
    Dann hatte sie Mitte des Jahres zwei Totalzusammenbrüche: sie war so betrunken, dass sie gebrochen hat und ins Bett musste. Sie hat gesagt, dass sie etwas schlechtes gegessen hätte und ich Dummkopf habe ihr anfangs sogar noch geglaubt! Der Alkoholgeruch im Schlafzimmer hat mir dann die Augen geöffnet. In den nächsten Wochen und Monaten habe ich ab und zu Alkohol in ihrem Schrank gefunden. Ich vermute aber, dass sie den größten Teil ihres Alkohols außer Haus konsumiert hat. Sie ist vormittags und nachmittags regelmäßig unter fadenscheinigen Gründen davon gefahren. Beweisen kann ich das aber nicht.
    Oft hat sie schon mittags seltsam gesprochen oder gelallt. Alkohol habe ich immer öfters gefunden. Außerdem schluckt sie zusätzlich zu den normalen Schmerzmitteln, die sie schon immer häufig zu sich genommen hat (Ibuprofen, etc.), auch verschreibungspflichtige Medikamente, die sie bei ihrer Arbeit „besorgt“. Ich habe ihr meine Entdeckungen nicht mitgeteilt, weil ich ihr tatsächliches Konsumverhalten in Erfahrung bringen wollte. So weiß ich heute, dass sie drei Liter Wein trinken kann, ohne dass man ihr etwas anmerkt. Sie fährt damit auch Auto, selbst wenn die Kinder dabei sind. Ohne es sicher zu wissen, glaube ich, dass sie mittlerweile dauerhaft unter Strom steht. Als ich an diesem Tag auch noch Tavor-Tabletten auf ihrem Nachttisch gefunden habe, habe ich sie dazu aufgefordert, sich eine Wohnung zu suchen, die Kinder würden bei mir bleiben. Überraschenderweise hat sie sofort zugestimmt: sie erträgt mich nicht mehr. Sie hat psychische Probleme, bis hin zu Suizidgedanken eingeräumt. Ich habe sie gebeten sich professionelle Hilfe bei der Bewältigung ihrer Krankheit zu suchen. Ich würde sie dabei unterstützen. Sie ist sich jedoch sicher, dass es ihr wieder besser geht, wenn sie von mir getrennt ist.
    Sie hat schnell eine passende Wohnung gefunden, Ende Juli kann sie ausziehen. Eigentlich könnte ich mich jetzt etwas beruhigen. Tatsächlich bin ich kurz vor dem durchdrehen: Was, wenn sie die Kinder einfach mit einpackt? Bekomme ich die Kinder und meine Selbständigkeit unter einen Hut? Komme ich finanziell zurecht? Außerdem quält mich die Frage, ob ich nicht doch Schuld bin. Hätte ich mehr tun können, hätte ich mehr tun müssen?

    Ich bin seit einem Jahr am Limit: ich habe Bauchschmerzen, meine Brust sticht, ich schlafe nur noch schlecht. Trotzdem mache ich gute Miene zum bösen Spiel. Die Kinder wissen, dass ihre Mutter ausziehen wird. Sie sind deswegen traurig, aber ich glaube, dass sie mir vertrauen. Ich möchte ihr Vertrauen nicht enttäuschen. Ich habe Angst, dass ich es nicht schaffe…