Wann ist spät zu spät?

  • Hallo,

    ich bin neu und hier und habe mich schon durch einige Themen geklickt. Da mich meine Gedanken derzeit auffressen, möchte ich sie gerne mit jemandem teilen.
    Zu mir: Ich bin 28, arbeite freiberuflich und leide seit Jahren unter einer hypochondrischen Angststörung, teilweise Agoraphobie, die v.a. das Reisen betrifft. Ich habe schon viel an mir gearbeitet in der letzten Zeit und auch einiges erreicht. In Therapie möchte ich nicht, da ich mich nicht abhängig von Medikamenten machen möchte.
    Doch quasi ohne es für voll zu nehmen, hat begleitet mich eine Sache schon seit sehr langer Zeit: Der Alkohol.
    Ich weiß nicht, warum es ausgerechnet jetzt "Klick" macht, aber ich habe das Gefühl, dass es für mich zu spät ist. Dass ich mit mein Leben jetzt bereits "versoffen" habe und es kein zurück mehr gibt. Ich habe die Gefahren unterschätzt. Wenn ich irgendwo lese, dass einer Frau ein Viertelliter Bier pro Tag zugestanden werden kann... :-\
    Mein Trinkverhalten: Seit ich mit 19 von zu Hause ausgezogen bin, trinke ich regelmäßig. Ich kann mich nicht erinnern, wie viel das immer war. Aber durch meine Angst hatte ich schon immer Schwierigkeiten beim Einschlafen, die durch das Trinken natürlich "besser" wurden. Deshalb mehrmals in der Woche Wein oder Sekt. Eine Flasche... am Wochenende dementsprechend auch mehr, zusammen mit dem Partner.
    Unter der Woche bin ich seit 2 Jahren Strohwitwe. Mit Angsterkrankung nicht unbedingt leichter als ohne. Ich brachte es in der Woche etwa auf 4 Flaschen Wein oder Sekt plus mal hier ein Bier oder da eins, zwei Kräuterschnäpse. Immer nur abends, tagsüber trinke ich nie. Aber eben auch alleine.
    Zwischendurch setzte ich Tage komplett aus, mittlerweile auch mehrere am Stück. Körperliche Abhängigkeit besteht denke ich, keine. Aber meine Gedanken kreisen sehr wohl um die Entspannung, den positiven Effekt auf meine Angst usw.
    Jetzt überwiegt allerdings die Angst davor, alles an möglichen Folgeerkrankungen gesammelt zu haben. Ich bin momentan nicht bereit (aus Angst vor einer Diagnose) mich daraufhin untersuchen zu lassen. Ich habe in den letzten Wochen stark reduziert und trinke am Wochenende in Gesellschaft, in der Woche fast nicht mehr.
    Ich versuche, mich sportlich auszulasten und auch gesund zu ernähren (das aber schon immer). Täglich bin ich mehrere Stunden draußen. Mein Alltag ist sonst nicht beeinträchtigt.
    Allerdings bin ich phasenweise der festen Überzeugung, dass sich das alles nicht mehr lohnt.
    Ich hätte z.B. auch extreme Angst davor, schwanger zu werden, aufgrund der bisherigen Schädigung durch den Konsum oder mit meinem Partner ein Haus zu kaufen... weil ich denke, dass er schon bald alleine dastehen wird. Ich habe zwar teilweise einen starken Willen, werde aber immer von der Angst übermannt.
    Ich weiß einfach nicht, wie es noch weitergehen soll...
    Danke für's Lesen.


  • Ich weiß einfach nicht, wie es noch weitergehen soll...

    Hallo Nana,

    dein Thema scheint die Angst zu sein. Und die wird durch den Missbrauch des Alkohols nicht kleiner, sondern größer.
    Nur so viel zum jetzigen Zeitpunkt: Auch ich hatte vor den Diagnosen meines Arztes Angst, als ich noch trank. Also trank ich weiter, um meine Angst weniger zu spüren. Doch dadurch wurde meine Angst vor der ärztlichen Diagnose noch größer.
    Nachdem ich mit dem Trinken aufgehört hatte, begann mein Leben in zahlreicher Hinsicht neu. U.a. wollte ich jetzt wissen, ob ich mich durch den Alkoholmissbrauch geschädigt hatte und ging zum Arzt.

    Ich will damit sagen, dass es letztlich nur einen Weg gibt. Nämlich aus dem Teufelskreis der Sucht auszubrechen, damit sich etwas ändern kann.

    Alles Gute und willkommen im Forum!
    Bassmann

  • Hallo Nana,

    herzlich willkommen hier im Forum. :welcome:

    Also erst einmal: es ist nie, nie, nie zu spät. Das ist nicht nur so eine abgedroschene Phrase, sondern Realität. Du reflektierst, Du bist an einem Punkt, wo Du siehst, so kann es nicht weitergehen. Du möchtest etwas ändern, hast sogar schon kleine Veränderungen herbeigeführt. Glückwunsch hierzu. Die kleinen Schritte sind nicht unbedeutend, ganz im Gegenteil. Sie bringen Dich Deinem Ziel näher. Wenn auch nur im Schneckentempo, aber Du bist schon unterwegs. Das zählt!

    Was mich hat aufhorchen lassen ist Deine Angststörung. Ich leide selbst unter einer generalisierten Angststörung und war auch in Psychotherapie bzw. Verhaltenstherapie wegen einer Panikstörung. Diese Panikstörung war "substanzinduziert", das heißt, sie wurde bei mir ausgelöst eben durch meine psychische Alkoholabhängigkeit. Du schreibst:


    In Therapie möchte ich nicht, da ich mich nicht abhängig von Medikamenten machen möchte.

    Also entschuldige meine Direktheit, aber hier rufe ich mal: "Einspruch". Auch ich hatte sehr viele Jahre Vorurteile gegenüber Psychopharmaka. Als ich in Psychotherapie ging hat man mir nichts aufgequatscht, sondern eine Verhaltenstherapie in Verbindung mit einer niedrig dosierten Tablette empfohlen. Ich habe das - anfangs widerwillig - angenommen. Die Dosierung war so niedrig, dass manche (Fach-)Ärzte, bei denen ich später war, sich sogar darüber gewundert haben. Aber es hat mir geholfen. Vielleicht war es auch mehr der Placebo-Effekt oder einfach nur, dass ich praktisch an meinen Panikattacken gearbeitet habe. Mir wurden Werkzeuge in die Hand gegeben und das war sehr effektiv.

    Nun hast Du zwar keine Panikattacken... ich bin mir gerade nicht so sicher.... Aber worauf ich hinaus will: Mich haben die Tabletten nicht abhängig gemacht. Es kommt immer auf das Medikament selbst an und natürlich auch auf die Dosierung und dass es überwacht abläuft. Das Medikament, das ich genommen habe, das habe ich gar nicht gespürt. Früher dachte ich immer, man läuft wie im Nebel herum, wenn man Psychopharmaka nimmt, aber es kommt wirklich sehr stark auf den Wirkstoff an. Manchmal unterstützen Tabletten den Heilungseffekt und - entschuldige dass ich mich schon wieder wiederhole - Du MUSST ja gar keine Medikamente nehmen, wenn Du nicht magst. Vielleicht genügt ja schon eine Verhaltenstherapie.

    Angst und Alkohol. Das ist ein Teufelskreis. Man trinkt gegen die Angst an, aber Alkohol wiederum verstärkt die Angst. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Ich habe erst vor knappen drei Monaten aufgehört zu trinken und nun mache ich wieder Bekanntschaft mit der kleinen Schwester der Angst: der Sorge. Zwar habe ich früher nie getrunken, um meine Sorgen zu vergessen, aber es war wohl ein Nebeneffekt. Dies fiel mir aber auch erst vor kurzem auf. Sobald ich mittlerweile spüre, dass ich wieder in einen Angst- oder Panikzustand rutsche, erinnere ich mich an die Strategien, die mir meine Psychotherapeutin damals empfohlen hat. Dann wende ich sie an und kann die Panik- oder Angstattacke schon im Vorfeld auflösen.

    Vielleicht möchtest Du ja mal überlegen, eine Suchtberatungsstelle aufzusuchen und auch dort Deine Geschichte erzählen? Der Vorteil ist, dass dies alles anonym und kostenlos ist. Dort sitzen erfahrene, geschulte Leute, auch Psychologen. Manchmal auch Menschen, die selbst eine Sucht überwunden haben. Es ist unverbindlich und Du hast nichts zu verlieren. Denn es wäre zu schade, wenn Du vor lauter Angst keine weiteren Schritte in Deine persönliche Freiheit gehen würdest. Ich finde, einen Versuch solltest Du Dir wert sein, oder?

    Liebe Grüße,
    Pinguin

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“

  • Hallo Nana,

    erst mal herzlich Willkommen hier im Forum.

    Erst mal zu Deiner Frage "wann ist es zu spät?".

    Ich weiß nicht, ob die Dir jemand so einfach beantworten kann. Vielleicht so: Es ist zu spät, wenn Du versuchst aufzuhören und es nicht schaffst. Oder wenn Du es zwar schaffst, aber Deine Gedanken die ganze Zeit um den Alkohol kreisen und Du deshalb irgendwann wieder zu trinken beginnst.

    Das ganze hat nun nicht unbedingt etwas mit der Trinkmenge zu tun. Klar, wenn man regelmäßig eine größere oder große Menge an Alkohol zu sich nimmt ist die Gefahr der Abhängigkeit schon höher, vor allem aber auch die Gefahr seinen Körper zu schädigen, zu vergiften. Es kann aber auch sein, dass jemand, der z. B. über einen längeren Zeitraum täglich mehrere Bier trinkt (noch) nicht abhängig ist, ein anderer, der abends ein- oder zwei Feierabendbiere trinkt innerhalb ganz kurzer Zeit abhängig wird. Die Grenzen sind hier fliesend und es gibt keine Norm.

    Wie Du ja selbst geschrieben hast gibt es Vorgaben, bis zu welcher Menge ein Konsum als nicht gesundheitsschädlich (oder bedenklich) gilt. Diese Mengen sind ja, wie Du auch schon gesagt hast, sehr gering und setzen zusätzlich noch vorraus, dass man nicht täglich konsumiert.

    Ich denke, wenn Du wissen willst ob Du bereits abhängig bist, musst Du einfach aufhören zu trinken. Und dabei auch auf Deinen Körper achten ob nicht doch auch körperliche Entzugserscheinungen hinzu kommen. Über das Thema kalter Entzug kannst Du hier im Forum auch nachlesen. Das ist sehr gefährlich. Deshalb würde ich mit einem Arzt darüber sprechen und dann das ganze angehen. Wenn Du noch nicht abhängig bist, wirst Du kein Problem haben.

    Natürlich bleibt dann noch die Sache mit der Angsterkrankung. Ich kenne jemanden, ebenfalls Alkholiker, der genau durch so eine Angstkrankheit in die Alkoholsucht gerutscht ist. Und zwar ganz tief. Weil er meinte, dass Alkohol ihm die Angst überwinden oder verkleinern hilft. Das hat wohl auch temporär funktioniert, anfangs. Nur musste er die Mengen schnell und enorm steigern und irgendwann war es dann schlimmer als vorher.

    Mittlerweile trinkt er seit Jahren keinen Alkohol mehr und seine Angst ist auch weg. Behandelt durch Psychologen und er muss jetzt auch keine Medikamente nehmen.

    Und ich kann Dir auch von noch jemanden berichten die ebenfalls eine Angsterkrankung hatte. Wurde nicht zum Alkoholiker. Auch diese Person ist lange geheilt. Ebenfalls durch einen Psychologen und einer damit verbundenen Gruppentherapie. Ebenfalls ohne Medikament. In der akuten Zeit hatte sie zwar Psychopharmaka für den Notfall, aber sie hat sie nie gebraucht. Heute ist das Thema komplett vom Tisch.

    Das sind meine Erfahrungen, kurz zusammen gefasst, zum Thema "wann ist es zu spät?" und zu Angsterkrankungen.

    Ich wünsche Dir alles Gute und einen guten Austausch hier im Forum.

    LG
    gerchla

  • Vielen Dank für eure ausführlichen Antworten!

    Ich arbeite jetzt seitüber zwei Jahren im Alleingang eigenständig an der Angst. Es gab eine Zeit, in der ich mich in meiner Heimatstdt eingesperrt habe, weil ich im Auto plötzlich Panikattackan (also ja, die kenne ich auch gut) bekam, wenn ich mich zu weit von zu Hause wegbewegte. Vier Jahre lang hab ich mein zu Hause nicht verlassen. Mittlerweile fahre ich wieder Autobahn und mache Tagesausflüge bis 200 km Entfernung. Nur Übernachten klappt noch nicht. Demnächst möchte ich mich alleine in den Zug setzen. Ich habe ein paar mal versucht, einen Therapieversuch zu starten, fand aber bis jetzt keinen Therapeuten, dem ich mich vollständig anvertrauen konnte. Das muss halt einfach passen und ich denke, die Wartezeiten kennt ihr selbst. Tavor habe ich den Notfall in der Tasche, aber noch nie eine davon genommen.
    Meine größte Sorge gilt momentan eigentlich wirklich dem körperlichen Schädigungen.
    Bassmann - Was kam denn schlussendlich beim Arzt raus? Wie lange hast du getrunken?
    Gerchla - Unter der Woche komme ich ganz gut klar, ohne. Es gibt keine körperlichen Symptome.
    Das Problem ist vielleicht auch: Ich habe keine schlechten Erfahrungen mit Alkohol. Ich werde zu dem Menschen, der ich gerne nüchtern wäre. Witzig, redegewandt, entspannt und irgendwann angenehm müde... Ich weiß, wann ich aufhören muss, damit es nicht ins Negative umschwenkt. Ich kann für einige Stunden mal positiv in die Zukunft sehen, Pläne schmieden (die nie umgesetzt werden).
    Außer mal hier und da einen Kater gibt es nichts, was ich in schlechter Erinnerung hätte.

  • Zitat

    Das Problem ist vielleicht auch: Ich habe keine schlechten Erfahrungen mit Alkohol. Ich werde zu dem Menschen, der ich gerne nüchtern wäre. Witzig, redegewandt, entspannt und irgendwann angenehm müde... Ich weiß, wann ich aufhören muss, damit es nicht ins Negative umschwenkt. Ich kann für einige Stunden mal positiv in die Zukunft sehen, Pläne schmieden (die nie umgesetzt werden).

    Ich kann Dir aus eigener Erfahrung nur sagen, dass der Übergang vom gelgentlichen Entspannungstrinker, der dann gut gelaunt, lustig und positiv ist, hin zum "trinken müssen", also zum Alkoholiker, fliesend und nicht kontrollierbar ist. All das, was der Alkohol Dir jetzt Positives gibt, bekommst Du dann, wenn Du ihn trinken musst auch wenn Du gar nicht willst, doppelt und dreifach negativ zurück. Das ist leider so. Es kann Jahre dauern bis man süchtig wird, es kann auch ganz schnell gehen. Wenn es aber mal passiert ist, dann gibt es keinen Weg zurück. Und die Abwärtsspirale dreht sich so lange weiter, bis man sich entweder zu Tode gesoffen hat oder aber den Absprung geschafft hat. Letzteres ist nicht so einfach, wie Du hier vielfach nachlesen kannst. Ich kann Dir nur raten, suche Dir Alternativen zum Alkohol. Er löst Dein Angstproblem nicht, er verdrängt es nur. Und das auch nur eine Zeit lang. Und ganz nebenbei bekommst Du noch einen Schwung zusätzlicher Probleme, die Du ohne Alkohol gar nicht hättest.

    Wie gesagt, sieht man am Anfang nicht. Geht schleichend, langsam. Aber irgendwann nimmt das ganze dann Fahrt auf. Dann ist es zu spät.

    LG
    gerchla

  • Auch von mir ein HERZLICHES WILLKOMMEN hier im Forum!

    Eigentlich kann ich mich kurz fassen, denn meine Vorschreiber haben mir eigentlich schon alles "weggenommen". Insbesondere Bassmann's Ausführungen kann ich nur unterschreiben.
    Aber auch Pingu hat Recht: Es gibt mittlerweile auch Therapien, in denen man nicht mit Psychopharmaka zugedröhnt wird.

    Zu Deiner Frage "Wann ist spät zu spät?" kann ich nur sagen: Auf keinen Fall mit 28!

    ich habe das Gefühl, dass es für mich zu spät ist. Dass ich mit mein Leben jetzt bereits "versoffen" habe und es kein zurück mehr gibt.

    Mädel, Du hast noch das ganze Leben vor Dir!
    Und meiner unbedeutenden Meinung nach dürfte es Dir, wenn Du es schaffst, vom Alk wegzukommen, auch leichter fallen, Deine Angstprobleme mit "klarem Kopf" anzugehen.

    Also steck nicht den Sand in den Kopf*! Krabbel aus dem Sand raus - es gibt noch so viel Schönes zu sehen/erleben!

    Gruß
    Greenfox

    *) KEIN Schreibfehler ;)

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Nana,


    Bassmann - Was kam denn schlussendlich beim Arzt raus? Wie lange hast du getrunken?


    Ich hatte Glück. Der Arzt konnte keine körperlichen Schäden feststellen, obwohl rund 30 Jahre Alkoholmissbrauch zusammenkamen, wenn ich die schleichenden Anfänge mitzähle.

    Zitat

    Ich kann für einige Stunden mal positiv in die Zukunft sehen, Pläne schmieden (die nie umgesetzt werden).


    Ist das positiv?
    Schöner ist doch, wenn ich mit klarem Kopf realistische Pläne aufstelle, die ich dann auch umsetze bzw. umsetzen kann, oder?

    Gruß
    Bassmann

    Einmal editiert, zuletzt von Bassmann (30. Oktober 2016 um 07:44)

  • Hallo Nana

    Es ist nie zu spät (und schon gar nicht mit 28!) und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass du bereits Schädigungen hast. Gesund ist es sicher nicht, aber der Körper kann sich zum Glück wieder regenerieren. Wenn du es zur beruhigung wirklich wissen möchtest, dann bleibt doch nur der Arztbesuch. Selber bin ich zwar nie zum Arzt, ich hab mich einfach nicht getraut und wollte es auch nicht so genau wissen. Falls wirklich etwas nicht mehr gut war, hat sich das nach bald 2.5 Jahren wieder gegeben…..

    Ich verstehe dich, dass du den Alkohol wegen der Wirkung gerne trinkst. Das grosse Problem dabei ist, dass das Blatt plötzlich wenden kann und du dann trinken musst, und dir noch ein zusätzliches, grobes Problem aufgebürdet hast. Den Ausführungen von Gerchla schliess ich mich vollumfänglich an. Und ich hoffe, dass du bald einen Therapeuten findest, bei dem dir wohl ist. Vielleicht gibt es keinen, der 100% passt, aber 80% könnten evtl. auch ausreichen, um an den Problemen zu arbeiten. Gut finde ich, dass du selber immer wieder einen Anlauf machst und nicht einfach die Hände in den Schoss legst.

    Lg
    Mira

  • Hi Nana,
    wenn du ein Erfolgserlebnis willst, hole dir deine aktuellen Blutwerte und nach 8 Wochen nochmals (sollten die aktuellen schlecht sein). Du wirst staunen, wie sich 8 Wochen Abstinenz auswirken.
    Grüße Gerd48

  • Hallo Nana,
    Deinen Ansatzpunkt kenne ich, obwohl ich "nur" Angehöriger bin. Meine Frau hatte auch den eigenen Eindruck nur nach einem Glas oder auch mehr lustig, redegewandt und unterhaltsam zu sein. Die Umgebung sah das allerdings etwas differenzierter und war "gelegentlich" froh wenn sie ging.
    Meiner Erfahrung nach schaffen es nur sehr, sehr Wenige ohne Hilfe ihre Ängste und die damit verbundene Alkoholabhängigkeit zu besiegen. Es kommt nur darauf an, die Hilfe anzunehmen. Ein "zu spät" gibt es dabei nicht, es ist zu spät wenn Du nicht mehr am Leben bist. Alledings, je früher die Hilfe einsetzen kann, desto weniger dauerhafte Schäden sind zu beklagen und desto weniger vorübergehende Schäden müssen repariert werden. Ob ein Arzt die Schäden protokollieren soll liegt im Ermessen des einzelnen Menschen also bei Dir selber.
    Meine Meinung - nicht Rat - such Dir Hilfe, lass Dir helfen.


    ... Vielleicht gibt es keinen, der 100% passt, aber 80% könnten evtl. auch ausreichen,...


    Allein ist jeder Versuch nur halb so viel wert, professionelle Unterstützung bringt eine Menge.
    Nana, verlier niemals den Glauben an Dich, lass Dir helfen und Du schaffst es.
    Liebe Grüße
    techfreak

  • Hallo Techfreak,


    Allein ist jeder Versuch nur halb so viel wert, professionelle Unterstützung bringt eine Menge.

    Ich habe da eine etwas andere Meinung.

    Solange ein Mensch in der Lage ist sich selbst zu helfen, wird er allein wahrscheinlich mehr erreichen und dieses Erreichte mehr wertschätzen, als wenn er sich der Hilfe eines Profis bedient.
    Ich habe mir z.B. über Bücher und Internetrecherchen -auch in Foren- jede Menge Informationen über den Alkoholismus besorgt und mir daraus einen Weg gebastelt, der für mich stimmig ist.
    Vieles von dem, was die Profis als richtig verkaufen, kam mir bereits auf meinem Weg aus der Sucht suspekt vor. Und das hat sich heute aufgrund meiner Erfahrungen eher noch verstärkt.

    M.E. kommt es immer auf den Einzelfall an. Äußerungen wie deine mit dem halben Wert eigener Versuche oder z.B. wie diese: „Du kannst es nur allein wollen, aber du schaffst es nicht allein“ sind in meinen Augen viel zu pauschal, als dass sie im Einzelfall richtig sein müssen/können.

    Bassmann

    Einmal editiert, zuletzt von Bassmann (30. Oktober 2016 um 16:51)


  • Allein ist jeder Versuch nur halb so viel wert, professionelle Unterstützung bringt eine Menge.

    Das meinte ich in Bezug auf die Ängste. Mit solchen Dingen kenne ich mich gar nicht aus, kann mir aber vorstellen, dass mit einer zusätzlichen Unterstützung schneller viel erreicht werden kann.

  • Danke. In Bezug auf meine Ängste habe ich in den letzten Jahren ohne Medis schon einige Fortschritte gemacht. Konfrontation, ausprobieren, etc.

    Ich hatte vor einigen Wochen einen Termin bei einer Therapeutin, die in meiner Kindheit (die alles andere als schlimm oder traumatisch war) herumstocherte und mir eine Klangschalentherapie anbot, die die Kasse nicht bezahlt hätte. Da war ich erstmal "geheilt".
    Ich habe wie schon gesagt auf Notfalltabletten, die ich noch nie nehmen musste. Der Gedanke daran beruhigt mich bei meinen persönlichen Übungen (Autobahn fahren usw.).

    Mein größeres Problem ist wirklich die reine Angst davor, meinem Körper bereits so viel zugemutet zu haben, dass es kein Zurück mehr gibt. Den Gedanken an Kinder schreibe ich langsam ab, da ich Bedenken habe, sie würde bald ohne Mutter dastehen. Nicht, weil eine Schwangerschaft kein Grund wäre, mit dem Trinken aufzuhören, sowas käme niemals in Frage.
    Ich weiß, dass sich ein Großteil wieder erholen kann, aber ein anderer Teil bleibt für immer. Andererseits leben so viele Menschen allgemein so viel ungesünder als ich und werden trotzdem steinalt.

    Ich trinke jetzt in der Woche wenn ich alleine bin, nichts. Am langen Wochenende habe ich in Gesellschaft was mitgetrunken, allerdings moderat und ohne schlechtes Gewissen.

  • Liebe Nana

    Ich zieh wirklich den Hut vor dir, wenn ich lese was du schon alles erreicht hast, und die Strategien (Notfalltablette) die du benützt. Dieser Klangschalen-Typ hätte mir auch gestohlen bleiben können.

    Trotzdem: Wenn du nun schwanger werden würdest, ich seh überhaupt keinen Grund, warum das Baby gefährdet sein soll. Denn es ernährt sich ja über deine Plazenta, und wenn du während der Schwangerschaft nicht trinkst und deine Organe normal funktionieren (und das tun sie, auch wenn du in letzter Zeit zuviel getrunken hast, der menschliche Körper ist ein kleines Wunder, da hättest du viel viel mehr saufen müssen damit wirklich etwas kaputt gegangen wäre) ist doch alles im grünen Bereich? Abgesehen davon nehmen wir über die Luft und Nahrung täglich Stoffe auf, die nicht gesund sind (Antibiotika, Pestizide, Abgase, ……). Es gibt keine 100% saubere, heile Welt. So wenig wie es die Sicherheit gibt, alt zu werden.

    Ich weiß, dass sich ein Großteil wieder erholen kann, aber ein anderer Teil bleibt für immer.

    Welchen Teil meinst du denn? Ich seh keinen Teil, der sich jetzt nicht erholen sollte.

    Du trinkst unter der Woche nichts mehr, am Wochende moderat - das ist doch prima so, oder nicht? Das heisst doch auch, dass du nicht körperlich abhängig warst.

    Vielleicht fehlt mir auch das Einfühlungsvermögen… wie schon einmal erwähnt, ich kenn mich mit Angst-Themen nicht besonders gut aus, und kann es auch nur schwer verstehen wie das ist. Vielleicht steckt dahinter auch ein anderer Grund, als die reine Angst vor den vermeintlichen körperlichen Schädigungen.

    Lg Mira

    Einmal editiert, zuletzt von Mira (3. November 2016 um 21:33)

  • Danke dir, Mira.
    Ich meine, das Krebsrisiko bleibt für immer, da Alkohol ja die Zellen verändert.
    Ich weiß, dass jeder täglich haufenweise Schadstoffe aufnimmt und mir als Stadtmensch macht tatsächlich auch der Gedanke zu schaffen.

    Bezüglich der Angst: Naja, es gibt gute und schlechte Tage. Allgemein lief es bei mir zwar nicht besonders, seit ich aus der Schule raus bin und das zehrt manchmal. Ich versuche, als Freiberufler Fuß zu fassen, aber das ist verdammt schwer.
    Dafür habe ich einen tollen und verständnisvololen Mann an meiner Seite, schon seit über zehn Jahren. Ich habe aber öfter das Gefühl, ihn nicht verdient zu haben. Dazu kommen Krankheits- und Verlustängste, die sich eben manchmal in Panik steigern.
    Wenn mir diese Gedanken über den Kopf wachsen, dann ist es schwer, nicht für ein paar Stunden mit Hilfe von Alkohol abzuschalten, wie ich merke.

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