Moin,
liebe ichso, danke der Nachfrage , bin noch dabei, ich habe allerdings momentan viel Belastung - irgendwas ist ja bekanntlich immer…
Zum Thema Selbstlob:
Ich hatte viele Jahre Probleme, mich selbst zu loben. Ich wusste gar nicht wie das geht. Von meinen Eltern wurde ich selten oder gar nicht gelobt, sondern eher kritisiert. Das ging in meiner Ehe weiter. Das, was mir gelang, war selbstverständlich und keines Lobes wert. Im Gegenteil: das Haar in der Suppe wurde immer gefunden. Dadurch habe ich nur meine Schwächen und Fehler beachtet und durch diese ständige Selbstkritik fühlte ich mich mehr und mehr schlecht, minderwertig, traurig und wütend. Das wurde mit der Sauferei natürlich noch verstärkt. Ich hatte immer viel zu hohe Erwartungen an mich selbst. Wenn ich Anderen in Gesprächen zuhörte, wie sie sich selbst lobten, dachte ich immer: boahh wie überheblich, selbstverliebt und arrogant…
Ein Umdenken fand dann erst mit meiner Abstinenz statt:
Während meiner Therapie gab es eine Übung, in der ich mal einige Minuten erzählen sollte, was ich so alles gut kann. Das war echt schwierig und es dauerte lange, bis ich erkannt habe, dass die Fülle an meinen Stärken riesig ist. Sie reichen von „ich habe heute nicht getrunken“, beruflichen und zwischenmenschlichen Stärken bis hin zu banalen Dingen wie das Backen einer Torte oder das Stricken von Wollsocken. Ich schaffte es tatsächlich irgendwann ca. 10 Minuten lang darüber zu sprechen, was ich gut kann und war überrascht über mich selbst, denn über meine Talente zu plaudern und mich sozusagen selbst zu loben kannte ich bis dahin nicht und gab mir das Gefühl von „Das-macht-man-doch-nicht“ oder „Eigenlob stinkt“.
Heute habe ich ein festes Ritual entwickelt: Jeden Abend vor dem Einschlafen lasse ich den Tag nochmal Revue passieren und ich finde immer mehrere Situationen, was für mich gut gelaufen ist bzw. in denen ich mir auf die Schulter klopfe und sage: „Das hast du gut gemacht!“ Dazu gehört aber auch immer ein realistischer Blick und eine gute Selbstreflexion, damit ich am Ende nicht an Selbstüberschätzung leide. Dieses Ritual hilft mir, selbstbewusst zu bleiben und ich brauche zudem nicht mehr begierig darauf zu warten, bis irgendjemandem auffällt, was ich bin und was ich leiste. Wenn ich mich selbst loben kann, bin ich unabhängiger vom Lob anderer, was aber nicht heißen soll, dass ich mich natürlich über ein Lob anderer auch freue.
Liebe Grüße
Britt