Hallo Baustein,
jetzt habe ich mich extra hier noch mal angemeldet, um Dir zu schreiben. Ich war längere Zeit hier und habe mich abgemeldet, aber Deines hat mich nun etwas beschäftigt. Vielleicht weil ich so eine ähnliche Situation erlebt habe.
Ich lebe schon lange ohne Alkohol.
Erst mal, so wie ich das bei Dir lese, war das ja noch keine feste Beziehung, sondern irgendwie erst im Entstehen. Da habe ich mehrere Möglichkeiten durch. Entweder ist nur einer verliebt, der andere nicht oder weniger, oder man stellt halt irgendwann fest, dass es nicht passt. Das gibt es in beiden Richtungen.
Bei mir war es mehrmals so, dass es halt nach ein paar Wochen nichts mehr war. Eine andere Beziehung ging mehrmals auseinander und wieder zusammen, es funktionierte nie so richtig, aber wenn wir uns über den Weg liefen, dann war die Anziehung eben da. Da haben wir uns auch gestritten - und dann eben wieder versöhnt, bis ich eines Tages einen Schlusstrich gezogen habe.
Bei Anderen dachte ich mir, wie konnte ich im Suff nur so blöd sein?
Ich kenne das aber auch andererseits, dass ich unglücklich verliebt war und derjenige nichts von mir wissen wollte, das tat dann auch weh, war aber nicht zu ändern.
Richtig sauer wurde ich mal, als mich jemand dazu bringen wollte, mit ihm Kinder zu haben, die ich nicht wollte. Da bin ich absolut ausgestiegen. Wenn ich das Gefühl habe, dass mich jemand in eine Richtung bugsieren will, in die ich nicht möchte, kann ich total sauer werden, mit allen Begleiterscheinungen wie Rumschreien und beleidigen.
Und da habe ich mich von demjenigen getrennt, obwohl ich meinerseits sehr verliebt in ihn war und bei mir starke Gefühle dabei waren. Ich hab mir aber ausgerechnet, dass ich in der Beziehung unglücklich werde und da dachte ich mir, da muss ich nun durch. Länger als ein halbes Jahr wäre das nicht mehr gegangen, dann wäre sowieso Schluss gewesen, weil ich mich zu sehr hätte verbiegen müssen. Ich hab mit Alkohol nachgeholfen, das machte es für mich einfacher, den Kummer weggesoffen. Ich habe aber nicht deswegen angefangen, angefangen habe ich bereits in meinem Elternhaus, da wurde immer viel getrunken, für mich war das normal.
Im Übrigen konnte ich es absolut nicht ab, wenn mich jemand wegen meiner Sucht bemitleidet hat. Ich hab das die längste Zeit sowieso nicht als Sucht gesehen, sondern dass ich das so wollte. Ich wollte weder für schwach gehalten werden noch wollte ich mir die Sauferei ausreden lassen, wer daran rütteln wollte, und sei es auch nur unterschwellig, war automatisch mein Feind. Für mich gab es beim Saufen nichts tragisches, und aus meiner Sicht ging das auch niemanden was an, ich war der Meinung, es ist mein Körper, und wie ich mit dem umgehe, ist ausschliesslich meine ganz private Angelegenheit.
..dass meine Sauferei auch andere in Mitleidenschaft gezogen hat, habe ich erst gesehen, nachdem ich aufgehört hatte. Davor war jeder, der sich daran gestört hat, ein Arxxxloch für mich.
Mit meinem jetzigen Partner streite ich mich auch. Das gehört bei uns zur Beziehung, aber wir kennen uns auch und wissen, wie wir damit umgehen. Bei uns gehört das dazu, ehrlich zueinander zu sein, da sagt man sich eben auch mal die Meinung. Das fing aber auch erst mal nur mit Sex an und geht nun über 30 Jahre. Wir haben Stürme überstanden und sind im Grund glücklich miteinander, wir sind so. Ich bin weder besonders harmoniesüchtig noch sonderlich romantisch, ich sage ímmer direkt, was ich denke. Und umgekehrt, nicht gesucht und trotzdem gefunden.
Als ich noch getrunken habe, habe ich Vieles in den falschen Hals bekommen und Alkohol hat ja auch die Wirkung, zu enthemmen. Zum Teil habe ich absoluten Blödsinn geredet, nur um meine Wut irgendwie rauszulassen und dem Anderen weh zu tun, auch meinem heutigen Partner. Mit Sicherheit teilweise total gestört und daneben. Ich hatte dann zum Teil richtiggehende Wutausbrüche.
Ich bin auch nüchtern relativ explosiv und giftig, habe aber auch schon viel daran gearbeitet. Zum Teil steckt das aber auch einfach drin und ich konnte es nicht ändern, obwohl ich mich bemüht habe, gehört wohl zu meinem Grundcharakter. Das macht es für Andere nicht immer einfach mit mir. Und für mich ist es auch nicht immer einfach.
Aber dieser Teil an mir hat natürlich auch seine Vorteile, wenn ich jemanden los werden und mir vom Leibe halten möchte. Oder wenn ich mich sonstwo durchsetzzen möchte. Deswegen habe ich mich mit dieser Eigenschaft auch ausgesöhnt.
Bereut habe ich es nur, wenn etwas kaputt ging, was ich gerne bewahrt hätte. Ansonsten hat es mich eigentlich nur interessiert, dass ich nicht so ausfällig wurde, dass man mich hätte anzeigen können. Also harte Meinung ist für mich nur ein Problem, wenn es wirklich strafrelevant ausfällig wird. Und gewalttätig bin ich nicht, also da passiert mir auch nichts.
Von daher würde ich sagen, wenn ich die Beziehung beenden wollte, dann habe ich es nicht bereut, wenn es für den Anderen hart wurde. Für mich gings dann nur darum, weg zu kommen. Ich hab das nur bereut, wenn ich selbst gerne noch was wieder geflickt hätte. Ansonsten, Schwamm drüber. Und auch bei meinem Partner bereue ich das nur, wen ich tätsächlich nicht recht habe, was natürlich vorkommt.
Gruß Susanne