Ich habe mal parallel zu meiner Geschichte “Golden Moments” begonnen, ein paar Erlebnisse oder eher Blickwinkel aus meiner jetzigen nüchternen Sicht aufzuschreiben. Im Prinzip würde das auch ganz gut bei den “Golden Moments” mit hineinpassen, aber chronologisch könnte dadurch vielleicht alles doch etwas unruhiger werden.
Also mache ich das mal an dieser Stelle separat, vielleicht wird ja sogar mal eine bunte Pinnwand daraus, wo der eine oder andere je nach Lust und Laune etwas beisteuert. Muss aber auch nicht sein.
Ich habe das Ganze wieder etwas leicht ironisch und ein klein wenig augenzwinkernd geschrieben. Gerade diese leichte Ironie hilft mir ganz gut, Momente in meinem Leben zu verarbeiten und das Leben und mich selber nicht immer so “bierernst” zu nehmen.
Falls Namen von privaten Personen auftauchen sollten, sind das natürlich nicht die echten Namen, sondern wurden geändert, um ihre Privatsphäre zu schützen.
Los geht's…
Köln, Lanxes-Arena, Depeche Mode World-Tour, April 2024
Auf dem Weg zum Event laufe ich an einem fliegenden Getränkehändler vorbei, der linkerhand an einer Häuserecke eine Art Stand aus Bier- und Getränkekisten aufgebaut hat. Bier, Alkopops, wahrscheinlich auch alkoholfrei, was hier bestimmt niemand weiter ordern wird. Vielleicht auch doch, ich betrachte eben die Geschichte immer nur aus meinem Blickwinkel und alkoholfrei fand ich auf solchen Events nur Zeit- und Geldverschwendung. Noch ein kurzer Blick aus dem Augenwinkel und dann lasse ich diesen Verkäufer samt seiner Ware, die früher immer ein zuverlässiger Garant für gute Laune war, im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und schenke seinen überteuerten Flaschengeistern keine weitere Aufmerksamkeit.
Sowas juckt mich schon lange nicht mehr und war auch früher nur der Notbehelf. Gerade dieses Low-Level-Trinken, ewig lang für einen überteuerten Tropfen auf dem heißen Stein anstehen und eventuell wieder vor der Zeit auszunüchtern, war nervig und anstrengend.
Opioide oder auch andere Schmerzmittel mit einem leichten Retardeffekt waren da schon eher mein Ding. Es war schon etwas anderes, wie ein kleiner König stundenlang gelassen über den Dingen zu stehen und zuzuschauen, wie sich der gemeine Pöbel für ein Glas überteuertes Krabbelwasser oder ein 0,4l Dünnbier anstellen musste. Es war nicht nötig, wie ein Ottonormal-Festivalbesucher am Verkaufswagen geldscheinwedelnt und gestresst, Sichtkontakt mit einer überforderten Aushilfskraft aufzunehmen, um dann verzweifelt zuschauen zu müssen, wie die Becher mit 0,38l statt 0,4l Inhalt übergeben wurden. Nur weil die studentische Saisonalkraft keine Zeit oder Lust hatte, auf das Setzen der Schaumkrone zu warten und das Getränk entgegen der vereinbarten Füllmenge übergab. Aber woher soll er auch wissen, dass in so einer Situation jeder Tropfen zählt.
Vor ein paar Jahren hatte ich bei einer Freiluft-Theatervorführung unverschämtes Glück gehabt, als sich nach ein paar überteuerten Bieren im 0,4 Plastikbecher herausstellte, dass der Wein nur in großen Flaschen verkauft wurde. Da meine Begleitung kaum mehr als ein paar Schlucke abverlangte, hatte ich diesen wunderbaren Rotwein mit über 14% fast für mich alleine.
Ich kann mich noch an diesen schönen Sommerabend erinnern, an dem fast noch 30 Grad herrschten und sich alles beinahe mediterran anfühlte.
In dieser Atmosphäre erschuf ich mir meinen eigenen Sommernachtstraum, der von dieser goldenen untergehenden Sonne und diesem rotgoldenen Himmel in einer wunderbaren Farbpalette eingerahmt wurde.
Die eigentliche Interpretation von Shakespeares Werk war zwar an sich auch nicht schlecht, wenn auch für meinen Geschmack etwas experimentell, aber da meine Sinne unter dieser wunderbar wohligen Decke steckten, hätte ich sogar weit künstlerische wertvollere oder experimentierfreudigere Werke als dieses angeschaut. In diesem verzauberten Zustand fällt es wunderbar einfach, alles zu akzeptieren und positiv aufzunehmen.
Es ist auch etwas anderes, als sich bei einer Pflichtfeier Verwandte oder Bekannte “schön” zu trinken oder schwelende Konflikte kurzzeitig vergessen zu können.
Es ist dieses Mittendrin sein, den Menschen, den man liebt an seiner Seite und die Flüssigkeit, die man man nicht weniger verehrt, in seiner Blutbahn und ausreichender Menge in Reserve zu wissen. Es fühlt sich an, wie ein Stück Geborgenheit und die weiche, warme Decke des Rausches lässt beinahe die latente Schuld und die Angst vor dem nächsten Tag vergessen.
In dieser fast verzauberten Atmosphäre fällt es wunderbar einfach, alles und vor allem sich selbst wohlwollend zu reflektieren und der Mensch zu sein, der man gerne sein will.
Aber entzaubern wir nun jetzt wieder diesen wunderbaren, weichgespülten Sommerabend, vergessen das in der Vergangenheit erlebte und kommen zurück in das aprilhafte und eher kühle Köln des Jahres 2024.
Es ist dieses Gefühl der Fremdheit, dieses nicht wirklich Dazuzugehören und ein latentes Gefühl der Minderwertigkeit und inneren Leere, was ich ab und an noch habe, wenn ich mit ungewohnten Umgebungen, Situationen oder fremden Menschenmassen konfrontiert werde. Es kommen jahrzehntealte Gedanken hoch, dass ich mich besser anpassen müsste, irgend etwas tun müsste, um auch ein Teil der soeben fokussierten Menschenmenge zu sein.
Kurzzeitig taucht auch der melancholische Gedanke auf, für immer dieses Hilfsmittel, das es noch vor ein paar Schritten an der Ecke für ein paar Euro gab und auch an jeder kommenden Ecke geben wird, aufgegeben zu haben.
Nur habe ich jetzt dieses Hilfsmittel nicht mehr und gehe so wie ich gerade bin, oder eher wie ich mich gerade fühle, unter diese feiernden, trinkenden und wartenden Menschenmassen. Es ist ein Annehmen der Situation oder eher ein Annehmen der Emotionen und Gedanken, die mit dieser Situation einhergehen. Es ist ein Aufgeben meines sogenannten starken Teils in mir, welcher nie genug bekommen konnte, immer sediert werden wollte und immer nach Bestätigung gesucht hatte. Welcher nur damit beschäftigt war, sich krampfhaft ums eigene Wohlfühlen, den eigenen Kick zu kümmern, immer auf seine Art herausstechen, glänzen und bei jedem Anlass dazugehören wollte.
Aber gerade dieses innere Aufgeben, die Situation und mich aus der Hand zu geben und einfach geschehen zu lassen, was eben geschieht, gibt mir die nötige Ruhe und das Selbstvertrauen zurück.
Als wir den Einlass passiert haben, steht im Foyer ein eher tragikomischer Typ mit auf dem Rücken geschulterten Bierfass, Signal-Fähnchen und Zapfarmatur und hält beinahe verzweifelt zwei Plastikbecher in die Luft um diese zu füllen und feilzubieten. Wahrscheinlich will dieser Typ, der mich mit seiner runden Brille und seinem zerknitterten Basecap ein klein wenig an einen Umweltaktivisten oder Kleingärtner ohne Latzhose erinnert, so schnell wie möglich seine Last loswerden. Vielleicht hat er aber einfach nur Angst, dass die Kohlensäure in Verbindung mit schnellen, ruckartigen Bewegungen wie eine Bombe oder eher wie eine Wasserrakete explodieren könnte. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum der arme Kerl sich nicht von der Stelle traut. Es dauert nicht lange, bis ihm ein Kollege mit Migrationshintergrund und baugleicher Ausrüstung zu Hilfe eilt. Nur scheint dem neuen Kollegen die Gefahr ein paar Schritte vor der Rettung des Kollegen bewusst geworden zu sein und er steht nun ebenfalls in leichter Schockstarre und mit zwei erhobenen Plastikbechern da. Da er die lebensgefährliche Situation überspielen will, macht er wohl das, was er am besten kann: Er lächelt die vorübergehenden Besucher einfach leicht verzweifelt an und hält die zwei Plastikbecher in die Höhe.
Ich stehe mit einem gehörigen Sicherheitsabstand leicht an eine Säule gelehnt und betrachte das Geschehen. Ich will mich gerade fragen, ob es denn unbedingt nötig ist, noch mehr unschuldige Passanten in die Gefahrenzone zu locken und es nicht konsequenter wäre, wenn diese beiden sich heldenhaft für die vielen anderen arglosen Besucher opfern würden. Ich sehe schon die Schlagzeile vor mir: “Das Grabmal der beiden unbekannten Bierkellner, hier in Köln, in der Lanxes-Arena! ”
Aber es kommt ganz anders. An die Säule gelehnt, merke ich, wie zufrieden ich gerade mit mir bin und in mir ruhe. Ich muss nicht krampfhaft jeden Strohhalm oder eher jeden Bierkellner nehmen. Ich muss mich nicht krampfhaft in einer Schlange anstellen, um schon vorher zu wissen, dass die Dosis sowie nicht über den Abend reichen wird. Ich muss nicht während des Konzertes an mir im Weg sitzenden und leicht genervten Leuten schuldbewusst vorbeischlängeln, um mir den nächsten Tropfen auf dem heißen Stein zu holen. Ich muss nicht mehr versuchen, den Rausch, der durch die Gegebenheiten sowieso nur suboptimal gestartet wäre, krampfhaft aufrechtzuerhalten.
Durch dieses Ruhen in mir ist auch das Gefühl weg, krampfhaft unbedingt hier dazugehören zu wollen und es lässt mir Zeit, die Situation und mich in Ruhe betrachten zu können.
Ich muss an die unzähligen Male denken, als ich in ähnlichen Situationen noch mein Tonikum ungeniert benutzt habe und trotzdem nie zufrieden mit mir war.
Und gerade in diesem Moment an der Säule spüre ich eine wirkliche Zufriedenheit und Stärke in mir. Es ist so, als hätte ich jahrzehntelang etwas erlebt oder auch durchgemacht, wovon die meisten hier keine Ahnung haben, niemand wirklich die ganze Düsterkeit, Verzweiflung und verrückten Wahnsinn kennt. Es fühlt sich an, als wäre ich sehr lange Zeit im Dunklen immer tiefer von mir weggetaucht und hätte es in letzter Minute noch geschafft, wieder zum rettenden Licht nach oben zu schwimmen.
Es kommt sogar ein leichter Stolz oder eher Trotz hoch, der sagen will, “Kommt ihr erst mal in meine Lage und erlebt das, was ich erlebt habe, dann hättet ihr eine andere Sicht auf die Dinge”. Vielleicht ist das auch nur ein Stück Narzissmus oder Eitelkeit von mir, aber es ist das, was ich jetzt im Moment gerade brauche. Ich bin im Moment beinahe stolz, trockener Alkoholiker zu sein. Soweit ist es also schon gekommen. Naja, auf das T-Shirt drucken werde ich es trotzdem nicht. Aber allemal noch besser, als diese latente Scham und dieses Versteckspiel.
Es ist ein Annehmen des Lebens, ein Annehmen von dem, was ich eben gerade bin oder dem, zu was ich geworden bin. Ob aus eigenem Verschulden, einer Laune des Schicksals oder schon vor Beginn der Geschichte unabwendbar, mag dahingestellt bleiben. Es ist eben, wie es ist.
Von meinem Platz an der Säule beobachte ich die vorbeiziehenden Leute im schwarzem Ledermantel oder atmungsaktiver Outdoor-Funktionsjacke. Da viele Fans und Besucher meinen Altersdurchschnitt widerspiegeln und einigen ihr Alter oder besser gesagt, ihr Leben anzusehen ist, frage ich mich, was wohl der eine oder andere für eine Lebensgeschichte bis jetzt hinter sich hat. Vielleicht bin ich ja auch mit meiner Alkohol- und Drogensucht gar nicht so schlecht davongekommen und jammere auf hohem Niveau, wer weiß das schon genau.
Wir haben uns relativ zeitig an unseren Plätzen niedergelassen und da ich mich nun nicht mehr um kontinuierlichen Getränkenachschub kümmern muss, bleibt noch genug Zeit, um dem stetigen Füllen dieser riesigen Arena zuzuschauen. Aus meiner Perspektive erscheinen manche Treppenaufgänge wie senkrechte Tritte, auf denen Ameisen hin und her krabbeln. Da ich nie ein großer Fußballfan war, wirkt schon dieses Stadion auf mich sehr gigantisch, beinahe wie ein riesiges Raumschiff oder eine andere Welt. Aber es ist schon interessant, wie sich die Arena mit der Substanz namens Mensch füllt und nach und nach jeder Platz besetzt wird.
Nach einer Vorband, die keiner kennt und meiner Ansicht nach für das im Schnitt eher reifere Publikum etwas unglücklich gewählt wurde, kommen die großen Stars meiner Kindheit und Jugend auf die Bühne. Ich hatte Depeche Mode schon einmal 1993 auf einem Open-Air Konzert erlebt, nur dass wir damals in einer Ecke standen und die Band, falls denn mein Vordermann mal den Kopf eingezogen hatte und einen kurzen Blick zur Bühne freigegeben hatte, wie Ameisen wirkte. Ich habe keine wirklich gute Erinnerung an diese Zeit, die aber auch mit anderen damaligen Problemen durchwachsen war.
Nun ist es ganz anders. Nachdem zwei Musiker, die ich nicht kenne und wahrscheinlich der Ersatz für den verstorbenen Andrew Fletcher oder auch den schon vor Ewigkeiten ausgeschiedenen Alan Wilder sein sollen, die Bühne betreten, lassen sich Martin Gore und Dave Gahan kurz danach auch nicht mehr lange bitten.
Ich bin eigentlich ein relativ emotionaler und begeisterungsfähiger Mensch, habe mir aber meine Emotionalität und Begeisterung durch viele vergangene Lebensereignisse eher abgewöhnt. Man könnte das auch Selbstschutz nennen.
Aber es fühlt sich schon gut, beinahe episch an, als die beiden Briten unter der Beschallung ihres typischen, eher düster-schweren Depeche Mode Sounds die Bühne betreten.
Auf der großen Videoleinwand und beinahe in echt, fällt mir auf, wie alt die beiden geworden sind. Ich muss daran denken, wie ich als 13-15 Jähriger den Bravo-Postern hinterhergerannt bin, die wohl vor über 35 Jahren viele Kinderzimmerwände geschmückt hatten. Es war auch die Zeit oder auch kurz davor, als Nikotin, Alkohol und alles andere in mein Leben traten. Aber es ist auch eine Zeit, an die ich mit gemischten Gefühlen zurückdenke, die nicht nur oder weniger mit den Drogen zu tun haben.
Mir fällt auch auf, wie fertig oder eher wie gezeichnet die beiden Musiker aussehen. Dave Gahan muss nun schon mehrere Jahrzehnte clean sein und Martin Gore trinkt ebenfalls seit vielen Jahren nicht mehr. Irgendwie hatte ich erwartet, dass die beiden etwas frischer ausschauen. Wahrscheinlich fordert so ein Rockstar-Leben wohl so oder so seinen Tribut.
Aber was ist schon einfach auf Gottes schöner Erde und welcher Spaß fordert nicht doch irgendwann seinen Tribut ein?
Es sind diese kleinen Momente wie jetzt, die alles andere, was uns sonst noch bewegt, tangiert, triggert und bohrt, kurzzeitig vergessen lassen und den Fokus auf das Hier und Jetzt legen.
Dave legt los, als hätte er ‘96 keinen Herzstillstand nach einer Überdosis Heroin gehabt und Martin spielt genauso cool wie früher, als würde er nichts mehr von Panikattacken und andauernden Alkoholmissbrauch wissen. Die beiden haben es natürlich drauf, wie man eine Show macht und das Publikum mitnimmt. Gerade Dave kokettiert mir für sein Alter fast eine Spur zu viel mit dem Publikum, aber wer bin ich, der über das Idol meiner Jugend richten könnte.
Es sind auch diese Songs und der Sound, die ich als Kind oder Jugendlicher immer und immer wieder gehört habe, die sich beinahe eingebrannt haben und jetzt ein Stück jahrzehntealte Erinnerungen ins Hier und Heute transportieren. In mir wird sich aber jetzt auch das Bild einbrennen, wie Dave es schafft, das gesamte Publikum zum Ende mit seinen Armbewegungen zu steuern oder sich in der Masse zu spiegeln.
Diese homogene Bewegung der Menschenmassen unter dem typischen Sound der Briten wirkt beinahe surreal und stellt ein episches Ende der Performance dar.
Und es ist das zweite Konzert seit Jahrzehnten, das ich ohne Alkohol oder sonstige chemische Wohlfühler erlebe. Und es fühlt sich wirklich gut an. Es ist im Prinzip so wie früher, als ich es noch nicht nötig hatte, mir vor jedem Event eine externe Chemie durch die Blutbahn zu jagen und ich wegen der Musik, der Atmosphäre und den Leuten hingegangen bin. Es ist schön, wieder Herr über sich selber und seine Sinne zu sein. Es tut gut, das Ereignis vollkommen zu erleben. Es entspannt, nicht mehr mit der Beschaffung der Droge, krampfhafter Aufrechterhaltung des sinkenden Alkoholspiegels oder Überdosierung beschäftigt zu sein.
Es ist auch ein Annehmen meiner derzeitigen Emotionen und meines Lebens, was ich jetzt ohne den Rausch erlebe.
Auf der Heimfahrt werden wir weit nach Mitternacht und kurz vor unserem Ziel noch in irgendeinem Kaff von einer Batterie Polizisten angehalten, von denen sich scheinbar noch einige in der Ausbildung befinden. Der freundliche Jung-Polizist fragt mich nach Führerschein und Fahrzeugpapieren, die ich ihm minimal nervös und etwas genervt aushändige. Warum eigentlich, ich habe nichts zu verbergen und er macht auch nur seinen Job, führt seinen Auftrag aus.
Als er noch den Kofferraum geöffnet haben will, um Warnweste, Warndreieck und Verfallsdatum des Sanikasten auf das Genaueste zu überprüfen, bin ich fast erleichtert, dass beim Öffnen die Helme und Skateboards meiner Kinder lustig hin und her kullern. Ich bin unschuldig, Herr Wachtmeister, ich habe weder Drogen im Kofferraum noch in meiner Blutbahn!
Da ich nun aber nicht wie früher von Schuldgefühlen und ängstlichen Abschätzungen meines Rest-Alkoholspiegels im Blut geplagt werde, kann ich mir die Frage nicht verkneifen, aus welchem Grund denn die akribische Verkehrskontrolle weit nach Mitternacht denn nötig sei. Da er wahrscheinlich nicht sagen darf oder will, dass es sich nur um eine Übung für die Azubis handelt oder reiner Zeitvertreib ist und somit die ganze amtliche Bedeutungschwere der Sache verloren gehen würde, erwidert er ausweichend, dass wir eben die Zweiten wären, die sie heute Nacht angehalten haben. Natürlich ist das nicht die Antwort auf meine Frage und um weiteres peinliches Schweigen zu vermeiden, wünscht er uns einfach eine gute Fahrt.
Ich wünsche ihm eine gute Nacht und fahre nüchtern und in Freiheit ein Stück weiter meinem neuen Leben entgegen.