Hallo Nobody,
herzlich Willkommen im Forum, gut, dass du zu uns gefunden hast.

Vielen Dank für deine ausführliche Vorstellung, so kann ich mir ein recht gutes Bild von deiner Situation machen und dir besser antworten.
Damit du eine Vorstellung hast, wer dir hier antwortet: Ich bin w, 48 Jahre alt, habe die Alkoholkrankkeit bei meinem Vater erlebt, der unter Alkohol- und Tabletteneinfluss starb, als ich 15 Jahre alt war, und ich bin als Erwachsene selbst alkoholkrank geworden und habe erst vor gut drei Monaten begriffen, dass ich nie wieder Alkohol trinken sollte, und lebe seither abstinent.
Was du über deinen Freund schreibst, kommt mir sehr bekannt vor. So ähnlich sensibel und gefühlvoll habe ich meinen Vater erlebt. Alkoholiker sind häufig sehr sensible Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen zum Alkohol gekommen sind.
Gleich vorweg eine schlimme Botschaft für dich:
DU kannst ihm
nicht helfen! Niemand außer ihm selbst kann ihm helfen!
Alkoholiker sind nicht nur sensible Menschen, sie sind in der Regel auch die größten Lügner. Unter Alkoholeinfluss ist es besonders schlimm, Alkohol verändert das Wesen eines Menschen total. Alkoholiker, die drauf sind, tun alles, um an ihren Stoff zu kommen oder zu verheimlichen, dass oder wie viel sie trinken. Sie glauben sich das sogar selber, was sie reden.
Ich weiß das, weil‘s bei mir selbst beobachtet habe und es auch bei einigen anderen hier gelesen habe.
Alkoholiker ticken irgendwie anders als „normale“ Menschen. Es dauert Monate bis ein bis zwei Jahre in Abstinenz, bis sie wieder so klar im Kopf sind, dass sie sich nicht mehr nur um sich selber drehen, sondern auch das sehen, was sie angerichtet haben, und Verantwortung übernehmen können.
Lies dich bitte mal durch die Informationen im Angehörigen-Teil und informiere dich bitte mal über Co-Abhängigkeit. Du rutschst da gerade hinein. Hilfreich sind auch die Selbstvorstellungen anderer Angehöriger und was ihnen jeweils geantwortet worden ist.
So hart das klingt, aber mit Verständnis wirst du bei deinem Freund kaum weiterkommen. Er wird es nur auszunutzen, sich aber sehr, sehr, sehr wahrscheinlich nicht ändern. Dass das Problem schon sehr lange bekannt ist, zeigt die Reaktion und Antwort des Bruders.
Wenn dein Freund nicht wirklich selbst vom Alkohol loskommen will und es sieht nach deinen Schilderungen alles danach aus, kannst du nichts anderes tun als dich nur um dich zu kümmern.
Tut mir leid für dich, dass ich dir nichts Trostvolles sagen kann.
Sehr empfehlen kann ich dir auch die Bücher in der Literaturliste.
Viele Grüße
AmSee