Wir haben ein Solidarsystem, in dem im Idealfall jeder reinzahlt und im Fall der Erkrankung jeder eine Behandlung mit Kostenübernahme bekommt.
Und, klar, ich habe mich schon mit Drogenkonsum und Alkoholabusus lebensgefährlich verhalten. Ich sehe das ja nicht so aus dem Krankheitsaspekt, weil ich schon lange, bevor ich krank war, ja auch gesoffen habe. Ich bin ja auch durch eigenes Handeln überhaupt erst krank geworden. Folglich bin ich auch nicht unschuldig. Wie der Zuckerkranke, der trotzdem Kuchen frisst, der ist auch selbst dafür verantwortlich.
Damals war es mir auch tatsächlich relativ egal, ob was passiert.
Ausserdem hatte ich mit em Klettern auch éin lebensgefährliches Hobby. Auch wenn ich das durchaus auch, vor allem später, unter dem Aspekt Risikominimierung betrieben habe, Seil und so.
Aber grade aus dem heraus, dass ich selbst ja auch so war, erlaube ich mir aber auch ein knallhartes Urteil. Es hat nun mal Konsequenzen, was man tut. Ich ätze auch, sich tot zu saufen, ist die ultimative Rückfallprophylaxe. Und man braucht diese schlechten Beispiele, sonst entwickelt sich kein Problembewusstsein.
Und ich habe selbst ganz große Schwierigkeiten, Meinungen als solche ernst zu nehmen, wenn sie durch Fakten nicht gedeckt sind.
Ich habe in meinem Leben auch schon manchen Blödsinn erzählt, den ich heute nicht mehr unterschreiben würde. Man (oder zumindest ich) entwickelt sich auch. Und je nach Gefühlszustand denke ich auch unterschiedlich.
Da ich selbst wissenschaftliche Artikel schreibe, und mich durch Recherchen absichern muss, dass es auch belegbar ist, was ich schreibe, weil es nämlich auch kritisch betrachtet werden wird, bin ich gegen jegliche Form von nicht belegbaren Behauptungen (ohne das ich da jetzt weiter ausführen möchte) relativ hellhörig. Das gilt manchmal auch für meine eigenen Meinungen, dass ich die dann revidieren muss.
Daran, dass man das aus unterschiedlichen Richtungen betrachtet, fehlt es aber eigentlich auch gar nicht. Es werden Medikamente entwickelt, die dann trotz Erkrankung helfen sollen. Es werden Impfstoffe der nächsten Generation entwickellt. Die halbe Welt ist ein Versuchsszenario welche Massnahmen am Besten wirken. Und natürlich werden Fehler gemacht, hinterher wird man bei vielem schlauer sein.
Und jetzt ist halt die Situation die, dass sich das, was die Wissenschaft (und damit meine ich die wissenschaftliche Mehrheitsmeinung) befürchtet, auch bewahrheitet. Und Wissenschaft zeichnet sich für mich dadurch aus, das sie ihre eigenen Behauptungen auch hinterfragt und durch Zahlen zu verifizieren versucht, während sogenannte Meinungen oft einfach in den Raum gestellt werden und nur durch regelmässige Wiederholung an Gewicht gewinnen. Was für sehr viele Vorbehalte gegen das Impfen nun mal gilt, weil man vor theoratischen Szenarien so viel Angst hat, das man das reale und belegbare Risiko dafür ausblendet.
Und natürlich geht es um die Beschränkungen, die unbequem sind. Aber aus denen kommt man meiner Meinung nur raus, in dem man zumindest versucht, sich halbwegs vernünftig zu verhalten. Für mich ist das auch keine große Einschränkung, denn Karneval oder sonstige feuchtfröhlichen Großveranstaltungen interessieren mich nicht. Ja, natürlich leiden da Andere mehr drunter als ich.
Wer aber von Diktatur erzählt, dem lege ich gerne die Auswanderung nach Nordkorea nahe. Da würde man auch schnell merken, wie es ist, wenn man wirklich nicht sagen darf, was man denkt. Hier darf mans ja gerade sagen, sonst wäre es nicht so bekannt. Schon diese Behauptung, dass es hier keine Meinungsfreiheit gäbe, ist durch nichts gedeckt.
Das ist mir selbst beim Saufen so gegangen, dass ich irgendwann akzeptiert habe, dass bei mir nicht "alles anders" ist, was ja Süchtige gern von sich behaupten, und ich habs lange behauptet, sondern dass ich in gewisser Weise absolut durchschnittlich bin und im Rahmen der Variabilität für mich genau das Gleiche gilt wie für alle andern, nämlich dass zu viel Saufen auf Dauer krank macht. Und eigentlich erlebe ich viele dieser Querdenker wie nasse Säufer, sie machen sich ihre eigene Realität, weil sie keine Einschränkung ihres Verhaltens wollen. Natürlich gibt es immer Argumente, warum man nicht "aufhören muss" und überhaupt, andere machen doch auch Fehler, und sind sowieso viel schlimmer als man selbst. Ich sehe da durchaus Parallelen in der Art, zu argumentieren.
Mein Idealszenario...es sterben ein paar von den Vollpfosten weg, dann sind sie weg von der Strasse, und der Rest hat irgendwann Herdenimmunität, und an mir geht es dank Impfung spurlos vorüber. Und letztlich kommt es sowieso wie es kommt, auch ich kann Pech haben.
Übrigens, @Britt..neulich eine Umfrage gelesen, die Mehrheit der Jüngeren hält die Demokratie nicht für die geeignete Gesellschaftsform um dem Klimawandel zu begegnen. Ich glaube das, was gerade läuft, ist nur der Vorgeschmack auf das, was kommen wird. Und trotzdem werde ich versuchen, meine restlichen 20, 30. Jahre so schön zu verbringen, wie mir das möglich ist. Denn nichts wird sich ändern, wenn ich mich runterziehen lasse.
Wer im Glashaus sitzt, heisst es gerne. Oder, wer selbst ohne Fehler ist. Aber das passt für mich nicht ganz, denn die Fehler anderer werden ja nicht dadurch besser, dass ich auch welche mache. Aber eigentlich gerade deswegen, weil es sowiso nie perfekt ist, ist es ärgerlich, wenn man vermeidbare Fehler nicht vermeidet.
Ich bin jetzt raus, ich ändere eh nichts an der Situation.
Gruß Susanne