Hallo Hermann,
ich bin Charlotte, schreibe hier nicht viel, weil ich mich immer noch sehr instabil fühle und mir ein paar Monate durchsetzt mit langen Trinkpausen nicht angemessen erscheinen, um hier Ratschläge zu geben. Kurz für Dich, ich bin 57, in einem Jägerhaushalt aufgewachsen, habe Kinder und immer noch Hunde und gehe seit ein paar Jahren nicht mehr auf Jagd, aber immer noch manchmal mit auf Nachsuche, meine Hunde (Drahthaar und Dackel) sind ganz gut.
Aber ich kenne die Alkrituale in der Jägerschaft, es hat mich schon als Jugendliche angewidert, wenn da son Geldmensch auftauchte, der meinte, er müsse sich mal richtig `sattschiessen´. Einfach widerlich solche Typen; das hat nichts mit Jagd zu tun. Und danach wurde das natürlich nicht zum Abschuss, aber trophähentaugliche gegebene Tier feierlich totgetrunken und ich musste diese unangenehmen Vögel manchmal mit allen unangenehmen Begleiterscheinungen nach Hause fahren. Es war widerlich.
Trotzdem bin ich selbst durch diese ständige Alkoholpräsenz und vrmtl auch durch ne Anpassung meinerseits alkoholabhängig geworden. Auch ich habe lange Trinkpausen hinter mir, war lange nie ein Problem, ich habe immer viele Monate geschafft. Ich hadere gerade mit ähnlichen Problemen wie du.
Du hast ja schon viel gemacht; deine Frau weiss Bescheid und ist an deiner Seite, Das ist sehr gut.
Aber: man kann sich auch gemeinsam was in die Tasche lügen...
Dein Arzt weiss Bescheid usw.
Ich kenne dieses Theater mit Job und Kindern (ich hab 4, aber die sind erwachsen) und Stress und Ärger an allen Fronten da draussen sehr gut. Wegbeamen ist da einfach so simpel.
Susanne hat dir ja schon das Buch von Borowiak empfohlen.
Das ist sehr informativ und kurzweilig.
Hier im Forum hab ich oft den Begriff `Suchtgedächtnis`gelesen. Dafür gibt es eine physiologische Erklärung, das sind Neurotransmitter, die bleiben.
Bleib aufmerksam, was Alkohol angeht. Das einfach mal so 2-3 Bier gehen, funktioniert nicht. Das weisst Du doch!
Die üblichen Hilfen kennst Du ja auch.
Ich frag mich bei Dir allerdings auch was anderes: manchmal wird im alltäglichen Leben einfach alles zu viel.
Dann hilft vordergründig, sich zu betäuben und alles auszuhalten bzw zu bewältigen. Aber: damit schiesst du dich nur krank! Für mich klingt das so, als müsstest du aus deinem Alltag mal ne Weile raus.
Und lass mich raten: es geht nicht, weil...?
Dachte ich auch und dann hatte ich einen Herzstillstand. Sei nicht blöd, Du weisst doch, wie es geht..setz dich aufn Hochsitz, und überleg dir, wie du den Rest deines Lebens verbringen wirst.
Als saufender Alkoholiker über 50 hat man da nicht mehr soviel Zeit.
Ich wünsche Dir Alles Gute, und würde mich freuen, weiterhin von Dir zu lesen.
Liebe Grüsse von Charlotte