Es gibt keine für jedermann geeignete Maßnahmen. Jeder muss seinen eigenen Weg finden, der zu ihm passt. Jedoch sind die Wege derjenigen, die seit Jahren clean sind, gar nicht so verschieden, sondern teilweise identisch.
Wichtig ist, sich von dem Gedanken zu verabschieden, irgendwann gehe doch noch mal was mit dem Alkohol. So lange der Gedanke im Oberstübchen kreist, wird das nichts mit der Abstinenz. Es hat bei mir ein Weilchen gedauert, bis ich mich von diesem Gedanken verabschieden konnte. Hilfreich waren mir dabei u.a. meine Therapie und der Kontakt mit Rückfälligen, die mir plausibel darlegen konnten, wie schnell sie wieder bei alten Schlagzahlen und noch darüber angelangt waren.
Stichwort "Offener Umgang" mit der Krankheit. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die sie Hinz und Kunz auf die Nase binden. Ich habe genau den Kreis in Kenntnis gesetzt, den ich auch von anderen schlimmen Krankheiten erzählen würde und der ist bewusst sehr eng gezogen.
Ich werde nur noch ganz selten mal gefragt, ob und warum ich keinen Alkohol trinke. Darauf gibt's die Standartantwort: "Nein, Alkohol bekommt mir nicht, ich vertrage ihn einfach nicht (mehr)."
Eine weitere hervorragende Antwort hat mit Ferdinand von Schirach geschildert: "Ich halte es nicht für ein erstrebenswertes Ziel, die Kontrolle über meinen Verstand zu verlieren." ich habe sie bislang noch nicht in die Praxis umgesetzt, jedoch abgespeichert.
Stichwort "Alkoholfreier Haushalt": Ich habe alle alkoholischen Getränke nebst zugehöriger Gläser entsorgt, die ich früher getrunken und benötigt habe.
Auch die Biergläser können ein Risiko beinhalten. Ich habe mal aus einem zunächst verwahrten Weißbierglas einer Sonderedition, eine Saftschorle getrunken. Kurz darauf wurde ich von Suchtdruck gepeinigt.
Meine Frau trinkt ab- und an mal ein Glas Wein oder einen Piccolo Sekt und zwar in unserer Wohnung. Etwas Sekt und Wein haben wir daheim im Keller. Da ich das Zeug meiner Frau nie gemocht habe, stufe ich ihren kleinen Vorrat als ungefährlich für mich ein. Wenn ich wirklich was trinken wollte, ginge ich um die Straßenecke zu einer 24/365 Tanke, die all das gekühl vorrätig hat, was ich missbräuchlich gesoffen habe.
Falls mich ein Neuanfänger um Rat bäte, würde ich ihm sofort den alkoholfreien Haushalt ans Herz legen.
Alternative Getränke: Alkoholfreie Varianten von Bier, Wein oder Sekt: Finger weg. Alles was aussieht wie Alkohol, riecht wie Alkohol oder schmeckt wie Alkohol ist tabu.
Das ist mein Weg, auf dem ich seit Jahren zufrieden und unfallfrei unterwegs bin. Einen vernünftigen Grund für einen Kurswechsel vermag ich nicht zu erkennen.
Gruß
Rekonvaleszent