Viele Wege führen aus der Sucht !/?

  • Oh man - ich platze gleich. Bei solchen Posts könnte ich an die Decke gehen >:( Und ich muss das auch mal (wieder) loswerden. Und um nicht irgend einen Thread - in diesem Fall den von Katniss - kaputt zu machen, tue ich das eben mal hier in meinem thread.

    Da schreibt jemand (Katniss), dass er/sie festgestellt hat, mit Alkohol nicht umgehen zu können, also nicht kontrolliert mit Alkohol umgehen zu können: Schlußfolgerung: dann eben zukünftig ohne.
    Und dann DAS >:( :wall:

    Zitat

    ...dass derjenige sein eigentliches Suchtproblem nicht erkannt/nicht bearbeitet hat. Aus diesem Grund hat er überhaupt keine Chance, seine Sucht aufzulösen und bleibt so lebenslang ein Süchtiger.
    ... habe ich den Verdacht, dass ein Großteil der Alkoholiker auf halber Strecke stehen bleibt und den wirklichen Absprung aus der Sucht überhaupt nicht versucht
    ... Ich habe mich in Gedanken vom Alkohol frei gemacht.
    ... Mein erstrangiges Ziel besteht jedoch nicht darin, nüchtern zu bleiben, sondern darin meine Freiheit bzw. Unabhängigkeit (von Suchtstoffen u.a.) zu bewahren.
    ... Den Wert der Nüchternheit (also stets und immer 0,0 Promille) spüre ich nicht.

    :sorry: ... aber solche Aussagen bringen mich zum Schreien und meine Fussnägel zum Aufrollen! Da helfen auch nicht ein paar (Halb-)Sätze zwischendurch, denen ich voll zustimmen kann.

    So wie Du es rüberbringst, vielmehr: bei mir ankommt (Sender und Empfänger) klingt das, als wäre ich im Gegensatz zu Dir ein Unfreier und Versager, der seine Sucht nicht erkannt hat und nur zwangsweise trocken bleibt - eben weil ich nicht wie Du ab und an etwas trinken kann, ohne wieder abzustürzen, weil ich nicht sage, dass ich mir ab und zu ein Glas "gönne", wenn mir danach ist ... Du scheinst der Meinung zu sein, jeder, der für sich erkannt hat, nicht mit Alkohol umgehen zu können, geissele sich ständig selbst und renne nur mit gesenktem Kopf durch die Gegend und murmelt ständig vor sich hin "Ich darf nicht trinken, ich darf nicht trinken, ..."

    Irgendwie verhaspeln sich meine Gedanken gerade und ich muss hier aufhören. Ich weiss, dass es völliger Blödsinn ist, aber irgendwie fühle ich mich bei solchen Äußerungen verar...ht und angegriffen nixweiss0
    Aber ich musste das jetzt mal los werden.

    Ich bin eben, wie ich bin.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Greenfox,

    jedenfalls finde ich dass diese Nicklichkeiten hier zumindest besser aufgehoben sind, als wie in letzter Zeit doch immer wieder auch in den Begrüßungsthreads von Neulingen.....

    Ich musste Bassmanns Beitrag auch zweimal lesen um ihn zu verstehen. Aber in der Grundaussage hebt Bassman meiner Meinung nach schlicht und einfach den immensen Vorteil einer frei gewählten Wegentscheidung in ein suchtfreies Leben, dem einer erzwungenen Entscheidung gegenüber hervor.

    Da mit der zweiten Variante, also einer erzwungenen trockenen Lebensweise, etwa 97% der therapeutisch behandelten Betroffenen früher oder später (meist früher, mitunter schon während der Behandlung) kläglich scheitern, finde ich diese Sichtweise auch als unbestritten. Wer den suchtfreien Weg als Zugewinn empfndet hat definitiv bessere Chancen eine Sucht zu überwinden. Greenfox, es geht hier nicht um Dich. Du hast deinen Weg aus der Sucht heraus gefunden. Und ebenso wie ich bist du damit einer von den wenigen glücklichen 2 oder 3% aus der erfassten Statistik. Doch was ist mit den Anderen? Wie viele Betroffene hast Du in deiner LZT erlebt welche die therapeutischen Hilfen und Unterstützungen als Zumutung empfanden? Leute die sich dazu zwingen müssen alkoholfrei zu leben und diese Lebensweise als VERZICHT empfinden... Ich habe davon Einige gesehen!


    ...aber irgendwie fühle ich mich bei solchen Äußerungen verar...ht und angegriffen


    Irgendwie frage ich mich auch:
    Warum fühlst Du Dich anscheinend immer wieder persönlich angegriffen?
    Warum fühle ich mich nicht angegriffen?

    beste Grüße und gute Kraft immer!

    Land-in-Sicht

  • Hallo Greenfox,

    mir geht es eigentlich weniger ums Geißeln oder darum, dass ich ein konsequentes Nein zum Alkohol nicht gutheißen könnte (Kann ich nämlich!), sondern um dieses „Ich konnte noch nie… und kann deshalb für immer und ewig nie…“.

    Nicht mit Alkohol umgehen zu können ist m.E. keine lebenslange Unfähigkeit, sondern ein veränderbares Verhalten. Ich bin aufgrund meiner Ausstiegserfahrung der Meinung, dass jeder mit Alkohol umgehen kann, sofern er es schafft, sein Suchtverhalten abzustellen. Das erreicht er jedoch nicht dadurch, dass er den Alkohol meidet wie der Teufel das Weihwasser, sondern indem er begreift, dass der menschliche Körper für alle positiven und negativen Ereignisse des Lebens optimal gerüstet ist, dieses Optimum aber nur dann geben kann, wenn nicht mit Rauschmitteln in die körperlichen Prozesse eingegriffen wird.
    Oder negativ ausgedrückt: Ich schwäche mich, wenn ich mich -egal von was auch immer- abhängig mache. (Und solange ich mich nicht konsequent von allen Abhängigkeiten befreie, sondern die eine oder andere toleriere oder sogar gutheiße, bin ich stets gefährdet. Das hat dann aber nicht in erster Linie etwas mit den Suchtmitteln zu tun oder meiner Unfähigkeit, mit ihnen umzugehen, sondern mit meiner Einstellung.)

    Mir rollen sich zwar nicht die Fußnägel hoch, wenn jemand viele Jahre nach dem Ausstieg -wie du das hin und wieder machst- noch immer nicht mit Sicherheit von sich sagen kann, dass er den Alkohol nie mehr missbrauchen wird. Ich frage mich aber, was da bei dir und den vielen anderen Alkoholikern, die das ebenfalls nicht ausschließen können, falsch gelaufen ist.
    Ich gehe auch nicht an die Decke, wenn ich die als Wahrheit verkaufte Behauptung lese, dass Sucht für immer und ewig bleibt.

    Aber bei solchen Äußerungen balle auch ich schon mal die Faust in der Tasche.

    Gruß
    Bassmann

  • Lieber Greenfox, ich verstehe Dich. Und zwar total. Mehr schreibe ich nicht dazu, weil ich sonst einen Koller und mich mit anderen in die Haare kriege. Und weil das bedeuten würde, gegen Wände zu rennen, halte ich lieber die Klappe. Hab kein Bock auf blaue Flecken.

    Pinguin

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“

  • Dass Bassmann sich anschließend doch auf die persönliche Ebene begibt finde ich leider auch etwas befremdlich. Ich möchte daher einfach nochmal ausdrücklich betonen dass ich diese persönliche ebene beiderseitig mitunter nicht gut finde. Aber ich finde auch da schenkt sich keiner was. Mal isses der eine, mal der andre...

    Meine Gedanken bezogen sich auf den ersten Beitrag den Du zitiert hast Greenfox. Darin schreib Bassmann als allererste Aussage:


    Musst du ja auch nicht, Katniss. Wie wir hier wissen, gibt es die Möglichkeit alkoholfrei zu leben. Und wer sich aus freien Stücken für diese Möglichkeit entscheidet, wird sich in seinem Leben wohlfühlen.

    Und genau in diesem Sinne verstehe ICH das gesamte Posting.

    Ich habe in diesem Forum hier selbst schon öfters festgestellt dass, wenn man von sich selbst, seine Gedanken, persönliches Empfindungen, individuelles Erleben schreibt - dies von anderen oft so verstanden wird als wolle man damit ihre Gedanken, ihr Empfinden und erleben in Frage stellen oder gar angreifen. Nur weil ich einen Gedanken schreibe der vielleicht nicht so ist wie der des Anderen, weil man eine etwas andere Meinung sozusagen gleichberechtigt mit in den Raum stellt, denkt der Gegenüber man wolle damit seine Meinung anzweifeln ... und fühlt sich deswegen sogar angegrifen.

    Soweit meine Gedanken dazu. Und mehr sag ich jetzt auch nichtmehr, weil ich auch keine Lust habe zwischen irgenwelche Fronten oder so zu geraten...

    Dir die beste Kraft immer Greenfox!

    LiS

  • @LiS


    Da helfen auch nicht ein paar (Halb-)Sätze zwischendurch, denen ich voll zustimmen kann.

    So wie Du es rüberbringst, vielmehr: bei mir ankommt (Sender und Empfänger) klingt das, als wäre ...

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  • Zitat

    Nicht mit Alkohol umgehen zu können ist m.E. keine lebenslange Unfähigkeit, sondern ein veränderbares Verhalten.

    Na, dass hört sich doch sehr gut an. Klingt plausibel! Aber ich frage ich mich jetzt, warum die Betroffenen das nicht wissen? Warum es kaum einer schafft, so wie Bassmann des geschafft hat. Warum ist das so? Und was ist die Alternative? Wo sind die Therapeuten, die sich genau darauf konzentrieren, dieses veränderbare Verhalten zu verändern? Gibt es die? Wenn ja, warum gibt es dann immernoch so viele Rückfälle, so viele "ich darf nie mehr Trinken"-Alkis? Ich finde diese ganze Diskussion wirklich sehr spannend, sie bringt mich auch nicht auf die Palme. Ich bin mir nur nicht sicher, ob die Menschen, die das so geschafft haben wie Bassmann, wirklich "richtige" Alkoholiker waren.... Diese Frage stelle ich mir immer wieder.... Vielleicht muss man hier auch unterscheiden in diejenigen, die es schaffen, wirklich ganz ohne Druck, ohne das ihnen etwas fehlt komplett auf Alkohol zu verzichen und die, die sogar ab und an wieder mal ein Glas trinken können, ohne Rückfall usw. Zumindest letztere waren in meinen Augen keine Alkoholiker bzw. haben den Absprung rechtzeitig geschafft.

    Von mir kann ich sagen, dass ich es "geschafft" habe, keinen Sinn mehr im Trinken von Alkohol zu sehen. Es ist alles gut, so wie es jetzt ist. Vielleicht könnte ich auch mal ein Glas trinken, ich weiß es nicht und es ist mir auch egal. Weil ich keinen Sinn mehr darin sehe. Andere fühlen sich vielleicht von so einer Diskussion dazu animiert es mal auszuprobieren.... Und vielleicht scheitern sie.....
    LG
    gerchla

  • Zumindest letztere waren in meinen Augen keine Alkoholiker bzw. haben den Absprung rechtzeitig geschafft.

    Dem stimme ich voll zu. Aber nachdem ich es hier schon mal genau so geäußert habe, kam hier aus einer bestimmten Ecke ein Aufschrei ... und trotzdem bleibt es genau meine Meinung. Habe bisher jedenfalls noch kein für mich stichhaltiges Gegenargument gehört ...

    Von mir kann ich sagen, dass ich es "geschafft" habe, keinen Sinn mehr im Trinken von Alkohol zu sehen. Es ist alles gut, so wie es jetzt ist. Vielleicht könnte ich auch mal ein Glas trinken, ich weiß es nicht und es ist mir auch egal. Weil ich keinen Sinn mehr darin sehe.

    44. Ich werde es auch nicht ausprobieren - denn dieses "vielleicht" ist mir viel zu dünnes Eis. Und meine Versuche in der Vergangenheit haben mir gezeigt, dass es (bei mir) nicht funktioniert (hat).

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Ja, vielleicht scheitern sie, Gerchla. Möglich ist das durchaus.
    Und daran ist dann ein solcher Mensch wie Bassmann nicht ganz unschuldig. Warum setzt der den Alkoholikern auch solche Flausen in den Kopf. (Könnte man unterschwellig aus deinen Zeilen herauslesen.)
    Unverantwortlich?

    Meine Antwort: Vielleicht rutschen durch seine Worte manche Menschen erst gar nicht so weit ab, dass sie "richtige" Alkoholiker werden. Er selbst hat nämlich viele Jahre seines Lebens damit vergeudet, sich immer wieder zu beweisen, dass er kein Alkoholiker ist, weil er durch Menschen, die so wunderbar betonen können, dass Alkoholiker nie wieder einen Tropfen Alkohol trinken dürfen, dass sie Medikamente usw. nur dann zu sich nehmen dürfen, wenn sie keinen Alkohol enthalten usw. usf., immer wieder davon abgeschreckt wurde, endlich etwas gegen das fortschreitende Abgleiten in die Sucht zu unternehmen. Stattdessen hat er versucht kontrolliert zu trinken.
    Aber wie soll man sich kontrolliert berauschen? Deshalb waren auch Bassmanns Versuche des kontrollierten Trinkens zum Scheitern verurteilt.

    Vielleicht ist es irgendwann tatsächlich zu spät, etwas anderes zu tun, als seine Sucht als unheilbare Krankheit zu begreifen, weil man ein "richtiger" Alkoholiker geworden ist.
    Es stellt sich nur die Frage, ob es so weit kommen muss.
    So wie ich das sehe, hat mich nicht die Suchthilfe mit ihrer These der unheilbaren Krankheit davor bewahrt, dass es so weit kam, sondern Allen Carr -und pikanterweise noch nicht einmal sein Säufer-, sondern sein Raucherbuch. Dort lernte ich theoretisch, dass real nichts Tolles am Suchtmittel ist, sondern dass sein "Erfolg" auf einer Art Gehirnwäsche basiert.
    Das erfuhr ich dann später auch.

    So bleibt mir die Hoffnung, dass ich den einen oder anderen "unrichtigen" Alkoholiker motivieren kann, rechtzeitig abzuspringen. Um die "richtigen" Alkoholiker, also diejenigen, die sich lange genug dagegen gewehrt haben, sich als Alkoholiker zu sehen, könnt ihr euch dann ja kümmern.

    Gruß
    Bassmann

  • Komischerweise heute wieder eine Userin die den hier zitierten Beitrag von Bassman als sehr motivierend für ihre nüchterne Lebensweise empfindet. Nach Katniss, an die der Beitrag schließlich gerichtet war, schon die zweite Userin in den letzten Tagen die das offen in dem Thread dort zeigt. Ich habe hier ebenfalls schon meine Meinung dargelegt.

    Ich verstehe nicht was Ihr habt.

    Es mag jene Menschen geben die durch die ganzen SHG-Vokabeln und die Lehrinhalte von Selbsthilfeliteratur und durch die öffentliche Suchthilfe nicht den Weg aus der Sucht fanden. Ja es mag sogar jene Menschen geben für die dieser Weg sich lange sogar als eher kontraproduktiv zeigt. Und die dann den Weg aus der Sucht raus finden weil sie es wagen andere Gedankengänge, und andere Wege aus der Sucht heraus zu gehen als es für "Normal" und "Richtig" propagiert wird. Ich selbst zähle mich zu jenen Menschen. Und dass ich mit meinen eher freien Gedanken für mich sehr richtig liege zeigt mir mein Freiheitsempfinden auf meinem Weg und nunmehr schon eine lange Zeit an suchtfreiem Leben.

    Wenn man Eure Diskussion hier immer wieder mitverfolgt, mag das mitunter zwar ansatzweise Interessant sein. Aber irgendwie lese ich auch immer wieder die Grundsatzfrage hinaus: Wer ist es mehr Wert von der Sucht gerettet zu werden? Der "Richtige" Alkoholiker der fortan SHG jarzehntelang besucht und den Kanon auswendig lernt, oder der Querdenker und Individualist der für sich erkennt dass er andere Wege gehen MUSS.

    Welcher von beiden hat die goldene Palme des echten Weges für sich gepachtet??

    Ich kann darüber nur missmutig den Kopf schütteln....

    LiS

  • Und warum kann man nicht beide und sogar noch andere Wege gelten lassen?
    Was ist für dich greenfox so schlimm an Katros Ansatz ?
    Wie heißt es so schön: wer heilt hat Recht.

  • ... dieses hier ist der Thread von GREENFOX ... !!!

    Ich bitte Euch darum, diese "Diskussion" (Statementabgabe) wieder da zu führen, wo sie hingehört ...
    Im übrigen wird hier doch meines Erachtens nicht Katros / Bassmanns persönliche Ansicht zu SEINEM Weg kritisiert, sondern der daraus von ihm und anderen abgeleitete Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

    Beste Grüße
    keppler

  • Danke keppler.

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“


  • ... dieses hier ist der Thread von GREENFOX ... !!!

    Ich bitte Euch darum, diese "Diskussion" (Statementabgabe) wieder da zu führen, wo sie hingehört ...


    Das tun wir doch. Schließlich hat Greenfox dieses Thema am 29. Januar in genau diesem Thread eröffnet.

    Und nun zum Thema:
    Ich erhebe keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, Keppler. So vermessen bin ich nicht. Aber ich verschaffe mir immer wieder Gehör, denn die Welt der Abhängigen besteht nicht nur aus denjenigen, die bereits ganz unten angekommen sind, sondern aus einer großen Anzahl von Menschen, die sich noch in der Abwärtsspirale befinden. Die Chance, dass sie erst ganz unten ankommen müssen, bevor sie bereit sind, sich von denen helfen zu lassen, die nicht ganz unschuldig an ihrem späten Suchtausstieg sind, ist groß.
    Aber unten angekommen sind endlich alle Trinker „richtige“ Alkoholiker, die aus tiefstem Herzen bekennen können: Ich kann nicht mehr. Ich brauche Hilfe und ich nehme diese Hilfe zu euren Bedingungen an, weil nichts anderes mehr geht.

    Die Welt ist erst dort unten bei den „richtigen“ Alkoholikern wirklich schwarz. Ich begann diese Schwärze bereits zu ahnen, als ich in der letzten Zeit vor meinem Ausstieg immer häufiger bereits morgens trank. Aber ich musste sie nicht erleben, weil ich das Glück hatte, mit anderen als den „klassischen“ Ideen zum Suchtausstieg in Berührung zu kommen.
    Diese Ideen sind sicherlich nicht allgemeingültig. Aber sie scheinen zu funktionieren und schaffen es vielleicht, den einen oder anderen Trinker davon abzuhalten, sich zu einem „richtigen“ Alkoholiker zu entwickeln.
    Und das wäre doch -Allgemeingültigkeit hin oder her- eine gute Sache, oder?

    Bassmann

  • Keppler, das Thema wurde von Greenfox in seinem Thread angesprochen - wieso soll ich dann in einem anderen antworten ? So ganz versteh ich das jetzt nicht.

  • Zunächst einmal: Danke, keppler und Pingu, für Eure Unterstützung - aber es stimmt: ICH habe das Thema HIER angefangen.

    @ Bassmann:

    denn die Welt der Abhängigen besteht nicht nur aus denjenigen, die bereits ganz unten angekommen sind, sondern aus einer großen Anzahl von Menschen, die sich noch in der Abwärtsspirale befinden....

    Das war mal wieder ein Post, den ich so verstehe und unterschreiben würde.
    Und unter dieser Prämisse, dass Du Dich an Menschen wendest, die erst ganz am Anfang ihrer Sucht stehen bzw. kurz davor, ist es m.E. auch okay zu sagen "Ihr müsst die Sucht akzeptieren, dann habt ihr sie schon überwunden ..." (Was Du eben sagst/meinst).
    Aber für Menschen, die mitten in einer Sucht stecken geht das eben nicht so.
    Ich kenne auch Menschen, die erheblich zu viel trinken - aber doch nicht süchtig/abhängig sind. Warum das so ist, warum der Eine abhängig wird und der Andere nicht, kann momentan noch keiner erklären.

    Und da ich auf die harte Tour erkennen musste, bin ich im Laufe der Zeit zu der Erkenntnis gekommen, dass es für Abhängige heißen muss "Wenn Du Deine Sucht/Abhängigkeit akzeptierst und anerkennst Und etwas ändern, nicht mehr so weiterleben willst, dann ist es leichter, sie zu stoppen und wieder ein selbst-bestimmtes Leben zu führen."

    Hoffe, ich konnte rüberbringen, was ich meine ...

    Aber vielleicht sollte ich diese Diskussion mal in einen eigenen Thread, Thema "Viele Wege führen aus der Sucht !/?" überführen ...

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Guten Morgen Greenfox,

    ich habe nie gesagt oder geschrieben, dass man Sucht nur akzeptieren muss, um sie hokus-pokus-fidibus auf Nimmerwiedersehen verschwinden zu lassen. Mein Erleben ist, dass Sucht aus einer Vorstellung gegenüber und einer Erfahrung mit dem Suchtmittel resultiert, die mit der Realität nicht das Geringste zu tun hat. Hier geht es um biochemische Prozesse, die durch das Suchtmittel ausgelöst werden und die der Körper selbst erledigen könnte und kann, wenn man ihn denn lassen würde. Hier geht es auch darum, sich nicht ein Tschakka-Gefühl zu jedem beliebigen Zeitpunkt herbeizutrinken oder herbeizurauchen, sondern zu akzeptieren, dass nicht jeder Tag ein Festtag ist.

    Ich habe auch nie gesagt oder geschrieben, dass ich mich nur an Menschen wende, die ganz am Anfang oder kurz vor der Sucht stehen. Ich wende mich an Menschen, die wie ich den Wunsch nach Heilung haben, denen es nicht reicht, einfach nur das erste Glas stehen zu lassen und zu hoffen, dass die Sucht nicht irgendwann wieder zuschlägt und sie erneut machtlos in einen Sog nach unten geraten lässt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mein süchtiges Verhalten beenden kann, wenn ich die in meinem Kopf befindende Vorstellung vom Positiven des Suchtmittels auflöse.

    Und noch etwas, Greenfox. Ich würde wahrscheinlich genau dasselbe schreiben wie du, wenn ich nicht über Allen Carr von meiner Sucht abkommen wäre, sondern zur Entgiftung in ein Krankenhaus und anschließend in eine Langzeittherapie gegangen wäre. Dort hätte ich von Experten erfahren, wie Sucht funktioniert, dass ich lebenslang krank bin und dass ich nie wieder einen Tropfen Alkohol trinken darf. Und ich wäre davon ausgegangen, dass alles genau so ist, wie mir die Suchttherapeuten dort verklickerten. Denn dass ich nicht kontrolliert trinken kann, hatte ich ja in den Jahren davor zu Genüge erfahren.
    Und dass alles wirklich so ist, würde ich in meiner SHG von Menschen bestätigt bekommen, die einen ähnlichen Suchtausstieg wie ich durchlaufen haben.

    Ich war aber in keiner Therapie und keiner SHG. Deshalb darf ich mich völlig frei mit meiner Sucht auseinandersetzen und in den heutigen Zeiten, in denen uns Dinge wie das Internet zur Verfügung stehen, sogar darüber schreiben (und manchmal auch virtuelle Prügel beziehen).

    Gruß
    Bassmann

  • Ich warte immer noch auf jemanden, der es mindestens 1 Jahr geschafft hat auf diese Art die Kontrolle über den Alk zu behalten. Referenzen wären halt gut.
    Bisher lese ich immer nur "Nein, ich kann doch nicht kontrolliert trinken".

  • Guten morgen Greenfox,
    Vielleicht solltest du das wirklich, dieses Thema in einen anderen Thread verschieben, weil es so doch etwas deinen Thread, zumindest im Moment, auf diesen Streitpunkt reduziert.

  • Zitat

    Vielleicht solltest du das wirklich, dieses Thema in einen anderen Thread verschieben, weil es so doch etwas deinen Thread, zumindest im Moment, auf diesen Streitpunkt reduziert


    Würde ich auch für eine gute Idee halten. Ich finde es übrigens positiv, dass man hier im Forum über dieses Thema diskutieren kann/darf... Is nicht überall so.

    Zitat

    Ich warte immer noch auf jemanden, der es mindestens 1 Jahr geschafft hat auf diese Art die Kontrolle über den Alk zu behalten. Referenzen wären halt gut.

    Das wäre spannend. Falls es solche Menschen hier im Forum gibt (also außer Bassmann natürlich), wäre es schön, wenn sie ihre Erfahrungen schildern würden. Es ist ja wirklich ein sehr interessantes Thema. Aktuell die Argumentation von Bassmann, dass eben die Therapeuten oder SHG nur einen Weg, nämlich die totale Abstinenz "vorbeten" und deshalb auch alle glauben, es ginge nur so, finde ich sehr interessant. Gut argumentiert! Aber bleibt für mich schon die Frage, ab die dann alle keine Ahnung haben? Oder ist es gar so, dass es vom "geistigen" Vermögen (bitte nicht falsch verstehen, ist nicht wertend gemeint) des Betroffenen abhängt, ob er den einen Weg gehen kann aber am anderen scheitert? Ich bin, was Bassmanns Einstellung betrifft, skeptisch, will sie aber nicht generell wegbügeln. Vielleicht finden sich ja noch ein paar mehr, die es ähnlich wie er gemacht haben, das würde mich wirklich sehr interessieren

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