• Ein Hallo mal wieder hier ins Forum!

    Nun möcht ich auch einen eigenen persönlichen Thread hier starten - und damit auch eine Vorstellung hier nachholen.

    Um Neujahr herum hab ich mal wieder die Zeit überschlagen, und festgestellt - selbst etwas ungläubig die Finger als Zählhilfe hinzu nehmend - dass ich gerade dabei bin das zehnte Jahr nach meinem Suchtausstieg zu vollenden. In 2014 gelang mir mein Ausstieg, und damit der Einstieg in eine für mich nachhaltig sehr spannende Entwicklung. In dem Frühjahr, an das ich mich zurück erinnere als wäre es heute, konnte ich aus einem zunehmend unguten Alkoholkreisel ausbrechen, und (m)eine Abhängigkeit von Alkohol überwinden. Die kraftvolle Dynamik die daraus für mich entstand, konnte ich kurz darauf sogar auch nutzen, mich endgültig vom Tabakrauch zu lösen. Dies war wohl eine logisch fortsetzende Folge, weil es mir in dieser Zeit gelang, grundlegende Suchtmuster in mir anzugehen, sie zu durchschauen und aufzubrechen.

    In der intensiven Zeit meines Ausstiegs war ich auch User hier im Forum. Damals habe ich hier, unter dem Namen Land-in-Sicht, eine ganze Weile lang nahezu täglich viel geschrieben und Austausch gehabt. Wen es vielleicht interressiert, kann ja mal in meine damalige Vorstellungsrunde reinschauen: Hallo hier ins Forum...

    Zu meinem Ausstiegspunkt war ich eigentlich ziemlich fertig mit der Welt. Und wusste noch gar nicht was eigentlich noch vor mir lag und was mich erwartete. Es war ein neuer, mir unbekannter Weg. Und ich hielt mir manches auch bewusst offen, um das ganze für mich so frei wie möglich anzugehen. Zunächst erst mal für ein par Wochen, gestand ich mir zu. Danach könne ich immernoch schauen wie es weitergeht, sollte sich der Weg als nicht gangbar zeigen.

    Das ganze liegt nun schon ein ganzes Stück weit zurück. Es ist weiterhin sehr viel passiert, und die Entwicklung ging für mich weiter. An den vielen guten und schönen Dingen die in der langen Zeit bereits Einzug gehalten haben in mein Inneres und in mein Leben, und die mir auch heute noch täglich begegnen, weiß ich im Nachhinein: die Entscheidungen die ich in 2014 getroffen habe, sind mit die bedeutsamsten und wichtigsten meines erwachsenen Lebens. Viele der Dinge die heute Teil meines Lebens sind, sind nur da, weil ich damals das Steuerruder wieder selbst in die Hand genommen, und diesen neuen Kurs gesetzt habe. Heute noch, und immer wieder, empfinde ich eine tiefe Freude und Dankbarkeit dafür.

    Hier im Thread möchte ich Raum finden ab und an für Gedanken, Notizen und Austausch. Danke nochmal an Alle, die das hier so in dieser Form ermöglichen.

    Gute Grüße!

    - Mojo -

  • Dann herzlich Willkommen zurück und schön dass Du Dich als erfahrener Abstinenzler - oder wie nennst Du Dich? - wieder mit einbringen magst. Ich denke es ist sehr wertvoll für alle, und auch für sich selber, wenn man mit Abstand zur eigenen Entscheidung der Abstinenz, noch einmal darüber nachdenkt, ggf. seinen Kurs reflektiert und auch ein wenig Weisheit spendet.

    Was Du mit dem Tabak beschreibst, kann ich sehr gut nachvollziehen, bei mir war es andersherum. Der Entzug vom Tabak, schon vor mittlerweile 16 Jahren, hat mir bei der Alkoholabstinenz sehr geholfen, ich konnte da sehr aus dem damaligen Erfahrungsschatz schöpfen und bin jetzt sehr glücklich "drogenlos".

    Dann wünsche ich Dir eine gute Zeit hier, ich bin sehr gespannt von Dir zu lesen und ein bisschen mehr Frequenz wird ebenfalls dafür sorgen, dass der eine oder andere auch ins Nachdenken kommt und vielleicht, so wie Du, wie ich, die bedeutsamste Entscheidung im Leben treffen wird!

    Bis später!

  • Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen…


    Matthias Claudius (1740 - 1815)


    Einen treffenden Titel hast du dir für deinen Thread ausgesucht. Das, was als Weg beginnt, entwickelt sich im Laufe der Zeit unter Umständen ja tatsächlich zu einer höchst spannenden, bereichernden, lebensverändernden Reise.

    Einfach schön zu lesen, dass deine Reise, nachdem du vor zehn Jahren Land in Sicht gesehen hast, einen so guten und schönen Verlauf genommen hat.

    Meine Gratulation zum Zehnjährigen! 🌈 Mögen es noch viele weitere Jahrzehnte werden. 🍀

    Auf einen guten, inspirierenden Austausch!

    Beste Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Ihr,

    ich danke Euch, Honk, AmSee und Bassmann, für Euer Willkommen und für Eure Zeilen! Es ist sehr schön, hier so herzlich wieder aufgenommen zu werden.

    Zitat

    erfahrener Abstinenzler - oder wie nennst Du Dich? -

    Ehrlich gesagt hab ich mich die ganze Zeit über eigentlich nirgends als irgendwas bezeichnet oder benannt. Ich kann mit sowas nicht viel für mich anfangen, bzw. habe ich nicht das Gefühl dass es mir etwas geben würde. Ich für mich persönlich bevorzuge Formulierungen und Worte wie beispielsweise Nüchtern Sein oder nüchternes Leben.

    Und zum Punkt 'erfahren' kann ich nur sagen, dass ich meine wichtigsten Schlüsselerfahrungen tatsächlich ganz zu Beginn und in der Anfangszeit gemacht habe. Irgendwann wird es ein Selbstläufer. Schon recht bald war mir innerlich klar, dass es kein Zurück mehr für mich geben wird, und dass Alkoholmissbrauch schlichtweg keine Option mehr für mich darstellt. Die Droge war als klapprige Krücke enttarnt, und hatte ihren Zauber verloren. Der Kompass zeigte von nun an in eine andere, wertvollere Richtung.

    Und dann, vergeht die Zeit ja bekanntlich von alleine.

    Erfahrung an sich habe ich selbst eigentlich sozusagen nur auf meinem eigenen Weg gemacht. Und genau das war für mich persönlich auch ein fast schon entscheidendes Stichwort und Erkenntnis: dass es da diesen einen Weg gibt, den nur ich selbst gehen kann. Sucht hat so viele Gesichter wie es Süchtige gibt. Und mindestens ebenso viele Wege gibt es folglich auch aus der Sucht heraus.

    - Mojo -

  • Hallo Methusal... äääh Bassmann! Und auch hallo Alle!

    Ja es ist wirklich sehr schön, hier auch alte, wertvolle Weggefährten wieder zu treffen!

    Den/Deinen Gruß von Neulich greif ich hier nochmal auf, weil für mich auch der Rückblick in diese Zeit etwas wirklich Besonderes ist. Ich habe in den letzten Wochen bewusst mal wieder ganz weit zurückgegriffen, ein par alte Threads hier geschmökert, und es ist echt schön hier im Forum die Zeilen von Damals zu lesen. Die Begegnungen die hier so stattfanden. Fast schon eine Art Zeitfenster.

    Ich muss aber auch ehrlich zugeben, dass es derzeit auch ein Stück weit ein Experiment für mich ist, mich hier wieder anzumelden und zu schreiben. In den vielen vergangenen Jahren hat sich so vieles bewegt in meinem Leben, streckenweise recht intensiv. Inneres Wachstum. Aus- und dann Weiterbildung, Festigung in einem tollen Berufsfeld, schließlich Eltern werden und Sein,… manchmal sagte ich mir, wenn z.B. X geschafft ist dann wird es bestimmt ruhiger und dann schau ich vielleicht mal wieder ins Forum. Derzeit ist mein Leben weiterhin reichhaltig und mitunter recht intensiv, so dass meine Kapazitäten für ein Forum sicher mal mehr mal weniger sein werden.

    (Zudem haben digitale Medien, oder Bildschirme im Allgemeinen, ja auch Potenzial als ungewollte Zeitfresser… Die schriftliche Kommunikation hier hat viele gute Seiten, kann aber auch Nachteile haben und ist ab einem gewissen Punkt mitunter auch begrenzt.)

    Dann denke ich manchmal auch, ob ich von der ganzen Thematik mittlerweile vielleicht doch schon sehr weit weg bin? Ich merke, dass es mir mitunter nicht leichtfällt, mich in die Denkweise meiner persönlichen Ausstiegs- und Suchtbewältigungszeit zurück zu versetzen. Ich habe mich in der ganzen, langen Zeit weiterentwickelt. Mich verändert. Das war ja auch mein Ziel. Ich wollte immer meine Sucht überwinden. Gesund werden, und mich nach vorne hin weiterentwickeln, wie jeder andere gesunde Mensch auch. Schon seit einigen Jahren weiß ich, dass mir dies auch gelungen ist. Was macht das nun mit mir, wenn ich nun wieder in einen gedankenintensiven Austausch gehe, wie ich ihn vor etwa acht Jahren zuletzt hatte? Könnte es vielleicht auch ein gedanklicher Schritt (damit meine ich ausschließlich mich selbst) zurück sein? Ich werde dem nachspüren…

    Naja, so Gedanken mache ich mir halt. Und doch fühlt es sich momentan richtig an, hier wieder zu schreiben. Wenn ich an einem Austausch Teil haben kann, der es vielleicht hin und wieder schafft, den Funken im ein oder anderen zu schüren und/oder zu unterstützen, um etwas weitergeben zu können, von dem was ich erleben durfte und darf - dann scheint das dem Experiment schon mal eine gute Grundlage zu geben.

    Gute Grüße an Alle in einen schönen Abend!

    - Mojo -

  • Was macht das nun mit mir, wenn ich nun wieder in einen gedankenintensiven Austausch gehe, wie ich ihn vor etwa acht Jahren zuletzt hatte? Könnte es vielleicht auch ein gedanklicher Schritt (damit meine ich ausschließlich mich selbst) zurück sein? Ich werde dem nachspüren…

    Über diesen Gedanken hab ich auch schon öfters nachgesonnen. Aber ich denke nicht, dass es ein Schritt zurück sein wird. Ich kann nur von mir sprechen, wenn ich nach langer (längerer) Zeit wieder ein Thema aufgreife, was ich eigentlich meinte abgeschlossen zu haben, wird mir langweilig, das Thema bleibt uninteressant und ich belasse es dann dabei. Das ist dann auch eine Art von Abschluss.

    Auf der anderen Seite kann man sich wiederum in der Sichtweise des "Weisen" wieder finden, da mit mit einer Zeitraum Abstand eine neue, weitere Sichtweise entwickelt hat. Man sieht Dinge globaler, weiter, nicht so eng.

    Ich denke man fühlt das, ob sich das Schreiben gerade richtig anfühlt oder nicht. Manchmal beginnt man Sätze und entweder ergibt sich daraus ein Flow oder man stellt fest: Nonsense, mein Beitrag macht gerade, ggf für mich, keinen Sinn.
    Und es zwingt Dich auch niemand, das ist doch eigentlich das Schöne. Gib Deinen - gerne gelesenen - Senf dazu oder halt nicht :)

    VG!

  • Ich sehe das ganz ähnlich wie Honk und zwar in allen Punkten.

    Zusätzlich fällt mir dazu etwas ein, was ich bei mir selbst so erlebt habe.
    Es stellt sich ja immer mal wieder die Frage, ob man an alte Geschichten nochmals rühren sollte oder es besser lassen sollte. Manche alte Geschichte hat sich bei mir durch die Zeit, die vergangen ist oder durch die persönliche Entwicklung, die ich durchlaufen habe, erledigt.
    Manche alte Geschichte hat sich für mich nicht erledigt, sondern hat noch (negative) Auswirkungen in meiner Gegenwart.

    Ich kenne Menschen, die sowas trotzdem lieber ruhen lassen und sozusagen den Deckel drauf packen. Ihre Entscheidung, ihr gutes Recht.

    Ich selbst zähle nicht zu denen. Manche alte Geschichte, die noch (negative) Auswirkungen in meiner Gegenwart hatte, ist gerade dadurch, dass ich mich aus meiner gegenwärtigen Perspektive mit ihr beschäftigt habe, verarbeitet und bewältigt worden.

    Ich selbst brauchte dafür zwar teilweise professionelle Hilfe, aber wenn ich betrachte und nachspüre, wie es mir heute geht, würde ich mich wieder für genau diesen Weg entscheiden.

    Ich denke nicht, dass ein gedankenintensiver Austausch zu einem gedanklichen Schritt zurück führt. Ich find‘s aber gut und wichtig, dass du selbst so achtsam mit dir bist, dass du dem nachspüren willst.
    Vielleicht kommt was Altes, Unverarbeitetes hoch, aber wenn das passieren sollte, bietet sich dir damit auch die Chance, das jetzt zu verarbeiten und tatsächlich gänzlich hinter dir zu lassen.

    Beste Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Liebe AmSee, lieber Honk,

    habt vielen Dank für Eure Rückmeldungen!

    Ich erwarte eigentlich nicht dass da Unerwartetes hoch kommt, denn ich denke dass ich wirklich sehr intensiv alles bearbeitet habe was für mich entscheidend und wichtig war.

    Vor Kurzem habe ich ein Interview mit Jorge Bucay gelesen, welches ich gerade eben auch hier im Geschichten Thread verlinkt habe: RE: Eine kleine Geschichte Dort bin ich in einem Punkt für mich wieder auf eine Bestätigung gestoßen, denn Bucay sagt, dass jeder Mensch im Leben drei „Pflichten“ hat. "Erstens: Glücklich sein. Das ist nicht nur dein Recht auf Erden, sondern deine absolute Pflicht. Du musst deine innere Ruhe und das Glück in dir finden. Zweitens: Wir müssen absolut alles daran setzen, die beste Person zu werden, die wir sein können. Die Definition davon kennt und findet jeder für sich selbst. Drittens: Jeder von uns ist dazu verpflichtet, einem Menschen im Leben zu helfen, sein Glück zu finden, es zu verwirklichen und ihn dabei zu unterstützen, sich zur bestmöglichen Person zu entwickeln, die er sein kann."

    Nun, ich sehe es nicht als Pflicht in dem Sinne. Es ist eher so, dass ich mich vor meinem Ausstiegspunkt an wirklich verzweifelten Punkten und Verstrickungen befand. Aber das was ich durch meine aktive Befreiung von den Suchtmitteln Alkohol und Nikotin erlebt habe und erlebe, dass diese Befreiung, und die darauf folgende persönliche Entwicklung für mich tatsächlich auch heute noch zehn Jahre danach so schön ist, dass ich es am liebsten laut in die Welt hinaus rufen würde, damit jeder es hören kann.

    An meinem Ausstiegspunkt, konnte ich mir ganz ehrlich gesagt immer noch nicht vorstellen wirklich niiieee, niiieeee wieder im Leben einen Tropfen zu konsumieren. Dennoch musste/wollte ich etwas ändern, und so beschloss ich es unter anderer Promisse anzugehen. Und bis heute hin ist das auch immer noch nicht meine oberste Promisse. Ich sagte mir: zunächst mal nur ein par Wochen. Und in dieser Zeit gehe ich aktiv meine Probleme an. Und wenn die par Wochen vorbei sind, dann kann ich ja nochmal prüfen ob es sich wirklich lohnt den Weg so zu gehen. Naja, und binnen kürzester Zeit kamen Dinge in mir in Bewegung und Steine ins rollen, so dass es schnell ein Selbstläufer wurde. Ich hatte nach ein par Wochen gar nicht mehr den Gedanken daran irgendwas zu überprüfen, sondern war mir felsenfest sicher, dass der Weg so wie ich ihn gerade gehe richtig ist.

    Das ist es eigentlich warum ich gerade hier bin. Ich würde gerne etwas von dem was ich erfahren durfte weitergeben können. In der stillen Hoffnung, dass vielleicht der/die Ein oder Andere sich darin ein Stück weit wieder finden kann, und weitere Anregungen erhält, aus den Fängen des Suchtlabyrinthes hinaus zu finden. In eine lebenswerte und suchtfreie Zukunft.

    - Mojo -

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