Neu in diesem Forum, aber nicht neu in der Materie...

  • Hi ihr Lieben,

    ich war 6 Jahre lang trocken bis ich vor ca. 5 Wochen dachte, dass ein Bier mir nicht schaden könnte.... Ich arbeite in der Altenpflege und es ist zur Zeit so, dass mein Arbeitgeber wirklich alles an Bewohnern nimmt, welches Geld bringt.

    Als ich hier anfing, vor 6 Jahren, waren es ganz normale alte Leutchen, die ihre Pflege bekamen. Inzwischen ist unser Haus so runtergekommen, dass wir Bewohner haben, die sich mitten im Speisesaal erleichtern. Heißt, die zieht sich die Hosen runter und pieselt in den Speisesaal. Eine andere Bewohnerin ist seit ihrem letzten Krankenhausaufenthalt so durch, dass sie nur noch Hilfe schreiend durch die Gegend läuft, mich am Shirt festhält und ich meinen eigentlichen job nicht machen kann.

    Ich arbeite als Präsenzkraft, bedeutet, ich fange morgens um 7 Uhr an und bereite das Frühstück für die Bewohner vor und bin bis zum Ende des Mittagessens vor Ort.

    Mein Job ist es, dafür zu sorgen, dass sich 18 Bewohner auf meiner Station wohl fühlen.

    Ich habe dort angefangen und war trocken. Nach knapp 5 Jahren bin ich am Ende. Es fing damit an, dass ich mit der Pflegedienstleitung im Spätdienst ein Bier getrunken habe.

    Dann habe ich angefangen, Bier von der Station mit nach Hause zu nehmen, 4 Flaschen.

    Und dann gab es kein Halten mehr. Ich kaufe wieder wie damals meinen Stoff im Supermarkt und ballere mich weg.

  • Hallo und herzlich Willkommen in unserem Forum, Birgit. 🙋‍♀️

    Danke für deine Vorstellung, deutlich wird darin durchaus, wie deine ungünstige Lebenssituation - dein Arbeitsplatz - zu deinem Rückfall geführt hat.

    Nun frage mich, was ICH dir antworten könnte bzw. wie ich dir Hilfe zur Selbsthilfe leisten könnte. Fragen hast du keine gestellt… 🤔

    Wohin dich deine derzeitige Reise mit Alkohol führen kann oder voraussichtlich führen wird, wirst du vermutlich selbst schon vor Augen haben, insbesondere wenn du in der Materie nicht neu bist.

    Vom Trinken abhalten werde ich dich nicht können, den Schritt, wieder abstinent zu werden, kannst du nur selbst machen.

    Hast du womöglich ein paar Fragen, auf die du selbst noch keine Antwort weißt? Wie könnten wir DIR Hilfe zur Selbsthilfe geben?

    Kurz zu mir: Ich bin 50, w, Erwachsene Tochter eines Alkoholikers (EKA) und lebe inzwischen seit über zweieinhalb Jahren abstinent und zwar seit ich dieses Forum hier gefunden hatte, wo ich zu meinem Glück an die zu mir passenden Ansprechpartner geriet.

    Viele Grüße

    AmSee

    P.S.: Ich schiebe deinen Faden mal in den Vorstellungsbereich, wo er eigentlich hingehört. ;)

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • ich war 6 Jahre lang trocken bis ich vor ca. 5 Wochen dachte, dass ein Bier mir nicht schaden könnte....

    ...

    Und dann gab es kein Halten mehr. Ich kaufe wieder wie damals meinen Stoff im Supermarkt und ballere mich weg.

    Und?

    Wie siehst Du das heute?

    Hat Dir das Bier geschadet oder nicht?

    Ist an Deinem Job durch das Trinken irgendwas besser geworden?

    Schmeckts wenigstens?

    Auf Deinen Job gehe ich mal nicht besonders ein. Ich weiss, dass es in solchen Häusern sehr beschi...en sein kann. Ich kann daran aber absolut nichts ändern.

    Nur, Trinken wid das halt auch nicht lösen.

    Es ist Deine Entscheidung, wie Du jetzt weitermachst. Willst Du aufhören oder Dich lieber weiter betäuben? Ist ja alles möglich.

    Einmal editiert, zuletzt von Susanne68 (21. Juli 2023 um 09:20)

  • Grüß Gott Birgit und willkommen!

    Du lässt in deinem Report offen wie deine Ausrichtung letztlich aussehen soll. Das Stöffchen weiter die Kehle hinunterrieseln lassen und die dann absehbaren Konsequenzen dann halt knallhart am eigenen Leib und der Seele zu spüren bekommen oder eben den Weg der Abstinenz beschreiten. Es ist dann ziemlich einfach am Abend zu sagen: "Ich habe heute nicht getrunken". Was der Nüchternheit entgegensteht ist die Opferrolle, die Suche nach Gründen um sich den einen oder anderen Drink zu genehmigen. Deshalb gibt es wohl den den Spruch das es genau sieben Gründe gibt um zu trinken. Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag. Und genau soviel Gründe gibt es die dagegen sprechen.

    Was deine momentane Situation betrifft ist es immer möglich sich eine Auszeit zu nehmen, sei es nun Urlaub oder Krankschreibung, um mal über die eigene Realität zu reflektieren. Am besten mit ebenfalls Betroffenen. Du hast jetzt fünf Jahre Abstinenz in deinem Leben gehabt. Schmeiss das nicht weg sondern prüfe wo dieses Fundament brüchig war und nicht stabil genug um darauf ein erfülltes Leben zu etablieren. Diese Zeit solltest du dir nehmen.

    Einen herzlichen Gruß

    Brant

  • deutlich wird darin durchaus, wie deine ungünstige Lebenssituation - dein Arbeitsplatz - zu deinem Rückfall geführt hat.

    Das möchte ich noch kommentieren.

    An sich muss man das Trinken überhaupt nicht rechtfertigen, Es ist in unserer Gesellschaft erlaubt, üblich und kommentiert wird es ja meist erst, wenn es deutlich zu viel wird oder andere darunter leiden.
    Als ich angefangen habe, war das in meinem Umfeld üblich, es fühlte sich gut an, erst mal, und ich habe es nicht hinterfragt.

    Und als es ungesund und mir das bewusst wurde, habe ich das noch so gesehen, dass ich sowieso nicht alt werden will, also was solls, wenn ich deswegen ein paar Jahre früher sterbe.

    Auf was ich raus will, ich akzeptiere es, wenn jemand trinkt. Wenn ich wieder anfangen würde, wäre ich der Meinung, dass das ausser mir niemanden was angeht, und ich würde mir nicht reinreden lassen. So wie ich es früher auch schon gemacht habe.

    Ich verurteile auch niemanden dafür. Schliesslich habe ich das selbst viele Jahre so gemacht.

    Ich habe mir Argumente, warum ich so viel trinke, erst ausgedacht, als mich immer wieder Leute, meist Partner, gelöchert haben und das unbedingt verstehen wollten. Für mich selbst brauchte ich das nicht, mir hat es geschmeckt. Und so lange ich mir vom Aufhören keine Verbesserung meiner Lebenssituation versprochen habe, gab es für mich auch keinen Grund, aufzuhören. Und ich war absolut der Meinung, ich darf das.

    Und ich habe schon vor vielen Jahren gesagt, wenn ich eines Tages der Meinung sein sollte, dass Trinken mein Leben verbessert, dann fange ich wieder damit an. So prinzpiell trocken bin ich nicht, dass ich das unbedingt bleiben müsste, auch wenn es sich nicht mehr gut anfühlen würde.

    Nur wäre dieses Argument nur so lange tragfähig, wie das Trinken mein Leben tatsächlich verbessern würde.

    Und genau so sehe ich das mit der Arbeitssituation.

    Die Arbeitssituation ist sicher belastend, das bezweifle ich nicht. Aber wenn man deswegen das Trinken "versteht", muss man sich ja auch fragen, ob der Druck durch das Trinken tatsächlich weniger wird.

    Wenn er das nämlich nicht wird, ist Trinken ganz schlicht der falsche Problemlösungsversuch.

    Normalerweise ist es bei einem Alkoholiker aber so, dass er wegen dem Druck, unter dem er wegen dem Saufen zusätzlich steht (ausnüchtern, Arbeitsfähigkeit wieder herstellen, Schuldgefühle, Selbstvorwürfe, pulverisiertes Selbstbewustsein), noch mehr unter Stress ist, als bevor er wieder angefangen hat. Und genau deswegen passt das Argument nicht, dass man wegen der Lebensituation trinkt.

    Ausser, die gefühlte Entlastung durchs Trinken ist tatsächlich so groß, dass man die Folgen des Trinkens in Kauf nimmt.

    Ja, kann man machen. Nur kann einem dann niemand helfen.

  • Das möchte ich noch kommentieren.

    An sich muss man das Trinken überhaupt nicht rechtfertigen, Es ist in unserer Gesellschaft erlaubt, üblich und kommentiert wird es ja meist erst, wenn es deutlich zu viel wird oder andere darunter leiden.

    Stimme deinem Kommentar insgesamt zu, ich sehe manches sogar ähnlich.

    In dem kurzen Satz, den ich eingangs geschrieben habe, beziehe ich mich lediglich auf einen Aspekt, den ich aus der Rückfallforschung kenne: Ein Rückfall geschieht nicht einfach aus „heiterem Himmel“, sondern in der Regel geht dem eine Verkettung von gewissen Umständen voraus. Vor diesem Hintergrund habe ich Birgits Vorstellung einfach mal grob zusammengefasst.

    Man könnte diesen Aspekt als „Rechtfertigungsargument“ betrachten, man kann das aber auch anders sehen und dann aus der „Opferrolle“ heraustreten.

    Natürlich muss sich Birgit für ihr Trinken nicht rechtfertigen, aber sie hätte sich wohl kaum hier angemeldet, wenn sie nicht einen gewissen Leidensdruck verspürte, oder?

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Natürlich muss sich Birgit für ihr Trinken nicht rechtfertigen, aber sie hätte sich wohl kaum hier angemeldet, wenn sie nicht einen gewissen Leidensdruck verspürte, oder?

    Zustimmung. Dafür wäre es aber wichtiger, wie sie aus der Situation rauskommt, als wie sie reingekommen ist.

    Und da ist es meist weniger zielführend, die Gründe anzuführen, warum man trinkt. Sondern, wie Brant schon erwähnt hat, raus aus der Opferrolle.

    Dazu fällt mir dann noch ein, das Altenpflege sehr oft Stressjobs sind. Hohe Belastung, teilweise geringe Wertschätzung. Ob ein Jobwechel was bringt, ist nicht sicher, da es im nächsten Job genau so sein kann. Und mit 58 den Beruf noch mal wechseln, sicher auch nicht so einfach.

    Da aber nicht alle Altenpfleger trinken, gibt es offensichtlich auch andere Möglichkeiten, damit umzugehen. Und genau darauf will ich raus, wenn man an der Situation nichts ändern kann, muss man einen anderen Umgang damit finden. Sonst...

    Und zu "heiteren Himmel" und der Verkettung von Umständen:

    Der Satzbestandteil "dass ein Bier mir nicht schaden könnte...." lässt Raum für
    Interpretationen. Vielleicht war die Hoffnung auf kontrolliertes Trinken ja auch noch im Spiel. Entweder das ist flapsig dahingeschrieben oder wie hast Du das gemeint, Birgit?

  • Zunächst einmal auch von mir ein herzliches Willkommen hier bei uns im Forum.

    Ich selbst bin jetzt nach mehreren Rückfällen seit 15 Jahren trocken und davon etliche Jahre in der Suchtselbsthilfe unterwegs.

    VERMUTLICH kennst Du selbst die 2 wichtigsten Voraussetzungen, wie Du aus diesem Teufelskreis wieder ausbrechen kannst: Zum Einen die Ursache, den Trigger beseitigen und zum Anderen Hilfe suchen.

    Also den Job kündigen bzw. eine andere Stelle suchen. Denn einerseits scheinst Du die Arbeit an sich gerne zu machen, aber unter den derzeitigen Bedingungen zu zerbrechen.

    Und ob Du Dich alleine, ohne Hilfe, aus diesem Suchtkreis befreien kannst, wage ich zu bezweifeln. Abgesehen davon hättest Du Dich ja sonst hier nicht angemeldet, wenn Du keine Hilfe wolltest.

    Oder, was erwartest Du Dir von uns?

    Gruß

    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Birgit.

    Wenn du auf einer Skala zwischen 1 und 10

    ( 1 für steht für „bestens“, 10 steht für „nix geht mehr“)

    benennen müsstest, wie‘s dir derzeit geht:

    Wo würdest du dich derzeit einsortieren?


    Wenn du diesen Wert hast:

    Was müsstest du tun, damit’s noch schlimmer wird?


    ………….

    Wenn du dir klar ist, was es noch schlimmer macht, bietet sich der Gedanke an die Gegenrichtung an:

    Stell dir vor, der Wert hätte sich gebessert…

    Welche Schritte liegen dann hinter dir, was hast du unternommen?

    Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

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