• Hallo danke für die vielen Antworten!
    Ich hatte eigentlich nicht das Gefühl gar nicht auf die Antworten hier zu reagieren. Es ist allerdings schwierig auf jede einzelne einzugehen. Vieles was ihr schreibt ist völlig richtig. Natürlich verwende ich den Alkohol um Dinge zu tun die ich im Grunde nicht will und natürlich würde mir nach einem langen Tag ein ruhiger Abend besser tun. Ich hoffe momentan auch auf dem richtigen Weg zu sein. Falls das nicht richtig rüber gekommen ist, natürlich will ich aufhören, natürlich weiß ich, dass der Alkohol mich nicht glücklich macht, trotzdem bin ich mir im Moment noch nicht sicher, ob ich es schaffe. Ich nehme an , dass viele dieses Gefühl kennen und viele auch mit Rückfällen zu kämpfen hatten. Ich bin hier ganz ehrlich und zwinge ja niemanden sich damit auseinandersetzen. Wobei die meisten von euch ja sehr freundlich und hilfreiche Dinge schreiben, die mir wirklich helfen.
    Ich wollte jetzt mal was schönes mit euch teilen, was sicher auch damit zu tun hat, dass ich mich endlich getraut habe hier ehrlich ber mein Problem zu schreiben. Ich habe jetzt seit einigen Tagen nichts getrunken. Ich weiß das ist weit davon entfernt "trocken" zu sein, aber ich freu mich trotzdem gerade. Ich habe vor 2 Tagen meinen Geburtstag gefeiert. Und zwar ohne Alkohol! Ich habe nur im ganz kleinen Kreis gefeiert. Mein Mann war kurz überrascht, aber da er selbst fast nie etwas trinkt, war es kein wirkliches Thema. Der Punkt ist, ich wollte es mir selbst zum Geburtstag schenken. Ich bin weit davon entfernt mir sicher zu sein, ob ich es jetzt schaffe, aber alleine der Gedanke mir selbst ein Geschenk zu machen, indem ich nicht trinke, ist etwas total neues für mich. Für mich wäre das früher ein perfekter Anlass gewesen um rückfällig zu werden. Ist ja schließlich mein Geburtstag, "da muss man sich was gönnen". Hab ich auch und zwar einen netten gemütlichen Abend und einen klaren Kopf am nächsten Morgen. Keine Übelkeit, keine Angstzustände und kein Gedanke sich das ja nicht anmerken lassen zu dürfen. Fühlt sich gerade richtig gut an

  • Und langsam kann ich mir vorstellen, dass ein Leben ohne Alkohol möglich ist und vor allem, wie hier auch schon öfter gelesen, ein Gewinn sein kann.
    PS: Mein Termin in der Suchtberatung ist in der kommenden Woche und vorerst nur eine telefonische Beratung.
    Der nächste große Schritt sollte jetzt wohl ein offenes Gespräch mit meinem Mann sein. Ein Teil von mir denkt sich, dass es einfach notwendig ist und ein anderer würde am am liebsten noch Monate warten, um zu sehen, ob ich es durchhalte. Der Gedanke Andere zu entäuschend, wenn ich dann rückfällig werde, ist momentan noch sehr unangenehm für mich.
    Danke und LG

  • Hallo Isa
    Du schreibst es ja selbst, dass Deinem Mann auffällt, dass Du nichts getrunken hast.
    Da stellt sich doch die Frage, ob Du schon vorher mehr getrunken hast, als eigentlich gut war. Oder hat Dein Mann geschwiegen, um Dir nicht weh zu tun?
    LG
    Daun

    Der Weg ist das Ziel<br />Konfuzius (551–479 v. Chr.

  • Hallo Isa

    Es freut mich ,dass du geschrieben hast und mitgeteilt hast ,wie es dir geht.
    Dass du dich zum Geburtstag selbst beschenkt hast ,finde ich wirklich eine gute Idee und ein tolles Geschenk.
    Noch viel besser ist ,dass du selbst schon positive Veränderungen feststellen kannst und dich gedanklich mit dem Alkohol anders auseinander setzen kannst.

    Ich wünsche dir ,dass du dran bleibst und weiterhin viel positives für dich entdecken kannst.
    Anfangs habe ich mir jeden Erfolg notiert und mich immer wieder daran erinnert ,warum ich eigentlich aufhören wollte mit dem Trinken.
    Ich habe versucht ,nur von Tag zu Tag weiterzugehen, aber trotzdem mit dem inneren Vorhaben, mich dauerhaft vom Alkohol zu befreien.
    Unsicherheiten und Ängste sind ganz normal.
    Es klingt verrückt ,aber es hat mir geholfen ,mir selbst gut zuzureden in diesen Momenten, dass ich mich nicht klein kriegen lassen will von den Ängsten und hab mich im Geiste an der Hand genommen.
    Außerdem hab ich mir gesagt, dass nix passieren kann ,außer Gutes(wenn ich nicht rückfällig werde).

    Was deinen Mann betrifft und deine Offenbarungen :
    Ich verstehe es sehr gut ,dass du noch warten willst.
    Du willst dich nicht selbst überfordern.
    Schritt für Schritt kannst du nach vorne gehen.
    Trotzdem denke ich ,ist es wichtig, im Auge zu behalten, warum du es deinem Mann noch nicht sagen willst.

    Ich mache sehr viel mit mir alleine aus.
    So nach und nach begreife ich ,dass ich mir damit selbst nicht immer gutes tue.
    Ich bin eine "zurückhalterin" und merke ,dass ich mich oft sehr in meinen Gedanken verstricke, anstatt sie auszusprechen und dort zu lassen ,wohin sie gehören.
    Wenn ich das mache ,klärt sich vieles viel leichter, als anfänglich gedacht.

    Grüße Orangina13

  • Danke Orangina,
    Ja da erkenne ich mich auch durchaus wieder. Ich mache auch vieles mit mir selbst aus, habe mit der Zeit aber auch gelernt offener zu sein. Speziell bei diesem Thema fällt es mir aber noch sehr schwer. Ich glaub es hat viel damit zu tun, dass ein Alkoholproblem für mich so gar nicht zum Bild einer guten Mutter passt. Ich glaube ich habe weniger Angst vor seiner Reaktion (ich glaube, dass mein Mann es durchaus unterstützen wird. Außerdem trinkt er selbst kaum Alkohol und wenn doch, dann eher um mir einen Gefallen zu tun), als davor es dann nicht mehr zurücknehmen zu können.
    Im Moment bin ich gerade sehr zuversichtlich und motiviert. Ich bin am überlegen, welche Menschen ich als erstes "einweihen" könnte. Ich glaube es wäre leichter erst einmal mit einer guten Freundin darüber zu sprechen.
    Aber natürlich wird es ein Gespräch mit meinem Mann geben müssen.

    @Daun: Ja natürlich habe ich Zuviel getrunken, deshalb bin ich ja hier ;) Trotzdem ist es für mich schwer es anderen gegenüber offen zuzugeben. Mein Mann hat früher manchmal angesprochen, dass ich seiner Meinung nach zu viel trinke. Das Ergebnis war leider, dass ich vor ihm max 1 oder 2 Gläser getrunken habe und den Rest heimlich. Ob er das möglicherweise ahnt, weiß ich nicht. Manchmal hatte ich fast das Gefühl, dass es so ist, er sich aber auch scheut es anzusprechen.
    Jedenfalls ist mir klar, dass es ein offenes Gespräch geben muss. Die Frage ist nur, wann ich mir das zutraue.

    LG
    Isa

  • Guten Morgen Isa,

    ich möchte Dir dazu....

    Zitat

    Ein Teil von mir denkt sich, dass es einfach notwendig ist und ein anderer würde am am liebsten noch Monate warten, um zu sehen, ob ich es durchhalte.

    ...von meinen Erfahrungen berichten.

    Ich war ja selbst jemand, der quasi fast seine komplette Trinkerzeit heimlich getrunken hat. Und das waren dann weit über 10 Jahre. Ich war damit so "erfolgreich", dass ich es selbst meiner Frau und Familie gegenüber verheimlichen konnte. Selbst als ich dann in den letzten Jahren locker einen halben Kasten Bier pro Tag getrunken habe, ist mir das noch gelungen. Ich weiß, dass ich ein Vollprofi im Lügen, im Vertuschen, im Täuschen und bei der Be- und Entsorgungslogistik war. Trotzdem ist mir heute ein Rätsel, wie meine Frau das nicht hat bemerken können. Allein die Ausdünstungen, die ich gehabt haben muss.... Nun hat sie zwar bemerkt, dass ich längst nicht mehr derjenige war, den sie mal geliebt hat und mich komplett verändert hatte. Jedoch wusste sie nicht, woran das lag. Das hat sie mir übrigens auch selbst gesagt und nachdem ich mich geoutet hatte, hat sie mir erst geglaubt, als ich ihr all meine Alkoholvorräte, die ich an den unglaublichsten Stellen im Haus, Auto und Garten versteckt hatte, gezeigt habe.

    Vielleicht wollte sie es auch nicht wahr haben. Ich weiß nicht, wie das bei Deinem Mann ist.

    Was ich aber eigentlich schreiben wollte:

    Ich selbst wusste natürlich irgendwann, und zwar weit vor der Endphase meiner Sucht, dass ich da ein Problem habe. Also ähnlich wie Du das ja jetzt auch bemerkt hast. Und genau wie Du suchte ich nach Lösungen, nach einem Ausweg aus der ganzen Sache.

    Und auch ich konnte mir niemals vorstellen, irgend jemanden zu sagen, dass ich ein Alkoholproblem habe. Das war für mich unvorstellbar. Also dachte ich, dass ich mich doch eigentlich in einer sehr praktischen Situation befinde. Denn ich trank ja heimlich, niemand wusste davon. Nur ich wusste, dass da etwas aus dem Ruder läuft, sonst hat das keiner bemerkt. Was liegt also näher, als einfach heimlich mit dem Trinken wieder aufzuhören? Das erschien mir als eine super Option, nahezu genial. WIN-WIN-Situation, ich gewinne meine Unabhängkeit vom Alkohol zurück und muss nicht "zugeben", dass ich Alkoholiker bin und meine Familie wird nicht damit belastet, dass sie einen Trinker als Mann / Papa hat. Klang für mich nach einem guten Plan, klang für mich nach dem einzig wahren und richtigen Plan.

    Und so wollte ich das dann auch umsetzen. Wie oft ich das versucht habe, weiß ich gar nicht mehr. Es waren etliche Versuche über die Jahre gesehen. Die ersten Versuche, welche noch zu Zeiten eines relativ niedrigen Konsums meinerseits statt fanden, waren anfangs durchaus erfolgsversprechend. Mein allererster Versuch heimlich mit dem Trinken aufzuhören führte zu einer Trinkpause von fast einem Jahr. Eine verdammt lange Zeit. Ein simples Biermischgetränk mit, ich schätze mal vielleicht max. 2,5 % Alkoholgehalt, welches ich mehr oder weniger arglos trank, führte mich dann wieder zurück in meine Sucht. Ich trank es u. a. deshalb, weil es kein Problem für mich war, das zu trinken. Ich hatte ja niemanden "versprochen" keinen Alkohol mehr zu trinken und mein neuer Nachbar bot es mir über den Gartenzaun hinweg an. Ich nahm es und trank es und es dauerte nur wenige Wochen und ich war nicht nur dort wieder angekommen wo ich vorher aufgehört hatte, sondern deutlich darüber.

    Danach gab es weitere Versuche von mir, heimlich aufzuhören. Durchaus auch ernst gemeinte, immer dann, wenn ich irgendwie Mist gebaut hatte und das dem Alkohol zuzuschreiben war. Ich hatte immer das Ziel, jetzt erst mal nichts mehr zu trinken und zu schauen wie das funktioniert. Oft mit dem festen Willen, es jetzt wirklich mal lange durchzuhalten. Eine so lange Pause wie beim ersten Mal habe ich nie mehr geschafft, es wurden oft 2 oder auch mal 3 Wochen ohne Alkohol daraus. Irgendwann suggerierte mir dann die Sucht, das ich doch mal wieder was trinken könnte. Ich kann doch gar kein so großes Problem haben, ich konnte doch aufhören und das auch noch soooooo lange. 2 Wochen waren gefühlt für mich ein ewig langer Zeitraum. Und ich hatte ja "bewiesen", dass ich ohne kann und das könnte ich ja notfalls auch wiederholen, wenn es sein müsste.

    Und auch hier immer der Gedanke: Niemand weiß, dass ich ein Problem mit Alkohol habe (und vielleicht habe ich ja keines weil ich ja gerade eine Pause gemacht habe) und ich trinke ja heimlich. Da kann ich dann ja auch niemanden enttäuschen, ich breche kein Versprechen, ach was soll's, eines geht auf jeden Fall.....

    Irgendwann waren die Intervalle zwischen den Pausen immer länger und die Pausen wurden immer kürzer. Aus den Wochen wurden Tage und die letzen Jahre meiner Sucht waren pausenfrei. Es war mir nicht mehr möglich zu verzichten, nicht mal für einen lächerlichen Tag. Und ich wollte es auch nicht mehr, ich sah darin gar keinen Sinn mehr. Ich hatte resigniert, der Alkohol hatte endgültig gewonnen.

    Aus meiner Erfahrung heraus, ist es nicht möglich, heimlich mit dem Trinken aufzuhören. Jedenfalls war es das bei mir nicht und ich kenne, ehrlich gesagt, niemanden persönlich, bei dem das so funktioniert hätte. Mittlerweile habe oder hatte ich Kontakt mit vielen alkoholkranken Menschen und kenne deren Geschichte. Die, die es wirklich geschafft haben, haben alle "Nägel mit Köpfen" gemacht. Und fast alle sind aber vorher genauso rumgeeiert wie ich das bin. Zwar waren die wenigeren davon genau wie ich komplette heimlich Trinker, aber jeder eierte auf seine Weise herum und versuchte mit irgendwelchen faulen Kompromissen irgendwas aus seinem alten Leben zu retten. Die Angst vor der Veränderung war oft zu groß, die Angst vor dem was da wohl kommen würde, wenn man jetzt sagen würde, dass man alkoholkrank ist und jetzt ganz offen gegen sein Krankheit kämpfen möchte, war zu groß.

    Nun will ich damit nicht sagen, dass man jedem erzählen muss, dass man Alkoholiker ist und das ändern möchte. Im Gegenteil, das kann sogar kontraproduktiv sein. Ich denke z. B., dass man es sich wohl überlegen sollte, ob man es z. B. in der Arbeit sagt. Wenn die Arbeit Teil des Problem ist, dann ist das sicher sinnvoll, vielleicht sogar unumgänglich (oder aber ein Wechsel des Arbeitsplatzen ist notwenig). Wenn die Arbeit aber nicht das Problem ist, man dort nicht gefährtet ist zu trinken oder dazu animiert zu werden, dann kann es auch falsch sein, sich dort zu outen bzw. dann ist das nicht zwingend notwenig.

    Was aber m. E. unbeding notwendig ist, ist, dass es das nähere, das einem persönlich nahestehende Umfeld, weiß. Dazu gehört für mich natürlich an allererster Stelle der Partner oder die Partnerin. Da geht es ja auch um Vertrauen. Ich outete mich erst meiner Frau gegenüber, dann meinen Kindern. Dann meinen Geschwistern und am Ende dann auch meinen Eltern gegenüber. Zwischen allen meinen "Outings" lagen weniger als 4 Wochen. Anschließend haben es dann auch noch meine ganz wenig verbliebenen engeren Freunde erfahren. Einer dieser Freunde war mir ein sehr hilfreicher Begleiter heraus aus der Sucht.

    Eines will ich Dir noch sagen: Mein Ausstieg aus der Sucht war völlig ungeplant. Nicht wie bei Dir, wo Du Dir ja z. B. hier im Forum schon viele Gedanken machst und viel Input holst und jetzt dann auch noch mit der Suchtberatung sprichst. Nein, ich wollte gar nicht mehr aufhören, ich sah keinen Sinn mehr darin das überhaupt noch zu versuchen.

    Es war einfach eine spontane Eingebung, ein "Klick"-Erlebnis. Meine Frau konfrontierte mich mit einer schlimmen Geschichte meinerseits, welche natürlich auch wieder auf Alkohol zurück zu führen war. Ich hätte, wie schon 100 mal vorher, auch hier wieder durch geschicktes Lügen aus der Nummer heraus kommen können. Das wäre mir mit Sicherheit gelungen, im Lügen war ich unschlagbar gut. Aber ich wusste plötzlich: Nein, jetzt ist Schluss, ich will nicht mehr so weiter machen. Und ich wusste in diesen Bruchteilen von Sekunden auch, was das bedeutete. Es bedeutete, dass mein Leben, wie es bisher war, vorbei sein würde. Es bedeutete aber auch, was ich als noch viel schlimmer empfand weil mein eigenes Leben war ja eh schon komplett kaputt, dass ich das Leben meiner Familie pulverisieren würde. Ihr die gedachte Zukunft rauben würde. Ich wusste, dass jetzt alles anders werden würde. Denn ich hatte ja nicht "nur" getrunken, ich hatte mir ein Doppelleben aufgebaut vom allerfeinsten. Ich hatte Dinge getan, von der niemand etwas wusste, schlimme Dinge und ich wusste auch, dass ich das jetzt alles auf den Tisch bringen muss und bringen werde.

    Ich hatte so viele Vertrauenbrüche begangen, von denen niemand etwas wusste. Meine Frau lebte in einer Welt, die es längst nicht mehr gab, die ich nur künstlich aufrecht erhalten hatte. Und meine Kinder auch. Das alles war mir innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde klar, vielleicht war es auch eine ganze Sekunde, jedenfalls hatte ich mir keine Zeit genommen, da weiter drüber nachzudenken. Mir war klar was passiert wenn ich jetzt sage: Ich muss Dir was sagen, ich bin Alkoholiker und dann gibt's da noch einiges mehr, das ich Dir jetzt erzählen werde.........

    Und so kam es dann auch. Aber das ist meine Geschichte, nicht Deine. Was ich Dir sagen will: Nur durch diese Ehrlichkeit und dieses Outing war es mir möglich, diese Sucht zu überwinden. Ehrlichkeit ist das A und O. Ehrlich gegenüber den Menschen die einem nahe stehen und auch Ehrlichkeit gegenüber sich selbst. Anderfalls kommt die Sucht durch die Hintertüre zurück. Sie ist so mächtig, das solltest Du nie unterschätzen

    Wenn ich Dich so lese, dann denke ich mir (ohne es zu wissen): Du hast gute Chance es zu schaffen und zu einem wirklich zufriedenen Leben ohne Alkohol zu finden. Ich nehme einfach mal an, dass Du nicht so viel gelogen und betrogen hast, wie ich das getan habe. Bei mir war klar, dass eine Fortführung meiner Ehe nicht möglich sein wird und ich wusste auch, das ich das nicht können werde, selbst wenn meine Frau dazu bereit gewesen wäre. Ich wusste oder ahnte zumindest, dass ich mich trennen würde und dass ich nur dann eine Chance habe, wenn ich wirklich neu anfange. Ich meine damit einerseit die Chance auf ein Leben ohne Alkohol aber, was mir noch viel wichtiger erschien, auf ein zufriedenes oder vielleicht sogar glückliches Leben ohne Alkohol (mit Alk ist das für einen Alkoholiker unmöglich).

    Aber bei Dir? Ist da nicht ein Mann, der vielleicht erst mal irritiert, naja vielleicht sogar geschockt, ist und der dann aber zu Dir steht? Mit dem Du dann gemeinsam durch die ersten Wochen und Monate ohne Alkohol gehen kannst? Der Dich begleitet und der selbst schnell merken wird, wie toll das ist eine Frau zu haben, die nicht mehr trinkt? Meinst Du nicht, dass das bei Dir so sein könnte. Hast Du so viel zu "beichten", dass Du Deine Ehe, Deine Beziehung, Dein weiteres Familienleben in Gefahr siehst, wenn Du ihm sagst, dass Du ja leider offenbar in eine Krankheit geschlittert bist, welche heute eine Volkskrankheit ist und dass Du nun aber da wieder heraus kommen möchtest? Gemeinsam mit ihm bzw. mit seiner Unterstützung und der Unterstützung Deiner Familie. Meinst Du Dein Mann würde Dich da dann im Regen stehen lassen? Wenn ich diesen Schritt zum richtigen Zeitpunkt gemacht hätte, also zu einem Zeitpunkt, wo mich die Sucht noch nicht so stark gefangen gehalten hatte und ich noch kein ausgeprägetes Doppelleben und Lügengespinst aufgebaut hatte, ich bin mir sicher meine Frau hätte alles dafür getan, dass wir eine gute Zukunft miteinander haben. Irgendwann war's vorbei, lass es bei Dir nicht so weit kommen.

    Vielleicht helfen Dir meine Gedanken und meine Geschichte für Dein weiteres Vorgehen. Probiers nicht heimlich, mach "Nägel mit Köpfen", Du wirst Dir später ewig dankbar dafür sein.

    LG
    Gerchla

  • Hallo Isa,

    ich will auch mal ein paar Worte für dich hierlassen. Das Meiste und Beste haben meine VorschreiberInnen dir ja schon geschrieben.

    Und ich will mich Gerchla gern anschließen: Offenheit ist das A und O. Auf jeden Fall in der Familie.

    Ich war auch eine saufende Mutter und dachte, NIEMAND darf das erfahren. Dabei wussten es eh' die Meisten, wie sich im Nachhinein herausstellte.

    Ich schicke dir einen Eimer Mut und Kraft, es deinem Mann zu sagen. Mein letzter Ehemann hat mir sehr gut zur Seite gestanden bei meiner schwersten Zeit. Letzten Endes habe ich mich dennoch von ihm getrennt und lebe nun schon 9 Jahre meist ganz zufrieden allein.

    Für meine Kinder, 3 an der Zahl, war es ein langer schwerer Weg mit mir. Für ein Kind ist es das noch. Und doch bin ich mir sehr sicher: Wenn ich mich nicht geoutet hätte (und danach alle Hilfe dankbar in Anspruch nahm), hätte ich meine Kinder komplett verloren.

    Alles erdenklich Gute,

    ichso

  • Ich kann Gelcha nur recht geben, mit dem was er schreibt.
    Alles andere ist nur Augenwischerei.
    Und du wirst schnell feststellen wie gut dir das tut, und hilfreich auf der anderen Seite, wenn du dich deinem Partner öffnest.
    Jetzt warte mal das Gespräch mit der Suchtberatung ab.
    lg
    Daun

    Der Weg ist das Ziel<br />Konfuzius (551–479 v. Chr.

  • Danke Gerchla und natürlich auch an Ichso und Daun.

    Ich weiß im Grunde, dass ihr recht habt. Ich trinke jetzt seit 14 Tagen nichts tatsächlich fällt es mir leichter als gedacht. Bis wir dann gestern Abend schön Essen waren und ich das erste Mal wieder Lust auf ein Glas gehabt hätte. Und ja klar war da der Gedanke "es weiß ja eh niemand von meinem aufhören, dann kann ich auch ein Glas trinken". Hab ich zum Glück nicht gemacht und war dann sehr stolz drauf. Und dass ist gleich der nächste Punkt. Natürlich würde ich gerne allen sagen, dass ich mein Leben gerade radikal geändert habe. Wobei mir bewusst ist, dass 14 Tage noch gar nichts sind

  • Guten Morgen Isabella :)

    14 Tage ohne ist nicht Nichts. Die ersten 14 Tage ohne sind in meinem Kopf die besten und gleichzeitig schwersten. Also klopf dir mal bitte ausgiebigst auf die Schulter ♡

    Ich kann mich noch sehr gut erinnern. Der Gedanke Alkohol beherrschte mich die erste Zeit massivst! Bei mir war es eine Suchtverlagerung. Erst hatte ich Cannabis entzogen, dann bin ich nicht mit dem Schaden zurechtkommen, den das/ich in meinem Leben verursacht hatte und bin "auf Alkohol umgestiegen". Ein schleichender Prozess...

    Was ich sehr gut nachvollziehen kann, ist, dass du nicht wieder in die "Krankenrolle" willst. Mein letzter Exmann wollte mir auch immer "alles abnehmen". Auch schon, als ich noch trank. Er fuhr mich in die Kneipe, sah mir zu, wie ich mich besoff, und fuhr mich wieder heim. Damit mir "nichts passiert". Zum Schluß jeden Abend.

    Später in der Eheberatung haben wir erfahren, dass er mit der trockenen, starken, selbst-bewussten! ichso gar nichts mehr anfangen konnte. Er wollte doch "immer nur mein Bestes", doch genau das wollte ich dann nicht mehr hergeben ;)

    Laberrhabarber... Feier dich ordentlich für die ersten 14 Tage! Vielleicht ein neuer Pulli, oder ein Kinobesuch mit deinem Sohn? :)

    ichso - die dir fest die Daumen drückt. Dass du auch bald deinem Mann "danke für dein helfenwollen, aber danke nein" sagen kannst.

  • Hallo Isa

    Wenn du einem geretteten Trinker begegnest,
    dann begegnest du einem Helden.
    Es lauert in ihm der Todfeind.
    Es bleibt behaftet mit seiner Schwäche
    und setzt seinen Weg fort,
    durch eine Welt der Trinkunsitten.
    In einer Umgebung, die ihn nicht versteht,
    in einer Gesellschaft, die sich berechtigt hält,
    in jämmerlichen Unwissenheit auf ihn herabzusehen,
    als auf einen Menschen zweiter Klasse.
    Weil er wagt gegen den Alkoholstrom zu schwimmen.

    Du solltest wissen:
    Er ist ein Mensch erster Klasse!

    Friedrich von Bodelschwingh
    (1831 - 1910)

    Ich habe dir das Gedicht mal hierhin geschickt, dass du es immer wieder lesen kannst.
    Ja deine Idee ist gut und was Ichso schreibt ist bestimmt auch hilfreich sich das Gedicht jeden Tag anzusehen.
    Damit die Erinnerung an deinem Vorhaben mit der Sauferei ein für allemal Schluss zu machen noch weiter gefestigt wird.
    Glückwunsch zu den ersten 14 Tagen.
    Wenn du einmal schaust, wie viele andere Süchte es noch gibt, und du selber feststellst,das es geht,dann kann es auch mit anderen gehen.
    LG
    Daun

    Der Weg ist das Ziel<br />Konfuzius (551–479 v. Chr.

  • Zitat

    Und mein Mann würde mich sicher nicht im Regen stehen lassen, ganz im Gegenteil. Er ist eher ein Mensch der sich gerne um andere kümmert und versucht zu helfen (selbst wenn es gar nicht gewünscht ist). Wir hatten viele Probleme, weil ich mir im Grunde nicht gerne helfen lasse, er es aber oft nicht schafft sich zurück zu nehmen. Ich hab ein bisschen Angst, dass das nach dem Outing noch schlimmer werden könnte. Also dass dieses "ich muss auf sie aufpassen" zunimmt. Ich glaube ich habe nichts getan, was die Beziehung zerstören würde, wenn er es wüsste. Wobei ich auch sehr viel versteckt habe. Allerdings weiß ich auch, dass die Probleme zwischen uns, einer der Gründe ist warum ich getrunken habe. Ohne ihm dafür irgendwie die Schuld geben zu wollen. Wir hatten ,bis zur Geburt unseres Sohnes, eine sehr harmonische Beziehung. Danach wurde es dann holprig. Zum Teil auch, weil ich nach der Geburt eine Postpartale Depression hatte. Er war damals eine ganz große Hilfe und hat vieles alleine gestemmt. Leider wurde er das dann aber auch nicht mehr los, als es mir gut ging und ich mich eher bevormundet fühlte. Ich habe also eher die Angst dann wieder "die Schwache Partnerin, die beschützt werden muss" zu werden.

    In meinen Augen ist genau das der Grund, warum Du mit ihm reden solltest - und zwar nicht nur über das Alkohol-Thema.
    Wichtig ist auch, dass Du ihm sagst, dass Dir sein gluckenhaftes Verhalten (oder wie auch immer man das nennen soll) nicht gut tut - im Gegenteil. Das Du eben NICHT in Watte gepackt und gepampert werden willst.

    Zitat

    Er war damals eine ganz große Hilfe und hat vieles alleine gestemmt. Leider wurde er das dann aber auch nicht mehr los, als es mir gut ging und ich mich eher bevormundet fühlte.

    Dies ist vermutlich der entscheidende Faktor, warum manche Beziehungen in die Brüche gehen können, wenn sich jemand aus der Sucht befreien kann:
    Man verändert sich, wird selbstbewusster und selbstbestimmter, sieht die Welt wieder klarer und möchte die Dinge wieder selbst übernehmen, die in der dunklen, nassen Zeit der Partner/die Partnerin übernommen hat, weil man selbst dazu nicht mehr in der Lage/fähig war. Und der/die Andere fühlt sich plötzlich zurückgestoßen, abgewiesen.

    Also muss man dem Partner sagen, dass man ihn nicht plötzlich für unfähig hält, sondern wie man selbst fühlt, warum man es selbst machen will: Weil man wieder dazu in der Lage und fähig ist!

    Nur, wenn man nicht miteinander redet, kann man auch keinen Konsens finden.

    Und was Deine 14 Tage anbelangt: Du kannst stolz auf Dich sein - Du hast Deinen Entschluss in die Tat umgesetzt!
    Es werden noch einige Tage kommen, in denen die Sucht ziemlich laut anklopfen. Also nimm die Erfolgs- und Glücksgefühle und halte sie Dir immer wieder vor Augen: "Ich kann es nicht nur schaffen - ich habe es geschafft! Und es fühlt sich gut an (das Geschaffthaben UND das Trockensein)"

    Und ganz wichtig: Such Dir jetzt schon Strategien, wie Du Dich verhalten kannst, wenn es mal brenzlig und/oder Dir alles zuviel wird!!

    Überleg Dir z.Bsp. vorher, ob Du zu bestimmten Feiern überhaupt wirklich hingehen willst - und nicht schon von vornherein Unwohlsein verspürst, weil es dort Alkohol gibt.
    Und wenn ja, wie Du dort jederzeit wieder wegkommst, sollte es Dir dort zuviel werden. Also möglichst nicht auf einen Fahrer angewiesen sein, der dann womöglich "noch ein bisschen" bleiben will, obwohl es Dir schon mies geht. Denn oft kommt der Saufdruck nicht während der Feier, sondern später, zu Hause, wenn der Druck, nach außen standhaft zu bleiben, abfällt und man sich "belohnen" möchte.
    Auch deshalb sollte man mit seinem Partner über das Thema reden - woher soll er/sie sonst wissen, warum man eventuell plötzlich nach Hause will.

    Ich habe es so gemacht, dass ich allen meinen Freunden und der Familie reinen "Wein" eingeschenkt habe und erklärt habe, warum sie sich nicht gekränkt fühlen sollen, wenn ich möglicherweise plötzlich ohne Verabschiedung verschwinde. Und bin ich auf Feiern anfangs nur 1-2 Stunden geblieben, können es heute auch schon mal Tage werden.
    Weil ich gelernt habe, auf mich zu achten - wenn mir etwas zu viel wird, gehe ich aus der Situation raus.

    Und so gibt es noch viele andere Strategien: Was sage/tue ich, wenn mir jemand partout ein Glas aufdrängen will? Wie und vor allem WEM sage ich, dass (und warum) ich keinen Alkohol trinke? Wie kaufe ich ein? Kann ich meine Wohnung alkoholfrei einrichten? Kann mein Partner weiterhin in meiner Gegenwart Alkohol trinken - schließlich habe ja ICH das Problem und nicht er/sie?
    Und, und, und ...

    Noch mehr Gründe, warum man mit seinem Partner reden sollte.

    So, genug zugetextet - muss ja erstmal verdaut werden ;)

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Isa,
    Greenfox hat vieles geschrieben, was ich auch so hätte schreiben können und wollen. Daher schreibe ich dazu nichts weiter.

    Es mag sein, dass dein Mann sich zunächst etwas besorgter verhält, wenn er es weiß. Andererseits wirst du, je länger du dich mit dem Thema beschäftigst und an Stabilität gewinnst, an Stärke und Gewissheit gewinnen, was gut für dich ist und was eben nicht. Und er wird das auch bemerken. Und wenn du mit ihm redest und übersetzt, was mit dir ist, was du denkst, was du herausgefunden hast, wo du Schwierigkeit siehst, was dich möglicherweise stört, umso mehr kann auch er dazu lernen und eure Beziehung kann wachsen.

    Es ist für beide ein Lernprozess. So habe ich das jedenfalls in meiner Beziehung kennengelernt.

    Als ich mir vor ein paar Jahren mal Sorgen um meinen Konsum machte, aber noch weit davon entfernt war, mit dem Alkohol aufhören zu wollen, habe ich meinem Mann von meinen Sorgen erzählt. Und natürlich flog mir das, wann immer ich Alkohol konsumierte, um die Ohren und ich ärgerte mich, ihm überhaupt davon erzählt zu haben.
    Rückblickend lag das eben daran, dass ich mich nicht vom Alkohol lösen wollte. Und da ich ihn auf mein Problem aufmerksam gemacht hatte, machte er sich natürlich Sorgen, wenn ich Alkohol konsumierte. Die Mengen hielt ich selbst für harmlos, tatsächlich waren sie im Nachhinein betrachtet doch schon ziemlich auffällig.

    Diesmal war es bei mir anders, weil ich mir kein Hintertürchen mehr offen lassen wollte. Und so ergab sich dann im Laufe der vergangenen Monate die eine oder andere Situation, in der mein Mann nicht verstand, warum ich zu der oder jener gesellschaftlichen Runde nicht mit hinwollte. Oder, warum es mich so getriggert hat, als er und Kollegen von ihm zu einer Feier gegangen sind und die ganze Zeit darüber geredet haben, wie sie die Flat für alkoholische Getränke dort nutzen wollen. Oder warum ich mich in einer Grill-Runde mit unseren Nachbarn so unwohl gefühlt habe und vorzeitig plötzlich gegangen bin.
    Oder warum ich zum Anstoßen bei einem feierlichen Anlass meine Apfelsaftschorle eben nicht aus einem Sektglas trinken möchte.
    Und so weiter.


    Also muss man dem Partner sagen, dass man ihn nicht plötzlich für unfähig hält, sondern wie man selbst fühlt, warum man es selbst machen will: Weil man wieder dazu in der Lage und fähig ist!

    Nur, wenn man nicht miteinander redet, kann man auch keinen Konsens finden.

    Genau so sehe ich das auch.


    Übrigens, falls du doch mal Saufdruck verspüren solltest, versuch so viel wie möglich Wasser zu trinken, wie du reinkriegst. Ich hab die positive Erfahrung gemacht, dass der Druck weg war, als mein Bauch mit Wasser gefüllt war.
    Danach konnte ich mich an die Aufarbeitung machen, was überhaupt zu diesem Saufdruck geführt hat, und wie ich daran etwas ändern könnte.

    Viele Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Übrigens, falls du doch mal Saufdruck verspüren solltest, versuch so viel wie möglich Wasser zu trinken, wie du reinkriegst. Ich hab die positive Erfahrung gemacht, dass der Druck weg war, als mein Bauch mit Wasser gefüllt war.
    Danach konnte ich mich an die Aufarbeitung machen, was überhaupt zu diesem Saufdruck geführt hat, und wie ich daran etwas ändern könnte.

    Außerdem fällt die Ausrede, man habe ja schließlich Durst, weg. Nicht nur in logischem Sinne, sondern auch im rein körperlichen Sinn.
    Ich hatte im ersten Jahr meiner Trockenwerdung immer eine Flasche Wasser bei mir, in meinem Rucksack. Und wann immer ich den Hauch von Durst verspürte, habe ich Wasser getrunken.
    MIR hat es sehr gut geholfen.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

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